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BESCHREIBUNG
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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen eines wildlederartigen
Materials aus Textilien, d.h. also zum Herstellen eines künstlichen Wildleders.
Außerdem betrifft die Erfindung ein nach diesem Verfahren hergestelltes wildlederartiges
Material.
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Wildleder weist eine geschlossen wirkende Oberfläche auf, von der
eine Vielzahl feinster Härchen oder Fasern hochsteht. Es ist schwierig, eine derartige
Oberfläche zu imitieren.
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Aus der DT-PS 20 35 669 und der DT-OS 26 31 682 ist es bekannt, wildlederartige
Stoffe aus gewebter Ware herzustellen. Dabei werden Schußgarne aus Polyesterfasern
des "Inseln im Meer"-Typs benutzt.
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Hierbei handelt es sich um Verbund fasern mit einer aus Polyester
gebildeten Viele-Inseln-Verteilung in den Fasern. Nach dem Weben und vor dem Aufrauhen
dieser Ware muß die nMeer"-Komponente durch Extraktion aus den Schußgarnen entfernt
werden, damit superfeine Polyesterfasern entstehen, welche an der Oberfläche des
so hergestellten künstlichen Wildleders er-8scheinen: Auf diese Weise ist es zwar
möglich , ein dem natürlichen Vo-rbildkecht nahekommendes Erzeugnis herzustellen,
weil die Feinheit der Kollageasern des natürlichen Wildleders auch auf künstlichem
Wege
erreicht werden kann, Jedoch ist die technische DurchfUhrung
des dazu notwendigen Verfahrens äußerst kompliziert und kostenaufwendig.
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Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen in technologischer
Hinsicht weniger aufwendigen-Weg zum Herstellen eines künstlichen Wildleders zu
weisen.
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Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zum Herstellen
eines wildlederartigen Materials aus Textilien zunächst ein textil es Flächengebilde
hergestellt wird, das wenigstens teilweise aus Fäden oder Garnen aus Maturseide
besteht, dessen Oberseite dann einer mechanischen Behandlung wic Rauhen oder Schmirgeln
unterzogen wird, um die die Oberfläche des künstlichen Wildleders best.immendell
feinsten Fasern zu erzeugen, woraufhin zur Fini,shbehandlung wenigstens die gerauhte
oder geschmirgclte Seite mit Kunststoff ,Se beisp.ielEweise Polyurethan beschichtet
oder imprägn.icrt wird. Weitere Merkmal@ der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß die von der Seidenraupe
(Bombyx mori) gesponnenen Naturseidefasern Eigenschaften besitzen, die sie zum Herstellen
von wildlederartigen Erzeugnissen besonders geeignet machen. Von Vorteil ist dabei
insbesondere die Feinheit der Einzelkapillare (1-4dtex), ihre Weichheit und die
Empfindlichkeit gegenüber Einwirkungen mechanischer Art. Bei gezielter mechanischer
Einwirkung wie beispielsweise durch Rauhen oder Schmirgeln der aus derartigen Fasern
hergestellten wie beispielsweise gewebten Ware kommt es durch Abspaltung feinster
Faserfibrillen von den einzelnen Kapillarfaserstämmen zur Bildung des für die Oberfläche
von Wildleder charakteristischen feinen Faserflors.
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Die erfindungsgemäß zu benutzenden Naturseidefäden oder -garne werden
vorzugweise als.Schußgarne eingesetzt. Besonders geeignet sind hier die aus gerissenen
Naturseideabfällen hergestellten Garne, die als Schappe-Seide, Bourette-Seide oder
auch Tussahschappe (letztere aus Wildselde erhalten) bekannt sind.
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Besteht das textile Flächengebilde aus einem Gewebe, so wird ein Gewebe
mit flottierender Bindung bevorzugt, bei dem jeweils eine größere Anzahl der Schußfäden
oder Schußgarne auf der Oberfläche der Ware erscheint. Beispiele dafür sind Webwaren
mit Atalsbindung oder Kreuzköperbindung. Als Material für die Kettfäden kommen neben
Garnen aus Naturseide und Naturseiden-Schappe Garne aus Polyamid oder Polyester
und dergleichen infrage, die aus endlosen Fäden, geraden oder texturierten, oder
auch aus geschnittenen Stepolfsern gebildet sein können.
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Neben Geweben können für die praktische Durchführung der Erfindung
auch nach anderen Techniken hergestellte textile Flächengebilde verwendet werden,
beispielswei.se eine Ware, die eine gestrickte oder gewirkte Struktur aufweisen
kann und beispielsweise nach der Nähwirktechnik hergestellt wurde, sofern deren
überwiegend oder ganz aus Naturseidegarnen gebildete Oberfläche zum Erzeugen eines
dichten feinen Faserflors gerauht oder geschmirgelt werden kamin.
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Nach Fertigstellung des Flächengebildes beispielsweise im Anschluß
an den Webyrozess, erfolgt die mechanische Behandlung der Oberfläche des Flächengebildes
vorzugsweise durch Rauhen oder Schmirgeln mit Sandpapier.
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Dadurch entsteht ein dichter und überaus feiner Faserflor auf der
Oberfläche der Ware, die optisch dann bereits dem Aussehen des natürlichen Wildleders
entspricht.
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Zum Schluß erfolgt die Finishbehandlung des Materials durch Beschichten
oder Imprägnieren mit einem Kunstharz-Elastomer. Dieses Elastomer wird beispielsweise
in einem organischen Lösungsmittel wie Perchloräthylen gelöst oder als wässerige
Dispersion aufgetragen. Hierdurch erhält das künstlich hergestellte wildlederartige
Material den weichen und vollen Griff und eine weitgehende Knitterunempfindlichkeit.
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Als geeignete Elastomere seien Polyurethanharze genannt, die in organischen
Lösungsmitteln gelöst oder in Form einer wässerigen Dispersion aufgetragen werden,
vorzugsweise als sogenannte Prepoly'.nere, ferner Silikonkautschuk, verntzbares
Acrylbutadienharz, vernetzbarer Methacrylsäureester, äure es vullretnisierbares
Polyisopren u.a.
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Die Erfindung wird weiterhin srhand eines Ltispieles zum Herstellen
von wildlederartigem Material erläutert.
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BEISPIEL Als textiles Flächengebilde wurde auf dem Greifer-Webstuhl
folgende Ware gewebt: Kettgarn: Polyester-Stapelfasergarn Nm 120/2 Kettdichte 25
Fäden pro cm Schußgarn: Bouretteseidengarn Nm 20/1 Schußdichte 34 Fäden pro cm Bindungsart:Atlasbindung
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Die gewebte Ware wird entschlichtet, gefärbt und zwecks Glättung
über den Spannrahmen geführt.
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Anschließend erfolgt die' Thermofixierung der Ware auf dem Spannrahmen.
Sodann wird die Ware über die Schmirgelmaschine geführt und mit der Oberseite, d.h.
der Warenseite, welche die flottierenden Schußbindungen aufweist, gegen die rotierenden
Schmirgelwalzen gedrückt.
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Als Finishbehandlung wird die Ware im Foulard mit einem Polyurethanprepolymeren
-Handelsname Synthappret -ca. 50 gr des Produktes in 1 1 Perchloräthylen gelöst
imprägniert. Anschließend erfolgt die Trocknung und tndkondensation der Ware bei
einer Temperatur von 160 - bis 180°C.
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In der Zeichnung ist stark schematisiert ein Querschnitt durch ein
erfindungsgemä.ßes wij dled erartiges Material dargestellt, wobei auch die Größenverhältnisse
der einzelnen Komponenten nicht mit der tatsächlichen Ware übereinstimmen müssen,
weil bei der zeichnerischen Darstellung hauptsächlich Wert auf die Erkennbarkeit
der einzelnen Komponenten gelegt açurde.
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Das wildlederartige Material eist ein textiles Flächengebilde 1 auf,
das aus Kettfäden 2 und Schußfäden 3 gewebt ist. Wenigstens die Schußfäden3 bestehen
aus Naturseide. Wie die Zeichnung zeigt, sind die Scnußfäden mit flottierender Bindung
eine bunden, so daß sich an der Oberseite des E'lächengebilde Abschnitte 3a befinden,
die über mehrere Kettfäden hinweg flottieren. Diese flottierenden Abschnitte 3a
sind bei aufeinanderfolgenden Schußfäden vorzugsweise gegeneinander versetzt, um
insgesamt eine gleichförmige Oberf-läche des Flächengebildes 1 zu erhalten.
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Die Oberfläche des textilen Flächengebildes 1 ist gerauht oder geschmirgelt,
so daß eine Vielzahl feinster Faserfibrillen 4 hochstehen. Diese Faserfibrillen
bilden die wildlederartige Oberfläche des Materials. In der Zeichnung sind verhältnismäßig
wenige Faserfibrillen 4 dargestellt.
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Die Oberseite des textilen Flächengebildes 1 trägt außerdem eine Beschichtung
5 aus Kunststoff, die nach dem Rauhen oder Schmirgeln als Finishbehandlung aufgetragen
wurden ist und der Ware den weichen und vollen Griff und eine weitgehende Knitterunempfindlichkeit
verleiht. Es ist erkennbare daß. dio Faserfibrillen 4 über die Oberseite der Beschichtung
5 überstehen.
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Obwohl in der Zeichnung nur an der Oberseite des textilen Flächengebildes
1 hochstehende Waserfibrillen 4 dargestellt ind und auch nur an der Oberseite eine
Beschichtung 5 zu erkennen ist, kann die Unterseite des textilen Flächengebildes
ebenso ausgebildet sein, falls dies aus irgendwelcher Gründen erwünscht ist, oder
es kann bei einer Vollimprägnierung des textilen Flächengebildes mit einer verdünnten
Lösung oder Dispersion des elastomeren Kunstharzes letzteres nicht mehr deutlich
erkennbar sein.
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Das erfindungsgemäß hergestellte wildlederartige Material ist mit
geringem Aufwand und verhältnismäßig geringen Kosten herzustellen und hat das Aussehen
und auch den Griff des natürlichen Vorbildes.
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L e e r s e i t e