-
Fischzuchtverfahren
-
Die Erfindung betrifft ein Fischzuchtverfahren zur Erzeugung eines
standardisierten Bio-Indikatorfisches.
-
Es ist bekannt, zur Bestimmung der akuten toxischen Wirkung von Wasserinhaltsstoffen,
insbesondere von kommunalen und industriellen Abwässern,Testfische anzuwenden. Die
Testfische werden unterschiedlichen Abwasserkonzentrationen ausgesetzt. Weiterhin
werden Testfische zur Ermittlung der Schädlichkeit chemischer Substanzen eingesetzt.
Die Giftigkeit der verschiedenen Konzentrationen wird gewöhnlich anhand der Zahl
der innerhalb von 48 Stunden getöteten Fische ermittelt. Als Testfisch eignen sich
eine Vielzahl von Fischen, z. B. die Forelle, besonders jedoch die Goldorfe (Leuciscus
idus melanotus), die aus diesem Grund im Abwasserabgabengesetz für die Untersuchung
der Schädlichkeit des Abwassers bestimmt wurde.
-
Die Testfische werden in Teichwirtschaften gezüchtet. Das Züchten
und Hältern von Testfischen in Teichwirtschaften birgt die Gefahr einer Vorschädigung
der Fische in sich. Die Vorschädigung kann z. B. durch Parasiten oder Krankheiten
erfolgt sein, ferner durch die in den Teich gelangenden Schadstoffe, z. B. in der
Landwirtschaft verwendete Biozide.
-
Diese zum Teil nicht erkennbaren Vorschädigungen haben zur Folge,
daß Fische unterschiedlicher Widerstandsfähigkeit oder Empfindlichkeit als Testfische
verwendet werden und insbesondere durch eine verschlechterte Kondition eine höhere
Schädlichkeit von Abwässern anzeigen als sie tatsächlich vorhanden ist.
-
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Fischzuchtverfahren anzugeben, das
die vorstehend genannten Nachteile vermeidet und insbesondere standardisierte, z.
B. auch gleiche Widerstandskräfte gegen Wasserinhaltsstoffe aufweisende Fische,
hervorbringt. Die Aufgabe wird dadurch gelöst, daß der Bio-Indikatorfisch'in einem
geschlossenen Kreislauf unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet wird. Durch den
geschlossenen Ereislauf ist sichergestellt, daß gift- und schadstoffreies Wasser
zur Aufzucht verwendet wird. Für alle Testfische herrschen gleiche Verhältnisse.
Ein Parasitenbefall kann ausgeschlossen
werden. Dafür, daß die für
eine optimale Aufzucht nötigen Bedingungen eingehalten werden, sorgt die Kontrolle
des Kreislaufs. Die durch das erfindungsgemäße Verfahren gezüchteten Fische sind
also von optimal gleicher Kondition und weisengleiches Widerstandsvermögen gegen
die verschiedenen Schadstoffe auf.
-
In einer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist vorgesehen,
daß die Zucht des Bio-Indikatorfisches mit vorbestimmten Laichzeiten ganzjährig
in unbeeinflußtem Wachstumsrhythmus erfolgt, wobei als Fisch insbesondere die Goldorfe
(Leuciscus idus melanotus) verwendet wird. Ein Fisch, der als Bio-Indikator dient,
muß für entsprechende Untersuchungen ganzjährig zur Verfügung stehen. Unter natürlichen
Bedingunged wachsen jedoch die Fische schnell über die als Testfisch erwünschte
Größe hinaus und sind dann nicht mehr zu Testzwecken verwendbar. Aus diesem Grund
war es bisher üblich, die für Testzwecke vorgesehen Fische in ihrem Wachstum zurückzuhalten,
z. B. durch niedrige Wassertemperatur oder über das Futter. Zwischen den Exemplaren,
die in natürlichem, unbeeinflußtem Wachstumsrhythmus aufwachsen und denen, die im
Wachstum zurückgehalten wurden, herrschen Jedoch erhebliche Unterschiede in der
Widerstandskraft gegen die schädlichen
Wasserinhaltsstoffe. Diese
Unterschiede können bis über 100 * betragen. Durch die vorteilhafte Züchtung eines
Testfisches mit vorbestimmten Laichzeiten, im unbeeinflußten Wachstum, wird dieser
erhebliche Nachteil vermieden. Im Zusammenhang mit dem geschlossenen Kreislauf und
den kontrollierten Bedingungen entsteht ein Bio-Indikatorfisch, dessen Einzelexemplare
in ihrer Widerstandskraft gegen Schadstoffe in bisher nicht erreichbar engen Granzen
gleich sind. Die gleiche Widerstandskraft bei allen Einzelexemplaren ist besonders
für einen Testfisch wichtig, von dessen Testverhalten erhebliche finanzielle Folgen
abhängen können, wie bei der bereits erwähnten Goldorfe.
-
Die Goldorfe ist eine orangegelbe Farbvarietät der Orfe, die in größeren
Flüssen und Seen in Mittel- und Nordeuropa vorkommt. Sie erreicht eine Länge von
30 - 40 cm und laicht von April bis Juni. Sie wird in Teichwirtschaften gezüchtet
und nahezu ganzjährig in der für den Test erforderlichen Größe gehalten. Die Fische
sollen für den Test eine Totallänge von 5 bis 8 cm und~einen Korpulenzfaktor von
1,0 + 0,1 haben.
-
Der Korpulenzfaktorwird nach der Formel K = 100 x G be-L3 rechnet,
wobei G das Gewicht in (g) und L die Länge in (cm) bedeutet. Die engen Grenzen der
zulässigen Größe
und des Xorpulenzfaktors zeigen, daß es bei der
Goldorfe besonders wichtig ist, bei der Aufzucht die Bedingungen für alle Exemplare
gleich zu halten, um eine Verfälschung der Testergebnisse zu vermeiden.
-
In Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß zur Laichstimulierung
Hormone von anderen Fischarten, insbesondere bei der Goldorfe Hormone von Cypriniden,
verwendet werden.
-
Die überraschende Möglichkeit, eine Fischart durch die Hormone einer
anderen Fischart zur Ablaichung zu bringen, ermöglicht eine wesentliche Verbesserung
des Zuchtverfahrens und erlaubt vorteilhaft eine nahezu kontinuierliche Erzeugung
von Testfischen. Für die Goldorfen haben sich die Hormone von Cypriniden bewährt,
was insoweit vorteilhaft ist, weil diese Hormone ganzjährig zur Verfügung stehen.
-
In einer Ausgestaltung der Erfindung ist weiterhin vorgesehen, daß
die Hormone zur Laichstimulierung synthetisch hergestellt werden. Hierdurch braucht
nicht auf die natürlichen Hormone von Cypriniden zurückgegriffen werden.
-
In weiterer Ausgestaltung der Erfindung ist vorgesehen, daß der geschlossene
Kreislauf einen geregelten Tag-Nacht-Rhythmus, eine geregelte Futterzugabe und vollständige
Wasseraufbereitung
aufweist. Durch diese Maßnahmen wird sichergestellt,
daß das Aufwachsen der Goldorfen tatsächlich von den Jahreszeiten unabhängig und
gleichmäßig erfolgt. So kann vorherbestimmt werden, wann die für die Testfische
geeignete Größe und der entsprechende Korpulenzfaktor erreicht werden wird und es
ist sichergestellt, daß alle Testfische die gleiche Konditionbesitzen.
-
Es ist vorgesehen, daß das Wasser des geschlossenen Ereislaufs einer
physikalischen, biologischen und/oder chemischen Reinigung unterzogen wird. Durch
diese Reinigung werden alle Verunreinigungen weitgehend aus dem Kreislauf wieder
entfernt, so daß tatsächlich stets gleiche Aufwuchsbedingungen für alle Fische gegeben
sind.
-
Es ist weiterhin vorgesehen, daß die Reinigung des Wassers durch die
Reinigung eines abgezweigten Teilstromes (Bypaß) erfolgt. Hierdurch kann z. B. besonders
günstig eine Ozonierung oder Denitrifikation betrieben werden. Gleichzeitig kann
die Durchflußgeschwindigkeit im Verhältnis zur Hauptstromreinigung günstiger gestaltet
werden.
-
Es ist fernerhin vorgesehen, daß aus dem geschlossenen Kreislauf eine
Teilwassermenge abgezweigt und durch aufbereitetes und gereinigtes Frischwasser
ersetzt wird. Hierdurch kann besonders günstig der Mineralgehalt des Wassers eingestellt
werden. Eine zusätzliche Entmineralisierung, z. B. durch Ionen-austauscher kann
hierdurch entfallen.
-
Es ist weiterhin vorgesehen, daß das Temperaturniveau des geschlossenen
Kreislaufs auf 150 C bis 250 C, insbesondere auf 180 C bis 220 C eingestellt wird.
Das Temperaturniveau von 180 C bis 220 C ist insbesondere für Goldorfen die vorteilhafteste
Wassertemperatur. Es hat sich gezeigt, daß unterhalb 150 C das Wachstum stagniert
und oberhalb 250 C das Wachstum beschleunigt wird. Das Optimum, bei dem sich ein
gleichmäßiges Wachstum ergibt, liegt zwischen 180 C bis 220 C. Auch durch diese
Maßnahme wird die Kondition der Testfische konstant gehalten.
-
Das Fischzuchtverfahren gemäß der Erfindung ist nicht auf die Aufzucht
von Goldorfen beschränkt, sondern kann auch für andere Testfische angewandt werden.
Das Temperaturniveau der Aufzucht und die Art der zur Laichstimulierung verwendeten
Hormone müssen dabei der jeweiligen Fischart angepaßt
werden. Der
wesentliche Gedanke der Erfindung, einen Bio-Indikatorfisch in einem geschlossenen
Kreislauf unter kontrollierten Bedingungen zu züchten und ihn mit vorbestimmten
Laichzeiten ganzjährig in unbeeinflußtem Wachstumsrhythmus aufzuziehen, um tatsächlich
standardisierte Fische zu erhalten, ist auf alle Fischarten anwendbar.
-
~ Patentansprüche -