DE2413358A1 - Selektive absorption von chlor aus gasen, die chlor und kohlendioxid enthalten - Google Patents
Selektive absorption von chlor aus gasen, die chlor und kohlendioxid enthaltenInfo
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Description
Zentralbereich Patente, Marken und Lizenzen
Gr-her : 509 Leverkusen, Bayerwerk
19. März 1974
Selektive Absorption von Chlor aus Gasen, die Chlor und Kohlendioxid entnalten
Bei der Herstellung oder Anwendung von Chlor können Gasgemische anfallen, die Chlor und Kohlendioxid enthalten, beispielsweise
dann, wenn das Chlor verflüssigt oder chemisch umgesetzt wird. Die Zusammensetzung von Restgasen aus einer
Totalverflüssigung liegt etwa im Bereich 5-10 Gew.-%
Chlor, 20 - 40 Gew.-% Kohlendioxid, 10 - 20 Gew.-^ Wasserstoff,
Rest Stickstoff und Sauerstoff. Der Kohlendioxidanteil kann wesentlich höher liegen als der Chlorgehalt.
Diese Restgase müssen vom Chlor befreit werden, bevor sie als Abluft an die Atmosphäre abgegeben werden können.
Die Vernichtung chlorhaltiger Gase geschieht üblicherweise mit Natronlauge unter Bildung von Natriumhypochlorit gemäß
der Gleichung 1:
Cl2 + 2 NaOH -» NaCl + NaOCl + H3O (l)
Diese Reaktion hat den Vorteil, daß die entstehende Hypochloritlösung
(als Bleichlauge bekannt) ein in vielfacher Weise verwendbares Produkt ist, so daß mit deren Herstel-
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lung kein Abwasserproblem verbunden ist. Die Absorption von Chlor in einem Überschuß an Natronlauge verläuft theoretisch
quantitativ, die Gleichgewichtskonstante für die Gleichung 1 beträgt ca. 10 . Handelsübliche Bleichlaugen
enthalten einen kleinen La.ugeÜberschuß zur Stabilisierung.
Bei Verwendung kohlendioxidhaltiger und chlorhaltiger Gese
für die Reaktion mit überschüssiger Natronlauge entsteht neben der Bleichlauge als weiteres Reaktionsprodukt in
großen Mengen Soda. Solche Mischprodukte finden bisher praktisch keine Anwendung.
Es 1st jedoch auch Stand der Technik, die Absorption in Natriumbicarbonatlösung vorzunehmen, die aus der vorgelegten
Natronlauge nach Gleichung (2) entsteht und nach Gleichung (J) ctie Kohlensäure mit Chlor wieder
auszutreiben. Die Bruttogleichung (4) aus Teilreaktion (£)
und (3) ist identisch mit Gleichung (1):
2 NaOH + 2 COg ->
2 NaHCO3 (2)
2 NaHCO, + CIp -♦ NaCl + NaClO + 2 CG„ + Ko0 (5)
2 NaOH + Cl2 -» NaCl A- NaClO + H3O (4) = (1)
Der Natronlaugeverbrauch wird also vom Kohlendioxidgehalt
des Gasgemisches nicht beeinflußt, er ist durch die zu absorbierende Menge Chlor bestimmt.
Beeinflußt wird jedoch die erreichbare Restkonzentration an Chlor im gereinigten Abgas, weil das Natriumbicarbonat-Hypo-
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chlorit-Gemisch bereits einen merklichen Chlordampfdruck besitzt. Die thermodynamische Berechnung ergibt eine Gleichgewichtskonstante
von ca. 30 entsprechend Restgehalten von
Chlor um etwa 5 mg/nr bei großem Natriumbicarbonat-Überschuß.
Dieser Wert kann auch durch mehrstufige Absorption nicht weiter erniedrigt werden. Dies konnte durch die nachfolgend
beschriebenen Versuche bestätigt werden:
Versuch la:
Ein Füllkörperturm wurde mit Restgasen einer Totalverflüssigung mit der eingangs gegebenen ungefähren Zusammensetzung
beaufschlagt und mit NaHCCU-Lösung der Konzentration 4o g/l berieselt. Das nach der Behandlung austretende
Gas enthielt ungefähr 5 mg Clp/m .
Versuch Ib:
Nach Durchführung des Versuchs 1 a) wurde die Restgasquelle abgestellt und nur Luft durch den Füllkörperturm geblasen.
Im Gasaustritt wurden wieder 5 mg Clp/nr gefunden. Das
Gleichgewicht wurde also von beiden Seiten erreicht.
Versuch 1 c:
Am Gasaustritt des Füllkörperturms wurde ein Teilstrom abgepumpt und durch 3 hintereinander geschaltete Waschflaschen
mit Glasfritten, gefüllt mit Natriumhydrogencarbonat-Lösung der in 1 a) angegebenen Konzentrat ion., geleitet. Nach
dieser 4-stufigen Absorption wurden ebenfalls ca. 5 mg r im durchtretenden Gas gefunden.
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Es ist demnach nicht möglich, durch Waschen mit Natriumbicarbonat
einen niedrigeren Chlorgehalt als ungefähr 5 mg
Clg/nr einzustellen, auch nicht durch mehrere Stufen. Die
Möglichkeit, eine quantitative Absorption durch Laugeüberschuß zu erreichen, scheidet aus, weil große Mengen eines
unverwertbaren Soda-Bleichlauge-Gemisches entstehen.
überraschenderweise wurde jetzt gefunden, daß eine weitergehende Entchlorung ohne zusätzlichen Laugeverbrauch für
das Kohlendioxid und ohne den Zwangsanfall unverwertbarer Bleichlauge unter bestimmten Bedingungen dennoch möglich ist
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist ein Verfahren zur Entchlorung von Kohlendioxid und Chlor enthaltenen Gasgemischen
durch Überführung des Chlors in alkslicarbonatfreies alkalichloridhaltiges Alkalihypochlorit in mehreren
Absorptionsstufen durch Zuführung der hierfür notwendigen stöchiometrischen Menge Alkalihydroxid über die letzte Absorptionsstufe
im Gegenstrom, dadurch gekennzeichnet, daß man die letzte Absorptionsstufe so betreibt, daß die Kohlendioxidabsorption
und damit Alkalicarbonatbildung geringer ist, als der der Chlorbelastung entsprechende Alkalihydroxiddurchsatz.
Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die
Menge an Chlor im austretenden Kohlendioxid auf Werte unter 1 mg Chlor/nr Gas zu reduzieren.
Die Entchlorung erfolgt kontinuierlich in einer mindestens 2-stufigen Gegenstromabsorptionsvorrichtung, beispielsweise
in Füllkörperkolonnen, Glockenbodenkolonnen oder Strahl-Wäschern, wobei die einzelnen Stufen eigene getrennte Flüssigkeitskreisläufe
haben können. In der letzten Absorptionsstufe wird Alkalihydroxid, z.B. NaOH in einer solchen Menge
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zugegeben, daß es für eine Überführung der gesamten vorliegenden Menge Chlor in alkalichloridhaltiges Alkalihypochlorit
nach Gleichung (1) ausreicht.
Vorzugsweise wird als Alkalihydroxid Natronlauge verwendet,
die in Form einer 1 bis 25 gew.-^.igen wäßrigen
Lösung in die letzte Absorptionsstufe eingespeist wird. Die in der ersten Absorptionsstufe erhaltene carbonatfreie
Alkalihypochloritlösung wird kontinuierlich in dem Maße, wie sie entsteht, aus der ersten Absorptionsstufe
ausgeschleust. Die Natriumhydroxid-Zufuhr zur stöchiometrischen
Bildung von Alkalihypochlorit nach Gleichung (1) läßt sich dabei in einfacher Weise über den pH-Wert
der aus der ersten Absorptionsstufe austretenden Alkalihypochloritlösung regeln. Das ausgeschleuste Alkalihypochlorit
soll einen pH-Wert zwischen 6 bis 8, vorzugsweise zwischen 7 bis 7,5* besitzen.
Indem man erfindungsgemäß die letzte Absorptionsstufe so betreibt, daß in der letzten Absorptionsstufe nicht das
gesamte eingeführte Alkalihydroxid in Alkalicarbonat umgewandelt wird, wird die letzte Absorption in Gegenwart
einer ausreichend großen Menge freien Alkalihydroxide durchgeführt, so daß auch noch die geringen Chlormengen von
ungefähr 5 mg> die im in die letzte Absorptionsstufe eintretenden
Gas/W vorhanden sind, weitgehend in Form von Alkalihypochlorit gebunden werden.
Die erforderliche Größe der letzten Absorptionsstufe zur Einhaltung der erfindungsgemäien Bedingungen kann leicht
ermittelt werden und wird im folgenden an einem Beispiel erläutert. Das zu reinigende Gas wird mit Natrium bicarbonat-Lösung
vorgereinigt auf einen geringen Chlorgehalt (ungefähr 5 mg/nP Gas) und durch eine Absorptionsstufe, beispiels-
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weise eine Füllkörperkolonne mit NatronlaugeÜberschuß geleitet.
Die Belastung wird so groß gewählt, daß Kohlendioxid von Anfang an durchschlägt. Unter diesen Bedingungen wird
maximaler Kohlendioxidumsatz erzielt, weil in der gesamten Kolonne Kohlendioxid und Natriumhydroxid-Überschuß herrscht.
Aus der Abnahme der Laugekonzentration und dem bekannten
Laugenvolumen ergibt sich die durch Sodabildung absolut verbrauchte Laugemenge» Durch einfache Umrechnung auf
Volumen- und Zeiteinheit wird der maximal mögliche Laugeverbrauch durch Sodabildung in Kilogramm Natronlauge/nr
Füllkörper Volumen und Stunde erhalten.
Der Chlorgehalt des zu reinigenden Gases und damit der Mindestlauge
berbrauch sind bekannt. Die letzte Stufe muß nun erfindungsgemäß so ausgelegt werden, daß der Laugeverbrauch
durch intermediäre Sodabildung kleiner ist, als die dem Chlorangebot (im zu reinigenden Gas) entsprechende stöchiometrische
Lauge zufuhr. Ein Zahlenbeispiel verdeutlicht das Auslegungsschema für die letzte Absorptionsstufe.
Eine Füllkörperkolonne von 200 mm Durchmesser und 800 mm Höhe
(ungefähr 25 1 Volumen) wird mit ungefähr 50 irr mit Natriumdicarbonat-Lösung
vorgereinigtem kohlendioxidhaltigen Gas beaufschlagt. 10 1 Lauge mit 50 g NaOH/Liter werden umgepumpt.
Nach 20 Minuten ist die Konzentration auf 33,4 g NaOH/1 gefallen. Der absolute Verbrauch beträgt 166 g NaOH.
Die Umrechnung ergibt etwa 20 kg Na0H/m .Std.
Der auszulegenden Kolonne sollen mindestens 6 kg Clp/Std.
und damit entsprechend Gleichung (1) 6,75 kg Natriumhydroxid
zugeführt werden. Das Füllkörpervolumen der letzten Stufe darf also nur 6,75 kg NaOH/Std. _ n ,i. 3 betragen.
<m — — V,S>* I"
20 kg NaOH/m-ystd.
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•V
Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren beispielhaft
erläutert:
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Eine >-stufige Füllkörperkolonne von 600 mm Durchmesser und
I5OO mm Füllkörperschicht je Stufe und 2 getrennten Flüssigkeitskreisläufen
von 6 nP/Std. wurde mit den Restgasen aus einer Totalverflüssigung und ca. j500 rrr/Std. Verdünnungsluft betrieben. Bei dem Restgas handelte es sich um ein
Gas, welches bei der Totalverflüssigung entsprechend einer Tonne Flüssigchlor/Std. anfiel. Es enthielt ungefähr 5 kg
C02/Std. und ungefähr 3 kg Chlor/Std.. Die Verdünnungsluft
bewirkte lediglich, daß das verdünnte Gemisch nicht mehr explosiv war.
In der letzten Absorptionsstufe wurde die zur stöchiometrischen Überführung in Bleichlauge nötige Menge Natronlauge
in Form 5 #-iger Natronlauge aufgegeben, geregelt durch
den pH-Wert der ersten Stufe, Sollwert ungefähr 7,5. Das gesamte Kohlendioxid ging über Dach. Die gebildete Bleichlauge
wurde aus der ersten Stufe entnommen. Im Flüssigkeitskreislauf der letzten Stufe war nur Natriumbicarbonat und
wenig Soda, nachweisbar, entsprechend schlugen 5 mg Clp/nr
ir.it dem Kohlendioxid durch.
Alle Parameter blieben gleich, lediglich die Belastung wurde erhöht. Bei einer Belastung entsprechend 2 Tonnen
Flüssigchlor/Std. wurden ungefähr 10 kg Kohlendioxid/Std.
und ungefähr 6 kg Chlor/Std. in die j5-stufige Füllkörperkolonne
eingeführt. Im Kreislauf der letzten Absorptionsstufe wurden ungefähr 10 g NaOH/1 neben Soda gefunden. Der
Chlorgehalt im durchtretenden Kohlendioxid war kleiner als 1 mg Chlor/m^.
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Die Belastung wurde weiter entsprechend δ t Flüssigchlor/ Std. erhöht. Dabei wurden der FUllkörperkolonne ungefähr
40 kg COp/Std. und ungefähr J>0 kg Clg/Std. angeboten. Der
Laugegehalt im letzten Kreislauf stieg auf ungefähr kO g/l,
der Chlorgehalt im austretenden Kohlendioxid betrug wieder weniger als 1 mg Chlor /irr.
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Claims (1)
- Patentanspruch: .λλVerfahren zur Entchlorung von Kohlendioxid und Ghlor enthaltenen Gasgemischen durch Überführung des Chlors in alkalicarbonatfreies alkalichloridhaltiges Alkalihypochlorit in mehreren Absorptionsstufen für Chlor durcr Zuführung der hierfür notwendigen stöchiometrischen Menge Alkalihydroxid im Gegenstrom über die letzte Absorptionsstufe, dadurch gekennzeichnet, daß man die letzte Absorptionsstufe so betreibt, daß die Kohlendioxidabsorption und damit Alkalicarbonatbildung geringer ist, als der der Chlorbelastung entsprechende Alkalihydroxiddurchsatz.Le A 15 640 - 10 -5 0 9 8 3 9/0548
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