DE2631594C2 - Kunststoffgleitbelag für Schienenweichen - Google Patents
Kunststoffgleitbelag für SchienenweichenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft einen Kunststoffgleitbelag für Schienenweichen, bei denen eine Weichenzunge auf
einem mit Kunststoff belegten Weichenstuhl relativ zu einer Schiene gleitend hin- und herverschieblich und der
Kunststoffgleitbelag in einer Ausnehmung des Weichenstuhls so angeordnet ist, daß er die Oberfläche des
Weichenstuhls überragt.
Die metallischen Gleitpiatten oder Weichenstühle bekannter Schienenweichen erfordern eine regelmäßige
Wartung, nämlich hauptsächlich ein in bestimmten Zeitintervallen zu wiederholendes Schmieren, um die
Verschiebung der Weichenzunge zu erleichtern und um die zumeist aus Stahl gefertigen Gleitplatten vor
Korrosion zu schützen. Mit der Zeit verkrustet jedoch der aufgebrachte Schmierfilm durch Umgebungseinflüsse
und vermindert so die Betriebssicherheit der Weiche. Der verkrustete Schmierfilm muß daher von Zeit zu Zeit
mit speziellen Reinigungsgeräten entfernt werden. Das ständige Warten und Reinigen erfordert aber einen
erhöhten Kosten- und Personalaufwand, ganz abgesehen davon, daß diese Arbeiten mit einem erheblichen
Risiko für das Wartungspersonal verbunden sind, da im Wartungsbereich ständig Züge auf den Schienen
verkehren. Schließlich stellt das bei herkömmlichen Metallweichen ins Erdreich gelangende Schmiermittel
eine erhebliche Umweltverschmutzung dar.
Es sind daher bei Schienenweichen auch bereits kunststoffbelegte Weichenstühle als Gleitunterlage
bekanntgeworden (DE-Gbm 19 18 253), wodurch eine Wartungsfreiheit bei erhöhter Betriebssicherheit gewährleistet
werden sollte. Dabei war jedoch der Kunststoffgleitbelag durch Verkeilung, Klebung oder
auch Verschraubung oder Vergießen fest mit der Stahlunterlage verbunden und löste sich regelmäßig
nach wirtschaftlich nicht vertretbar kurzen Betriebszeiten durch Hochwölben von der Unterlage ab, so daß die
Funktion der Gleitplatte unterbunden war und die im Stellantrieb installierte Leistung nicht mehr ausreichte,
die Weichenzunge umzustellen. Dies aber stellt im Eisenbahnbetrieb eine erhebliche Gefahrenquelle dar.
Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, das Ablösen und Hochwölben des Kunststoffgleitbelags auf
dem Weichenstuhl einer Schienenweiche zu vermeiden.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß der Kunststoffgleitbelag in seiner Ausnehmung mit
allseitigem Spiel ausdehnbar angeordnet ist.
Es wurde gefunden, daß das Ablösen und Hochwölben eines Kunststoffgleitbelages bei einer Weiche nicht
nur auf die Wärmeausdehnung, sondern insbesondere auch darauf zurückzuführen ist, daß der Kunststoffgleitbelag
durch die über die Weiche rollenden Züge eine ständige »Behämmerung« erfährt, die zu einer das
Hochwölben auslösenden, plastischen Verformung führt. Durch die Erfindung wird der technische Vorteil
erzielt, daß wegen der allseitigen Ausdehnbarkeit des Kunststoffes in seiner Ausnehmung auf dem Weichenstuhl
ein Hochwölben in jedem Fall ausgeschlossen und damit das bisher bei Weichen mit Kunststoffgleitbelag
bestehende Sicherheitsrisiko ausgeschaltet ist.
Ausführungsformen der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt, die nachstehend näher erläutert
wird. Es zeigt
Fig. 1 eine abgebrochene, schaubildliche Darstellung
einer Schienenweiche in Offenstellung,
Fig.2 eine Schnittansicht einer Schienenweiche in
Schließstellung,
F i g. 3 eine Draufsicht eines Weichenstuhls,
F i g. 3a eine Ansicht des Weichenstuhls in Richtung des Pfeiles A in Fig. 3,
Fig. 4 eine Schnittansicht entlang der Linie 4-4 in
Fig. 3,
Fig. 5 eine Draufsicht einer abgewandelten Ausführungsform eines Weichenstuhls,
F i g. 6 eine Schnittansicht entlang der Linie 6-6 in
F i g. 5,
F i g. 7 eine Draufsicht einer weiteren Ausführungsform der Erfindung und
Fig. 8 eine Schnittansicht entlang der Linie 8-8 in Fig.7.
Bei der in Fig. 1 ausschnittsweise dargestellten Schienenweiche ist eine Schiene 1 in herkömmlicher
Weise auf Schwellen 2 aus Holz, Beton oder anderem Material befestigt. Wesentlicher Bestandteil der Weiche
ist eine Weichenzunge 3, die mittels eines an ihr angelenkten Gestänges 4 in herkömmlicher Weise,
beispielsweise mit Hilfe eines Antriebsmotors, zwischen einer Offen- und einer Schließstellung hin- und
herverschieblich ist. In F i g. 1 ist die Offen-, in F i g. 2 die Schließstellung dargestellt. Bei ihrer Verschiebung
gieitet die Weichenzunge 3 auf Weichenstühlen 5, die z. B. einstückig jeweils mit einer auf den Schwellen
befestigten, plattenförmigen Unterlage 6 verbunden sind. Bei der dargestellten Ausführungsform (vgl.
F i g. 2) bestehen Weichenstuhl 5 und Unterlage 6 aus Stahl. Die Oberfläche des Weichenstuhls 5, auf welcher
die Weichenzunge 3 gleitet, wird von einem Kunstst jffbelag
7 gebildet, der bei der Ausführungsform gemäß F i g. 1 —4 (vgl. insbesondere F i g. 3) aus zwei nebeneinander,
mit ihren Längsachsen quer zur Verscbieberichtung der Weichenzunge 3 verlaufenden Streifen 8 und 9
besteht. Wie insbesondere aus F i g. 4 hervorgeht, haben die Streifen 8, 9 eine trapezförmige QuerschnittsflSche
und sind in komplementäre, schwalbenschwanzförmige Ausnehmungen bzw. Nuten 10 bzw. 11 des Weichenstuhls
5 eingeschoben, wobei jedoch die Querschnittsfläche der Ausnehmungen bzw. Nuten 10,11 größer als die
Querschnittsfläche der Streifen 8, 9 ist, so daß sich die Streifen 8, 9 in den Nuten bzw. Ausnehmungen 10, 11
seitlich frei bewegen oder ausdehnen können. An der in F i g. 3 und 3a links gelegenen Seite des Weichenstuhles
ist ein nach oben abstehendes Anschlagelement 12 vorgesehen, das eine Verschiebebewegung der Streifen
8,9 in ihren Nuten bzw. Ausnehmungen 10 bzw. 11 nach
links hin begrenzt. Nach dem Einschieben der Streifen 8, 9 in die Nuten bzw. Ausnehmungen 10, 11 wird auf der
rechten Seite des Weichenstuhls (Fig.3 und 3a) eine Leiste 13 vor die Nuten geschraubt, so daß die Streifen
nicht in unbeabsichtigter Weise aus den Nuten nach rechts hin austreten können. Die Länge der Streifen 8,9
ist so bemessen, daß sie zwischen dem Anschlagelement 12 und der Leiste 13 bei allen auftretenden Temperaturen
noch frei beweglich sind. Die Tiefe der Nuten bzw. Ausnehmungen 10,11 oder die Dicke der Streifen 8,9 ist
so gewählt, daß die Oberfläche der Streifen stets über der Oberfläche des Weichenstuhls liegt und die
Weichenzunge 3 damit auf den Streifen aufruht. Das seitliche Spiel zwischen den Streifen 8,9 und den Nuten
bzw. Ausnehmungen 10, 11 ist so bemessen, daß die Streifen zwar nach der Seite hin frei beweglich sind,
jedoch nicht nach oben aus den Schwalbenschwanz-Nuten herausgenommen werden können.
Bei der in Fig. 1 —4 dargestellten Ausführungsform
gleitet die Weichenzunge 3 auf den Oberflächen der Kunststoffstreifen 8, 9. Wegen ihrer freien Beweglichkeit
oder allseitigen Ausdehnbarkeit dieser Streifen behalten diese immer ihre ebene Form und wölben sich
nicht hoch. Damit ist die Funktionssicherheit der Weiche gewährleistet, denn es hat sich gezeigt, daß
letztere durch die allseits ausdehnbare Anordnung der Streifen 8,9 nicht beeinträchtigt wird.
Bei der in F i g. 5 und 6 dargestellten Ausführungsform der Erfindung sind Kunststoffstreifen 18, 19, 20
wiederum mit allseitigem Spielraum in Schwalbenschwanz-Nuten eingesetzt, die von aufgeschraubten
Längs- und Quersiegen 21 bzw. 22 begrenzt sind. Durch Entfernen der beiden mittleren Längsstege 21 oder
eines Quersteges 22 können die Streifen 18, 19, 20
ίο ausgetauscht werden. Im übrigen funktioniert die
Ausführungsform gemäß Fig.5 und 6 ebenso wie die Ausführungsform gemäß F i g. 1 -4.
Die weitere Ausführungsform der Erfindung gemäß F i g. 7 und 8 unterscheidet sich von den zuvor
beschriebenen Ausführungsformen dadurch, daß der Kunststoffbelag aus einer Mehrzahl einander gleicher
Kunststoffelemente 28 besteht, die mit zwischen ihnen ausgebildeten Dehnfugen in flächiger Anordnung
nebeneinander auf dem Weichenstuhl 5 befestigt sind.
Wie dargestellt, weisen die Kunststoffelemente 28 ein die eigentliche Gleitfläche bildendes Kopfteil 31 auf, auf
dem die Weichenzunge 3 gleitet. Das Kopfteil 31 ist mit einem Fußteil 32 verbunden, das, wie aus F i g. 8
ersichtlich, jeweils mittels einer Schraube 33 und einer Widerlagerplatte 34 unter Ausbildung einer allseiligen
Ausdehnungsmöglichkeit des Kunststoffelements 28 im Weichenstuhl 5 befestigt ist. Hierzu weist der Weichenstuhl
5 entsprechend geformte Ausnehmungen 35 auf. Die Kunststoffelemente 28 könnten anstelle einer
Verschraubung auch durch Einpressen des Fußteiles 32 in die Ausnehmungen 35 im Weichenstuhl 5 festgehalten
sein, so lange sichergestellt ist, daß das Kopfteil 31 allseits ausdehnbar ist. Die Streifen 8, 9; 18, 19, 20 und
die Kunststoffelemente 28 können mit unterschiedlichen Dicken hergestellt werden, so daß bei einer im Laufe der
Zeit eingetretenen Absenkung der Schwellen 2 ein Niveauausgleich durch Einsetzen dickerer Streifen oder
Kunststoffelemente stattfinden kann, ohne die gesamte Weiche neu montieren zu müssen.
Für die Herstellung der Streifen 8, 9; 18, 19, 20 und der Kunststoffelemente 28 werden bevorzugt Kunststoffe
verwendet, deren lineare Wärmeausdehnungskoeffizienten kleiner als 7 · ΙΟ"5, vorzugsweise kleiner als
5 · 10"5 Grad pro C° sind. Der Gleitreibungskoeffizient
des den Gleitbelag für die Weichenzunge 3 bildenden Kunststoffes soll bei einer Weichenzunge aus Stah! und
der von ihr auf den Belag erzeugten Flächenpressung gleitstreckenunabhängig zwischen etwa 0,06 und etwa
0,16, vorzugsweise bei etwa 0,08 liegen. Als Kunststoff zur Herstellung der erfindungsgemäß verwendeten
Gleitbeläge eignen sich teilkristalline Kunststoffe, beispielsweise thermoplastische Polyester, insbesondere
Polybutylenterephthalat, der durch einen gleitreibungsmindernden Zusatz modifiziert ist, wobei als
Zusatz z.B. 2 — 20 Gew.-% an hochmolekularem Niederdruckpolyäthylen oder Polytetrafluoräthylen in
den teilkristallinen Kunststoff eingebracht werden können. Zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit gibt
man dem den Belag bildenden Kunststoff zusätzlich einen Gehalt von etwa 2 — 20, vorzugsweise 8—10
Gew.-% an Graphit- oder Molybdändisulfidpulver.
Der erfindungsgemäß zwischen Weichenstuhl 5 und Kunststoffbelag zum Zwecke der freien Ausdehnbarkeit
vorgesehene Spalt hat vorzugsweise eine Breite s, die
b5 sich nach folgender Formel errechnet:
s = 0,2 + («s, · bs, +
zl7 [mm].
In dieser Formel bedeutet:
\s \^ = thermische l.ängenausdchnungskoeffizienicι)
von Stahl und Kunstsio'l
/κ bK = Lange bzw. Breite der Stanl und Kunststoff-Bauteile
-J' = in Frage kommende Tempe: .itursehwan-
kung.
Die Fußteile 32 der Kunststoffelcmcnte 28 können
auch in die Ausnehmungen 35 des Weichenstuhls 5
eingeklebt werden. In F i g. 5 und b kann ein Teil der Längs- und Querstege 21, 22 statt aufgeschraubt auch
aufgeschweißt sein. Die Ausfühnmgsform gemäß I-" i g. 7
und 8 gibt den Vorteil, mit Hilfe sehr klcinfläehiger
Elemente eine beliebig grolle Gleitfläche her/ustellen.
Bei allen bisher beschriebenen Ausführungsformen
der Erfindung war in einen als Halter dienenden Weichenstuhl 5 aus Metall ein Kunststoffbelag eingesetzt.
Die Frfindung zieht auch in Betracht, den Weichenstuhl 5 aus Kunststoff herzustellen, und zwar
einstückig oder mchrsiückig. wobei in letzterem Fall
besondere Gleitbeläge aus Kunststoff in einen Körper des Weichenstuhls, vorzugsweise auswechselbar, eingesetzt
sein können.
Flierzu 5 Blatt Zeichnungen
Claims (9)
1. Kunststoffgleitbelag für Schienenweichen, bei denen eine Weichenzunge auf einem mit Kunststoff ->
belegten Weichenstuhl relativ zu einer Schiene gleitend hin- und herverschieblich und der Kunststoffgleitbelag
in einer Ausnehmung des Weichenstuhls so angeordnet ist, daß er die Oberfläche des
Weichenstuhls überragt, dadurch gekennzeichnet,
daß der Kunststoffgleitbelag (2:. B. 7) in der Ausnehmung (10, 11) mit allseitigem Spiel
ausdehnbar angeordnet ist.
2. Gleitbelag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Gleitbelag gegenüber einem die
der Schiene (1) zugekehrten Stirnseite der Ausnehmung (10, 11) verschließenden Anschlagselement
(z. B. 12) in Zungenverschiebungsrichtung frei beweglich ist.
3. Gleitbelag nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einer Vielzahl kleiner Kunststoffelemente
(28) besteht, die mit zwischen ihnen ausgebildeten Dehnfugen in flächiger Anordnung
nebeneinander auf dem Weichenstuhl (5) befestigt sind.
4. Gleitbelag nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffelemente (28) ein die
Gleitfläche bildendes mit allseitigem Spiel ausdehnbar angeordnetes Kopfteil (32) aufweisen und mit
dem Fußteil (32) in Ausnehmungen (35) des jo Weichenstuhls (5) eingesetzt sind.
5. Gleitbelag nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der lineare Wärmeausdehnungskoeffizient
des den Belag bildenden Kunststoffes unter 7 · ΙΟ"5, vorzugsweise 5 · 10~5 pro
Grad C liegt.
6. Gleitbelag nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Gleitreibungskoeffizient
des den Belag bildenden Kunststoffes bei einer Weichenzunge (3) aus Stahl und der
von ihr auf den Belag erzeugten Flächenpressung gleitstreckenunabhängig zwischen etwa 0,06 und
etwa 0,16, vorzugsweise bei etwa 0,08 liegt.
7. Gleitbelag nach einem der voranstehenden
Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er aus einem teilkristallinen Kunststoff, insbesondere
einem thermoplastischen Polyester, z. B. Polybutylenterephthalat besteht, der durch einen gleitreibungsmindemden
Zusatz modifiziert ist.
8. Gleitbelag nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß der teilkristalline Kunststoff durch
einen Zusatz von etwa 2 — 20 Gew.-% an hochmolekularem Niederdruckpolyäthylen oder Polytetrafluoräthylen
modifiziert ist.
9. Gleitbelag nach einem der voranstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der den
Belag bildende Kunststoff zur Erhöhung der Verschleißfestigkeit einen Gehalt von etwa 2 — 20,
vorzugsweise 8—10 Gew.-% an Graphit- oder Molybdändisulfidpulvtr enthält. bo
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