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Kunststoff-Paneele mit korrespondierenden Kantenprofilen, die zu einem Fußbodenbelag ineinander gefügt werden können, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Insbesondere dünne Paneele mit 3 mm bis zu 10 mm, häufig mit ca. 5 mm Stärke sind nachgefragt, da sie als Fußbodenbelag bei Renovierungen dort verwendet werden können, wo andere aus Paneelen aufgebaute Fußbodenbeläge bzw. Parkett zu stark sind, so dass z. B. Türen gekürzt werden müssten.
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Während sich solche Kunststoff-Paneele z. B. aus PVC gut herstellen lassen, zeigt sich in der Praxis, dass sich die Kunststoff-Paneele nach einigen Wochen oder Monaten verformen, z. B. durch Spannungsabbau im Material oder durch Langzeit-Klimatisierungseffekte, insbesondere bei Kunststoff-Paneelen, die Weichmacher enthalten. Beim Verformen der Kunststoff-Paneele kann es auch vorkommen, dass sich Paneele im Bereich der Kantenprofile verformen. Dadurch öffnen sich unerwünschte Fugen zwischen den verlegten Paneelen. Die entstehenden Unebenheiten in der Oberfläche stören bei der Reinigung und Pflege des Fußbodenbelags und die Paneele stehen nach Verformung insbesondere der Kantenprofile nicht mehr miteinander im Eingriff.
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Es ist daher Aufgabe der Erfindung, einen Fußbodenbelag vorzuschlagen, der das dauerhaft sichere Verlegen von Kunststoff-Paneelen zu einem Fußbodenbelag gewährleistet.
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Diese Aufgabe wird gelöst mit einem Fußbodenbelag nach Anspruch 1.
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Ein Verfahren zum Herstellen eines Fußbodenbelags aus Kunststoff-Paneelen, die jeweils korrespondierende Kantenprofile mit Verriegelungsmitteln aufweisen, umfasst die Schritte:
- – mindestens abschnittsweises Beschichten des Kantenprofils mit einem Haftmittel
- – Fügen der korrespondierenden Kantenprofile, die mit Haftmittel versehen sind.
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Nach der Erkenntnis des Erfinders wird das Öffnen von Fugen verursacht durch das Verformen der Kunststoff-Paneele im Bereich der Kantenprofile, dort insbesondere im Bereich der Verriegelungsmittel. Die Verriegelungsmittel sind in der Regel als korrespondierende, schräg angeordnete Verriegelungsflächen ausgeformt, die bei ineinander gefügten Paneelen ein Auseinanderziehen in der Ebene der Paneele verhindern. Die Kantenprofile weisen zudem meist auch ein Nut- und Feder-Profil auf, dass die miteinander verbundenen Paneele in der Höhe zueinander justiert. An den kürzeren Querkanten haben sich nach oben offene Nut-und-Feder-Profile bewährt, die durch Absenken des mit der Feder versehenen Kantenprofils verbunden werden. Die Verriegelungselemente sind bevorzugt jeweils an Nut oder Feder des Kantenprofils angebracht. Beim Verformen der Kantenprofile kommt es zum Anheben des jeweils oberen oder unteren Verriegelungselementes sowie ggf. anderer Bestandteile des Kantenprofils wie Nut oder Feder.
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Dieses Anheben oder Verwinden des oberen oder unteren Verriegelungselementes gilt es nach den Vorstellungen des Erfinders zu verhindern, indem das Kantenprofil mindestens abschnittsweise mit einem Haftmittel beschichtet wird. Bevorzugt werden die Verriegelungsflächen mit einem Haftmittel beschichtet.
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Das Haftmittel kann als Klebstoff oder als Klebeband ausgebildet sein. Geeignet sind sämtliche Klebstoffe oder Klebebänder, die Kunststoffe kleben. Typische Klebstoffe sind Polymere, die silanmodifiziert sind, z. B. silanmodifizierte Polypropylenoxide oder andere silanmodifizierte Polymere, Acrylate, Acrylate in Mischung mit Co-polymeren oder Polyurethane. Geeignet sind auch Vinylchlorid-Polymere in Lösung. Der Klebstoff kann aufgestrichen, aufgesprüht, getropft, gewalzt, gegossen oder in sonstiger Weise aufgetragen werden. Das Aufbringen des Haftmittels kann werkseits oder bauseits erfolgen. Die Kunststoff-Paneele sind bevorzugt aus Polyvinylchlorid (PVC), können aber auch aus anderen Kunststoffen hergestellt sein, bevorzugt aus Polyethylenterephtalat (PET), Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) oder Mischungen der vorgenannten Werkstoffe.
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Das Haftmittel ist nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung nur abschnittsweise auf das Kantenprofil aufgetragen. Es hat sich gezeigt, dass z. B. ein punktuelles oder streifenweises Aufbringen des Haftmittels ausreicht, um ein Abheben der oberen Verriegelungsfläche zu verhindern.
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Nach einer bevorzugten Ausführung der Erfindung trägt das Haftmittel im Vergleich zu einem nicht mit Klebstoff versehenen Fußbodenbelag aus Kunststoff-Paneelen langfristig einen Ausziehwiderstand von mindestens 400 N/m auf. Dabei trägt das Haftmittel im Vergleich zum Fußbodenbelag ohne Haftmittel-Zusatz zum Ausziehwiderstand bis zu 350 N/m bei. Bevorzugt ist es, dass das Haftmittel bis zu 250 N/m zum Ausziehwiderstand beiträgt, vorteilhaft bis zu 100 N/m. Mindestens trägt das Haftmittel 50 N/m zum Ausziehwiderstand bei. Die Untergrenze ergibt sich dadurch, dass bei geringerem Einsatz von Haftmittel die Wirkung nicht ausreichend ist. Die Obergrenze ergibt sich dadurch, dass die Wirkung des Kantenprofils mit den Verriegelungselementen nach wie vor einen wesentlichen Teil des Ausziehwiderstands bewirkt. Der Einsatz des Haftmittels dient lediglich dazu, langfristig, d. h. nach einem Zeitraum von meist bis zu 4 Wochen auftretende Formveränderungen des Kunststoff-Paneels im Bereich der Kantenprofile zu verhindern.
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Als vorteilhaft wird bei der erfindungsgemäßen Lösung angesehen, dass die Vorteile des Kunststoff-Paneels, das mit ineinander greifenden Kantenprofilen verlegt wird, erhalten bleiben, insbesondere die sofortige Begehbarkeit des Fußbodenbelags. Bisher konnten Fußbodenbeläge aus Kunststoff, z. B. aus PVC, nur durch Verlegen von Fliesen oder Bahnen hergestellt werden, die vollflächig oder – ausschließlich bei kleinen Flächen – am Rand verklebt wurden. Die hier zum Einsatz kommenden Klebstoffe benötigen jedoch eine Abbindezeit von ca. 72 Stunden, so dass bis zum Begehen des Fußbodenbelags mindestens 3 Tage zu warten ist. Gleichzeitig werden große Mengen des Klebstoffs für das in der Regel erforderliche vollflächige Verkleben benötigt. Erfindungsgemäß werden jedoch nur außerordentlich geringe Mengen eingesetzt, weil der Klebstoff als Haftmittel nur einen geringen Beitrag zur Festigkeit der erfindungsgemäß vorgeschlagenen Verbindung beiträgt, die Kunststoff-Paneelen mit Kantenprofilen aufweist, deren Verriegelungsmitteln mindestens abschnittsweise mit Haftmittel versehen sind.
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Details der Erfindung werden nachfolgend an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert. Es zeigt:
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1 einen Schnitt durch den Kantenbereich eines erfindungsgemäßen PVC-Fußbodenbelags an einer Längskante
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2 einen Schnitt durch den Kantenbereich eines erfindungsgemäßen PVC-Fußbodenbelags an einer Querkante
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1 zeigt einen Fußbodenbelag 1, der aus Polyvinylchlorid-Paneelen, die Weichmacher enthalten (PVC-Paneelen) 2a und 2b aufgebaut ist. Der Fußbodenbelag 1 ist 5 mm stark.
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Das PVC-Paneel 2a weist einen Kantenbereich 4a auf, der als Nut ausgebildet ist, die eine obere Nutwange 6, einen Nutgrund 8 und eine untere Nutwange 10 aufweist, die sich zwischen der Oberseite 12 des Fußbodenbelags 1 und der Unterseite 14 des Fußbodenbelags erstreckt. Es handelt sich um eine Längskante eines rechteckigen Paneels. Die Oberseite 12 des Fußbodenbelags 1 ist in der Gebrauchslage dem Raum zugewandt, die Unterseite 14 liegt in der Gebrauchslage auf dem Untergrund auf.
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Das PVC-Paneel 2b weist einen Kantenbereich 4b auf, der als Feder 16 ausgebildet ist. Beim Fußbodenbelag 1 steht die Feder 16 des PVC-Paneels 2b mit dem PVC-Paneel 2a im Eingriff, weil die Feder 16 zwischen die obere Nutwange 6 und die untere Nutwange 10 ragt. Damit sind die PVC-Paneele 2a, 2b in der Höhe zueinander festgelegt. Die in 1 dargestellten Abmessungen können in weitem Rahmen variiert werden, z. B. können die Stärke der Nutwangen 6, 10 oder die Stärke der Feder 16 verändert werden.
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Die Kantenbereiche 4a, 4b weisen zudem Verriegelungselemente 18a, 18b auf. Die Verriegelungselemente sind als Verriegelungsfiäche 20a an der unteren Nutwange 10 ausgebildet, die zum Nutgrund 8 hin geneigt ist, sowie als Verriegelungsfiäche 20b, die an der Feder 16 ausgebildet ist und die vom Nutgrund 8 weg weist. Bezogen auf die Unterseite 14 des Fußbodenbelags 1 weisen die Verriegelungselemente 18a, 18b in der Regel eine annähernd gleiche Steigung auf. Wenn sich die PVC-Paneele 2a, 2b im Eingriff miteinander befinden aneinander an und verhindern ein Auseinanderziehen der Paneele 2a, 2b in einer Ebene, die parallel zur Oberseite 12 oder zur Unterseite 14 des Fußbodenbelags 1 verläuft. Lage, Neigung und Abmessung der Verriegelungselemente 18a, 19b können in weitem Umfang verändert werden. Beispiele hierzu sind dem Fachmann aus der Praxis bekannt.
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Bei einem 5 mm dünnen Fußbodenbelag 1 aus PVC-Paneelen kommt es häufig längere Zeit nach dem Verlegen, also ca. 4 Wochen nach dem Verlegen oder später, zu Formveränderungen von Paneelen, die sich zuerst an der Fuge 22 bemerkbar machen, die durch die aneinander angrenzenden PVC-Paneele gebildet wird. Die Formveränderungen 24, die in 1 am PVC-Paneel 2b gestrichelt dargestellt sind, wirken sich insbesondere im Kantenbereich 4a, 4b der Paneele sehr nachteilig aus, weil die Fuge 22 zwischen den PVC-Paneelen 2a, 2b geöffnet wird. Es entstehen Stolperkanten und die Verriegelungselemente 18a, 18b liegen nicht mehr wie vorgesehen aneinander an. Das Abheben der Verriegelungsflächen 20a, 20b voneinander führt dazu, dass der gewünschte Ausziehwiderstand von mindestens 400 N/M nicht mehr gegeben ist.
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Erfindungsgemäß wird das Kantenprofil 4a, 4b mindestens abschnittsweise mit einem Haftmittel, z. B. mit Vinylchlorid-Polymeren in Lösung beschichtet. Die Topfzeit, also die Zeit, in der der Klebstoff verarbeitet werden kann, bevor er aushärtet, ist bei diesem Klebstoff sehr kurz; er wird also bevorzugt beim Verlegen der PVC-Paneele aufgetragen. Der Klebstoff bindet sehr langsam ab. Während der Fußbodenbelag durch das Ineinandergreifen der Kantenprofile sofort begehbar ist, kann der Klebstoff ungestört abbinden.
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Der Klebstoff wird in der in 1 dargestellten Ausführungsform in einen Zwischenraum 26 eingebracht, der zwischen der Unterseite der Feder 16 und der Oberseite der unteren Nutwange 10 angeordnet ist. Dieser Zwischenraum 26 des Kantenprofils 4a ist vor dem Verlegen gut zugänglich, da er nicht von der oberen Nutwange 6 überragt wird.
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Alternativ kann der Klebstoff auf die Verriegelungsflächen 20a oder 20b aufgebracht werden, wobei die Verriegelungsfläche 20a beim Verlegen besonders gut zugänglich ist. Hier wirkt der Klebstoff unmittelbar an dem Bereich des Kantenprofils 4a, 4b, der langfristig unverändert angeordnet bleiben soll. Um ausreichend Raum für das Haftmittel zu haben, ist das Profil in der Dimensionierung ggf. anzupassen, wenn eine stärkere Schicht des Haftmittels aufgetragen werden soll.
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2 zeigt zwei im Eingriff befindliche Polyethylen-Profile 2a, 2b, die einen Fußbodenbelag 1 bilden. Dort, wo gleiche Funktionen angesprochen werden wie in 1 werden auch gleiche Bezugszeichen verwendet. Das Paneel 2a weist eine nach oben offene Nut auf, die eine linke Nutwange 30, einen Nutgrund 32 und eine rechte Nutwange 34 aufweist. In diese Nut greift eine am Paneel 2b angebrachte Feder 36 von oben ein. Senkrechte Verriegelungsflächen 18a, 18b liegen beim Fußbodenbelag 1 aneinander an. Die Verriegelungsflächen 18a, 18b sind jedoch oft nur klein, so dass Verformungen der Nut, insbesondere der rechten Nutwange 34 oder der Feder 36 zum Lösen der Verriegelung führen.
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Entsprechend ist es bevorzugt, Haftmittel in den Hohlraum 38 zwischen der Feder 36 und der rechten Nutwange 34 oder in den Hohlraum 40 zwischen Feder 36 und linker Nutwange 30 zu geben, die beide beim Verlegen der Paneele 2a und 2b gut zu erreichen sind. Hier wird eine Verbindung hergestellt, ohne dass die Bemaßung der Kantenprofile zu verändern ist. Das Kantenprofil funktioniert mit und ohne Haftmittel.
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Diese Ausführung der Erfindung ist deshalb bevorzugt, weil die Kantenprofile 4a, 4b ohnehin Hohlräume aufweisen, die ein einfaches Verlegen der Kunststoff-Paneele ermöglichen. Dadurch entstehen jedoch Bereich mit geringer Stärke wie z. B. der Nutgrund oder der Steg, über den die Feder mit dem Kunststoffpaneel verbunden ist, die auf Grund dieser geringen Stärke leicht verformbar sind. Es hat sich herausgestellt, dass das Beschichten dieser Hohlräume mit Haftmittel das Verlegen der Kunststoff-Paneele nicht beeinträchtigt.
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Alternativ können auch die Verriegelungselemente 18a, 18b mit Haftmittel beschichtet werden. Hier kann es jedoch erforderlich sein, einen Abstand zwischen den Verriegelungselementen 18a, 18b vorzusehen, um Raum für eine Schicht des Haftmittels zu schaffen. Als Haftmittel wird ein Acrylat-Copolymer eingesetzt.
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Der Erfolg des erfindungsgemäßen Verfahrens bzw. des erfindungsgemäßen Fußbodenbelags wird mit Bezug auf 1 wie folgt gemessen: Bestimmt wird der Ausziehwiderstand, also die Kraft, die in einer Ebene parallel zur Oberseite 12 oder zur Unterseite 14 aufzuwenden ist, um die ineinandergreifenden Kantenbereiche 4a, 4b der PVC-Paneele 2a, 2b zu trennen. Die Prüfung erfolgt in einer üblichen Zug-Prüfmaschine, wobei die Paneele während der Messung nicht vollflächig auf einem Untergrund aufliegen sondern an den Seiten, 5 cm vom Spalt zwischen den beiden im Eingriff befindlichen Paneelen entfernt eingespannt sind. Der Fußbodenbelag 1 soll dauerhaft einen Ausziehwiderstand von mindestens 400 N/m aufweisen. Ohne Haftmittel wird dieser Wert zwar anfangs unmittelbar nach dem Verlegen erreicht. Nach mehr als einem Monat, oft nach ca. 3 oder 6 Monaten, wird dieser Wert jedoch nicht mehr erreicht, weil sich Formveränderungen 24 ergeben haben.
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Paneele 2a, 2b, deren Kantenbereiche 4a, 4b erfindungsgemäß mindestens abschnittsweise mit Haftmittel beschichtet sind, erreichen diesen Ausziehwiderstand von mindestens 400 N/M dauerhaft. Das Haftmittel trägt – im Vergleich zu Kunststoff-Paneelen ohne Haftmittel – mindestens 50 N/m zum Ausziehwiderstand bei, maximal bis zu 350 N/m, vorzugsweise bis zu 150 N/M, vorteilhaft bis zu 250 N/m.
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Dieser gegenüber einer konventionellen Verklebung reduzierte Beitrag des Haftmittels zur Verbindung der Kunststoff-Paneele mit Kantenprofil zu einem Fußbodenbelag wird erreicht indem entweder Klebstoffe mit stark erhöhtem Anteil an Füllstoffen verwendet werden, so dass die Kosten für den Einsatz des Klebstoffs weitaus geringer sind als bei bekannten Klebstoffen für die Herstellung von Fußbodenbelägen aus Kunststoff. Alternativ kann der Klebstoff abschnittsweise aufgetragen werden. Der Fachmann kann hier für das jeweilige Kantenprofil und den verwendeten Klebstoff ermitteln, welcher Flächenanteil den Kantenprofils mit Haftmittel zu beschichten ist. Üblich sind – bezogen auf die gesamte Fläche des Kantenprofils, dass sich jeweils zwischen Oberseite und Unterseite eines Paneels erstreckt, die Beschichtung von bis zu 70%, bevorzugt von bis zu 45%, vorteilhaft von bis zu 20%. Mindestens 2% der Fläche des Kantenprofils werden erfahrungsgemäß mit Haftmittel beschichtet. Wie hoch der Anteil der mit Haftmittel beschichteten Fläche ist, bestimmt der Fachmann in Abhängigkeit von der Klebkraft des Haftmittels und den jeweils für ein bestimmtes Kunststoff-Paneel zu erwartenden Verformungskräften.