DE19951802A1 - Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem Meßwert - Google Patents
Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem MeßwertInfo
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Abstract
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem Meßwert, wobei der Meßwert das Ausgangssignal eines Sensors ist, der ein Tiefpaßverhalten aufweist, wobei zu einem den Meßwert repräsentierenden Wert zumindest ein weiterer Wert abgeleitet wird, der eine zeitliche Ableitung dieses den Meßwert repräsentierenden Wertes repräsentiert, wobei aus dem den Meßwert repräsentierenden Wert sowie dem zumindest einen weiteren Wert sowie dem Tiefpaßverhalten des Sensors die Größe abgeleitet wird.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem
Meßwert, wobei der Meßwert das Ausgangssignal eines Sensors ist, der ein Tiefpaßverhalten
aufweist.
Der Anmelderin ist bereits ein Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem Meßwert
bekannt, bei dem der Meßwert das Ausgangssignal eines Sensors ist, der ein
Tiefpaßverhalten aufweist. Dabei ist es bisher üblich, den Einsatzbereich derartiger Sensoren
zu begrenzen. Das bedeutet, daß diese Sensoren eingesetzt werden, um Mittelwerte zu
bilden. Allgemeiner gesagt, ist das Einsatzgebiet derartiger Sensoren auf Anwendungsfälle
abgestellt, bei denen es auf die Zeitauflösung eines Meßsignals allenfalls in Grenzen
ankommt. Das kann beispielsweise bei Größen der Fall sein, die sich mit der Zeit nicht zu
schnell ändern oder auch in Fällen, bei denen bezüglich sich vergleichsweise schnell
ändernder Größen Mittelwerte bestimmt werden sollen. Das zeitliche Auflösungsvermögen
derartiger Sensoren läßt sich dadurch abschätzen, daß dem Tiefpaßverhalten eine
Eckfrequenz zugeordnet wird. Die Eckfrequenz ist dabei die Frequenz, bei der sich die
Asymptoten der Kurve des Ausgangssignal des Sensors schneiden, bei der das sich bei einer
Anregung des Sensors mit einem Dirac-Stoß ergebende Ausgangssignal des Sensors im
Frequenzbereich logarithmisch aufgetragen ist. Zu Meßsignalen wird dann eine Fourier-
Transformation durchgeführt, wobei das zeitliche Auflösungsvermögen insoweit begrenzt ist,
als Anteile der Fourier-Transformation, die zu Frequenzen gehören, die größer sind als die
Eckfrequenz, nicht mehr aufgelöst werden können.
Diese Verhältnisse sind beispielsweise in der Anwendung im Kraftfahrzeug anzutreffen, wenn
wegen der widrigen Bedingungen hinsichtlich Temperatur und chemischer Belastung durch
Schmiermittel und Kraftstoffe beispielsweise bei einem Temperatursensor ein Konflikt
besteht zwischen der Anforderung, daß der Sensor schnell ansprechen soll, aber gleichzeitig
robust sein soll. Ein schnelles Ansprechen bedingt einen kleinen Sensor. Die
Umgebungsbedingungen machen es aber erforderlich, daß der Sensor mit einer
Schutzummantelung versehen wird, die beispielsweise aus Stahl oder aus Keramik bestehen
kann. Dadurch erhöht sich ber die Masse des Temperatursensor und damit seine
Wärmekapazität. Aufgrund der höheren Wärmekapazität entsteht bezüglich der
Temperaturmessung ein Tiefpaßverhalten.
Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, den Einsatzbereich derartiger
Sensoren zu verbessern.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß durch ein Verfahren nach Anspruch 1 gelöst, wonach zu
einem den Meßwert repräsentierenden Wert zumindest ein weiterer Wert abgeleitet wird, der
eine zeitliche Ableitung dieses den Meßwert repräsentierenden Wertes repräsentiert, wobei
aus dem den Meßwert repräsentierenden Wert sowie dem zumindest einen weiteren Wert
sowie dem Tiefpaßverhalten des Sensors die Größe abgeleitet wird.
Vorteilhaft zeigt sich bei dem Verfahren nach Anspruch 1, daß nicht erst der
Einschwingvorgang abgewartet werden muß, bis aus dem dann vorliegenden Meßsignal die
Größe abgeleitet werden kann. Indem vorteilhaft das Zeitverhalten des Sensors selbst bei der
Auswertung des Meßsignals berücksichtigt wird, steht bei der Messung schneller eine
verwertbare Größe zur Verfügung oder - anders gesagt - die zeitliche Auflösung des Sensors
wird verbessert.
Bei dem Verfahren nach Anspruch 2 wird der zumindest eine weitere Wert durch eine
Schätzung ermittelt.
Eine derartige Schätzung kann mittels bekannter Schätzverfahren erfolgen, beispielsweise
unter Verwendung eines Kalman-Filters. Dadurch wird vorteilhaft vermieden, die zeitliche
Ableitung durch Differenzbildung und Quotientenbildung zwischen den Abszissen- und
Ordinatenwerten zweier Meßpunkte annähern zu müssen. Bei einer derartigen
Vorgehensweise können sich Meßfehler gravierend auf den bestimmten Wert der zeitlichen
Ableitung auswirken. Vorteilhafterweise wird weiterhin ein rekursives Schätzverfahren
verwendet, weil dabei der Aufwand zur Bestimmung der Werte minimiert werden kann. Dies
wirkt sich wiederum vorteilhaft aus, wenn die Größe aus den Werten in Echtzeit abgeleitet
werden soll.
Bei dem Verfahren nach Anspruch 3 werden der den Meßwert repräsentierende Wert sowie
der zumindest eine weitere Wert mittels eines Kalman-Filters ermittelt.
Dabei handelt es sich um ein gängiges Schätzverfahren, so daß damit die Werte einfach
ermittelbar sind.
Insgesamt zeigt sich also, daß mit dem erfindungsgemäßen Verfahren auch bei einem Sensor
mit einem zeitlich verzögernden Übertragungsverhalten schnell aktuelle Meßwerte zur
Verfügung stehen, ohne daß der Ablauf der Einschwingphase abgewartet werden müßte.
In Kenntnis der vorliegenden Erfindung sei noch auf die DE 41 00 006 A1 hingewiesen, bei
der aus einem Meßsignal mittels eines Schätzvorganges Eingangsgrößen ermittelt werden.
Aus diesen Eingangsgrößen werden dann zugehörige "Sollmeßsignale" berechnet und mit den
Meßsignalen verglichen. Die Differenz zwischen den "Sollmeßsignalen" und den Meßsignalen
werden mittels eines Kalman-Filters gefiltert, um verbesserte Werte der Eingangsgrößen
bestimmen zu können.
Weiterhin ist aus der DE 43 24 513 A1 bekannt, einen Sensor, dessen Übertragungsverhalten
bzw. dessen Parameter des Übertragungsverhaltens sich mit einer zu messenden
physikalischen Größe ändern, mit einem bekannten Eingangssignal zu beaufschlagen, um aus
dem Antwortsignal die Übertragungsfunktion des Sensors bestimmen zu können. Aus der
Übertragungsfunktion können dann das Übertragungsverhalten bzw. die Parameter des
Übertragungsverhaltens abgeleitet werden, woraus dann die physikalische Größe abgeleitet
werden kann.
Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung näher dargestellt. Es zeigt dabei
im einzelnen:
Fig. 1 eine Prinzipdarstellung des erfindungsgemäßen Verfahrens,
Fig. 2-5 Signalverläufe, wenn das Eingangssignal eine Sprungfunktion ist,
Fig. 6-9 Signalverläufe, wenn das Eingangssignal eine Rechteckpulsfolge ist und
Fig. 10-13 Signalverläufe für ein verrauschtes Sensorsignal, wenn das Eingangssignal eine
Sprungfunktion ist.
Das Übertragungsverhalten üblicher Sensoren läßt sich in erster Näherung vielfach durch ein
PTn-Verhalten beschreiben, dabei häufig in erster Näherung durch ein PT1-Verhalten. Das
bedeutet, daß das Ausgangssignal bei einer Anregung mit einer Sprungfunktion erst nach
einer Verzögerungszeit von etwa 5 T mit einer für die meisten Anwendungen ausreichenden
Genauigkeit am Ausgang des Sensors zur Verfügung steht.
Die Verhältnisse können dem Block 101 entnommen werden, in dem die Übergangsfunktion
des Sensors dargestellt ist. Dabei ist die Zeitverzögerung zu sehen des sich einstellenden
Ausgangssignals gegenüber dem Eingangssignal.
Die Betrachtung hoch dynamischer Vorgänge mit Sensoren, deren Zeitkonstante sehr viel
größer ist als die Signaleigendynamik, bleibt somit meist auf Mittelwertbetrachtungen,
stationäre oder quasistationäre Betrachtungen beschränkt, weil das Sensorsignal nur in
diesen Betriebszuständen verläßliche Informationen über Größe und Verlauf der
Eingangsgröße liefert. Der überwiegende Teil der Signaldynamik geht somit durch das
Tiefpaß-Übertragungsverhalten des Sensors verloren.
Durch Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens kann die Signalauswertung verbessert
werden. Die Vorgehensweise läßt sich nachvollziehen anhand der Theorie linearer,
zeitinvarianter Systeme unter Zugrundelegung analytischer Signale. Das Eingangssignal läßt
sich dann mit Hilfe der inversen Übertragungsfunktion aus dem Verlauf des Ausgangssignals
bestimmen. Nach einer Laplace-Transformation gilt als Übertragungsfunktion für ein PT1-
Verhalten:
X(s)/U(s) = 1/(1 + T.s) → U(s) = (1 + T.s).X(s)
Eine Rücktransformation dieser Gleichung in den Zeitbereich und ein anschließendes
Auflösen nach u(t) ergibt:
u(t) = T.dx(t)/dt + x(t)
Diese Gleichung besagt, daß ein Eingangssignal aufgrund der Kenntnis des Ausgangssignals
und dessen Steigung rekonstruierbar ist.
Um Probleme bei der Bestimmung der Steigung zu vermeiden, die aufgrund von dem
Meßsignal überlagerten Störkomponenten auftreten können, wird in dem gezeigten
Ausführungsbeispiel weiterhin ein rekursives Schätzverfahren verwendet (beispielsweise ein
Kalman-Filter), mit dem zum einen das Sensorsignal und zum anderen ein optimaler
Schätzwert der ersten zeitlichen Ableitung des Sensorsignals geliefert wird, wie dies in Block
102 gezeigt wird.
Setzt man anschließend die geschätzten Signale x∧ und (dx/dt)∧ in die obige Gleichung für
x(t) und dx(t)/dt ein, so erhält man den optimalen Schätzwert u(t)∧ für den dynamischen
Verlauf des zu messenden Signals:
u(t)∧ = x(t)∧.T.(dx(t)/dt)∧
In Fig. 1 ist zu sehen, daß die Ausgänge des Zustandsschätzers 102 in dem Block 103
summiert werden, wobei der geschätzte Wert (dx(t)/dt)∧ zusätzlich noch mit der
Zeitkonstanten T multipliziert wird.
Die Fig. 2 bis 5 zeigen die sich einstellenden Signalverläufe bei einem Sensor mit PT1-
Verhalten und einer Zeitkonstanten von T = 5 s, wenn als Eingangssignal u(t) eine
Sprungfunktion angelegt wird, wobei zunächst keine Rauschanteile auftreten sollen.
Die Sprungfunktion als Eingangssignal u(t) ist in Fig. 2 zu sehen. Das sich einstellende
Ausgangssignal x(t) ist in Fig. 3 zu sehen. Fig. 3 ist wiederum die Zeitspanne zu
entnehmen, die vergehen würde, wenn mit der Weiterverarbeitung des Signals gewartet
werden müßte, bis sich das Ausgangssignal eingeschwungen hat. Fig. 4 zeigt das geschätzte
Eingangssignal u(t)∧. Der resultierende relative Fehler ist in Fig. 5 dargestellt.
Die Fig. 6 bis 9 zeigen die sich einstellenden Signalverläufe bei einem Sensor mit PT1-
Verhalten und einer Zeitkonstanten von T = 5 s, wenn als Eingangssignal u(t) eine
Rechteckpulsfolge angelegt wird, wobei zunächst keine Rauschanteile auftreten sollen.
Die Rechteckpulsfolge als Eingangssignal u(t) ist in Fig. 6 zu sehen. Das sich einstellende
Ausgangssignal x(t) ist in Fig. 7 zu sehen. Fig. 7 ist wiederum die Zeitspanne zu
entnehmen, die vergehen würde, wenn mit der Weiterverarbeitung des Signals gewartet
werden müßte, bis sich das Ausgangssignal eingeschwungen hat. Fig. 8 zeigt das geschätzte
Eingangssignal u(t)∧. Der resultierende relative Fehler ist in Fig. 9 dargestellt.
Die Fig. 10 bis 13 zeigen die sich einstellenden Signalverläufe bei einem Sensor mit PT1-
Verhalten und einer Zeitkonstanten von T = 5 s, wenn als Eingangssignal u(t) eine
Sprungfunktion angelegt wird, wobei das Sensorsignal zusätzlich verrauscht sein soll.
Die Rechteckpulsfolge als Eingangssignal u(t) ist in Fig. 10 zu sehen. Das sich einstellende
(jetzt verrauschte) Ausgangssignal x(t) ist in Fig. 11 zu sehen. Fig. 11 ist wiederum die
Zeitspanne zu entnehmen, die vergehen würde, wenn mit der Weiterverarbeitung des Signals
gewartet werden müßte, bis sich das Ausgangssignal eingeschwungen hat. Fig. 12 zeigt das
geschätzte Eingangssignal u(t)∧. Der resultierende relative Fehler ist in Fig. 13 dargestellt.
Deutlich erkennbar ist das schnelle Einschwingen des geschätzten Eingangssignals u(t)∧, bei
dem sich innerhalb von ca. 1 s ein relativer Fehler unter 10% einstellt. Gegenüber der
Einschwingzeit von 5.T (im vorliegenden Fall also 25 s), ergibt dies eine um den Faktor 20
höhere Dynamik.
Die in den Fig. 2 bis 13 gezeigten Signalverläufe sind Matlab/Simulink
Simulationsergebnisse.
In der Anwendung im Kraftfahrzeug können derartige Sensoren beispielsweise verwendet
werden für die Regelung der Klimaanlage, für die Katsteuerung oder für andere
Anwendungsfälle, in denen beispielsweise die Temperatur erfaßt werden soll. Das Verfahren
kann auch bei der Erfassung anderer Größen verwendet werden. Wesentlich ist, daß der
Sensor ein Tiefpaßverhalten aufweist.
Claims (3)
1. Verfahren zur Bestimmung einer Größe aus einem Meßwert, wobei der Meßwert das
Ausgangssignal eines Sensors ist, der ein Tiefpaßverhalten aufweist,
dadurch gekennzeichnet, daß zu einem den Meßwert repräsentierenden Wert zumindest
ein weiterer Wert abgeleitet wird, der eine zeitliche Ableitung dieses den Meßwert
repräsentierenden Wertes repräsentiert, wobei aus dem den Meßwert repräsentierenden
Wert sowie dem zumindest einen weiteren Wert sowie dem Tiefpaßverhalten des Sensors
die Größe abgeleitet wird (103).
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß der zumindest eine weitere Wert durch eine Schätzung
ermittelt wird (102).
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß der den Meßwert repräsentierende Wert sowie der
zumindest eine weitere Wert mittels eines Kalman-Filters ermittelt werden.
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