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Die vorliegende Erfindung bezieht sich auf einen Reitsattel mit einem Sattelbaum und einem Kopfeisen, wobei das Kopfeisen zwei in ihrem Anstellwinkel zueinander verstellbare und über eine gemeinsame Schwenkachse miteinander verbundene Schenkel aufweist.
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Ein gattungsgemäßer Reitsattel ist aus der Schrift
GB 2 254 234 bekannt Die in dieser Schrift offenbarte Verstellung über eine Kulisse verursacht erhebliche Betätigungskräfte, die die Verstellung erheblich erschweren. Gleichwohl vermag die Kulisse keine Haltekräfte aufzunehmen, so dass die Festigkeit unzureichend ist.
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Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, einen Mechanismus zu schaffen, mit dem die Kopfweite leichter veränderbar ist. Die Verstellvorrichtung soll zudem in der Lage sein, Haltekräfte aufzunehmen.
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Die Aufgabe wird für einen gattungsgemäßen Reitsattel gelöst, indem jeder Schenkel fest mit einer Schwenkhülse verbunden ist, beide Schwenkhülsen koaxial auf einem Achsstift angeordnet sind, der Abstand der Schwenkhülsen zueinander in axialer Richtung veränderbar ist und die Schwenkhülsen auf ihren einander zugewandten Stirnseiten eine Verbindungsfläche aufweisen, durch die die Schwenkhülsen in einer Eingriffstellung der Verbindungsflächen in einer relativen Schwenklage zueinander form- und/oder kraftschlüssig lagefixiert sind.
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Durch eine Rotationsbewegung der Schwenkhülsen um den Achsstift verändert sich der Abstand der Ortspitzen zueinander, die Kopfweite des Sattels verändert sich entsprechend. Befinden sich die Schwenkhülsen in einem solchen Abstand voneinander, dass die Verbindungsflächen nicht ineinander greifen und/oder aufeinander haften, können die Schwenkhülsen leicht zueinander verdreht werden, die Drehbewegung wird nicht durch eine kraft- und/oder formschlüssige Verbindung behindert. Die Verstellung der Kopfweite ist dadurch sehr erleichtert.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung sind die Verbindungsflächen als eine Stirnverzahnung ausgebildet. In der Eingriffstellung der Verbindungsflächen, beispielsweise wenn diese als eine formschlüssige Stirnverzahnung ausgeführt sind, sind die Schwenkhülsen demgegenüber dazu in der Lage, hohe Haltekräfte aufzunehmen. Bei dem Beispiel einer Stirnverzahnung könnte die Kopfweite erst wieder verstellt werden, wenn die Verzahnung abbricht. Ähnliches gilt, wenn die formschlüssige Festlegung über eine Kulisse geschaffen wird. Die Kulisse kann so ausgestaltet sein, dass sie in einer relativen Lage der Verbindungsflächen zueinander eine Schwenkbewegung blockiert, während diese in einer anderen relativen Stellung der Schwenkhülsen zueinander möglich ist. Um die Stirnverzahnung wirksam werden zu lassen, müssen die Schwenkhülsen nur so weit aufeinander zu geschoben und in dieser Stellung gehalten werden, dass die Zähne der Stirnverzahnung eine Schwenkbewegung formschlüssig blockieren. Um die Zähne in dieser Stellung zu halten, sind nur vergleichsweise geringe Kräfte erforderlich, entsprechend leicht und schnell kann auch die Lagefixierung hergestellt werden. Bei einer alternativen kraftschlüssigen Verspannung der Verbindungsflächen miteinander als ein weiteres Beispiel für eine Eingriffstellung müssen die Verbindungsflächen mit einer größeren Kraft aufeinander gepresst werden, diese kann aber beispielsweise über eine Spannverschraubung leicht bereit gestellt werden.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung weist der Achsstift ein Widerlager und/oder ein Schraubgewinde mit einer Verschraubung auf, über das die Schwenkhülsen miteinander verspannbar sind. Über das Widerlager kann der Achsstift abgestützt werden, über die Verschraubung kann dann eine Spannkraft gegen das Widerlager hergestellt werden, mit der die Schwenkhülsen in der Eingriffstellung der Stirnverzahnung gehalten sind. Die Verschraubung kann leicht wieder gelöst werden, um einen Spielraum für die Schwenkhülsen zu schaffen, so weit in axialer Richtung verlagerbar zu sein, dass die Stirnverzahnung nicht mehr in Eingriff steht und die Schenkel insoweit frei beweglich sind. Der Verstellweg der Verschraubung muss nur so lang sein wie die Stirnverzahnungen tief sind, woraus sich kurze Stellwege und Einstellzeiten ergeben. Das Widerlager kann sich auch aus der Verschraubung selbst ergeben, und die Verschraubung kann gegenläufig angelegt sein, so dass sich die Schwenkhülsen bei einer Drehrichtung des Achsstiftes aufeinander zu und bei der entgegen gesetzten Drehrichtung voneinander weg bewegen.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung weist zumindest eine der beiden Schwenkhülsen ein Innengewinde auf, mit dem das Schraubgewinde des Achsstiftes verschraubbar ist. Das Innengewinde schafft ein Widerlager, auf dem sich der Achsstift abstützen kann. Es beansprucht keinen zusätzlichen Bauraum, da die Schwenkhülse sowieso benötigt wird, um die erfindungsgemäße Verstellbarkeit zu ermöglichen.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung sind die Längsachsen des Achsstifts und der Schwenkhülsen parallel zur Längsachse des Sattels ausgerichtet. Der Achsstift ist dadurch von vorne oder hinten mit einem Werkzeug gut zugänglich, beispielsweise mit einem Schraubenzieher oder einem Steckschlüssel. Zudem wird bei einer Längsorientierung der Verstellvorrichtung nur wenig Bauraum beansprucht. Die Verstellvorrichtung kann raumsparend im Sattelkopf untergebracht werden, ohne dass dieser höher oder breiter bauen müsste als herkömmliche Sättel. Unter dem Sattelkopf bleibt genügend Freiraum, damit der Sattel nicht mit dem Widerrist und der Wirbelsäule des Pferdes kollidiert.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung sind die Schenkel über ein Spreizwerkzeug miteinander verbindbar oder verbunden. Da die Schenkel des Kopfeisens mit dem steifen Sattelbaum verbunden sind, ist es möglich, dass für eine Weitenverstellung immer noch größere Kräfte aufgeboten werden müssen, auch wenn die Stirnverzahnung der Verstellvorrichtung geöffnet worden ist. Durch ein Spreizwerkzeug ist es möglich, entsprechende Kräfte auf die beiden Schenkel des Kopfeisens einzubringen. Durch die Betätigung des Spreizwerkzeuges können die Schenkel des Kopfeisens entweder auseinander oder aufeinander zu bewegt werden. Für eine Verstellung ist es erforderlich, zunächst die Stirnverzahnung der Verstellvorrichtung zu öffnen, sodann mit dem Spreizwerkzeug die gewünschte Verstellung vorzunehmen und danach die Stirnverzahnung wieder zu schließen. Nach dem Schließen der Stirnverzahnung werden die Schenkel des Kopfeisens von dieser in der zuvor eingestellten Stellung gehalten. Das Spreizwerkzeug kann fest eingebaut am Sattel angeordnet sein, es ist aber auch möglich, dass der Sattel Befestigungspunkte aufweist, mit denen das Spreizwerkzeug bei Bedarf verbindbar ist, so dass es nach Gebrauch wieder vom Sattel abgenommen werden kann.
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Nach einer Ausgestaltung der Erfindung ist das Spreizwerkzeug als Spannschraube oder Spannschloss ausgebildet. Eine Spannschraube ist eine Doppelschraube mit einem Rechts- und einem Linksgewinde, die zwei Bauteile mit entsprechenden Innengewinden durch Zugspannung zusammenhält. Durch Drehung in die eine oder andere Richtung vergrößert oder verringert die Schraube den Abstand der Schenkel des Kopfeisens zueinander. Die Doppelschraube hat dazu in der Mitte ein Querloch oder einen Sechskant, über die sie leicht betätigbar ist. Die Spannschraube kann bei geringen Betätigungskräften in der Summe hohe Stellkräfte aufbringen, durch die die Kopfweite des Sattels veränderbar ist.
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Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die vorstehend beschriebenen Ausgestaltungen der Erfindung jeweils für sich, aber auch in beliebigen Kombinationen untereinander, soweit technisch sinnvoll, mit dem Gegenstand des Hauptanspruchs kombinierbar sind.
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Weitere Abwandlungen und Ausgestaltungen der Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden gegenständlichen Beschreibung und den Zeichnungen. Die Erfindung wird nachfolgend anhand eins Ausführungsbeispiels näher beschrieben.
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Es zeigen:
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1: eine Ansicht auf den Rahmen eines Reitsattels von oben,
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2: eine Seitenansicht des in 1 gezeigten Rahmens,
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3: eine Vergrößerung des oberen Teils des Kopfeisens,
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4: eine Ansicht auf den Rahmen von vorn mit einem Spreizwerkzeug, und
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5: den Rahmen aus 4 mit zusammengezogenen Schenkeln des Kopfeisens.
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In 1 ist der Rahmen 2 aus einer Ansicht von oben zu sehen. Der Sattelbaum 4 verfügt aus der Ansicht von oben über eine U-Form. Die vorderen Enden des Sattelbaums 4 sind an dem Kopfeisen 6 befestigt. Das Kopfeisen 6 besteht im Ausführungsbeispiel aus zwei Schenkeln 8. Die Schenkel 8 laufen nach unten jeweils in den Ortspitzen 10 aus. An ihrem oberen Ende sind die Schenkel 8 jeweils mit einer Schwenkhülse 12 versehen. An den Schenkeln 8 ist jeweils auch ein Steigbügelschloss 14 befestigt. Auf das hintere Ende des Sattelbaums 4 ist der Hinterzwiesel 16 aufgesetzt. Um den Rahmen 2 zu verstärken, können zusätzliche Metallverstärkungen 18 als versteifende Streben vorgesehen sein.
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Die Schwenkhülsen 12 sind hintereinander auf einen Achsstift 20 aufgesetzt, der zumindest teilweise in die Hohlräume der Schwenkhülsen 12 eingesetzt ist. Der Achsstift 20 ist konzentrisch zur Schwenkachse S, um die die beiden Schenkel 8 gegeneinander verschwenkbar sind.
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Im linken Teil der in 1 gezeigten Darstellung sind die beiden Schenkel 8 noch einmal als vergrößerte Einzelteile gezeigt. In der Vergrößerung ist gut erkennbar, dass jedem Schenkel 8 eine Schwenkhülse 12 zugeordnet ist. Die Schwenkhülsen 12 sind so zueinandner versetzt an den Schenkeln 8 befestigt, dass sie in axialer Richtung hintereinander auf einen Achsstift 20 aufgesetzt werden können. Die Schwenkhülsen 12 verfügen an den einander zugewandten Stirnseiten jeweils über eine Stirnverzahnung 22 als Beispiel für eine formschlüssige Verbindung der Verbindungsflächen. Wenn die beiden Stirnverzahnungen 22 ineinandergreifen, sind die beiden Schenkel 8 nicht mehr um die Schwenkachse S schwenkbar, sondern über die Zähne der Stirnverzahnungen 22 formschlüssig blockiert.
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In 1 ist noch ein Spreizwerkzeug 24 gezeigt, dessen Enden jeweils in eine an den Schenkeln 8 befindliche Aufnahmehülse eingesteckt sind. Durch eine Längenveränderung des Spreizwerkzeuges 24 kann die Weite der Schenkel 8 zueinander vergrößert oder verkleinert werden.
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In 2 ist der in 1 gezeigte Rahmen 2 in einer Seitenansicht abgebildet. In der Seitenansicht ist gut erkennbar, dass die Schwenkhülsen 12 am oberen Ende der Schenkel 8 angeordnet sind. Anders als in der Darstellung in 1 sind die Schwenkhülsen 12 in der Abbildung in 2 so weit voneinander in axialer Richtung getrennt, dass sich zwischen den Stirnverzahnungen 22 ein kleiner Spalt ausgebildet hat. Mit diesem Abstand voneinander sind die Schenkel 8 jeweils um die Schwenkachse S verschwenkbar. Soll die Schwenkbarkeit der Schenkel 8 durch die Stirnverzahnungen 22 blockiert werden, so genügt es, die Schwenkhülsen 12 entlang der Schwenkachse S so weit wieder aufeinander zuzubewegen, bis die Stirnverzahnungen 22 der beiden Schwenkhülsen 12 wieder ineinander greifen. In diesem Fall ist eine Verschwenkung der Schenkel 8 durch die Stirnverzahnungen 22 blockiert. Durch eine Relativbewegung der Schwenkhülsen 12 in einer Richtung entlang des in 2 gezeigten Doppelpfeils kann also die blockierende Wirkung der Stirnverzahnungen 22 hergestellt und auch wieder aufgehoben werden.
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In 3 ist eine vergrößerte Ansicht auf das obere Ende des Kopfeisens 6 gezeigt. Zur Veränderung der Kopfweite des Reitsattels werden die Schenkel 8 um die Schwenkachse S herum aufeinander zu oder voneinander weg geschwenkt. Um eine Schwenkbewegung ausführen zu können, müssen die Schwenkhülsen 12 so weit voneinander beabstandet sein, dass die Stirnverzahnungen 22 nicht miteinander in Eingriff stehen. Der Kopf des Achsstiftes 20 ist im Ausführungsbeispiel mit einer sechskantigen Ausnehmung zum Einstecken eines Inbusschlüssels versehen. Außerdem ist zumindest eine der beiden Schwenkhülsen 12 mit einem Innengewinde versehen. Bei einer Drehung des Achsstiftes 20 dreht sich dieser demgemäß in dem Innengewinde der zugehörigen Schwenkhülse 12. Das Innengewinde bildet ein Widerlager, gegen das sich der Achsstift abstützen kann. Durch die Schraubbewegung entlang der Schwenkachse 6 ist es möglich, die andere Schwenkhülse 12 je nach Drehrichtung auf die erste Schwenkhülse 12 zu- oder von dieser wegzubewegen. Es ist möglich, mit wenigen Umdrehungen des Achsstiftes 20 die Blockierung über die Stirnverzahnung 22 herzustellen oder wieder aufzuheben.
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In 4 ist der Rahmen 2 aus einer Ansicht von vorne gezeigt. Gut erkennbar ist die nach vorne weisende Stirnseite einer Schwenkhülse 12, mit der einer der beiden Schenkel 8 verbunden ist. Gut erkennbar ist auch das Spreizwerkzeug 24, das mit seinen Enden an jeweils einem der beiden Schenkel 8 angreift. Die Stifte, auf die die Spannschraube des Spreizwerkzeugs 24 einwirkt, sind starr, so dass mit ihnen sowohl Zug- als auch Schubkräfte übertragen werden können. Bei einem Vergleich der relativen Schwenklage der Schenkel 8 zueinander, wie sie in 4 dargestellt ist, mit der Abbildung in 5 ist erkennbar, dass bei einer Verkürzung des Spreizwerkzeuges 24 die Schenkel 8 in einem wesentlich kleineren Winkelmaß zueinander stehen. Wird die Länge des Spreizwerkzeuges 24 ausgehend von der Abbildung in 4 verlängert, so würden sich die Schenkel 8 noch weiter auseinander bewegen, und der entsprechend eingestellte Sattel könnte auf Pferde mit einem größeren Körperumfang aufgelegt werden.
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Die vorstehende gegenständliche Beschreibung dient nur der Erläuterung der Erfindung. In keinem Fall ist die Erfindung auf das vorstehend beschriebene Ausführungsbeispiel beschränkt. Dem Fachmann bereitet es keine Schwierigkeiten, die anhand des Ausführungsbeispiels offenbarte Lehre auf eine ihm als geeignet erscheinende Weise an einen anderen Anwendungsfall anzupassen und dadurch die Lehre des Patentes zu nutzen.
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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