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Die Erfindung betrifft einen Hocker für sportliche und therapeutische Anwendungen, bestehend aus mindestens einem in Funktion vertikal angeordneten Stützfuß, dessen unterer Abschnitt auf einer horizontalen Bodenfläche abstützbar ist und auf dessen oberem Abschnitt die Unterseite eines Sitzes abstützbar ist.
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Für verschiedenartige sportliche und therapeutische Anwendungen werden Übungsgeräte mit einer gewölbten Sitzfläche (z.B. Sitzball) oder mit einer weitgehend ebenen Sitzfläche (z.B. Turnbank) verwendet, auf denen sich der Übende mit seinem Gesäß abstützen kann.
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Für wenig trainierte Nutzer und für Nutzer mit Beschwerden im Bewegungsapparat werden dabei oftmals Hocker verwendet, die einfach zu handhaben sind und unterschiedliche Übungen in verschiedenen Körperhaltungen ermöglichen. Durch die Abstützung vom Gesäß auf der Sitzfläche wird der Übende wesentlich von seinem Körpergewicht entlastet, so dass während der Übungen schnelle Ermüdungserscheinungen, krampfartige Schmerzen in den Beinen und ähnliche Beschwerden vermieden oder zumindest erheblich reduziert werden.
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Um die Übungsmöglichkeiten mit diesbezüglichen Hockern zu erweitern, wurden bereits mehrfach Hocker mit einer spezifisch ausgestalteten Sitzfläche vorgeschlagen.
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So beschreibt
DE 10 2004 046 785 A1 einen sog. Kippelsitz, der vorzugsweise als Hocker mit einem mittig angeordneten Stützfuß ausgestaltet ist. Am Übergangsbereich von Stützfuß und Sitzfläche ist ein Kugelgelenk angeordnet. Im unbenutzten Zustand nimmt die Sitzfläche durch einen mechanischen Anschlag einen definierten Kippwinkel ein. Sobald sich ein Nutzer auf die Sitzfläche setzt, kann er durch Körperbewegungen die Sitzfläche über das Kugelgelenk in eine Gleichgewichtsposition verlagern und in dieser Position halten.
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Aus
EP 1 430 811 A1 ist ein Hocker bekannt, bei dem der Sitz ebenfalls gegenüber einem Stützfuß verstellbar ist. Hierfür ist am Stützfuß eine Querachse gelagert, um die der Sitz ausgehend von einer horizontalen Neutralstellung um vorzugsweise etwa 30° schwenkend in seiner Neigung einstellbar ist. Sobald sich ein Nutzer auf die Sitzfläche setzt, kann er auch bei dieser Konstruktion durch seine Körperbewegung die Sitzfläche in eine andere Neigung verlagern, vorzugsweise in eine Gleichgewichtsposition.
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Die beiden oben erläuterten und weitere gattungsgemäße Konstruktionen sind grundsätzlich geeignet, um das Balancegefühl und die Motorik sowie die Gesäß- und Rückenmuskulatur der mit solchen Hockern übenden Personen zu verbessern. Dennoch haben sie bisher am Markt nur geringe Akzeptanz erreichen können. Einerseits ist das durch den notwendigen Kippmechanismus zwischen dem Hockergestell und dem Sitz begründet, der gegenüber einem konventionellen Hocker zusätzlichen Aufwand für Herstellung und Wartung erfordert, so dass sich letztlich zwangsläufig die Kosten erhöhen. Andererseits können bei diesem Konstruktionsprinzip plötzlich unerwartete Kippbewegungen auftreten, welche die Standsicherheit des gesamten Hockers beeinträchtigen und zumindest für wenig trainierte oder körperbehinderte Nutzer Probleme und im ungünstigsten Fall auch Verletzungen ergeben können.
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Aufgabe der Erfindung ist es, einen für sportliche und therapeutische Anwendungen geeigneten Hocker zu schaffen, der im Übungsbetrieb eine hohe Standsicherheit aufweist und der durch seine Ausgestaltung eine Vielzahl unterschiedlicher Bewegungsabläufe für eine übende Person ermöglicht.
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Die Aufgabe wird gelöst, indem der Stützfuß des Hockers vier separate L-förmige Segmente aufweist, wobei der jeweils längere Abschnitt jedes Segmentes vertikal und der jeweils kürzere Abschnitt jedes Segmentes horizontal angeordnet ist. Auf dem jeweils kürzeren Abschnitt jedes Segmentes ist die Unterseite des Sitzes abgestützt. Der Sitz weist eine partiell kreisrunde Sitzfläche auf, die beidseits ihrer kreisförmigen Außenkontur in eine, die beiden kreisförmigen Abschnitte verbindende gerade Außenkontur übergeht. Weiterhin ist der Sitz ausgehend von einer in der Sitzfläche parallel zur geraden Außenkontur verlaufenden Linie bis zu der durch die gerade Außenkontur gebildeten Außenkante mit einer nach unten zunehmenden Neigung ausgestaltet.
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Durch die Kontur der Sitzfläche mit der partiellen Neigung sind vielfältige Übungen möglich, um durch Gleichgewichtsbewegungen das Balancegefühl, die Motorik und die Koordination des Übenden spielerisch zu trainieren, wobei primär Gesäß- und Rückenmuskulatur gestärkt werden.
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Eine Ausgestaltung schlägt vor, dass an den L-förmigen Segmenten der Übergang zwischen dem längeren Abschnitt und dem kürzeren Abschnitt bogenförmig ausgestaltet ist. Vorzugsweise haben die L-förmigen Segmente einen leistenförmigen Querschnitt, so dass die Bogenkontur zwischen dem längeren und dem kürzeren Abschnitt in einfacher Weise erzeugt werden kann.
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Eine Ausgestaltung schlägt vor, dass die separaten L-förmigen Segmente des Stützfußes · symmetrisch zueinander angeordnet sind. Somit wird eine besonders stabile Abstützung des Hockers auf der jeweiligen Bodenfläche erreicht.
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Eine Ausgestaltung schlägt vor, dass zwischen jeweils zwei gegenüberliegend angeordneten L-förmigen Segmenten des Stützfußes eine Querstrebe als Verbindungselement angeordnet ist. Die Querstreben verbessern zusätzlich die Stabilität und folglich die Standsicherheit des Hockers. Gleichzeitig ermöglichen sie weitere Übungsmöglichkeiten, indem beispielsweise sportliche Übungsmittel wie Bänder und dergleichen an den Querstreben befestigt werden können.
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Eine Ausgestaltung schlägt vor, dass die beiden Querstreben im ihrem mittleren Abschnitt jeweils eine zueinander kongruente stufenförmige Ausnehmung aufweisen. Somit können zwei Querstreben spiegelbildlich in Kreuzform miteinander verbunden werden. Dies ergibt eine nochmals verbesserte Stabilität des Hockers und eine optisch ansprechende Kontur, weil beide Querstreben in derselben Ebene verlaufen.
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Eine Ausgestaltung schlägt vor, dass die Verbindungselemente zwischen dem Sitz und den L-förmigen Segmenten des Stützfußes sowie zwischen den L-förmigen Segmenten des Stützfußes und den Querstreben jeweils als Einschraubmuffe mit zugeordneter Innensechskant-Rundkopfschraube ausgestaltet sind. Dies ist eine aus der Möbelindustrie bekannte und bewährte Verbindungstechnik, die eine einfache Montage und eine dauerhaft lagefixierte Verbindung der Bauteile gewährleistet.
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Vorzugsweise besteht der gesamte Hocker mit dem Sitz, den L-förmigen Segmenten und den Querstreben aus einem Holzwerkstoff, der für den Nutzer ein angenehmes Sitzgefühl und ein insgesamt gutes haptisches Empfinden ergibt.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. Es zeigen.
- 1 den Hocker in Seitenansicht
- 2 den Hocker gemäß 1 in perspektivischer Ansicht
- 3 den Sitz in perspektivischer Ansicht von schräg oben
- 4 den Sitz in Draufsicht von unten
- 5 ein L-förmiges Segment als separates Bauteil in perspektivischer Ansicht
- 6 eine Querstrebe als separates Bauteil in perspektivischer Ansicht
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Der in der Zeichnung dargestellte Hocker 1 ist für zahlreiche sportliche und therapeutische Anwendungen geeignet. Der Hocker 1 besteht aus mindestens einem vertikal angeordneten Stützfuß, dessen unterer Abschnitt auf einer horizontalen Bodenfläche abstützbar ist und auf dessen oberem Abschnitt die Unterseite eines Sitzes 2 abstützbar ist. Ein derartiger Aufbau ist an sich bekannt.
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Aus 1 und 2 ist ersichtlich, dass der Stützfuß vier separate L-förmige Segmente 3 aufweist, die in 5 nochmals als einzelnes Bauteil dargestellt sind. Die L-förmigen Segmente 3 weisen einen leistenförmigen Querschnitt auf. Von jedem Segment 3 ist der jeweils längere Abschnitt 31 vertikal und der jeweils kürzere Abschnitt 32 horizontal angeordnet. Die untere Stirnfläche der jeweils längeren Abschnitte 31 bildet die Abstützfläche des Hockers 1 auf einer zugeordneten Bodenfläche. Auf dem jeweils kürzeren Abschnitt 32 jedes Segmentes 3 ist die Unterseite des Sitzes 2 abgestützt. Der Übergang zwischen dem längeren Abschnitt 31 und dem kürzeren Abschnitt 32 ist bogenförmig ausgestaltet.
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Der Sitz 2 weist eine partiell kreisrunde Sitzfläche 21 auf, die beidseits ihrer kreisförmigen Außenkontur in eine, die beiden kreisförmigen Abschnitte verbindende gerade Außenkontur 22 übergeht. Aus 3 ist ersichtlich, dass der Sitz 2 ausgehend von einer in der Sitzfläche 21 parallel zur geraden Außenkontur 22 verlaufenden Linie 23 bis zu der durch die gerade Außenkontur 22 gebildeten Außenkante mit einer nach unten zunehmenden Neigung ausgestaltet ist. Die Linie 23 markiert dabei den Übergang von der geraden zu der geneigten Sitzfläche.
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Die vier separaten L-förmigen Segmente 3 des Stützfußes sind - wie auch in der Zeichnung dargestellt - vorzugsweise symmetrisch zueinander angeordnet.
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Dabei ist zwischen zwei gegenüberliegend angeordneten L-förmigen Segmenten 3 des Stützfußes jeweils eine zusätzliche Querstrebe 4 als Verbindungselement angeordnet, die in 6 nochmals als einzelnes Bauteil dargestellt ist. Die Querstreben 4 weisen in ihrem mittleren Abschnitt jeweils eine stufenförmige Ausnehmung 41 auf. Somit können zwei derartige Querstreben 4 spiegelbildlich und rechtwinklig ineinander gelegt werden, so dass sie ein kreuzförmiges Verbindungselement ausbilden, dass die L-förmigen Segmente 3 des Stützfußes miteinander verbindet.
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Die weiteren Verbindungselemente des Hockers 1 zwischen dem Sitz 2 und den L-förmigen Segmenten 3 des Stützfußes sowie zwischen den L-förmigen Segmenten 3 des Stützfußes und den Querstreben 4 sind vorzugsweise jeweils als eine Einschraubmuffe mit zugeordneter Innensechskant-Rundkopfschraube ausgestaltet. Diese Verbindungen sind in 1 und 2 durch Punkte ohne Bezugszeichen am Übergang der L-förmigen Segmente 3 zu den Querstreben 4 stilisiert. Dabei ist aus 5 und 6 die Anordnung der hierfür notwendigen Bohrungen und Ausnehmungen an den L-förmigen Segmenten 3 und an den Querstreben 4 ersichtlich. Außerdem ist in 4 beispielhaft ein Muster zur Anordnung von Sackbohrungen zur Aufnahme der Einschraubmuffen an der Unterseite des Sitzes 2 stilisiert.
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Der gesamte Hocker mit dem Sitz 2, den L-förmigen Segmenten 3 und den Querstreben 4 besteht vorzugsweise aus einem Holzwerkstoff.
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Bei der Nutzung eines solchen Hockers 1 für sportliche oder therapeutische Anwendungen setzt sich der Übende mit seinem Gesäß auf den Sitz 2 derart, dass seine Beine in Richtung der durch die gerade Außenkontur 22 gebildeten Außenkante gerichtet sind. Mit Bezug auf 1 ist somit der Rücken des Übenden rechts angeordnet und die Oberschenkel links auf dem Abschnitt mit der nach unten zunehmenden Neigung. Dabei bewirkt der gerade Abschnitt der Sitzfläche für den Übenden eine Neutralstellung mit „Ausschalten“ der Beine mit aktivem Aufrichten der Wirbelsäule und gleichmäßigem Druck auf den Sitzbeinhöcker. Gleichzeitig bewirkt der schräge Abschnitt der Sitzfläche eine Entlastung des Beckens über die Stellung der Beine. Weiterhin ermöglicht die ergonomisch abgerundete Sitzfläche eine gute Armfreiheit. Somit sind zahlreiche Bewegungsübungen üblich, mit denen sowohl das Balancegefühl und die Motorik trainiert als auch die Gesäß- und Rückenmuskulatur gestärkt werden können.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Hocker
- 2
- Sitz
- 21
- partiell kreisrunde Sitzfläche
- 22
- gerade Außenkontur / Außenkante
- 23
- Linie am Übergang von gerader zu geneigter Sitzfläche
- 3
- L-förmiges Segment vom Stützfuß
- 31
- längerer Abschnitt am L-förmigen Segment (vertikal)
- 32
- kürzerer Abschnitt am L-förmigen Segment (horizontal)
- 4
- Querstrebe
- 41
- stufenförmige Ausnehmung
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 102004046785 A1 [0005]
- EP 1430811 A1 [0006]