DE202009016867U1

DE202009016867U1 - Kompressions-Orthese zur Stabilisierung des Thorax bei Infantiler Zerebralparese

Info

Publication number: DE202009016867U1
Application number: DE200920016867
Authority: DE
Original assignee: Universitaetsklinikum Heidelberg
Current assignee: RUPRECHT-KARLS-UNIVERSITAET HEIDELBERG, DE
Priority date: 2009-12-15
Filing date: 2009-12-15
Publication date: 2010-05-12
Anticipated expiration: 2019-12-16

Abstract

Kompressions-Orthese aus unterschiedlich dehnbaren Material, wobei die Körperabmessungen des Patienten in einem ersten Schritt auf ein Schnittmuster übertragen wird und danach ein Leibchen aus Elasthan ohne weitere Kompressionsmaterialen angefertigt wird. In weiteren Schritten erfolgt eine durch mehrfache wiederholte Anprobe und entsprechender Abänderung des Leibchens, die Festlegung der Bereiche für das integrieren weiterer dehnbarer Materialien, dadurch gekennzeichnet, dass durch die verwendeten Materialien ein angepasster Kompressionsfaktor für unterschiedliche Körperbereiche vorgegeben wird.

Description

Die infantile Zerebralparese (ICP) ist eine bei Kindern auftretende meist spastische Störung des Nerven- und Muskelsystems. Sie wurde von dem englischen Orthopäden William John Little im 19. Jahrhundert beschrieben und wird auch als ”Little Disease” bezeichnet.
Bei der infantilen Zerebralparese handelt es sich um einen nicht fortschreitenden Endzustand einer funktionellen Hirnschädigung. Die zugrunde liegende kindliche Hirnentwicklungsstörung kann unterschiedlichste Ursachen haben. Sauerstoffmangel, Nabelschnurkomplikationen, Infektionen, Hirnblutungen und Unfälle können zum Zeitpunkt vor der Geburt (pränatal), im Laufe der Geburt (perinatal) oder nach der Geburt (postnatal) zur infantilen Zerebralparese führen. Typisch für die ICP sind sehr unterschiedliche, komplexe Bewegungsstörungen, die sich auf die Bereiche Muskeltonus, Stärke, Koordination und Bewegungsabläufe der Muskulatur beziehen.
Kompressions- oder Soft-Orthesen unterstützen die in der Physiotherapie zur Anwendung kommende Beeinflussung des Muskelstonus. Durch Druck und Zug wird der Tonus günstig beeinflusst. Diese entsprechenden Reize die eine Bewegung anbahnen, auslösen und letztendlich führen, können auch durch eine auf dem jeweiligen Körperteil eng anliegende Kompressions-Orthese ausgelöst werden. Ein derartig geführter Druck auf die unterschiedlichsten Hautrezeptoren, im Unterhautgewebe und in der Muskulatur, fördert die Wahrnehmung (Proprioception) z. B. des Armes, des Beines oder des Rumpfes.
Die vermehrte Rückkopplung zwischen zentralen- und peripheren Nervensystem dient einer verbesserten Raum-Orientierung und Koordination des Rumpfes als auch der Extremitäten. Die Körperhaltung und Motorik wird dadurch entsprechend verbessert.
Die Erfindung betrifft eine Kompressions-Orthese aus einem dehnbaren Material, und Kombination unterschiedlich dehnbarer Materialien. Wobei durch mehrfach wiederholte Anprobe der Kompressions-Orthese durch den Träger und deren anschließende Abänderung die Kompressions-Orthese so an den Träger angepasst wird, dass durch diese eine vorgebbare Kompression auf den von der Kompressions-Orthese bedeckten Körperbereich des Trägers ausgeübt wird.
Aus der Praxis ist es bekannt, dass bei der Herstellung einer Kompressions-Orthese die relevanten Körpermaße bestimmt werden und ausgehend von einem vorgegebenen Kompressionsfaktor eine Kompressions-Orthese maßgeschneidert wird. Die gewünschte Kompressionswirkung auf den bedeckten Körperbereich des Trägers wird durch mehrfaches anprobieren gefühlt oder gemessen. Durch sukzessives Abändern und erneutes Anprobieren wird die Kompressions-Orthese immer besser an den Träger angepasst, bis schließlich eine endgültige Formgebung der Kompressions-Orthese erreicht ist.
Es sind dynamische Orthesen bekannt ( US 5,957,873 und DE 10 2006 021 321 ), die nur aus einem elastischen, dehnbaren Material hergestellt sind. Diese Soft-Orthesen weisen zwar einen hohen Tragkomfort auf, allerdings wirkt die Kompression lediglich großflächig und weitgehend undifferenziert über das gesamte Gewebe verteilt. Selbst wenn die Kompression durch elastische Züge teilweise variiert wird, so ist diese Wirkung kontinuierlich und in Längsrichtung über die Zugstrecke verteilt.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es demzufolge, eine Kompressions-Orthese so auszugestalten, dass durch die Kombination von unterschiedlich elastischen Materialien an den für die propriorezeptive Steuerung relevanten ausgewählten Stellen, unter Einwirkung elastischer Züge, eine Unterstützung der hypotonen Muskulatur durch lokal differenzierte Kompression zu erreichen.
Der Kompressionsfaktor des verwendeten Materials zur Herstellung und Anpassung einer Kompressions-Orthese ist abhängig von dem verwendeten Material und dessen Kombination. Üblicherweise sollte der Kompressionsfaktor umso stärker vermindert werden, je größer die Dehnbarkeit des verwendeten Materials ist.
Bei der erfindungsgemäßen Anwendung einer Kompressions-Orthese, handelt es sich um ein an die Körpergröße angepasstes Leibchen als Grundform, das aus Elasthan (Spandex/Lycra) besteht. Eine zweite modifizierende Kompressionslage besteht aus Lycratüll, eine dritte Kompressionslage besteht aus kaschiertem Neopren, welches mit Klettband zum Zwecke des Verschlusses fixiert werden kann. Die Kompressionslagen selbst, sind mit der Grundform fest vernäht, um dadurch die unterschiedlichen Kompressionseigenschaften durch die veränderte lokale Dehnbarkeit herzustellen.
Die erfindungsgemäße Kompressions-Orthese ist wie in der Abbildung dargestellt mit mindestens zwei elastischen Trägern und mindestens einem Zwickel versehen, deren Enden mit einem Klettband vernäht sind, welche sich auf den kaschierten Neoprenflicken fixieren lassen und somit eine erfindungsgemäße lokal differenzierte Kompression erreichen.
In Folge der erfindungsgemäßen Anwendung einer Kompressions-Orthese, erhalten die Patienten eine gute Rumpfaufrichtung, sie bekommen dadurch eine verbesserte Kopfhaltung und die Arme werden, da sie den Körper nicht mehr abstützen müssen, zum agieren frei. Die Patienten nehmen ihr Umfeld besser wahr.
Erfindungsgemäß erfolgt die Anwendung einer Kompressions-Orthese für ICP Patienten im Alter zwischen 2 bis 12 Jahren, aber auch bei Osteogenesis imperfecta oder auch bei taub blind Geborenen.

1: Träger mit Klettband
2: Zwickel mit Klettband
3: Neopren
4: Lycratüll + Lycra
5: Elasthan (Lycra)

ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde automatisiert erzeugt und ist ausschließlich zur besseren Information des Lesers aufgenommen. Die Liste ist nicht Bestandteil der deutschen Patent- bzw. Gebrauchsmusteranmeldung. Das DPMA übernimmt keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.
Zitierte Patentliteratur

- US 5957873 [0007]
- DE 102006021321 [0007]

Claims

Kompressions-Orthese aus unterschiedlich dehnbaren Material, wobei die Körperabmessungen des Patienten in einem ersten Schritt auf ein Schnittmuster übertragen wird und danach ein Leibchen aus Elasthan ohne weitere Kompressionsmaterialen angefertigt wird. In weiteren Schritten erfolgt eine durch mehrfache wiederholte Anprobe und entsprechender Abänderung des Leibchens, die Festlegung der Bereiche für das integrieren weiterer dehnbarer Materialien, dadurch gekennzeichnet, dass durch die verwendeten Materialien ein angepasster Kompressionsfaktor für unterschiedliche Körperbereiche vorgegeben wird.
Kompressions-Orthese nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass nach Bestimmung des Kompressionsbedarfs der unterschiedlichen Körperbereiche, weitere dehnbare Materialien, vorzugsweise Neopren, auf dem Rücken- oder Bauchteil des Leibchens aufgenäht wird.
Kompressions-Orthese nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Neoprenkompressen entweder auf dem Bauch oder auf dem Rücken übereinander gelegt werden.
Kompressions-Orthese nach Anspruch 1, 2 und 3, dadurch gekennzeichnet, dass, zum Schließen und zur weiteren Anpassung des Kompressionfaktors durch Zug, auf dem Leibchen genähtes Klettband mit den kaschierten Neopren verklettet bzw. darauf fixiert wird.
Kompressions-Orthese nach Anspruch 1, 2, 3 und 4, dadurch gekennzeichnet, dass das Leibchen immer zwei Träger und einen Zwickel besitzt, um ein verrutschen der Kompressions-Orthese zu verhindern.
Kompressions-Orthese nach einem der vorangehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, dass zur Erfolgskontrolle und möglicher Änderungen zeitlich versetzte Funktionskontrollen stattfinden, welche vorzugsweise nach 3, 6 und 9 Monaten erfolgt.