DE2660613C2 - Lagerbeständiges Bindemittel, das einen durch Reaktion mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten stabilisierten Stärkesyrup enthält - Google Patents
Lagerbeständiges Bindemittel, das einen durch Reaktion mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten stabilisierten Stärkesyrup enthältInfo
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Description
Es ist aligemein üblich, wäßrige Alkalisilikatlösungen,
insbesondere Natriumsilikatlösungen, als Bindemittel für Sand zur Herstellung von Gießformen und -kernen
zu verwenden. Die Lösungen enthalten gewöhnlich 40 bis 50 Gew.-% Natriumsilikat mit einem SiOj: Na2O-Verhältnis von 2.0 :1 bis 3,0 :1. Bei einer Arbeitsweise
«vird die Natriumsilikatlösung mit Sand gemischt und aus der resultierenden Mischung eine Form oder ein
Kern gebildet. Kohlendioxidgas wird dann durch die Form oder den Kern geblasen, wobei aufgrund der
chemischen Reaktion zwischen dem Natriumsilikat und dem Kohlendioxid eine gebundene Form bzw. ungebundener Kern entsteht. Nach einem anderen Verfahren
wird ein sogenannter Härter, der beispielsweise aus einer Mischung von Diacetin und Triacetin besteht, mit
Natriumsilikat und Sand gemischt und diese Mischung wird zu Formen oder Kernen geformt, die beim Stehen
aufgrund der chemischen Reaktion zwischen dem Härter und dem Natriumsilikat erhärten.
Ein Nachteil beider Arbeitsweisen besteht darin, daß
nach dem Gießen die Formen und Kerne schwierig auszuleeren und von dem verfestigten Gießmetall zu
entfernen sind. Dies kann insbesondere im Falle von Kernen mit komplexer Gestalt und dann, wenn die
Formen und Kerne zur Herstellung von Gießlingen aus Metallen verwendet werden, die bei hohen Temperaturen vergossen werden, wie beispielsweise Stahlgießlinge. nachteilig sein. Dementsprechend wurden in der
Vergangenheit zahlreiche Vorschläge gemacht, um der Mischung aus Sand und Natriumsilikat sogenannte
Zerfallszusätze hinzuzufügen, die die Zerfallsneigung der Sandform oder des Sandkerns nach dem Gießen
unterstützen.
Beispiele von verwendeten Zerfallszusätzcn sind
Kohlenstaub und Kohlenhydrate, wie Zellulosematerialicn. beispielsweise Holzmehl. Stärke, Stärkederivate,
beispielsweise Stärkehydrolysate und Zucker, beispielsweise Rohrzuckerund Dextrose (Glucose).
Zerfallszusätze sollten mit der Natriumsilikatlösung vermischt oder in dieser gelöst werden können, weil
dann eine Homogenisierung der Sand-Bindcmittel-Mi
schung schneller erreicht und der Herstellungsvorgang
für den Kern oder die Form vereinfacht und weitergehend automatisiert werden kann.
Wenn der Zerfallszusatz in die Natriumsiükatiösung
eingearbeitet werden muß. ist es jedoch wünschenswert,
daß die LGsung bei der Aufbewahrung vorzugsweise für drei Monate oder länger beständig bleibt. Unglücklicherweise reagieren bestimmte, als Zerfallszusätze
verwendete Kohlenhydratmaterialien. beispielsweise
ίο reduzierende Zucker, wie Glucose, mit der hochalkalischen Natriumsilikatlösung und werden in ein schwarzes unlösliches Produkt überführt. Zur gleichen Zeit
steigt die Viskosität der Lösung und die Lösung wird eventuell wegen des Verbrauchs von Natriumhydroxid
und des daraus folgenden Anstiegs des Siliciumoxid/Natriumoxid-Verhältnisses des Natriumsilikats fest.
Das ist auch der Fall bei der Verwendung eines Zerfallszusatzes auf Basis von Glucosesn jp. der durch
Fermentierung von Stärkeprodukten erhalten wird und
gleichfalls verschiedene Zucker enthält. Ein solcher
Glucosesirup hat ein Dextrose-Äquivalent von 45 bis 60 (GB-PS 12 99 779).
Das Dextrose-Äquivalent wird definiert als die reduzierende Kraft, d. h. der Gehalt an reduzierendem
Zucker eines Stärkehydrolysats ausgedrückt als D-GIucose auf einer trockenen Basis.
Nrcht reduzierende Zucker wie Rohrzucker sind
wirksame Zerfallszusätze und führen zu beständigen Lösungen, wenn sie Natriumsilikatlösungen zugesetzt
werden. Sie haben jedoch andere Nachteile, weil die Formen und Kerne, die aus einem Rohrzucker
enthaltenden silikatgebundenen Sand hergestellt sind, hygroskopisch sind. Wenn Formen und Kerne, insbesondere in einer feuchten Atmosphäre, aufbewahrt
werden, werden sie an ihren Kanten zerstört, brüchig
und schwach. Das gilt auch für Bindemittel aus einem Alkalisilikat und organischen Polyhydroxyverbindungen, die nach Vermischen mit dem Sand durch Begasen
mit Kohlendioxid gehärtet werden (BE-PS 5 55 362). Als
Polyhydroxyverbindungen können hiernach verschiedene Zuckerarten, Tri- und Tetrasaccharide oder mehrwertige Alkohole verwendet werden, wobei ihre sehr
unterschiedlichen Dextrose-Äquivalente ebenso wenig berücksichtigt werden wie ihre verschiedene Wirkung
auf das Verhalten der Formen oder Kerne.
Wie ersichtlich, sind die Anforderungen an eine technisch brauchbare Bindemittellösung zur Herstellung von Gießformen- und -kernen sehr vielfältig. Die
organische Zerfallskomponente muß mit dem Alkalisili
kat homogen mischbar und zusammen mit diesem
lagerbeständig sein. Nach dem Vermischen mit dem oand kommt es nicht nur auf die gute Bindefestigkeit
der Formen, sondern auch darauf an. daß das Bindemittel beim Begasen mit Kohlendioxid zwar rasch
aushärtet, aber nicht durch Übergasen seine Festigkeit
wieder verliert. Beim Aufbewahren, selbst unter feuchten Bedingungen, müssen die Formen oder Kerne
ihre Festigkeit behalten und nach dem Guß eine gute Zerfallsneigung besitzen.
Die gestellte Aufgabe besieht mithin darin, eine beständige alkalisilikathaltige Binclemittellösung bereitzustellen, die Formen und Kerne aus Sand mit guten
Brucheigenschaften ergibt, die bei der Lagerung auch unter feuchten Bedingungen erhalten bleiben. Die
Aufgabe wird gelöst durch ein Bindemittel mit den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1.
Vorteilhafte Weiterbildungen werden in den Unteransprüchen 2 und 3 angegeben.
Die stabilisierten Stärkehydrolysate gemäß dem Anspruch 1 werden aus Stärkehydrolysaten mit höherem
Dextrose-Äquivalent durch Umsetzung mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten hergestellt Nach der
Stabilisierung ist das Dextrose-Äquivalent des Stärkehydrolysats auf einen Wert unter 5, vorzugsweise unter
2 und insbesondere unter 03 erniedrigt. Die stabilisierten Stärkehydrolysate können leicht in Form von
wäßrigen Sirups gehandhabt werden, die gewöhnlich 40 bis 70 Gew.-% Stärkehydrolysat enthalten. Eine Alkalisilikatlösung,
die das Stärkehydrolysat enthält wird umso länger beständig bleiben, je geringer das
Dextrose-Äquivalent des Stärkehydrolysats ist Dementsprechend ist es bevorzugt daß das Stärkehydrolysat
ein Dextrose-Äquivalent unter 2, insbesondere unter 03
besitzt
Das bevorzugte Alkalisilikat ist Natriumsilikat. Das SiO2: Na2O-Verhältnis des Natriumsilikats kann weit,
beispielsweise von 2:1 bis 33 ; 1, variieren. NatriumsL'ikate
mit einem Verhältnis von 2,0:1 bis etwa 23 :1,
insbesondere 2 :33. werden bevorzugt weil Alkalisilikate mit höherem Verhältnis chemisch reaktionsfähiger
sind, so daß Bindemittelzusammensetzungen, die diese enthalten, eine geringere Lagerbeständigkeit aufweisen.
Die Zusammensetzung der Bindemittellösung kann ebenfalls in einem weiten Bereich variieren, sie wird
jedoch gewöhnlich durch Mischen von 1 bis 50 Gew.-% Stärkehydrolysatsirup und 50 bis 99 Gew.-°/o Natriumsilikatlösung
hergestellt Bevorzugte Zusammensetzungen enthalten 10 bis 30Gew.-% Stärkehydrolysatsirup
und 70 bis 90 Gew.-% Natriumsilikatlösung.
Beim Gebrauch wird das Bindemittel gewöhnlich mit Sand in einer Menge von 2 bis UGew.-Teilen der
Bindemittelzusammensetzung pro lOOGew.-Teilen Sand vermischt und diese Mischung in die gewünschte
Gestalt gebracht Das Aushärten kann dann entweder durch Begasen mit Kohlendioxid oder durch Einarbeiten
von chemischen Härtemitteln wie Estern von ι mehrwertigen Alkoholen in bekannter Weise erfolgen.
1600 g einer wäßrigen Stärkehydrolysatlösung, die 65 Gew.-% Polysaccarid mit einem Dextrose^juiva-
m lent von 30 enthielt, wurde auf 700C erwärmt Zu dieser
Lösung wurden unter vorsichtigem Rühren 160 g Harnstoff gegeben. Nachdem der Harnstoff gelöst war
wurden 36 ml einer 38gewichtsprozentigen Schwefelsäure als Katalysator zugegt-ben. Die sich bildende klare
Losung wurde 16 Stunden bei 700C unter langsamem
Rühren gehalten. Nach dieser Zeit wurde die Reaktion durch Zugabe von Natriumhydroxidlösung bis auf einen
schwach alkalischen pH-Wert beendet. Nach Abkühlung hat der klare gelbe stabilisierte Stärkehydrolysatsi-
21) rup ein Dextrose-Äquivalent von 4 und einen leichten
Ammoniakgeruch, kann aber ohne weitere Reinigung verwendet werden.
Eine im Gewichtsverhältnis 1 :4 hergestellte Mischung dieses Produkts mit einer wäßrigen Natriumsilikatlösung
mit einem SiO2: Na2O-Verhältnis von 2,4 :1
zeigt gute Stabilität gegen den alkalischen Abbau des Polysaccharids. Obglekrh die Mischung sich etwas
dunkler färbt, wird kein sonderlicher Viskositätsanstieg oder eine Verfestigung beobachtet Bei der Verarbei-
jo tung der Bindemittelzusammensetzung zur Herstellung
von Sandkernen mit anschließender Begasung zeigte sich, daß dieses Bindemittel ein wirksamer Zerfallszusatz
ist.
Claims (3)
1. Lagerbeständiges Bindemittel zur Herstellung von Gießformen und -kernen aus einer wäßrigen
Lösung eines Alkalisilikats und einem Stärkehydrolysat, gekennzeichnet durch
1 bis 50 Gew.-% eines durch Reaktion mit Harnstoff oder Harnstoffderivaten stabilisierten Stärkehydrolysatsirups
mit einem Dextrose-Äquivalent unter 5 und 40 bis 70Gew.-% Feststoffen und
50 bis 99 Gew.-% der wäßrigen Alkalisilikatlösung.
2.
Bindemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Stärkehydrolysatsirup ein Dextrose-Äquivalent unter 2, insbesondere unter 0,5
aufweist.
3. Bindemittel nach Anspruch 1 oder 2. gekennzeichnet durch 10 bis 30Gew.-% Stärkehydrolysatsirup und 70 bis 90Gew.-% einer wäßrigen
Alkalisilikatlösung.
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