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Die
Erfindung betrifft ein therapeutisches Bekleidungsstück mit zusätzlichen
Gewichten.
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Es
ist im Rahmen eines Therapieverfahrens für Personen mit neurologischen
Defiziten wie beispielsweise einer unzureichenden Körperwahrnehmung
oder einer eingeschränkten
sensorischen oder motorischen Kontrolle bekannt, dass Körpergefühl einer
betreffenden Person dadurch zu unterstützen und zu stärken, dass
auf die Person eine zusätzliche Gewichtsbelastung
ausgeübt
wird. Durch die oftmals symmetrisch angeordneten zusätzlichen
Gewichte wird das Körperempfinden
gestärkt
und die Wahrnehmung und dadurch bedingt auch die Kontrolle des Körpermittelpunkts
erleichtert.
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Wird
die zusätzliche
Gewichtsbelastung über einen
längeren
Zeitraum und bei alltäglichen
Bewegungen ausgeübt,
so kann die betreffende Person zunächst mit Unterstützung der
zusätzlichen
Gewichtsbelastung die Fähigkeiten
bei der Wahrnehmung und Kontrolle des Körpers verbessern. In vielen
Fällen
ermöglicht
es das auf diese Weise verbesserte, beziehungsweise antrainierte
Körpergefühl der betreffenden
Person, auch bei reduzierter oder vollständig wegfallender zusätzlicher
Gewichtsbelastung dauerhaft zu verbessern oder zu normalisieren.
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Übliche Bleiwesten,
wie sie beispielsweise von Sportlern zur Unterstützung des Trainings und des
Muskelaufbaus verwendet werden sind als therapeutisches Bekleidungsstück nicht
geeignet. Derartige Bleiwesten lassen sich nicht oder nur ungenügend auf
die in jedem Einzelfall unterschiedlichen therapeutischen Anforderungen
abstimmen und behindern den natürlichen
Bewegungsablauf, anstatt die Körperwahrnehmung
für den
Träger
einer derartigen Bleiweste zu unterstützen.
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Es
ist aus der Praxis bekannt, Gürtel
mit abgenähten,
mit Sand gefüllten
Taschen zu verwenden, welche der betreffenden Person umgeschnallt
werden können.
Da der Sand in die an dem Gürtel
ausgebildeten Taschen fest eingenäht wird erfordert eine unterschiedliche
zusätzliche
Gewichtsbelastung bei verschiedenen Gürteln einen hohen Aufwand bei
der Herstellung. Eine nachträgliche
Veränderung
der Gewichtsbelastung ist nicht möglich und wird üblicherweise
durch die Verwendung verschiedener Gürtel mit jeweils unterschiedlichem
zusätzlichem
Gewicht erreicht. Derartige Gürtel
erlauben nur bedingt eine an den jeweiligen Körper der Person angepasste Passform
und werden insbesondere bei einer länger andauernden Verwendung
als wenig hilfreich und unbequem empfunden.
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Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es demzufolge, ein therapeutisches
Bekleidungsstück mit
zusätzlichen
Gewichten so auszugestalten, dass ein größerer therapeutischer Nutzen
erzielt werden kann. Das therapeutische Bekleidungsstück sollte möglichst
einfach herstellbar sein und einen verbesserten Tragekomfort aufweisen.
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Diese
Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst,
dass das therapeutische Bekleidungsstück mindestens eine Vorrichtung
zum lösbaren
Befestigen von mindestens einem Gewicht aufweist. Anstelle von abgenähten verschlossenen
Taschen, die schon während
der Herstellung des Gürtels
mit einer vorgegebenen Sandmenge befällt werden müssen, ermöglicht es
eine derartige geeignete Vorrichtung, schnell und zuverlässig wechselnde
Gewichte an dem therapeutischen Bekleidungsstück zu befestigen. Die über das
therapeutische Bekleidungsstück auf
den Träger
des Bekleidungsstückes
ausgeübte zusätzliche
Gewichtsbelastung kann variiert und angepasst werden, um den bestmöglichen
therapeutischen Nutzen erzielen zu können. Das therapeutische Bekleidungsstück muss
nicht gewechselt werden, so dass eine individuelle Anpassung des
therapeutischen Bekleidungsstückes
an dessen Träger möglich und
wirtschaftlich vertretbar ist. Auf diese Weise kann der Tragekomfort
wesentlich verbessert werden.
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Es
hat sich gezeigt, dass der therapeutische Erfolg dadurch gesteigert
werden kann, dass zunächst
mit einer geringen zusätzlichen
Gewichtsbelastung begonnen und diese allmählich gesteigert wird. Sobald
die betreffende Person die eigene Körperwahrnehmung und die sensorischen
und motorischen Fähigkeiten
verbessert und erlernt hat, kann die zusätzliche Gewichtsbelastung wieder
allmählich reduziert
werden. In vielen Fällen
nimmt die erlernte und verbesserte Körperwahrnehmung nicht mehr entsprechend
der Verminderung der zusätzlichen Gewichtsbelastung
ab, so dass sich ein dauerhafter Therapieerfolg einstellt.
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Vorzugsweise
ist vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück mindestens
eine Tasche zur Aufnahme des mindestens einen Gewichts aufweist.
Um ein unbeabsichtigtes Lösen
des zusätzlichen
Gewichts von dem therapeutischen Bekleidungsstück, beispielsweise ein Herausfallen
des Gewichts aus der Tasche beim Bücken oder bei raschen Körperbewegungen
zu vermeiden ist vorgesehen, dass die mindestens eine Tasche verschließbar ist. Dies
kann beispielsweise durch Klettverschlüsse, Verschlussbänder oder
Verschlussknöpfe
in einfacher Weise und kostengünstig
bewirkt werden. Ebenso ist es denkbar, Druckknöpfe oder Reißverschlüsse zu verwenden,
um die Tasche zuverlässig
zu verschließen
und ein Herausfallen des Gewichts zu verhindern.
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Einer
vorteilhaften Ausgestaltung des Erfindungsgedankens zufolge ist
vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück mehrere
im Abstand zueinander angeordnete Taschen zur Aufnahme zusätzlicher
Gewichte aufweist. Die im Hinblick auf die gewünschte therapeutische Wirkung
zweckmäßige Verteilung
der zusätzlichen
Gewichtsbelastung kann auf diese Weise vielfältig variiert und individuell
angepasst werden. Die Taschen können
dabei beispielsweise in regelmäßigen Abständen längs des Körperumfangs
sowie in unterschiedlicher Höhe
angeordnet sein. Auch eine mehrreihige Anordnung sowie an die Anatomie
des Körpers
angepasste Verteilung mehrerer Taschen ist denkbar.
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Gemäß einer
Ausgestaltung des Erfindungsgedankens ist vorgesehen, dass das mindestens eine
Gewicht ein Bleielement ist. Aufgrund seiner hohen spezifischen
Dichte lässt
sich bereits mit Bleigewichten mit einem geringen Volumen eine ausreichende
zusätzliche
Gewichtsbelastung erzielen. Aufgrund des geringen Volumens und der
leichten Verformbarkeit des Bleimaterials können die einzelnen Bleielemente
individuell an die jeweilige Körperform angepasst
werden und werden auch aufgrund des geringen beanspruchten Volumens
nicht als hinderlich oder unangenehm empfunden.
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Vorzugsweise
ist vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück eine
Weste oder ein Oberbekleidungsstück
ist. Es hat sich gezeigt, dass eine symmetrisch zur Körpermitte
angeordnete zusätzliche
Gewichtsbelastung im Bereich des Oberkörpers zu guten Therapieergebnissen
führen
kann. Auch wird die zusätzliche
Gewichtsbelastung im Bereich des Oberkörpers oftmals als nicht oder
lediglich kaum störend
empfunden.
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In
vorteilhafter Weise ist vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück einen
Beckengürtel
und/oder einen Schultergurt aufweist. Es hat sich gezeigt, dass
insbesondere im Beckenbereich sowie im Schulterbereich eine zusätzliche
Gewichtsbelastung eine vielversprechende therapeutische Wirkung
zeigt. Auch wird der Tragekomfort des therapeutischen Bekleidungsstücks durch
zusätzliche
Gewichte in diesen Bereichen nur geringfügig eingeschränkt und
die zusätzliche
Gewichtsbelastung auch bei größeren Gewichten
nicht als übermäßig unangenehm
empfunden.
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Da
regelmäßig eine
untere Grenze der zusätzlichen
Gewichtsbelastung mindestens erforderlich ist, um eine therapeutische
Wirkung zu erzielen ist vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück dauerhaft
mit dem therapeutischen Bekleidungsstück verbundene Gewichte aufweist.
Diese können
beispielsweise in Form einer Bleischnur oder einzelner Bleigewichte
in die Weste eingenäht sein.
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Um
gleichzeitig mit der zusätzlichen
Gewichtsbelastung auch eine therapeutisch wirksame Kompression auf
den Träger
ausüben
zu können,
um dessen Körperwahrnehmung
und seine sensorische Reizerfassung zu unterstützen und zu fördern ist
vorgesehen, dass das therapeutische Bekleidungsstück aus einem
dehnbaren Material hergestellt ist, wobei das therapeutische Bekleidungsstück so an
einen Träger
angepasst ist, dass durch das therapeutische Bekleidungsstück eine
vorgebbare Kompressionswirkung auf einen von dem therapeutischen
Bekleidungsstück
bedeckten Körperbereich
des Trägers ausgeübt wird.
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Nachfolgend
werden Ausführungsbeispiele näher erläutert, die
in der Zeichnung dargestellt sind. Es zeigt:
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1 eine
Weste mit mehreren Taschen zur Aufnahme von zusätzlichen Gewichten und
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2 eine
Weste mit einem Beckengürtel und
einem zweiteiligen Schultergurt mit eingenähten Gewichten und jeweils
mehreren Taschen zur Aufnahme von zusätzlichen Gewichten.
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In 1 ist
schematisch eine kurzärmelige Weste 1 dargestellt,
die mehrere im Abstand zueinander angeordnete Taschen 2 aufweist.
In jeder einzelnen Tasche 2 können ein oder mehrere nicht
dargestellte Gewichte eingesteckt werden. Die Taschen 2 sind
mittels daran angepasster Abdeckungen 3 verschlossen, um
ein unbeabsichtigtes Herausfallen der Gewichte zu vermeiden.
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Die
einzelnen Taschen 2 sind im Abstand zueinander im Bauchbereich,
beziehungsweise im Rückenbereich
längs des
Umfangs der Weste 1 angeordnet. Im Bauchbereich sind zwei
Reihen von Taschen 2 übereinander
angeordnet. Durch eine geeignete Befüllung der einzelnen Taschen 2 mit
mehreren kleinen Gewichtselementen kann die insgesamt auf einen
Träger
der Weste ausgeübte
zusätzliche
Gewichtsbelastung gleichmäßig verteilt
und an die Therapie bedingt vorgegebene Gewichtsbelastung angepasst
werden. Durch Hinzufügen
oder Entnehmen einzelner Gewichtselemente lässt sich die insgesamt ausgeübte zusätzliche
Gewichtsbelastung in einfacher Weise variieren und an die bereits
erzielten Therapiefortschritte anpassen.
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Die
Weste kann an die Körperform
der betreffenden Person angepasst und maßgeschneidert werden. Da die
Weste 1 während
der gesamten Therapie durchgehend von der betreffenden Person verwendet
werden kann lässt
sich auf diese Weise ein deutlich verbesserter Tragekomfort erreichen,
der die Akzeptanz und auch den Therapieerfolg positiv beeinflussen
kann.
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In 2 ist
schematisch eine Weste 4 mit einem geschlossenen Schrittbereich 5 in
Form eines üblichen
Bodies dargestellt. Die Weste 4 weist einen Beckengürtel 6 und
einen zweiteiligen, auf einer Vorderseite und einer Rückseite
der Weste 4 im Bauchbereich, bzw. im unteren Rückenbereich
zusammenlaufend angeordneten Schultergurt 7 auf. In den
Beckengürtel 6 sowie
in den Schultergurt 7 sind jeweils ein schlangenförmig verlaufendes
Bleiband, bzw. eine Bleischnur 8 eingenäht. Die Bleischnur 8 dient als
Grundgewicht im Beckenbereich, bzw. für eine zusätzliche Gewichtsbelastung der
Schultern des Trägers
der Weste 4.
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In
dem Beckengürtel 6 und
in dem Schultergurt 7 sind jeweils mehrere im Abstand zueinander angeordnete
Taschen 9 vorgesehen, die der Aufnahme zusätzlicher
Gewichtselemente dienen. Die Taschen 9 werden durch geeignetes
Abnähen
eines aufgesetzten Streifens auf den Beckengürtel 6, bzw. den Schultergurt 7 hergestellt.
Jede Tasche 9 weist eine Öffnung 10 auf.
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Die Öffnung 10 ist
kleiner als der Durchmesser der zugeordneten Tasche 9 ausgestaltet,
so dass ein in die Tasche 9 eingebrachtes zusätzliches
Gewichtselement bei üblicher
Beanspruchung der Weste 4 nicht unbeabsichtigt durch die
kleine Öffnung 10 aus
der Tasche 9 herausfallen kann. Wird die Tasche 9 aus
einem dehnbaren Material hergestellt, so kann die Öffnung 10 darüber hinaus
auch kleiner als der Durchmesser des eingebrachten zusätzlichen
Gewichtelements vorgegeben werden, so dass zum Einbringen des Gewichtselements
die Öffnung 10 mittels
entsprechender Kraftaufwendung aufgeweitet muss, um das Gewichtelement
in die Tasche 9 einbringen zu können. Wird die Öffnung 10 wieder
losgelassen, so zieht sich die Öffnung 10 auf
den ursprünglichen
Durchmesser zusammen und verhindert ein unbeabsichtigtes Herausfallen
des Gewichtselements mit einem größeren Durchmesser.
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Die
durch die Weste 4 ausgeübte
zusätzliche Gewichtsbelastung
kann durch das Hinzufügen
zusätzlicher
Gewichte in den einzelnen Taschen 9 schrittweise vergrößert oder
reduziert werden. Auf diese Weise ist eine genaue Anpassung der
zusätzlichen
Gewichtsbelastung an den jeweiligen Fortschritt während der
Therapie möglich.
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Die
Weste 4 kann überwiegend
oder vollständig
aus einem dehnbaren Material hergestellt sein und zusätzlich als
orthetisches Bekleidungsstück
eine Kompressionswirkung auf den Träger ausüben. Auf diese Weise ist die
Kombination von verschiedenen Therapiemethoden möglich, die einerseits eine
zusätzliche
Gewichtsbelastung und andererseits eine kontinuierliche Kompressionswirkung auf
den Träger
voraussetzen.