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" N-Decanoyl-D-glucosamin, Arzneimittel mit Strahlenschutz-
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wirkung und Adjuvanseigenschaften Die Erfindung betrifft den in den
Ansprechen gekennzeichneten Gegenstand.
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N-Decanoyl-D-glucosamin hat die Formel I
Die in den Arzneimitteln der Erfindung verwendeten N-Acyl-D-glucosamine haben die
allgemeine Formel II
in der n den Wert 8 bis 14 hat.
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Spezielle Beispiele für Verbindungen der allgemeinen Formel II sind
N-Decanoyl-D-glucosamin (NDG), N-Myristoyl-D-glucosamin (NMG), N-Palmitoyl-D-glucosamin
(NPG) und N-Lauroyl-D-glucosamin (NU;).
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Die Verbindungen der allgemeinen Formel II haben die Eigenschaft,
Säugetiere und Menschen gegen die Wirkungen ionisierender Strahlung zu schützen.
Bevorzugt sind für diese Strahlenschutzwirkung Arzneimittel, die NDG oder NMG enthalten.
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Die Verbindungen der allgemeinen Formel II können nach an sich bekannten
Methoden aus einem D-Glucosamin, beispielsweise ß-D41lucosamin, oder dessen Salz,
beispielsweise einem Bydrohalogenid, wie dem Hydrochlorid, und einem Fettsäurehalogenid
der allgemeinen Formel III
in der X ein Halogenatom, vorzugsweise ein Chloratom, darstellt und n den Wert 8
bis 14 hat, hergestellt werden. Am Beispiel der Umsetzung von Decanoylchlorid mit
D-Glucosaminhydrochlorid verläuft die Umsetzung nach folgendem Reaktionsschema:
Die Umsetzung wird in Gegenwart eines Halogenwasserstoff-Acceptors und vorzugsweise
in Gegenwart eines Lösungsmittels durchgeführt, in welchem das N-Acyl-D-glucosamin
unlöslich ist.
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Nachstehend wird eine allgemeine Vorschrift zur Herstellung der Verbindungen
der allgemeinen Formel II gegeben.
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10 mMol des Fettsäurechlorids, beispielsweise des Decanovl-, Myristoyl-,
Lauroyl- oder Palmitoylchlorids, werden in 10 ml wasserfreiem Tetrahydrofuran gelöst.
Die erhaltene Lösung wird unter Rühren bei Raumtemperatur in eine Lösung von lo
mMol D-Glucosamin-HCl in 20 ml einer loprozentigen wäßrigen Natriumcarbonatlösung
eingetropft. Nach beendeter Zugabe wird das Reaktionsgemisch noch weitere 60 Minuten
gerührt und sodann mit dem lO-fachen Volumen Wasser versetzt. Die entstandene weiße
Fällung wird auf einem Büchner-Trichter abgesaugt und zwei Mal aus 50prozentigem
heißem Propanol umkristallisiert.
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Die Ergebnisse der Elementaranalysen und die Schmelzpunkte von NIX;,
NLG, NMG und NPG sind in Tabelle I zusammengefaßt.
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Tabelle I
N-Acyl-D- C H N F. |
glucosamin ber. tief. ber. gef. ber. gef. ., C |
X % |
NDG 55,61 57,66 9,38 9,25 4,20 4,04 194-196 |
NLG 59,77 59,74 9,76 9,68 3,88 3,83 190 -191 |
TNMG 61,65 61,64 10,10 10,01 3,60 3,59 195-197 |
NPG 63,26 63,31 10,38 10,26 3,35 3,45 202-204 |
Die Stråhlenschutzwirkung der in Tabelle 1 aufgeführten Verbindungen sowie von zwei
Vergleichsverbindungen, nämlich einem aus Serratia marcescens 08 nach der Methode
von Boivin,
modifiziert von A. Nowotny u. Mitarb., Ann. N.Y.Acad.Sci.,
133 (19 ), S. 586, isolierten Lipopolysaccharid (LPS) und einer durch 30minütige
Behandlung des LPS mit 1 n Salzsäure bei lOo°C erhaltenen Polysaotarid-reichen Fraktion
(PS), wird an weiblichen Mäusen des ICR-Stammes untersucht. Zu diesem Zweck werden
wäßrige Emulsionen bzw. Dispersionen der zu untersuchenden Verbindungen folgendermaßen
hergestellt: Zwei Milligramm der Verbindung werden in 20 ml Xthanol durch 30minütiges
Erhitzen im Wasserbad gelöst. Sodann wird die Lösung in einem 500 ml fassenden Vakuum-Drehverdampfer,
der mittels eines warmen Wasserbades beheizt wird, langsam eingedampft. Nach dem
Abdestillieren des Xthanols bildet die Verbindung auf der Innenwand des Drehverdampfers
eine dünne Schicht. Der Drehverdampfer wird sodann in einem Eisbad kurz abgekühlt.
Hierauf werden 20 ml zweifach destilliertes Wasser zugegeben. Der Drehverdampfer
wird mehrere Minuten lang krãftig geschüttelt. Danach wird der Inhalt des Drehverdampfers
in ein 50 ml Becherglas entleert und die Suspension 2 Minuten bei 1,7 A mit Ultraschall
behandelt. Danach zeigen sich unter dem Lichtmikroskop kleine Fettröpfchen (Liposomen).
Nach einer Bestimmung des Trockengewichts wird die Emulsion auf eine Konzentration
von 50k/ml eingestellt.
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Versuchsmethodik: Gruppen von jeweils 10 Mäusen werden einzeln mit
insgesamt 700 R mittels eines Maxitron 300 Röntgengenerators bei einer
Stromstärke
von 20 mA, einer Erzeugerspannung von 300 kV und einer Filterung von 0,26 mm Kupfer
und 1,05 mm Aluminium, entsprechend einer Halbwertsilcke (HWD) von l,lo mm Kupfer,
bestrahlt. Bei einem Fokus-Objektabstand von 60 cm beträgt die Einfallsdosis 235
R/min, bestimmt mit einem Victoreen-Dosimeter Modell 154. Diese Bestrahlung ist
für die Kontrollgruppe letal.
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2wei Tage vor der Bestrahlung wird den Mäusen intraperitoneal l°Z
LPS, lOg PS bzw. 50g einer Verbindung der allgemeinen Formel II injiziert. In Tabelle
II sind die Überlebensraten zusammengefaßt.
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Tabelle II % überlebende Mäuse nach Bestrahlung Testverbindung Tag
Tag Tag Tag Tag Tag 1 6 12 18 24 30 LPS 100 90 80 80 80 80 PS loo bo 50 50 40 40
NDG 100 90 60 40 40 40 NLG 100 90 30 10 10 10 NMG 100 90 40 40 40 40 NPG 100 90
50 30 20 20 Kontrollgruppe 100 80 0 Aus Tabelle II ist ersichtlich, daß sämtliche
untersuchten Verbindungen die Überlebenszeit signifikant verlängern. NDG und NPG
sind nahezu gleich wirksam wie PS, das als starkes Mittel gegen ionisierende Strahlung
bekannt ist.
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Der Vorteil der Verbindungen der allgemeinen Formel II, insbesondere
von NDG und NPG, gegenüber PS ist darin zu erblikken, daß diese Verbindungen auf
chemischem Wege leicht und in reiner Form hergestellt werden können.
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Die Verbindungen der allgemeinen Formel II sind praktisch ungiftig.
Dies haben übliche Endotoxizitätstests ergeben, nämlich der Hauttest nach Schwartzman
(vgl. A. Nowotny in "Basic Exercises in Immunochemistry", 1969, Springer Verlag,
New York), der Hühnerembryo-Letalitätstest (vgl. Smith und Thomas, J.Exp. Med.,
Bd. 93 (19 ), S. 107) und der Limulus-Lysattest (vgl. Levin u.Mitarb., New Engl.
J. Med., Bd. 283 (1970), S. 1313 >.
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Beim Hauttest nach Schwartzman erfolgte bei keinem der Mittel eine
positive Reaktion bei einer Dosis von 50, während eine Dosis von 2,5 Endotoxin eine
deutlich erkennbare Hämorrhagie in der Haut der Kaninchen erzeugte. Beim Hühnerembryo-Letalitätstest
lag bei den erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen bei einer Dosis von lOfi.v.
die Abtötungsrate unter 20 %, während die LD50 für das Endotoxin im gleichen Test
einen Wert von 0,006arhat. Beim Limulus-Lysattest zeigte sich nur bei dem NPG-Präparat
eine geringe Aktivität. Alle untersuchten Präparate sind jedoch um einen Faktor
von bis 105 weniger aktiv als das Endotoxin-Präparat. Die Aktivität der Präparate
blieb auch nach wiederholter Umkristallisation gleich. Somit kann die Möglichkeit
einer Verunreinigung durch Endotoxin ausgeschlossen werden.
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NLG und in geringerem Ausmaß auch NPG haben ferner eine signifikant
unspezifische Adjuvanswirkung. Sie verstärken eine Immunreaktion des Wirts gegen
Antigene. Dies haben Versuche an Mäusen ergeben, denen humanes Gamrna-Globulin oder
Schaf-Erythrocyten als natürliche Antigene injiziert wurden.
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Die Verbindungen der allgemeinen Formel II können zu üblichen Darreichungsformen
konfektioniert werden. Besonders bevorzugt sind Injektionspräparate, die den Arzneistoff
als Dispersion oder Emulsion in einer wasserhaltigen oder in wäßriger Lösung enthalten.
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Die Arzneimittel der Erfindung können Patienten gegeben werden, die
ionisierender Strahlung ausgesetzt sind oder denen ImmunosuppresLva zur Behandlung
maligner Neoplasien gegeben werden.