DE10062780B4 - BTI-Cellulose-Granulate - Google Patents

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Abstract

BTI-Cellulose-Granulate zur Bekämpfung von Zuckmücken (Chironomidae), enthaltend 5 – 20% BTI-Endotoxinpräparation einer Aktivität von 1000 – 5000 ITU/mg und 30 – 90% cellulosehaltige Trägersubstanzen, sowie für die Herstellung von Tabletten bekannte Hilfsstoffe in einer Menge von bis zu 20% und bis zu 50% anorganischer Füllstoffe, wobei die Granulate eine Dichte von über 1,1 – 1,5 g/cm3 aufweisen und als cellulosehaltige Trägerstoffe als Futtermittel zugelassene zerkleinerte Substanzen verwendet werden und die Granulate eine gasentwickelnde Mischung aus 2 – 4% Natriumcarbonat oder -hydrogencarbonat und 2 – 4% einer festen Säure wie Citronensäure oder Weinsäure enthalten.

Description

  • Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist eine neue Zubereitungsform von Bacillus thuringiensis israelensis (BTI) Endotoxinen in Form von Cellulose-Granulaten, welche bei der Bekämpfung von Zuckmückenlarven verwendet werden. Stechmücken können gefährliche Überträger von Krankheiten, z. B. Malaria, Blutungsfieber (Dengue, DHF), Enzephalitis oder lymphatischen Filiariosen sein. Nicht stechende Mücken (Chironomidae) stellen jedoch vor allem bei massenhaften Auftreten eine erhebliche Plage oder Belästigung dar, die die Lebensqualität signifikant schmälert.
  • Das massenhafte Auftreten und Schwärmen von adulten Zuckmücken (Chironomidae) in der Umgebung ihrer Massenbrutgewässer ist ein bekanntes und immer wieder erstaunliches Phänomen. Massenschwärmen über einem Kirchturm hat beispielsweise dazu geführt, daß Beobachter die Feuerwehr informierten. Sie gingen davon aus, daß der riesige Schwarm eine Rauchsäule sei. In jüngster Zeit nehmen die Meldungen über Belästigungen der Bevölkerung durch die Zuckmücken zu. Dies hat mehrere Ursachen; zum einen führt die Belastung der Gewässer mit Nährstoffen zu einer erhöhten pflanzlichen Produktion. Die tote organische Substanz dient den Zuckmückenlarven als Nahrung und gewährleistet den Nährboden für eine Massenvermehrung. Zum anderen werden neue Binnengewässer geschaffen, die zumindest zunächst nur wenigen aquatischen Arten einen Lebensraum bieten (geringe Diversität). Viele Zuckmückenarten sind Pionierarten, die einen neuentstandenen Lebensraum schnell in ungeheuren Mengen besiedeln können. Freßfeinde der Zuckmückenlarven fehlen in solchen artenarmen Ökosystemen in der Regel. Auch wasserbauliche Maßnahmen können die Abfluß- und Sedimentationsverhältnisse in einem Gewässer derart verändern, daß die Zuckmückenlarven in dem entstehenden Sediment ideale Entwicklungsbedingungen finden.
  • In geeigneten Gewässern können die Larven mancher Zuckmückenarten (z.B. Chironomus plumosus oder Chironomus thummi) eine Dichte von mehr als 100.000 Larven pro Quadratmeter Wasseroberfläche erreichen. Die Fluginsekten schlüpfen in außergewöhnlich hohen Zahlen – nahezu eine Milliarde Mücken können pro Hektar Gewässerboden zur Entwicklung kommen. Das massenhafte Auftreten der Fluginsekten kann hygienische und medizinische Probleme (Entstehen von Allergien bedingt durch die Schuppen der Fluginsekten) mit sich bringen. Die Insektenschwärme können Aktivitäten im Freien stark einschränken, da sie zwangsläufig eingeatmet werden sowie in Ohren oder Augen fliegen. Bei warmem Wetter aggregieren die Schwärme häufig in schattigen, kühleren Bereichen und verursachen dort starke Verschmutzungen. Besonders der Straßenverkehr kann durch das Massenvorkommen gefährdet werden. Die Mücken bedecken häufig Scheinwerfer, Straßenmarkierungen und Ampeln bzw. akkumulieren nach ihrem Tod auf Straßen und führen zu Rutschgefahr. Es sind Fälle bekannt, wo selbst der Flugverkehr durch das Auftreten von Zuckmückenschwärmen eingestellt werden musste. So z.B. regelmäßig in Venedig, wo jährlich rund 1 Million USD für die Bekämpfung der Zuckmücken ausgegeben wird. Die Imagines werden durch Licht stark angezogen und verursachen daher in Wohngebieten am Abend und nachts auch im Haus starke Belästigungen der Bewohner. Sie aggregieren an Häuserwänden millionenfach und bedecken oft zentimeterhoch den Boden, wenn sie abgestorben sind. Zuckmücken übertragen keine Krankheiten, da sie im Gegensatz zu den Stechmücken keinen Stechrüssel besitzen. Allerdings treten im Zusammenhang mit ihrem Massenvorkommen immer häufiger allergische Reaktionen sowie Dermatitis, Rhinitis und Asthma in der Bevölkerung auf. (Vgl. z.B. A. Ali, A Concise Review of Chironomid Midges (Diptera: Chironomidae) as Pests and Their Management, Journal of Vector Ecology 21(2): 105–121.) In Deutschland sind belästigende Massenvermehrungen in den letzten Jahren vor allem aus Kläranlagen bekannt geworden. Seit 1997 werden auch an der Donau im Bereich der Stauhaltungen Geisling und Straubing Massenvermehrungen von Chironomus spp. festgestellt.
  • Weltweit werden umfangreiche Maßnahmen zur Bekämpfung von Mücken getroffen, und dabei werden mehr als 50 000 Tonnen chemischer Insektizide jährlich eingesetzt. Neben dem objektiven Nutzen, in der Verringerung der Mückenhäufigkeit, bedingen diese Chemikalien jedoch erhebliche toxikologische Risiken, da sie nicht nur die Mücken bzw. ihre Larven schädigen, sondern auch gegen andere Organismen wirksam sind. Auch ökologische Risiken sind dabei durchaus gegeben, da die gleichzeitige Schädigung anderer Insekten durch diese Mittel die Nahrungskette für Fische und Vögel stört. Man hat deshalb nach Alternativen gesucht, welche gezielter nur gegen Mücken bzw. ihre Larven wirken.
  • Neben den chemischen Insektiziden sind seit vielen Jahren bakterielle Insektizide Gegenstand intensiver Forschungsarbeiten.
  • 1977 isolierten Goldberg und Margalit aus einer von Mückenbrutplätzen in der Negev-Wüste stammenden Probe einen Bacillus-thuringiensis-Stamm, der sich gegenüber Larven verschiedener Mücken, insbesondere Stech- und Kriebelmücken sowie bei stark erhöhter Dosis auch gegen die Larven der Zuck(Chironomidae), Trauer- (Sciaridae), Schmetterlings-Mücken (Psychodiae) und Kohlschnaken (Tipulidae), als pathogen erwies. Dieser wird heute als Bacillus thuringiensis var. israelensis klassifiziert und auch als Pathotyp B bezeichnet zur Unterscheidung von einem Bacillus thuringiensis Pathotyp A, welcher gegen Lepidopteren wirksam ist. In der US-PS 41 66 112 wird die Verwendung von BTI als Insektizid beansprucht.
  • Mikrobiologische Präparate auf der Basis von Bacillus thuringiensis H-14 haben sich in den zurückliegenden Jahren als effektiv im Kampf gegen die Stech- und Kriebelmücken erwiesen. Sie wirken sehr selektiv und töten nur die Larven weniger Mückenarten ab. Für andere Tiere und Menschen, selbst nahe Verwandte der Mücken, sind diese Mittel nach heutigen Kenntnisstand ungefährlich.
  • Erst in mindestens 10fach höherer Konzentration wurde auch eine Wirksamkeit gegenüber Zuckmücken festgestellt, die es ermöglicht, in kleineren, flachen, stehenden Gewässern, insbesondere künstlichen Teichen und Seen mit vertretbarem Materialaufwand die Zuckmücken zu bekämpfen (vgl. A. Ali, s.o.). Große Seen und Flüsse lassen sich so nicht behandeln. Die Wirksamkeit der mikrobiologischen Präparate auf der Basis von Bacillus thuringiensis H-14 beruht dabei auf Proteinkristallen (Endotoxinen), welche die Bazillen am Ende ihrer Wachstumsperiode gleichzeitig mit der Sporenbildung erzeugen. Wenn diese Endotoxine von den Mückenlarven zusammen mit dem Futter aufgenommen werden, werden sie im Darm der Mücke zum Toxin aktiviert, lagern sich an die Mitteldarmzellen an, und bringen diese durch osmo-regulatorische Effekte zum Platzen. Die Mückenlarven sterben so innerhalb weniger Minuten bis Stunden ab.
  • Notwendige Voraussetzungen für die Wirksamkeit der Endotoxine sind
    • a) eine genügend hohe Konzentration, in der sie von den Mückenlarven aufgenommen werden;
    • b) die Aktivierung zum Toxin im alkalischen Darmmilieu der Mückenlarven durch entsprechende Proteasen, und
    • c) das Vorhandensein von entsprechenden Rezeptorstellen an den Darmzellen der Mücken, an die diese Toxine anbinden.
  • Daß diese Endotoxine so spezifisch wirken, scheint daran zu liegen, daß vor allem die Rezeptorstellen bei anderen Tieren nicht vorhanden sind bzw. der proteolytische Abbau in anderer Weise erfolgt.
  • Da diese mikrobiologischen Präparate als Fraßgifte nur gegen die Larven weniger Mückenarten eingesetzt werden können und andererseits als Proteine relativ rasch von den in der Natur vorkommenden verschiedensten Mikroorganismen abgebaut werden, ist es notwendig, die Präparate in geeigneter Konzentration und Formulierung in die Brutgewässer auszubringen.
  • Bisher wird das Produkt bei der Bekämpfung von Zuckmückenlarven als Puderformulierung oder Flüssigkonzentrat mit entsprechenden Mengen Wasser gemischt und als Suspension über den befallenen Gewässern versprüht. Weiterhin ist es bekannt, die Endotoxine auf die Oberfläche von Sand oder Maiskolbenbruch aufzubringen und dann mit Bindemitteln zu Granulaten zu verarbeiten, welche dann in fester Form verstreut werden können. Diese Formulierungen haben den Nachteil, daß sie in stehenden Gewässern sich über das ganze Wasservolumen verteilen und damit sehr große Mengen ausgebracht werden müssen, um eine wirksame Konzentration zu erzeugen. In fließenden Gewässern können diese Präparate nicht ausgebracht werden, da sie mit der fließenden Welle verdriften.
  • Es stellte sich daher die Aufgabe, eine BTI-Formulierung zu finden, die auch in tiefen Gewässern und insbesondere in fließenden Gewässern zur Bekämpfung von Zuckmücken eingesetzt werden kann.
  • Diese Aufgabe wird überraschendennreise durch die im Hauptanspruch kennzeichnenden Merkmale gelöst und durch die Merkmale gemäß den Unteransprüchen gefördert.
  • Da die Larven der Chironomidae vorzugsweise in der Nähe des Gewässergrundes weiden, musste eine Formulierung gefunden werden, die nach dem Ausbringen auf die Oberfläche rasch zum Grunde absinkt, sich dort unter Freisetzung des BTI-Wirkstoffs verteilt, wobei dieser in Bodennähe verbleibt und möglichst wenig in fließenden Gewässern verdriftet. Weiterhin müssen die Trägerstoffe der Formulierung für die Mückenlarven möglichst attraktiv sein, um diese zur Aufnahme der BTI zu veranlassen.
  • Es wurde nun gefunden, dass cellulosehaltige pulverförmige Trägersubstanzen, die zusammen mit BTI-Wirkstoffen zu Granulaten verpresst werden, eine geeignete Formulierung darstellen.
  • Als Futtermittel bekannte cellulosehaltige Produkte wie Heu, Kleie, Obstschalen, Rübenschnitzel, aber auch Sägemehl werden erfindungsgemäß eingestetzt, da sie im komprimierten Zustand nach Befeuchten mit Wasser eine Dichte von über 1 g/cm3 aufweisen und somit in Wasser absinken, andererseits im Wasser aufquellen und die komprimierten Formulierungen wieder in feine Teile aufbrechen. Die cellulosehaltigen Stoffe sollen 30 – 90%, insbesondere 60 – 80% der Formulierung ausmachen.
  • Zur weiteren Beschwerung kann die Formulierung noch anorganische körnige Füllstoffe wie Sand, Kalksteinmehl, Ton oder Split enthalten, um eine Dichte der Granulate von 1,1 – 1,5 g/cm3, insbesondere 1,1 – 1,2 g/cm3 zu erhalten. Diese Füllstoffe werden in einer Menge bis zu 50% der Formulierung verwendet.
  • Der BTI-Wirkstoff ist als Pulver mit Aktivitäten von 1000 bis 5000 ITU/mg handelsüblich. In den erfindungsgemäßen Formulierungen sind 5 – 20, insbesondere 7,5 – 10% des BTI enthalten. Flüssige, insbesondere wässrige BTI-Präparate können ebenfalls verwendet werden und fördern gegebenenfalls die Kompaktierung und Granulierung, jedoch muß das Präparat anschließend gut getrocknet werden, um einen bakteriellen Abbau des Wirkstoffs zu verhindern.
  • Als zerfallsfördernde Mittel werden den erfindungsgemäßen Formulierungen noch ein Tablettensprengmittel, eine in Form Mischung aus Natriumcarbonat oder Natriumhydrogencarbonat mit Weinsäure oder Citronensäure zugesetzt. Auch Bindemittel wie sie aus der Tablettenherstellung bekannt sind, beispielsweise Lactose, Stärke, mikrokristalline Cellulose können der Rezeptur zugesetzt werden, um die Kompaktierung zu festen Granulaten zu fördern. Solche Hilfsstoffe können in Mengen bis zu 5%, vorzugsweise 1 – 3% enthalten sein.
  • Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Formulierungen werden alle Produkte zu Pulver vermahlen, vermischt und trocken oder feucht kompaktiert und in bekannter Weise zu Granulaten oder Pellets mit einem Durchmesser von 2 – 10, vorzugsweise 3 – 5 mm verarbeitet. Diese Granulate sind direkt zur Ausbringung der Wirkstoffe geeignet.
  • Die Granulate sinken nach dem Ausbringen auf die Gewässeroberfläche innerhalb weniger Sekunden bis Minuten bis zum Grund, wo sie zerfallen und den BTI-Wirkstoff in einem engen Bereich und damit hoher Konzentration freigeben. Wegen der in der Nähe zum Grund geringeren Strömung findet auch bei fließenden Gewässern nur ein langsames Verdriften statt, so daß beim Ausbringen über einen längeren Flussabschnitt die Aufnahme des BTI durch die Mückenlarven und damit die Wirkung gewährleistet ist.
  • In den folgenden Beispielen ist die Erfindung näher erläutert, ohne daß sie dadurch beschränkt werden soll. Soweit nicht anders angegeben, ist im Rahmen der Anmeldung unter % immer Masse-% zu verstehen.
  • BTI-Granulat-Formulierung (Chirex 2X)
  • Das folgende Granulat hat sich im Labor und in Freilandversuchen als wirksam erwiesen: Wirkstoff Zusammensetzung:
    Vectobac WDG (3000 ITU/mg BTI) 10,0%
    (Vectobac WDG ist ein BTI-haltiges wasserdispergierbares Granulat der Abbott Laboratories)
  • Bindemittell/Trägerstoff
    Luzernegras 13,0%
    Weizenkleie 20,0%
    Sonnenblumenöl, kaltgeschlagen 0,5%
  • Sprengmittell/Trägerstoff
    Haferschalen, gemahlen 10,0%
    Apfelschalen, gemahlen 30,5%
    Rübenschnitzel, gemahlen 10,0%
    Kieselgur 1,0%
  • Sprudelmittel
    Zitronensäure 2,5%
    Natriumbicarbonat (Soda) 2,5%
  • Die Stoffe werden gemahlen, homogenisiert und anschließend in einem Kompaktierungsverfahren zu Granulat verarbeitet. Der Granulatdurchmesser soll ca. 4,5 mm, die Dichte 1,05 – 1,15 g/ml betragen.
  • Die zum Einsatz kommenden Stoffe entsprechen den Bestimmungen des Futtermittelrechts.
  • Analyse:
    Figure 00080001
  • Als aktives Material zeigte sich eine Grundformulierung von water dispersible granules (WDG) geeignet, die sich durch ihre ausgesprochen gute Löslichkeit im Wasserkörper auszeichnet und daher besonders hohe Aktivität auch in kleinen Dosen aufweist.
  • Das Chironomiden-Granulat
  • Chirex 2XR (10%) besteht zu 85% aus pflanzlichem Material (Cellulose) sowie Citrat und Carbonat und zu 10% aus der Bti-Formulierung WDG (s.o.). Für die Aktivität errechnet sich daher ein Wert von 300 ITU/mg.
  • Das Granulat besitzt die Optik von fest gepreßten Tierfütterpellets. Ein Granulat-Korn hat ein durchschnittliches Gewicht von 160 mg. Dies gewährleistet das schnelle Absinken des Granulats. Am Boden löst es sich langsam auf. Durch die aufsprudelnden Substanzen (Citrat, Carbonat) breitet sich das Cellulose-Bti-Gemisch am Boden je nach Korngröße ca. 1 – 2 cm aus.
  • Physikalisches Verhalten des Granulats
  • Es wurden zu Testzwecken zwei Granulatformulierungen hergestellt, die sich in der Konzentration der Zitronensäure und des Sodaanteils unterschieden. Das Chirex XR enthielt beide Substanzen jeweils 1%-ig und das Chirex 2XR jeweils 2,5%. Es sollte dadurch eine unterschiedliche Zerfallszeit durch den unterschiedlichen Sprudeleffekt erreicht werden.
  • Beide Granulatformulierungen wurden jeweils in einen 100 ml Erlenmeyerkolben, der mit 100 ml Wasser (∼8°C) gefüllt war, gegeben, in minütlichem Abstand wurde der Kolben mit der Hand kurz geschüttelt und der Zerfallsprozeß registriert. Zum anderen wurde das Granulat in einen 100 ml Erlenmeyerkolben, der mit 100 ml Wasser (∼8°C) gefüllt war, gegeben und mit einem Magnetrührer (Fabrikat: KM02 electronic, IKA-Labortechnik) mit mittlerer Drehleistung (600 U/min) ge rührt. Das Zerfallsverhalten wurde registriert.
  • Beim Schütteln ist das Chirex 2XR-Granulat nach durchschnittlich 34 Minuten 50 Sekunden zerfallen (Tab. 1) und das Chirex XR nach durchschnittlich 37 Minuten 35 Sekunden (Tab. 2). Durch Rühren wird der Zerfallsprozess beschleunigt. Er beträgt bei Chirex 2XR (Tab. 3) 20 Minuten und bei Chirex XR mehr als 33 Minuten (Tab. 4).
  • Tab. 1: Zerfallsdauer des Chirex 2XR-Granulats durch Schütteln.
    Figure 00100001
  • Tab. 2: Zerfallsdauer des Chirex XR-Granulats durch Schütteln
    Figure 00110001
  • Tab. 3: Zerfallsdauer des Chirex 2XR durch Rühren
    Figure 00110002
  • Tab. 4: Zerfallsdauer des Chirex XR durch Rühren
    Figure 00110003
  • Es bleiben größere holzige Stücke (4 – 8 mm2) übrig, die sich nicht mehr auflösen. Insbesondere das Chirex 2XR Granulat zeigt beim Auflösen einen Sprudeleffekt (Bläschenbildung).
  • In einer Glasröhre von 1 Meter Länge sinkt das Granulat zügig zum Boden, ohne daß sich ein Zerfall andeutet.
  • Die Wirksamkeit des Granulats
  • Generell kann gesagt werden, daß Bti bei entsprechender Dosis ein wirksames Mittel gegen manche Chironomiden darstellen kann. Im Gegensatz zu der Stechmücken- und Kriebelmückenbekämpfung sind jedoch sehr hohe Konzentrationen nötig.
  • Es wurden folgende Konzentrationen im Labor getestet: 10, 20, 30, 40, 60, 80, 160 und 240 kg/ha (0,01–0,24 mg/cm2).
  • Die Granulatmenge bzw. Bti-Konzentration wurde flächenbezogen und nicht volumenbezogen berechnet, da aufgrund ihrer Lebensweise für die Chironomiden nur das Bti, das sich am Boden absetzt, eine Rolle spielt. Des Weiteren werden in der Praxis nur die Behandlungsflächen berücksichtigt, das Wasservolumen spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist, das Toxin in der Freßzone der zu bekämpfenden Organismen zu halten bzw. es dorthin zu bringen.
  • Bei einer Chirex-Granulat-Konzentration von 20 kg/ha (entsprechend 2 kg Vectobac WDG/ha = –6 × 109 ITU/ha) starben 90% (LC90) und bei 80 kg/ha (8 kg Vectobac WDG/ha = 24 × 109 ITU/ha) 98% der Zuckmückenlarven (LC98).
  • Für die Anwendung im Routine-Einsatz benötigt man eine Dosis von 60 – 90 kg/ha.
  • Freiland-Anwendung
  • Es wurden zwei Test-Einsätze vorgenommen.
    • a) am 3. Juni 2000 wurden in der Donau bei Geisling und Straubing insgesamt 230 ha (jeweils 115 ha pro Flußseite) bei einer Applikationsbreite von jeweils 100 Metern und 5 km Länge behandelt. Davon wurden 190 ha mit Chirex XR (Dosis: 60 kg/ha = 6 kg WDG/ha) und 140 ha mit Bti-Eis-Granulat (100 kg/ha = 6 kg WDG/ha) behandelt.
    • b) am 12. Juni 2000 wurde in Geisling eine Strecke von 4 Kilometern (km 2365–2361) – also 80 Hektaren mit einer Dosis von 90 kg Chirex 2XR/ha (entspricht: 9 kg WDG pro Hektar) behandelt.
  • Nachkontrolle:
    • a) Es ergab sich eine Reduktion der Zuckmückenlarven von 60 – 70% durch Chirex XR und eine Reduktion von 30 – 40% durch BTI-Eisgranulat.
    • b) Bei der zweiten Applikation mit einer höheren Dosis und verbesserten Chirex 2XR Formulierung ergab sich eine Mortalitätsrate von 83%.
  • Bemerkungen: Es zeigte sich, daß bei einer hohen Larvendichte eine Dosis von 60 kg Chirex XR entsprechend 6 kg WDG/ha, insbesondere die Applikation als Eisgranulat, welches teilweise an der Oberfläche schwimmt und dort auftaut, nicht ausreichend ist und eine Dosis von 90 kg Chirex 2XR vorzuziehen ist.
  • Verdriftungsverhalten von Chirex 2XR
  • Zunächst wurde die Strömungsgeschwindigkeit gemessen, indem die Geschwindigkeit eines auf der Wasseroberfläche schwimmenden Papierstücks bestimmt wurde. Die Strömungsgeschwindigkeit betrug zwischen 15 und 20 cm/sec (0,54 – 0,72 km/h). Nach der Applikation von Chirex 2XR am 12. Juni 2000 wurden jeweils zwei Liter Flußwasser nach 2,5 Stunden bei Kilometer 2360 (ein Kilometer flußabwärts nach Ende der Applikationsstrecke) und bei Kilometer 2359 (2 Kilometer flußabwärts) 5 Stunden nach Applikation im Strömungsbereich (oberflächennah) vom Ufer aus entnommen. Das Wasser wurde bei 4°C aufbewahrt. Jeweils 12 Stunden vor Beginn des Bioassays wurden die Proben aus der Kühlkammer entnommen und auf Raumtemperatur (23 °C) erwärmt.
  • Je 4 mal 20 Larven von Aedes aegypti im dritten Larvenstadium wurden in 4 PE-Becher mit 150 ml Wasser der entsprechenden Proben pipettiert. In den Kontrollversuchen kam VE-Wasser zur Verwendung. Nach 12 und 24 Stunden wurden die überlebenden Stechmückenlarven ausgezählt und die Mortalitätsrate bestimmt. Die Versuchsreihen wurden doppelt vorgenommen.
  • Ergebnis:
    Figure 00140001
  • Figure 00150001
  • Die Ergebnisse mit gegen BTI besonders empfindlichen Stechmücken lassen erkennen, daß aufgrund der physikalischen Eigenschaften von Chirex 2XR kein Verdriften von Bti in für die Mortalität signifikanten Mengen gegeben ist. Dies ergibt einen wesentlichen Vorteil gegenüber aller bisher bekannten Formulierungen.

Claims (4)

  1. BTI-Cellulose-Granulate zur Bekämpfung von Zuckmücken (Chironomidae), enthaltend 5 – 20% BTI-Endotoxinpräparation einer Aktivität von 1000 – 5000 ITU/mg und 30 – 90% cellulosehaltige Trägersubstanzen, sowie für die Herstellung von Tabletten bekannte Hilfsstoffe in einer Menge von bis zu 20% und bis zu 50% anorganischer Füllstoffe, wobei die Granulate eine Dichte von über 1,1 – 1,5 g/cm3 aufweisen und als cellulosehaltige Trägerstoffe als Futtermittel zugelassene zerkleinerte Substanzen verwendet werden und die Granulate eine gasentwickelnde Mischung aus 2 – 4% Natriumcarbonat oder -hydrogencarbonat und 2 – 4% einer festen Säure wie Citronensäure oder Weinsäure enthalten.
  2. BTI-Granulate nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass sie eine Dichte von 1,1 – 1,2 g/cm3 und einen Durchmesser von 2 – 10 mm aufweisen.
  3. BTI-Granulate nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass sie 60 – 80% cellulosehaltige Trägersubstanzen und 7,5 – 10% BTI enthalten.
  4. Verfahren zur Herstellung von Granulaten nach Anspruch 1 – 3 dadurch gekennzeichnet, dass die Inhaltsstoffe zusammen oder getrennt zu Pulver vermahlen, vermischt, komprimiert und trocken oder naß zu Granulaten oder Pellets verpresst werden, welche einen Durchmesser von 2 – 10 mm und eine Dichte von über 1,1 – 1,5 g/cm3 besitzen.
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