DE2148244C2 - Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid enthaltenden Abgasen - Google Patents
Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid enthaltenden AbgasenInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid enthaltenden Rauchgasen durch Entstaubung
und anschließendes Kontaktleren mit einer Waschflüssigkeit in mindestens zwei Kontaktlerstufen
und Zuführung der Waschflüssigkeit von einer Kontaktierstufe in die jeweils vorausgehende. Insbesondere
dient dieses Verfahren der Reinigung von Rauchgasen, etwa von Wärmekraftwerken, die gewöhnlich außer
Schwefeldioxid auch Stickoxide enthalten.
Ein solches Verfahren beschreibt die DE-AS 12 71 296,
gemäß der die Rauchgase mit Wasser gewaschen werden, ohne daß eine chemische Reaktion unter Bildung von
Schwefelsäure erfolgt. Da wegen der schlechten Löslichkeit von SO), der Stockoxide und anderer Verunreinigungen
beispielsweise von Rauchgasen In diesem Verfahren ein ungeheurer Spülwasserbedarf besteht, hat es keine
praktische Bedeutung.
Die FR-PS 13 14 330 beschreibt ein Verfahren ohne
Entstaubung, bei dem als Waschlösung wäßrige Schwefelsäure mit einem Gehalt an Perschwefelsäure und
Wasserstoffperoxid verwendet wird. Die chemische Umwandlung erfolgt nicht mehrstufig. Die zwingend
verwendete Perschwefelsäure muß auf elektronischem Wege und daher energieaufwendig und mit hohem apparativem
Aufwand hergestellt werden.
Die der Erfindung zugrundeliegende Aufgabe bestand somit darin, ein Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid
enthaltenden Rauchgasen zu bekommen, das mit möglichst geringem Aufwand an Energie und Apparaturen
das SO2 möglichst vollständig und die übrigen Verunreinigungen
möglichst weitgehend beseitigt und in verwertbare Produkte überführt.
Das erfindungsgemäße Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid enthaltenden Rauchgasen durch Entstaubung
und anschließendes Kontaktieren mit einer Wasch-
-, flüssigkeit In mindestens zwei Kontaktlerstufen und
Zuführung der Waschflüssigkeit von einer Kontaktierstufe In die jeweils vorausgehende ist dadurch gekennzeichnet,
daß man in die letzte Kontaktierstufe in Strömungsrichtung der Rauchgase eine wäßrige Wasserstoff-Ii
peroxidlösung einführt.
Gemäß einer Ausführungsform der Erfindung wird ein Teil der während der chemischen Behandlung gebildeten
Schwefelsäure nach vorheriger Wiedereinspritzung von Wasserstoffperoxid in die betreffende Kontaktierstufe
> zurückgeleitet. Um eine auf das Wasserstoffperoxid
berechnete quantitative Umsetzung zu erzielen, soll die gebildete Schwefelsäure vollständig von dem Wasserstoffperoxid
befreit sein. Der Umlauf der Flüssigkeiten und Rauchgase im Gegenstrom zueinander gestattet dies.
ι Zweckmäßig wird die mechanische Reinigung oder Entstaubung in mindestens zwei Identischen Stufen
durchgeführt, und hieran schließt sich die chemische Reinigung, die ihrerseits in mindestens zwei Stufen
durchgeführt wird, an. Bei einer Reihe von aufelnander-
"> folgenden Entstaubungsstufen und einer Reihe von aufeinanderfolgenden
Kontaktlerstufen erfolgi die Beschikkung der Einzelstufen jeder Stufenfolge zweckmäßig
durch Kaskadenrezyklierung.
Die während der chemischen Behandlung gebildete
ι und von Wasserstoffperoxid befreite Schwefelsäure hoher
Konzentration wird nach Abkühlung und Abzweigung eines Teils als Nebenprodukt zu der Spitze der letzten
Kontaktierstufe rezyklisiert. Dies kann mit einer besonderen Kaskadenrezyklierung für jede Stufe kombiniert
■> sein.
Damit die an die Atmosphäre abgegebenen gereinigten Rauchgase trocken sind, ist es zweckmäßig, an die chemische
Reinigung eine Gas-Flüssigkeits-Trennung unter Blascnentfernung anzuschließen.
' Das Wasserstoffperoxid führt zu einer chemischen Reinigung durch Oxidation von Schwefeldioxid und
Stickoxiden zu Schwefelsäure bzw. Salpetersäure. Die Anwendung einer Reihe von Waschkolonnen führt zu
einer zusätzlichen Reinigung mechanischer Art und • eventuell vorhandenen Schwefelsäurenebeln. Die Durchführung
des Verfahrens nach der Erfindung Ist besonders
vorteilhaft; denn sie führt zur Gewinnung einer Schwefelsäure von hoher Konzentration. Außerdem
wurde festgestellt, daß die hohe Konzentration der Kreislaufsäure von ungefähr 80% sehr günstig für die Absorption
der Stickoxide 1st.
Besonders günstig Ist es, wenn das Verfahren eine
möglichst hoch konzentrierte Schwefelsäure oder Sulfosalpetersäure
liefert. Die Säure kann 0,5 bis 30 g/l Salpetersäure enthalten. Wenn die zu behandelnden Rauchgase
Wasserdampf enthalten, wird die Behandlung bei hoher Temperatur von z. B. 80 bis 150° C durchgeführt
Wenn die Rauchgase mit Schwefeldioxid als Verunreinigung mehr oder weiniger mit Wasserdampf beladen sind,
sind sie aber zugleich auch warm. Das erfindungsgemäße Verfahren führt zu keiner Abkühlung des behandelten
Gases und gestattet so eine normale Abführung durch vorhandene Schornsteine, während deren Abmessungen
Im Hinblick auf den hohen Reinigungsgrad der Rauchgase beträchtlich vermindert werden könnten.
Die Entstaubung Ist erforderlich, da Rauchgase als
Verunreinigungen Zersetzungskatalysatoren für Wasserstoffperoxid, wie Fe, Mn, V, Mo oder Pb enthalten
Während sogenannte trockene Entstauber, d. h. mit klassischer oder elektrostatischer Filtration, ohne Einschränkung
benutzbar sind, haben die sogenannten feuchten Entstauber den Nachteil, daß sie die Rauchgase
abkühlen und befeuchten, was zwangsläufig zu einer großen Verdünnung der durch das Verfahren nach der
Erfindung gelieferten Schwefelsäure führt. Um diesen Mangel zu vermeiden, ist es möglich, das Entstaubungswasser
durch eine Flüssigkeit mit niedrigem Dampfdruck zu ersetzen, was Staub und Ruß gut befeuchtet. Für diesen
Fall eignet sich Schwefelsäure ganz besonders.
Die mit Staub beladene Säure wird filtriert und zum Entstauber zurückgeleitet. Es ist auch möglich, einen
Teil der erzeugten Schwefelsäure durch die Kontaktierstufen zum Entstauber zu leiten. Die erzeugte Säure tritt
dann mit den festen Verunreinigungen aus den Rauchgasen beladen aus dem Enstauber aus.
In. Kontaktierstufen von der Art einer Kolonne strömen beispielsweise die Rauchgase von unten nach oben,
und die am Kopf der Kolonne eingeführte wäßrige Lösung oder Peroxyschwefelsäure verarmt während des
Abwärtssirömens an Peroxid, während sie auf ein immer mehr mit Schwefeldioxid angereichertes Gas trifft.
In den meisten Fällen enthalten die zu behandelnden Rauchgase gleichzeitig Staub, Ruß und Stickoxide und
haben hohe Temperaturen von 100 bis 1500C, bisweilen
auch noch höher. Die Oxidation des Schwefeldioxids durch Wasserstoffperoxid isi stark exotherm, und theoretisch
erhöhte die Gegenwart von 1000 Volumenteilen je Million SO2 die Temperatur um ungefähr 7° C. Die
Abführung dieser vollständig gereinigten Rauchgase verlangt nicht mehr sehr hohe Schornsteine und daher keine
hohe Temperatur. Es ist also möglich, die Temperatur der Kontaktierstufen auf der Abstromseite auf höchstens
100° C beispielsweise durch Verdünnung des eingeführten Wasserstoffperoxids mit Wasser zu begrenzen. Dies
gestattet, die Gefahr einer Zersetzung des Wasserstoffperoxids zu vermindern. Dabei hat man in jedem Fall
den Vorteil, daß die aufstromseitige Kontaktierstufe nicht gekühlt wird, so daß man einerseits möglichst hoch
konzentrierte Schwefelsäure und andererseits die beste Absorption von Stickoxiden erreicht. Diese letztere ist
nämlich um so rascher, je konzentrierter die Säure Ist.
Das folgende Ausführungsbeispiel zeigt, daß bei in geeigneter Weise von Staub und Stickoxiden befreiten
Gasen die für Wasserstoffperoxid berechnete Umsetzung selbst bei 100 bis 140° C quantitativ ist.
Man verwendet die in der Zeichnung schematisch dargestellte
Anlage zur Behandlung der SO2-haltigen Rauchgase
eines Dampfkessels. Die Zusammensetzung dieser Rauchgase nach Kondensation des Wasserdampf ist
folgende:
N2 | 81,7 | Vol.-% : SO2 | 1250 | Vol.-Teile je | Million |
O2 | 1.7 | Vol.-% : Ν0Λ | Spuren | ||
CO2-CO | 14 | Vol.-% : Rest Wasser | 2 | ,3% | |
so, | Spuren |
Vor der Kondensation beträgt der Wasserdampfdruck 11.6 kPa (Taupunkt 48,5° C). Die Gase enthalten außerdem
220 mg/m! Rauch- und Staubbestandteile. Die Gase haben am Eintritt des Abzugsschornsteines eine Temperatur
von 140 bis 1500C.
Bei der Anlage nach der Zeichnung werden die von der Leitung 1 beförderten Rauchgase zunächst in einer
Behandlungsstufe 2 behandelt und dann nacheinander von unten nach oben In eine erste und eine zweite Kontaktlerstufe
3 und 4 geschickt. Nach Durchgang durch einen Blasenentferner 5 werden sie schließlich durch die
Leitung 6 In di-; Atmosphäre abgelassen. Der Blasenentferner
dient zur Zurückhaltung von Flüssigkeitströpfchen, die durch die Innige Vermischung von Gas und
Flüssigkeit in den Kontaktlerstufen erzeugt worden sind. Die im Blasenentferner erhaltene Flüssigkeit wird durch
die Leitung 7 zu der Kontaktlerstufe 4 zurückgeführt. Sie
hat ungefähr die gleiche Zusammensetzung wie deren Inhalt.
Der Durchsatz der Rauchgase beträgt 150 NmVh. Die Kontaklierstufe 4 dient zur Entfernung von SO2 aus den
Rauchgasen. An Ihrer Spitze führt man durch die Leitung
8 eine wäßrige Wasserstoffperoxidlösung ein, und zwar werden durch die Leitung 8.4 H2Oi von 41 Gew.-%
und durch die Leitung SB Wasser zugeführt. Die Strömungsmenge der Wasserstoffperoxidlösung wird derart
geregelt, daß in den in die Atmosphäre entlassenen Rauchgasen nur noch weniger als 10 Volumenteile je
Million SO2 enthalten sind. Die erzeugte Säure fließt vom
Boden der Kontaktlerstufe 4 durch die Leitung 9 und wird am Kopf der Kontaktlerstufe 3 wieder eingeführt.
Diese dient der Entfernung von enthaltenem H2Oj. Am
Fuß der Kontaktierstufe 3 fü'rrt man durch die Leitung
10 gewonnene Schwefelsäure ab, die in dem Wärmeaustauscher 11 gekühlt wird. Die Temperaturen der Flüsslgkeits-
und Gasströme finden sich In der nachstehenden Tabelle. Die Konzentrationen der Schwefelsäure sind in
Übereinstimmung mit den Wasserdampfgleichgewichten bei den betreffenden Temperaturen. Bei der Einspeisung
setht man dem H2O2 Wasser zu, um die Behandlungsstufe 2 gleich zu kühlen. Dessen Strömungsmenge (2,3
bis 2 l/h) wird geregelt, um den Austritt der Rauchgase aus diesem Reiniger auf ungefähr 1,5° C zu halten.
Nach 3 Stunden Betrieb der Anlage läßt man sie 28 Stunden lang gleichmäßig weiterlaufen. Alle Betriebsmerkmale (Mittel von 28 Stunden) finden !,ich in der folgenden
Tabelle. Anschließend wird die Anlage abgestellt und die Gewichtsbilanz dieses Betriebes festgestellt.
T °C | Rauchgas | SOj-Gchalt | T0C | 1-lüssigkeiien | Konzentration | 10 | |
relative | in Vol.-Teilen | Konzentration | IU). | ||||
Drücke in mm | je Million | H.iSC | μ/1 | ca. 150 | |||
102 | Wassersäule | 10 | /Il | ||||
Nach dem | 0 bis 2 | ca. 71 | 8.1 | ||||
Blas:enentfernen | 18 | ||||||
Flüssigkeits | 0 | 0,05 | |||||
beschickung | 104 | 10 | 129 | ||||
Nach der | 23 | 78,5 | |||||
2. Kontaktierstufe | 130 | 1215 | 133 | ||||
Nach der | 66 | 79,9 | |||||
1. Kontaktierstufe | 135 | 1250 | |||||
Nach dem | 110 | ||||||
Entstauber | |||||||
Die Strömungsmenge an 41%igem H2O2 hält sich
zwischen 650 und 700 ml/h und betragt im Mittel 673 ml/h. Die Bilanz dieser Betriebsslunden ist
folgende:
H2O-Verbrauch: 18,870 1 von 41%, d. h. 8,968 g von
100%, d.h. 263,5MoI.
Erhaltene Schwefelsäure: 29,400g von 79,7%, d.h.
23,500 g von 100%, d. h. 239,7 Mol.
239,7 )< 100
Ausbeute Tür H2O,: -
= 91%.
263,5
Die erhaltene Schwefelsäure entspricht gut dem absorbierten SO2.
Die erhaltene Schwefelsäure enthält 3.9 g/l Salpetersäure. Sie enthält einige Rauchbestandteile (!,05 g/l), die
vollständig auf einem Sinterglasfilter von 50 bis 90 μ Poren zurückgehalten werden. Die filtrierte Säure hat
eine schwache Bernsteintönung.
Diese Rauchbestandteile sind die Hauptursache für eine merkliche H2O2-Zersetzung. Bei besserer Entstaubung
bekommt man daher eine H2O2-Ausbeute von
98,5%, eine Schwefelsäure von 79,6% mit 3,3 g/i Salpetersäure und 0,08 g filtrierbare Rauchbestandteile. Die filtrierte
Säure ist beträchtlich weniger gefärbt als bei dem ersten Versuch.
Claims (6)
1. Verfahren zur Reinigung von Schwefeldioxid enthaltenden Rauchgasen durch Entstaubung und
anschließendes Kontaktieren mit einer Waschflüssigkeit in mindestens zwei Kontaktierstufen und Zuführung
der Waschflüssigkeit von einer Kontaktierstufe in die jeweils vorausgehende, dadurch gekennzeichnet,
daß man in die letzte Kontaktierstufe in Strömungsrichtung der Rauchgase eine wäßrige Wasserstoffperoxidlösung
einführt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Teil der Schwefelsäure enthaltenden
Waschflüssigkeit nach Entfernung von Wasserstoffperoxid in die Entstaubung lezyklisiert.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man einen Teil der aus Kontaktierstufen
entnommenen Schwefelsäure enthaltenden Waschflüssigkeit nach Zugabe von Wasserstoffperoxid in
diese Kontaktierstufen rezyklisiert.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Schwefelsäure enthaltende Waschflüssigkeit
nach Entfernung von Wasserstoffperoxid, Kühlung und Abzweigung eines Teils in die letzte
Kontaktlerstufe rezyklisiert.
5. Verfahren nach Anspruch 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration der im Kreislaufgeführten
Schwefelsäure enthaltenden Waschflüssigkeit 80% beträgt.
6. Verfahren nach Anspruch I bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kontaktierstufen zur Oxidation
von Schwefeldioxid bei Temperaturen zwischen 80 und 1500C betrieben werden.
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