DE2207920B2 - Verfahren zum Beseitigen von Sulfidionen aus Abwässern - Google Patents

Verfahren zum Beseitigen von Sulfidionen aus Abwässern

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Description

Obwohl schon viele Behandlungen zur Unterdrükkung des Abwässerschwefelwasserstoffs und Vermeidung der Bildung von Schwefelsäure erprobt worden sind, erwies sich keine Behandlungsweise als zufriedenstellend oder erfolgreich. Zu solchen Behandlungen zählten z. B. Belüftung, Chlorierung, Ozonierung, Oxidierung, Behandlung mit Kalk, Natriumnitrat, Filtration mit Aktivkohle, Geruchsmaskierung und Crotonaldehyd. Es ist gefunden worden, daß, obwohl 1 Mol Chlorgas theoretisch 1 Mol Sulfid oder Schwefelwasserstoff oxydieren kann, bei der tatsächlichen Durchführung dieser Methode etwa 5 bis 7mal mehr Chlor zur Entfernung des Sulfids erforderlich ist, als es durch stöchiometrische Berechnung zu erwarten wäre. Ferner ist gefunden worden, daß Versuche zur Sterilisierung des Schlamms, der die Wände der Abwässerkanalisation bedeckt, mit einer großen Chlormenge nicht zum Erfolg führten, da die Sulfidbildung sofort wieder einsetzte (Richard P ο m e r ο y und Fred D. Bowlus, »Progress Report on Sulfide Control Research«, Sewage Works Journal 18, Nr.4, S. 597-640, Juli 1946). Periodisches Spülen der durch Schwerkraft arbeitenden Leitungen zur Entfernung der am Scheitelpunkt angesammelten Schwefelsäure wird in der Praxis angewendet. Dies entfernt jedoch nicht nur die Schwefelsäure sondern auch die durch die Säure gebildete Oberflächenschicht der Leitung und schafft eine ungeschützte Oberfläche für den erneuten Angriff der Schwefelsäure.
Die Oxidation von Schwefelwasserstoff durch Wasserstoffperoxid ist dem Fachmann bekannt, und eine Beschreibung des Mechanismus von C. N. Satterfield, R. C. R e i d und D. R. B r i g g s wurde in »The Journal of the American Chemical Society« 76, S. 3922-3923 (5. August 1954), veröffentlicht. Als Endpunkt dieser Oxidation erhält man kolloidalen Schwefel und nicht die höher oxidierten und stark korrodierenden Oxide von Schwefel.
Die Anfälligkeit der Peroxydverbindungen, sich in Gegenwart verschiedener Metallionen zu /ersetzen, ist dem Fachmann ebenfalls bekannt, und die Befürchtung, daß einem Abwässersystem /ugeführtc Peroxydverbindungen durch die metallionenkatalysierte Zersetzung verbraucht werden, hai 'liögiiehurwcisL· vuii einer
25
solchen Verwendung abgehalten.
Das beanspruchte Verfahren betrifft eine Durchlaufreinigung; es wurde überraschend gefunden, daß bei der Oxidation von Sulfidionen zu Schwefel mittels Wasserstoffperoxid das Abwasser nur anfangs mit einer hohen Überdosis von Wasserstoffperoxid behandelt werden muß, daß aber nach einer bestimmten Zeitspanne zur Behandlung von weiterhin zufließendem Abwasser wesentlich geringere Wasserstoffperoxidkonzentrationen genügen.
Entsprechend der vorliegenden Erfindung werden Sulfid und Schwefelwasserstoff in Abwässern und Abwässerleitungsrohren bzw. -kanälen und Behandlungssystemen durch eine einfache chemische Behandlung der Abwasser und Abwassersysteme mit Wasserstoffperoxid leicht entfernt. Mit dieser Behandlungsmethode werden schädliche, Belästigungen hervorrufende Gerüche entfernt, letale Konzentrationen an Schwefelwasserstoff vermieden und eine Schädigung der Kanalisation, Bauteile und Vorrichtungen durch Korrosion abgewendet
Es wurde gefunden, daß die Zersetzung des Wasserstoffperoxids in diesen Systemen ungeachtet der Gegenwart von Katalysatoren für eine Zersetzung, wie z. B. Metallionen oder Enzyme, wie beispielsweise Katalase, im Vergleich zu der Reaktion von Wasserstoffperoxid bei der Oxidation von Schwefelwasserstoff langsam vor sich geht. Es ist daher möglich, den Schwefelwasserstoff kontinuierlich bei einem Wert von etwa 0,1 mg/1 oder darunter in den Abwässern bei beständiger Behandlung mit Wasserstoffperoxid, das im wesentlichen nicht im Überschuß zum stöchiometrischen Äquivalent an Schwefelwasserstoff in den zufließenden Abwässern vorliegt, zu halten.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Vjrfahrens werden lösliches Sulfid und Schwefelwasserstoff in öffentlichen Abwässern durch Behandlung der Abwasser mit Wasserstoffperoxid entfernt, wobei a) zum Vorbehandeln des Abwassers und des Systems die 4- bis lOfache stöchiometrische Menge Wasserstoffperoxid hinreichend lang eingesetzt wird, um die Menge an Sulfid und Schwefelwasserstoff praktisch auf 0 zu vermindern und b) danach das Sulfid und der Schwefelwasserstoff durch fortgesetzte Zufuhr von Wasserstoffperoxid in das Abwasser in einer solchen Menge, welche stöchiometrisch dem Sulfid und Schwefelwasserstoff im Rohabwasser entspricht, bei 0 oder nahe dabei gehalten wird.
Das Wasserstoffperoxid wird an einer Stelle in die Kanalisation oder das Behandlungssystem eingeleitet, wo es mit den Abwässern gründlich vermischt werden kann, um einen Kontakt mit dem Sulfid und Schwefelwasserstoff herzustellen. Dies kann am Anfang der Kanalisation, oder am Einlaß einer Pumpstation oder Behandlungsanlage, oder wenn die Abwasser in einen Absetztank eintreten, oder an einer beliebigen anderen Stelle, die für die Belästigung durch Schwefelwasserstoffgerüche oder Korrosion bekannt ist, erfolgen.
Die Geschwindigkeit des Abwasserflusses und die Menge des darin enthaltenen Schwefelwasserstoffs und der Sulfidionen werden bestimmt und danach die Dosierung des Wasserstoffperoxids ausgewählt. Die Zufuhr kann kontinuierlich oder absatzweise erfolgen.
FJn Kilogramm Wasserstoffperoxid (100%) oxidiert ein Kilogramm Schwefelwasserstoff zu elementarem Schwefel. Die Behandlung der Abwasser wurde mit 4 bis 10 kg, vorzugsweise 7 bis 10 kg, Wasserstoffperoxid pro kg Sü'fiu, clic in den Rohiibwiisscrn anwesend sine!.
begonnen, um das System vorzubiihandeln. Man nimmt an, daß diese Vorbehandlung die in den Schlammansammlungen auf den Wänden der Kanalisation und Behandlungsvorrichtung anwesenden sulfatreduzierenden Bakterien zerstört, die — wenn sie nicht zerstört werden — den Schwefelwasserstoff, nachdem er durch das Wasserstoffperoxid oxidiert v/orden ist, regenerieren. Die Vorbehandlung des Systems wird eine ausreichende zeitlang durchgeführt, wobei man die Schwefelwasserstoffmenge praktisch auf 0 absinken läßt Dies erfordert mindestens eine so lange Zeil, wie die Durchschnittsverweilzeit der Abwässer in der zu behandelnden Einheit des Systems ausmacht und wird gewöhnlich während eines längeren Zeitraums fortgesetzt. Die Behandlung kann bis zu etwa der zehnfachen Durchschnittsverweilzeit in der Kanalisation fortgesetzt werden. Die Vorbehandlung in der Kanalisation wird so ausgedehnt, daß das Verhältnis von schlammtragenden Oberflächen zu dem Gesamtvolumen in der Kanalisation im wesentlichen größer isl, als in Becken mit großem Volumen, die zur Behandlung oder zum Absetzen angewendet werden.
Bei der Durchführung des vorliegenden Verfahrens kann im Handel erhältliches etwa 35- oder 50%iges Wasserstoffperoxid verwendet werden; es können 2ί höhere oder niedrigere Konzentrationen an Wasserstoffperoxid verwendet werden, wobei für die Wahl Zweckmäßigkeit und Zugänglichkeit bestimmend sind. Keine von diesen ist gegenüber Metall oder Keramik oder anderen in dem Abwässer system vorliegenden jo Materialien korrodierend. Die Endprodukte der Oxidation, Schwefel und Wasser, sind nichttoxisch.
Nach der Vorbehandlung wird die Dosis des Wasserstoffperoxids auf etwa die ein- bis zweifache stöchiometrische Menge an Wasserstoffperoxid ge- y> bracht. Bei einem Wert des zweifachen Äquivalents waren qualitative Tests für verbliebenes Wasserstoffperoxid in dem Reinabwasser positiv. Dies zeigt an, daß die Zersetzung des Wasserstoffperoxids unter dem Einfluß von Metallionen und Enzymen, die in dem System anwesend sein können, im Verhältnis zu der Umsetzung des Wasserstoffperoxids bei der Oxidation von Sulfid zu elementarem Schwefel langsam vor sich geht. Es war nicht überraschend, daß kein verbleibendes Wasserstoffperoxid gefunden wurde, als nur 1 stöchiometrisches Äquivalent Wasserstoffperoxid pro Äquivalent Sulfid verwendet wurde. Es ist daher ersichtlich, daß nach der anfänglichen Behandlung eine für die Oxidation des Schwefelwasserstoffs ausreichende Menge an Wasserstoffperoxid zuzüglich eines schwachen w Überschusses an Wasserstoffperoxid, um die Zerstörung des Wasserstoffperoxids durch langsamere katalytische Reaktionen, die auftreten können, auszugleichen, das System von Sulfid und Schwefelwasserstoff in dem Abwasserschlamm und von Schwefelwasserstoff in der τ, Atmosphäre über den Abwässern praktisch frei hält; dieser Überschuß ist gewöhnlich kleiner, als ein zweites stöchiometrisches Äquivalent an Wasserstoffperoxid.
Bei einem direkten Vergleich der Chlor- mit der Wasserstoffperoxidbehandlung von Schwefelwasser- ho stoff, der aus derselben Abwässerbehandlungsanlage entfernt wird, wurde gefunden, daß eine Behandlung mit Chlor im stöchiometrischen Äquivalent zu dem anwesenden Schwefelwasserstoff (2,1 kg Cb pro kg II2S), den Schwefelwasserstoff nicht vollständig entfern- h-> Ie, und daß 1 Äquivalent an Wasserstoffperoxid in diesem System eine bessere Unterdrückung des Schwefel Wasserstoffs lieferte.
Bei der Druckleitungskanalisation kann zur Unterstützung der Oxidation des Schwefelwasserstoffs eine Belüftung mit Luft oder sauerstoffangereicherter Luft oder Sauerstoff vorgenommen werden.
Eine Belüftung ist bei der durch Schwerkraft arbeitenden Kanalisation undurchführbar, da die Leitungen nicht mit Abwässern gefüllt sind, und eine Belüftung daher den Schwefelwasserstoff aus den Abwässern in den freien Raum über den Abwässern treibt, wodurch die Oxidation unvollständig bleibt und die Gerüche verstärkt werden. Durch das erfindungsgemäße Verfahren wird bei der ersten Behandlung mit Wasserstoffperoxid der Schwefelwasserstoff in der Druckleitungskanalisation unter Belüftung praktisch auf 0 reduziert, wobei geringere als stöchiometrische Mengen an Wasserstoffperoxid neben der Belüftung verwendet werden. Etwa 1A bis lmal die stöchiometrische Menge ist gewöhnlich neben der Belüftung erforderlich. Wasserstoffperoxid allein ist auch wirksam.
In den folgenden Beispielen ist die Wasserstoffperoxidbehandlung auf 100% bezogen.
Beispiel 1
Einer städtischen Abwasserpumpstation mit einem Rohabwasserfluß von 11 300—15 100 hl pro Tag, die bis zu 6 mg Sulfid pro Liter enthielt, wurde eine 35%ige Wasserstoffoercxidlösung am Anfang der Druckleitung mit einer geregelten Fließgeschwindigkeit durch eine Dosierpumpe zugeführt.
Proben wurden an 5 Stellen in der durch Schwerkraft arbeitenden Kanalisation 1820 bis 3460 m hinter der Dosierstelle (122 bis 1640 m hinter dem Ende der Druckleitung) entnommen. Geeignete Analysen wurde auf dem Gebiet unmittelbar nach der Entnahme der Abwasserproben durchgeführt, wobei das kolorimetrische Methylenblau-Verfahren für das Gesamtsulfid (»Standard Methods for the Examination of Water and Waste Water«, 11. Aufl., American Public Health Association, Inc., New York, 1960, S. 332 bis 335) und quantitative Bleiacetatverfahren für den gelösten Schwefelwasserstoff und das Schwefelwasserstoffgas angewendet wurden. Die Druckleitungspumpen in der Pumpstation waren zeitweilig nach Bedarf in Betrieb, und die Wasserstoffperoxidzugabepumpe war an den Betrieb der Abwasserpumpen synchron angeschlossen. Bei der absatzweisen Arbeitsweise benötigten die Abwässer etwa 108 Minuten, um von der Pumpstation zu dem Punkt der ersten Probeentnahme zu gelangen. Man erwartet deshalb, daß die Wirkung des Wasserstoffperoxids an diesem Punkt der Probeentnahme etwa 2 Stunden nach Zugabe an der Pumpstation zu beobachten ist. Man erhielt vor Anfang der Wasserstoffperoxidzugabe und während der folgenden Zeiträume der Wasserstoffperoxidbehandlung folgende analytische Ergebnisse: 13 mg/1 während 4 Stunden; 43 mg/1 während 21 Stunden der Vorbehandlungsmenge bis zum Einstellen des Systems; 10,15,20 und 10 mg/1 während 4 Tagen insgesamt und während 24 Stunden nach dem Betrieb ohne Behandlung. Bestimmungen des Gesamtsulfids (Schwefelwasserstoff während der letzteren Stufen des Betriebes) sind in Tabelle 1 angegeben. Außer diesen Ergebnissen bestätigten qualitative Tests mit Titansulfat die Gegenwart von verbleibendem Wasserstoffperoxid in dem Kanalisationssystem an dem Punkt der ersten Probeentnahme bei dem durch Schwerkraft arbeitenden System 122 in hinter dem Ende der Druckleitung. Die Abwassertemperatur lag im Bereich von 24 bis 300C und der pH-Wert betru» 6-7,
mit der Ausnahme, daß Abflüsse gewerblicher Wäschereien den pH-Wert kurz auf 8 erhöhten; dies wurde zweimal während der Testwoche beobachtet, obgleich es zweifellos mehrere andere Mile auftrat Einmal während der Woche fiel der pH-Wert auf 5 als Folge von nicht identifizierten sauren Abwässern.
Es wurde festgestellt, daß eine anfängliche Wasserstoffperoxidbehandlung von 13 mg/i die Sulfidmengen in den Abwässern nicht wirksam vermindert, daher wurcie die Dosierung des Wasserstoffperoxids auf 43 mg/1 erhöht, um das System vorzubehandeln. Nachdem die Vorbehandlungsmenge den Sulfidgehalt auf 0,1 mg/1 oder darunter vermindert hatte, tragen niedrigere Werte der Wasserstoffperoxidbehandlung dazu bei, das Sulfid wesentlich unter demjenigen, das in unbehandelten Abwässern anwesend ist, selbst bis zum Punkt der fünften Probeentnahme, 1640 m hinter dem Ende der Druckleitung, zu halten. Als die Behandlung beendet war, kehrten die Sulfidwerte auf 5 m^/l zurück.
20
Beispiel 2
Einer städtischen Abwasserpumpstation mit einem Rohabwasser von etwa 68 130 hl pro Tag, das bis zu 6 mg/1 Schwefelwasserstoff enthielt, wurde eine 35c/oige Wasserstoffperoxidlösung mit geregelten Fließgeschwindigkeiten mit Hilfe einer Dosierpumpe der Einlaßöffnung eines Zerkleinerers am Eingang der Station zugeführt. Es folgte ein gründliches Vermischen in dem Zerkleinerer durch eine Pumpe, nachdem das Abwasser in einen Klärbehälter gelangte, in dem die Verweilzeit 1,5 bis 2,0 Stunden betrug; von dem Klärbehälter aus gelangte das Abwasser zu dem Druckleitungsnaßraum (ist eine Kammer, die gegebenenfalls nach oben offen ist und in die über eine Druckleitung Abwasser eingebracht wird; das Abwasser wird dort gesammelt und wird bei Erreichen einer bestimmten Niveauhöhe automatisch mittels einer Pumpe aus der Kammer gepumpt), von wo es zu der Ausflußstelle gepumpt wurde. Es wurden Proben von Rohabwasser von dem Freiraum unmittelbar vor dem Zerkleinerer entnommen, und Proben von Reinabwasser wurden dem Klärbehälter entnommen. 4
Analysen auf Gesamtsulfide wurden mit den Abwässern, auf Schwefelwasserstoff mit der Atmosphäre über den Abwässern durchgeführt. Die Behandlung mit einer 35%igen Wasserstoffperoxidlösung wurde mit einer Vorbehandlungs-Dosiergeschwindigkeit von 50 mg/1 begonnen, um das System vorzubehandeln und nach einer zwei- bis dreimaligen Verweilzeit in dem Klärbehälter bei dieser Geschwindigkeit (4,5 Stunden) wurde die Zugabegeschwindigkeit im wesentlichen auf 20 mg/1 und 22,5 Stunden später auf 15 mg/1 vermindert. Als sich der Betrieb nach 4,5 Stunden bei dieser Geschwindigkeit stabilisiert hatte, wurde die Zugabegeschwindigkeit auf 10 mg/1 reduziert, und 25 Stunden später wurde sie auf 5 mg/1 vermindert. Wasserstoffperoxidrückstände waren während des gesamten Betriebes bo im Druckleitungsnaßraum anwesend. Die Sulfidwerte, die während der 65 Stunden des Betriebes erhalten wurden, sind in Tabelle 2 aufgezeichnet. Die Abwassertemperatur lag im Bereich von 28 bis 300C, und der pH-Wert betrug während der Behandlung 6—7. b5
Es ist ersichtlich, daß das Sulfid im Abwasser von 3,5 bis 5,8 mg/1 auf 0 bis 0,3 mg/1 und der Schwefelwasserstoff in der Atmosphäre über dem Abwasser von 12 TpM auf eine »Spur« oder 0 unter Verwendung von nur 5 mg/1 Wasserstoffperoxid reduziert wurde.
Beispiel 3
In einer städtischen Abwasserbehandlungsanlage mit einer Abwasserfließgeschwindigkeit von 109 770 hl pro Tag ist Chlor zur Geruchsbekämpfung und Sulfidunterdrückung 13 Jahre verwendet worden. Dies ließ einen direkten Vergleich der Wirksamkeit von Wasserstoffperoxid mit der Wirksamkeit von Chlor zur Schwefelwasserstoffunterdrückung zu. Wasserstoffperoxid wurde als 50%ige Lösung in geregelten Fließgeschwindigkeiten durch eine Dosierpumpe den unbehandelten Abwässern kurz vor Eintritt in den Primärabsetzbehälter zugeführt, und zwar sehr dicht an dem Punkt, an dem das Chlor bei normalem Betrieb eingeleitet wurde. Es wurden Proben des unbehandelten Abwassers und vom Primärabfluß aus dem Absetzbehälter, in dem die durchschnittliche Verweilzeit 2,5 bis 6 Stunden betrug, entnommen und sofort auf den Gesamtsulfidgehalt analysiert. Die Atmosphäre über der Abflußrinne wurde auf Schwefelwasserstoff analysiert. Diese analytischen Werte wurden unter normalen Betriebsbedingungen mit einer Chlorbehandlung von 11 mg/1 (117,9 kg pro Tag), ohne Behandlung, und während einer Wasserstoffperoxidbehandlung, unter Anwendung einer anfänglichen Vorbehandlungsdosierung von 36 mg/i 7 Stunden lang bis hinab zu 10, 5 und 7,5 mg/1 während insgesamt 33 Stunden, wonach eine zweite Periode ohne Behandlung und eine Wiederaufnahme der Chlorbehandlung von 11,13 und 15 mg/1 (117,9,136,1 und 163,3 kg/Tag) folgte, ermittelt. Es wurde kein rückständiges Chlor durch den ortho-Tolidin-Test während der Perioden der Chlorzugabe in der Abflußrinne gefunden, es war aber rückständiges Wasserstoffperoxid während der Wasserstoffperoxidbehandlung in der Abflußrinne, außer bei der niedrigsten Dosis der Wasserstoffperoxidbehandlung, anwesend. Die Sulfidwerte sind in Tabelle 3 angegeben. Die Abwassertemperatur lag im Bereich von 26 bis 29°C und der pH-Wert betrug während des Tests 7,1 bis 8,4.
Diese Ergebnisse zeigen, daß nach Behandlung mit Wasserstoffperoxid die Behandlung mit 5 bis 7,5 mg/1 Wasserstoffperoxid zu einem Sulfidgehalt in den Abwässern zwischen 0,1 und 1,2 mg/1 und einem Schwefelwasserstoffgehalt in der Atmosphäre zwischen 0 und 2 TpM führte. Dies stellte eine bessere Unterdrückung dar als diejenige, die man durch Behandlung mit Chlor mit 11 und 13 mg/1 erhielt, während welcher der Sulfidgehalt im Abwasser 0,8 bis 3,5 mg/1 und der Schwefelwasserstoffgehalt in der Atmosphäre 3 bis 12 TpM betrug. Die Kanalisation, die gar keiner Behandlung unterworfen wurde, zeigte Sulfidwerte von 2,4 bis 5,2 mg/1, und der Schwefelwasserstoffgehalt in der Atmosphäre erreichte 20TpM.
Beispiel 4
Bei einem anderen Versuch in dem in Beispiel 1 oben angewendeten Druckleitungssystem wurde zu einer Zeit, als der Sulfidgehalt in den Abwässern 5 bis 16 mg/1 und der Schwefelwasserstoffgehalt in der Atmosphäre über dem Becken, von dem die Abwasser in die
Druckleitung gepumpt wurden, 5 bis 70 TpM betrug, wieder demonstriert, daß nach Vorbehandlung des Systems mit Wasserstoffperoxyd der Schwefelwasserstoffwert im Abwasser in der Nähe von Nullwerten mit etwa 1 kg an Wasserstoffperoxid (auf 100% bezogen) pro kg an Schwefelwasserstoff in den Abwässern gehalten wurde.
Nach Beendigung der Wasserstoffperoxidzufuhr wurde in das vorbehandelte Druckleitungssystem Luft mit einer Geschwindigkeit von 0,79 NmVMin (Normalkubikmeter pro Minute) eingeleitet, die Sulfidwerte wurden teilweise, d. h. von 9—18 mg/1, im Rohabwasser auf 2 bis 10 mg/1 in dem von der Druckleitung ausfließenden Abwasser reduziert, und es blieben hohe Schwefelwasserstoffwerte in der Atmosphäre an dem Probenentnahmepunkt über dem Ende der Druckleitung zurück. Die Belüftung wurde durch erneute Zufuhr von Wasserstoffperoxid von etwa '/2 kg pro kg Schwefelwasserstoff in den zufließenden Abwässern ergänzt, und dies bewirkte eine sofortige Reduzierung sowohl des Sulfidgehalts in den Abwässern als auch das Schwefelwasserstoffs in der Atmosphäre auf Nullwerte der Proben. Die Entfernung des Schwefelwasserstoffs wurde zusätzliche 6 Tage mit dieser Kombination von Luft und Wasserstoffperoxid aufrechterhalten.
Tabelle 1 von Beispiel 1 Sulfid i. d. Abwässern, mg/1 6,0 3,0
Ergebnisse H2O2-Do-
Tag Zeil sierung unbe- Probe entnahmep. 2,4
mg/! handelt 1. 5. 1,1
2,4 0,5
0.4
1 0930 13 2,8
1015
1035 5,7
1130
1345
1415 43
1500
1630
1655
1710
1730
Tag Zeit
H2O2-Do-
sierung
mg/1
Sulfid i. d. Abwässern, mg/1
unbehandelt
Probe entnahmep.
1.
0820 0845
1215
1500
1750
0745 0810 0840 1000 1115 1250 1350 1445 1455
0800 0845 1400 1420 1600
3,4
4,8
3,0
1,2
0,8 1,4 2,8
2,4
10
0,1
3,0 0,1 0,3
1,4 1,1 0,8 1,2
0,3 0,2
0,8
0,3 0,1
0,5
0,3 0,1
0,3 0,5
5,0
Tabelle 2 von Beispiel 2 Unbehandelt Atm- Klärbehälter Atm. Druckleitungs Atm.
Ergebnisse Zeit H2O2- H2S, H2S, naßraum**) H2S,
Tag Dosierung TpM TpM TpM
mg/I Sulfid 2 Sulfid Sulfid
mg/1 mg/1 mg/1 6
12
3,8
1530 0 4,0
1 1600 I 4,0
1630 1
1730 50
2200 20
Fortsetzung
10
H2O2- Unbehandelt Atm- Klä'rbehälter Atm. Druckleitungs Atm.
Dosierung H2S, H2S, naßraum**) H2S,
mg/1 TpM TpM TpM
SuIIkI Sulfid SuIIId
mg/1 mg/1 mg/1
0830 0845 0900 0945 1045 1115 1130
1300 1330 1345 1405 1530 1545 1605
0800 0815 0830 1400 1415 1430*)
15
10
3,5
4,2 4,5
4,3
5,3
5,8
Sp.+) Sp.
Sp.
Sp.
Sp.
Sp.
Sp.
0,1
Sp. 0 0,1 Sp.
0 0 0 0
0,3
Sp.
*) H2O2 - Zusatz war verbraucht, und es wurden keine weiteren Zugaben vorgenommen. +) Sp. = Spuren
**) (ist eine Kammer, die gegebenenfalls nach oben offen ist und in die über eine Druckleitung Abwasser eingebracht wird; das Abwasser wird dort gesammelt und wird bei Erreichen einer bestimmten Niveauhöhe automatisch mittels einer Pumpe aus der Kammer gepumpt.)
Tabelle 3 von Beispiel 3 Behandlung Unbehand. Abfluß d. Primärabsetz tanks
Ergebnisse Zeit Abwässer
Tag Gesamt S" Gesamt S Atm. H2S
mg/1 mg/1 TpM
Cl2 11 mg/1 1,4 0,8 3
1130 2,7 1,8 4
1 1330 4,4 2,5 5
1440 3,5 3,5 7
1615 Cl2 abgestellt - - -
1700 keine Behandlung 3,3 5,2 20
2030 3,4 5,0 18
2200 _ 20
2240
11
12
Fortsetzung
Zeit
Behandlung
Unbehand. Abfluß d.
Abwässer
Gesamt S"" Gesamt S
mg/1 mg/1
Sp. Sp.
2,8 2,4
2,4 -
3,4 4,0
3,0 3,5
4,4 4,2
3,0 0,9
3,8 0,3
5,4 0,4
1,4 0,1
1,4 0,0
1,8 0,1
- 0,2
2,0 0,5
1,4 1,0
2,3 0,5
1,4 0,8
1,6 1,2
2,9 0,9
0,9 0,1
0,9
2,2 2,2
2,6 2,7
2,8 3,2
3,0 2,0
2,8 3,4
OJ 0,1
Atm. H2S TpM
0700 1015 1130 1330 1430 1530
1600 1700 2015 2215 2300
0700 0800 0830 0900 1000 1115 1345 1445 1530 1800 1830 2130
0730 0815 0830 1120 1300 1430 1500 1730 2000 2045 2115
0715 0830
H2O2 36 mg/1
H2O2 10 mg/1
H2O2 5 mg/1
H2O2 7,5 mg/1
H2O2 abgestellt keine Behandlung
Cl2 11 mg/1 Cl2 13 mg/I Cl2 15 mg/1
9 11
9 10
7 5
6 0
Sp. Sp. Sp.
0 0
4 6 6
5 12
Sp. Sp.

Claims (2)

Patentansprüche:
1. Verfahren zum Beseitigen von Sulfidionen aus Abwässern der biologischen Abwasseraufbereitung unter gleichzeitiger Verhinderung einer Rückreduktion, dadurch gekennzeichnet, daß man die Sulfidionen-Konzentration durch Zugabe einer 4- bis lOfachen stöchiometrischen Menge an Wasserstoffperoxid gegen Null vermindert und diese Konzentration an Sulfidionen im nachfolgenden Rohabwasser durch eine 1- bis 2fache stöchiometrische Menge an Wasserstoffperoxid aufrechterhält
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man im 2. Verfahrensschritt die 1 - bis 2fache stöchiometrische Menge an Wasserstoffperoxid durch Begasen des Abwassers mit Luft oder sauerstoffangereicherter Luft oder Sauerstoff auf die 0,25- bis 1 fache stöchiometrische Menge senkt.
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