DE3836332A1 - Verwendung von 3-(cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil zur veraenderung der biologischen wasserqualitaet freier gewaesser - Google Patents
Verwendung von 3-(cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil zur veraenderung der biologischen wasserqualitaet freier gewaesserInfo
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung von 3-(Cyclohexyl)-
5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-Butyl)-5-
(chlor)-6-(methyl)-uracil zur Veränderung der biologischen
Wasserqualität freier Gewässer.
Für eutrophierte Gewässer ist im allgemeinen eine überstarke
Vermehrung von Blaualgen charakteristisch. Unter
den Blaualgen hemmen zum Beispiel die Microcystis-Arten
die Vermehrung der als Nahrung des Zooplanktons dienenden
nützlichen Algenarten. Dadurch entsteht weniger des als
Nahrung der Fische dienenden Zooplanktons. Es ist daher
eine wichtige Aufgabe, die im Wasser verlaufenden nachteiligen
Prozesse, zum Beispiel eine zu starke Veralgung,
zurückzudrängen.
Die zur Vernichtung der als Folge der Eutrophierung
zu stark vermehrten Algen und zur Vernichtung der Algen
überhaupt vorgenommenen Laboratoriumsversuche haben kaum
einen praktischen Wert. Das hat 2 Gründe. Einerseits sind
etwa 40 000 Algenarten bekannt, für Ungarn wurden bisher
etwa 3000 Arten beschrieben. Alle diese Arten im Laboratorium
zu prüfen, wäre zu aufwendig. Andererseits ändern sich auch
die Eigenschaften einer Alge, die aus dem lebenden Gewässer
isoliert wird und im Laboratorium eine Reinkultur bildet.
Schließlich stehen die in Oberflächengewässern gleichzeitig
vorhandenen Algen in einer so komplizierten Wechselwirkung
miteinander und den anderen Gliedern der Lebensgemeinschaft
von Wasserlebewesen (Zooplankton, Wasserpflanzen,
Fische), daß zu einer gezielten Veränderung der Wasserqualität
Laboratoriumsversuche völlig unbrauchbar sind.
In der US-PS 37 53 362 ist die algenvernichtende Wirkung
des bekannten 4,5-Di-(amino)-uracilsulfates beschrieben.
Gemäß der Beschreibung wird eine Agarplatte mit unterschiedlichen
Algenarten geimpft, mit einem mit 4,5-Di-(amino)-
uracilsulfat imprägnierten Filterpapier bedeckt und dann
bei 25 bis 27°C bebrütet. Das Maß der Hemmung wird durch
den auf den Blind- beziehungsweise Kontrollversuch bezogenen
Durchmesser charakterisiert. Aus diesem einzigen
Zahlenwert werden Rückschlüsse auf die vernichtende Wirkung
in Bezug auf sämtliche Algen gezogen.
In der japanischen veröffentlichten Patentanmeldung
Nr. 50-1 00 237 wird die Wirkung des als Herbizid bekannten
3-(sek.-Butyl)-5-(brom)-(6-(methyl)-uraciles gegen die
Algen Euglena sp. und Spirogyra sp. an Hand visueller Beobachtungen
abgeschätzt.
Die japanische veröffentlichte Patentanmeldung Nr.
54-73 122 betrifft die Wirkung des ebenfalls als Herbizid
bekannten 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uraciles
gegen je 2 Grün-, Blau- und Flagellatenalgen. Die Versuche
wurden unter axenischen (keimfreien) Bedingungen vorgenommen.
Gemäß der Beschreibung wird eine 100%ige Abtötung
der Algen durch Konzentrationen von 1000 bis 2000 µg/l
aktive Substanz erreicht, als Blind- beziehungsweise Kontrollsubstanz
wurde 2-(Äthylamino)-4-(isopropyl)-amino)-6-
(methylthio)-s-triazin verwendet. Als Nachweis des Fortschrittes
wird angegeben, daß von der letzteren Verbindung
zum Erzielen der gleichen Wirkung 1500 bis 3000 µg/l erforderlich
sind.
Außer den erwähnten Patentschriften sind noch zahlreiche
weitere bekannt, für diese im allgemeinen charakteristisch
ist, daß die Versuche unter axenischen Bedingungen
an einigen Algenarten vorgenommen wurden und aus den dabei
erhaltenen Daten allgemeine Folgerungen auf die algenvernichtende
Wirkung gezogen wurden, obwohl diese Prüfversuche
eigentlich lediglich als eine erste "Screening"-Probe zu
zu betrachten sind. Ein weiterer Mangel ist, daß die Wirkung
auf die übrigen im Wasser befindlichen Organismen im allgemeinen
nicht untersucht wurde.
Aus dem Fach- und Patentschrifttum ist zu entnehmen,
daß die die Photosynthese hemmenden Verbindungen, in erster
Linie die Triazin- und Harnstoffderivate, für die im Laboratorium
verwendeten Algenstämme stark toxisch sind. Für
den Phytoplankton (die Algenflora) der Seen können aus diesen
Daten jedoch keine eindeutigen Schlußfolgerungen gezogen
werden, was außer den genannten noch die folgenden Gründe
hat:
- a) In der Empfindlichkeit besteht zwischen den im Laboratorium verwendeten Prüfversuchsalgen und der natürlichen Algenflora ein bedeutender Unterschied. Die Algenflora besteht aus Arten unterschiedlicher Empfindlichkeit. Wenn eine empfindlichere Art in den Hintergrund gedrängt wird, dann vermehren sich die widerstandsfähigen Arten stärker. Bei unveränderter Individuenanzahl verändert sich also die Artenzusammensetzung, und diese Änderung kann in Abhängigkeit vom Verwendungszweck des Wassers vorteilhaft oder nachteilig sein. Von Eloranta und Halttunen-Keyriläinen (Elorante, V. und Halttunen- Keyriläinen L. 1983: The comparison of the Selenastrum bottle test and the natural phytoplankton assay in algal toxicity tests - Manuscript, Seiten 1 bis 16) wurde deshalb darauf hingewiesen, daß die mit dem im Laboratorium vorgenommenen sogenannten "single species test" gewonnenen Angaben nur das unterste Niveau der toxikologischen Untersuchung bedeuten.
- b) Die Nahrungskette im Wasser besteht - stark vereinfacht - aus mindestens 3 Hauptgliedern: Algen, Zooplankton und Fischen. Da diese Organismen zusammen ein pyramidenförmig aufgebautes Ernährungssystem bilden, muß an zur Verwendung im Wasser bestimmten Verbindungen unbedingt untersucht werden, wie sie sich auf diese 3 Organismengruppen auswirken. Das kann zwar durch einzeln ausgeführte Prüfversuche mit je einer der 3 Gruppen annähernd bestimmt werden, wegen der Wechselwirkungen ist es jedoch unabdingbar, die ganze Lebensgemeinschaft auch gleichzeitig zu untersuchen.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Verwendung
von Substanzen beziehungsweise Mitteln, mit welcher in
freien Gewässern die schädlichen Algen vernichtet beziehungsweise
zurückgedrängt werden, die nützlichen Algane jedoch
erhalten bleiben und auch die höheren Lebewesen des Wassers,
das Zooplankton und die Fische, keinen Schaden nehmen, zu
schaffen.
Das Obige wurde überraschenderweise durch die Erfindung
erreicht.
In einigen Versuchen wurde nämlich festgestellt, daß
bei Zusatz von 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil
[Lenacil] oder 3-(tert.-Butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil
[Terbacil] in Konzentrationen von 10 bis 500 µg/l die für die
Ernährungspyramide schädlichen Algen zum größten Teil
vernichtet werden, während überraschenderweise das Absterben
der für die Ernährungspyramide nützlichen Algen bei
einer Dosis von etwa 10 µg/l Wirkstoff zum Stillstand kommt,
dann die Anzahl dieser Algen schnell zu wachsen beginnt
und bei einem Wert von etwa 100 µg/l Wirkstoff einen konstanten
Wert erreicht (siehe Fig. 1 und 2). Die erfindungsgemäße
Verwendung ist demnach geeignet, in selektiver Weise die
Zusammensetzung der Algen nach Menge und Art so zu verändern,
daß dies für die natürliche Ernährungspyramide vorteilhaft
ist. Das natürliche Ökosystem des Wassers wird wiederhergestellt,
ohne daß es zu einer Schädigung des Zooplanktons
und der Fische kommt.
Gegenstand der Erfindung ist daher die Verwendung von
3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-
Butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil zur Veränderung der
biologischen Wasserqualität freier Gewässer in Abhängigkeit
vom Einsatzzweck, wobei die freien Gewässer mindestens 1mal
im Jahr mit 10 bis 500 µg/l der genannten Substanz(en) behandelt
werden.
Vorzugsweise wird beziehungsweise werden das 3-(Cyclohexyl)-
5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-Butyl)-
5-(Chlor)-6-(methyl)-uracil mindestens 1mal im Jahr in
Konzentrationen von 20 bis 500 µg/l eingesetzt. Als obere
Grenze der Konzentration sind 300 µg/l bevorzugt, also
Konzentrationen von 10 bis 300 µg/l, ganz besonders
20 bis 300 µg/l.
Zweckmäßig wird beziehungsweise werden das 3-(Cyclohexyl)-
5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-Butyl)-
5-(chlor)-6-(methyl)-uracil in Form von Präparaten eingesetzt.
Mit der erfindungsgemäßen Verwendung können Art und
Menge der in der Ernährungspyramide freier Gewässer befindlichen
lebenden Organismen (Algenflora, Zooplankton,
Wasserpflanzen höherer Ordnung, Fische) verändert werden,
in erster Linie im Falle von Fisch- und Angelteichen, wenn
das Wasser eutrophiert ist.
Die erfindungsgemäße Verwendung wird an Beispielen in
der gemäßigten Klimazone erläutert, es ist jedoch auch
für wärmere oder kältere Klimabedingungen geeignet. Die Anpassung
an bestimmte Bedingungen kann routinemäßig erfolgen.
Von den Faktoren der biologischen Wasserqualität wurden
die Trophität und die Toxizität nach folgenden Verfahrensweisen
untersucht:
- A) Visuelle Beobachtung. (Farbe des Wassers, Secci- Durchsichtigkeit, Verhalten der organisierteren Wasserpflanzen und der Fische).
- B) Bestimmung der Algenanzahl mit dem Mikroskop.
- C) Bestimmung des Chlorophylles.
- D) Gaschromatographische Wirkstoffbestimmung an Wasser und Fische.
Im Sinne der Erfindung werden also in gemäßigtem Klima
zur vorteilhaften Veränderung der quantitativen und qualitativen
Zusammensetzung des Phytoplanktons 3-(Cyclohexyl)-
5,6-(trimethylen)-uracil [Lenacil] und/oder 3-(tert.-Butyl)-
5-(chlor)-6-(methyl)-uracil [Terbacil], vorzugsweise in Form
eines ihrer bekannten Präparate, zum Beispiel eines Spritzpulvers
[WP], ins Wasser gegeben.
Die erste Behandlung gegen die schädlichen Algen wird
meistens bei einer Wassertemperatur von 4 bis 8°C in der
Weise vorgenommen, daß die genannte(n) Substanz(en) so zugesetzt
wird beziehungsweise werden, daß sich über den abgesetzten
Algen eine größere Konzentration ausbildet. Dann
wird das Phytoplankton mikroskopisch untersucht und darauffolgend
zweckmäßig im gesamten Wasser eine gleichmäßige
Konzentration eingestellt. Bei einer Wassertemperatur über
10°C wird nach einer eingehenden visuellen Bewertung das
Wasser mit der beziehungsweise den genannten Substanz(en)
zweckmäßig in Form eines Mittels behandelt, das auf der
Wasseroberfläche schwimmt oder im Wasser gelöst vorliegt.
Nach jedem Eingriff sollten Phyto- oder Zooplankton des Wassers
sowie der Gehalt an gelöstem Sauerstoff häufig überprüft
werden, weil bei einer für den jeweiligen Verwendungszweck
ungünstigen Entwicklung dieser Werte eine erneute Behandlung
erforderlich sein kann.
Bei jeder einzelnen Behandlung wird beziehungsweise werden
die genannten Substanz(en) in Konzentrationen von 10
bis 500 µg/l, vorzugsweise 10 bis 300 µg/l, was Mengen von
0,01 bis 0,5 g/m³, vorzugsweise 0,01 bis 0,3 g/m³ entspricht,
eingesetzt. Bei einer durchschnittlichen Wassertiefe von
1 m entspricht das einem Flächenaufwand von 0,1 bis 5,0 kg/ha.
Die Anzahl der Behandlungen, die anzuwendende Dosis
und das Präparat werden von den jeweiligen Bedingungen
betimmt, eine genaue Vorschrift kann dazu nicht gegeben
werden. Auf Grund der Parameter des Wassers sind die Behandlung
festzulegen und die Parameter zu kontrollieren. Beispielsweise
ist in mehreren Fällen eine 3- bis 4malige Behandlung
im Jahr günstig.
Wie bereits gesagt kann beziehungsweise können der beziehungsweise
die Wirkstoff(e) 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-
uracil [Lenacil] und/oder 3-(tert.-Butyl)-5-(chlor)-6-
(methyl)-uracil [Terbacil] als solche(r) oder in Form von
Lösungen, Emulsionen, Suspensionen, festen Pulvern oder
Granulaten verwendet werden. Auch die Wahl des Mittels hängt
von den örtlichen Gegebenheiten ab.
Die Erfindung wird an Hand der folgenden Beispiele näher
erläutert. In den Beispielen werden die Wirkstoffe oder die
aus ihnen hergestellten Präparate eingesetzt, wobei im
letzteren Fall im allgemeinen die Art der Formulierung
(WSCP, WP) ebenfalls angegeben ist. Als Bezeichnung der Verbindungen
dient der internationale "Common name". Demnach
bedeuten Lenacil und Terbacil die Wirkstoffe. Lenacil
80 WP und Terbacil 80 WP die 80 Gew.-% Wirkstoff enthaltenden Spritzpulver.
Die zur Beeinflussung der Algenflora freier Gewässer
vorgesehenen Wirkstoffe werden vor ihrem Einsatz im Laboratorium
in Algentests auf ihre Toxizität hin geprüft. Als
Prüfmethode wird ein Verfahren angewendet, das vom Art für
Umweltschutz der USA entwickelt (Miller, W. E., et. al.:
The Selenastrum capricornutum Printz algal assay bottle
test. Environmental Protection Agency, Environmental
Research Laboratory Corvallis, Oregon, S. 1-126, 1978)
und von Ördög (Ördög, V.: Int. Revue ges. Hydrobiol. 67,
S. 127 u. 136, [1982]) modifiziert wurde.
Verwendet wurde die Grünalge Selenastrum
caprocornutum Printz (Starr str.). In Erlenmeyerkolben
von 500 ml Volumen werden 250 ml SANM-Nährlösung (Synthetic
Algal Nutrient Medium) gefüllt. Die Kulturen werden mit
Hilfe eines Belüftungsrohres pro Kolben und pro Stunde mit
20 Liter Luft und 0,2 Liter CO₂ belüftet. Die Beleuchtung
dauert täglich 14 Stunden und wird mit einer Beleuchtungsstärke
von 3500 ± 350 lux vorgenommen. Die Temperatur
des Raumes beträft 25 ± 2°C.
Mit jedem Präparat werden wenigstens zwei Versuche
vorgenommen. Jede Konzentration wird in drei parallelen
Versuchen getestet. Nach vier Tagen Kultivierung wird die
Vermehrung der Kulturen durch Trübungsmessung bei der
Wellenlänge 750 nm bestimmt. Die Daten wurden mittels
der graphischen Methode der Probitanalyse ausgewertet
(Ördög, V.: Acta hydrochim. hydrobiol. 9, 607-612 [1981]).
Die Toxizität wird durch den EV₅₀-Wert, das heißt durch
diejenige Konzentration ausgedrückt, die bezogen auf die
Kontrolle eine 50%ige Hemmung des Wachstums verursacht.
Es wurde gefunden, daß - wie die ersten Tests
ergaben - Lenacil und Terbacil auf die Testalge stark
toxisch wirken. In der Tabelle 1 werden die Toxizitätsangaben
von drei im Handel befindlichen Algenvernichtungsmitteln
mit der von Lenacil und Terbacil verglichen.
Aus den Daten der Tabelle 1 geht hervor, daß das Lenacil
für die Testalge 52mal so toxisch ist wie das stärkste der
handelsüblichen Algenvernichtungsmittel, das Algizid WSCP.
Die erste Untersuchung hat demnach gezeigt, daß Lenacil und
Terbacil eine ausgezeichnete algenvernichtende Wirkung aufweisen.
Nach dem erfolgreichen Grünalgentest sollen die Verbindungen
(und auch ein handelsübliches Algenvernichtungsmittel)
auch hinsichtlich ihrer Wirkung auf das Zooplankton
untersucht werden. Als Vertreter des Zooplanktons wurden
Daphnien (Wasserflöhe) verwendet, weil diese ein wichtiges
Glied der Ernährungskette darstellen. Die Untersuchung wurde
gemäß der ungarischen Norm MSZ-22 902/6-81 L 09 vorgenommen.
Die durch Probitanalyse bestimmten Werte für LC₁₀,
LC₅₀ und LC₉₀ sind in der Tabelle 2 zusammengestellt.
Aus der Tabelle kann entnommen werden, daß die LC₅₀-Werte
von Lenacil 80 WP und Terbacil 80 WP außerordentlich hoch
sind und in Konzentrationen, in denen die Mittel bereits
auf die Qualität des Wassers einen günstigen Einfluß haben
(10-500 µg/l), die das Zooplankton vertretenden Daphnien
noch in keine Weise gefährdet sind. Demgegenüber war das
Handelsprodukt Algizid WSCP in der gegen Algen erforderlichen
Dosis auch für Daphnien toxisch.
Vor den eigentlichen hydrobiologischen Versuchen wurden
Toxizitätsuntersuchungen an Fischen vorgenommen, die zum
Ziel hatten, auch die auf Fische ausgeübte Toxizität von
Lenacil und Terbacil mit der Toxizität einiger im Handel
befindlicher algenvernichtender Mittel zu vergleichen.
Die Untersuchung wurde in Form statischer Fischtests
vorgenommen. Als Testfisch wurde hauptsächlich Karpfen
(Cyprinus Carpio) verwendet, doch wurde die Wirkung von
Lenacil und Terbacil auch an den Kleinfischen Alburnus alburnus,
Rhodeus sericeus amarus und Rutilus rutilus kontrolliert.
Die Untersuchungen wurden gemäß der ungarischen Norm
MSZ-22 902/3-77 vorgenommen. Die Ergebnisse sind in der
Tabelle 3 zusammengefaßt.
Wirkung der verschiedenen algenvernichtenden Mittel auf Karpfen (Cyprianus carpio) | |
Verwendetes Mittel (Common name) | |
LC₅₀-Wert (µg/l) 96 Stunden | |
Algicid WSCP | |
5200 | |
Alginex | 750 |
L-lox | 17400 |
Lenacil 80 WP | 183000 |
Terbacil 80 WP | 69700 |
Aus den Daten der Tabelle ist ersichtlich, daß Lenacil 80 WP erst in
um ein bis zwei Größenordnungen höherer Konzentration schädigend
auf die Fische wirkt, als die im Handel befindlichen
Algenvernichtungsmittel. Dagegen wirken Lenacil 80 WP (80 Gew.-%
Wirkstoff) und Terbacil 80 WP (80 Gew.-% Wirkstoff) in einer Konzentration,
die die Wasserqualität bereits verbessert (10 bis 300 µg/l), auf die Fische
noch überhaupt nicht gefährdend.
Die Versuche wurden in Glasaquarien von 100 l Volumen
vorgenommen. Die Aquarien wurden mit Wasser aus dem im
Beispiel 6 beschriebenen Teich Nr. 1 gefüllt und mit Leuchtröhren
des Typs Lumoflor 80 (hergestellt in der DDR) beleuchtet,
wobei die Lichtstärke 3500 ± 350 lux betrug. Die
Umgebung wurde auf einer Temperatur von 25 ± 2°C gehalten.
Am vierten Tag nach der Behandlung wurden die Phyto- und
Zooplankton-Organismen gezählt. Zwischen den einzelnen Behandlungen
war mit dem bloßen Auge kein Unterschied wahrzunehmen.
Das Wasser war stark veralgt und hatte eine gelbbraune
Farbe. In den unter dem Mikroskop untersuchten
Proben waren viele große Eugiena- und Phacusalgen (etwa
100 µm), und bei einer Behandlung mit 100 µg/l Lenacil
sind überhaupt keine Microcystis-Kolonien mehr nachzuweisen.
Die ausführunglichen Ergebnisse der Untersuchung
gehen aus der Tabelle 4 hervor.
Aus den Ergebnissen können die folgenden Folgerungen gezogen
werden:
- - bei der Erhöhung der Konzentration an Lenacil 80 WP sinkt die Menge des Phytoplanktons ab, was auf das Verschwinden der Microcystis-Kolonien und die Änderung der Artenzusammensetzung zurückzuführen ist;
- - die Dosis von 100 µg/l Lenacil 80 WP war bei der getesteten Wasserqualität ausreichend zum Abtöten der Microcystis-Kolonien;
- - die Anzahl der Zooplankton-Individuen nimmt auch bei Konzentrationen von 100-200 µg/l Wirkstoff nur unwesentlich ab.
In den Versuchen gelang es, die Microcystis-Kolonien
mit 100 µg/l Lenacil 80 WP zu vernichten und die Zusammensetzung
des Phytoplanktons in vorteilhafter Weise zu verändern,
ohne daß die Anzahl der Zooplankton-Individuen wahrnehmbar
abnahm. Die Eignung des Wassers zur Nutzung war sehr verbessert
worden.
Die Untersuchung erfolgt auf die gleiche Weise wie in
Beispiel 4 beschrieben, jedoch wird statt Lenacil 80 WP
Terbacil 80 WP verwendet. Die Ergebnisse sind in der Tabelle
5 zusammengestellt.
Es wurden ähnliche Ergebnisse wie im Beispiel 4 erhalten.
Die Versuche wurden in Fischteichen vorgenommen, die
durch das Anlegen einer Talsperre entstanden waren und die
von einem Bach durchflussen wurden. Von den beiden untersuchten
Teichen diente einer als Kontrolle, einer als Versuchsgelände;
beide Teiche enthielten als Fischbestand
künstlich ausgesetzte gemischte Fischbrut. Die Teiche waren
dafür bekannt, daß in jedem Jahr eine langandauernde Blüte
von Microcystis eintrat. Die Maße der beiden Teichen waren
folgende:
Ziel der Versuche war es, die Wirkung von Lenacil 80 WP
auf die qualitative und quantitative Zusammensetzung des
Phyto- und Zooplanktons und auf die hinsichtlich der Fischwirtschaft
wichtigen Parameter über ein ganzes Produktionsjahr
hinweg zu verfolgen.
Aus den erwähnten Teichen wurden zwischen dem 15. Mai
und dem 15 Oktober insgesamt 13 Wasserproben entnommen.
Der Gehalt des Wassers an gelöstem Sauerstoff wurde am Ort
der Probenahme mit einem AQUACHECK-3-Gerät gemessen, desgleichen
auch der pH-Wert und die Temperatur. Mit einer
Secci-Scheibe wurde die Durchsichtigkeit des Wassers bestimmt.
Für die Laboratoriumsuntersuchungen wurden mit Lugollösung
fixierte Proben genommen. Zur Bestimmung der Zooplanktonmenge
wurden aus jedem Teich 20 Liter Wasser entnommen und
durch ein Planktonnetz einer Maschenweite von 60 µm geseiht.
Die Proben wurden unter einem Umkehrmikroskop nach Uthermöhl
ausgewertet.
Die ausführlichen Ergebnisse sind in den Tabellen 6-9
zusammengefaßt. Im Falle des behandelten Teiches wurden außer
der Menge des verwendeten Mittels auch der Zeitpunkt der
Behandlung angegeben. Die die Menge der Microcystis-Kolonien
betreffenden, an Ort und Stelle angestellten Schätzungen
und sonstige visuelle Beobachtungen sind im Anschluß an die
Tabellen angegeben.
Visuelle Beobachtungen zu den einzelnen in der Tabelle 6
angegebenen Zeitpunkten
- 1) 15. Mai:
Auftreten der ersten Microcystis-Kolonien. - 2) 6. Juni:
Im Wasser des Teiches sind Microcystis- Kolonien nur in geringer Menge zu sehen. - 3) 28. Juni:
Auf der Oberfläche des Teiches geringe Mengen von Microcystis-Kolonien. Nach der Probenahme wird der Teich mit 4 kg (360 µg/l) Lenacil 80 WP behandelt. - 4) 2. Juli:
Durch die Behandlung sind die Microcystis- Kolonien von der Oberfläche des Teiches praktisch vollständig verschwunden. - 5) 19. Juli:
Eine geringe Menge Microcystis-Kolonien ist auf der Oberfläche des Teiches wahrzunehmen. Deswegen wird der Teich nach der Probenahme am 19. Juli mit 4 kg (360 µg/l) Lenacil 80 WP behandelt. - 6) 2. August:
Microcystis-Kolonien sind im Teich nur vereinzelt wahrzunehmen. - 7) 21. August:
Im Teich sind viele Microcystis-Kolonien zu sehen, deswegen werden 3,8 kg (345 µg/l) Lenacil 80 WP gleichmäßig im Teich verteilt. - 8) 27. August:
Auf der Oberfläche des Teiches sind kaum Microcystis-Kolonien wahrzunehmen, im Wasser ist eine mittlere Menge von ihnen vorhanden. - 9) 5. September:
Im Wasser ist eine mittlere Menge von Microcystis- Kolonien zu beobachten, deshalb wird nach der Probenahme mit 4,8 kg (435 µg/l) Lenacil 80 WP behandelt. - 10) 24. September:
Auf der Oberfläche des Teiches sind keine Microcystis-Kolonien zu sehen, in der mikroskopierten Probe waren verschwindend wenige. - 11) 29. September:
In der einen Ecke des Teiches ist auf einer Fläche von etwa 1,2 m² ein Anschwemmung von Microcystis zu beobachten. - 12) 6. Oktober:
Auf der Oberfläche des Teiches sind keine Microcystis-Kolonien zu beobachten, unter dem Mikroskop praktisch auch nicht. Der Teich war 2 Tage vorher mit 4 kg (360 µg/l) Lenacil 80 WP behandelt worden. - 13) 15. Oktober:
Weder auf der Oberfläche des Teiches noch unter dem Mikroskop sind Microcystis-Kolonien aufzufinden.
Visuelle Beobachtungen zu den einzelnen in der Tabelle 8
angegebenen Zeitpunkten
- 14) 15. Mai:
Auftreten der ersten Microcystis-Kolonien. - 15) 6. Juni:
Im Wasser des Teiches sind nur verschwindend wenige Microcystis-Kolonien zu beobachten. - 16) 28. Juni:
Auf der Oberfläche einige Microcystis- Kolonien. - 17) 2. Juli:
wie unter 16). - 18) 29. Juli:
Auf der Oberfläche eine geringe Menge von Microcystis-Kolonien. - 19) 2. August:
Die Menge der Microcystis-Kolonien nimmt ab. - 20) 21. August:
Im Gegensatz zu den Beobachtungen 7 und 8 (am behandelten Teich) ist eine mittlere Menge von Microcystis-Kolonien zu beobachten. - 21) 27. August:
Auf der Oberfläche kaum, im Wasser Microcystis- Kolonien in mittleren Mengen. - 22) 5. September:
Im Wasser viele Microcystis-Kolonien. - 23) 24. September:
Auf der Oberfläche des Teiches keine Microcystis-Kolonien, im mikroskopierten Wasser eine winzige Menge. - 24) 29. September:
Auf der Oberfläche keine Microcystis-Kolonien, in der mikroskopierten Probe praktisch auch keine. - 25) 6. Oktober:
Auf der Oberfläche keine Microcystis-Kolonien, in der Probe unter dem Mikroskop jedoch etwa 500. - 26) 15. Oktober:
Microcystis-Kolonien weder auf der Oberfläche des Wassers noch in der mikroskopierten Probe.
- a) Die Anzahl der Algen in dem schwach durchflossenen Teich Nr. 1 war nach der ersten, am 28. Juni erfolgten Behandlung bedeutend zurückgegangen, gleichzeitig damit waren die Microcystis-Kolonien praktisch verschwunden. Infolge der aus den abgestorbenen Algen freiwerdenden Nährstoffe (am 2. Juli 1,6 mg/l NH₄⁺-Ionen und 0,18 mg/l PO₄----Ionen) stieg jedoch bis zum 19. Juli die Algenanzahl bis auf 400 Mill. Individuen pro Liter an; die Hauptmasse bestand aus den zur Ordnung Pennales gehörenden Kieselalgen. Die weitere Behandlung wirkt sich in einer Verminderung der Algenanzahl und einer Vereinzelung der Microcystis-Kolonien aus. Nach der ersten Behandlung dominierten bis zum Ende der Beobachtungszeit im Teich die Kieselalgen. Eine Untersuchung auf Pflanzenschutzmittel- Rückstände ergab, daß das Lenacil 80 WP in überraschender Weise nach einigen Tagen bereits nicht mehr nachweisbar war.
- b) Die Menge des Zooplanktons im Teich Nr. 1 gestaltete sich bis zum 21. August unter dem Aspekt der Fischzucht ausgesprochen günstig. Die Menge der der Ernährung vermarktbarer Fische dienenden Cladoceres, Copepoda und Nauplius war zwischen dem 6. Juni und dem 21. August beträchtlich, die Gesamtmenge der Zooplankton-Organismen zeigte eine steigende Tendenz. Dieser Anstieg war zwischen dem 19. Juli und dem 21. August am ausgeprägtesten, genau zu der Zeit, als die Anzahl der Algen verhältnismäßig gering war. Diese geringe Algenanzahl ist eine Folge davon, daß sich die algenfressenden Zooplankton-Organismen stark vermehrt haben, und hat mit einer algenabtötenden Wirkung der Behandlung nichts zu tun. Darauf weist auch hin, daß nach dem 21. August, als die Menge des Zooplanktons angenommen hatte, die Anzahl der Algen wieder anstieg, obwohl der Teich mit Lenacil behandelt wurde.
- c) Die Anzahl der Algen in dem schwach durchflossenen
Teich Nr. 1 kann in dem Beobachtungszeitraum als niedrig
bezeichnet werden. Am 29. September erschien in einer
Ecke des Teiches eine Microcystis-Anschwemmung. Die Wirkung
der am 4. Oktober mit 4 kg Lenacil 80 WP vorgenommenen Behandlung
zeigte sich darin, daß
- - die Microcystis praktisch aus dem Teich verschwand,
- - die Gesamtalgenanzahl weiter abnahm,
- - die Menge des im Wasser gelösten Sauerstoffes auf die Hälfte abnahm.
Die Menge des Zooplanktons stieg zwei Tage nach der
Behandlung bedeutend an, jedoch hatte dies keine praktische
Bedeutung, denn in dem im Oktober bereits recht abgekühlten
Wasser fressen die Fische kaum noch.
Zusammenfassen kann festgehalten werden, daß mit der
erfindungsgemäßen Behandlung das wichtigste Ziel erreicht
wurde: in dem behandelten Teich sank die Menge der Microcystis-
Kolonien stark ab. Dadurch war eine Vermehrung der übrigen
Algen, im vorliegenden Falle der Kieselalgen möglich; das
war am prägnantesten nach der ersten Behandlung zu beobachten.
Die Menge an Zooplankton nahm nicht ab, sondern entwickelte
sich im Gegenteil günstig. Bis zum 5. September gelang es,
durch vier Behandlungen mit etwa 300 µg/l Lenacil 80 WP
Anzahl und mengenmäßige Zusammensetzung des Phyto- und
Zooplanktons so zu verändern, daß die Veränderung für die
Fischzucht vorteilhaft war. Die erste Behandlung erfolgte
(bei 18,6°C Wassertemperatur) erst am 28. Juni. Dieser
späte Zeitpunkt kann mit der im Herbst des Vorjahres vorgenommenen
Behandlung erklärt werden, denn es ist anzunehmen,
daß durch diese die über dem Grundschlamm überwinternden
Microcystis-Kolonien vereinzelt werden.
Claims (3)
1. Verwendung von 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil
und/oder 3-(tert.-Butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil
zur Veränderung der biologischen Wasserqualität freier
Gewässer in Abhängigkeit vom Einsatzzweck, wobei man die
freien Gewässer mindestens 1mal im Jahr mit 10 bis
500 µg/l der genannten Substanz(en) behandelt.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
man das 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/
oder 3-(tert.-Butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil mindestens
1mal im Jahr in Konzentrationen von 20 bis 500 µg/l
einsetzt.
3. Verwendung nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß man das 3-(Cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil
und/oder 3-(tert.-Butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil
in Form von Präparaten einsetzt.
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DE19883836332 DE3836332A1 (de) | 1988-10-25 | 1988-10-25 | Verwendung von 3-(cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil zur veraenderung der biologischen wasserqualitaet freier gewaesser |
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DE19883836332 Withdrawn DE3836332A1 (de) | 1988-10-25 | 1988-10-25 | Verwendung von 3-(cyclohexyl)-5,6-(trimethylen)-uracil und/oder 3-(tert.-butyl)-5-(chlor)-6-(methyl)-uracil zur veraenderung der biologischen wasserqualitaet freier gewaesser |
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