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Einwellen-Hehrstoff-Extruder mit Schneckengängen
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Die Erfindung bezieht sich auf einen Extruder für das Einziehen und
Fördern sowie das Austragen und gegebenenfalls Ausformen von mindestens zwei Stoffen
bzw. Stoffansätzen, von denen mindestens einer durch ein Innengewinde des Gehäuses
gefördert wird, welches ein rotierendes Element umschließt und eine der Anzahl der
Stoffe bzw. Stoffansätze entsprechende Anzahl von Beschickungsöffnungen aufweist.
Die verschiedenen Stoffe können bereits beim Beschicken des Extruders eine viskose
oder pastose oder ähnliche Konsistenz haben, aber auch beispielsweise als Kunststoffrobstoffe
im pulverigen oder grobkörnigen Zustand eingebracht und erst im Verlauf ihrer Transportwege
in einen entsprechenden rheologischen Zustand überführt werden. Es kommen dafür
sowohl unterschiedliche Stoffarten als auch unterschiedliche Ansätze der gleichen
Stoffart, zum Beispiel Anmischungen mit Farbstoffen, Füllstoffen, Treibmitteln und/ode#r
sonstigen Zusätzen in Betracht.
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Typische Einsatzgebiete des Einwellen-Mehrstoff-Extruders nach der
Erfindung sind die Kunststoff-, Seifen-, Kosmetik-, Süßwaren-und Teigwaren-Industrie.
Die extrudierten Erzeugnisse können mehrschichtige, regelmäßig oder unregelmäßig
gemusterte (z.B.
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marmorierte) Bahnen, Rundstränge, Schläuche, Rohre, Profilstränge
o.ä. Strangprodukte sein, aber auch homogene Stoffanmischungen und chemische Reaktionsprodukte.
Die Maschinen nach der Erfindung lassen sich auch als Voraggregate für andere Systeme
verwenden, z . B. für Spritzgießmaschinen, Hohlkörper-Blasaggregate, Folienkalander
u.a.
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Bekannt sind Einwellen-Mehrstoff-Extruder in den folgenden Ausführungen:
a)
Gegenstrom-Schneckenpressen mit zwei an den Enden eines zylindrischen Gehäuses angeordneten
Beschickungsöffnungen für gleiche oder verschiedene Stoffe, einer Schaftwelle mit
nach der Gehäusemitte fördernden Außengewinden, sowie einer für beide Stoffe gemeinsamen
Auslaßöffnung, deren Achse senkrecht zur Gehäuseachse angeordnet ist (DRP 409 577,
DGM 1 631 099).
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b) Gleichstrom-Schneckenpressen mit einer am Ende eines zylindrischen
Gehäuses angeordneten und einer in Förderrichtung versetzten Beschickungsöffnung
für gleiche oder verschiedene Stoffe, einer Schaftwelle mit zwei gleichsinnig geschnittenen
Gewindeabschnitten, die durch ein Sperrgewinde voneinander getrennt sind, sowie
einem axial durch den Kern des zweiten Gewindeabschnitts führenden Auslaß für den
ersten Stoff, der in den Auslaufbereich des zweiten Gewindeabschnitts einmündet
(KUNSTSTOFFE Bd.51/1961, S.800).
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c) Schneckenpressen mit einem zylindrischen Gehäuse und einer rotierenden
mehrgängigen Schnecke, in deren einzelne Gänge unterschiedlich gefärbtes Material
intermittierend aus entsprechenden Vorratsbehältern mit periodisch verstellbaren
Auslaßschiebern eingespeist wird (DAS 1 146 648).
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d) Koaxial-Schneckenpressen mit zwei unmittelbar nebeneinanderliegenden
Beschickungsöffnungen am Ende eines zylindrischen Gehäuses, in dem koaxial-konzentrisch
zwei Schnecken mit gegensinnigen Gewindegängen angeordnet sind, wobei die innere
Schnecke feststehend in der als Hohlzylinder ausgebildeten rotierenden äußeren Schnecke
angeordnet ist und durch Öffnungen ("Benster") in der Wandung der äußeren Schnecke
intermittierend mit Material beschickt wird. Eine solche Konstruktion wurde speziell
für das Extrudieren von marmorierten Seifensträngen vorgeschlagen, aus denen unmittelbar
anschließend Einzelstücke geformt werden (DAS 2 419 952).
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Diese bekannten Sinwellen-Mehrstoff-Extruder weisen folgende Nachteile
auf: Die Gegenstrom- und Gleichstrom-Aus führung en erfordern eine Baulänge, die
etwa doppelt so groß wie die einer normalen Einschneckenpresse mit demselben Durchmesser
ist. Die Konstruktionen mit mehrgängiger Schnecke und koaxialer Anordnung von zwei
Schnecken vermeiden zwar diesen Nachteil, jedoch unter Verzicht auf eine reguläre
ununterbrochene Beschickung der einzelnen Schneckengänge bzw. einer der beiden Schnecken.
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Dabei muß, selbst wenn der nicht geringe konstruktive und betriebstechnische
Aufwand für das periodische Öffnen und Schließen der Beschickungsöffnungen bei dem
Extruder mit mehrgängiger Schnecke akzeptiert wird, mit einem im allgemeinen unerwünschten
pulsierenden Ausstoß der Maschine gerechnet werden.
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Im übrigen beschränkt sich die Anzahl der mit den Extrudern nach a)b)
und d) gleichzeitig verarbeitbaren Stoffe bzw. Stoffansätze auf zwei.
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Aus diesem Stand der Technik ergibt sich die Aufgabe stellung für
die vorliegende Erfindung: Es soll ein Einwellen-Extruder mit Schneckengängen für
zwei oder mehrere Stoffe bzw. Stoffansätze entwickelt werden, dessen Baulänge nicht
größer als die einer normalen einwelligen Schnekkenpresse ist und der mit jedem
der Stoffe ohne besondere Vorrichtungen kontinuierlich beschickt werden kann.
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Nach der Erfindung wird zur Lösung dieser Aufgabe ein Extruder mit
einem in einem Gehäuse angeordneten Rotor sowie mit einer der Anzahl der zu extrudierenden
Stoffe bzw. Stoffansätze entsprechenden Anzahl von Beschickungsöffnungen und Schneckengängen
vorgeschlagen, von denen mindestens ein Schneckengang als Innengewinde der Gehäusewandung
mit einer im Anschnittbereich angeordneten Beschickungsöffnung ausgeführt ist.
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Bei einer Ausführung als Zweistoff-Extruder mit Einfach-Innengewinde
wird der Rotor als Förderschnecke für den zweiten Stoff ausgelegt. Konstruktionen
dieser Art mit einem als Förderschnecke ausgebildeten Rotor kommen hauptsächlich
für den Einsatz als Mischer-Extruder oder Reaktor-Extruder in Betracht; dabei kann
es zweckmäßig sein, die Gangtiefe und/oder die Gangsteigung des Rotorgewindes und
des Gehäusegewindes in Achsrichtung gegensinnig zu verändern, also das bekannte
Konvergenz-Divergenz-Prinzip anzuwenden. Maschinen dieser Art entsprechen, bis auf
die getrennte Beschickung des Gehäuse-Innengewindes mit einem zweiten Stoff bzw.
Stoffansatz, dem bekannten "Dransfermix"-System.
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Bevorzugt werden jedoch Ausführungen des Einwellen-Mehrstoff-Extruders
nach der Erfindung für den separaten Transport der verschiedenen Stoffe bzw. Stoffansätze,
das heißt Konstruktionen mit einem im Arbeitsbereich glatten (gewindelosen) Rotor,
der mit möglichst kleinem Radialspiel in einem Gehäuse mit Mehrfach-Innengewinde
und einer entsprechenden Anzahl von Beschickungsöffnungen angeordnet ist. Die Beschickungsöffnungen
können in Achsrichtung unmittelbar nebeneinander, aber auch in Umfangsrichtung um
einen Winkel ?# (Eogenmaß) und in Achsrichtung um einen der Gangsteigung s des Nehrfach-Innengewindes
proportionalen Abstand a versetzt sein. Beispielsweise berechnet sich bei einem
zweigängigen Innengewinde der axiale Abstand der Beschickungsöffnungen nach der
Gleichung a = Die Volumen- bzw. Nengendurchsätze der einzelnen Stoffe bzw.
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Stoffansätze können gleich oder voneinander verschieden sein.
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Zur Einstellung unterschiedlicher Einzeldurchsätze kommen hauptsächlich
folgende Maßnahmen in Betracht: a) Unterschiedliche Bemessung der Querschnitte (Gangbreite,
Gangtiefe) der einzelnen Gewindegänge, insbesondere asymmetrische Aufteilung der
Gesamtbreite des mehrgängigen Innengewindes, und b) Installation
von
Einrichtungen zur dosierten Beschickung mindestens eines der Schnecken- bzw. Gewindegänge.
Zur Erzielung besonderer Effekte in den extrudierten Erzeugnissen kann auch eine
zeitlich wechselnde Beschickung einer oder mehrerer der Stoffkomponenten vorgesehen
werden.
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Ausführungsbeispiele von Einwellen-Hehrstoff-Extrudern nach der Erfindung
sind in den Abbildungen Fig.1 bis 7 dargestellt. Es handelt sich dabei um Zweistoff-Ausführüngen
mit unterschiedlichen Konstruktions- bzw. Funktionsmerkmalen auf der Abgangsseite,
wobei jeweils das Gehäuse ein zweigängiges Innengewinde aufweist und der Rotor im
Arbeitsbereich glatt (gewindelos) ausgeführt ist.
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Fig.1 zeigt einen Einwellen-Zweistoff-Extruder mit dem Gehäuse und
dem Formwerkzeug im Längsschnitt, Fig.2 die Seitenansicht des Rotors mit einem Sperrgewinde
am Schaftende, Fig.3 einen entsprechenden Rotor mit Nischzapfen am Ausstoßende,
Fig.4a-d Querschnitte des Gehäuses mit verschiedenen Anordnungen der beiden Beschickungsöffnungen,
Fig.5 die Abwicklung der Innenwandung des Gehäuses nach Fig.4d, Fig.6 die Ankopplung
eines Einwellen-Zweistoff-Extruders nach der Erfindung an eine Einkolben-SpritzgieRmaschine,
Fig.7 eine entsprechende Ankoppelung an eine Zweikolben-Spritzgießmaschine zur Herstellung
von zweifarbig gemusterten (z.B. marmorierten) Erzeugnissen.
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Die in den Abbildungen verwendeten Kennzahlen haben folgende Bedeutung:
1 Gehäuse |
2 Rotor |
3 Formwerkzeug ) |
4,4' Eintrittsöffnungen ) des Gehäuses 1 |
5,5' Innengewinde ) |
6 Schaft |
7 Sperrgewinde ) des Rotors 2 |
8 Nischzapfen |
9 Vorraum des Formwerkzeugs 3 |
10 Einkolben-Spritzgießmaschine 11,11' Zweikolben-Spritzgießmaschine
12 Übergangskanal 13 Stauraum 14 Spritzkolben 15 Hülse 16 Ringkanal 17 Spritzkopf
Die Arbeitsweise des Einwellen-Mehrstoff-Extruders nach der Erfindung kann wie folgt
beschrieben werden: Die durch die Öffnungen 4,4' des Gehäuses 1 drucklos oder mit
einem niedrigen Vorlagedruck in den Einzugsbereich der Innengewinde 5,5' eingebrachten
Stoffe bzw. Stoffansätze werden durch die Schleppbewegung der umlaufenden Oberfläche
des Rotors 2 in eine zirkulare und gleichzeitig axiale Bewegung gezwungen. Am Ausstoßende
des Rotors 2 treten die gegebenenfalls im Verlauf ihrer Transportwege plastifizierten
bzw. aufgeschmolzenen Stoffe in den Vorraum 9 des Formwerkzeugs 3 ein, wo sie sich
miteinander zu einem kontinuierlich austretenden Strang vereinigen. Im Vereinigungsbereich
der verschiedenen Stoffe bzw. Stoffansätze können diese, beispielsweise durch den
Nischzapfen 8 des Rotors 2, aber auch durch statische Mischelemente oder andere
Funktionselemente miteinander vermengt oder aber in regelmäßiger Weise miteinander
zu einem Rundstrang oder Profilstrang kombiniert werden. Mit geringfügigen konstruktiven
Abänderungen können die beiden Stoffe bzw. Stoffansätze aber auch als separate Hassestränge
extrudiert und erst außerhalb des Formwerkzeuges 3 miteinander kombiniert, zum Beispiel
zu dekorativen Erzeugnissen verflochten oder zu Verbunderzeugnissen mit textilen
und anderen Materialien vereinigt werden.
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Der kombinierj;e Massestrang kann als Fertigprodukt oder Halbzeug
verwendet, aber auch zur Herstellung von Hehrstoff-StückerueufSnissen in den Stauraum
einer Einkolben-Spritzgießmasciiine 10
oder in die Stauräume einer
Zweikolben-Spritzgießmaschine 11,11, in den Stauraum eines Hohlkörper-Blasaggregates,
in den Einzugsspalt eines Folienkalanders oder andere Ausform- bzw. Verarbeitungsmaschinen
eingespeist werden.
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Im Falle der Kombination mit einer Spritzgießmaschine wird der Stauraum
13 vorzugsweise nach der bekannten Verfahrenstechnik unter Zurückdrängung des Kolbens
14 über einen mit dem Übergangskanal 12 kommunizierenden Ringkanal 16 gefüllt, dessen
Radialmaß der Wanddicke der Hülse 15 entspricht. Während der anschließenden Einspritzphase,
d.h. beim Vorschieben des Kolbens 14, kann der Übergangskanal 12 durch die verschieblich
angeordnete Hülse 15 oder durch ein Rückschlagventil gesperrt werden. -Prinzipiell
möglich ist auch das direkte Füllen des Stauraumes 13, d-.h. das Einbringen der
zu verarbeitenden Medien ohne den Ringkanal 16, nämlich durch Versatz des Übergangskanals
12 an das Ausstoßende des Stauraums 13. Das System mit Ringkanal nach Fig.6 ist
jedoch insofern vorzuziehen, als dabei das zuerst in den Stauraum eingetretene Material
auch zuerst ausgespritzt und dadurch eine Vergleichmäßigung der Verweilzeiten erreicht
wird. -Die oben erwähnten mischtechnischen und sonstigen Hilfseinrichtungen können
selbstverständlich auch bei den Konstruktionen nach Fig.6 und 7 vorgesehen werden.
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Einwellen-Mehrstoff-Extruder nach der Erfindung lassen sich als Plastifizier-Aggregate
für Spritzgießmaschinen auch in der Weise verwenden, daß der Rotor 2 in dem Gehäuse
1 axial verschieblich angeordnet wird, um gleichzeitig die Funktion des Staukolbens
und des Spritzkolbens zu übernehmen. Dabei sind im Falle niedrigviskoser rheologischer
Medien jedoch besondere Rückstromsperren für den Einspritzvorgang erforderlich.
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In der Mehrzahl der Betriebsfälle empfiehlt es sich, zur getrennten
Förderung der verschiedenen Stoffe bzw. Stoffansätze, das Radialspiel zwischen dem
Rotor 2 und der Innenwand des
Gehäuses 1 bzw. den Stegen der Gewindegänge
5,5' möglichst klein zu halten. Dazu, aber auch aus anderen Gründen, kann eine kontrollierte
Temperierung sowohl des Gehäuses 1 als auch des Rotors 2 zweckmäßig sein, wie sie
bei konventionellen Kunststoff-Schneckenpressen üblich ist.
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Zur Vermeidung von Maßänderungen der dem Verschleiß mehr als der Rotor
2 ausgesetzten Stege der Innengewinde des Gehäuses 1 können diese nach dem Vorbild
der Kunststoff-Extruderschnecken mit entsprechenden Plattierungen versehen werden.
Bei kleineren Baueinheiten ist es u.U. wirtschaftlicher, das Gehäuse als Ganzes
aus einem, gegebenenfalls nach entsprechender Behandlung, hochverschleißfesten Material
zu fertigen. Für größere Baueinheiten kommt eine Aufteilung des Gehäuses in einen
Mantelzylinder und eine verschleißfeste Gewindebuchse in Betracht.
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Für diesen Zweck geeignete Werkstoffe sind aluminiumhaltige Nitrierstähle,
spezielle Gußlegierungen u.a.
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Zur Vereinfachung der Reinigung des Gehäuses bei Betriebsunterbrechungen
kann dessen Aufteilung in zwei zylindrische Halbschalen sinnvoll sein, etwa nach
dem Vorbild der unter den Bezeichnungen ~Ko-Kneter" und "ransfermix" handelsüblichen
Maschinen.
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Statt einer zylindrischen Konstruktion des Gehäuses 1 und des Rotors
2 kommen auch konische oder andere Ausführungen in Betracht, deren Vorteile in bestimmten
Betriebsfällen von konventionellen Schneckenpressen bekannt sind.
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Extruder nach der Erfindung sind nicht nur für die Zwecke der industriellen
Produktion, sondern auch für neuartige wissenschaftliche Untersuchungen zu verwenden.
Beispielsweise können Einwellen-Extruder mit zweigängigem Innengewinde bei abgestufter
Bemessung des Radialspieles zwischen dem Gehäuse 1 und dem Rotor 2 im Betrieb mit
unterschiedlich eingefärbten Stoffansätzen Aufschlüsse über die Leckströmung im
Bereich der Gewindestege geben.
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