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Technisches Gebiet
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Die Erfindung betrifft ein neuartiges Personenrufsystem, insbesondere zur Signalisierung eines vermeidbaren Abschleppvorgangs, bestehend aus einem mobilen Signalgerät, umfassend eine Sensorik zum Auslösen eines Sendevorgangs, eine Einrichtung zum Senden einer Nachricht an ein Empfangsgerät sowie eine Energieversorgungseinheit.
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Oft ist den Verkehrsteilnehmern nicht ohne weiteres ersichtlich, wo ein Fahrzeug geparkt werden darf und wo nicht. Daher passiert es immer wieder: das Fahrzeug muss schnell abgestellt werden, um noch eine Besorgung zu erledigen oder rechtzeitig einen Termin einzuhalten, wobei in der Eile ein Halteverbotsschild übersehen wird. Wenn der Besitzer zu seinem Fahrzeug zurückkehren will, ist nur mehr eine leere Abstellfläche zu finden. Das Fahrzeug wurde kostenpflichtig umgesetzt oder abgeschleppt. Neben den hohen Kosten des Abschlepp- bzw. Umsetzvorgangs ist die ganze Situation für den Fahrzeugführer darüber hinaus auch ungemein belastend, da nicht sofort ersichtlich ist, ob das Fahrzeug eventuell widerrechtlich entwendet wurde.
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Gemäß § 8 des Polizeigesetzes ist die unmittelbare Ausführung einer Maßnahme durch die Polizei nur zulässig, wenn der polizeiliche Zweck durch Maßnahmen gegen die in den §§ 6 und 7 bezeichneten Personen nicht oder nicht rechtzeitig erreicht werden kann. Der von der Maßnahme Betroffene – in diesem Fall der Fahrzeugführer – ist daher unverzüglich zu unterrichten.
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„Ein verbotswidrig geparktes Fahrzeug darf daher grundsätzlich nicht (sofort) abgeschleppt werden, wenn der Fahrer einen konkreten Hinweis auf seine Erreichbarkeit und seine Bereitschaft zum umgehenden Entfernen des Fahrzeugs gibt. Als solcher Hinweis kommt insbesondere eine im Fahrzeug auf dem Armaturenträger hinter der Windschutzscheibe ausgelegte deutlich lesbare Nachricht mit entsprechenden Angaben in Betracht. Einem derartigen Hinweis ist dann nachzugehen, wenn der damit verbundene Aufwand zumutbar ist und eine kurzfristige und zuverlässige Beseitigung der Störung durch den Verursacher zu erwarten ist. Unter dem Gesichtspunkt der Verhältnismäßigkeit ist nicht mehr als ein Anrufversuch zur Benachrichtigung des Verantwortlichen zu unternehmen. Dem Verantwortlichen ist in der Regel zur Einlösung seiner telefonisch gemachten Zusage, das Fahrzeug zu entfernen, ein Zeitraum von fünf Minuten zuzubilligen“ (Zitat: Leitsätze der NJW-Redaktion; OVG Hamburg, Urteil vom 14. 8. 2001–3 Bf 429/00 (nicht rechtskräftig) NJW 2001, S.3647).
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Um einen Abschleppvorgang zu verhindern, legen Fahrzeugführer nicht selten in ihren Fahrzeugen einen Zettel aus, auf dem neben der Telefonnummer, Anschrift und dem Namen des Fahrers zu lesen steht: „Bitte nicht abschleppen. Komme nach Anruf sofort für den Fall, dass das Fahrzeug im Halteverbot steht."
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In der Rechtsprechung wurde überwiegend anerkannt, dass ein Fahrzeug dann nicht abgeschleppt werden darf, wenn für den die Abschleppmaßnahme anordnenden Beamten der Fahrer ohne weiteres schnell und unkompliziert zu ermitteln gewesen wäre. Fraglich ist indes, wann ein Fahrer tatsächlich schnell und ohne Verzögerung erreichbar ist. Dies wird allenfalls dann anzunehmen sein, wenn gewährleistet und für den „Beamten erkennbar ist, dass sich der Fahrer in der Nähe aufhält und den Wagen umgehend wegfahren kann“. Der anordnende Beamte ist nicht verpflichtet, erst mehrere Telefonnummern zu wählen oder eine halbe Stunde zu warten. Die pauschale Angabe einer Telefonnummer und die Hinterlegung einer Visitenkarte werden sicherlich nicht ausreichen.
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Stand der Technik
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Aus dem Stand der Technik sind bereits diverse Einrichtungen für Fahrzeuge bekannt, die bei einer widerrechtlichen Entwendung des Fahrzeugs entweder über eine Alarmvorrichtung und/oder eine GPS-Ortung automatisch aktivieren und im Falle einer Alarmmeldung eine SMS mit den Standort-Koordinaten an den Fahrzeugführer senden (sog. Fahrzeugtracking mit GPS). Diese Koordinaten können zur Ermittlung und Anzeige des Standorts bspw. in ein dafür geeignetes Softwareprogramm, vorzugsweise eine APP, eingegeben werden, in dem dann der Kartenausschnitt mit dem Standort des Fahrzeugs angezeigt wird.
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Ferner sind aus dem Stand der Technik Einrichtungen bekannt, die den Fahrzeugführer per SMS informieren, wenn bzw. während an seinem Fahrzeug manipuliert wird. Für den Täter bleibt dieser „stille“ Alarm unerkannt. Gesendet werden unter anderem Informationen über den Standort und den Grund für die ausgelöste Alarm-SMS.
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Bekannt sind überdies Abschleppsensoren, welche zumeist einen digitalen Neigungssensor aufweisen, der auf einer multi-dimensionalen Ebene arbeitet. Der Sensor erkennt eine Bewegung in oder gegen die Fahrtrichtung sowie auch etwaige Neigungen des Fahrzeuges, während dieses widerrechtlich fortbewegt wird.
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Nachteilig an den vorangestellten Einrichtungen ist, dass diese gänzlich ungeeignet sind, einen Abschleppvorgang wirksam zu verhindern, da erst durch den alarmauslösenden Vorgang des Fortschaffens oder Manipulierens des Fahrzeuges ein Signal an den Fahrzeugführer des Fahrzeuges übermittelt wird.
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Aus
DE 20 2004 014 196 U1 ist ein Signalgerät mit einer Einrichtung zum Senden einer Nachricht an ein Empfangsgerät bekannt, das als mobiles Signalgerät ausgestattet ist. Es umfasst einen Auslösemechanismus, eine Einrichtung zum Senden einer Nachricht an ein Empfangsgerät und eine Energieversorgungseinheit. Das Signalgerät umfasst eine Folie, die bedruckbar oder bedruckt ist, wobei das eine Folie umfassende Signalgerät in ein geschlossenes Fenster eines Kraftfahrzeugs einklemmbar ist. Die an das Empfangsgerät abgesendete Nachricht kann verschiedener Art sein. Sie kann in einem Telefonanruf oder einer SMS bestehen.
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Aus
DE 101 45 333 A1 ist darüber hinaus ein Personenrufsystem zur Benachrichtigung eines vom Fahrzeug räumlich entfernten Fahrers bekannt. Die Erfindung soll ein unaufwändiges, bedienfreundliches und keinen Eingriff in die Karosserie erforderndes Personenrufsystem darstellen, bei dem der Witterungseinfluss auf den Funksignalgeber vermieden sowie ein Diebstahl und eine Zerstörung der hochwertigen Teile nur schwerlich möglich wird. Dies wird dadurch gewährleistet, dass der Funksignalsender und die Ruftaste räumlich getrennt angeordnet sind und über mindestens eine Verbindungsachse miteinander in elektrischer und mechanischer Wirkverbindung stehen, wobei im aktivierten Zustand das Hinweisschild mit der Ruftaste außerhalb des Fahrzeugs und der Funksignalsender im Fahrzeuginneren angeordnet sind.
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Aus
DE 94 18 592 U1 ist ein Fahrer-Ruf für Falschparker bekannt. In diesem Schutzrecht wird eine Lösung für das Kommunikationsproblem zwischen Falschparker und Verkehrsbehindertem beschrieben. Ein Funksignalsender, angebracht an der Fahrzeugaußenseite und ein Miniempfänger beim Falschparker sorgen für eine Entspannung der Situation. Der Funksignalsender besteht aus einem Gehäuse mit Taste und einer Befestigung am Fahrzeug. Der Miniempfänger besteht aus einem kleinen tragbaren Gerät, in dem sich der Funkempfänger und eine Batterie befinden. Ebenfalls eingebaut ist ein Akustikgeber und eine Signallampe. Durch Betätigen des Funksignalsenders wird der Falschparker auf eine konkrete Verkehrsbehinderung aufmerksam gemacht.
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Der größte Nachteil der vorgenannten Einrichtungen ist darin zu sehen, dass Teile dieser Einrichtungen (insbesondere deren Auslösemechanismus) sämtlich außerhalb des Fahrzeugs angebracht und bei jedem Parkvorgang durch den Fahrzeugführer an einem Seitenfenster anzubringen sind. Dies ist insofern bereits unpraktikabel, da Parkscheiben, Parkzettel etc. immer gut sichtbar an der Front- oder Heckscheibe angeordnet werden sollten und die Einrichtung aus den genannten Gründen dort jedoch nicht platziert werden kann.
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Darstellung der Erfindung
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Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zu Grunde, ein Personenrufsystem, insbesondere zur Signalisierung eines vermeidbaren Abschleppvorgangs zu schaffen, welches geeignet ist, die vorgenannten Nachteile auszuräumen und welches ausschließlich an der Innenseite eines Fahrzeugfensters angeordnet und dort auch von außen ausgelöst werden kann.
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Erfindungsgemäß wird die voranstehende Aufgabe mit den Merkmalen des Anspruchs 1 gelöst. Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Personenrufsystems sind in den Unteransprüchen angegeben.
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Danach ist ein Personenrufsystem der eingangs genannten Art dadurch gekennzeichnet, dass die Sensorik einen Sensor zur Anbringung an der Innenseite einer Fahrzeugscheibe umfasst, welcher geeignet ist, bestimmte physikalische Eigenschaften an der Außenseite der Fahrzeugscheibe zu erfassen.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform besteht die Sensorik aus einem kapazitiven Sensor. Die Sensorik kann hierbei vorzugsweise auf dem Prinzip des Flächenkondensators beruhen. Die Scheibe und die darüber liegende Luftschicht fungieren hierbei als Dielektrikum. Wird zur Aktivierung des Personenrufsystems ein Finger auf die Windschutzscheibe aufgelegt, ändert sich das Dielektrikum, weil Luft eine wesentlich niedrigere Dielektrizitätskonstante εr als Wasser besitzt. So kann eine Änderung des Dielektrikums als Kapazitätsänderung erfasst und über eine Software bewertet werden. Da die Messbasis dabei ständig angepasst wird, funktioniert das kapazitive System selbst bei einer verschmutzten Scheibe.
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In dieser Ausführung fungiert die Fahrzeugscheibe quasi als Touchscreen. Die Beeinflussung der Kapazität kann dabei vorzugsweise auch derart erfolgen, dass zumindest zwei Elektroden (eine davon kann die zu messende Scheibe sein) die Platten eines elektrischen Kondensators bilden, dessen Kapazität oder Kapazitätsänderung gemessen wird und die beeinflusst wird durch die Aufbringung eines elektrisch leitenden Materials (bspw. eines Fingers) in die unmittelbare Umgebung.
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Der Vorteil dieser Ausführung besteht insbesondere auch darin, dass bei kapazitiven Sensoren im Unterschied zu optischen Systemen fast die komplette Sensorfläche als Messfläche genutzt werden kann. Somit ist höchste Funktionssicherheit auch noch bei einer vergleichsweise kleinen und kompakten Bauweise des Personenrufsystems möglich.
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In einer weiteren denkbaren Ausführungsform basiert die Sensorik auf einer optoelektronischen Messung, bestehend aus einem Lichtsender (vorzugsweise eine Leuchtdiode oder eine Laserdiode) sowie einem Lichtempfänger (bspw. einem lichtempfindlichen Widerstand (LDR) oder eine Fotodiode), wobei der Lichtempfänger (Auswerteeinheit) die Intensität des vom Lichtsender empfangenen Lichtes auswertet. Bei dieser Sensorik wird die physikalische Gesetzmäßigkeit der Reflexion an der Grenze vom optisch dichten zum optisch dünneren Material (Brechzahl) genutzt. Der Winkel des in der Glasscheibe schräg laufenden Lichtstrahls ist dabei vorzugsweise so gewählt, dass bei unberührter Scheibenoberfläche die gesamte Lichtmenge reflektiert und zur Fotodiode läuft.
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Beim optischen Prinzip der Totalreflexion wird Licht in die Scheibe eingekoppelt und die Intensität des total reflektierten Lichts kann messtechnisch erfasst und ausgewertet werden. Ist zu seiner Aktivierung über dem Personenrufsystems ein Finger auf der Scheibe, wird das eingekoppelte Licht nicht mehr total reflektiert, sondern aus der Scheibe gekoppelt, so dass die ermittelten Brechungsindizes unterschiedliche Werte aufweisen. In Abhängigkeit von den Sensorsignalen wird dann das Personenrufsystem aktiviert.
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Nachteilig hierbei ist allenfalls, dass diese Sensorik leicht störanfällig gegenüber Niederschlag, Dreck sowie anderen Fremdkörpern ist. Aus diesem Grund sieht eine weitere Ausführungsform der Erfindung vor, diese Sensorik neben der Hauptsensorik zur Erfassung des Auslösens eines Sendevorgangs (bspw. in Form eines kapazitiven Sensors) als zusätzliche Sensorik zu verwenden, um etwaige Fehlauslöser, welche bspw. durch Niederschlag ausgelöst werden, von vornherein zu vermeiden.
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In einer weiteren Ausführungsform der Erfindung kommen darüber hinaus auch weitere touchless, also berührungslose Sensoren in Form von optischen Touchless-Dimmern in Betracht. Ein solcher Sensor ließe sich ebenfalls hinter einer Scheibe platzieren. Hierbei wird allein durch die Annäherung an den markierten Bereich mit der Hand eine Veränderung der Schalterstellung ausgelöst.
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Überdies ist es denkbar, die vorgenannten Ausführungsformen jeweils mit einer in dem Personenrufsystem integrierten Kamera zu kombinieren, welche in bevorzugter Ausführung vorzugsweise zu Aufzeichnungszwecken eingesetzt wird. Fener können Bewegungssensoren sowie ein Regenssensor integriert sein, insbesondere um eine Anfälligkeit des Personenrufsystems bei Niederschlag auszuschließen.
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Kurzbeschreibung der Zeichnungen
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Weitere Ziele, Merkmale, Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten des erfindungsgemäßen Personenrufsystems ergeben sich aus der nachfolgenden Beschreibung eines Ausführungsbeispiels anhand der Zeichnungen.
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In den Zeichnungen zeigen
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1 ein Personenrufsystem in der Frontansicht;
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2 ein Personenrufsystem – wie in 1 – in der Rückansicht. Ausführung der Erfindung
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Die in 1 dargestellte vorteilhafte Ausführung zeigt ein Personenrufsystem in der Frontansicht.
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Wie aus 1 ersichtlich, besteht das Personenrufsystem vorzugsweise aus einer Grundträgerplatte 1, auf dem eine Information 2 (bspw. „Bitte nicht abschleppen“) abgebildet ist. An der vorzugsweise eckigen oder runden (nicht abgebildet) Grundträgerplatte 1 sind vorzugsweise an den Seiten mehrere Befestigungsmittel in Form von Saugnäpfen 4 angeordnet, welche dazu geeignet sind, die Grundträgerplatte 1 reversibel an einer Scheibe anzubringen. Die Information 2 weist ferner einen ausgezeichneten Bereich 3 („Drücken Sie hier und der Fahrer wird unverzüglich kommen“) auf, welcher dazu dient, dem Anwender mitzuteilen, dass er im Bereich dieses ausgezeichneten Bereichs 4 das Personenrufsystem aktivieren kann.
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An der Grundträgerplatte 1 ist vorzugsweise die Sensorik 8 angebracht, die aus einem kapazitiven Sensor besteht, welcher direkt an der Innenscheibe eines Fahrzeuges platziert wird.
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In 2 ist das Personenrufsystem – wie in 1 – in der Rückansicht dargestellt. Zu sehen ist einerseits die Einrichtung 5 mit Antenne 5a zum Senden einer Nachricht sowie die Energieversorgungseinheit 6 (in dieser Ausführung eine 9V Batterie) mit einem Stromanschlusskabel 7.
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Das erfindungsgemäße Personenrufsystem beschränkt sich in seiner Ausführung nicht auf die vorstehend angegebenen bevorzugten Ausführungsformen. Vielmehr sind eine Vielzahl von Ausgestaltungsvariationen denkbar, welche von der dargestellten Lösung auch bei grundsätzlich anders gearteter Ausführung Gebrauch machen.
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Bezugszeichenliste
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- 1
- Grundträgerplatte
- 2
- Information
- 3
- ausgezeichneter Bereich
- 4
- Saugnäpfe
- 5
- Einrichtung
- 5a
- Antenne
- 6
- Energieversorgungseinheit
- 7
- Stromanschlusskabel
- 8
- Sensorik
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
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Zitierte Patentliteratur
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- DE 202004014196 U1 [0011]
- DE 10145333 A1 [0012]
- DE 9418592 U1 [0013]
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Zitierte Nicht-Patentliteratur
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- Leitsätze der NJW-Redaktion; OVG Hamburg, Urteil vom 14. 8. 2001–3 Bf 429/00 (nicht rechtskräftig) NJW 2001, S.3647 [0004]