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Die Erfindung betrifft ein Sitzkissen mit einer in einer Kammer befindlichen Flüssigkeit.
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Derartige Sitzkissen sind grundsätzlich bekannt und werden dazu verwendet, um eine Druckentlastung für Benutzer bereitzustellen, welche über einen langen Zeitraum sitzen.
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Zu langes Sitzen kann zu Dekubitus (Dekubitalulkus), also Druckgeschwüren, führen.
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Um dem vorzubeugen, werden als Prophylaxe und/oder als Therapie bei Dekubitus im Gesäßbereich mit einer Flüssigkeit gefüllte Sitzkissen verwendet.
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Herkömmliche Sitzkissen weisen jedoch mehrere Kammern auf, was sich nachteilig auf die Druckverteilung auswirkt.
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Auch haben herkömmliche Sitzkissen zum Befüllen mit der Flüssigkeit ein Ventil, einen Stöpsel und/oder eine Düse. Dies kann zu ungewünschten Druckstellen führen.
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Es ist daher eine Aufgabe der Erfindung, ein Sitzkissen zu schaffen, bei dem die Druckbelastung für einen Benutzer gering ist.
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Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt durch den Gegenstand des unabhängigen Anspruchs.
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Das erfindungsgemäße Sitzkissen ist vorzugsweise zum Sitzen auf einem Stuhl bzw. Rollstuhl geeignet und/oder kann hierzu verwendet werden. Beispielsweise kann es bei pflegebedürftigen Personen, die lange und immobil auf der gleichen Stelle sitzen müssen, eingesetzt werden. Diese haben durch den gleichmäßigen Dauerdruck und/oder Druckspitzen auf das Gesäß ein erhöhtes Risiko, einen Dekubitus (Druckgeschwür) zu entwickeln, oder haben bereits einen Dekubitus.
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Das Sitzkissen kann beispielsweise als Prophylaxe und/oder Therapie bei Dekubitus im Gesäßbereich dienen und/oder hierzu verwendet werden.
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Vorzugsweise kann es bei allen Dekubitusgraden (1-4) eingesetzt werden, um einem Benutzer Erleichterung zu verschaffen. Es ermöglicht dem Dekubituspatienten das Sitzen trotz des wunden Gesäßes.
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Das Sitzkissen weist eine Oberfolie, eine Unterfolie und eine Flüssigkeit auf oder besteht daraus.
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Vorzugsweise sind die Oberfolie sowie die Unterfolie abwischbar, abwaschbar und/oder desinfizierbar. Das Sitzkissen kann somit z.B. in der Pflege eingesetzt werden.
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Bevorzugt ist die Größe des Sitzkissens an einen Stuhl, beispielsweise Rollstuhl, angepasst. Die Maße sind grundsätzlich beliebig und können beispielsweise auch passgenau für einen bestimmten Stuhl hergestellt werden.
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Das Sitzkissen weist vorzugsweise ein geringes Gewicht auf, sodass dieses mobil überall auf jedem Stuhl flexibel eingesetzt werden kann.
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Die Oberfolie und die Unterfolie sind an ihren Randbereichen vollumfänglich miteinander verbunden.
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Vorzugseise sind die Oberfolie und die Unterfolie unlösbar miteinander verbunden.
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Die Oberfolie und die Unterfolie bilden innerhalb der Randbereiche genau eine öffnungsfreie Kammer aus.
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Das Sitzkissen weist folglich kein Ventil, keine Düse und/oder keinen Stöpsel auf. Damit wird die Gefahr eines Druckpunkts, der einen Dekubitus auslösen könnte, erheblich reduziert.
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Schließlich weist das Sitzkissen eine in der Kammer eingeschlossene Flüssigkeit auf.
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Die Oberfolie und die Unterfolie schließen gewissermaßen einen Flüssigkeitskern des Sitzkissens ein, sodass die Flüssigkeit im Kissenkern frei fließen kann.
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Durch die Flüssigkeit, die in der Kammer - im Gegensatz zu einem Sitzkissen mit mehreren Kammern - frei fließen kann, verteilt sich die Flüssigkeit im Kissen so, dass immer ein maximaler Körperkontakt zum Gesäß eines Benutzers gewährleistet ist. Dadurch ist die Druckfläche maximal und der punktuelle Gewebsdruck auf die Gesäßhaut minimal.
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Der durch das Körpergewicht des Benutzers entstehende Druck wird durch die Flüssigkeit gleichmäßig auf die gesamte Fläche verteilt. Somit gibt es keine Druckspitzen, die schädigen bzw. schmerzen könnten.
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Durch die frei fließende Flüssigkeit kommt es zu ständigen Microbewegungen im gesamten Sitzbereich und dadurch zu ständigen kurzen Entlastungsphasen für das Gewebe des Gesäßes. Daher gibt es keinen Dauerdruck auf das Gesäß des Benutzers.
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Diese Entlastungsfunktion des Sitzkissens führt sowohl zu einem besseren Sitzen, als auch zu einer besseren Durchblutung des Gesäßes. Dies fördert zudem die Wundheilung des Dekubitus, da das Gesäß entlastet wird. Das Sitzkissen fördert beispielsweise ein Abheilen der Wunden, obwohl der Benutzer sitzt und nicht die meiste Zeit liegen muss, um die Wunden zu entlasten.
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Durch diese Microbewegungen kommt es zudem zu ständig wechselnder Muskelaktivität der Rumpfmuskulatur, die dadurch entspannt und trainiert wird.
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Aufgrund der Spannung der Oberfolie und/oder der Unterfolie kann sich das Sitzkissen nicht in die Wunde drücken, was bei herkömmlichen Sitzkissen häufig auftritt. Folglich ist ein schmerzfreies oder zumindest deutlich schmerzreduziertes, langes Sitzen möglich.
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Durch die maximale Druckverteilung sorgt das Sitzkissen für einen minimalen Druck auf das Gesäßgewebe eines Benutzers. Ein statisches Sitzen wird aufgrund des ständigen Positionswechsels durch die Flüssigkeitsbewegung vermieden.
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Die Flüssigkeit ist vorzugsweise luftfrei in der Kammer eingeschlossen.
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Beispielsweise kann sich lediglich die Flüssigkeit in der Kammer befinden.
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Optional kann beispielsweise ein Textilmaterial, z.B. Fleece-Material, in der Kammer vorgesehen sein. Dieses kann sich mit der Flüssigkeit zumindest teilweise vollsaugen. Das Fleece-Material kann dazu dienen, die Bewegungen zu beruhigen.
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Weiterbildungen der Erfindung sind auch den abhängigen Ansprüchen, der Beschreibung sowie den beigefügten Zeichnungen zu entnehmen.
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Gemäß einer Ausführungsform ist die Flüssigkeit permanent in der Kammer eingeschlossen.
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Die Flüssigkeit wird vorzugsweise einmalig eingefüllt und verbleibt dann dauerhaft in der Kammer. Bevorzugt wird die Flüssigkeit somit nicht gewechselt.
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Nach einer weiteren Ausführungsform besteht die Flüssigkeit aus Wasser oder weist Wasser auf.
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Grundsätzlich sind ebenso andere, nichtviskose Flüssigkeiten denkbar. Gele oder dergleichen sind hingegen eher weniger geeignet, da diese nicht frei fließen.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform sind die Randbereiche der Oberfolie und der Unterfolie miteinander verklebt.
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Beispielsweise können die Randbereich mit einem PVC-Folienkleber miteinander verklebt sein.
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Ein Verkleben gewährleistet eine sichere und/oder dichte Verbindung zwischen der Oberfolie und der Unterfolie.
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Nach einer weiteren Ausführungsform sind die Randbereiche der Oberfolie und der Unterfolie miteinander, vorzugsweise thermisch, verschweißt.
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Ein Verschweißen gewährleistet eine sichere und/oder dichte Verbindung zwischen der Oberfolie und der Unterfolie.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform umfasst die Oberfolie und/oder die Unterfolie ein Kunststoffmaterial, vorzugsweise PVC, oder besteht daraus.
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Beispielsweise kann es sich um eine PVC-LKW-Folie handeln. Grundsätzlich sind jedoch auch andere Folien denkbar.
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Das Sitzkissen, vorzugsweise die Oberfolie und/oder die Unterfolie, ist vorzugsweise äußerst robust und/oder langlebig. Ferner kann das Sitzkissen hohen Druckbelastungen, beispielsweise Dauerbelastungen von bis zu 200 kg, standhalten.
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Nach einer weiteren Ausführungsform weist die Oberfolie und/oder die Unterfolie eine quadratische Grundfläche auf.
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Durch die quadratische Grundfläche wird das Positionieren auf einem Stuhl vereinfacht.
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Grundsätzlich ist die Form der Grundfläche jedoch beliebig. So sind beispielsweise rechteckförmige Grundflächen mit unterschiedlichen Längen und Breiten sowie runde und/oder ovale Grundflächen denkbar.
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Gemäß einer weiteren Ausführungsform weist die Oberfolie und/oder die Unterfolie eine Grundfläche zwischen 30 cm x 30 cm und 60 cm x 60 cm, vorzugsweise zwischen 40 cm x 40 cm und 50 cm x 50 cm, bevorzugt von 46 cm x 46 cm, auf.
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Die Größe ist grundsätzlich beliebig und kann an die jeweiligen Erfordernisse angepasst sein.
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Die Randbereiche können beispielsweise zwischen 0,5 cm und 10 cm breit sein. Beispielsweise wird die Breite der Randbereiche derart gewählt, dass eine sichere Verbindung zwischen der Oberfolie und der Unterfolie ermöglicht wird.
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Die Erfindung betrifft auch ein Verfahren zum Herstellen eines erfindungsgemäßen Sitzkissens.
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Zunächst können die Oberfolie und die Unterfolie optional auf die gewünschte Größe zugeschnitten werden.
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Die Oberfolie und die Unterfolie werden an ihren Randbereichen miteinander verbunden, beispielsweise verklebt und/oder verschweißt. Hierbei wird eine Zuführöffnung ausgespart.
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Vorzugsweise können hierzu die Oberfolie und/oder die Unterfolie mit Hilfe einer Schablone oder maschinell an den Randbereichen mit einem Folienkleber versehen, z.B. bestrichen, werden, wobei ein kleiner Bereich zum Zuführen der Flüssigkeit ausgespart wird. Anschließend werden die Oberfolie und die Unterfolie aufeinandergelegt, gepresst und bis zum Aushärten des Klebers zur Seite gelegt.
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Die Flüssigkeit, z.B. Wasser, wird über die Zuführöffnung in die Kammer gefüllt.
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Schließlich wird die Zuführöffnung permanent geschlossen, z.B. verklebt und/oder verschweißt.
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Somit ist die Flüssigkeit im Kern des Sitzkissens eingeschlossen. Dieses Vorgehen ermöglicht es, ein Sitzkissen ohne ein störendes Ventil herzustellen.
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Alternativ kann beispielsweise ein selbstschließendes Ventil vorgesehen sein. Die Kammer kann hierbei z.B. über eine Spritze gefüllt werden. Wird die Spritze entfernt, ist das Ventil dicht und/oder dauerhaft geschlossen.
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Die Erfindung betrifft auch die Verwendung eines erfindungsgemäßen Sitzkissens zur Reduzierung der Gefahr von Dekubitus.
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Das Sitzkissen verbessert das Sitzen und die Durchblutung des Gesäßes. Durch die Entlastung des Gesäßes wird die Wundheilung des Dekubitus gefördert.
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Alle hier beschriebenen Ausführungsformen und Bauteile der Vorrichtung sind vorzugsweise dazu ausgebildet, nach dem hier beschriebenen Verfahren hergestellt zu werden. Ferner können alle hier beschriebenen Ausführungsformen der Vorrichtung sowie alle hier beschriebenen Ausführungsformen des Verfahrens jeweils miteinander kombiniert werden, vorzugsweise auch losgelöst von der konkreten Ausgestaltung, in deren Zusammenhang sie erwähnt werden.
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Die Erfindung wird im Folgenden beispielhaft unter Bezugnahme auf die Zeichnungen beschrieben. Es zeigen:
- 1 eine Schnittansicht einer Ausführungsform eines erfindungsgemäßen Sitzkissens, und
- 2 eine Draufsicht des Sitzkissens gemäß 1.
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Zunächst ist zu bemerken, dass die dargestellten Ausführungsformen rein beispielhafter Natur sind. So können einzelne Merkmale nicht nur in der gezeigten Kombination, sondern auch in Alleinstellung oder in anderen technisch sinnvollen Kombinationen realisiert sein. Beispielsweise können die Merkmale einer Ausführungsform beliebig mit Merkmalen einer anderen Ausführungsform kombiniert werden. Beispielsweise kann die Form des Sitzkissens variieren.
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Enthält eine Figur ein Bezugszeichen, welches im unmittelbar zugehörigen Beschreibungstext nicht erläutert wird, so wird auf die entsprechenden vorhergehenden bzw. nachfolgenden Ausführungen in der Figurenbeschreibung Bezug genommen. So werden für gleiche bzw. vergleichbare Bauteile in den Figuren dieselben Bezugszeichen verwendet und diese nicht nochmals erläutert.
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1 zeigt ein Sitzkissen mit einer Oberfolie 10 und einer Unterfolie 12.
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Die Oberfolie 10 und die Unterfolie 12 sind an ihren Randbereichen 14 vollumfänglich miteinander verbunden.
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Innerhalb der Randbereiche 14 ist genau eine öffnungsfreie Kammer 16 ausgebildet, in welche eine Flüssigkeit 18 eingeschlossen ist.
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In 2 ist eine Draufsicht des Sitzkissens dargestellt. Die Unterfolie 12 ist hierbei verdeckt.
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Der Randbereich 14 der Oberfolie 10 ist an seiner Unterseite mit einer Oberseite des Randbereichs 14 der Unterfolie 12 verbunden, z.B. verklebt und/oder verschweißt.
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Dadurch wird die in der Kammer 16 eingeschlossene Flüssigkeit 18 sicher gehalten.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Oberfolie
- 12
- Unterfolie
- 14
- Randbereich
- 16
- Kammer
- 18
- Flüssigkeit