-
Die
vorliegende Erfindung betrifft ein Mund- und Rachenpflegemittel
zur Anwendung bei Trockenheit der Schleimhaut und zum Ersatz von
Speichelflüssigkeit.
Die Zusammensetzung umfasst ein natürliches Polymer gewählt aus
der Gruppe der Carrageenane, der Alginate bzw. ihrer physiologisch
verträglichen
Salze sowie ggf. weitere Inhalts- bzw. Hilfsstoffe.
-
Die
Zubereitung kann in Form eines Mundsprays, einer Mundspüllösung oder
als oral anzuwendendes Gel bereit gestellt werden.
-
Mundtrockenheit
und ein Mangel an nativem Speichel ist ein weit verbreitetes Problem,
das die Körperfunktionen
und die Lebensqualität
der betroffenen Personen erheblich einschränkt. Bestimmte Krankheiten verursachen
einen verringerten Speichelfluss, die bekannteste ist das sogenannte
Sjoegren-Syndrom. Ferner verursachen bestimmte Medikamente wie beispielsweise
Antihypertonika oder Antipsychotika einen solchen Hypoptyalismus.
Eine reduzierte oder gänzlich
fehlende Speichelproduktion tritt im Weiteren bei der radiogenen
Sialadenitis auf. Von dem Problem von Mundtrockenheit sind zudem
viele ältere
Patienten betroffen, da sich der Speichelfluss mit zunehmendem Alter
verringert. Präparate
zur Behandlung und Pflege von Mundtrockenheit werden insofern insbesondere
auch in Pflegeheimen und auf Intensivstationen benötigt.
-
Der
verringerte oder fehlende Speichelfluss verursacht als subjektive
Symptome ein brennendes Gefühl
im Mund, Rachen und Ösophagus.
Die betroffenen Personen leiden unter Beeinträchtigungen beim Sprechen, Kauen
und Schlucken und sind gegenüber
mechanischen Reizen, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme sehr
empfindlich. Eine fortdauernd bestehende Mundtrockenheit verursacht
häufig
eine schwer zu behandelnde Karieserkrankung und Parodontose und
kann innerhalb weniger Monate zu einem gravierenden Zahnverfall
führen.
-
Die
Speicheldrüsen
im Mund produzieren üblicherweise
in 24 Stunden etwa 1 bis 1,5 Liter Speichel. Da ein Speichelersatzmittel
in der Regel nur in periodischer Frequenz und geringeren Mengen
appliziert werden kann, muss das Produkt intensive Befeuchtung gewährleisten
und über
besonders geeignete Anwendungs- und Hafteigenschaften der feuchtigkeitsbindenden
Bestandteile verfügen.
-
Speichelersatzmittel
mit viskositätserhöhenden Polymeren
sind in verschiedenen Anmeldeschriften beschrieben worden, wie z.B.
Natriumcarboxymethylcellulose, Polyacrylat oder Hydroxyethylcellulose
in WO 95/20971 oder Hydroxyethylstärke in
DE 4113684 . Sie enthalten neben weiteren
Bestandteilen mineralische Salze und sind annäherungsweise dem nativen Speichel
nachgebildet.
-
Die
Patentanmeldung WO 81/02977 beschreibt Präparate mit dem Mucoprotein
Mucin, die auch im Handel verfügbar
sind. Schließlich
werden Leinsamenpolysaccharide als wirksame Bestandteile in der
europäischen
Patentanmeldung
EP 0 511 181 genannt.
-
Wie
von betroffenen Patienten, Ärzten
und Pflegekräften
berichtet, besteht bei allen vorbekannten Produkten das grundsätzliche
Problem, dass der feuchtigkeitsspendende Effekt nicht anhaltend
genug ist. Hinzu kommt eine Reihe von weiteren Nachteilen, die den
medizinischen Nutzen und die Akzeptanz bei den Patienten einschränken.
-
Nichtionische
Polymere wie Hydroxyethylcellulose und Hydroxyethylstärke weisen
eine vergleichsweise gering ausgeprägte Kapazität zur Adhäsion auf der Schleimhaut auf.
Aufgrund des Proteincharakters der Mundschleimhaut haben anionische
Polymere eine höhere
Affinität
zu dem physiologischen Gewebe. Als weiterer Nachteil kann Hydroxyethylstärke durch
die im Speichel vorhandene α-Amylase
teilweise in monomere Glucose gespalten werden, was einen vermeidbaren,
zusätzlichen
Risikofaktor für
die Entstehung von Karies bedeutet. Produkte mit Natriumcarboxymethylcellulose
zeigen den Nachteil, dass sie bei häufigem Gebrauch zu Belägen im Mundraum
führen,
was auf die fehlenden Mechanismen zum Abbau des partialsynthetischen Polymers
zurückzuführen ist.
-
Bei
dem für
Speichelersatzmittel einsetzbaren Mucin handelt es sich um einen
vergleichsweise aufwändig
zu gewinnenden Ausgangsstoff tierischer Herkunft, der die Kosten
für die
langfristige Anwendung eines Speichelersatzmittels deutlich erhöht. Mucine
sind im Weiteren hinsichtlich ihres mikrobiologischen Status und ihrer
Haltbarkeit problematisch und erfordern besondere Maßnahmen
zur Stabilisierung. Handelspräparate
mit der erforderlichen Konser vierung durch Parabene, Benzalkoniumchlorid
oder ähnlichen
Verbindungen werden aufgrund der geschmacklichen Beeinträchtigungen
von Patienten nur bedingt akzeptiert.
-
Die
mangelnde geschmackliche Akzeptanz betrifft ebenso auch alle sonstigen
Speichelersatzmittel, wie zum Beispiel polyacrylathaltige Zubereitungen,
die mit Parabenen konserviert sind. Diese Zubereitungen weisen einen
unangenehmen oder bitteren Geschmack auf, was in Anbetracht der
langfristigen Anwendung der Produkte besonders störend ist.
-
Es
ist möglich,
Speichelersatzflüssigkeiten,
die nichtionische oder anionische Polymere enthalten, mit Sorbinsäure oder
Benzoesäure
bzw. deren Salzen zu konservieren. Die Zubereitungen weisen eine
deutlich bessere geschmackliche Akzeptanz auf, haben aber den Nachteil,
dass die Lösungen
zur Effektivität
des Konservierungsmittels auf einen leicht sauren pH-Wert eingestellt
werden müssen.
Entsprechende Präparate
werden von dentologischer Seite für Patienten mit vorhandenem
Zahnbestand wegen der demineralisierenden Wirkung auf den Zahnschmelz
kritisiert. Bei einer entsprechend gewählten Konservierung sind daher
Wege aufzuzeigen, einer Demineralisierung entgegenzuwirken.
-
Bekannte
Produkte werden überwiegend
als Lösung
oder zum Teil auch als gelförmige
Zubereitung angeboten. Besonders anwenderfreundlich sind Lösungen,
die als Spray verfügbar
sind. Die sprayförmige
Applikation ermöglicht
eine schnelle und umfassende Benetzung des gesamten Mund- und Rachenraums.
So wird von einem nicht unerheblichen Teil der betroffenen Patienten
eine möglichst
feine Verteilung der Speichelersatzflüssigkeit im Mundraum bevorzugt.
Auf Grund der physikalischen Verhältnisse können jedoch üblicherweise
nur relativ dünnflüssige, wenig
viskose Zubereitungen mittels mechanischer Zerstäuberpumpen oder treibgashaltiger
Systeme versprüht
werden. Niedrigviskose Lösungen
haben auf der anderen Seite jedoch den Nachteil, dass die Verweildauer
im Mundbereich sehr kurz ausfällt.
-
Aufgabe
der vorliegenden Erfindung ist es, Produkte bereitzustellen, die
bei hoher sensorischer Akzeptanz eine intensive und nachhaltige
Befeuchtung der Mundschleimhaut gewährleisten und Vorteile gegenüber bestehenden
Produkten aufweisen. Ein wesentlicher Aspekt der Erfindung ist neben
der Fähigkeit
zur nachhaltigen Befeuchtung, dass die Zubereitung bei Bedarf auch
in Form eines Mundsprays mit einer tröpfchenförmigen Zerstäubung der
Flüssigkeit
bereitgestellt werden kann.
-
Gemäß der vorliegenden
Erfindung wird diese Aufgabe durch eine wasserbasierende Zubereitung
umfassend ein natürliches
Polymer aus der Gruppe der Carrageenane und Alginate bzw. deren
physiologisch verträglichen
Salze gelöst.
-
Die
wesentlichen und optionalen Bestandteile der Zusammensetzung sind
in den folgenden Absätzen beschrieben.
Wie bei dem nativem Speichel bildet Wasser als physiologisches,
befeuchtendes Medium den Hauptbestandteil der Speichelersatzflüssigkeit.
Die Summe der Bestandteile und damit die theoretische Osmolalität der Lösung wird
bei dem erfindungsgemäßen Produkt
auf einen einen physiologischen, leicht hypotonen bis isotonischen
Wert eingestellt.
-
Die
erfindungsgemäßen Zubereitungen
enthalten mindestens ein natürliches
Polymer aus der Gruppe der Carrageenane, der Alginate bzw. deren
physiologisch verträglichen
Salze.
-
Es
wurde überraschend
gefunden, dass die genannten, natürlichen Polymere in einem zuvor
nicht bekannten Umfang die Anforderungen der gestellten Aufgabe
erfüllen.
Es handelt sich bei den erfindungsgemäß verwendeten Polymeren um
natürliche,
anionische Polymere, die aus Algen gewonnen werden. Die Polymere haben
stark ausgeprägte
feuchtigkeitsbindende Eigenschaften. Wie sich in sensorischen Tests
und Modellversuchen zeigte, weisen die Polymere eine deutliche Affinität zur Mundschleimhaut
auf und zeichnen sich durch ein vergleichsweise gutes, anhaltendes
Haftvermögen
aus. Die natürlichen
Polymere sind weitgehend geschmacksneutral und unter Bezug auf ihre
physiologische Verträglichkeit
für eine
längerfristige
Anwendung gut geeignet. Von den Carrageenanen findet in einer bevorzugten
Ausführungsform
der Erfindung iota-Carrageenan Anwendung. Iota-Carrageenan verleiht
der Lösung
bei einer guten Versprühbarkeit
eine gelartige Struktur, wodurch insbesondere eine gesteigerte Haftung
des Flüssigkeitsfilmes
bzw. Nachhaltigkeit der Befeuchtung wahrgenommen wird.
-
Im
Weiteren wurde gefunden, dass die viskosen bzw. gelartigen, wässrigen
Lösungen
der Polymere bei einer vergleichsweise überdurchschnittlich hohen Viskosität dennoch
mit einem treibgasfreien Pumpzerstäuber versprühbar sind. Die vergleichsweise
hohen Viskositätswerte
im Ruhezustand und das ausgeprägt pseudoplastischen
Fließverhalten
von entsprechenden Speichelersatzlösungen ist in 1 wiedergegeben.
-
Die
erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
enthalten bevorzugt 0,1–3,0
Gew. % natürliches
Polymer, besonders bevorzugt 0,4–0,8 Gew. % Carrageenan bzw.
0,5–2,0
Gew. % Alginat.
-
Optional
können
die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
mindestens einen mehrwertigen Alkohol enthalten. Als mögliche Substanzen
im Sinne der Erfindung kommen insbesondere Sorbitol, Xylitol und/oder
Maltitol in Betracht, die vorzugsweise in Mengen zwischen 1–5 Gew.-%
enthalten sind. Bevorzugt findet bei dem erfindungsgemäßen Produkt
Xylitol Verwendung. Wie andere Zuckeralkohole zeichnet sich Xylitol durch
feuchtigkeitsbindende Eigenschaften aus. Im Vergleich zu reinem
Wasser ist es dadurch möglich,
die zugeführte
Feuchtigkeit am Anwendungsort nachhaltiger zu binden. Der Gehalt
an Xylitol verleiht der Lösung einen
angenehmen, dezent süßen Geschmack
und trägt
damit positiv zu der geschmacklichen Akzeptanz bei. Dies ist insofern
von Bedeutung als die mineralischen Bestandteile der Speichelersatzflüssigkeit
in der vorliegenden Konzentration bereits einen salzigen bzw. bitteren
Geschmack mit sich bringen. Xylitol zeichnet sich im Weiteren durch zahnfreundliche,
antikariogene Eigenschaften aus und ist daher für den Einsatz bei Patienten
mit Mundtrockenheit, die von einem erhöhten Kariesrisiko betroffen
sind, besonders geeignet.
-
Als
weiteren optionalen Bestandteil können die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
Dexpanthenol enthalten. Dexpanthenol erhöht bekanntermaßen das
Wasserbindevermögen
von Hautepithelien. Der Zusatz an Dexpanthenol ermöglicht es
daher, auf der Mundschleimhaut, über
die reine Feuchtigkeitszufuhr hinaus, einen anhaltenden Feuchtigkeitsfilm
aufzubauen. Die eingesetzte Konzentration beträgt vorzugsweise 0,1 bis 5 Gew.-%
und ist auf die mehrmals tägliche
Anwendung der Speichelersatzflüssigkeit
abgestimmt. Die Substanz besitzt darüber hinaus heilungsfördernde
und hautpflegende Eigenschaften.
-
Für ein Speichelersatzmittel
zur Behandlung von Mundtrockenheit ist es aus dentologischer Sicht
von Bedeutung, positiv zur Gesundheit und Erhaltung der Zahnsubstanz
beizutragen. Die Entstehung von Karies und Zahnverfall sind eine
häufige
Folge von mangelnder Speichelproduktion und chronischer Mundtrockenheit.
In der Zahnpflege eingesetzte Fluorverbindungen führen zu
einer Härtung
des Zahnschmelzes und schützen
so vor demineralisierenden Effekten. Daher können die Zusammensetzungen
der Erfindung auch eine Fluorid freisetzende Substanz enthalten.
Bevorzugt findet erfindungsgemäß Natriummonofluorphosphat
als Fluorid freisetzende Substanz Verwendung. Die Substanz ist leicht
wasserlöslich
und erweist sich als kompatibel mit allen anderen, optionalen Rezepturbestandteilen.
Der an der Oberfläche
des Zahnschmelzes durch Einwirkung von Fluorid aus Hydroxyapatit
gebildete Fluoroapatit ist gegenüber
säurebedingten
Calciumverlusten wesentlich resistenter. Der kritische pH-Wert für die Demineralisierung
wird dadurch von pH 5,7 auf pH 4,5 bei Fluoroapatit gesenkt. Im
pH-Bereich von 4,5 bis 5,5 erhöht
Fluorid die Remineralisierung des Zahnschmelzes. Es ist daher möglich, in
dem erfindungsgemäßen Produkt
auch bei einer Konservierung im leicht sauren pH-Bereich, d.h. bei
einem pH-Werten von etwa 5,3, positiv zur Erhaltung der Zahnsubstanz
beizutragen. Die genaue Menge der Fluorverbindung wird so gewählt, dass
bei dem jeweiligen, durch die anderen Bestandteile vorgegebenen
pH-Wert der Lösung
eine effektive, prophylaktische Schutzwirkung auf den Zahnschmelz
erzielt wird. Die enthaltene Menge an Natriummonofluorphosphat entspricht
einer Fluoridmenge von 1,3 bis 50 ppm bezogen auf die Speichelersatzflüssigkeit.
-
Des
weiteren können
die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen
physiologisch verträgliche
Salze gewählt
aus der Gruppe der Natrium-, Kalium-, Calcium- und Magnesiumsalze
der Phosphor- und Salzsäure enthalten.
-
Die
ionischen Bestandteile der eingesetzten Salze sind gleichfalls im
nativen Speichel enthalten. Die Konzentrationen an Natrium- und
Kaliumionen werden an die physiologischen Verhältnisse angepasst, wobei abhängig von
der individuellen Konstitution und den tageszeitlichen Bedingungen
große
Schwankungsbreiten auftreten können.
Calcium- und Phosphationen wirken einer Demineralisierung des Zahnschmelzes
entgegen und tragen so zum Erhalt der Zahngesundheit bei. Magnesiumchlorid,
Calciumchlorid und Kaliummono- bzw. dihydrogenphosphat üben im Weiteren
einen stimulierenden Effekt auf die Speichelsekretion aus.
-
Die
erfindungsgemäßen Zubereitungen
können
je nach Erfordernis und Produktausrichtung weitere zur Herstellung
von oralen Lösungen übliche und
physiologisch verträgliche
Bestandteile wie organische Säuren
bzw. deren Salze, Konservierungsmittel, Antioxidantien oder Aromen
enthalten. In den nachfolgenden Beispielen wurde als Konservierungsmittel
eine Mischung von Sorbinsäure
und deren Kaliumsalz gewählt,
um den pH-Wert der Lösung
geeignet einzustellen.
-
Beispielhafte
Zusammensetzungen von versprühbaren
Lösungen
-
Die
Herstellung der Zubereitungen erfolgt in herkömmlicher Weise. Die Polymere
werden entsprechend der substanzspezifischen, allgemein bekannten
Verarbeitungsempfehlungen in Lösung
gebracht und die weiteren Bestandteile soweit erforderlich als wässrige Stammlösung zugegeben.
Die Flüssigkeiten
werden in geeignete Behältnisse
aus Glas oder Kunststoff abgefüllt.
Zum Versprühen
der Zubereitungen können
im Fachhandel erhältliche
Zerstäuberpumpen
mit einer weit angelegten Düsenöffnung und
Ausbringungsmengen von zum Beispiel 150 – 500 μl eingesetzt werden.
-
-
-
-