DE3629688C2 - Verfahren zur Reinigung von Rauch- und anderen Industrieabgasen - Google Patents
Verfahren zur Reinigung von Rauch- und anderen IndustrieabgasenInfo
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Description
Die Erfindung geht aus von einem Verfahren gemäß dem Oberbegriff des
Patentanspruches 1.
Es ist aus der US-PS 4 308 241 ein Verfahren bekannt geworden, bei dem
in einen Rauchgasstrom zur Bildung von Nebel Wasser in feinster Verteilung
versprüht wird. Dieses Verfahren ermöglicht jedoch keine gezielte, auf die
Art der im Rauchgas enthaltenen Abgase abgestimmte Verfahrensführung unter
Aufrechterhaltung der Reaktionsbedingungen über die zur Lösung, Umreagierung
und Agglomerierung der Schadstoffe erforderliche Zeit.
Dasselbe gilt für das weiterhin aus der DE-OS 29 39 744 bekannt gewordenen
Verfahren bekannt, bei dem Rauchgase zur Befreiung von insbesondere
Flugasche, Schwefeldioxiden und Halogen-Wasserstoff-Verbindungen nach der
Behandlung in einem Trockenfilter einer Behandlung in einem Sprühwäscher
unterzogen werden, wobei die Schwefeldioxid-Verunreinigungen in Form von
Calciumsulfit, Calciumbisulfit und insbesondere Calciumsulfat in inzwischen
einer solchen Menge anfallen, daß eine ausreichende Verwertung nicht
möglich ist und das Reaktionsprodukt bereits wiederum zur Belastung zu
werden droht. Die Beseitigung der besonders belastenden NOx-Verbindungen
ist mit diesem Verfahren überhaupt nicht möglich.
Es ist weiterhin aus der DE-OS 33 12 890 ein Gasreinigungsverfahren
bekannt, bei dem das Verbrennungsgas durch ein Haufwerk von Metalloxiden
als aktive Masse sowie im Falle der Anwesenheit von Stickoxiden Braunstein
(MnO₂) enthaltenden Pellets hoher Porosität geleitet und hierbei die
Verunreinigungen an den Metalloxiden abgeschieden wird. Auf diese Weise
werden die in den Gasen enthaltenden Verunreinigungen mit Hilfe einer
Spezialreinigungsmasse (Moxide) in eine Form gebracht, in der eine Bindung
an Metalloxide bzw. eine Entgiftung des Schadstoffes möglich ist, so daß
insgesamt in einem einzigen Verfahrensgang eine weitestgehende Befreiung
der Verbrennungsgase von ihren schädlichen bzw. giftigen gasförmigen
Verunreinigungen erzielt wird. Das bekannte Verfahren hat sich im wesent
lichen bewährt, es fallen jedoch nichtverwertbare und schwerregenerier
bare Reaktionsprodukte an. Dieses Verfahren eignet sich grundsätzlich
nicht zur simultanen Reinigung der Rauch- und Abgase von NOx und
SO₂-Schadstoffen.
Es ist weiterhin aus der DE-OS 24 53 488 ein Verfahren bekannt
geworden, bei dem Rauchgas- und Kühlwasserschwaden im Querstrom in die in
einem Naturstrom-Kühlturm aufsteigende Kühlluft eingegeben wird. Durch
diese Verfahrensweise findet allerdings zwar eine Verdünnung, nicht jedoch
eine beachtenswerte Verringerung der Stickoxid- oder Schwefeloxid-Ver
unreinigungen statt.
Es ist schließlich aus der DE-OS 16 71 390 eine aus einem
zweiteiligen Kamin bestehende Reinigungsvorrichtung
bekannt geworden, deren unterer Teil der Regelung der
Durchlaufgeschwindigkeit des Fluids und deren oberer Teil der
Kondensierung des im Gas enthaltenen Mikronebels dient.
Eine selektive Gewinnung der Reaktionsprodukte ist nicht möglich.
Der vorliegenden Erfindung liegt als Aufgabe die Schaffung eines
Verfahrens zugrunde, mit dessen Hilfe jede Art von Rauch- und Prozeßgasen
von den wesentlichen physikalischen und
chemischen Verunreinigungen unter Bildung von weiterverarbeitbaren Reaktionsprodukten weitestgehend befreit werden können.
Diese Aufgabe wird durch das im Patentanspruch 1 wiedergegebene Ver
fahren gelöst.
Durch die Erfindung ist ein Verfahren geschaffen, mit dessen Hilfe
Rauch- und Prozeßgase insbesondere von den giftigen Schadstoffen
Stickoxide und Schwefeldioxid bis an die Null-Emissions
grenze dadurch befreit werden, daß in dem zu reinigenden Gas eine
den Reaktionsparametern der einzelnen Schadstoffe entsprechende Nebelphase
erzeugt wird, die unter den angegebenen Bedingungen während einer
beliebigen, zur Bindung, Umreagierung und Lösung der Schadstoffe erfor
derlichen Zeit stabil aufrecht erhalten werden kann. Es ermöglicht somit
insbesondere die Beseitigung der giftigen gasförmigen Stickoxide und
Schwefeldioxid nahezu quantitativ durch selektive Konzentrierung in der flüssigen
Phase, so daß sie mit dieser ohne Schwierigkeit niedergeschlagen werden
können. Hierbei wirken die in dem Gas enthaltenen Stickoxide als Kataly
satoren zur Umwandlung des Schwefeldioxids innerhalb kurzer Zeit in Schwefel
trioxid, das unmittelbar in den Nebeltröpfchen als Schwefelsäure gebunden
wird, während die Umwandlung des Stickstoffmonoxids in Stickstoff
dioxid - mit anschließender Lösung in den Nebeltröpfchen als Salpeter
säure - in Sauerstoffumgebung ohne katalytische Unterstützung erfolgt.
Für die Durchführung des Verfahrens sind keine aufwendigen
Einrichtungen erforderlich, es können vielmehr - nach geringfügigen
Veränderungen - Reaktionstürme nach Art der bekannten Kaminzug-Kühltürme
eingesetzt werden, so daß mit Hilfe des Verfahrens der Erfindung schnell
und unmittelbar eine entscheidende Entlastung der Atmosphäre von den
wesentlichen Schadstoffen möglich wird.
Weitere Einzelheiten der in den Patentansprüchen gekennzeichneten
Erfindung werden nachstehend anhand der beigefügten Zeichnung erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 die schematische Darstellung eines Reaktionsturmes für
die Rauchgasreinigung in zweistufigem Betrieb,
Fig. 2 eine graphische Darstellung der Abhängigkeiten zwischen
dem Durchmesser des Reaktionsturmes und Gasdurchsatz,
Fig. 3 eine schematische Darstellung einer Rohrwendelreinigungs
anlage,
Fig. 4 eine Sicht von oben auf Fig. 3,
Fig. 5 eine schematische Darstellung einer Rohrbündelreinigungs
anlage,
Fig. 6 eine Sicht von oben auf Fig. 5.
In einem Steinkohlekraftwerk mit einer Leistung von 700 MW werden
stündlich etwa 250 t Steinkohle verbrannt, wobei ca. 2 500 000 m³ Rauch
gas mit einem Sauerstoffgehalt von ca. 6 bis 10% pro Stunde anfallen.
Die Temperatur im letzten Bereich des Kessels (Wasservorwärmer-Econo
miser) beträgt hierbei zwischen 300° und 350°C und fällt im Luftvor
wärmer auf etwa 120° bis 160° bei einer Staubbeladung von ca. 300 g/Nm³.
Die Konzentration an Schwefeloxiden, Chlor- und Fluorwasserstoffen ist
abhängig von der Qualität des Brennstoffes, beim Einsatz von Steinkohle
mit einem Schwefelgehalt von 1 Gew.-% ergibt sich ein SO₂-Gehalt im
Rauchgas zwischen 1900 und 2000 mg SO₂/Nm³. Der nicht von dem
Stickstoffgehalt des Einsatzmaterials abhängige Gehalt an Stickoxiden
im Rauchgas kann durch Primärmaßnahme auf Werte unter 800 mg NO₂/Nm³
begrenzt werden.
Geht man von einer nach thermodynamisch-kinetischen Berechnungen
festgelegten Gesamtreaktionszeit von 30 Min. (1800 s) bei einem Sauer
stoffpartialdruck von etwa 0,1 bar für die zweistufige Oxidation, Ab
sorption, Umreagierung sowie Niederschlagung der oxidierten Schwefel
dioxid- und Stickoxidverunreinigungen bis hinauf zur an Null-Emission
grenzenden Schadstoff-Konzentration aus, so ergibt sich bei Zugrundelegung
einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,1 m/s im Naturzugreaktions
turm eine notwendige Höhe von 180 m und unter Berücksichtigung des
Gasanfalles von 2 500 000 m³ pro Stunde (entsprechend 1 250 000 m³/30
Min) die Grundfläche des Reaktionsturmes mit ca. 7000 m³, entsprechend
der Durchmesser des (runden) Reaktionsturmes mit ca. 106 m.
Die in der Zeichnung wiedergegebene Anlage für zweistufigen Betrieb
besteht aus dem Rauchgaskühler 1, der Nebelverdunstungskammer 2 und dem
Reaktionsturm mit dem inneren Reaktorkern 3 und dem äußeren Reaktor
mantel 4.
Der Reaktor enthält weiterhin ein Sammelbecken 5 für flüssige Reaktions
produkte (Glaubersalz), ein Sammelbecken 6 für schlammartige Reaktions
produkte, ein Verteiler-Sammelrohr 7, einen Abscheider 8, eine
Reingas-Ablaßschleuse 9, eine weitere Nebel-Verdunstungskammer 10 sowie
schließlich eine Nebel-Auflösungszone 11. Hierbei hat der Abscheider 8
innerhalb des Turmes eine solche Lage, daß sich für das Gas bis zum
Erreichen dieses Abscheiders eine Durchström- und Reaktionszeit von
etwa 5 Minuten ergibt, die für die Oxidation des Schwefeldioxids zum
Schwefeltrioxid und Lösung und Umreagierung in der Nebelphase
erforderlich ist.
Das zu reinigende Gas tritt zunächst in den Kühler 1 ein, in dem es
auf eine Temperatur von etwa 60°C herabgekühlt wird, wobei zur
Niederschlagung von HCl- und HF-Verunreinigungen Natronlauge in bis zu
vierfach überstöchiometrischer Menge eingesprüht wird. Die sich
bildenden Kondesattröpfchen werden niedergeschlagen und das Kondensat
abgeführt.
Das Gas tritt danach in die Nebelverdunstungskammer 2 ein, in der
- in dem dem Beispiel zugrundeliegenden zweistufigen Verfahren - Wasser
bzw. Metall-Hydroxid oder Ammoniak oder Ammoniakwasser als etwa 40-50%ige
Lösung oder Suspension in - bezogen auf die in dem Gas enthaltenen
Schadstoffe - und einem Wasseranteil eingesprüht wird. Das
Einsprühen der Aktiv-Flüssigkeit erfolgt zweckmäßig bis zu einer
Übersättigung des Gases von maximal 105%, vorzugsweise zwischen 102,5
bis 104,5% relative Luftfeuchtigkeit. Hierbei ist vor
der Einsprühung von Wasser bzw. Reaktionsflüssigkeit mit Hilfe
von luftunterstützten Düsen auch die Anreicherung in Spezialfällen des
zu reinigenden Gases mit Hilfe von Abdampf aus Kraftwerksanlagen - bis
nahe an die Sättigungsgrenze - möglich. Ebenso kann das Einsprühen des
Wassers an Stelle mit Druckluft mit Drucksauerstoff erfolgen, wodurch
eine Anreicherung des Wassers mit gelöstem Sauerstoff erzielt wird, der
in der Nebelphase teilweise in die Atmosphäre entweicht und eine
Beschleunigung der Oxidation der Schadgase bewirkt unabhängig davon, ob
diese noch in der Gasphase oder - etwa in Form salpetriger Säure
bereits gelöster Form vorliegen. In diesem Falle erfolgt die Oxidation
der salpetrigen Säure in der flüssigen Phase in Salpetersäure und deren
Umreagierung zum Nitrat.
Das so nebelgetrübte Gas tritt danach in die erste Oxydationszone
des Reaktorinnenbereichs 3 unterhalb des Abscheiders 8 ein, in der die
Oxidation des in dem Gas enthaltenen SO₂ zu SO₃ sowie dessen Lösung in
den Nebeltröpfchen sowie gegebenenfalls Umreagierung mit dem in ihnen
enthaltenen Metallhydroxid oder Ammoniak erfolgt. Der Vorgang ist nach
Aufsteigen des Gases bis in den Bereich des Abscheiders 8 abgeschlossen,
an dem die Niederschlagung des Nebels zum Endprodukt erfolgt, das
sich im Sammelbecken 5 sammelt. Durch den Einsatz der genannten Reagenzien
wird eine sofortige chemische Bindung der Schadstoffe als Salz
unmittelbar nach ihrer Lösung in Nebeltröpfchen erreicht, wodurch
einerseits aufgrund der ständigen Störung des Gleichgewichtes die Lösung
der gasförmigen Schadstoffe beschleunigt und darüber hinaus die
Niederschlagung erleichtert und damit ebenfalls beschleunigt wird. Es
wird darüber hinaus der Wasseranteil unmittelbar für die Lösung von
Schadstoffen verfügbar und sogar durch die chemische Reaktion der für
die Lösung der Schadstoffe verfügbare Wassergehalt vergrößert. Als
Metallhydroxide können Natrium-, Kalium- oder Magnesiumhydroxid Ver
wendung finden. Es kann jedoch mit gleich gutem Ergebnis auch Ammoniak
oder Ammoniakwasser in - bezogen auf die in dem Gas enthaltene
Schadstoffmenge - unterstöchiometrischer Menge von 80-98%, vorzugs
weise 85-95%, eingesetzt werden, wobei durch die Begrenzung des
flüchtigen Reagenzmittels auf stöchiometrisch maximal 98% einer even
tuellen Rückschmutzung des gereinigten Rauchgases durch unreagiertes
Ammoniak vorgebeugt wird. Die zur vollständigen Umreagierung und Bindung der
oxidierten Schadstoffe nach der Stöchiometrie benötigten Reagenzmittel
werden von nichtflüchtigen Reagenzien gedeckt. Die Reaktionszeit in
dieser Stufe dauert zwischen etwa 3 und 5 Minuten, wobei zunächst das
Schwefeldioxid unter katalytischer Unterstützung durch die in dem Gas
enthaltenen Stickoxide oxidiert und anschließend absorbiert, um
reagiert und niedergeschlagen werden.
Als Reaktionsprodukt wird durch den Einsatz von Natriumhydroxid in
dieser Stufe hydratisiertes Natriumsulfat (Glaubersalz) gebildet, wobei
in diesem Falle die Reaktion zweckmäßig bei einer Temperatur von über
32,4°C, vorzugsweise bei 45° bis 50°C durchgeführt und zur
Niederschlagung des gebildeten Natriumsulfats wasserfreies Natrium
sulfat in einer Menge von 5-15%, vorteilhaft 8-12% versprüht wird.
Das niedergeschlagene Sulfat kann mit warmen Wasser aus einer
Fremdquelle bis zu Natriumsulfat-Dekahydrat hydratisiert wird. Es wird
auf diese Weise nicht nur eine gute Weiterverarbeitbarkeit des
gebildeten Kopplungsproduktes, sondern darüber hinaus ein weiterer
erheblicher Verfahrensvorteil erzielt insofern, als Glaubersalz einen
sehr niedrigen Schmelzpunkt von 32,4°C bei einer hohen Schmelzwärme
aufweist, so daß das gebildete Material bei der Arbeitstemperatur in
praktisch wasserflüssiger Form anfällt und somit selbsttätig im
Reaktionsturm abtropft. Der sich darüber hinaus ergebende weitere
Vorteil besteht darin, daß aufgrund der niedrigen Viskosität des
Materials ohne weiteres die mitgeführten Festmaterialien, insbesondere
Schwermetalle, auf einfachste Weise abgefiltert werden können. Es kann
schließlich - zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit des Verfahrens -
ein großer Teil der im Rauchgas enthaltenen Niederenthalpie-Wärme in
Form der im Koppelprodukt enthaltenen Schmelzwärme zurückgewonnen und
anderweitig nutzbar gemacht werden.
In Abhängigkeit von der Konzentration an Schwefeldioxid im Abgas
kann es erforderlich sein, die (erste) Reaktionsstufe mehrfach zu
wiederholen derart, daß je ca. 1.500 mg Schwefeldioxid pro m³ Abgas
diese Absorptionsstufe einmal durchgeführt wird. Die in der ersten
Absorptionsstufe gewonnenen Produkte werden aus Gründen der besseren
Verwertbarkeit der Reaktionsprodukte beider Stufen vorteilhaft getrennt
von den in der zweiten Reaktionsstufe gewonnenen Produkten abgezogen,
außerhalb des Reaktionssturmes gesammelt und weiterverarbeitet.
Im Falle der Reinigung von Rauchgasen aus Kohleverstromungsanlagen
kann wegen der vorstehend beschriebenen Vorteile entgegen der
bisherigen Übung der Einsatz stark schwefelhaltiger Brennstoffe von
erheblichem Nutzen sein, die einerseits einen niedrigeren Marktpreis
als schwefelarme Brennstoffe besitzen und durch die andererseits der
Wirkungsgrad der Anlage durch die Rückgewinnung sowohl der bei der
Abkühlung des Gases von 120°C auf etwa 50°C freiwerdenden als auch
der im Glaubersalz gespeicherten Schmelzwärme erheblich von bisher etwa
35% um über 15% auf über 50% der Energie des eingesetzten fossilen
Energieträger verbessert werden kann.
Nach Passieren des Abscheiders 8 gelangt das Gas in die zweite Oxi
dationszone, in der zunächst mittels der zweiten Nebelverdunstungs
einrichtung 10 Wasser, Ammoniak, Ammoniakwasser bzw. eine etwa 10- bis
30%ige Metallhydroxidlösung in das Gas ebenfalls bis zur Übersättigung
von 102,5% bis 105% relative Luftfeuchtigkeit eingesprüht wird.
Die Reaktionszeit in dieser Zone beträgt etwa 20 Minuten, während
welcher Zeit das in dem Gas enthaltene Stickstoff-Monoxid zu N₂O₃ und
NO₂ oxidiert und in den Nebeltröpfchen zu Salpetersäure gelöst und zu
Nitrat umreagiert wird.
Die Niederschlagung des Nebels erfolgt in entsprechender Weise mittels
der Nebelauflösungseinrichtung im Reaktormantel 4, in den der
gebildete Niederschlag zusammen mit dem Rauchgas gelangt. Das Rauchgas
verläßt den Reaktor mit einem Reinigungsgrad von nahezu 99% über die
Reingas-Ablaßschleuse 9, während der Niederschlag in dem Reaktormantel
4 getrennt von dem Niederschlag der ersten Stufe absinkt und sich im
Schlammsammelbehälter 6 sammelt.
Durch die zweistufige Arbeitsweise wird somit eine selektive Lösung
und Niederschlagung der Schwefeldioxid- und der Stickoxidverunreini
gungen erzielt derart, daß in der ersten Stufe zunächst das Schwefel
dioxid unter katalytischer Unterstützung durch die in dem Gas enthaltenen
Stickoxide oxidiert und anschließend absorbiert, umreagiert und
niedergeschlagen werden, während in der zweiten Stufe während einer
Reaktionszeit von ca. 20 Minuten die Oxidation, Absorption,
Umreagierung und Niederschlagung der Stickoxidverunreinigungen erfolgt.
In dem in Fig. 2 wiedergegebenen Diagramm ist in Abhängigkeit des
Reaktordurchmessers von der durchgesetzten Gasmenge und vorgegebenen
Strömungsgeschwindigkeit aufgrund der chemischen Gegebenheiten eine
Durchflußzeit von 30 Min (1800 s) zugrundegelegt ist. Das Diagramm
zeigt, daß bei einer durchgesetzten Gasmenge von 2 × 10³ Nm³ pro Stunde
und einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,0001 m/s der Reaktionsturm bei
einer Höhe von 1,8 m einen Durchmesser von 12 m aufweisen muß, während
bei Zugrundelegung einer Strömungsgeschwindigkeit von 0,01 m/s unter
sonst gleichen Bedingungen ein Reaktionsturm mit 18 m Höhe und einem
Durchmesser von ca. 8,60 m vorgesehen werden muß.
Demgegenüber besteht der in den Fig. 3 und 4 schematisch dar
gestellte Rohrwendelreaktor für kleine Durchsatzmengen aus einer in
einem Gehäuse 12 angeordneten Rohrwendel 13, die einen äußeren
Gaseinlaß 14 und einen inneren, in einem Vertikalschacht 15 mündenden
Auslaß aufweist. Die Einbringung des Nebels in das Gas erfolgt in
einer - nicht dargestellten - Sprühkammer vor Eintritt in die
Rohrwendel, die eine zur Gewährleistung der Reaktionszeit ausreichende
Länge aufweist. Nach Eintritt des Gases in den Vertikalschacht wird der
Nebel niedergeschlagen, wobei sich die Reaktionsprodukte in einem Sumpf
unterhalb des Schachtes sammeln und dort zur Weiterverarbeitung
abgezogen werden können.
Entsprechend besteht der in den Fig. 5 und 6 schematisch darge
stellte Rohrbündelreaktor aus einer Anzahl in einem Gehäuse 16
angeordneten vertikalen Schächten 17, die wechselweise an ihren oberen
und unteren Enden derart miteinander verbunden sind, daß ein insgesamt
durchgehender Durchströmungskanal entsteht, der an seinem einen Ende
einen Einlaß 18 und an seinem anderen Ende einen Auslaß 19 aufweist.
Die Einbringung des Nebels in das Gas erfolgt ebenfalls vor Ein
tritt in das Rohrbündel, das insgesamt eine zur Gewährleistung der
Reaktionszeit ausreichende Länge aufweist. Die Niederschlagung des Nebels
erfolgt in dem letzten der (aufsteigenden) Rohrabschnitte, wobei
sich die Reaktionsprodukte in dem Sumpf unterhalb dieses Rohrab
schnittes sammeln und dort zur Weiterverarbeitung abgezogen werden können.
Die Niederschlagung der schadstoff- bzw. salzbefrachteten Tröpfchen
erfolgt zweckmäßig mit einem Metallcarbid, beispielsweise Calcium-,
Magnesium-, Aluminium- oder Mangancarbid, oder den entsprechenden
Metalloxiden bzw. Metallhydroxiden, weiterhin hydratbildenden Substanzen
oder Phosphaten, vorzugsweise Dinatriummonhydrogenphosphat, Natrium
sulfat oder -carbonat einzeln oder in der Mischung miteinander in
einer Menge zwischen 1 und 5,5 g wirksames Material pro Kubikmeter
Nebelluft bzw. Nebelgas. Das Niederschlagungsmittel wird vorteilhaft
mit einer Teilchengröße von weniger als 100 µm und
in einer Menge eingesetzt, die 5-15% niedriger ist als
die zur vollständigen Bindung des Wasseranteiles der Aktivnebel
tröpfchen erforderlichen Menge. Apparativ erfolgt - soweit es sich um
geringere Durchsatzmengen von bis zu 50 000 m³ Rauch- oder Abgas
pro Stunde handelt - die Niederschlagung des befrachteten Nebels
zweckmäßig mit Hilfe von Reaktionsapparaten, in denen das Gas mittels
in horizontalen Einzel- oder Doppelwicklungen angeordneter elastischer
oder metallischer Leitungen bzw. in vertikalen Schleifen verlegter
Rohre zum Zwecke der Oxidation und chemischen Umreaktion, Nebelbildung
und Niederschlagung geführt wird und in denen die für die Oxidation und
Umreaktion, Nebelbildung und Niederschlagung des Nebels erforderliche
Reaktionszeit von zwischen 20 und 30 Minuten sichergestellt werden
kann. Soweit es sich um die Reinigung größerer Gasmengen handelt, wird
die Aktivnebelerzeugung, Absorption und Umreagierung von Verunreini
gungen und Niederschlagung von beladenem Aktivnebel demgegenüber
zweckmäßig mit Hilfe mit Naturzug-Reaktionstürmen durchgeführt, die
mehrstufig eingebaute Aktivnebel-Erzeugungs- und -niederschlagsein
richtungen aufweisen.
Die durch die Umreaktion und Niederschlagung anfallenden Materialien
sind unmittelbar der Weiterverarbeitung zugänglich. So kann in dem
Niederschlag enthaltenes bzw. in der zweiten Stufe anfallendes Nitrat
mit Ammoniumchlorid oder Ammoniumhydrocarbonat zu Ammoniumnitrat
umreagiert werden, während in der ersten Reaktionsstufe anfallendes
Magnesiumsulfat durch thermische Zersetzung und Wäsche mit Natriumsulfat
sowie thermischer Zersetzung des hierbei gebildeten Natriumhydrosulfits
zu Schwefeldioxid-Reichgas aufgearbeitet werden. Ebenso kann der
Nitratanfall aus der zweiten Aktivnebelauflösungsstufe thermisch zu
NO₂-Reichgas aufgearbeitet werden.
Claims (16)
1. Verfahren zur Reinigung von Rauch-
und anderen Industrieabgasen von ihren
gas- und staubförmigen Verunreinigungen, bei dem in dem zu reinigenden
Rohgas durch Zugabe von Wasser eine Nebelphase erzeugt und anschließend
die mit den absorbierten und umreagierten Schadstoffen beladene Nebelphase
niedergeschlagen wird, dadurch gekennzeichnet,
daß die
Erzeugung der Nebelphase nach Abkühlung des Roh-Abgases auf eine unter dem
Taupunkt von Wasserdampf liegende Temperatur zwischen 20° und 60°C durch
Einsprühen von Wasser einer Teilchengröße von unter 25 µm mit Hilfe von
luftunterstützten Zerstäuberdüsen oder unter Druck mit Reinsauerstoff erfolgt und das
Abgas während der für die Lösung, Absorption und Umreagierung der Schad
stoffe in den Nebel-Tröpfchen erforderlichen Zeit in übersättigtem
Zustand von maximal 105%, vorzugsweise
zwischen 102,5 bis 104,5% relativer Luftfeuchtigkeit
gehalten wird, wobei die Abscheidung der Verunreinigungen zweistufig erfolgt derart, daß in
einer ersten Stufe zum Zwecke der Lösung und Umreagierung der oxidierten
Schwefeldioxidverunreinigungen eine 10- bis 50%ige Reagenzmittellösung und
nach einer Reaktionszeit von zwischen 3 und 10 Minuten eine etwa 30- bis 45%ige
Reagenzmittellösung zugesetzt wird zum Zwecke der Lösung und Umreagierung
der oxidierten Stickoxidverunreinigungen während einer Reaktionszeit von
zwischen 15 und 25 Minuten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bindung
der gelösten oxidierten Schwefel- und Stickstoff-Verunreinigungen als
Nebelbildner eine wäßrige Lösung von Ammoniak und/oder Ammoniakwasser,
Natrium-, Kalium-, Magnesiumhydroxide oder -carbonate
in - bezogen auf die in dem Gas
enthaltende Schadstoffmenge - insgesamt mindestens stöchiometrischer Menge
in das Rohgas eingesprüht wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß zur Beseitigung der Halogenwasserstoff-Verunreinigungen
(HF, HCl) während der Abscheidung des Abgases
Natrium-, Kalium- oder Magnesiumhydroxid als 10-50%ige,
vorzugsweise 30- bis 45%ige Lösung und/oder Suspension in - bezogen
auf den in dem Gas enthaltenen Halogenwasserstoff - drei- bis vierfach überstöchiometrischer Menge Verwendung findet.
4. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß die wäßrige
Lösung bei Einsatz von Ammoniak oder Ammoniakwasser als Reagenz Ammoniak
zu einem - bezogen auf die stöchiometrische Menge - Anteil von maximal
98%, vorzugsweise zwischen 85 und 95%, im übrigen jedoch Natrium-, Kalium-
oder Magnesiumhydroxid enthält.
5. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei Einsatz
von Natriumhydroxid als Reaktionsflüssigkeit die Reinigung des Abgases bei
einer Temperatur von über 32,4°, vorzugsweise bei 45° bis 50°C
durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das zu reinigende Abgas auf einen Sauerstoffpartikeldruck von
mindestens 0,1 bar bei gleichzeitiger Abführung der Reaktionswärme ein
gestellt wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß in Abhängig
keit von der SO₂-Konzentration im Rohgas die erste Reaktionsstufe mehr
fach durchgeführt wird derart, daß sie je einmal für jeweils 1500 mg
Schwefeldioxid/m³ Abgas einmal wiederholt wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die in
der ersten Absorptionsstufe aus SO₂ gewonnenen Reaktionsprodukte getrennt
von den in der zweiten Reaktionsstufe aus NOx gewonnenen Reaktions
produkten abgezogen werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß die
aus der Umsetzung der SO₂-Verunreinigung anfallende Na₂SO₄-Lösung mit
Schwefelwasserstoff begast und die gebildeten Schwermetallsulfide durch
thermische Behandlung agglomeriert und anschließend abfiltriert werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß zur Nieder
schlagung der in der ersten Stufe als Natriumsalz anfallenden SO₂-Komponente
5-15%, vorteilhaft 8-12% wasserfreies Natriumsulfat ver
sprüht und das niedergeschlagene Sulfat mit warmem Wasser aus einer Fremd
quelle bis zu Natriumsulfat-Dekahydrat hydratisiert wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Niederschlagung der Nebelphase mit einem Metallcarbid, bei
spielsweise Calcium-, Magnesium-, Aluminium- oder Mangancarbid, oder den
entsprechenden Metalloxiden bzw. Metallhydroxiden, weiterhin mit hydrat
bildenden Substanzen, etwa Phosphaten, vorzugsweise Dinatriummonohydro
genphosphat, Natriumsulfat oder -carbonat einzeln oder in Mischung mitein
ander in Menge zwischen 1 und 5,5 g wirksames Material pro Kubikmeter
Nebelluft bzw. Nebelgas erfolgt.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Nebel
auflösungsmittel in einer Menge eingesetzt wird, die 5-15% niedriger
ist als die zur vollständigen Bindung des Wasseranteils der Aktivnebel
tröpfchen erforderlichen Menge.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet,
daß der Nitratanfall aus der zweiten Aktivnebelauflösungsstufe
thermisch zu NO₂-Reichgas aufgearbeitet wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 13, dadurch gekennzeichnet,
daß das in dem Niederschlag enthaltene bzw. in der ersten Nebel
auflösungsstufe anfallende Magnesiumsulfat durch thermische Zersetzung und
Wäsche mit Natriumsulfit sowie thermischer Zersetzung des hierbei gebil
deten Natriumhydrosulfits zu Schwefeldioxid-Reichgas aufgearbeitet wird.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kondensation und Niederschlagung von Verunreinigungen
mit Hilfe von Einrichtungen erfolgt, in denen Gas mittels in horizontalen
Einzel- oder Doppelwicklungen angeordneter elastischer oder metallischer
Leitungen bzw. in vertikalen Schleifen verlegter Rohre zum Zwecke der
chemischen Umreaktion, Nebelbildung und Niederschlagung geführt wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die Aktiv
nebelerzeugung, Absorption von Verunreinigungen und Niederschlagung von
beladenem Aktivnebel mit Hilfe von Naturzug-Reaktionskolonnen durchgeführt
wird, die mehrstufig eingebaute Aktivnebel-Erzeugungs- und -Niederschlagungs
einrichtungen aufweisen.
Priority Applications (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19863629688 DE3629688C2 (de) | 1986-09-01 | 1986-09-01 | Verfahren zur Reinigung von Rauch- und anderen Industrieabgasen |
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