DE25678C - Tragbarer Dampfapparat zur Bereitung von Dampfbädern - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

PATENTSCHRIFT

KLASSE 30: Gesundheitspflege.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 16. Juni 1883 ab.

Dieser Apparat besteht aus einem retortenartigen, kugelrunden Dampfkessel aa¹, welcher ι 1 Wasser fafst und welcher, auf dem kreisrunden Roste b b' aufruhend, von einer abhebbaren, durch drei Stifte η in drei rechtwinkligen Schlitzöffnungen/ des Gestells oo¹ festgehaltenen Obergelenkspfanne d eingeschlossen, sich wie die Kugel eines sogenannten freien Gelenks in seiner Pfanne nach allen Richtungen bewegen läfst. Durch eine Klemmschraube k, welche mit einer 3 cm messenden concaven Platte versehen ist, wird der Kessel fixirt und die Dampfröhre in der beliebten Richtung erhalten. Auf diese Weise braucht das durch eine Bleieinlage im Boden entsprechend beschwerte Gestell nicht von seinem Platze verschoben oder gewendet zu werden; man kann so ganz bequem die einer in den Kesselhals c eingeschobenen, aus einem Kniestück f und vier geraden Stücken zusammensetzbaren Blechröhre entströmenden Dämpfe auf jede beliebige Körperstelle leiten. Das in den Retortenhals eingeschobene Röhrenkniestück ist an seinem unteren Ende mit einem aus Messingdrahtnetz verfertigten, becherartigen Behälter m versehen, welcher bis in die Mitte des Kessels herabragt, wodurch bei medicamentösen Bädern die Fortreifsung von derartigen Partikeln durch Entsteigen der Dämpfe verhütet wird, und in welchen Becher durch die obere Oeffhung des - Kniestückes e nach Bedarf auch medicamentöse Substanzen eingelegt werden können.

Der ganze Apparat sammt Blechröhre, deren vier gerade, abstufig konisch dünner werdende Theile sich nach jedem Gebrauch bequem in einander verschieben lassen, hat gewöhnlich ein Gewicht von 2 kg bei einer Höhe von 34 cm und bei einem Durchmesser von 15 cm und wird von einer im Gestell untergebrachten, beliebig starken Lampe ί geheizt. Wird der Kessel mit kaltem Wasser gefüllt, so entströmen demselben schon in 15 Minuten, mit heifsem Wasser gespeist jedoch bereits in 5 Minuten verwendbare Dämpfe, und,- in Thätigkeit belassen, dampft dann ein Apparat dieser Gröfse ununterbrochen durch 2'/₂ Stunden.

Dieser Apparat kann ob seiner Kleinheit, Tragbarkeit und besonderen Billigkeit ein hygieinisches Reisegeräth abgeben, da er ja ganz bequem und leicht in jedem Reisekoffer unterbringbar ist, und ist daher nicht nur zu Rheumatismus geneigten Reisenden ein beruhigender Begleiter, sondern auch deshalb jedem gesunden Reisenden von wesentlichem Nutzen und Werth, weil man sich durch ihn auf billige und schnelle Weise überall ein ausgiebiges Reinigungs- und Erfrischungsbad zu bereiten im Stande ist. Dessen Vortheil zum häuslichen Gebrauche ist nach dem Gesagten selbstverständlich, da man sich zu jeder Jahres- und Tageszeit das nöthige Reinigungs- oder Heilungsbad bereiten kann.

Weil dieser Apparat insbesondere zu medicamentösen Bädern vortheilhaft und bequem verwendbar ist, dürfte er sicherlich dem Arzte in seiner Privatpraxis, besonders auf dem Lande, zum wesentlichen therapeutischen Hülfsmittel dienen, und würde sich dessen Besitz in ihrem instrumenteilen Inventarium durch fallweise Ueberlassung des Apparates an geeignete Kranke gewifs als sehr rentabel erweisen.

Ein allgemeines Dampfbad kann entweder sitzend oder liegend genommen werden.

a) Will man ein solches sitzend nehmen, so stelle man den Apparat ohne Kniestück z. B. unter einen Rohrsessel, auf welchen man sich, in bis auf den Boden reichende Leintücher und Kotzen eingehüllt, setzt.

b) Liegend wird das allgemeine Dampfbad am einfachsten so genommen, dafs man sich auf einen durch Kautschukleinwand geschützten Strohsack (Matratze) legt und über sich zwei bis vier Reifen zwischen die Bettseitenwände und den Strohsack einschiebt, welche, die Decken oder Kotzen haltend, einen Hohlraum bilden, in welchen man dann nach Belieben mittelst des Kugelgelenks direct den Dampf durch die unterschobene Röhre einleiten kann.

Bei localen Dampfbädern, z. B. bei Hexenschufs oder dergleichen, ist es am besten, die betreffende kranke Partie durch eingeschobene vorgelegte Tücher, Flanell etc. zu isoliren und dorthin dann den Dampf nach Bedarf zu dirigiren.

Medicamentöse Dampfbäder werden je nach der Beschaffenheit des Medicaments so bereitet, dafs man entweder den Kessel je nachdem mit dessen Lösung, Aufgufs oder Abkochung anfüllt oder in speciellen Fällen dasselbe nur in den Netzbecher einlegt und so den Dämpfen aussetzt.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Ein Dampfapparat für örtliche oder allgemeine Dampfbäder, bestehend aus dem kugelförmigen Dampfkessel a, der, auf dem ringförmigen Rost b ruhend und mit seiner oberen Fläche gegen die Kappe d anliegend, sich kugelgelenkartig nach allen Seiten drehen und durch die Schraube k festklemmen läfst.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.