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Die Erfindung bezieht sich auf ein Gerät zur Augenuntersuchung, zur
Binokularschulung der Augen und zur Schielwinkelmessung, bestehend aus zwei um parallele
und in ihrem Abstand voneinander auf den Augenabstand einstellbare Achsen schwenbaren
Gehäusen mit Vorrichtungen zur Bilddarbietung und einer einstellbaren Kinn- und
Stirnstütze in solcher Lage zu den Schwenkachsen, daß in Verbindung mit der Verstellbarkeit
des Abstandes der Schwenkachsen die Augendrehpunkte in die Verlängerung der Schwenkachsen
gebracht werden können. Solche Geräte werden auch Synoptophore genannt.
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Bekannten Geräten haftet generell der Nachteil an, daß Diagnose und
Therapie unter einer sogenannten Apparatesituation'darAgeboten werden. Dieser, seit
langem bekannte, schwerwiegende Nachteil wurde bereits zu umgehen versucht. Die
Lösungen sind jedoch völlig ungenügend.
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Bei einem bekannten Gerät (britische Patentschrift 827 683) sind
hinter röhrenförmigen Einblicköffnungen halbdurchlässige Spiegel angeordnet. Die
Augen blicken durch diese Spiegel hindurch in den Raum. Infolge der Fähigkeit dieser
Spiegel, Lichtstrahlen auch zu reflektieren, können den Augen außerdem über den
Spiegel von der Seite her Bilder angeboten werden. Das Gesichtsfeld des Patienten,
das unbeeinträchtigt in horizontaler Richtung etwa 150 bis 1600 beträgt, wird jedoch
mit einem solchen Gerät wesentlich eingeengt. Das Restgesichtsfeld ist gegeben durch
einen gedachten Kegel, dessen Spitze auf der Netzhaut des Auges liegt und dessen
Mantel die Einfassung des halbdurchlässigen Spiegels an deren Innenrand berührt.
Die Einengung des Gesichtsfeldes bleibt auch nach Entfernung wder Spiegel durch
die Gehäusekonstruktion erhalten. Dies hat zur Folge, daß bei Vorhandensein eines
Schielwinkels der Raumeindruck in zwei nicht identische, meist sogar unzusammenhängende
Abschnitte geteilt wird. Der angebliche Zweck des Geräts, Untersuchungen oder Behandlungen
unter den normalen Bedingungen des freien. Raumes zu gewährleisten, kann dadurch
überhaupt mcht erfüllt werden...Die Zerlegung des freier Räumes in zWei Teilbilder
wirkt sich noch zusätzlich negativ aus, weil die adäquate räumliche Orientierung
gestört wird. Die Störung der Orientierung beruht darauf, daß Anhaltspunkte für
die reale Lage der Objekte im freien Raum fehlen.
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Umgeht man die Zerlegung des Raumbildes in zwei Teilbilder durch Blick
auf eine konturlos'e--Wand, so geht. auch der räumliche Eindruck verloren, so daß
das Ziel einer Diagnose und Therapie unter den Be-Bedingungen im freien Raum wiederum.
nicht erfüllt ist.
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Bei einem anderen bekannten Gerät der eingangs genannten Gattung
(britische Patentschrift 830 141) sind in den Okularen Linsen vorgesehen, die naturgemäß
in Fassungen gehalten sein müssen. Ein freier Blick durch diese Linsen ist einmal
wegen deren optischer Wirkung und zum anderen wegen der das Gesichtsfeld stark einengenden
Linsenfassungen nicht möglich.
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Bei den bekannten Synoptophoren ist die Messung des Schielwinkels
meist verfälscht, da sie nicht den Bedingungen des freien Raumes entspricht. Bei
der Therapie ist in bestimmten Stadien der Behandlung der Übergang von den Übungen
am Gerät zum Sehen im freien Raum sehr erschwert, d. h., ein wieder-
hergestelltes
normales oder gar ein stereoskopisches Sehen am Synoptophor hat nicht spontan Gleiches
im freien Raum zu Folge.
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Bei Schlelwinkelmessungen muß folgendes beachtet werden. Trotz optischer
Abbildung im Unendlichen löst bei den bekannten Synoptophoren die Kenntnis, daß
es sich um ein geschlossenes endlich begrenztes Gerät handelt, die Vorstellung einer
geringen Entfernung des eingespiegelten Bildes einen Akkomodationskonvergenzimpuls
aus, nämlich die sogenannte Apparatekonvergenz. Dieser bereits physiologische Konvergenzimpuls
an Geräten ist bei Schielern häufig extrem ausgeprägt. Er hat zur Folge, daß sich
die Augen mehr oder weniger einwärts drehen.
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Es ist deshalb meist nicht möglich, den Schielwinkel mit Synoptophoren
üblicher Bauart unverfälscht zu messen. Die Gerätesituation und ihre Auswirkungen
auf die Akkomodation und Konvergenz der Augen sind bekannt. Man hat bereits versucht
(deutsche Patentschrift 498 166), sie bei einem anderen Zwecken dienenden Gerät,
nämlich einem subjektiv arbeitenden Refraktometer dadurch auszuschalten, daß man
das jeweils untersuchte Auge durch einen Glaswürfel sehen läßt, dem durch ein senkrecht
zur Sehrichtung liegendes optisches System die Sehzeichen zugeführt werden. Dieser
Weg hat jedoch das Problem der Gerätesituation und ihrer Folgen nicht gelöst und
ist nicht eingeführt worden. Im übrigen würde diese Lösung auch die sonstigen Auswirkungen
der Gerätesituation bei Synoptophoren -nicht ausschließen,- da--ein nicht -eingeengtGesichtsfeld
nicht erhalten bleiben kann.
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Außer dem obengenannten Nachteil, daß infolge der Gerätesituation
eine richtige Schielwinkelmessung meist nicht möglich ist, besteht bei den bekannten
Synoptophoren der weitere schwerwiegende Nachteil, daß die Schielwinkelmessung bei
Geradeausblick eines Auges auf Werte von durchschnittlich 25 bis 30° begrenzt ist.
Die Messung größerer Schielwinkel ist ausgeschlossen, da diese bei der Art der üblichen
Einblicköffnungen bei Messungen in der Waagerechten durch die Nase und bei Messungen
in der Lotrechten und der Kombination dieser beiden außerdem durch die knöchernen
Umrandungen des Auges begrenzt sind. Diese mechanisch bedingten Begrenzungen wirken
sich bis zur Unbrauchbarkeit dieser Geräte dann aus, wenn Schielwinkel in den einzelnen
Blickrichtungen gemessen werden sollen.
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-Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde;-ein Gerät zu schaffen,
das ebenso~~ wie die bekannten Synoptophore eine Binokularschulung der Augen unter.
Verwendung eingespiegelter Bilder errrmglicht, bei dem aber außerdem die Bedingungen
des Sehens im freien Raum erfüllt sein können und schließlich ein gleitender Obergangzwischen
beiden Bedingungen ermöglicht wird.
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Das erfindungsgemäßs Gerät der eingangs genannten Gattung ist dadurch
gekennzeichnet, daß zur Bildbeobachtung an jedem Gehäuse ein Spiegel oder Prisma
in der Blickrichtung hinter der Schwenkache des zugehörigen Gehäuses liegend in
einem so nahen Abstand vom Auge befestigt ist, daß sich Spiegel oder Prisma nicht
auf der Netzhaut des Auges abbilden können und daß die Abmessungen des Spiegels
oder Prismas in horizontaler und vertikaler Richtung mindestens 2 und höchstens
10 mm sind.
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Beim Gebrauch eines solchen Gerätes bleiben die
Bedingungen
des Sehens im freien Raum voll erhalten, vor allem auch das gesamte Gesichtsfeld,
so daß nur ein Bildeindruck wahrgenommen wird, der sich aus den Empfindungen beider
Augen zusammensetzt, und zwar aus den Umweltbildern und den eingespiegelten Bildern,
wobei die eingespiegelten Bilder in der Entfernung empfunden werden, in der ein
Objekt im Raum liegt, dem die Aufmerksamkeit zugewandt ist. Damit kann die Gerätesituation
und die Naheinstellung der Augen vermieden werden. Dadurch ist eine zuverlässige
Schielwinkelmessung möglich. Die Verwendung von Spiegeln bzw. Prismen hat gegenüber
der Verwendung von halbdurchlässigen Spiegeln den Vorteil, daß ein sogenanntes Haidingersches
Büschel aus polarisiertem Licht und sogenannte Nachbilder in einem oder beiden Augen
zusammen mit dem eingespiegelten Bild und dem Umwelteindruck ausgelöst werden können.
Ohne gleichzeitige Anwendung dieser Phänomene können heute Untersuchungen in Fällen
von Strabismus (Bewegungsstörungen der Augen) kaum noch als exakt angesehen werden,
da nur ihre gleichzeitige Anwendung z. B.
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eine Kontrolle der Fixierlinie erlaubt.
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Ein weiterer wesentlicher Vorteil des erfindungsgemäßen Gerätes ist
die Möglichkeit der Messung großer Schielwinkel in verschiedenen Blickrichtungen.
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Infolge der verhältnismäßig kleinen Abmessungen der Spiegel bzw. Prismen
können diese sowohl in einer waagerechten als auch in einer senkrechten Ebene um
große Winkel geschwenkt werden, ohne daß die Schwenkbereiche durch die Nase und
die übrigen knöchernen Umrandungen des Auges behindert werden. Mit dem erfindungsgemäßen
Gerät ist der Übergang vom Synoptophor-Sehen zum Sehen im freien Raum gleitend möglich,
da der Synoptophoreindruck zugunsten des Raumeindruckes kontinuierlich abgeschwächt
werden kann.
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Der Raumeindruck wird auch noch aufrechterhalten, wenn die Abmessungen
der Spiegel oder Prismen größer sind als die Abmessungen der Pupillen. In diesem
Fall blickt die zu untersuchende Person über den oberen oder unteren Rand der Spiegel
bzw. Prismen. Bei Abmessungen der Spiegel bzw. Prismen bis zu 10 mm in horizontaler
und vertikaler Richtung ist der mögliche Schwenkwinkel noch wesentlich größer als
bei den bekannten Synoptophoren, deren Einblicköffnungen wesentlich größere Durchmesser
aufweisen. Eine Spiegelvergrößerung geht jedoch immer auf Kosten des Schwenkbereiches.
Als besonders vorteilhaft haben sich Spiegel bzw. Prismen erwiesen, die in horizontaler
und vertikaler Richtung Abmessungen von etwa 3 mm haben. Solche Spiegel bzw. Prismen
sind einerseits für die meisten Fälle groß genug zum Einspiegeln von Bildern in
das Auge und gestatten andererseits sehr große Schwenkwinkel.
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Bei einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung ist dem Spiegel
oder Prisma ein mit Hilfe von Spiegeln und/oder Prismen erzeugter Strahlengang so
zugeordnet, daß mit dem zur Bilddarbietung dienenden Spiegel oder Prisma aus dem
Gehäuse projizierte Bilder mit scheinbarer Lage im Außenraum, die sich mit dem Gehäuse
um seine Schwenkachse drehen, gesehen werden können. Mit einer solchen Einrichtung
kann beiden Augen ein reales Bild, z. B.
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Lichtpunkte, angeboten werden. Wenn die Augen, deren Blickrichtungen
infolge des Vorhandenseins der Sehbedingungen des freien Raumes nicht verfälscht
sind,
bei einer bestimmten Drehstellung des Gehäuses diese Lichtpunkte decken, z. B. in
Fällen von normaler retinaler Korrespondenz, gibt die Drehstellung, die an einer
Skala ablesbar ist, unmittelbar den Schielwinkel an.
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Vorteilhafterweise sind die Spiegel bzw. Prismen frei von einer Umrandung,
also nicht in einer umgebenden Fassung gehalten, sondern z. B. mit ihrer Rückseite
auf eine unterlage aufgeklebt, die nicht über den Spiegel bzw. das Prisma hinausragt.
Dies hat den Vorteil, daß keinerlei Schatten oder unscharfe Nebenränder den Bildeindruck
stören.
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Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung an Hand der
Zeichnung beschrieben. In der Zeichnung zeigt A b b. 1 eine Vorderansicht des Gerätes
in schematischer Darstellung entgegengesetzt zur Patientenblickrichtung gesehen
und A b b. 2 eine Aufsicht auf das Gerät.
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Auf einer Grundplatte 1, die den Teil eines Tisches bilden kann,
sind zwei Schwenkzapfen 2 und 3 befestigt. Die Zapfen durchsetzen eine Aussparung
4 der Platte 1 und sind auf zwei Klötzchen 5 befestigt.
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Die Klötzchen 5 sind an der Platte 1 geführt und können durch Gewindespindeln
13 gegeneinander verstellt werden, so daß der Abstand der Schwenkzapfen einstellbar
ist.
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Um jeden Zapfen 2 bzw. 3 ist ein Arm 7 bzw. 8 schwenkbar, wobei zur
Lagerung der Arme auf dem zugehörigen Zapfen ein an diesem Arm befestigter Schwenkteil
9 dient. Die Länge der Teile 9 ist so bemessen, daß zwischen den Armen auf der Grundplatte
1 eine Kinnstütze 10 und eine Stirnstütze 1l angebracht werden können. Wie üblich,
sind beide Stützen in der Höhe bzw. Tiefe verstellbar, In den oberen zylindrisch
ausgebildeten Gehäuseteilen 12 der Arme 7, 8 ist jeweils ein Teil 14 drehbar gelagert.
Dieser Teil trägt je eine dünne Stange 16. Sie bildet den Träger eines Spiegels
oder Prismas 17. Die Drehachse B-B jedes Teiles 14 steht senkrecht zu den Achsen
A-A der Zapfen 2 bzw. 3, und der Spiegel bzw. das Prisma 17 liegt in der Patientenblickrichtung
hinter dem Schnittpunkt der Achsen A-A und B-B in einem kleinen Abstand vom Auge.
Bei der Untersuchung befindet sich der Augendrehpunkt in dem genannten Schnittpunkt.
Der Spiegel oder das Prisma liegen dann so dicht vor dem Auge, daß er bzw. es nicht
mehr auf der Netzhaut des Auges abgebildet werden kann.
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Wie aus den Ab b. 1 und 2 hervorgeht, kann jeder Spiegel oder jedes
Prisma 17 mit Hilfe der an den Gehäusen 7, 8 befestigten Handgriffe 18 in der Waagrechten
um seine Achse A-A geschwenkt werden. Der Spiegel 17 bewegt sich dann auf einem
Kreisbogen um den Schnittpunkt der Achsen A-A und B-B. Jeder Spiegel oder jedes
Prisma 17 kann aber auch mit Hilfe des am drehbaren Teil 14 befestigten Handgriffes
19 um die Achse B-B geschwenkt werden. Er bewegt sich dabei ebenfalls auf einem
Kreisbogen um den Schnittpunkt der Achsen A-A und B-B. Durch Zusammensetzen beider
Bewegungen können also beispielsweise die neun bei Schielwinkelmessungen üblichen
Blickrichtungen erreicht werden. Die Abmessungen der Spiegel oder Prismen 17 sind
so klein gehalten, daß auch extreme Winkellagen sowohl in der Waagerechten wie in
der Lotrechten und in den schrägen Blickrichtungen erreichbar sind. Zur Ablesung
der
Stellung des drehbaren Teiles 14 ist eine Skala 20 vorgesehen.
Ebenso sind auf der Grundplatte 1 Skalen 21 befestigt, die den Schwenkwinkel der
Gehäuse 7, 8 abzulesen gestatten. An einer weiteren Skala 22 kann der Abstand a
der Schwenkachsen A-A abgelesen werden.
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Patentansprüche: 1. Gerät zur Augenuntersuchung, zur Binokularschulung
der Augen und zur Schielwinkelmessung, bestehend aus zwei um parallele und in ihrem
Abstand voneinander auf den Augenabstand einstellbare Achsen schwenkbaren Gehäusen
mit Vorrichtungen zur Bilddarbietung und einer einstellbaren Kinn- und Stirnstütze
in solcher Lage zu den Schwenkachsen, daß in Verbindung mit der Verstellbarkeit
des Abstandes der Schwenkachsen die Augendrehpunkte in die Verlängerung der Schwenkachsen
gebracht werden können, dadurch gekennzeichnet, daß zur Bildbeobachtung an jedem
Gehäuse (7, 8) ein Spiegel oder Prisma (17) in der Blickrichtung hinter der Schwenkachse
(A) des zugehörigen Ge-
häuses liegend in einem so nahen Abstand vom Auge befestigt
ist, daß sich Spiegel oder Prisma nicht auf der Netzhaut des Auges abbilden können
und daß die Abmessungen des Spiegels oder Prismas in horizontaler und vertikaler
Richtung mindestens 2 und höchstens 10 mm sind.
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2. Gerät nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Abmessungen
des Spiegels oder Prismas (17) in horizontaler und vertikaler Richtung etwa 3 mm
sind.
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3. Gerät nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet,
daß der Spiegel oder das Prisma (17) frei von einer Umrandung ist.