Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erstellung einer Musik-, Sprach- oder
Videoproduktion von an entfernten Orten befindlichen, über ein Übertragungs
system miteinander verbundenen Arbeitsstationen aus. Die Erfindung betrifft des
weiteren ein als Arbeitsstation nach dem genannten Verfahren arbeitendes Netz
element, ein als Speicherstation nach dem genannten Verfahren arbeitendes Netz
element sowie ein nach dem genannten Verfahren arbeitendes Übertragungssystem.
Es ist bekannt, dass mehrere Musiker und/oder Sprecher in einem Musik- oder Pro
duktionsstudio miteinander musizieren mit dem Ziel, eine neue Komposition, zum
Beispiel einen Pop-Song, einen Werbejingle oder ein Hörspiel zu erstellen. Die fertige
Komposition wird in der Regel auf einem Tonträger, zum Beispiel einem Tonband
oder einer CD, weitergegeben, vervielfältigt, verkauft und/oder vermarktet. Bei der
Erstellung der Musik- oder Sprachproduktion sind die Musiker üblicherweise gleich
zeitig in dem Studio oder setzen sich nach Registerrubrik zusammen, zum Beispiel
in der Popmusik Schlagzeuger und Bassisten, in der klassischen Musik die Blech
bläser oder Holzbläser, bei einem Hörspiel die an einem Dialog teilnehmenden
Sprecher und ggf. die Geräuschemacher. Für den Fall, dass die Musiker oder
Sprecher an verschiedenen Orten wohnen, ist es auch bekannt, dass Zwischener
gebnisse von einigen Musikern auf einem Tonträger an ein anderes Tonstudio ge
schickt werden, um dort mit den entsprechenden dort wohnenden und anwesenden
Musikern die Produktion fertigzustellen oder nach Einspielen der Beiträge der
anwesenden Musiker/Sprecher ein weiteres Zwischenergebnis wieder an das erste
oder ein drittes Tonstudio weiter zu schicken. Statt mit Hilfe eines Tonträgers kann
ein Zwischenergebnis auch als Datensatz per Datenfernübertragung verschickt wer
den, zum Beispiel über das Internet.
Eine Produktion für Musik oder für ein Hörspiel oder eine Sprachproduktion auf
diese Art durchzuführen hat sich jedoch insofern als nachteilig erwiesen, als dabei
die Notwendigkeit besteht, dass alle oder jeweils eine Gruppe von Teilnehmern
gleichzeitig in einem Studio anwesend sein müssen. Wenn die Aufnahmen an ver
schiedenen Orten durchgeführt werden müssen, da die teilnehmenden Musiker sich
nicht an einem Ort befinden, liegt außerdem zwischen den Aufnahmen ein nicht
unbeträchtlicher Zeitversatz, der im übrigen auch dann auftritt, wenn nicht alle
Teilnehmer gleichzeitig im Studio anwesend sind und die Beiträge aller Teilnehmer
gleichzeitig aufgenommen werden.
Zwar ist es auch bekannt, MIDI-Daten (MIDI = Music Instrument Digital Interface)
über ein Netzwerk auszutauschen und an verschiedenen Orten zu bearbeiten. Je
doch hat auch diese Art der Produktion den Nachteil, dass ein Zeitversatz zwischen
den Aufnahmen besteht und dass bei derartigen Aufnahmeverfahren reale Tonquel
len, wie beispielsweise Musikinstrumente, Gesangsstimmen und Sprecher, fehlen.
Auch zur Erstellung von Videoproduktionen, zum Beispiel von Werbespots, Nach
richtenbeiträgen oder Musikvideos, ist es bekannt, Videomaterial an einem oder
mehreren Orten zu sammeln, vorzubereiten und an einen anderen Ort weiterzusen
den, um es dort weiter zu bearbeiten und die Produktion fertigzustellen. Jedoch
treten auch dort die genannten Nachteile auf.
Der Erfindung liegt demnach die Aufgabe zugrunde, die genannten Verfahren hin
sichtlich der beschriebenen Nachteile zu verbessern und die Erstellung einer Pro
duktion durch an verschiedenen Orten befindliche Personen gemeinschaftlich und
ohne großen Zeitversatz zu ermöglichen. Dabei sollen insbesondere auch die an die
Erstellung einer solchen Produktion gestellten hohen Qualitätsanforderungen be
rücksichtigt werden. Außerdem liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, für dieses
Verfahren geeignet ausgestaltete Netzelemente und ein nach diesem Verfahren
arbeitendes Übertragungssystem anzugeben.
Diese Aufgaben werden durch ein Verfahren gemäß Anspruch 1, durch Netzelemen
te gemäß den Ansprüchen 7 und 11 sowie durch ein Übertragungssystem gemäß
Anspruch 12 gelöst.
Der Erfindung liegt dabei der Gedanke zugrunde, dass ein Übertragungssystem dazu
genutzt werden kann, an entfernten Orten befindliche Personen derart miteinander
in Kontakt zu bringen und zu verbinden, dass diese gemeinsam und zeitlich an der
Erstellung einer Musik-, Sprach- oder Videoproduktion arbeiten können. Insbeson
dere können die von verschiedenen Benutzern erzeugten, eingespielten oder bear
beiteten Beiträge über das Übertragungssystem gegenseitig ausgetauscht, auf einer
Speicherstation gespeichert und bearbeitet werden. Dies erfolgt in der Weise, dass
alle Benutzer auf alle Beiträge mit demselben Aktualisierungsstand zugreifen, lesen
und ggf. bearbeiten und ergänzen können. Insbesondere können alle Benutzer zeit
lich und in Echtzeit auf die gleichen Beiträge zugreifen, wobei vorteilhafterweise die
Übertragung und die Speicherung von Daten derart erfolgt, dass die von einem er
sten Benutzer an einem Ort aktuell eingespielten und übertragenen Daten zeitlich
und in Echtzeit an anderen Orten gelesen und wiedergegeben werden können. In
einer bevorzugten Weiterbildung ist sogar vorgesehen, dass zeitlich in Echtzeit zu
dieser Wiedergabe an anderen Orten Daten eingespielt, übertragen und mit den von
dem ersten Benutzer übertragenen Daten zu einer Gesamtproduktion verknüpft wer
den. Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren ist es somit möglich, beispielsweise zur
Erstellung einer Musikproduktion Musiker miteinander musizieren zu lassen, die sich
an weit voneinander entfernt befindlichen Orten, zum Beispiel auf verschiedenen
Kontinenten, befinden und für diese den Eindruck entstehen zu lassen, alle Musiker
seien in einem gemeinsamen Musikstudio anwesend und würden gemeinsam an
einem Ort die Musikproduktion erstellen.
In einer bevorzugten Weiterbildung ist vorgesehen, dass die zu einer Produktion
gehörenden Daten in einer zugeordneten Speichereinheit der Speicherstation ge
speichert und vor unberechtigtem Zugriff gesichert werden. Dadurch ist es möglich,
einzelnen Benutzern unterschiedliche Zugriffsberechtigungen und Bearbeitungs
rechte einzuräumen. Außerdem kann ein Benutzer mittels eines Kennwortes aus
wählen, an welcher Produktion er teilnehmen und arbeiten will.
Gemäß einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung ist in der Arbeitsstation und
in der Speicherstation ein Dialogmodul zur Anmeldung eines Benutzers bei einer der
ausgewählten Produktion zugeordneten Speichereinheit und ein Kommunikations
modul zur Übertragung der Daten zwischen den Stationen vorgesehen. Diese Modu
le sind bevorzugt als Softwaremodule ausgestaltet, die an die damit arbeitende
Hardware, zum Beispiel einen Personalcomputer oder eine Workstation, an ent
sprechende Schnittstellen und an konventionelle Betriebssysteme wie beispiels
weise Windows oder Linux angepasst sind. Diese Module können auch leicht an die
zu verarbeitenden Daten angepasst und jeweils auf einen neuen Stand gebracht
werden und sind bevorzugt für eine schnelle Datenübertragung ausgestaltet.
Weiter kann es vorgesehen sein, dass die Daten vor der Übertragung zwischen einer
Arbeitsstation und der Speicherstation kodiert und/oder datenreduziert werden.
Dadurch lassen sich die Daten in kürzerer Zeit von einer Arbeitsstation an die
Speicherstation bzw. von einer Speicherstation an andere Arbeitsstationen über
tragen. Auch die simultane Wiedergabe der von einer ersten Arbeitsstation über
tragenen Daten an andere Arbeitsstationen lässt sich einfacher realisieren. Die
Datenkomprimierung kann dabei nach einem der bekannten Verfahren wie G.711,
G.722 MPEG 1, MPEG 2, MPEG 4, MPEG 7, Layer 1, Layer 2, Layer 3, MP 3, AAC,
VQF, Twin-VQ oder nach einem anderen Verfahren realisiert werden. Auch eine
Verschlüsselung von Daten lässt sich nach dieser Weiterbildung realisieren.
Bevorzugt wird das Verfahren zur Erstellung einer Musikproduktion verwendet,
wobei an den Arbeitsstationen reale Audio- und/oder Video-Daten eingespielt
und/oder erzeugt und an die Speicherstation übertragen werden, wobei die Daten
dort mehrspurig gespeichert werden. Damit lässt sich eine mehrspurige Musikpro
duktion, beispielsweise in professioneller Qualität mit 24 Spuren erstellen, wobei
alle oder einzelne Spuren von Musikern erzeugt oder eingespielt werden, die sich
an unterschiedlichen Orten befinden, jedoch so arbeiten können, als wären sie alle
in einem gemeinsamen Studio anwesend.
Die Erfindung betrifft auch ein als Arbeitsstation arbeitendes und zum Einsatz bei
dem beschriebenen Verfahren geeignet ausgestaltetes Netzelement sowie ein als
Speichermodul arbeitendes und für das beschriebene Verfahren geeignet ausgestal
tetes Netzelement. Diese Netzelemente können zu einem als Übertragungssystem ar
beitenden Netzwerk zusammengeschaltet werden, wobei die die Netzwerk verbin
dende Technologie, z. B. das Netzwerkbetriebssystem und die Übertragungsleitun
gen konventioneller Natur sein kann.
Bevorzugt ist das als Arbeitsstation arbeitende Netzelement mit einem derart aus
gestalteten Aufnahmemodul versehen, dass reale Ton- und/oder Bildquellen ange
schlossen und von diesen Quellen eingespielte Daten übertragen werden können.
Insbesondere soll das Aufnahmemodul zum Anschluss von Musikinstrumenten, Vi
deokameras, Audio- oder Videoabspielgeräten geeignet sein, wozu das Netzelement
auch entsprechende Schnittstellen aufweist.
Derartige Netzelemente sollen in einem ein Netzwerk bildendes Übertragungssystem
zum Einsatz kommen, welches nach dem beschriebenen Verfahren arbeiten und von
der Erfindung ebenfalls umfasst werden soll.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand der Zeichnungen näher erläutert werden. Es
zeigen:
Fig. 1 eine schematische Darstellung eines erfindungsgemäßen
Übertragungssystems,
Fig. 2 eine praktische Ausführungsform eines erfindungsgemäßen
Übertragungssystems und
Fig. 3 eine Darstellung eines erfindungsgemäßen Übertragungs
systems zur Erläuterung der Netzelemente und der einzelnen
Module.
Das in Fig. 1 schematisch dargestellte erfindungsgemäße Übertragungssystem um
fasst ein Netzwerk 1, das zum Beispiel ein digitales Netz wie das Internet sein kann,
mehrere an das Netzwerk 1 angeschlossene Arbeitsstationen 2, 3, 4 und eine an
das Netzwerk 1 angeschlossene Speicherstation 5. Die von jeweils einem Benutzer
20, 30 gesteuerten Arbeitsstationen 2, 3 sind im wesentlichen zum Einspielen, Er
zeugen und Bearbeiten von Musik-, Sprach- oder Videodaten ausgestaltet, wozu
diese Arbeitsstationen jeweils ein geeignetes Softwaremodul CC (Client Composer)
aufweisen. Die von einem Benutzer 40 gesteuerte Arbeitsstation 4 ist im wesent
lichen zum Abrufen und Wiedergeben (Lesen) von Daten von der Speicherstation
5 ausgestaltet, wozu diese im wesentlichen das Softwaremodul CL (Client Listener)
aufweist. Die Speicherstation 5 weist ein Softwaremodul (SWS) auf, das zur Spei
cherung und Verwaltung der von den Arbeitsstationen 2 und 3 übertragenen Daten
ausgestaltet ist. Die Arbeitsstationen 2, 3, 4 und die Speicherstation 5 weisen
außerdem ein geeignetes Betriebssystem auf, zum Beispiel Windows oder Linux
oder ähnliches, das mit dem Netzwerkbetriebssystem des Netzwerkes 1 zusammen
arbeiten kann und an das die genannten Softwaremodule angepasst sind.
Eine beispielhafte Ausgestaltung der Hardware eines solchen Übertragungssystems
ist in Fig. 2 gezeigt. Die Arbeitsstationen 2, 3 sind dabei herkömmliche Computer,
zum Beispiel Personalcomputer oder Workstations, wobei die Arbeitsstation 2 eine
geeignete Audioschnittstelle zum Anschließen von Tonquellen, zum Beispiel zum
Anschließen eines Mikrofons zum Aufnehmen von Gesang oder Sprache eines Be
nutzers 20 oder der Musik eines Musikinstrumentes 21 aufweist. Die Arbeitsstation
3 weist eine Schnittstelle auf zum Abspielen eines Wiedergabegerätes 31, zum Bei
spiel eines Tonbandgerätes oder eines CD-Players, oder zum Anschließen einer
künstlichen Tonquelle wie beispielweise eines Synthesizers. Die Speicherstation 5
ist ebenfalls als herkömmliches Rechnersystem ausgestaltet, beispielsweise als
Server mit hoher Rechenleistung und großer Speicherkapazität. Weiterhin ist bei
spielhaft eine Arbeitsstation 6 gezeigt, die als Mischarbeitsplatz zum Abmischen
einer Musikproduktion ausgestaltet ist. Eine Arbeitsstation 7 ist als Aufnahme- und
Sendestation ausgestaltet, die beispielsweise bei einem Livekonzert die Livemusik
des Instrumentes 71 aufnehmen, live in das Netzwerk 1 einspeisen und an die Spei
cherstation 5 übertragen kann. Das gezeigte Übertragungssystem ist lediglich bei
spielhaft für die Erstellung einer Musikproduktion gezeigt, wobei noch weitere
Arbeits- und Speicherstationen vorgesehen sein können. In ähnlicher Weise kann
ein Übertragungssystem für die Erstellung einer Videoproduktion ausgestaltet sein,
wobei die Schnittstellen an die entsprechende Hardware zur Aufnahme und Bearbei
tung von Videomaterial ausgestaltet sind.
Anhand der Darstellung in Fig. 3, in der der nähere Aufbau der als Arbeitsstationen
ausgestalteten Netzelemente 2, 3, 4 und des als Speicherstation arbeitenden Netz
elementes 5 näher gezeigt ist, soll das erfindungsgemäße Verfahren erläutert wer
den. Die Arbeitsstationen 2, 3 weisen jeweils eine Videoschnittstelle 22, 32, eine
Übertragungsschnittstelle 23, 33 und eine Übertragungssteuereinheit 24, 34 auf.
Die in Fig. 1 gezeigten, auf den Arbeitsstationen 2, 3 befindlichen Softwaremodule
CC untergliedern sich im wesentlichen in die folgenden Programmodule:
- - Dialogmodule 25, 26 (DSW) zum Anmelden bei der Speicherstation 5,
- - Kommunikationsmodule 26, 36 (KSW) zum Übertragen und Empfangen von
Daten,
- - Kodier- und Dekodiermodule 27, 37 (CSW) zum Kodieren und Dekodieren
von Daten,
- - Aufnahmemodule 28, 38 (RSW) zum Aufnehmen von realen Audiodaten und
- - Aufnahmemodule 29, 39 (MSW) zum Aufnehmen von MIDI-Daten.
Die Dialogmodule 25, 35 sind jeweils direkt mit der Übertragungsschnittstelle 23,
33, verbunden, während die Kommunikationsmodule 26, 36 und die Kodier- und
Dekodiermodule 27, 37 mit der Übertragungssteuereinheit 24, 34 verbunden sind,
welche wiederum mit der Übertragungsschnittstelle 23, 33 verbunden sind. Die Auf
nahmemodule 28, 29, 38, 39 sind mit der Audioschnittstelle 22, 32 verbunden.
Von den Übertragungsschnittstellen 23, 33 bestehen Verbindungen zu dem Netz
werk 1, von dem wiederum eine Verbindung zur Übertragungsschnittstelle 53 der
Speicherstation 5 besteht. Diese weist eine entsprechende Übertragungssteuer
einheit 54, ein Dialogmodul 55 und ein Kommunikationsmodul 56 auf. Weiter ist
dort ein Speicherverwaltungsmodul 57 vorgesehen, das die Speicherung von Daten
steuert und die im Speichermodul gespeicherten Daten verwaltet. Das Speichermo
dul 58 ist wiederum in mehrere Speicherbereiche 581, 582 unterteilt, die jeweils
einzelnen Produktionen S1, S2 zugeordnet sind. Für jede Produktion können dabei
eine oder mehrere Spuren TR vorgesehen sein; beispielhaft sind im gezeigten Fall
für die Produktion S1 fünf Spuren TR1 bis TR5 und für die Produktion S2 zwei
Spuren TR1, TR2 vorgesehen.
Eine weitere Arbeitsstation 4 ist im wesentlichen zum Wiedergeben und Lesen von
Daten ausgestaltet, wozu diese ebenfalls eine Übertragungsschnittstelle 43, eine
Übertragungssteuereinheit 44, ein Dialogmodul 45, ein Kommunikationsmodul 46
und ein Kodier- und Dekodiermodul 47 aufweist.
Nachfolgend soll die Funktionsweise anhand der Erstellung einer Musikproduktion
erläutert werden. Ein an der Arbeitsstation 2 arbeitender Benutzer meldet sich
zunächst erstmalig bei der Speicherstation 5 des Dialogmoduls 25 an und gibt dort
verschiedene Daten, wie zum Beispiel Name, Adresse, E-Mail-Adresse usw. an.
Er eröffnet dort eine sogenannte Session, wobei er dieser einen Namen gibt, zum
Beispiel Pop-S1 und ggf. ein Genre (zum Beispiel eine Musik- oder Stilrichtung)
zuordnet. Für diese Session S1 wird im Speicherbereich 58 die Speichereinheit 581
reserviert. Der Benutzer spielt nun zum Beispiel eine Schlagzeugsequenz TR1 ein,
die mit dem lokalen MIDI-Recorder 29 aufgezeichnet wird. Eventuelle Einspielfehler
können vom Benutzer mehrfach korrigiert werden, bis er mit dem Ergebnis zufrieden
ist und sich dann dem Aufnehmen zum Beispiel einer Saxophonsequenz TR2 wid
met, die mit dem Aufnahmemodul 28 aufgezeichnet wird. Unter Verwendung des
Kommunikationsmoduls 26 werden die Sequenzen TR1 und TR2 über das Netzwerk
1 an die Speicherstation 5 übertragen und dort in der Speichereinheit 581 gespei
chert. Das für die Übertragung verwendete Netzwerk 1 kann eine Punkt-zu-Punkt-
Verbindung (zum Beispiel LSDN oder PSTN), ein Computernetzwerk (zum Beispiel
LAN oder WAN) oder das Internet mit verschiedenen Zugangstechniken sein.
Um die Übertragungsbandbreite möglichst gering zu halten, können die Daten von
TR1 und TR2 einer Datenkomprimierung unterzogen werden. Dabei kann beispiels
weise TR1 redundanzreduziert werden, um zu gewährleisten, dass die MIDI-Daten
exakt rekonstruiert werden können, während zum Beispiel TR2 nach einem Daten
reduktionsverfahren wie MPEG 2 oder MP 3 kodiert werden kann. Der Umfang der
MIDI-Daten von TR1 ist im Vergleich zu den Audiodaten von TR2 eher gering, so
dass hauptsächlich bei den Audiodaten TR2 die Festlegung der verschiedenen
Parameter für die optimale Ausnutzung der für die Übertragung zur Verfügung
stehenden Kanalkapazität von Bedeutung ist. Die Anforderung der verschiedenen
Kodierverfahren an die Rechenleistung und deren Bitraten sowie die Zeitverzögerung
zwischen Kodierer und Dekodierer sind unterschiedlich. Diese Parameter und das
Kodierverfahren kann der Benutzer entsprechend der gewünschten Datenqualität,
der zur Verfügung stehenden Bandbreite, der Verzögerungszeit, der Rechenleistung
usw. auswählen.
Um zu gewährleisten, dass die Audiodaten trotz der für die Übertragung notwendi
gen Datenreduktion und damit ggf. auch verbunden Qualitätsreduktionen noch in
sehr guter Tonqualität zur Verfügung stehen, können die Audiosequenzen optional
auch noch parallel und linear in einem Kodierformat, also ohne Reduktion mit hoher
Abtastrate aufgezeichnet werden, zum Beispiel mit 20 oder 24 Bit und 96 Kilohertz
oder mit 16 Bit und 48 Kilohertz. Diese Möglichkeit wird optional angeboten, so
dass zum Beispiel bei zu geringer Speicherkapazität die dabei entstehende größere
Datenmenge nicht vollständig den Speicher belegt und ggf. auf diese parallel-lineare
Aufzeichnung verzichtet werden kann, also nur komprimiert aufgezeichnet wird.
Für den Ablauf von Aufnahme und Übertragung der Daten gibt es prinzipiell zwei
Möglichkeiten: entweder werden die Daten zunächst aufgenommen, ggf. korrigiert
und dann übertragen oder die Übertragung wird bereits simultan zur Einspielung
bzw. Erzeugung der Audiosequenzen durchgeführt.
Die Speicherstation 5, die im übrigen auch als Server für das Netzwerk 1 fungieren
kann, verwaltet die eingehenden Audio- und MIDI-Sequenzen TR1 und TR2. Dabei
werden die Benutzerdaten der Arbeitsstation 2, der Sessionname, Start- und Endzeit
und weitere Daten festgehalten. Es erfolgt eine automatische, manuelle oder eine
automatische mit manuellen Ergänzungen versehene Umsetzung aller oder einiger
zu einer Session gehörenden Daten zur Auswahl in ein präsentierbares Format, zum
Beispiel in ein HTML-Format, wie es im Internet verwendet wird. Die Sequenzen
TR1 und TR2 sind auf der Speicherstation 5 in der Speichereinheit 581 gespeichert
und werden aufgrund der festgehaltenen und verfügbaren Zeitinformation exakt
synchron in zeitlichen Bezug gesetzt.
Ein weiterer Benutzer kann sich nun über das Dialogmodul 35 der Arbeitsstation 3,
die sich an einem völlig anderen Ort wie die Arbeitsstation 2 befinden kann, an der
Speicherstation 5 anmelden und dort die erforderlichen Daten zur Identifikation, wie
zum Beispiel Name, Adresse, E-Mail-Adresse usw. angeben. Aus einer Übersicht
verschiedener aktiver und inaktiver Sessions - eine davon ist die durch den Erst
benutzer eröffnete Session S1 - öffnet er die bereits begonnene Session S1, indem
er sie mit ihrem Namen auswählt. Er kann nun lokal eine Synthesizersequenz TR3
einspielen, die mit dem lokalen MIDI-Aufnahmemodul 39 aufgezeichnet wird. Nach
Korrekturen und mehrfacher Aufnahme kann danach eine Gesangssequenz TR4 mit
dem Aufnahmemodul 38 aufgezeichnet werden. Beide Sequenzen TR3 und TR4
können danach unter Verwendung des Kommunikationsmoduls 36, ggf. nach einer
Kodierung mittels des Kodiermoduls 37, an die Speicheranordnung 5 übertragen
werden, wo die Sequenzen in der Speichereinheit 581 ebenfalls gespeichert
werden. Auch diese Sequenzen TR3, TR4 können in ein präsentierbares Format um
gesetzt und mit den ersten beiden Sequenzen TR1 und TR2 synchronisiert werden.
Es sind nun insgesamt vier Spuren TR1 bis TR4 in der Speichereinheit 581 gespei
chert, die für die beiden Benutzer lesbar und wiedergebbar sind. Es können sich
auch weitere Benutzer anmelden und an der Sitzung teilnehmen, wobei die den Be
nutzern zugeordneten Zugriffs- und Bearbeitungsrechte unterschiedlich sein können.
So können beispielsweise Benutzer mit Priorität 1 Spuren TR ändern und wieder zur
Speicheranordnung 5 zurückspielen, Benutzer mit Priorität 2 können nur neue
Spuren TR erstellen und auf der Speicheranordnung 5 speichern, während Benutzer
mit der Priorität 3 angebotene Spuren TR nur abhören dürfen. Allein zum Abhören
von Spuren reicht auch eine Arbeitsstation 4 aus, bei der keine Aufnahmemodule
RSW und MSW und keine Audioschnittstellen vorhanden sein müssen. Allerdings
können solche Benutzer die Lautstärke der einzelnen Spuren und ggf. auch andere
Parameter, wie zum Beispiel bestimmte Effekte zum Anhören verändern.
Das bei jedem Benutzer unterschiedliche Bearbeitungsresultat, beispielsweise eine
bestimmte Abmischung MIX aus mehreren Spuren TR, kann auch anderen Be
nutzern zugänglich gemacht werden. Dazu enthält das Dialogmodul DSW der Ar
beitsstationen 2, 3 eine Funktion "Upload Mix", mittels der eine solche Abmischung
an die Speicheranordnung 5 übertragen und dort in der Speichereinheit der zugehö
rigen Session gespeichert wird, beispielsweise in der Session S1 als Spur TR5. Auf
der Speicheranordnung 5 können daher mehrere, von verschiedenen Benutzern zur
Verfügung gestellte Abmischungen verfügbar sein, die wiederum von allen Be
nutzern gelesen und weiter bearbeitet werden können. So können zum Beispiel
innerhalb einer Session mehrere Spuren geändert und neu hinzugefügt sowie meh
rere Abmischversuche unternommen werden.
Wenn ein Endresultat, zum Beispiel in Form einer endgültigen Spuren TR und einer
endgültigen Abmischung MIX feststeht, kann eine weitere in den Dialogmodulen
DSW enthaltene Funktion "Make Master" ausgeführt werden. Soll eine professionel
le Musikproduktion hergestellt werden, bedeutet dies die Übertragung bzw. den
Austausch der parallel in sehr hoher Qualität aufgezeichneten Spuren, so dass
daraus unter Verwendung der gewählten endgültigen Abmischfunktion die endgül
tige Musikproduktion abgemischt werden kann. Dabei kann optional noch das Ziel
format des Masters, zum Beispiel linear MP 3 oder AAC festgelegt werden. Bei semi
professionellen oder Hobby-Anwendungen ist es auch möglich, zur Erstellung der
endgültigen Musikproduktion aus Übertragungs-Kapazitätsgründen das komprimierte
Musikmaterial zu verwenden. Da meistens jedoch keine Mischung auf der datenre
duzierten Ebene abgewickelt werden kann, werden die Spuren TR zunächst in das
lineare Format gebracht und dann abgemischt. Sollte als Zielformat ein Datenre
duktionsformat gewählt worden sein, so wird nach der Abmischung diese nochmals
enkodiert.
Es ist auch möglich, dass sich die Benutzer der Arbeitsstationen 2, 3, 4 gleichzeitig
bei der Session S1 anmelden und dass eine Sequenz TR von einer Arbeitsstation
nicht nur an die Speicherstation 5, sondern gleichzeitig und in Echtzeit an die
anderen Arbeitsstationen übertragen wird, so dass die dortigen Benutzer quasi
mithören können, welche Daten von dem einen Benutzer übertragen werden. Weiter
ist es möglich, dass die mithörenden Benutzer diese Daten auch auf ihrer Arbeits
station aufzeichnen und weiterverarbeiten können. Weiter kann vorgesehen sein,
dass zur selben Zeit nicht nur Daten eines einzigen Benutzers von dessen Arbeits
station an die Speicherstation (und an die anderen Arbeitsstationen) übertragen
werden, sondern dass mehrere Benutzer gleichzeitig von ihren Arbeitsstationen
Daten an die Speicherstation (und an die anderen Arbeitsstationen) übertragen
können. So entsteht für alle Benutzer der Eindruck, als würden sich alle gemeinsam
in einem Studio befinden und zeitgleich Beiträge zur Erstellung der Produktion
liefern. Insbesondere bei der Erstellung einer Musik- oder Sprachproduktion ist dies
sehr vorteilhaft.