DE2123342A1 - Gewinnung von Anthracen und Carbazol - Google Patents
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Description
PATENTANWÄLTE
DR. L MAAS
D R. W. PFEIFFER
DR.F. VOITHENLEITNER
8 MÜNCHEN 23
UNGERERSTR. 25 - TEL. 39 02 36
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ADK-296-17-2
Die Erfindung betrifft ein verbessertes Verfahren zur Gewinnung von Anthracen und Carbazol aus Mischungen
davon, die Phenanthren enthalten. Erfindungsgemäß werden das Anthracen und das Carbazol aus solchen
Gemischen durch azeotrope Destillation und selektive Kristallisation abgetrennt.
Anthracen, Carbazol und Phenanthren können neben anderen Stoffen durch Destillation von Kohlenteer erhalten
werden. Zu weiteren Bestandteilen, die in solchen Mischungen auftreten, gehören Fluoren, Acridin und
Naphthalin. Die prozentualen Mengen dieser verschiedenen Bestandteile in Kohlenteermischungen können in
Abhängigkeit von der jeweiligen Herkunft innerhalb weiter Grenzen schwanken.
Zur Zeit dient Anthracen hauptsächlich zur Herstellung von Anthrachinon, eines Grundbausteins bei der Herstellung
von Farbstoffen und Pigmenten. Weder Carbazol noch
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Phenanthren werden wegen ihrer begrenzten Verfügbarkeit
als Rohstoffe in größerem Umfang in der Technik verwendet. Diese Verbindungen sind jedoch zur Herstellung von Sonderfarbstoffen
vorteilhaft.
Da Anthracen und Carbazol zum gemeinsamen Auskristallisieren aus den häufiger verwendeten Lösungsmitteln neigen,
wird die Trennung von Anthracen und Carbazol gewöhnlich durch fraktionierte Kristallisation aus aufwendigen und
toxischen Lösungsmitteln, zum Beispiel Pyridin oder Dirnethylsulfoxid, erreicht. Selbst bei Verwendung dieser
kostspieligen Lösungsmittel ist es wesentlich, daß das Verhältnis Anthracen/Phenanthren wenigstens O,5 beträgt,
um Cokristallisation und verhältnismäßig schlechte Ausbeuten
der Produktgewinnung zu verhindern. Beispielsweise können weniger als 70 % Anthracen aus rohen Mischungen
mit Konzentrationen von weniger als 60 % Anthracen gewonnen werden. Ferner ergibt die Verwendung von Pyridin
oder Dimethylsulfoxid kein Carbazolkonzentrat, das leicht zur Gewinnung von Carbazol aufgearbeitet werden kann. Die
Trennung von Anthracen und Carbazol durch Destillation wurde wegen der Ähnlichkeit der Dampfdrucke bei praktisch
anwendbaren Temperaturen als praktisch undurchführbar angesehen. Beide Verbindungen sieden nämlich bei 351 Grad C.
In FR-PS 976 773 ist angegeben, daß Anthracen und Carbasol aus phenanthrenfreien Kohlenteerdestillaten durch Destillation
unter Bildung einer azeotropen Mischung mit einem Lösungsmittel, zum Beispiel Glycol, gewonnen werden können. Das Verfahren hat sich jedoch nicht als technisch
anwendbar erwiesen, weil in der Patentschrift angegeben ist, daß dieses Verfahren nur dann durchführbar ist,
wenn zuerst das Phenanthren in dem Destillat durch Waschen mit Teeröl entfernt wird. Die Waschstufe führt zum Verlust
eines großen Teils des Anthracene und damit zur Verminderung der gewinnbaren Produktmenge.
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Es wurde nun gefunden, daß Anthracen und Carbazol leicht
aus einer Phenanthren enthaltenden Mischung abgetrennt werden können, indem zuerst die Mischung in Gegenwart
eines azeotrop-blldenden Lösungsmittels destilliert wird. Es ist nicht erforderlich, zunächst das Phenanthren
abzutrennnen. In dem erfindungegemäßen Verfahren erhöht das azeotrope Lösungsmittel die relative Flüchtigkeit des
Anthracene sowie des Phenanthrene im Vergleich zu Carbazol. Die beiden ersten Komponenten werden als Destillat entfernt. Die Anthracenkonzentration in dem Destillat hängt
von dem Lösungsmittel und dem Betriebsdruck ab. Beispielsweise beträgt bei einer Atmosphäre und bei Verwendung von
Äthylenglycol als Lösungsmittel der Anthracengehait im Destillat etwa 2 Gewichtsprozent. Wenn dagegen Äthylenoder Propylencarbonat verwendet wird, macht der Anthracengehait etwa 10 Gewichtsprozent aus.
überraschenderweise weisen die besonderen azeotropen
Lösungsmittel, die erfindungsgemäß verwendet werden,
in hohem MaBe bevorzugtes Lösungsvermögen für das
Phenanthren la Vergleich zu dem Anthracen auf und ermöglichen dadurch die Gewinnung von verhältnismäßig reinem
Anthracen durch blofies Abkühlen des Destillate auf eine
Temperatur zwischen O und 100 Grad C. Das auekristallisierte Anthracen wird von dem Destillat abgetrennt» und
die Mutterlauge wird in die Destillationskolonne zurückgeführt. Das azeotrope Lösungsmittel kann aus dem Anthracen
durch Waschen mit einem organischen Lösungsmittel wie 'Alkohol, Benzol, Naphthalin oder alkylierten Derivaten
davon, zum Beispiel Toluol, Xylol, Pseudocumol vuvl Methylnaphthalin, entfernt werden.
Nachdem der Anthracengehait in der Destillationskolonne auf weniger als 10 %, bezogen auf das Carbazol, vermindert
ist, kann Carbazol aus dem Rückstand leicht durch Extraktion des Rückstands mit Xylol, Benzol oder Äthanol und
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Kristallisation gewonnen werden. Das in dem Rückstand enthaltene Carbazol kann auch durch Extraktion mit einer
starken Säure, zum Beispiel Schwefelsäure, oder einer
starken Base, zum Beispiel Natriumhydroxid, gewonnen werden. Nachdem das Carbazol nach einer der oben genannten
Methoden extrahiert ist, kann das Phenanthren durch Extraktion mit einem Aromaten und anschließende
übliche Kristallisation gewonnen werden.
Zu den azeotropen Lösungsmitteln, die in dem erfindungsgemäßen Verfahren verwendet werden können, gehören Äthylenglycol,
A" thylencarbonat, Propylencarbonat und ihre höhermolekularen
Homologen.
Es sollen 1 bis 100 Gewichtsteile des azeotropen Lösungsmittels pro Teil Anthracen in der Beschickung und vorzugsweise
50 bis 100 Teile angewandt werden. Um das gesamte in der Beschickung enthaltene Aathracen zu entfernen,
soll das Kohlenteerdestillat mit wenigstens 40 Teilen des Lösungsmittels pro Teil Anthracen in der Beschickung
vereinigt werden. Die azeotrope Destillation kann bei Drucken von 0,1 bis 10 Atmosphären und vorzugsweise
1 bis 2 Atmosphären durchgeführt werden.
Die Temperatur in der Destillationsvorrichtung wird von dem Systemdruck bestimmt. Temperaturen, die weit über
300 Grad C liegen, sind für die Produktausbeute und -qualität nachteilig. Das Anthracen in dem Destillat
kristallisiert beim Abkühlen unter 100 Grad C aus, während das Phenanthren infolge seiner höheren Löslichkeit
in Lösung bleibt. Die Kristalle können abfiltriert und entweder mit dem azeotropen Lösungsmittel oder vorzugsweise
mit einer stärker flüchtigen Flüssigkeit, zum Beispiel Xylol, Toluol oder Benzol, gewaschen werden.
Der feuchte und gewaschene Kuchen wird dann unter
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Ausschluß von Sauerstoff getrocknet, um eine Oxydation des Anthracens zu vermeiden. Die Trocknungstemperatur
wird von der Flüchtigkeit der Waschflüssigkeit bestimmt. Im Fall von Xylol können die Kristalle bei etwa 70 bis
80 Grad C getrocknet werden.
Eine typische Beschickung, die erfindungsgemäß gereinigt
werden kann, kann aus Kohlenteer, vorzugsweise nach Tiefkühlen, Zentrifugieren und Waschen mit Naphtha,
erhalten werden. Andere geeignete Fraktionen sind die Sumpfprodukte von katalytischen Crackverfahren und
Gasölcrackverfahren. Diese Beschickungen enthalten im allgemeinen 5 bis 50 % Anthracen, 1 bis 50 % Carbazol
und 10 bis 85 % Phenanthren.
Durch die folgenden Beispiele wird die Erfindung näher erläutert.
Ein Cresotöl-Preßkuchen, der aus der Destillation von Kohlenteer stammt und aus einer rohen Mischung von
40 % Anthracen, 36 % Carbazol, 21 % Phenanthren, 1 % Fluoren und 0,5 % Acridin zusammen mit etwa
1,5 % nicht identifizierten Stoffen besteht, wird in eine Destillationseinheit gebracht, die eine 20-bödige
Oldershaw-Kolonne, eine mit umgepumptem öl von 100 Grad C
gekühlte Kondensiervorrichtung und einen automatischen Flüssigrücklaufteiler aufweist. 5 Gewichtsteile Äthylenglycol
pro Teil Rohmischung werden zugesetzt, und die erhaltene Mischung wird bei Atmosphärendruck und bei
einem Rücklaufverhältnis von 2 : 1 destilliert. Der übergehende Anteil wird aufgefangen, bis 80 % des
Glycols abdestilliert sind, dann auf Umgebungstemperatur
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abgekühlt und filtriert. Das Filtrafc wird ohne dazwischengeschaltete
Reinigung in die Destillationsblase zurückgeführt. Der Filterkuchen wird mit Benzol gewaschen und im
Ofen bei 125 Grad C getrocknet. Nach etwa 20 Rückführungen des Glycolfiltrats wird das gewonnene gereinigte Anthracen
vereinigt, mit Xylol gewaschen und im Ofen getrocknet. Die Ausbeute an gewonnenem Anthracen (durch Gas-Flüssig-Chrosa—
tographie bestimmte Reinheit 99 %) beträgt 39,2 % des Gewichts
der ursprünglichen Beschickung oder 98 % der Theorie.
Der Rückstand in der Destillationsblase wird zur Entfernung
der Hauptmenge des restlichen Glycols eingeengt und dann zweimal aus Toluol zur Gewinnung von gereinigtem Carbazol
(durch Gas-Flüssig-Chromatographie bestimmte Reinheit 95 %)
umkristallisiert. Die Menge des gereinigten Carbazole beträgt 30,4 % des Gewichts der ursprünglichen Beschickung,
das heißt 84 % der Theorie.
Das in Beispiel 1 beschriebene Verfahren wird mit der Ausnahme wiederholt, daß eine Beschickung mit folgenden
Analysenwerten eingesetzt wird: Anthracen 9 %, Phenanthren 72 %, Carbazol 7 %, Fluoren 4 %, Acridin 3 % und
nicht identifizierte Stoffe als Rest, und daß die Codestillation mit Glycol nach nur 12 Rückführungen abgebrochen
wird. Die Ausbeuten an gewonnenem Anthracen und Carbazol betragen 96 % bzw. 72 % der Theorie.
Das in Beispiel 1 beschriebene Verfahren wird mit der Ausnahme wiederholt, daß Äthylencarbonat anstelle von
Äthylenglycol als azeotropes Lösungsmittel verwendet
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und die Lösungsmittelrückführung auf 6 Durchgänge vermindert
wird* Die Ausbeuten an gewonnenem Anthracen und Carbazol betragen 95 % bzw. 81 % der Theorie.
Das in Beispiel 1 beschriebene Verfahren wird wiederholt mit der Ausnahme, daß Propylencarbonat anstelle von
Äthylenglycol eingesetzt wird und daß die Zahl der Extraktionslösungsmittelrückführungen
auf 4 vermindert wird. Die Ausbeuten an gewonnenem Anthracen und Carbazol betragen
95 % bzw. 70 % der Theorie.
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Claims (9)
- PatentansprücheVerfahren zur Gewinnung von Anthracen aus einer Phenanthren und Carbazol enthaltenden Mischung, dadurch gekennzeichnet^ daß man die Mischung in Gegenwart eines azeotrop-bildenden Lösungsmittels destilliert, das ein am niedrigsten siedendes Azeotrop mit Anthracen bildet, aus dem Destillat Anthracer« auskristailisiert, die Änthracenkristalle von dem Destillat abtrennt und die Mutterlauge in die Destillation zurückführt.
- 2. Verfahren nach Anspruch lf dadurch gekennzeichnet, daß man als azeotrop-bildendes Lösungsmittel Äthylenglycol verwendet.
- 3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als azeotrop-bildendes Lösungsmittel Äthylencarbonat verwendet.
- 4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man als azeotrop-bildendes Lösungsmittel Propylencarbonat verwendet.
- 5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Anthracenkristalle mit einem organischen Lösungsmittel wäscht, das wenigstens 5 Gewichtsprozent des azeotrop-bildenden Lösungsmittels und von Phenanthren zn lösen vermag.109848/1984
- 6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß man als organisches Lösungsmittel eine aromatische Verbindung verwendet.
- 7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß man als aromatische Verbindung Benzol, Toluol, Xylole, Pseudocumol oder eine Naphthalinverbindung verwendet.
- 8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man eine Mischung verwendet, in der die Anthracenkonzentration 5 bis 50 Gewichtsprozent und der Phenanthrengehalt 10 bis 85 Gewichtsprozent beträgt.
- 9. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man die Destillation solange fortführt, bis die Anthracenkonzentration des Destillationsrückstands weniger als 10 %, bezogen auf das Carbazol, beträgt, den Destillationsrückstand mit einem Lösungsmittel vermischt und das Carbazol aus der Mischung durch Kristallisation abtrennt.109848/1984
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