-
Verfahren zur Reinigung von Gasströmen
-
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Gasströmens
bei welchem saure Gase, wie zeB. Stickoxide, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff,
Schwefeldioxid, Halogengase, Halogensäuregase, organische SäuredamyfeX wie z.B.
Ameisensaure, Essigsäure und dergleichen, oder deren Gemische, in einer Dampfphasenreaktion
zwischen den sauren Gasen und einem Amin entfernt werden, worauf die Reaktionsprodukte
aus dem Gasstrom abgetrennt werden.
-
Das Verfahren ist von besonderem Nutzen zum Entfernen von Stickoxiden
aus bei chemischen Prozessen anfallenden Abgasen, aus Verbrennungsprodukten von
mit Gas,. Kohle und Öl beheizten Stromgeneratoren und dergleichen1 aus Abgasen von
Metallbeizvorgängen und aus anderen emittierten Gasen, bei denen das Problem der
Verunreinigung durch Stickoxid besteht.
-
Immer strengere Anforderungen an die Entfernung verunreinigender Bestandteile
aus Gasen, die in die Atmosphäre
entlassen werden, haben viele herkömmliche
Systeme und Verfahren zur Reinigung von Abgasen aus Industrieprozessen veralten
lassen, die doch bis zu einer etwa 98 zeigen Ent fermuig der verunreinigenden Bestandteile
wirksam waren. Zum Entfernen saurer Gase war es lange üblich, einen Gasstrom rnit
alkalischen Wasch- oder Riesellösungen in Berührung zu bringen, die Ammoniak, Amine,
Harnstoff, Alkalimetallhydroxide uitd/oder alkalische Salze enthielten.
-
Repräsentative Patentschriften, die Verfahren dieser Art offenbaren,
sind beispielsweise die US-Patentschriften 2 608 462, 2 613 132 , 2 638 405, 2889
197, 2 955 909, 3 161 46i, 3 329 478, 3 463 603, 3 502 428, 3 635 657, 3 653 809
und 3 653 810.
-
Die Entfernung saurer Gase aus einem Gasstrom durch Hindurchleiten
dieses Gasstroms durch ein Zeolit-Molekularsieb oder ein Wirbelsehichtbett eines
mit einem hoch-siedenden Amin imprägnierten Absorptionsfeststoffs ist in den US-Patentschriften
2 818 323 und 3 508 382 offenbart.
-
Die katalytische Umwandlung von Stickoxidgasen ist in den US-PS'en
3 425 893 und 3 567 367 offenbart.
-
Die wirksame Entfernung von Stickoxiden (d.h. mit einem Wirkungsgrad
von wenigstens 99 %) hat sich als schwieriger erwiesen als die Entfernung anderer
saurer Gase, wie z.B. Kohlendioxid, Schwefelasasserstoff und Schwefeldioxid.
-
Diesem Problem ist in jüngerer Zeit beträchtliche Beachtung zugewandt
worden, wobei auf die folgenden Veröffentlichungen im Journal Of The Air Pollution
Coiitrol Association Bezug genommen werden kann: Band 199 Nr. 10 S. 791-79t+ Oktober
1969 Band 20, Nr. 5, S. 303-306, Mai 1970
Band 21, Nr. 3 S. 122-127,
März 1971 Band 22 Nr. 6, S. 871-472 Juni 1972 Zu den Referaten der Chemical Abstracts
aus jüngerer Zeit, die sich mit der Steuerung und der Kontrolle von Stickoxidemissionen
belassen, gehören folgende: Band 74, Nr. 4, 15556n, 250 Januar 1971 Band 74, Nr.24,
140021w, 14. Juni 1971 Band 76, Nr.14 76090u, 3. April 1972 Band 77, Nr.22, 143502r,
27. November 1972 Band 78, Nr. gX 19849r, 29. Januar 1973 Band 78, Nr. 6, 33476y,
12. Februar 1973 Band 78, Nur.10 61806z, 12. März 1973 Band 78, Nr.18 7. Mai 1973
Der vorstehend genannte Artikel im Journal Of The Air Pollution Control Association,
Band 21, Nr. 3, S. 122-127, März 1971, diskutiert die Umwandlungsgeschwindigkeit
von NO in N02 weist darauf hin, daß die Geschwindigkeit bei geringen Konzentrationen
viel kleiner ist, daß die Löslichkeitsgeschwindigkeit von N02 in Wasser oder alkalischen
Lösungen bei geringen Konzentrationen viel langsamer ist und zieht den Schluß, daß
die Senkung der Stickoxidlconzentrationen in Essen- oder Gichtgasen unter etwa 200
TpM in Flüssigkeitsabsorptionsanla gen praktischer Abmessungen unpraktisch ist.
-
Bei ortsfesten Stromgeneratoranlagen, die mit fossilem Brennstoff
betrieben werden, scheint sich aus den obigen Litcraturquellen zu ergeben, daß sich
das Schwergewicht eher auf Änderungen in der Gestaltung und in den Verbrennungstechniken
verschoben hat, als sich auf eine Absorptionsanlage zu verlassen, um die Emissionen
an Stickoxiden herabzusetzen.
-
Die Verwendung von Ammoniak gemäß dem Stand der Technik, entweder
in wässriger Lösung oder in Gegenwart eines festen Katalysators, zur Verminderung
der Stickoxide bringt notwendigerweise in gewissem Umfang eine Reaktion in der Dampfphase
aufgrund der Flüchtigkeit von Ammoniakgas mit sich.
-
Die exotherme Reaktion von Ammoniak mit Stickoxiden ist jedoch völlig
verschieden von der von Aminen mit Stickoxiden.
-
Nach Air Pollution Control, Teil 1, Wiley Interscience Series of Texts
and Monographs, S. 80 - 88, 1971 führt die katalytische Reduktion von Stickoxiden
durch Ammoniak zu einem in die Atmosphäre abgeblasenen Gasstrom mit 80 TpM Stickoxiden
und 10 TpM Ammoniak. Daraus ergibt sich, daß Ammoniak nicht die praktisch vollständige
Entfernung von Stickoxiden in einem Reaktor praktischer Größe zu erreichen vermag.
-
Derzeit geht die übereinstimmende Meinung der Fachleute dahin, daß
die bekannten Verfahren zum Entfernen von Stickoxiden aus Gasströmen durch Absorption
in Lösungen oder durch Feststoffe nicht wirksam sind, den Anforderungen einer kontrollierten
Luftverunreinigung der jüngsten Zeit zu genügen.
-
Die katalytische Reduktion von Stickoxiden wird zwar als wirtschaftlich
gangbar angesehen, es ist aber auch wohl bekannt, daß solche Katalysatoren kostspielig
sind, der Vergiftung durch andere verunreinigende Bestandteile unterliegen, die
in dem gerade zu reinigenden Gasstrom vorhanden sind, und sehr genaue Überwachung
und Wartung erfordern.
-
Deshalb besteht offenbar ein eindeutiges Bedürfnis nach einem einfachen,
wirksamen und verläßlichen Verfahren zum Entfernen saurer Gase aus Gasströmen vor
dem Abblasen in die Atmosphäre.
-
Allgemein soll durch die Erfindung ein Verfahren geschaffen werden,
welches das Problem einfacher, wirtschaftlicher und
zuverlässiger,
praktisch vollständiger Entfernung saurer Gase aus Gasströmen löst.
-
In der Praxis wird dies dadurch erreicht1 daß der Gasstrom, der saure
Gase enthält, mit einem Amindampf in einer Reaktionszone in Berührung gebracht wird,
wobei der Partialdruck des in dieser Zone vorhandenen Amindampfs ausreicht, um wenigstens
5 Vo des Gesamtdrucks innerhalb der Zone auszumacllen, daß der Gasstrom und der
Amindampf zur Durchführung einer Dampfphasenreaktion zwischen dem Amin und den sauren
Gasen gemischt werden, wobei gegebenenfalls zusätzlich eine Flüssigphasenreaktion
zwischen dem Amin und sauren Gasen bewirkt wird, daß die Reaktionsprodukte aus dem
Gasstrom abgetrennt werden und daß der gereinigte Gasstrom in die Atmosphäre abgelassen
wird.
-
Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens
kann von herkömmlichem Aufbau sein, mit der Ausnahes daß eine Reaktionskammer vorgesehen
ist, in der der eintretende Gasstrom mit Amindampf zum Auslösen der Dampfphasenreaktion
in Berührung gebracht wird. Darauf folgt der Kontakt des Gasstroms in einem herkömmlichen
Skrubber mit einem wässrigen Sprühnebel und/oder mit einem wässrigen Sprühnebel
einer Aminlösung unter Bedingungen, die Reaktionen sowohl in der Dampfphase als
auch in der flüssigen Phase durchzuführen erlauben.
-
Nie zuvor ist nach bestem Wissen die Dampfphasenreaktion von Aminen
mit sauren Gasen vorgeschlagen worden, und die gemäß dem Stand der Technik eingesetzten
Amine besaßen so geringe Flüchtigkeit, daß ihre Lösungen in der Reaktionszone nicht
zwangsläufig einen Partialdampfdruck des Amins von wenigstens 5 O/o des Gesamtdrucks
innerhalb der Zone aufbauten.
-
Es wurde gefunden, daß die Reaktion in der Dampfphase rascher und
vollständiger abläuft als eine Reaktion in der flüssigen Phase; dies ermöglicht
die Entfernung von wenigstens 99 % der sauren Gase, d.h.1 bis auf einen Wert von
weniger als 10 TpM, in einem Reaktor praktischer Abmessung.
-
Weitere Vorteile, Merkmale und Ausführungsformen der Erfindung ergeben
sich aus der nachfolgenden Beschreibung der einzigen Figur, die eine graphische
Darstellung einer vollständigen Anlage zur Behandlung eines ein saures Gas enthaltenden
Abgasstroms aus einem industriellen Arbeitsgang zeigt, und zwar eine senlcrechte
Schnittansicht einer Dampfphasen-Reaktionszone, einer Riesel- oder Waschkammer und
eines Nebelentferners gemäß der Erfindung.
-
Bei der Durchführung des erfinduiigsgemäßen Verfahrens befindet sich
der zu reinigende Gasstrom gewöhnlich auf Raumtemperatur, d.h. im Bereich von etwa
10 bis etwa 400cit und enthält gewöhnlich auch etwas Wasserdampf und Sauerstoff
zusätzlich zu den sauren Gasen, die aus ihm entfernt werden sollen. Nach den bisherigen
Erkenntnissen macht das Vorhandensein von NO die Reinigung solcher Gase aufgrund
der geringeren Löslichkeit und Reaktivität von NO schwieriger. Deshalb liegt bevorzugt
genügend Sauerstoff im Gasstrom vor, um im wesentlichen die Umwandlung von NO in
N02 zu verursachen. Bekanntlich verschiebt sich bei Raumtemperaturen und in Gegenwart
von genügend Sauerstoff das Gleichgewicht der Reaktion
nach rechts, so daß die Stickoxide unter diesen Umständen ganz überwiegend in Form
von N02 vorliegen. So wird verständlich,
daß bei der bevorzugten
Durchführung für den Fall, daß der zu reinigende Gasstrom sich auf hoher Temperatur
befindet und sehr wenig Sauerstoff enthält, eine Einrichtung zum Zuführen von Luft
in den Gasstrom oder in die Dampfphasen-Reaktionskammer vorgesehen ist, wodurch
zugleich die Temperatur des Gasstroms gesenkt und genügend Sauerstoff in das System
eingeführt wird, um die Umwandlung des größten Teils des NO in N02 sicherzustellen.
-
Beim Arbeiten bei Raumtemperatur wurde gefunden, daß ein Amin mit
einem Siedepunkt nicht höher als etwa 70 OC, und bevorzugt nicht höher als etwa
50 00, beim Einführen in die Reaktionszone in verdampfter oder flüssiger Form oder
in Form eines Sprvihnebels einer wässrigen Aminlösung ausreichend flüchtig ist,
um einen Partialdampfdruck des Amins von wenigstens 5 74 des Gesamtdrucks innerhalb
der Reaktionszone zu entwickeln. In diesem Zusammenhang ist zu erkennen, daß das
erfindungsgcmäße System für kontinuierlichen Betrieb bei Atmosphärendruck oder geringfügig
darunter liegendem Druck durch die Saugwirkung eines Entlüfters ausgelegt ist. Der
Amindampf, die Aminlösung und die Zusatzluft werden bei einem Druck geringfügig
über dem Atmosphärendruck eingeführt, und der Ausdruck im wesentlichen atmosphärischer
Druck" wie er hier verwendet wird, soll den Atmosphärendruck, den durch die Saugwirkung
des Entlüfters erzeugter geringfügig darunter liegenden Druck und den etwas darüber
liegenden, zum Einführen des Amins und der Zusatzluft in das System angewandten
Druck umfassen.
-
In der Figur ist bei 10 eine Abzugshaube angegeben, die die Abgase
eines typischen industriellen Arbeitsgangs, wie z.B.
-
eines chemischen Dearbeitungsprozesses, vom Metallbeizen, von Verbrennungsprodukten
und dergleichen sammelt. Dieser saure Gase enthaltende Gasstrom wird durch eine
bei 11 angegebene
Leitung zur Einlaßöffnung 12 einer bei i3 in
ihrer Gesamtheit angegebenen Reaktionszone geführt. Die Leitung ist bei 15 mit einem
regulierten Einlaß für Zusatzluft versehen.
-
Die Reaktionszone 13 ist eine Dampfphasen-Reaktionskammer mit Einrichtungen,
wie z.B. Sprühdüsen 14 zum Einführen eines Amins. Dies kann durch die Einlaßöffnung
14 bequem in Form von Amindampf, eines Sprühnebels des flüssigen Amins oder dessen
wässriger Lösung eingeführt werden, und das Amin wird so gewählt, daß seine Flüchtigkeit
und sein Dampf druck bei der in der Reaktionszone herrschenden Temperatur sicherstellen
daß das Amin in der Kammer 13 in Dampfform vorliegt. Wie bereits angedeutet, wird
das Amin unter einem Druck geringfügig über Atmosphärendruck eingeführt.
-
Die Kammer 13 weist einen Bodenbereich 16 auf, der so angeordnet ist,
daß restliches fliissiges Mnin oder Aminlösung gesammelt wird, um es erneut durch
die Reaktionskammer in Umlauf zu bringen. Eine Einrichtung 17 zum Entfernen von
Nebel, in Form von Prallflächen oder einer Packung, nahe der Auslaßöffnung 18 der
Reaktionskammer angeordnet, vermindert das Mitreißen des flüssigen Amins oder der
Aminlösung aus der Reaktionszone. Die Reaktionsprodukte des Amins und der sauren
Gase werden durch den Nebelbeseitiger 17 hindurcgerissen, durch die Auslaßleitung
18 aus der Reaktionskammer geführt und in die Einlaßöffnung 19 eines Rieselabschnitts
mit einem Einlaß 20 für die Riesel- oder Waschflüssigkeit, Sprühdüsen 21 und einem
Rieselbett 22, das mit Raschig-Ringen bepackt sein kann, geführt.
-
Das Abziehen, Trennen und Waschen der Reaktionsprodukte und die Vorrichtung
dafür sind von herkömmlicher Art und brauchen
deshalb nicht im
einzelnen beschrieben zu werden. Einzelheiten können der US-PS 3 006 436 entnommen
werden.
-
Eine bei 35 angegebene Abflußleitung ist vorgesehen, wn im Boden-
oder Sumpfbereich 16 der Reaktionskammer gesammeltes Amin oder Aminlösung in einen
Rückführtank 36 abzulassen. Amin kann von einem Beschickungsbehälter 37 in den Rückführtanlc
geführt werden, eine bei 38 angegebene Kreislaufpumpe ist vorgesehen, um Amin über
die Leitung 39 der Reaktionskammer 13 über eine Düseneinrichtung i4 kontinuierlich
zuzuführen. Bei der in der Figur veranschaulichten beispielhaften Ausführungsform
ist der Beschickungsbehälter 37 so angepaßt, daß konzentrierte Aminlösung in den
Rückführtank 36 zur nachfolgenden Einführung in die Reaktionskammer 13 in Sprühnebelform
geführt wird, wobei ein Wasserzulauf zum Tank 36 bei 40 angegeben ist.
-
Wie zu ersehen, kann eine Aminlösung in den herkömmlichen Rieselabschnitt
am Einlaß 20 für die Rieselflüssigkeit und/ oder durch die Sprühdüsen 21 zugeführt
werden. Das gleiche Amin kann sowohl in die Reaktionskammer als auch in den Rieselabsehnitt
mit der gleichen oder unterschiedlicher Konzentration eingeführt werden, oder es
können verschiedene Amine in die Reaktionskammer und den Rieselabschnitt durch geeignete
Verdopplung der Beschickungsbehälter, Pumpen und Leitungen eingeführt werden, um
zusätzlichen Kontakt des Amins mit den sauren Gasen zu erreichen, wodurch sich eine
Zone im Bett 22 und/oder über oder unter dem Bett aufbaut, in welcher sowohl Dampfpllasen-
als auch Flüssigphasenreaktionen ablaufen. Die Reaktionsprodukte aus Amin und sauren
Gasen werden, da sie wasserlöslich sind, im Rieselbett 22 entfernt und von der Rieselflüssigkeit
abwärts in einen Rieselsumpf 23 getragen. Diese Reaktionsprodulcte werden über eine
Ablaufleitung bei 2 vom Sumpfbehälter abgezogen.
-
Der gereinigte Gasstrom wird durch die Saugwirkung eines Entlüfters
26 durch den Rieselentnebler 25 geführt und über ein bei 27 angegebenes Schachtrohr
in die Atmosphäre entlassen. Ein (nicht dargestellter) Zyklonabscheider kann, wenn
gewünscht, vorgesehen sein.
-
Die Rückführung von Rieselflüssigkeit vom Sumpf 23 zurück zu den Sprühdüsen
21 kann ebenfalls vorgesehen sein, eine Rückführpumpe 30 und eine Leitung 31 sind
für diesen Zweck dargestellt.
-
Es sollte ferner verständlich sein, daß zusätzliche Luft in die Abzugshaube
10 statt über den Einlaß 15 eingeführt werden kann, um zusätzlich Zeit für die Umwandlung
von NO in N02 zu gewinnen, auch in die Reaktionskammer 13.
-
Wie oben bereits angegeben, wird es für die Reinigung eines Gasstroms
bei Raumtemperatur vorgezogen, ein Amin mit einem Siedepunkt nicht über etwa 50°C
einzusetzen. Eine Reihe aliphatischer primärer, sekundärer oder tertiärer Amine
erfüllt diese Forderung, sie sind in der nachfolgenden Tabelle I zusammengefaßt.
-
Tabelle I Bezeichnung Formel Siede- Molekular ~~~~~~~~~~~~ punkt
°C elficht Methylamin CH3NH2 - 6,5 31,06 Dimethylamin (cH3)2 NH 7,4 45,08 Trimethylamin
(CH3)3 N 3,5 59,11 3 3 Äthylamin 2 5 2 16,6 45, o8 Diäthylamin (C2H5)2 NH 55,5 73,14
i-Propylamin (CH3)2 CHNH2 33 59,11 n-Propylamin CH3(CII)2 NH2 49 59,11 t-Butylamin
(cH3)3 CNH2 45,2 73,14
Bei einer Versuchsserie im Labormaßstab,
bei der Stickoxide enthaltende Gasströme bei Raumtemperatur der Riesel- oder Waschwirkung
einer Anzahl der in Tabelle I genannten Amine sowie bestimmter anderer, üblicherweise
gemäß dem Stand der Technik verwendeter Stoffe unterworfen wurde, wurde gefunden,
daß die Amine als Klasse bei der Entfernung von Stickoxiden herausragten. Diese
Untersuchungen wurden in einer Dampfphasen-Reaktionskammer durchgeführt, wobei eine
5 gewichtsprozentige wässrige Lösung der zum Berieseln verwendeten Verbindung in
die Kammer gesprüht wurde.
-
Auf der Grundlage der Wirksamkeit von Wasser als Basiseinheit wurde
eine Skala aufgestellt, und die oben beschriebenen Laboruntersuchungen zeigten,
daß die folgende näherungsweise Beziehung besteht, wobei alle Untersuchungen unter
den gleichen Bedingungen durchgeführt wurden: Tabelle II Bezeichnung Art der Verbindung
relativer Wirkungsgrad auf der Grund lage gleichen Gewichts ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
wichts Wasser neutral 1 Harnstoff (Carbamid) Amid 5 Ammoniak alkalisches Gas 15
Triäthanolamin Alkanolamin 11 Methylamin primäres Amin 55 Dimethylamin sekundäres
Amin 35 Trimethylamin tertiäres Amin 18 i-Propylamin primäres Amin 16 t-Butylamin
primäres Amin 20
Die Werte der Tabelle II zeigen, daß alle untersuchten
Amine in ihrer Wirksamkeit bei der Entfernung von Stickoxiden überlegen waren, wobei
Methylamin und Dimethylamin unter den Aminen bei der Entfernung von Stickoxiden
noch bevorzugtere Verbindungen waren. Dies ist zwei Faktoren zuzuschreiben, dem
niederen Siedepunkt (und folglich hohen Dampfdruck) von Methyl und Dimethylamin
und ihrem niedrigen Molekulargewicht, was zu einer höheren stöchiometrischen Äquivalenz
für das gleiche Absolutgewicht führt. Mit anderen Worten liefert 1 g Methylamin
eine größere Anzahl Aminogruppen als beispielsweise 1 g t-Butylamin. Ein Vergleich
dieser relativen Wirkungsgrade zusammen mit den Angaben der Tabelle II zeigt, daß
die Effektivität nicht allein eine Funktion des Siedepunkts und/oder des Mol&#largewichts
ist.
-
So zeigte z.B. Trimethylamin mit einem Siedepunktvon 3,5 OC und einem
Molekulargewicht von 59211 praktisch den gleichen Wirkungsgrad wie i-Propylamin
(mit einem Siedepuiilct von 330C und einem Molekulargewicht von 59sie) und t-Butylamin
(mit einem Siedepunkt von 45,2 OC und einem Molekulargewicht von 73,14). Da Trimethylamin
ein tertiäres Amin ist, während i-Propylamin und t-Butylamin primäre Amine sind,
hat es den Anschein, daß tertiäre Amine weniger wirksam als primäre Amine sind.
Andererseits zeigte das sekundäre Amin Dimethylamin einen hohen relativen Wirkungsgrad,
und daher kann man sich sowohl bei primären als auch bei sekundären aliphatischen
Aminen auf die Erzielung eines optimalen Wirkungsgrades verlassen.
-
Ohne sich an die Theorie gebunden zu fühlen,wird angenommen, daß die
Dampfphasenreaktion mit Stickoxiden in gewisser Weise analog den Reaktionen eines
aliphatischen Amins mit Salpetriger Säure sein mag. Man weiß, daß primäre aliphatische
Amine durch Salpetrige Säure unter Stickstoffentwiclclung in Alkohole überführt
werden, daß sekundäre aliphatische Amine Nitrosamine ergeben'während tertiäre Amine
keine Reaktion an der Aminogruppe erfahren.
-
Nach dieser Theorie führt daher die Dampfphasenreaktion primärer und
sekundärer Amine mit Stickoxiden zu zumindest teilweiser Umwandlung der Stickoxide
in Stickstoff und Nitrosamine, während der Rest in Reaktionsprodukte derzeit nicht
identifizierter Art überführt wird. Tief siedende tertiäre Amine erfahren in der
Dampfphase eine Reaktion einer Art, die derzeit nicht bekannt ist, die aber zum
Entfernen von Stickoxiden wirksamer ist als im Falle von Triäthanolamin und Ilarnstoff.
-
Drückt man die oben angegebenen relativen Wirkungsgrade als Vollständigkeit
der Entfernung von Stickoxiden aus einem Gasstrom aus, so würden die bevorzugten
Verbindungen Methylamin und Dimethylamin wenigstens 99 So der Stickoxide bei einer
Raumtemperatur in einer Reaktionszone oder -kammer mit praktischen Abmessungen entfernen.
eine der anderen, oben aufgeführten Verbindungen würde 99 ige Entfernung bei Raumtemperatur
erzielen, es sei denn, die Reaktionszeit oder die Abmessungen der Reaktionskammer
würden erheblich gesteigert.
-
Eine höhere Temperatur innerhalb der Reaktionszone1 z.B 40 bis 50
OC, lmrde jedoch den Wirkungsgrad von Verbindungen1 wie z.B. i-Propylamin und t-Butylamin,
erhöhen.
-
Ähnliche Untersuchungen im Labormaßstab wurden durchgeführt, bei denen
Schwefeldioxid enthaltende Gasströme der Riesel-oder Waschwirkung mehrerer der Amine
und anderer in Tabelle II aufgeführter Stoffe ausgesetzt wurden. Diese Untersuchungen
zeigten in etwa den gleichen Wirkungsgrad durch Amine bei der Entfernung von Schwefeldioxid
in einer Dampfphasenreaktion. Weitere saure Gase der eingangs genannten Art, die
analogen Dampfphasenreaktionen unterliegen, werden offensichtlich in gleichermaßen
wirksamer Weise durch die Amine entfernt.
-
Während die Konzentration an Amindampf in der Reaktionszone in Abhängigkeit
von der Konzentration saurer Gase in dem zu reinigenden Gasstrom variiert werden
sollte, wurde gefunden, daß Amindampf in einer zum Aufbau eines Amine Partialdampfdrucks
von wenigstens 5 % des Gesamtdrucks in der Reaktionszone ausreichenden Menge genügt,
um die Stickoxidlçonzentrationen bis zu etwa 1000 TpM beim Eintritt auf weniger
als 10 TpM beim Austritt aus der Reaktionszone zu senken. Dies kann dadurch geschehen,
daß das Amin in die Dampfphasen-Reaktionskammer und die Rieselkammer der oben beschriebenen
Vorrichtung in Form einer wässrigen Lösung mit einem Gehalt von etwa 1 Gewichtsprozent
bis zur Sättigung an Amin eingebracht wird. Bevorzugt enthält die Lösung wenigstens
5 Gewichtsprozent des Amins.
-
Es wurden Berechnungen der Zuführgeschwindigkeit von Amindampf für
kontinuierlichen Betrieb auf der Grundlage von NO2-Konzentrationen im Bereich von
50 bis 1000 TpM für das bevorzugtere Methylamin und für Trimethylamin, eine der
weniger wirksamen Verbindungen der Gruppe, durchgeführt. Es wurde gefunden, daß
ein Gewichtsteil N02 von etwa 0,674 Gewicht steilen Methylamin entfernt wurden,
während 1 Gewichtsteil N02 von etwa 1,283 Gewichtsteilen Trimethylamin entfernt
würde Die zur Entfernung verschiedener NO2-Konzentrationen erforderlichen Mengen
eines jeden Amins in mg/m3 sind nachfolgend in Tabelle III aufgeführt. Es ist zu
bemerken, daß ein Minimum von etwa 32 mg Methylamin ausreicht, 50 TpM N02/m3 zu
entfernen, während ein Maximum von etwa 1210 mg Trimethylamin erforderlich wäre,
um 1000 TpM N02/m3 zu entfernen. Dies entspricht einem Minimum von etwa 0>001
Mol/m3 Methylamin und einem Maximum von etwa 0,02 Mol/m3 Trimethylamin.
-
Tabelle III NO2-Konzentration Menge an benötigtem Amin L. mg/m TpM
mg/m3 Methylamin Trimethylamin 50 47 31,7 60,3 100 94 63,4 120,9 200 188 126,8 241,8
500 470 317 603 1000 940 634 1209 Während vorstehend angegeben wurde, daß das erfindungsgemäß
bevorzugte Verfahren bei Raumtemperatur und im wesentlichen atmosphärischem Druck
durchgeführt wird, liegt es jedoch im Bereich der Erfindung, Gasströme bei höheren
Temperaturen und/oder bei überatmosphärischen Drucken zu reinigen. Wird unter solchen
Bedingungen gearbeitet, so wird ein Amin mit einem solchen Siedepunkt gewählt, daß
es einen Partialdampfdruck des Amins von wenigstens 5 % des Gesamtdrucks in der
Reaktionszone aufbauen würde, was eine Dampfphasenreaktion zwischen dem Amindampf
und den sauren Gasen sicherstellen würde. So führt die Erfindung zu einem äußerst
vielseitigen Verfahren, das unter sehr versclsiedenen Bedingungen durchgeführt werden
kann.
-
während die bevorzugte Vorrichtung gemäß der Erfindung so offenbart
wurde, daß sie Reaktions- und Rieselkammern aufweist und sowohl Dampfphasen- als
auch Flüssigphasenreak tionen durchzuführen gestattet, liegt es jedoch im Bereich
der Erfindung, den Gasstrom mit Amindampf in einer einzigen Reaktionskammer in Berührung
zu bringen, in welcher im wesentlichen nur eine Dampfphasenreaktion abläuft, gefolgt
von einer herkömmlichen Wasserberieselung oder -wäsche.
-
Kurz ausgedrückt umfassen Amine, die bei der praktischen Durchführung
der Erfindung eingesetzt werden können, alle wasserlöslichen primären, sekundären
und tertiären aliphatischen und Aralkyl-amine mit einem Dampfdruck, der hoch genug
ist, einen Partialdruck an Amindampf von wenigstens 5 % des Gesamtdrucks innerhalb
der Reaktionszone unter den in der Zone vorliegenden Temperatur- und Druckbedingungen
aufzubauen. Befindet sich die Reaktionszone auf Raumtemperatur, werden bevorzugt
Amine mit einem Siedepunkt nicht über etwa 50 OC, und insbesondere bevorzugt nicht
über etwa 20 OC, eingesetzt. Unter solchen Bedingungen wurden optimale Ergebnisse
mit aliphatischen primären und/oder sekundären Aminen mit Siedepunkten nicht über
etwa 10 OC (z.B.
-
Methylamin, Dimethylamin und deren Gemischen) erhalten.
-
Die vorstehend erläuterten Ausführungsformen der Erfindung können
zahlreiche Abwandlungen und Ergänzungen erfahren, ohne den Bereich der Erfindung
zu verlassen, denn dem Fachmann ist klar, daß die Erfindung, abgesehen von den genannten
Grenzen, auf jene nicht beschränkt ist.
-
Die Erfindung schafft also ein Verfahren zum Entfernen saurer Gase
aus einem Gasstrom, bei welchem dieser mit einem Amindampf in einer Reaktionszone
in Berührung gebracht wird.
-
Der Partialdruck des Amindampfes in der Reaktionszone beträgt wenigstens
5 % des Gesamtdrucks darin, was zur Entfernung von wenigstens 99 i der sauren Gase
führt. Wird bei Raumtemperatur und im wesentlichen atmosphärischem Druck gearbeitet,
sind die bevorzugt eingesetzten Amine Methylamin und Dimethylamin.
-
L e e