DE2044370C3 - Verfahren zur Herstellung von 1,1 -Difluoräthylen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung von 1,1 -DifluoräthylenInfo
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Description
Bekannt ist, daß eine Reihe von Fluorolefinen aus
fluorierten Alkanen mit weiteren anderen Halogenatomen durch Abspaltung der anderen Halogen mit
metallischen Reduktionsmitteln in wasserfreien polaren Lösungsmitteln hergestellt werden können. Diese
Reaktion gelingt aber bei Verbindungen mit einer Difluorchlormethyl-Gruppe nur noch sehr schwierig
und hat daher für die technische Herstellung von Vinylidenfluorid (1,1-DifluoräthyIen) aus 1,1-Difluor-lchloräthan keine Bedeutung erlangt (H oub e η - W e y 1, Methoden der organischen Chemie,
5/3, S. 377).
Die Reduktion von Fluorchloralkanen mit Wasserstoff zur Herstellung von Vinylidenfluorid ist nur vom
1,1-Difluor-U-dichloräthan bekannt Diese Reaktion ist
nur an Nickelkatalysatoren bei sehr hohen Temperaturen möglich und führt auf Grund von Nebenreaktionen
nur zu geringen Ausbeuten an Vinylidenfluorid (USA.-Patent27 34 090).
Schließlich wurde die Dehydrochlorierung von 1,1-Difluor-l-chloräthan mit Basen beschrieben. Dieses
Verfahren besitzt aber für die Herstellung von Vinylidenfluorid ebenfalls keine technische Bedeutung,
da die Umsätze und Ausbeuten sehr gering sind (Houben-Weyl, Methoden der organischen Chemie 5/3, S. 384).
Das derzeit wichtigste und technisch in weitem
Umfang ausgeübte Herstellungsverfahren von Fluorolefinen ist die pyrolytische Dehydrochlorierung der
entsprechenden Chlorfluoralkane (deutsche Patentschrift 76 61 526). Aus 1,1-Difluor-l-chloräthan entsteht
bei der Pyrolyse, zweckmäBigerweise durchgeführt in Gegenwart von Katalysatoren wie Nickel und Kupfer,
Vinylidenfluorid, allerdings stärk verunreinigt mit Nebenprodukten, wie l-Chlor-1-fluoräthylen
(CFCI - CH2) und 1,1,1-Trifluoräthan (CF3 - CH3),
die bei den erforderlichen hohen Temperaturen in Nebenreaktionen durch Dehydrofluorierung
des 1,1-Difluor-l-chloräthans und durch erneute Addition des gebildeten Fluorwasserstoffs an bereits
gebildetes Vinylidenfluorid entstehen (britische Patentschrift 8 23 998).
30
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur
Herstellung von 1,1-Difluoräthylen durch Pyrolyse von
1,1-Difluor-l-chloräthan, dadurch gekennzeichnet, daß man die Pyrolyse in Gegenwart von 0,5 bis 75
Molprozent Wasser bei einer Verweilzeit von 0,1 bis 60 Sek. durchführt
Überraschenderweise wurde gefunden, daß die Pyrolyse von 1,1-Difluor-l-chloräthan in Gegenwart
von Wasser unter Bildung von Vinylidenfluorid in hervorragenden Ausbeuten möglich ist ohne daß eine
Hydrolyse der normalerweise gegen Wasser sehr empfindlichen Trihalogenmethyl-Gruppen eintritt
(Handbuch der Kältetechnik, Bd. IV, die Kältemittel, Springer, 1956, S. 373,345 bis 348).
Es ist bisher lediglich bei der intermolekularen Dehydrochlorierung von Difluorchlormethan CF2ClH
zu Tetrafluoräthylen CF2 = CF2 durch Pyrolyse ein
katalytischer Effekt des Wassers beobachtet worden (deutsche Auslegeschrift 10 73 475):
2 CF2CIH- CF2 = CF2 + 2 HCI
Um so überraschender war es nun, daß bei der Pyrolyse des 1,1-Difluor-l-chloräthans in Gegenwart
von Wasser einmal keine Hydrolyse der Difluorchlormethylgruppe erfolgt und zum anderen nur eine
selektive intramolekulare Dehydrochlorierung unter Bildung von Vinylidenfluorid eintritt.
Das Ausgangsprodukt 1,1-Difluor-l-chloräthan ist technisch leicht zugänglich und kann auf folgenden
Wegen hergestellt werden:
1. Umsetzung von l.l.l-TrichloräthaniMethylchloroform) mit Flußsäure:
2. Umsetzung von Vinylidenchlorid mit Flußsäure:
3. Addition von Fluorwasserstoff an Acetylen zu 1,1-Difluoräthan und anschließende Chlorierung zu
1,1-Difluor-l-äthan:
CH=CH + 2HF-CF2H -CH3
C F2H - CH3 + Cl2 - C FjCI - CH3 + HCl
Das erfindungsgemäß in hohen Ausbeuten und in weitgehend reiner Form herstellbare Vinylidenfluorid
stellt ein technisch wichtiges Monomeres dar, das zu 5 interessanten Homo- und Mischpolymerisaten verarbeitet werden kann und auch als Zwischenprodukt bei
vielen organischen Reaktionen einsetzbar ist. Insbesondere der thermoplastische Fluorkunststoff Polyvinyl!-
denfluorid erlangt steigende technische Bedeutung, insbesondere für korrosionsfeste Beschichtungen und
wetterfeste Anstriche,
Das erfindungsgemäße Verfahren kann in der Weise durchgeführt werden, daß 1,1-Djfluor-l-chloräthan
gleichzeitig mit Wasser oder Wasserdampf durch den auf die erforderliche Reaktionstemperatur erhitzten
Reaktor geleitet wird, wobei auf Normaldruck oder bei verminderten Drücken, vorzugsweise bis zu
100 mm/Hg, gearbeitet werden kann. Die Konzentration des Wassers liegt dabei zwischen 0,5 und 75,
vorzugsweise bei 20 bis 50 MolprozenL Die Reaktionsverweilzeit,
d.h. die Verweilzeit im Reaktor, soll bei etwa 0,1 bis 60, vorzugsweise bei I bis 15 Sek. liegen.
Zweckmäßigerweise ist der Reaktor aus Nickel, doch ist auch Kupfer einsetzfähig. Es hat sich auch als günstig
erwiesen, wenn der Reaktor Füllkörper, die die Oberfläche vergrößern und unter den Reaktionsbedingungen
beständig sind, wie Nickelspäne, Kupferspäne, Raschigringe aus widerstandsfähigem Material wie
Korund, Quarz oder Graphit enthält. Hierdurch wird eine gute Durchmischung von Wasserdampf und
1,1-Difluor-l-chloräthan sowie auf Grund der besseren
Wärmeleitfähigkeiten ein gleichmäßiges Temperaturprofil des Gasgemisches über den Reaktionsrohrquerschnitt
erreicht; auch mögliche katalytische Einflüsse sind nicht auszuschließen.
Die Beheizung des Reaktors auf die erforderlichen Reaktionstemperaturen von etwa 400 bis 7000C,
vorzugsweise von 500 bis 650° C, kann von außen erfolgen; es ist ab;r auch die direkte Beheizung mit
einer Knallgasflamme möglich, wodurch auf diese Weise gleichzeitig die erforderlichen Mengen an
Wasserdampf zugeführt werden. Die Aufarbeitung des Reaktionsproduktes erfolgt auf herkömmliche Weise,
indem zunächst die entstehende wäßrige Salzsäure abgetrennt wird, die restlichen Gase getrocknet, von
mitgerissenem Chlorwasserstoff mit Basen befreit und anschließend kondensiert werden. Nicht umgesetztes
1,1-Difluor-l-chloräthan kann nun auch durch Abtrennung, z. B. durch fraktionierte Destillation, wieder in den
Reaktor zurückgeführt und erneut der Pyrolyse unterworfen werden.
123,5 g (= Ii Mol) CF2CICH3 werden mit 7 g H2O
(= 0,39 Mol) innerhalb einer Stunde bei 5500C und
einer Verweilzeit von 10 Sek. in einem Nickelrohr pyrolysiert Die Reaktionsprodukte setzen sich wie folgt
zusammen:
47^5% CF2 = CH2
51,35% CF2Cl-CH3
0,45% CFCl = CH2
51,35% CF2Cl-CH3
0,45% CFCl = CH2
Dies entspricht einem Umsatz von etwa 48% CF2Cl-CH3 und einer Ausbeute von
> 98% an CF2 = CH2.
l(7g (=1,1 Mol) CF2Cl-CH3 werden mit 6,7 g
(037 Mol) H2O innerhalb einer Stunde bei einer Verweilzeit von 10 Sek. und einer Temperatur von
6000C in einem mit Nickelspänen gefüllten Reaktionsrohr
aus Kupfer pyrolisiert. Das Reaktionsprodukt hat folgende Zusammensetzung:
86,2% CF2 = CH2
12,4% CF2Cl-CH3
1,0% CFCl = CH2
12,4% CF2Cl-CH3
1,0% CFCl = CH2
Dies entspricht einercr Umsatz des CF2Cl-CH3 von
etwa 88% und einer Ausbeute von > 98% an CF2 = CH2.
77,5 g (0,77MoI) CF2CI-CH3 werden mit 14 g
(0,77 Mol) H2O innerhalb einer Stunde bei einer Verweilzeit von 10 Sek. und einer Temperatur von
6000C in einem mit Korundraschigringen gefüllten Nickelreaktionsrohr pyrolisiert. Es wird ein Produkt
folgender Zusammensetzung erhalten:
66,6% CF2 = CH2
31,8% CF2Cl-CH3
0,4% CFCl = CH2
31,8% CF2Cl-CH3
0,4% CFCl = CH2
Dies entspricht einem Umsatz von 68,2% und einer Ausbeute von 97,7% an CF2 = CH2.
Claims (5)
1. Verfahren zur Herstellung von 1,1-Difluoräthylen durch Pyrolyse von 1,1-Difluor-l-chloräthan, ">
dadurch gekennzeichnet, daß man die Pyrolyse in Gegenwart von 0,5 bis 75 Molprozent
Wasser bei einer Verweilzeit von 0,1 bis 6OSeIc
durchführt
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Konzentration des Wassers 20 bis
50 Molprozent beträgt
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion bei
Normaldruck oder Unterdruck ausgeführt wird. ι ί
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet daß die Reaktion in einem
mit einem widerstandsfähigen, gegebenenfalls katalytisch wirkenden Trägermaterial gefüllten Reaktionsrohr ausgeführt wird. -°
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Reaktion bei
Verweilzeiten von 1 bis 15 Sek. durchgeführt wird.
Eine wesentliche Verbesserung dieser Reaktion in bezug auf die Vinylidenfluoridausbeiue konnte erst
durch den Zusatz von Chlor zum 1,1-Difluor-l-ehloräthan
erreicht werden (deutsche Auslegeschrift 12 53 702), doch auch dieses Verfahren weist noch
verschiedene Nachteile auf. Neben Korrosionsproblemen und dem relativ geringen Umsetzungsgrad bei der
Überführung von 1,1-Difluor-l-chloräthan in 1,1-Difluoräthylen, selbst bei sehr hohen Verweilzeiten,
entsteht durch den Zusatz von Chlor in nicht unerheblicher Menge U-Difluor-2-chloräthylen, welches bei der Polymerisation von Vinylidenfluorid sehr
störend wirkt und sich nur schwer abtrennen läßt:
a) CF2Cl-CK3- CF2 = CH2 + HCl
b) CF2 = CH2 + Cl2- CF2Cl - CH2Cl
c) CFtCI- CHtCI -CF2 = CHCl + HCl
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