DE24182C - Flachköpfiges Artilleriegeschofs - Google Patents
Flachköpfiges ArtilleriegeschofsInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT
Es ist bekannt, dafs Geschosse mit der gewöhnlichen ogivalen Kopfform beim Aufschlag
unter starken Neigungswinkeln auf Panzerplatten abgleiten und in vielen Fällen zerbrechen, wenn
auch die in dem Geschosse enthaltene lebendige Kraft zum Durchschlagen der Platte hingereicht
haben würde. Ebenso ist bekannt, dafs diese vorn spitzen Geschosse beim schrägen Aufschlag
auf Wasser aus ihrer Bahn abgelenkt werden und daher nach sehr kurzem Wege im Wasser
dasselbe wieder verlassen. Man fand, dafs flachköpfige Geschosse in beiden genannten
Beziehungen Vortheile bieten; die in folgendem beschriebenen Neuerungen sind bestimmt, die
Vorzüge der flachköpfigen Geschosse zur vollen Geltung zu bringen. Die Beschreibung der
Neuerungen beschränkt sich auf Geschosse für Hinterladungsgeschütze. Mit den durch das
andere Geschützsystem bedingten Abänderungen sind dieselben jedoch ebensowohl auf Vorderlader
anwendbar.
Die Vorderfläche des flachköpfigen Geschosses erhält am zweckmäfsigsten eine flach concave
Form A, Fig. 1 und 10. Der vordere Durchmesser
des Geschosses ist nur um so viel kleiner als das Kaliber des Geschützes, dafs die scharfe,
meifselähnliche Vorderkante beim Ansetzen des Geschosses die Wände der Bohrung nicht verletzen
kann. Der Uebergang von der Vorderfläche A1 Fig. i, zu dem Centrirwulst B, Fig. 1,
des Geschofskörpers geschieht entweder durch eine Abrundung von gröfserem Radius C, Fig. 4,
oder durch einen abgestumpften Kegel D, Fig. 1. Bei der gewöhnlichen Geschofsform ist hinter
dem Centrirwulst der Geschofskörper E wieder um ein Geringes dünner und verläuft cylindriscli
nach hinten, Fig. 1. In der Nähe des Bodens ist das kupferne Führungsband F, Fig. 1, eingelassen.
Bei meinen neuen Geschossen soll der Geschofskörper vom Centrirwulst aus nach hinten
auf eine längere Strecke konisch (G, Fig. 2), dann kann er wieder cylindrisch (ff, Fig. 2)
verlaufen, und zwar soll die Verjüngung des Geschofskörpers eine beträchtlichere sein, als
dies bei den gewöhnlichen Geschossen der Fall ist. Behufs Aufnahme des Führungsbandes
nimmt entweder der Geschofskörper an der betreffenden Stelle durch einen steileren Konus
wieder zu (J, Fig. 2), oder es wird eine besondere Stahlhülse K, Fig. 3 bis 10 und 12,
auf den Geschofskörper aufgesetzt, in welche das Führungsband eingelassen ist. Die Hülse
kann warm aufgezogen, also auf den Geschofskörper aufgeschrumpft werden; in dem Falle
genügt zur ferneren Befestigung schwaches Umnieten des Geschofskörpers (Jt1, Fig. 5) oder sie
wird kalt aufgebracht; alsdann geschieht die Befestigung gegen Drehen durch einen Einsteckstift
und durch Umnieten des Geschofskörpers in kleine, schräg liegende Vertiefungen, welche
in gewissen Abständen am inneren hinteren Rande der Stahlhülse eingefräst sind (k2, Fig. 4).
Bei Anordnung dieser Stahlhülse kann auch der Geschofskörper seine bisherige cylindrische Gestalt
behalten (E, Fig. 5). Die Stahlhülse kann endlich auf das Ende des Geschofskörpers ganz
lose aufgeschoben und durch eine Schraube in der Mitte des Bodens mit dem Geschofskörper
verbunden werden (iSl Fig. 3). In diesem Falle
können die Vorkehrungen, um die Rotation auf das Geschofs zu übertragen, verschiedene sein,
z. B. Feder und Nuth, Stifte von entsprechender
Form etc. (i4, Fig. 3, 6 bis 10 und 12). Die
Schraube kz hat nur den Zweck, das Geschofs
in enger Verbindung mit der Stahlhülse ins Rohr bringen zu können. Nach dem Ansetzen
des Geschosses wird mittelst eines besonderen Schlüssels die Schraube herausgenommen, alsdann
wird die Pulverladung eingebracht und der Verschlufs geschlossen. Nachdem das Geschofs
das Rohr verlassen hat, wird durch den Luftwiderstand die lose Stahlhülse abgestreift,
und das nach hinten konisch verjüngte Geschofs wird, von diesem Hindernisse befreit,
seinen Flug um so regelmäfsiger und um so weiter fortsetzen.
Da auf See durch Schwanken des Schiffes oder andere Veranlassung das Geschofs nach
dem Entfernen der Schraube ks nach vorn sich
von der Stahlhülse trennen könnte, so sind an der letzteren Klammern (k5, Fig. 9, 10 und 12)
befestigt, welche mit ihren Spitzen in entsprechende Oeffnungen im Geschofskörper eingreifen
und Hülse und Geschofs vereinigen. Diese Klammern sind an ihrem unteren Ende um Scharniere drehbar; beim Verlassen des
Rohres werden sie daher durch die Centrifugalkraft auseinandergetrieben und geben das Geschofs
frei. Während des Ansetzens können sie durch ein dünnes, um das untere Ende des Geschosses gewundenes Band zusammengehalten
werden. Im Rohr führen sie sich mit dem breiten Rücken der freien Enden gegen die
Felder der Seele. Zur besseren Führung namentlich langer konischer Geschosse im Rohre können
etwa auf. halber Länge des Geschofskörpers Warzen aus Messing (L, Fig. 10 und 11) eingesetzt
werden. Dieselben sollen über die Felder der Seele hingleiten und beim Durchschlagen
des Zieles abgestreift werden.
Um die Stahlhülse, deren Gewicht für die Wirkung des Geschosses nicht mehr zur Geltung
kommt, leichter zu machen, kann dieselbe auch rein ringförmig gestaltet werden (K, Fig. 12).
Der Boden k6, Fig. 12, und die Schraube &3,
welche alsdann zum Ansetzen dienen, werden beide, nachdem das Geschofs in seiner Lage
im Rohr ist,. zurückgezogen und können zum Ansetzen immer von neuem verwendet werden.
Statt der Haken zum Verbinden von Geschofskörper und Stablhülse können, besonders wenn
der Geschofskörper weniger stark verjüngt ist, Zungenfedern von entsprechender Form (k$,
Fig. 12) Anwendung finden.
Die Verjüngung des Geschofskörpers nach hinten hat den Zweck, das Hindurchschlüpfen
des Geschosses durch die beim Aufschlag auf Platten erzeugte Oeffnung zu erleichtern, und
zwar soll die separat auf dem Geschofs be-. festigte Stahlhülse beim Passiren der Oeffnung
zurückbleiben. Die ganz lose Hülse, welche beim Verlassen der Mündung sich von dem
Geschofs trennt, läfst das Geschofs bereits in günstigster Form zum Durchschlag das Ziel erreichen,
abgesehen von dem Vortheil, den diese Construction für Flug und Tragweite des Geschosses
bietet.
Bei 'Hohlgeschossen wird sich zweckmäfsig die Form der inneren Höhlung der äufseren
Form des' Geschosses anschliefsen (M, Fig. 2, 3 und 10).
Diese flachköpfigen Geschosse, welche den Vorzug haben, noch unter sehr spitzem Auftreffwinkel
in Panzerplatten einzudringen, sowie ihren Weg im Wasser derart zu verfolgen, dafs
sie die heutigen Panzerschiffe unterhalb ihres Panzergürtels treffen und durchschlagen, werden
beim Fluge durch die Luft einen gröfseren Widerstand finden und daher mehr Geschwindigkeitsverlust
erleiden, als die bisher verwendeten Geschosse mit ogivaler Spitze. Um diesem
Uebelstande zu begegnen, sollen die flach concaven Geschosse mit einer Kappe oder Haube
versehen werden, welche die für den Luftwiderstand günstigste ogivale Form besitzt. Die
Haube kann aus dünnem Metallblech, aus Papiermache', aus Holz oder aus anderen geeigneten
Stoffen bestehen. Sie soll möglichst leicht sein, mufs aber die erforderliche Stärke besitzen, um
den Stofs beim Antritt der Bewegung des Geschosses, sowie den Luftwiderstand ohne Formveränderung
zu überwinden. Hauben aus Metallblech (JV, Fig. 2) werden in zwei Theilen angefertigt.
Die eigentliche Spitze wird ohne Naht aus einer Blechscheibe getrieben, und mit derselben wird der entsprechend stärkere Boden
durch Schweifsen, Löthen, Nieten oder Schrauben verbunden, je nachdem dies für das Material
und die Dimensionen am zweckmäfsigsten erscheint. Diese Metallhauben werden durch eine
dünne Schraube in der Geschofsachse mit dem Geschofskopf verbunden (^1, Fig. 2). Hauben
aus Papiermache1 (JV, Fig. 3) werden ebenfalls hohl und in einem Stück oder aus zwei Theilen
hergestellt. In letzterem Falle wird der Boden in die Spitze eingeleimt, und die Befestigung
dieser Papiermach dhaub en auf dem Geschofs geschieht in ähnlicher Weise. Holzspitzen (JV,
Fig. 4) werden aus trockenem ,■ nicht rissigem Holz massiv oder hohl, je nach Gröfse des Geschosses,
hergestellt und auf die flachköpfigen Geschosse aufgeschraubt (nlt Fig. 4) oder aufgeleimt.
Das Gewinde der zur Befestigung der Hauben auf den Geschossen dienenden Schrauben
ist so angefertigt, dafs. die Trägheit der Hauben bei Beginn der Geschofsbewegung und
die Reibung in der Luft nicht auf Losschrauben, sondern auf festeres Anziehen wirken.
Zwischen Haube und Geschofskopf kann eine Fettschicht angebracht, eventuell kann die Haube
ganz oder theilweise mit Fett gefüllt werden, um beim Durchschlagen der Platten den Geschofskopf
zu schmieren.
Solche Geschosse mit Haube verbinden die Vortheile der Spitzgeschosse für den Flug mit
den Vorzügen der flachköpfigen Geschosse. Beim Aufschlag auf Platten oder auf Wasser
wird die Haube abgeworfen oder zerquetscht und das Geschofs wirkt dann wie ein flachköpfiges
Geschofs ohne Haube.
Claims (2)
- Patent-Ansprüche:i. Die Verbindung flachköpfiger Geschosse mit leichten konischen oder ogivalen Spitzen, welche beim Aufschlag auf das Ziel oder auf Wasser abfliegen oder zerquetscht werden.
- 2. Die Anbringung des Geschofs - Führungsbandes auf einem besonderen Körper k, Fig. 3, 6 bis io und 12, dessen Verdrehung gegen . den Geschofskörper durch Stifte kt verhindert wird und der mit letzterem durch eine Schraube kt mit oder ohne Scheibe ke, Fig. 12, verbunden ist, die nach der Einführung des Geschosses in das Rohr herausgeschraubt werden, in Verbindung mit an k befestigten Haken kb.Hierzu ι Blatt Zeichnungen.
Publications (1)
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