DE2843383C3 - Aufarbeitung des bei der Herstellung von Cyanurchlorid anfallenden Restgases - Google Patents
Aufarbeitung des bei der Herstellung von Cyanurchlorid anfallenden RestgasesInfo
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Description
Es ist bekannt, Cyanurchlorid dadurch herzustellen (siehe DE-PS 8 27 358, DE-PS 8 42 067, Ullmans
Encyklopädie der technischen Chemie, Band Seite 624), daß man Cyanwasserstoff und Chlor in Gegenwart von
Wasser zu Chlorcyan und Salzsäure umsetzt, das Chlorcyan durch Erwärmen aus der wäßrigen Lösung
austreibt, über Calciumchlorid trocknet und in einem nachgeschalteten Reaktor bei 200-5000C an Aktivkohle zu Cyanurchlorid trimerisiert.
Die den Trimerisierungsreaktor verlassenden Cyanurchloriddämpfe gelangen in einen gekühlten Abscheider, aus dem das Cyanurchlord kristallin ausgetragen
wird. Die Abgase, die hauptsächlich aus nicht umgesetztem Chlorcyan, sowie aus Chlor, Chlorwasserstoff und
Inertgasen wie Kohlendioxyd sowie Nebenprodukten wie Phosgen oder Tetrachlorkohlenstoff bestehen,
werden in ein oder mehreren Kolonnen mit Wasser im Gegenstrom gewaschen und gelangen dann ins Freie,
während die chlorcyan- und chlorhaltige wäßrige Lösung in den Chlorierungsteil zurückgeleitet wird.
Der als Nebenprodukt bei der Chlorierung von Cyanwasserstoff gebildete Chlorwasserstoff wird in
Form einer verdünnten wäßrigen Salzsäure der Anlage entnommen, während das in Form von Salzsäure
entnommene Wasser durch Zugabe von Frischwasser wieder ergänzt wird. Die Frischwasserzufuhr wird so
geregelt, daß stets eine ca. 12 gew.-%ige wäßrige Salzsäure gewonnen werden kann. Salzsäurekonzentrationen von höher als 12Gew.-% lassen sich zwar
erreichen, gleichzeitig würde aber die Verseifung von zunächst gelöstem Chlorcyan unter Bildung von
Ammoniumchlorid, das in der Salzsäure verbleibt, und Kohlendioxid, das mit dem Chlorcyan in den Trimerisierungsreaktor gelangt, stark zunehmen. Es hat sich
nämlich gezeigt, daß selbst bei einer Salzsäurekonzentration von 13Gew.-% bereits eine geringfügige
Verseifung des Chlorcyans in Höhe von ca. 2% auftritt
Die Trimerisierung des getrockneten Chlorcyans an Aktivkohle wird besonders vorteilhaft in Gegenwart
von ca. 0,5—3Gew.-% Chlor durchgeführt Da die
Trimerisierung des Chlorcyans nun aber nur zu etwa 98—99% abläuft, wird hinter der gekühlten Abscheidern kammer je nach Reaktionsbedingungen ein Restgas
erhalten, das ca. 20-50 Gew.-% Chlorcyan,
30—70Gew.-% Chlor und 10—30Gew.-% Kohlendioxid enthält
Aufgrund der guten Löslichkeit des Chlorcyans in
Wasser ist es nun leicht möglich, das Chlorcyan aus dem
Restgas durch eine entsprechende Gegenstromabsorption mit Wasser auszuwaschen, wobei die entstandene
wäßrige Lösung, die chlor- und chlorcyanhaltig ist wieder in den Chlorierungsteil recycliert werden kann.
Jedoch ist infolge der schwachen Löslichkeit von Chlor in Wasser und infolge des verhältnismäßig hohen
Gehalts an Kohlendioxid-Gas, das bei der Absorption in Wasser als Trägergas auftritt, und so einer vollständigen
Absorption von Chlorcyan und Chlor entgegenwirkt
die Absorption von Chlor in Wasser ungenügend. Daher
enthält das die Absorptionskolonne verlassende Restgas immer noch 15—70 Gew.-% Chlor neben
30—85 Gew.-% Kohlendioxid und Stickstoff.
Wollte man das Chlor durch Wasser quantitativ
auswaschen, dann wären so große Wassermengen nötig,
daß bei einer Recyclierung in den Chlorierungsteil zwangsläufig eine derartige verdünnte Salzsäure anfallen würde, daß sie unwirtschaftlich wäre und durch
Neutralisation vernichtet werden müßte. Dies würde
jedoch zu einer unerlaubt hohen Salzfracht im
Abwasser führen.
Das unbehandelte chlorhaltige Restgas kann aber aus Umweltschutzgründen nicht direkt an die Atmosphäre
abgegeben werden. Eine bekannte Methode behandelt
deshalb das Restgas mit wäßrigen Alkalien, wie z. B.
Natronlauge. Dabei entsteht aber eine wäßrige Lösung, die neben Hyprochlorit noch Alkalichlorid und Karbonat enthält und erst nach Reduktion des Hypochlorits
und Neutralisation an das Abwasser abgegeben werden
kann.
Die genannte Methode gestattet zwar die Herstellung einer reinen Abluft; sie ist jedoch in hohem Maße
unwirtschaftlich und belastet das Abwasser mit hohen Salzfrachten, d. h., sie macht das Abluftproblem zu
so einem Abwasserproblem.
Es wurde nun gefunden, daß sich aus dem nach der Trimerisierung von Chlorcyan anfallenden Restgas
Chlor und Chlorcyan leicht entfernen lassen, wenn dieses Restgas mit einem Druck von 1 —5 bar (abs.),
vorzugsweise bei 1 —4 bar (abs.) in den unteren Teil einer Kolonne eingeführt, in der Kolonne mit der
mindestens äquivalenten Menge Cyanwasserstoff zur Bildung von Chlorcyan umgesetzt und im Gegenstrom
zu dem im oberen Teil der Kolonne aufgegebenen
Wasser geleitet wird, worauf die dabei gebildete
wäßrige Lösung von Chlorcyan aus dem unteren Teil der Kolonne entnommen und in den Herstellungsteil zur
Chlorcyangewinnung, soweit diese nach dem sogenannten Naßverfahren erfolgt, zurückgeführt wird, während
das gereinigte Abgas die Kolonne in ihrem oberen Teil verläßt.
Als Absorptionskolonnen kommen alle bekannten Apparaturen in Frage, vor allem solche, die Einbauten
wie Böden oder Füllkörper enthalten.
Die Einführung des Restgases und des Cyanwasserstoffes
kann in beliebiger Form erfolgen; so ist es möglich, beide gasförmigen Komponenten durch eine
gemeinsame oder getrennte Leitung in den unteren Teil s der Absorptionskolonne zu leiten.
Es ist aber auch möglich, eine größere als die äquivalente Menge Cyanwasserstoff zu verwenden, und
zwar bevorzugt
Außerdem kann der Cyanwasserstoff in wäßriger Lösung eingesetzt werden. Diese wäßrige Cyanwasserstofflösung
ist bevorzugt ein Teil der im Herstellungsteil für Chlorcyan umlaufenden Kreislauflösung und enthält
im allgemeinen neben 0,9 bis 2,5 Gew.-% Cyanwasserstoff
noch 3 bis 6 Gew.-% Chlorcyan.
Die auf den Kopf der Kolonne gegebene Menge Frischwasser wird so bemessen, daß der Kolonnen-Ablauf
in den Herstellungsteil für Chlorcyan recyclisiert werden kann und dort Salzsäure entsteht mit einer
Konzentration von etwa 3—15 Gew.-%, vorzugsweise
10-13Gew.-%.
Die Umsetzung des Restgases mit Cyanwasserstoff erfolgt bei Temperaturen von 0-1000C, vorzugsweise
bei 10—600C. Höhere Drücke als 5 bar (abs) sind
möglich, aber technisch nicht sehr sinnvoll.
Eine Kühlung der Absorptionskolonne zum Abführen der Reaktionswärme ist im allgemeinen nur im tieferen
Bereich der obengenannten Temperaturen nötig, d. h, unterhalb von 100C.
Der technische Fortschritt des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt einmal in der Möglichkeit, das im
Restgas enthaltene Chlor quantitativ zu entfernen, außerdem aber auch darin, daß das noch vorhandene
Chlorcyan, zusammen mit dem Chlor, in einem Schritt wiedergewonnen und einer weiteren Verwendung
zugeführt werden kann. Die Durchführung des Verfahrens ist sehr einfach und das anfallende gereinigte
Abgas völlig frei von schädlichen Stoffen.
Das erfindungsgemäße Verfahren wird an Hand von der Abb. und den folgenden Beispielen näher erläutert:
In eine Kolonne 1 wird nach der Abb. das Restgas aus der Trimerisierung von Chlorcyan über Leitung 2 in den
unteren Teil la der Kolonne 1 eingeleitet In den mittleren Teil Ib führt man über Leitung 3 blausäurehaltiges
Wasser oder einen Teil der im Herstellungsteil für Chlorcyan anfallenden Kreislauflösung (vergl. DE-PS
8 42 067) ein, d. h., der obere Teil der Kolonne 1 wird als Wäscher, der antere Teil als Reaktor betrieben. Die
Menge dieser blausäurehaltigen Lösung hängt einmal vom umzusetzenden Chlorgehalt des Restgases, zum so
anderen von der vorliegenden Konzentration der Blausäure in der wäßrigen Lösung ab: Je höher der
Chlorgehalt ist, desto mehr Cyanwasserstoff ist zur quantitativen Umsetzung notwendig. Diese Menge kann
entweder durch eine kleinere Menge an Lösung, die konzentrierter an Blausäure ist, oder durch eine
entsprechend größere Menge einer schwächer an Blausäure konzentrierten Lösung gegeben sein.
Auf den Kopf lcder Kolonne 1 wird über Leitung 4
Wasser eingeführt.
Das gereinigte Abgas verläßt über Leitung 5 die Kolonne.
Über Leitung 6 wird der Ablauf der Kolonne 1 abgenommen und vorzugsweise dem Herstellungsteil
für Chlorcyan (nicht gezeigt) zugeführt.
Da die cyanwasserstoffhaltige wäßrige Lösung in den Herstellungsteil für Chlorcyan zurückgeführt wird, tritt
durch Verwendung eines Überschusses an Cyanwasserstoff auch kein Umweltproblem ein.
Der technische Fortschritt des erfindungsgemäßsn
Verfahrens liegt ja gerade in der Tatsache, daß nicht nur ein völlig chlorfreies Abgas, das in die Atmosphäre
entlassen werden kann, anfällt, sondern gleichzeitig das
im Abgas enthaltene Chlor in Chlorcyan überführt und damit für die Chlorcyangewinnung nicht verloren wird.
Außerdem wurde hierdurch auch das Problem der Entstehung von zu verdünnter wäßriger und damit
nutzloser Salzsäure gelöst
Die Erfindung wird an Hand der folgenden Beispiele näher erläutert:
1. Beispiel
Die in der Abb. dargestellte Kolonne 1 wird mit 12,7 mVh Restgas bei 1,1 bar (abs) beaufschlagt Der
Chloranteil beträgt 93 kg und der Chlorcyangehalt 3,8 kg. Zur Abreaktioii des Chlors werden in der Mitte
der Kolonne 1 stündlich 5001 einer in dem Herstellungsteil für Chlorcyan anfallenden UmlauflQsung gegeben.
Diese wäßrige Lösung enthält 2,25% 4 IU kg HCN und 5% 4 25 kg Chlorcyan. Der Kopf der Kolonne
wird mit 10 m3/h gekühltem Wasser beschickt
Das dtn Kopf der Kolonne verlassende Abgas (8,4 m3/h) ist frei von Chlor, Chlorcyan und Cyanwasserstoff.
Der Ablauf der Kolonne 1, der dem Herstellungsteil von Chlorcyan wieder zugeleitet wird, enthält 7,76 kg/h
HCN und 33,1 kg/h Chlorcyan.
2. Beispiel
Die in der Abb. dargestellte Kolonne 1 wird mit 58 mVh Restgas bei 1,1 bar (abs) beaufschlagt Der
Chloranteil beträgt 15,2 kg und der Chlorcyangehalt 24,0 kg. Zur Abreaktion des Chlors wird in der Mitte der
Kolonne 1 stündlich eine Lösung von 16,7 kg Cyanwasserstoff in 600 Liter Wasser gegeben. Der Kopf der
Kolonne 1 wird mit 9,7 m3/h Wasser beschickt. Das am Kopf von Kolonne 1 austretende Abgas (44,4 m3/h) ist
frei von Chlor, Chlorcyan und Cyanwasserstoff.
Der Ablauf der Kolonne 1, der dem Herstellungsteil von Chlorcyan zugeleitet wird, enthält 10,91 kg/h HCN
und 13,2 kg/h Chlorcyan.
3. Beispiel
Im unleren Teil einer mit Raschigringen gefüllten Dmckkolonne 1 werden sowohl 62mVh Restgas mit
einem Cl2-Gehalt von 15,1 kg als auch 520 kg/h HCN-haltige Lösung mit einem HCN-Anteil von 20 kg
eingeführt Der Kopf der Kolonne 1 wird mit lOmVh Wasser beschickt
Am Kopf von Kolonne 1, die bei 45° C betrieben wird,
befindet sich ein Druckhalteventil, das auf 3,5 bar (abs) eingestellt ist Hinter diesem Ventil entspannt sich das
Abgas auf Atmosphärendruck.
Das die Kolonne 1 verlassende Abgas ist frei von Chlor, Chlorcyan und Cyanwasserstoff.
Der Ablauf der Kolonne 1, der dem Herstellungsteil von Chlorcyan zugeführt wird, enthält 14,26 kg/h HCN
und 13,1 kg/h Chlorcyan.
Claims (4)
1. Verfahren zur Aufarbeitung des bei der Herstellung von Cyanurchlorid anfallenden Restgases, dadurch gekennzeichnet, daß dieses
Restgas mit einem Druck von 1 —5 bar (abs.) in den unteren Teil einer Kolonne eingeführt, in der
Kolonne mit der mindestens äquivalenten Menge Cyanwasserstoff zur Bildung von Chlorcyan umgesetzt und im Gegenstrom zu dem im oberen Teil der
Kolonne aufgegebenen Wasser geleitet wird, worauf die dabei gebildete wäßrige Lösung von Chlorcyan
aus dem unteren Teil der Kolonne entnommen und in den Herstellungsteil zur Chlorcyangewinnung,
soweit diese nach dem sogenannten Naßverfahren erfolgt, zurückgeführt wird, während das gereinigte
Abgas die Kolonne in ihrem oberen Teil veriäßt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Restgas mit einem Druck von
1—4 bar (abs.) in den unteren Teil der Kolonne eingeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Umsetzung des Restgases
mit Cyanwasserstoff bei Temperaturen von 0—1000C, vorzugsweise bei 10—6O0C, erfolgt
4. Verfahren nach Anspruch 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Cyanwasserstoff in Form
einer wäßrigen Lösung eingesetzt wird, wie sie bei einem Herstellungsverfahren für Chlorcyan im
Gegenstrom mit Chlor, bei der die Chlorierung erfolgt, im Kreislauf geführt wird.
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