DE2614848C2 - Verfahren zur Überführung von wässrig-pastösen Gemischen aus Ölen, anderen organischen Stoffen, anorganischen Feststoffanteilen und Säureharzen in einen festen, deponierbaren Zustand - Google Patents

Verfahren zur Überführung von wässrig-pastösen Gemischen aus Ölen, anderen organischen Stoffen, anorganischen Feststoffanteilen und Säureharzen in einen festen, deponierbaren Zustand

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Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren gemäß dem Oberbegriff des Hauptanspruchs.
Eine umweltfreundliche Beseitigung von schlammförmigen und pastösen Gemischen aus ölen und anderen organischen Stoffen mit anorganischen und organischen Festbestandteilen ist bisher nur mit großen Schwierigkeiten und hohem Aufwand auf Sondermüllbeseitigungsanlagen möglich.
Eine Deponierung dieser Stoffe im angelieferten Zustand kann bis zur endgültigen Beseitigung nur innerhalb des Betriebsgeländes einer Sondermüllbeseitigungsanlage in Betracht kommen, wo gewährleistet ist, daß die Stoffe nicht in das umgebende Erdreich bzw. in das Grundwasser gelangen können. Da diese Stoffe in zunehmend größerem Umfang angeliefert werden, kann eine Deponierung nur in begrenztem Umfang in Betracht kommen. Zudem kann sie zu Geruchsbelästigungen der Belegschaft und der Umgebung führen.
Eine Wiedergewinnung der in diesen sehr unterschiedlich zusammengesetzten Abfallgemischen enthaltenen Stoffe ist gegenwärtig und in absehbarer Zukunft technologisch und wirtschaftlich noch nicht realisierbar. Auch eine thermische Beseitigung dieser Abfallstoffe in geeigneten Verbrennungsanlagen bereitet erhebliche Schwierigkeiten. Zum einen müssen hierbei die entstehenden Rauchgase nach den nunmehr gültigen Bestimmungen der TA-Luft gereinigt werden, was einen erheblichen apparativen und kostenmäßigen Aufwand erforderlich macht Ein weiteres Problem entsteht durch die bei der Rauchgaswäsche anfallenden konzentrierten Salzlösungen, die beseitigt werden müssen, um den Problemkreis »Reinhaltung der Luft — Verschmutzung des Wassers« zu durchbrechen. Eine umweltfreundliche Beseitigung dieser konzentrierten Salzlösungen ist nach dem gegenwärtigen Stand der Technik jedoch nur mit hohen Kosten möglich.
Zur Vermeidung dieser technischen und wirtschaftlichen Probleme wurde versucht, die halbflüssigen, schlammförmigen und pastösen Abfallstoffe in einen festen Zustand zu überführen, ohne dabei neue Umweltprobleme bezüglich Luftverunreinigung oder Beeinträchtigung von Gewässern aller Art, des Bodens, der Flora und der Fauna zu schaffen. Ausgehend von diesem Stand der Technik wurden Verfahren zur Abtrennung von in Wasser schwer löslichen organischen Stoffen aus wäßrigen Mehrphasensystemen und Verfahren zum Unschädlichmachen von Abfallstoffen entwickelt, die in der DT-OS 23 28 777 und in der DT-OS 23 28 778 beschrieben sind. Bei diesen Verfahren werden die Abfallstoffe mit einem mit Hydrophobierungsmitteln vorbehandelten Erdalkalioxid vermischt, das anschließend mit etwa stöchiometrischen Wassermengen zum Erdalkalihydroxid umgesetzt wird. Im Falle des Verfahrens zum Abtrennen von in Wasser schwer löslichen organischen Stoffen aus wäßrigen Mehrphasensystemen wird das Wasser dem Mehrphasensystem selbst entzogen. In der bevorzugten Ausführungsform wird bei diesem Verfahren hydrophobierter Branntkalk verwendet. Hierdurch soll eine ausreichende Adsorption der Abfallstoffe erreicht werden, um ein umweltfreundliches Deponieren der so gewonnenen Endprodukte zu ermöglichen, was der Vorbehandlung des Branntkalks mit einem Hydrophobierungsmittel zugeschrieben wird.
Die Hoffnungen, mit diesem Verfahren und dem Einsatz von hydrophobierten Erdalkalioxiden geeignete Mittel zur Überführung der halbflüssigen, schlammförmigen und pastösen Abfallstoffe in einen umweltfreundlichen, deponierbaren festen Zustand gefunden zu haben, haben sich nicht in ausreichendem Maße bestätigt.
Entsprechende Untersuchungen, bei denen primär die Auslaugbarkeit der vorhandenen Mineralölanteile untersucht wurde, haben gezeigt, daß die erhaltenen schüttfähigen, pulverförmigen Reaktionsprodukte die Mineralölanteile durch Oberflächenadsorption nur ungenügend binden. Die Umsetzungsprodukte geben daher bei Auslaugungsversuchen Mineralölanteile an das umgebende Wasser ab.
Die Verwendung von hydrophobiertem Calciumoxid hat die Löslichkeit des Calciumhydroxids nicht vermindert, so daß die Auslauglösungen derartiger Umsetzungsprodukte stark alkalisch sind. Bei einer Ablagerung der Umsetzungsprodukte außerhalb vorschriftsmäßig abgedichteter Deponien sind daher entsprechende Gewässerschutzmaßnahmen notwendig, zumal die mit Schadstoffen befrachtete Menge an Sickerwasser bei den nach dem
bekannten Verfahren hergestellten Produkten relative hoch ist.
Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der vorstehenden Art in der Weise weiter zu entwickeln, daß sowohl die Sickerwassermenge als auch die einzelnen Schadstoffkonzentrationen in dem durch das deponierte Produkt dringenden Sickerwasser auf einen tragbaren Wert vermindert werden. Ferner soll das erfindungsgemäße Verfahren kostensparend sein und auch die Entsorgung der zumeist separat in Deponien gelagerten Säureharze ermöglichen.
Gemäß der Erfindung wird die gestellte Aufgabe durch die im kennzeichnenden Teil von Anspruch 1 aufgeführten Maßnahmen gelöst
Bei Auslaugungsversuchen, die mit nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Produkten durchgeführt wurden, zeigte sich, daß sich darin das enthaltene Calciumhydroxid unter der Einwirkung atmosphäre scher Niederschläge weitgehend passiv verhält und Hydroxylionen nur in einem verminderten Umfang in Lösung setzt, so daß, soweit bisher ersichtlich, keine besonderen Maßnahmen zum Gewässerschutz durchgeführt werden müssen. Die herabgesetzte Löslichkeit des Calciumhydroxids vermindert auch die Alkalisierung des Bodens. In dem gewonnenen pulvrig-festen Umsetzungsprodukt sind des weiteren die·Adsorptionskräfte zwischen dem Calciumhydroxid und den adsorbierten öligen Stoffen so erhöht, daß eine Trennung durch atmosphärische und klimatische Einwirkungen nicht stattfindet Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellten Produkte, welche u. a. eine relativ geringe Durchlässigkeit für Sickerwasser aufweisen, lassen sich, soweit absehbar, auch außerhalb von Sondermüllpiätzen ohne Umweltgefährdung deponieren.
Die durch das erfindungsgemäße Verfahren zu verarbeitenden schlammförmigen oder zähflüssigen Abfallstoffe enthalten wäßrige und in Wasser schwer lösliche organische Bestandteile. Unter in Wasser schwer löslichen organischen Bestandteilen sollen hierbei sowohl organische Stoffe und Stoffgemische verstanden werden, die mit Wasser teilweise mischbar sind, als auch solche, die in Wasser völlig unlöslich sind, wobei die organischen Stoffe oder Stoffgemische außer in flüssigem Zustand auch als im Wasser suspendierte Stoffe vorliegen können, die erst bei einer Temperaturerhöhung oder unter dem Einfluß eines Lösungsmittels eine Phasenänderung erleiden. Es handelt sich somit bei den in Rede stehenden schlammförmigen oder zähflüssigen Abfallstoffen nicht nur um Zweiphasensysteme aus Wasser mit organischen Flüssigkeiten, die mit Wasser nicht oder nur begrenzt mischbar sind, sondern auch um Mehrphasensysteme, die auch feinverteilte Feststoffe enthalten können. Neben organischen Feststoffen können selbstverständüch auch anorganische Feststoffe sowie deren Lösungen enthalten sein. Dei schlammförmigen bzw. zähflüssigen Abfallstoffe sollten jedoch von festen Grobverunreinigungen befreit sein.
Die in den schlammförmigen oder zähflüssigen Abfallstoffen enthaltenen organischen Bestandteile können monomere und polymere Verbindungen wie Polymerisate, Polykondensate und Polyadditionsverbindungen natürlichen oder synthetischen Ursprungs sein.
Als Beispiele für organische Stoffe oder Stoffgemische, welche Bestandteile der schlammförmigen, zähflüssigen Abfallstoffe sein können, seien genannt:
Altöle wie verbrauchte Motorenöle, Schneidöle, Bohröle, pflanzliche und tierische öle, Wachse und wachsähnliche Stoffe, wie sie beispielsweise in Autowaschanlagen anfallen, Teeröle, Harze, bituminöse Stoffe und Peche, Kunstharze, Erdöle, Erdölfraktionen wie Benzin, Maschinen-, Schmier- und Heizöle, sowie aromatische Verbindungen wie beispielsweise Benzol und Toluol.
Diese Stoffe oder Stoffgemische fallen vielfach als Abfallprodukte von technischen Prozessen in Form von wäßrigen Mehrphasensystemen an wie beispielsweise bei Bohr-, Schneid- und Lackierarbeiten, bei der Imprägnierung in der Textil- und Papierindustrie sowie bei der Oberflächenbehandlung von Metallen, wo Rückstände von Bohrfetten, Bohrölen, Schneidölen, Lackemulsionen, Imprägnierungsmitteln, Harz- und Kunstharzemulsionen und ähnlichem mehr in großen Mengen entstehen.
Im allgemeinen wird man für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens alle derartigen einkommenden Abfallstoffe zunächst in Schlammbunkern vor ihrer Weiterverarbeitung sammeln, so daß eine in ihrer Konsistenz und in ihrem Wassergehalt annähernd homogene Schlammasse entsteht, die zunächst auch noch mit Grobverunreinigungen wie Putzwolle und größeren Fremdkörpern versehen ist.
Die Zusammensetzung von typisch anfallenden schlammförmigen Abfallstoffen, welche nach dem erfindungsgemäßen Verfahren verarbeitet werden, ist in folgender Tabelle wiedergegeben:
Zusammensetzung von typischen Öl-Schlämmen:
1. Spezifisches Gewicht 1,10-1,35
2. Wassergehalt 35-60 Gew.-%
3. Unbrennbare Feststoffe (Glührückstand) 30—50Gew.-%
4. Brennbare Bestandteile 10—20Gew.-%
(mit einem mittleren Heizwert von ca. 1600 kcal/kg)
5. Petroläther-Extrahierbares (öle und Fette) 6—10Gew.-%
«5*
Auch Säureharze können Bestandteile der genannten schlammförmigen Abfallstoffe sein. Gemäß einer bep sonders bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die Säureharze getrennt
te· gelagert und den wäßrig-schlammförmigen Gemischen aus Ölen, anderen organischen Stoffen und anorganischen sowie organischen Feststoffen erst unmittelbar vor dem Zusetzen des Erdalkalioxids in einer Menge von etwa bis zu 10 Gew.-% zugesetzt.
j|ä Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich besonders zur Aufbereitung von Abfallstoffen mit einem Was-
|| seranteil von etwa 30 Gew.-% bis etwa 65 Gew.-°/o, vorzugsweise von etwa 35 Gew.-% bis etwa 40 Gew.-%.
ff Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich außerdem auch auf schlammförmige oder zähflüssige Abfallstoffe
mit in Wasser schwerlöslichen organischen Bestandteilen, insbesondere mit anorganischen und organischen Feststoffanteilen anwenden, die keinen oder nur einen sehr geringen Wasserbestandteil aufweisen. In diesem Fall werden die Abfallstoffe mit Wasser, vorzugsweise mit Industrieabwasser, versetzt, bis ein Wassergehalt von etwa 30 bis etwa 65 Gew.-°/o, vorzugsweise von etwa 35 bis etwa 40 Gew.-% erreicht ist, wonach man die so gebildeten Mehrphasensysteme mit einem Erdalkalioxid versetzt und mit dem Wasser zu einem mit den anderen Abfallstoffen beladenen Erdalkaäihydroxid reagieren läßt, wobei man anschließend das erhaltene Produkt mit einem Hydrophobierungsmittel versetzt
Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu besonders vorteilhaften Ergebnissen, wenn man dem wäßrigen Mehrphasensystem Erdalkalioxid in derartigen Mengen zuführt, daß durch die Umsetzung das im Mehrphasensystem enthaltene Waser vollständig aufgebraucht wird Soweit dieses Wasser hierbei nicht durch die Umsetzung mit dem Erdalkalioxid unter Bildung eines Erdalkalihydroxids chemisch gebunden wird, wird es durch die bei dieser exothermen Reaktion freigesetzte Wärme verdampft
Hierbei arbeitet man zweckmäßigerweise mit einem Erdalkalioxidunterschuß bezogen auf die zur Umsetzung in dem Mehrphasensystem zur Verfugung stehende Wassermenge.
Als besonders vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn das Erdalkalioxid in einer Menge zugegeben wird, die etwa 20% bis etwa 50%, vorzugsweise etwa 30% bis etwa 45% der maximalen Menge beträgt, die mit dem im Mehrphasensystem enthaltenen Wasser stöchiometrisch umsetzbar ist.
Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens lassen sich grundsätzlich alle Arten von Hydrophobierungsmitteln einsetzen, d. h. anionen- und kationenaktive sowie nicht-ionogene grenzflächenaktive Substanzen, soweit sie nicht selbst auslaugbar Sind und eine Gefährdung für Grundwasser und Boden bedeuten. Hierbei kommen folgende Verbindungsklassen in Betracht:
Fettsäuren wie Stearin- und Palmitinsäure, Alkylsulfate, Alkylarylsulfonate, Alkylsulfonate, Sulfobernsteinsäureester, Salze von Carbonsäuren, die eigentlichen Seifen, Sulfosuccinamide, Äthersulfate, Nonylphenolpolyglykoläther, Fettelkoholpolyglykoläther sowie deren Sulfatierungsprodukte, Polyglykoläther, aliphatische Ami-
25 ne, Aminoxide, aliphatische Alkohole und Cellulosederivate sowie polymere Verbindungen.
Metallseifen wie Aluminiumstearat, Zinkstearat, Zinkoleat, Siliconharze wie höher alkylierte Siliconharze, Silane wie höher alkylierte Silane, Acrylharze wie anpolymerisierte Acrylsäuremethylester, Fettamine wie fettsäuremodifizierte Melaminharze, kommen vorzugsweise in Betracht Als besonders geeignetes Hydrophobierungsmittel hat sich eine komplexe Zinkseife auf der Basis von Zink und natürlichen Cn bis C2o-Fettsäuren erwiesen. Ein Beispiel einer derartigen komplexen Zinkseife ist das von den Chemischen Werken München Otto Bärlocher vertriebene »Hydrophobierungsmiuel NBL«.
(Dieses Hydrophobierungsmittel ist ein weißes geruchloses, voluminöses Pulver mit einem Schmelzpunkt von 118 bis 12O0C. Asche: 13-14%; Siebrückstand (17 πιμ): Max. 1%; Schüttgewicht: Ca. 150 g/l± 10%; Rüttelgewicht: Ca. 200 g/l ± 10%.)
Besonders zweckmäßig ist es, wenn das Hydrophobierungsmittel, bezogen auf das Mehrphasensystem, mit etwa 0,05 bis etwa 2 Gew.-% vorzugsweise 0,25 bis 0,85 Gew.-%, zugegeben wird.
Die Zugabe des Hydrophobierungsmittels, bezogen auf den Gesamtansatz aus dem wäßrigen Mehrphasensystem und dem zugegebenen Erdalkalioxid, liegt zweckmäßigerweise zwischen etwa 0,02 Gew.-% und etwa 2 Gew.-%, vorzugsweise zwischen etwa 0,2 Gew.-% und etwa 0,5 Gew.-%.
Ein in einer Konsistenz besonders homogenes Endprodukt läßt sich erhalten, wenn das zu verarbeitende Mehrphasensystem gleichzeitig mit dem zugegebenen Erdalkalioxid vermischt wird und wenn anschließend an die hierdurch in Gang gesetzte Umsetzungsreaktion zwischen dem Erdalkalioxid und dem im Mehrphasensystem enthaltenen Wasser das entstandene Produkt mit dem Hydrophobierungsmittel vermischt wird. Vorzugsweise erfolgt das Beimischen des Hydrophobierungsmittels sobald die Temperatur im Reaktionsgemisch nach
45 Erreichen ihres Maximalwerts wieder unter diesen abfällt.
Zur Vermeidung einer möglichen Umweltverschmutzung durch die bei der Reaktion entstehenden Brüden werden die mit dem durch die Reaktionswärme ausgetriebenen Wasserdampf in den Brüden entweichenden flüchtigen Bestandteile des Mehrphasensystems kondensiert und aufgegangen und/oder die in den Brüden mitgerissenen Feststoffteilchen abgeschieden.
Als günstig hat es sich ferner erwiesen, wenn die zu verarbeitenden schlammartigen Abfallstoffe zwecks Homogenisierung zwischengelagert und vor ihrer Überführung in einen festen deponierbaren Zustand mechanisch von gröberen Feststoff- und Fremdkörperverunreinigungen befreit werden. Das erfindungsgsmäße Verfahren läßt sich mit sämtlichen Erdalkalioxiden, d. h. mit Calciumoxid, Bariumoxid, Strontiumoxid oder Magnesiumoxid sowie Mischungen derselben, insbesondere von Calciumoxid und Magnesiumoxid verwenden. Als besonders vorteilhaft hat sich die Verwendung von Calciumoxid oder von handelsüblichem Branntkalk, insbesondere »Weißfeinkalk« erwiesen. Von Vorteil sind hierbei seine Preisgünstigkeit und die Möglichkeit, ihn bei Sondermüllbeseitigungsanlagen auch anderwärtig zu verwenden. Im folgenden ist daher die Erfindung jeweils am Beispiel des Branntkalks beschrieben.
Der Branntkalk wird vorzugsweise, bezogen auf das Mehrphasensystem, diesem mit etwa 20 Gew.-% bis etwa
60 65 Gew.-%, vorzugsweise etwa 45 Gew.-% bis etwa 60 Gew.-%, zugeführt.
Die Zuführung des Hydrophobierungsmittels, bezogen auf die Menge des zugegebenen Branntkalks, liegt zweckmäßigerweise zwischen etwa 0,1 bis etwa 4 Gew.-%, vorzugsweise zwischen etwa 0,5 Gew.-% bis 2,4 Gew.-%, wobei sich der Bereich von etwa 0,5 bis 1,2 Gew.-% im Hinblick auf die Kostenseite und die Verbesserung der Auslaugbeständigkeit als am günstigsten erwiesen hat.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden vorzugsweise die einer Grobreinigung unterzogenen Schlämme über ein Schöpfwerk, eine fahrbare, von einer entsprechenden Dosiereinrichtung gesteuerte Drehbehälterwaage und geeignete, unter der fahrbaren Drehbehälterwaage angeordnete Trichter aufeinanderfolgend in Chargenmischer bekannter Art eingewogen. Dabei werden ggf. auch die Säureharze
beigemischt. Anschließend wird die aus dem im vorhinein ermittelten Wassergehalt der Schlämme berechnete Menge an Branntkalk aus Vorratsbehältern zudosiert und in den Chargenmischern etwa 3 Minuten lang innig vermischt. Anschließend werden die Chargenmischer abgestellt. Die Masse erreicht nun innerhalb von etwa 10 Minuten eine Temperatur von etwa 1000C durch die Umsetzung des Branntkalks mit dem im Schlamm enthaltenen Wasser. Hierbei entweicht das nicht gebundene Wasser in Form von Wasserdampf der gleichzeitig die leicht siedenden bzw. mit Wasserdampf flüchtigen Bestandteile des Schlamms enthält. Die Brüden werden in einer nachgeschalteten Brüden-Absaug- und Feststoffabscheidevorrichtung weiterbehandelt. Die Temperatur der in diese Vorrichtung eintretenden Brüden beträgt ca. 900C. Nach Ablauf der vorstehend genannten 10 Minuten beginnt die Temperatur in den Chargenmischern wieder unter die maximale Reaktionstemperatur abzufallen. Zu diesem Zeitpunkt wird das Mischwerk wieder in Gang gesetzt, und es wird die errechnete Menge des Hydrophobierungsmittels zugegeben, die anschließend intensiv mit der Masse vermischt wird. Dieser Vorgang dauert in etwa 1 bis 2 Minuten. Anschließend werden die Chargenmischer entleert, und das pulvrigfeste hydrophobe Endprodukt, das ein Schüttgewicht von ca. 600 g/l aufweist (etwa 500 g/l bis 700 g/l), wird zur weiteren Abkühlung in Lagersilos gebracht, aus denen es nach der endgültigen Abkühlung für weitere Verwendungszwecke bzw. zur Ablagerung entnommen wird.
Das Verfahren wird mit einem Branntkalkunterschuß, bezogen auf das im Schlamm zur Verfügung stehende Wasser, durchgeführt. Auf diese Weise läßt sich der stark exotherme Hydratjonsverlauf des Branntkalks beherrsehen, ohne daß höhere Reaktionstemperaturen auftreten, als dies zur Verdampfung des Überschußwassers erforderlich ist. Diese Verfahrensführung erlaubt es, die Chargenmischer ohne eine zusätzliche Kühlung zu betreiben. Auch Explosionsklappen müssen bei den Chargenmischern nicht vorgesehen werden. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß keine kostspielige Vorheizung oder Trocknung der Schlämme vor ihrer Aufbereitung notwendig ist.
Da mit der Anlage auch korrodierende Stoffe, wie beispielsweise Säureharze verarbeitet werden, empfiehlt es sich, alle mit diesen Materialien in Berührung kommenden Bereiche aus korrosionsfesten Stoffen, wie beispielsweise einem entsprechenden Stahlblech anzufertigen oder diese Teile mit einem entsprechenden Korrosionsschutz zu versehen.
Wenn der Wassergehalt der angelieferten zu verarbeitenden Schlämme zu niedrig ist — als solches wird ein Unterschreiten eines Wassergehalts von 30% angesehen —, kann der Schlamm 5 mit der notwendigen Wassermenge, vornehmlich Industrieabwasser, versetzt werden. Die Einstellung des Wassergehalts erfolgt vorzugsweise in einen Tiefenbunker, in den eine Wasserzuleitung mündet.
Die folgenden Tabelle gibt eine Reihe von Versuchsbeispielen für das erfindungsgemäße Verfahren wieder:
Tabelle
Nr. Umsetzungs-Ansätze Branntkalk Hydrophobierungumittel Branntkalk Wassergehalt des Schlamms in der in 1000 kg Branntkalk Branntkalkzugabe + H2O - ■♦ Ca(OH)2
Schlamm kg kg zu 1000 kg o/o Ansatzmenge kg zugabe zu in % der 1000 4111
kg Schlamm kg 1000 kg stöchiometrisch
kg Schlammwasser umsetzbaren
1 000 5,2-6,5-13 880 550 kg Menge*) %
1 1600 1000 5,2-6,5-13 625 55 960 600 1 136 36,5
2 1 600 1000 5,4-6,75-13 625 60 935 550 1 042 33,5
3 1 700 1000 5,4-6,75-13 588 55 1 020 600 1069 34,5
4 1 700 1400 8,0-10,0-20 588 60 910 350 980 31,5
5 2 600 1400 8,0-10,0-20 538 35 1 040 400 1537 49,4
6 2 600 800 6,8-8,5-17 538 40 910 350 1 345 43,2
7 2 600 800 6,8-8,5-17 308 35 1040 400 880 28,3
8 2 600 1400 8,5-11,0-22 308 40 1050 350 770 24,7
9 3 000 1400 8,5-11,0-22 467 35 1 200 400 1 334 42,9
10 3 000 800 7,5-9,5-19 467 40 1 050 350 1 168 37,5
11 3 000 800 7,5_9,5_19 267 35 1200 400 763 24,5
12 3 000 267 40 668 21,5
*) Das theoretische (■» stöchiometrische) Verhältnis Branntkalk (Calciumoxid) zu Wasser bei völligem Umsatz zu Calciumhydroxid errechnet sich nach der Umsetzungs-Gleichung zu:
CaO
3111
Bei den der Tabelle zugrunde liegenden Versuchen wurde als Branntkalk jeweils ein »Weißfeinkalk nach DIN 1060« verwendet, dessen Zusammensetzung aus folgender Tabelle hervorgeht:
Chemische Zusammensetzung Calciumoxid CaO + Magnesiumoxid MgO:
davon Magnesium MgO:
(nach Abzug des an CO2 und SO2 gebundenen CaO bzw. MgO bezogen auf glühverlustfreie Substanz Kohlendioxid CO2: (bei Lieferung durch das Werk)
Kornfeinheit
Rückstand auf dem Sieb 0,63 DlN 4188: Rückstand auf dem Sieb 0,09 DIN 4188:
Ergiebigkeit
Wasserzusatz:
Ergiebigkeit:
Verarbeitbarkeit
(bei 18 cm Ausbreitmaß):
89,4Gew.-%,
1,0 Ge w.-%
l,8Gew.-%
OGew.-0/o
3,0 Ge w.-%
37,51
31,2 1/10 kg
18 kpmm.
Als Hydrophobierungsmittel wurde das Hydrophobierungsmittel NBL der Chemischen Werke München Otto Bärlocher verwendet, das eine komplexe Zinkseife ausschließlich auf Basis Zink und natürlichen Ci2-C20-FeU-säuren ist.
Die Tabelle läßt erkennen, daß jeder der zwölf Umsetzungsansätze von ölschlamm und Branntkalk mit drei unterschiedlichen Chargen des Hydrophobierungsmittels versetzt wurde. Die linke Reihe der Hydrophobierungsmittelzusätze entspricht einer, bezogen auf den Gesamtansatz aus Schlamm und Branntkalk prozentualen Zugabe von 0,2 Gew.-%, die mittlere Reihe einer prozentualen Zugabe von 0,25 Gew.-% und die rechte Reihe einer prozentualen Zugabe von 0,5 Gew.-%.
In der Praxis hat sich gezeigt, daß man bereits mit 0,20 bis 0,25% Hydrophobierungsmittel auskommt, um ein umweltfreundlich deponierbares Produkt zu erhalten. Eine Mengensteigerung des Hydrophobierungsmittels auf 0,5% bringt eine geringe Steigerung der Auslaugbeständigkeit. Eine Erhöhung des Hydrophobierungsmittelzusatzes erheblich über diesen Wert hinaus bringt keine weitere Wirkungsgradverbesserung.

Claims (4)

Patentansprüche:
1. Verfahren zur Oberführung von wäßrig-pastösen Gemischen aus ölen, anderen organischen Stoffen, anorganischen Feststoffanteilen und gegebenenfalls Säureharzen, in einen festen, deponierbaren Zustand.
bei dem die ein wäßriges Mehrphasensystem darstellenden Gemische mit einer derartigen Menge eines Erdalkalioxids vermischt werden, daß durch die Umsetzung desselben mit dem Wasser in einer exothermen Reaktion das Wasser vollständig aufgebraucht wird und ein mit den anderen Bestandteilen beladenes Erdalkalihydroxid entsteht, und bei dem ein Hydrophobierungsmittel zugesetzt wird, dadurch gekennzeichnet, daß den Gemischen vor ihrem Versetzen mit dem Endalkalioxyd, bezogen auf die Gemische bis
ίο zu 10 Gew.-% der Säureharze zugegeben werden, und daß anschließend an die Umsetzung des Erdalkalioxids zum Erdalkalihydroxid das Hydrophobierungsmittel zugemischt wird, sobald die Temperatur im Reaktionsgemisch nach Erreichen ihres Maximalwertes wieder unter diesen abfällt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß Gemische mit einem Wassergehalt von 30 bis 65 Gew.-% verwendet werden, wobei im Falle von Gemischen mit einem geringeren Wassergehalt eine
15 entsprechende Wasserzugabe erfolgt
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Erdalkalioxid in einer Menge zugegeben wird, die 20% bis 50%, vorzugsweise 30% bis 45% der Maximalmenge beträgt, die mit dem im Mehrphasensystem vorhandenen Wasser stöchiometrisch umsetzbar ist.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Hydrophobierungsmittel, bezogen auf den Gesamtansatz aus dem wäßrigen Mehrphasensystem und dem zugegebenen
Erdalkalioxid, mit 0,02 Gew.-% bis 0,5 Gew.-% zugegeben wird.
DE2614848A 1976-04-06 1976-04-06 Verfahren zur Überführung von wässrig-pastösen Gemischen aus Ölen, anderen organischen Stoffen, anorganischen Feststoffanteilen und Säureharzen in einen festen, deponierbaren Zustand Expired DE2614848C2 (de)

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