DE10116992C1 - Kunststoffgleitplatte für Schienenweichen - Google Patents
Kunststoffgleitplatte für SchienenweichenInfo
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Abstract
Um eine Kunststoffgleitplatte für Schienenweichen, welche an einem Weichenstuhl der Weichen auswechselbar montiert ist und eine Gleitebene für eine Zunge der Weiche definiert, so weiterzubilden, dass sie den heutigen Anforderungen genügt und ein sicherer Weichenbetrieb unabhängig von der Jahreszeit möglich ist, wird vorgeschlagen, dass diese Kunststoffgleitplatte aus einem Kunststoffmaterial hergestellt ist, welches ein eine Matrix bildendes Polymer und ein in der Matrix dispergiertes Fluorkohlenwasserstoffpolymer umfasst, wobei das Fluorkohlenwasserstoffpolymer chemisch mit dem Matrixpolymer gekoppelt ist.
Description
Die Erfindung betrifft eine Kunststoffgleitplatte für Schienen
weichen, welche an einem Weichenstuhl der Weichen auswechselbar
montiert ist und eine Gleitebene für eine Zunge der Weiche de
finiert.
Solche Gleitplatten sind beispielsweise aus der DE 25 31 594 B
bekannt.
Die früher ausschließlich und auch heute zum Teil noch ge
bräuchlichen Gleitplatten aus Metall erfordern eine regelmäßige
Wartung, nämlich hauptsächlich ein in bestimmten Zeitinterval
len zu wiederholendes Schmieren, um die für die Verschiebung
der auf der Gleitplatte aufruhenden Weichenzunge notwendigen
Kräfte möglichst klein zu halten. Außerdem dient die Schmierung
als Korrosionsschutz der metallischen Weichengleitplatten, die
zumeist aus Stahl gefertigt sind. Mit der Zeit verkrustet je
doch der aufgebrachte Schmierfilm durch Umgebungseinflüsse und
vermindert so die Betriebssicherheit der Weiche. Der verkruste
te Schmierfilm muss daher von Zeit zu Zeit mit speziellen Rei
nigungsgeräten entfernt werden. Diese regelmäßigen Wartungs-
und Reinigungsarbeiten bedingen einen erheblichen Personal- und
Kostenaufwand und stellen zudem ein erhebliches Risiko für das
Wartungspersonal dar, da im Wartungs- und Reinigungsbereich
ständig Züge auf den Schienen verkehren. Zudem lässt sich nach
geraumer Zeit und vor allem bei Dunkelheit (verminderter Fahr
betrieb und damit bevorzugte Tageszeit für Wartungsarbeiten)
durch die oberflächliche Verschmutzung der Weichengleitstühle
nur mehr schwer erkennen, welche Stühle zu schmieren sind und
welche nicht. Schließlich gelangen nicht unerhebliche Mengen an
Schmiermittel sowie abgereinigte verkrustete Schmiermittelreste
zusammen mit Reinigungsmittel ins Gleisbett Erdreich und stel
len eine erhebliche, nicht vermeidbare Umweltverschmutzung dar.
Die bekannten Kunststoffgleitplatten bringen gegenüber den Me
tallgleitplatten ein erhebliches Maß an Verbesserung der War
tungsfreiheit.
Eine weitere wesentliche Verbesserung der Kunststoffgleitplat
ten ist aus der DE 34 06 726 A1 bekannt. Dort wurde vorgeschlagen,
dem Kunststoffmaterial Verstärkungsmaterialien in Faser- oder
Schuppenform zuzugeben, um die mechanische Festigkeit zu erhö
hen. Dies brachte insbesondere eine Verbesserung der Gleitplat
ten in Bezug auf deren Widerstandsfähigkeit gegen hohe Belas
tungsspitzenwerte, wie sie beispielsweise beim Befahren der
Weiche beobachtet werden, und die zum einen durch oszillierende
Bewegungen zwischen Weichenstuhl und Weichenzunge im Augenblick
des Überfahrens und zum anderen durch Verwindungen der Weichen
zunge hervorgerufen werden. Häufig liegen die verwundenen Wei
chenzungen nicht an der zugehörigen Stockschiene an, wodurch
dann beim Überfahren die einwirkende Kraft nicht flächig auf
die Gleitplatte, sondern über eine Kante der Weichenzunge mit
entsprechend hohen dynamischen Spitzenwerten übertragen wird.
Die genannten Kunststoffgleitplatten haben sich insbesondere
bei kurzbauenden Weichen bewährt und sind langjährig im Ein
satz. Mit dieser Technologie stößt man aber insbesondere bei
Weichen mit normaler Länge und insbesondere bei überlangen Wei
chen, wie sie bei großen Kurvenradien erforderlich sind, an
nicht zu überwindende Grenzen. Je länger bauend die Weichen,
desto mehr Schwellen sind in den Weichenbereich einbezogen, und
auf jeder Schwelle ist ein Weichenstuhl mit Gleitplatte vorzusehen.
Weiter erfahren die Schwellen, auf denen die Weichen
gleitstühle montiert sind, durch den Fahrbetrieb mit der Zeit
ein teil- oder stellenweises Absenken. Hier macht sich insbe
sondere bemerkbar, dass nicht alle Weichenstühle in einer Ebene
angeordnet sind, sondern mehr oder weniger hiervon abweichen.
In der Folge ist die Belastung für die Gleitplatten einzelner
Weichenstühle drastisch erhöht. Andererseits sind die Weichen
antriebe zum Verschwenken der Weichenzungen mit nur geringer
Reserve ausgelegt, so dass abgenutzte Gleitplatten oder in die
Gleitplatten eingesunkene Weichenzungen einen verlässlichen
Weichenbetrieb in Frage stellen. Dies bedeutet dann ein nicht
mehr akzeptables Sicherheitsrisiko, dem man nur durch ein vor
zeitiges Auswechseln der Gleitplatten begegnen kann. Anderer
seits wird parallel zu den gestiegenen Sicherheitsanforderungen
der Bahnbetreiber eine Verlängerung der Wartungs- bzw. Aus
tauschintervalle erwartet, da insbesondere bei Neubau- und
Schnellfahrstrecken, bei denen die notwendige Infrastruktur
(Bahnhöfe) weit entfernt liegt, extrem lange Wege zur Wartung
und Instandhaltung zurückzulegen sind und das Risiko für das
Wartungspersonal besonders hoch ist.
Die in der DE 34 06 726 A1 vorgeschlagenen Werkstoffmodifizierun
gen zum Erzielen eines verbesserten Gleitreibungsverhaltens
reichen mittlerweile bei den gestiegenen heutigen Anforderungen
nicht mehr aus, um den tribologischen und mechanischen Festig
keitsanforderungen gerecht zu werden. Einerseits müssten die
den Reibwert absenkenden Festschmierstoffanteile weiter erhöht
werden, was die mechanische Festigkeit, insbesondere die
Schlagzähigkeit bzw. das Arbeitsaufnahmevermögen des Materials,
insbesondere bei Betriebsbedingungen um den Gefrierpunkt, ver
mindert. Dies ließe sich in gewissen Grenzen durch Erhöhung des
Fasergehalts eindämmen, eine Maßnahme, die allerdings schnell
an Grenzen stößt.
Weiter bewirken die Zugaben von Festschmierstoffen eine deutli
che Spreizung der Qualitätsbandbreite, was eine höhere Aus
schussquote dieser sehr teueren Hochleistungskunststoffe zur
Folge hat.
Begrenzend bei der Suche nach Verbesserungen ist auch die For
derung der Bahnbetreiber, dass für bereits mit herkömmlichen
Kunststoffgleitplatten ausgerüstete Weichengleitstühle Aus
tauschteile mit besserer Qualität, aber in ihren geometrischen
Abmessungen und Formen nicht verändert, zur Verfügung gestellt
werden. Damit scheiden einfache Maßnahmen wie die Vergrößerung
der Auflageflächen, um somit spezifisch geringere Belastungen
zu erzielen, von vornherein aus.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es deshalb, die eingangs
beschriebene Kunststoffgleitplatte so weiterzubilden, dass sie
den heutigen Anforderungen genügen und ein sicherer Weichenbe
trieb unabhängig von der Jahreszeit möglich ist.
Diese Aufgabe wird bei den eingangs genannten Gleitplatten er
findungsgemäß dadurch gelöst, dass die Gleitplatte aus einem
Kunststoffmaterial hergestellt ist, welches ein eine Matrix
bildendes Polymer und ein in der Matrix dispergiertes Fluorkoh
lenwasserstoffpolymer umfasst, wobei das Fluorkohlenwasser
stoffpolymer chemisch mit dem Matrixpolymer gekoppelt ist.
Durch die chemische Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers
mit dem Matrixpolymer wird eine deutliche Festigkeitszunahme
des Kunststoffmaterials beobachtet, verglichen mit derselben
Materialkombination ohne chemische Kopplung.
Dadurch ist es möglich, bei gleichen Masseanteilen des Fluor
kohlenwasserstoffpolymers und damit bei zumindest gleichen
Reibwerten der Weichengleitplatte höhere mechanische Belastun
gen aufzunehmen, oder aber bei gleichen spezifischen mechanischen
Belastungskennwerten durch eine höhere Zugabe der Fluor
kohlenwasserstoffpolymere Reibungskennwerte und damit geringere
Umstellkräfte zu erreichen.
Das Matrixpolymer lässt sich aus einer breiten Palette von Po
lymeren auswählen, und die bevorzugten Matrixpolymere sind aus
gewählt aus Polyamiden, Polyestern, insbesondere Polyethylente
rephthalaten und Polybutylenterephthalaten, Polyphenylensulfi
den, Polyacetalen, thermoplastischen Polyurethanen und/oder Po
lyetheretherketonen.
Für die chemische Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpolymers
an das Matrixpolymer bietet sich insbesondere die Strahlenver
netzung an.
Im Falle der Verwendung von Polyamid als Matrixpolymer und Po
lytetrafluorethylen erhält man bei der Strahlungskopplung über
die Elektronenbestrahlung Carbonsäuregruppen am Polytetrafluor
ethylenpolymeren, wenn die Elektronenbestrahlung in Gegenwart
von Sauerstoff erfolgt. Unter den Verarbeitungsbedingungen von
Polyamid besitzen diese Carbonsäuregruppen eine solche Reakti
vität, dass durch Umamidisierung PTFE-Polyamid-Blockcopolymere
entstehen, die im Vergleich zu Werkstoffkombinationen, bei de
nen unbestrahltes PTFE und Polyamid nebeneinander vorliegen,
ein wesentlich höheres Festigkeitsniveau erreichen.
Bevorzugte Kunststoffgleitplatten weisen über den Anteil an
Fluorkohlenwasserstoffpolymeren hinaus weitere die Gleitreibung
und den Verschleiß mindernde Additive auf.
Unter solchen Additiven werden bevorzugt MoS2, Graphit, Borni
trid, Polyimide, Polyphenylensulfone, Wachse, Öle und Fette.
Auf Grund der chemischen Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpo
lymers an das Matrixpolymer ist von Haus aus das Kunststoffmaterial
mit einer höheren mechanischen Festigkeit ausgestattet,
so dass Zusätze wie vorgenannte Additive diese Eigenschaften
bei weitem weniger stark negativ beeinflussen als bei den her
kömmlichen Materialien, die bei Kunststoffgleitplatten verwen
det wurden.
Damit eröffnet sich auch mit diesen Additiven eine weitere Mög
lichkeit der Modifikation der Gleitplatten auf die jeweilige
Anwendung hin.
Darüber hinaus ist es empfehlenswert, das Kunststoffmaterial
der Gleitplatte mit festigkeitserhöhenden Verstärkungsstoffen
zu versehen, wobei die Verstärkungsstoffe ausgewählt sind aus
Kurz- und/oder Langfasern aus Glas, Kohlenstoff, Keflar, Me
tall, Hanf und Flachs.
Auf Grund der chemischen Kopplung des Fluorkohlenwasserstoffpo
lymers an die Polymermatrix und der damit einhergehenden Fes
tigkeitszunahme kann der Masseanteil der Verstärkungsstoffe im
Kunststoffmaterial reduziert und damit deren negativer Einfluss
auf die Gleitreibung und Schlagzähigkeit begrenzt werden.
Eine Minimierung der negativen Einflüsse auf die Gleitreibung
erzielt man zusätzlich, wenn die in dem Kunststoffmaterial ent
haltenen Fasern eine Vorzugsrichtung aufweisen, welche parallel
zu der Bewegungsrichtung der Weichenzunge in der Gleitebene
liegt.
Bei der Verwendung von Verstärkungsfasern werden diese eben
falls bevorzugt chemisch an die Polymermatrix angebunden, was
dann zu einer weiteren Festigkeitszunahme führt und eine weite
re Gestaltungsmöglichkeit hinsichtlich der Optimierung von
Gleitreibung, Verschleiß, Festigkeit und nicht zuletzt der Her
stellkosten mit sich bringt.
Daneben kann das Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen
Gleitplatte auch Füllstoffe enthalten, um vor allem den Materi
alpreis zu optimieren.
Geeignete Füllstoffe für das Kunststoffmaterial der Gleitplatte
sind z. B. Kaolin, Talkum, Calciumcarbonat, Siliziumcarbide,
Wollastonit, Glimmer oder TiO2.
Ferner kann vorgesehen sein, dass das Kunststoffmaterial der
erfindungsgemäßen Gleitplatte zusätzlich auf das Matrixpolymer
abgestimmten Schlagzähmodifier umfasst, wobei dieser hauptsäch
lich dann eingesetzt wird, wenn extrem tiefe Betriebstemperatu
ren zu erwarten sind.
Diese und weitere Vorteile der Erfindung werden im Folgenden
anhand der Zeichnung noch näher erläutert.
Es zeigen im Einzelnen:
Fig. 1 eine schematische Schnittansicht durch eine Weiche
mit einem Weichenstuhl mit erfindungsgemäßer Kunst
stoffgleitplatte;
Fig. 2 eine Schnittansicht ähnlich wie Fig. 1, jedoch mit
einer anderen Stellung der Weichenzunge der Weiche;
Fig. 3A bis 3C eine Draufsicht bzw. Schnittansichten einer bevor
zugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Gleit
platte;
Fig. 4 ein Diagramm der relative Streckspannung in Prozent
gegenüber dem Masseanteil von PTFE in einem Kunst
stoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleitplatte;
Fig. 5 ein Diagramm der Entwicklung des E-Moduls in Abhän
gigkeit des PTFE-Massenanteils (Prozent) in dem
Kunststoffmaterial der erfindungsgemäßen Gleit
platte;
Fig. 6 ein Diagramm des Verhaltens des Gleitreibungskoeffi
zienten mit länger werdendem Gleitweg, d. h. länger
Betriebsdauer einer erfindungsgemäßen Gleitplatte;
und
Fig. 7 ein Diagramm betreffend den Verschleiß in Prozent
einer erfindungsgemäßen und einer herkömmlichen
Gleitplatte bei einem Verschleißweg von 4000 m.
Bei der in Fig. 1 ausschnittsweise im Schnitt dargestellten
Schienenweiche 10 ist eine Schiene 12 in herkömmlicher Weise
auf Schwellen 14 aus Holz, Beton oder einem anderen Material
befestigt. Wesentlicher Bestandteil der Weiche 10 ist eine Wei
chenzunge 16, die mittels eines an ihr angelenkten Gestänges
(nicht dargestellt) in herkömmlicher Weise, beispielsweise mit
Hilfe eines Antriebsmotors, zwischen einer Offen- und einer
Schließstellung hin und her verschieblich ist. In Fig. 1 ist
die Schließstellung dargestellt. Bei ihrer Verschiebung zwi
schen der Offen- und der Schließstellung gleitet die Weichen
zunge 16 auf Weichenstühlen 18, welche jeweils mit einer auf
den Schwellen 14 befestigten, plattenförmigen Unterlage 20 ver
bunden sind.
Bei der dargestellten Ausführungsform bestehen Weichenstuhl 18
und Unterlage 20 aus Stahl. Die Oberfläche des Weichenstuhls
18, welche die Gleitebene für die Weichenzunge 16 definiert,
wird von einem Kunststoffbelag 22 gebildet, im Folgenden erfin
dungsgemäße Kunststoffgleitplatte genannt.
Die Befestigung der Kunststoffgleitplatten 22 auf dem Weichen
stuhl 18 erfolgt, wie dies im Einzelnen in der DE 26 31 594 B1
beschrieben ist.
Fig. 2 zeigt eine Schnittdarstellung der Weiche 10 mit der
Schiene 12 und der Weichenzunge 16, montiert auf einer Schwelle
24. An der Stelle der Schienenweiche 10 im Bereich der Schwelle
24 liegt die Weichenzunge 16 nicht am Kopf der Schiene 12 an,
sondern hält zu diesem einen Abstand. Während die Schnittdar
stellung der Fig. 1 die Anordnung der Weichenzunge 16 gegen
über der Schiene 12 in einem Bereich des freien Endes der Wei
chenzunge 16 zeigt, ist die Schnittdarstellung der Fig. 2 an
einem Punkt entlang der Länge der Weichenzunge 16 gezeigt, bei
der diese (auch in Schließstellung der Weiche 10) einen Abstand
von der Schiene 12 hält.
Wird die Weiche von einem Fahrzeug überfahren, so ergeben sich
insbesondere in der Situation, wie sie in Fig. 2 dargestellt
ist, Querkräfte, die von einem die Weiche überfahrenden Rad 26
erzeugt werden. Die Querkräfte sind mit einem Pfeil A in Fig.
2 gekennzeichnet. Darüber hinaus ergeben sich oszillierende
Kräfte, die mit einem Doppelpfeil B gekennzeichnet sind, wobei
diese Verschiebebewegung gemäß Doppelpfeil B unter einer erhöh
ten Last, nämlich der Radlast, stattfindet, und damit eine
stärkere Verschleißsituation gegeben ist.
Aus Fig. 2 wird auch ersichtlich, wie die Weichenzunge 16 sich
auf Grund der Querkräfte A verwinden kann, so dass nicht mehr
die gesamte untere Fläche, mit der die Weichenzunge 16 auf der
Kunststoffgleitplatte 22 aufliegt, sondern diese mit einer un
teren Kante 28 konzentriert auf die Kunststoffgleitplatte 22
einwirkt.
Demgegenüber werden solche Querkräfte bei einer Stellung von
Weichenzunge 16 und Schiene 12, die in Fig. 1 gezeigt ist, vom
Kopf der Schiene 12 aufgefangen, so dass sich in dieser Situa
tion das Problem der Querkräfte allenfalls in geringerem Maße
stellt.
Trotzdem müssen alle zu verwendenden Gleitplatten für dieselbe
Anforderung ausgelegt werden, zum einen, um ein Verwechseln bei
der Montage zu verhindern, und zum anderen, um die Bevorratung
von Weichengleitplatten zu minimieren.
Die Fig. 3A bis 3C zeigen eine bevorzugte Ausführungsform
einer erfindungsgemäßen Gleitplatte 30, welche auf zwei Lang-
und einer Schmalseite 32, 33, 34 abgeschrägte Randbereiche 36,
37, 38 aufweist, so dass die Querschnittsfläche quer zur Längs
richtung der Gleitplatte trapezförmig ist.
Im montierten Zustand greifen die Randbereiche 36, 37, 38 mit
Spiel in Schwalbenschwanznuten des Weichenstuhls ein. Die Mon
tage, Demontage bzw. Auswechslung lässt sich so sehr einfach
gestalten, indem die Gleitplatte 30 einfach in die Schwalben
schwanznuten eingeschoben oder aus ihnen herausgezogen wird.
Nachdem die Gleitplatte 30 in ihren Sitz eingeschoben ist, wird
lediglich noch an ihrer Rückseite 40 seitens des Weichenstuhls
eine Anschlagplatte (ähnlich dem in den Fig. 1 und 2 mit dem
Bezugszeichen 27 bezeichneten Element) aufgeschraubt, was ein
unbeabsichtigtes Herausschieben der Gleitplatte 30 aus ihrem
Sitz, beispielsweise durch die Verschiebebewegung der Weichen
zunge 16, verhindert.
Die in den Fig. 3A bis 3C dargestellte Gleitplatte weist als
Besonderheit an der die Gleitebene bildenden Oberfläche 42 eine
Vielzahl paralleler Nuten 44 auf, die in spitzem Winkel gegen
die Längsrichtung der Gleitplatte angeordnet sind. Diese Nuten
haben den Vorteil, dass Schmutzpartikel, die auf den Weichen
stuhl gelangen, von der Gleitebene in die Nuten 44 geschoben
werden und nicht permanent die Reibung zwischen Gleitplatte und
Weichenzunge erhöhen. Auf Grund der speziellen Ausrichtung der
Nuten 44 wird der sich dort ansammelnde Schmutz bei der Ver
schiebung der Weichenzunge zu den Rändern der Gleitplatte 30
und aus den Nuten 44 heraus transportiert. Damit erhält man
während des Betriebs einer Weiche automatisch eine Selbstreini
gung im Bereich der Gleitplatte 30.
Erfindungsgemäß besteht die in den Figuren gezeigte Kunststoff
gleitplatte aus einem Polyamid 6.6 als Matrixpolymer, in dem
ein Polytetrafluorethylen dispergiert eingearbeitet ist. Erfin
dungsgemäß ist dabei das PTFE-Material chemisch an das Matrix
polymere Polyamid 6.6 gekoppelt, wodurch sich der in Fig. 4 in
Abhängigkeit vom PTFE-Massenanteil gezeigte Vorteil bezüglich
des Ansteigens der relativen Streckspannung (verbesserte mecha
nische Eigenschaft) ergibt. Die obere Kurve zeigt dabei das
chemisch gekoppelte Material, die untere Kurve zeigt den Fall,
bei dem das Polyamid 6.6 und PTFE ohne Kopplung nebeneinander
vorliegen.
Den selben Fall betrifft die Fig. 5, die hier die Entwicklung
des Elastizitätsmoduls im Falle mit und ohne chemische Kopplung
von Polyamid 6.6 und PTFE bei einem Bereich von PTFE-Massenan
teilen von 0 bis 50% zeigt.
In der Folge beobachtet man ein deutlich anderes Gleitreibungs
verhalten, wie sich dies insbesondere über einen längeren
Gleitweg, d. h. eine längere Gebrauchsdauer, der Kunststoff
gleitplatten bemerkbar macht.
Fig. 6 macht deutlich, dass insbesondere über den längeren Ge
brauch der Gleitplatten sich nur eine gering ansteigende Erhö
hung des Gleitreibungskoeffizienten bei chemisch gekoppelten PA
6.6-PTFE-Materialien ergibt, während bei chemisch nicht gekop
pelten Materialien ein anfangs zunächst ähnlicher Gleitrei
bungskoeffizient erhalten wird, dieser jedoch über die Zeit der
Benutzung der Gleitplatte drastisch ansteigt und damit die Um
stellkräfte der Weichenzunge erheblich erhöht.
Dieses Ergebnis schlägt sich dann schließlich im Verschleiß,
der in Fig. 7 gezeigt ist, nieder, wobei bei einem Gleitweg
von 4000 m ein um ein Vielfaches höherer Verschleiß für das
chemisch nicht gekoppelte Material gegenüber dem chemisch ge
koppelten Material erhalten wird. Die in den Fig. 6 und 7
untersuchten Materialien hatten jeweils einen PTFE-Anteil von
15 Gew.% und waren jeweils frei von weiteren, eingangs be
schriebenen Additiven bis auf 30 Gew.% Kohlenstofffasern mit
einer mittleren Länge von 0,2 bis 0,3 mm.
Soll eine Gleitplatte mit Polyamid als Matrixpolymer an einem
Ort eingesetzt werden, wo extrem tiefe Umgebungstemperaturen zu
erwarten sind, dann wird bevorzugt ein EPDM-Material fein dis
pergiert in der Matrix als Schlagzähmodifier eingesetzt. Die
Anteile des EPDM-Schlagzähmodifiers können bis zu 10 Gew. be
tragen.
Claims (11)
1. Kunststoffgleitplatte für Schienenweichen, welche an einem
Weichenstuhl der Weichen auswechselbar montierbar ist und
eine Gleitebene für eine Zunge der Weiche definiert, da
durch gekennzeichnet, dass die Gleitplatte aus einem
Kunststoffmaterial hergestellt ist, welches ein eine Ma
trix bildendes Polymer und ein in der Matrix dispergiertes
Fluorkohlenwasserstoffpolymer umfasst, wobei das Fluorkoh
lenwasserstoffpolymer chemisch mit dem Matrixpolymer ge
koppelt ist.
2. Gleitplatte nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass
die chemische Kopplung der Fluorkohlenwasserstoffpoylmere
an das Matrixpolymer mittels Strahlenvernetzung erzeugt
ist.
3. Gleitplatte nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
dass das Matrixpolymer ausgewählt ist aus Polyamiden, Po
lyestern, insbesondere Polyethylenterephthalaten und Poly
butylenterephthalaten, Polyphenylensulfiden, Polyacetalen,
thermoplastischen Polyurethanen und/oder Polyetheretherke
tonen.
4. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch ge
kennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte
Gleitreibung und Verschleiß mindernde Additive umfasst.
5. Gleitplatte nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass
die Gleitreibung und Verschleiß mindernden Additive ausge
wählt sind aus MoS2, Graphit, Bornitrid, Polyimiden, Poly
phenylensulfonen, Wachsen, Ölen und Fetten.
6. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch ge
kennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte
festigkeitserhöhende Additive umfasst.
7. Gleitplatte nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
die festigkeitserhöhenden Additive ausgewählt sind aus
Kurz- und/oder Langfasern aus Glas, Kohlenstoff, Keflar,
Metall, Hanf und Flachs.
8. Gleitplatte nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, dass
die in dem Kunststoffmaterial enthaltenen Fasern eine Vor
zugsrichtung aufweisen, welche parallel zu der Bewegungs
richtung der Weichenzunge in der Gleitebene ausgerichtet
ist.
9. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch ge
kennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte
Füllstoffe enthält.
10. Gleitplatte nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass
die Füllstoffe ausgewählt sind aus Kaolin, Talkum, Calci
umcarbonat, Siliziumcarbid, Wollastonit, Glimmer oder
TiO2.
11. Gleitplatte nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch ge
kennzeichnet, dass das Kunststoffmaterial der Gleitplatte
einen Schlagzähmodifier umfasst.
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