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Die vorliegende Erfindung betrifft eine Friseurberufsbekleidung mit mindestens einem Obermaterial, das mit einem Farbstoff eingefärbt ist.
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Friseurberufsbekleidung soll während der Ausübung des Friseurhandwerks getragen werden und bietet als Arbeitskleidung Schutz vor berufsbedingtem Kontakt mit bekannten Haarbehandlungsprodukten. Diese Haarbehandlungsprodukte umfassen unter anderem Haarpflegemittel, Haarwaschmittel, Haarfärbemittel, Haarlacke, Haargele und insbesondere auch Chemikalien zur Haarentfernung, Haaraufhellung, permanenten Haarumformung, zum Beispiel für eine Dauerwelle und/oder zur Verlängerung von Haaren.
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Die vorgenannten Chemikalien und Haarbehandlungsprodukte werden bei typischen und wichtigen Arbeitsvorgängen des Friseurs eingesetzt und enthalten z. B. oxidierend wirkende Chemikalien wie Wasserstoffperoxid, ein Peroxosulfatderivat – kurz Persulfat, sowie alkalische Mittel wie z. B. Ammoniak und Ammoniakderivate, insbesondere Diamine, wie 2,5-Toluoldiamin, Resorcinol, Toluol usw., die als Bestandteile bei einer Blondierung beziehungsweise bei einer Haarfärbung vom Friseurhandwerk als Chemikalien eingesetzt werden.
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In einer Blondierung enthaltene Bleichmittel bauen quasi die Farbe, also mindestens einen Farbstoff, aus einem Stoff des Obermaterials ab. Aus diesem Grund ist auf der Arbeitskleidung auch kein Fleck im eigentlichen Sinne, sondern die Farbe wurde herausgezogen oder chemisch verändert, insbesondere wird der Farbstoff dabei abgebaut. Ein Fleck wäre eine zusätzliche Schicht auf den Fasern des Stoffes; diesen Fleck könnte man – beispielsweise mit einem Fleckentferner – wegbekommen. Nicht so bei der Blondfärbung – in diesem Fall ist eine Schicht, beispielsweise eine farbstoffhaltige Schicht, weniger auf einem Kleidungsstück.
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Die typische klassische Arbeitskleidung des Friseurs wird bisher durch den Umgang mit Chemikalien enthaltenden Arbeitsmitteln wie Wasserstoffperoxid, Persulfate und alkalische Mittel zwangsweise beschädigt, ausgebleicht und letztlich unbrauchbar.
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Es ist eine Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine Friseurberufsbekleidung der eingangs genannten Art so zu verbessern, dass die vorstehend genannten Nachteile vermieden werden.
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Diese Aufgabe wird mit den Merkmalen des Schutzanspruchs 1 gelöst. Erfindungsgemäß ist das Obermaterial des Kleidungsstücks gegen Haarbehandlungsprodukte farbstabil. Es tritt keinerlei sichtbare Farbänderung bei in Kontakt bringen des Kleidungsstücks mit dem Haarbehandlungsmittel ein. Keinerlei sichtbare Farbänderung bedeutet im Sinne dieser Beschreibung, dass spätestens nach Waschen beziehungsweise Entfernen des Haarbehandlungsprodukts sich die ursprüngliche Farbe des Obermaterials wieder einstellt.
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Dazu kann das Obermaterial mit farbigen Kunstfasern durchsetzt sein, die gegenüber den Chemikalienkonzentrationen an oxidierend wirkenden Mitteln und/oder alkalischen Mitteln über viele Stunden bei Raumtemperatur chemisch stabil sind. Solche Fasern findet man beispielsweise in der Bademode, wo farb-, waschechte und gegenüber Hypochlorit und Chlor resistente Farbfasern zum Einsatz gebracht werden. Solche von sich aus gefärbten Fasern – also Fasern aus farbigem Fasermaterial – können mit Baumwollfasern versponnen werden und ein entsprechend ansehnliches, farbiges Obermaterial bilden.
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Das Obermaterial kann mit üblichen Färbetechniken eingefärbt sein und anschließend mit einer Beschichtung imprägniert werden, so dass ein chemischer Kontakt zwischen dem Farbstoff des Obermaterials und dem Haarbehandlungsprodukt dauerhaft und vollständig verhindert werden kann. Dabei dringt das Haarpflegeprodukt nicht mehr in das Obermaterial ein, sondern kann oberflächlich entfernt werden. Solch ein „Lotuseffekt” lässt sich beispielsweise durch eine nach der Färbung des Obermaterials aufgebrachte Polysiloxan-Beschichtung herstellen.
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Nach einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung ist es vorgesehen, dass das mit dem Farbstoff eingefärbte Obermaterial gegen Hypochlorit nach DIN EN ISO 105: N01 auf einer fünfstufigen Referenzskala mindestens eine drei oder eine vier erreicht und/oder gegen Wasserstoffperoxid nach DIN EN ISO 105: N03 auf einer achtstufigen Blauwollskala mindestens eine sechs, eine sieben oder eine acht erreicht.
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Für eine Prüfung der Farbstabilität einer erfindungsgemäßen Friseurberufsbekleidung gegenüber einem Haarbehandlungsprodukt kann ein Abschnitt, insbesondere mit einem Abschnitt vom Obermaterial, in eine Zubereitung mit alkalischen und/oder oxidierend wirkenden Chemikalien bei Raumtemperatur für etwa sechs bis zehn Stunden, optional für etwa sechs bis acht Stunden eingebracht werden. Typische Arbeitsbekleidung wird erfahrungsgemäß nach Kontakt mit dem Haarbehandlungsprodukten spätestens am Ende eines Arbeitstages gereinigt. Die zu erwartende Kontaktdauer beträgt somit bis zu zehn Stunden. Die Konzentration der in der Zubereitung enthaltenen Chemikalien richtet sich im Wesentlichen nach der Konzentration der alkalischen Mittel und oxidierend wirkenden Mittel in den Haarbehandlungsprodukten.
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Bei Haarbleichungsmitteln werden zwischen etwa 3% bis etwa 18% Wasserstoffperoxid enthaltende Lösungen eingesetzt. Ein für die Prüfung der Farbbeständigkeit gegenüber Haarbleichungsmitteln geeignete Zubereitung enthält erfindungsgemäß zwischen etwa 1,9% bis etwa 12%, wahlweise zwischen etwa 6% bis etwa 12%, optional zwischen etwa 9% bis etwa 12% bezogen auf das Gewicht der Zubereitung an chemisch wirksamem Peroxid, beispielsweise in Form einer wässrigen Zubereitung von Wasserstoffperoxid und/oder Persulfat.
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Bei den Haarfärbemitteln sind neben den oxidierenden Chemikalien auch Oxidationsbasen enthalten, deren Bestandteil auf ca. 6 Gewichtsprozent begrenzt ist. Für die Prüfung auf Farbstabilität kann die Zubereitung bis zu etwa 6 Gewichtsprozent einer typischen Oxidationsbase wie 2,4-Diaminotoluol, 2-Aminophenol, 3-Aminophenol, 4-Aminophenol, Resorcin 1,3-Diaminobenzol oder eine Mischung der vorstehend genannten Chemikalien enthalten.
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Als Referenzskala für die Prüfung der Farbstabilität nach dieser Erfindung können die käuflich erwerbbaren Skalen, insbesondere eine Blauwollskala, nach der beschriebenen ISO Normung verwendet werden. Solche Referenzskalen sind zum Beispiel von der Fa. testex GmbH & Co. KG in Bad Münstereifel zu erwerben. Zur Begutachtung werden die zu prüfenden Abschnitte der eingefärbten Friseurarbeitskleidung nach Entnahme aus der Zubereitung im kaltem Wasser kurz gespült und bei Raumtemperatur getrocknet. Ein Vergleich mit der Referenzskala erfolgt dann in einem Tageslichtsimulator.
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Eine vorteilhafte Weiterbildung der vorliegenden Erfindung ist so ausgestaltet, dass der Farbstoff aus einer Gruppe bestehend aus einem Küpenfarbstoff, einem Indanthrenfarbstoff, einem Indigofarbstoff, einem Carbonylfarbstoff, einem Phthalocyaninfarbstoff oder einem Gemisch aus einer Auswahl der Farbstoffe der Gruppe ausgewählt ist.
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Küpenfarbstoffe sind kostengünstig, leicht zur Einfärbung von Obermaterialien wie Baumwollfasern verarbeitbar und zeichnen sich durch eine sehr große Vielfalt von Farben aus. Insbesondere lassen sich wasch- und chemikalienechte Färbungen dadurch erzeugen, das nach Einbringen des Obermaterials in die Küpe das frisch eingefärbte Obermaterial noch mit einer der vorstehend genannten Zubereitungen „gespült” wird. Besonders geeignet für das Einfärben des Obermaterials nach dieser Erfindung haben sich die als Küpenfarbstoff einsetzbaren Indanthrenfarbstoffe gezeigt.
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Als Carbonylfarbstoff kommt beispielsweise ein cis- und ein trans-Isomeres aus 1,4,5,8-Naphthalintetracarbonsäure und 1,2-Diaminobenzol, bekannt als Indanthrenbordeaux RR oder Indanthrenbrillantorange GR, siehe Formel I und II, in Betracht. Geeignet als Indigofarbstoff ist z. B. 2,2'-Bis-(Benzothiophen-3,3'-dion), Formel III, als Thioindigo oder Indanthrenbrillantrosa R bezeichnet. Indanthrenbrillantblau 3G, Formel IV, kann als Vertreter der Phthalocyaninfarbstoffe als Farbstoff für die erfindungsgemäße Herstellung des Obermaterials eingesetzt werden.
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Indanthron, Formel V, ist ein Molekül, das in der Forschung und Entwicklung wegen seiner katalytischen und optischen Eigenschaften als Farbmittel verwendet wird. Es ist Chlor und Wasserstoffperoxid resistent. Bekannt ist das als Farbstoff eingesetzte Farbmittel auch unter dem Markennamen Indanthren, der nach dort erfolgten Entdeckung 1901 von der BASF angemeldet wurde, sowie unter 6,15-Dihydroanthrazin-5,9,14,18-tetron, Pigment Blue 60 oder auch unter der sogenannten Colour-Indexnummer C. I. 69800.
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Indanthren ist ein Farbmittel für Textilien. Mit Indanthren eingefärbte Fasern genügen höchsten Ansprüchen an Wasch-, Koch-, UVA- und UVB-, Wetter- und Chlor-Echtheit. Indanthren hält den im Friseurhandwerk eingesetzten, oxidierend wirkenden Substanzen stand und ist bis etwa 200°C chemisch stabil. Durch die Eigenschaften des Moleküls wird die Arbeitskleidung nun geschützt und deutlich haltbarer gemacht. Die mögliche Tragedauer wird um ein Vielfaches verlängert, das äußere Erscheinungsbild bleibt lange tadellos. Zusätzlich kann die Kleidung durch die spezielle Behandlung als Arbeitskleidung steuerlich anerkannt werden. Obendrein ist es durch die längere Haltbarkeit gut für den Umweltschutz.
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Die erfindungsgemäße Friseurberufsbekleidung kann unabhängig von neuen Schnittmustern und Formen für Männer und Frauen ausgelegt sein. Der Begriff Friseur umfasst im Rahmen dieser Beschreibung selbstverständlich auch die Berufsbekleidung einer Friseurin. Hierunter laufen auch Kombinationen von Polos, T Shirts, Hosen, Blusen, Hemden, usw.. Die Berufsbekleidung kann nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung in Form einer Jacke, eines Kittels, einer Schürze, eines schulteraufliegenden Bekleidungsstücks in Form einer Weste, eines Ponchos oder eines Überwurfs ausgebildet sein.
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Die erfindungsgemäße Friseurberufsbekleidung kann weiterhin derart vorteilhaft weitergebildet werden, dass die Berufsbekleidung im Brustbereich, im Bauchbereich, im Unterarmbereich und/oder auf seiner Vorderseite mit dem Obermaterial belegt ist oder aus diesem mit dem Farbstoff eingefärbten Obermaterial hergestellt ist. Das hochwertig und strapazierfähige Obermaterial erstreckt sich erfindungsgemäß nur auf solche Abschnitte, die bei Ausübung des Friseurhandwerks mit den vorstehend genannten Chemikalien in Kontakt kommen. Beispielsweise kann die Innenseite des Bekleidungsstücks nicht mit dem Farbstoff eingefärbt sein oder der Rückenteil aus einem weniger widerstandsfähigen Obermaterial gefertigt sein.
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Es ist eine weitere Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zum Herstellen einer Friseurberufsbekleidung mit den vorstehend beschriebenen technischen Merkmalen anzugeben.
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Dazu kann es vorgesehen werden, dass das Friseurberufsbekleidungsstück in eine Flotte mit dem Farbstoff eingebracht wird und nach Einfärben ein Obermaterial aufweist, dass gegenüber Haarbehandlungsmitteln farbstabil ist. Insbesondere wird bei diesem Herstellungsverfahren vor dem Spülen das Obermaterial mit einer Zubereitung in Kontakt gebracht, die etwa 1,9 Gew.-% bis etwa 12 Gew.-% Peroxid enthält.
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Ein alternatives Herstellungsverfahren sieht vor, dass das mit einem Farbstoff eingefärbte Obermaterial zugeschnitten wird und zu einer Friseurberufsbekleidung verarbeitet wird.
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Die Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen mit Bezug auf die beiliegenden Zeichnungen näher beschrieben. In den Zeichnungen zeigen:
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1 eine Friseurberufsbekleidung gemäß eines ersten Ausführungsbeispiels der Erfindung; und
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2 ein zweites Ausführungsbeispiel in Draufsicht.
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Sofern im Folgenden nichts anderes gesagt ist, gilt die folgende Beschreibung stets für alle Figuren und es beziehen sich gleiche Bezugszeichen stets auf dieselben konstruktiven Merkmale.
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Eine in 1 gezeigte Friseurberufsbekleidung 10 ist in Form einer Jacke für eine Friseurin ausgestaltet. Die Jacke ist mit einem Obermaterial 12 belegt, das mit mindestens einem Farbstoff eingefärbt ist. Dieser das Obermaterial 12 einfärbende Farbstoff ist Indanthren, dass gegen Haarbehandlungsprodukte farbstabil ist. Auch ein Kragen 14 und eine Knopfleiste 15 sind an der Jacke angebracht, die jeweils mit einem anderen Farbstoff eingefärbt sind. So ist der Kragen 14 mit Thioindigo rot eingefärbt und farbstabil gegen Spritzer von Haarbleichungsmittel. Die Knopfleiste 15 ist mit Indanthrenbrillantorange GR als Farbstoff eingefärbt und auch gegenüber Chemikalien eines Haarfärbemittels chemisch indifferent. Im Brustbereich 16 der Jacke ist zudem ein Logo 18 des Frisiersalons per Textildruck aufgedruckt. Zum Schutz vor Farbveränderungen durch auftreffende Haarbehandlungsprodukten ist das Logo 18 mit einer gegen oxidierend wirkende Chemikalien und alkalische Mittel chemisch stabilen Beschichtung abgedeckt.
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Diese Jacke wird aus entsprechend zugeschnitten Abschnitten hergestellt, die vorher mittels bekannter Textilfärbetechniken, insbesondere der Küpenfärberei, mit den Farbstoffen eingefärbt wurden.
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Die so erstellte Friseurberufsbekleidung 10 wird mittels Textildruck mit dem Logo 18 versehen und anschließend mit der Beschichtung oberflächlich versiegelt. Zur Prüfung der Farbechtheit gegenüber Haarbehandlungsprodukten wird ein Teststück der Jacke in ein Bad bei Raumtemperatur für ca. zehn Stunden eingelegt. Das Bad enthält im Sinne der DIN EN ISO 105 etwa 12 Gew.-% an Wasserstoffperoxid. Nach Zeitablauf wird das Teststück entnommen, gewässert und gespült. Nach dem Trocknen wird anhand einer Grauwertskala analog der DIN EN ISO 105 in einem Tageslichtsimulator die Farbänderung evaluiert. In diesem Ausführungsbeispiel wurde keine Farbänderung am Obermaterial 12 festgestellt. Dies bedeutet, dass der Farbstoff Indanthron farbstabil gegenüber den Haarbehandlungsprodukt ist.
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In 2 ist eine weitere Friseurberufsbekleidung 10 in Form eines Ponchos 20 für Männer dargestellt. Seine Vorderseite 22 wurde in eine Flotte eingetaucht und mit einem Farbstoff, hier dem besonders farbstabilen Indanthren, blau eingefärbt. Diese Vorderseite 22 verändert sich bei Inkontaktbringen mit Haarbleichungsmitteln nicht in Hinblick auf die Farbtiefe oder Farbton.
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Die vorliegende Erfindung offenbart besonders farbstabile Berufsbekleidung zum Einsatz im Friseurhandwerk. Solche Berufsbekleidung ist beispielsweise aus Marketinggründen nicht mehr unifarben und individuell gestaltet. Schon aus Kostengründen und zum Schutz der Umwelt soll solch aufwendig gestalteten Arbeitsbekleidung möglichst lange Verwendung finden. Dazu werden erfindungsgemäß nur solche Farbstoffe eingesetzt, die gegenüber den Inhaltsstoffen von Haarbehandlungsprodukten chemisch so stabil sind, dass keine Farbänderungen bei Auftreffen auf der Berufskleidung mehr eintreten.
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Bezugszeichenliste
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- 10
- Friseurberufsbekleidung
- 12
- Obermaterial
- 14
- Kragen
- 15
- Knopfleiste
- 16
- Brustbereich
- 18
- Logo
- 20
- Poncho
- 22
- Vorderseite
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- DIN EN ISO 105: N01 [0010]
- DIN EN ISO 105: N03 [0010]
- DIN EN ISO 105 [0031]
- DIN EN ISO 105 [0031]