DE19935276A1 - Verfahren zur Herstellung komplex geformter Bauteile hoher Festigkeit und Duktilität durch Metallformspritzen von hochreinen Titanlegierungen - Google Patents
Verfahren zur Herstellung komplex geformter Bauteile hoher Festigkeit und Duktilität durch Metallformspritzen von hochreinen TitanlegierungenInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Bauteilen durch Metallpulverspritzguß von mit Binder überzogenen Metallpulverteilen in einer Spritzform, bei dem die Metallpulverteile einer Titanlegierung zur Herstellung von komplex geformten Bauteilen dienen. Bei der Herstellung der Bauteile werden die Abschnitte der Erzeugung der Metallpulverteile für die Titanlegierung, die Feedstockherstellung mit einem Binder, die Entbinderung und das Sintern ausschließlich unter Bestehen einer hochreinen Schutzatmosphäre aus Schutzgas und/oder Luftausschluß und/oder Vakuum durchgeführt. Dabei sind die Metallpulverteile und der Bestandteile des Binders an Verunreinigungsstoffen arm ausgeführt. Die Sinterunterlage für die Bauteile ist derart ausgebildet, daß während der Durchführung des Sinterns die Bauteile die freie Gleitfähigkeit der Oberfläche der Sinterunterlage für die aufliegenden Bauteile unverändert erhalten bleibt.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Bauteilen durch Metallpulver
spritzguß von mit Binder überzogenen Metallpulverteilen mit den Merkmalen der in dem
Oberbegriff des Anspruchs 1 beschriebenen Gattung.
Komplex geformte Bauteile werden in mittleren und hohen Stückzahlen seit langem im
Kraftfahrzeugsbau, in der Luftfahrt als bewegte Teile und in der Off-Shore-Anwendung
und ferner in der Medizintechnik beispielsweise für Implantate benötigt. Es handelt sich
dabei um komplex geformte Bauteile mit Abmaßen, die bis in den Millimeterbereich gehen
können. In der Regel werden derartig kompliziert geformte Bauteile mit spanabhebenden
Verfahren hergestellt, wie etwa durch Fräsen, durch Drehen und durch Schleifen. Als Ma
terialien kommen beispielsweise niedriglegierte, hochlegierte oder korrosionsbeständige
Stähle, Schnellarbeitsstähle, Superlegierungen, Legierungen mit magnetischen Eigenschaf
ten, Hartmetalle und weitere nicht aufgezählte Materialien in frage. Bei der Anwendung
eines spanabhebenden Verfahrens zur Herstellung von komplex geformten Bauteilen, ins
besondere bei der Verwendung von harten, hochfesten Werkstoffen für das Bauteil, be
steht beim Fräsen, Drehen und Schleifen der Nachteil, daß ein hoher Werkzeugverschleiß
bei der Herstellung entsteht und damit entsprechende Kosten. Komplexe Bauteilgeometri
en fordern einen hohen Arbeitsaufwand, damit steigt der Stückpreis. Gewisse komplizierte
Strukturen sind nur mit Hilfe von extremem Aufwand zu realisieren. Dies trifft insbesondere
auf dünne Teile zu, wie beispielsweise dünne Achsen zu, die wegen der mechanischen
Belastung beim Fräsen, Drehen und Schleifen des Teiles der Gefahr einer Beschädigung
unterliegen. Bei Anwendung einer Fertigungstechnik, wie dem Fräsen, Drehen und Schlei
fen entsteht generell ein hoher Materialverlust und damit entsprechende Kosten. Ferner ist
die Oberfläche der fertiggestellten komplex geformten Bauteile mit einer nicht akzeptablen
Rauhigkeit der Oberfläche versehen, die spezielle Techniken zur Nachbehandlung erfor
dert, um eine Oberfläche mit geringer Rauhigkeit zu erreichen.
Eine weitere Herstellungsmethode zur Erzeugung eines komplex geformten Bauteiles mit
geringen Dimensionen besteht in der Anwendung des Feingusses. Bei dem Feinguß ist für
jedes hergestellte Bauteil eine Formfertigung erforderlich, deren Herstellung einen erhebli
chen Arbeitsaufwand erfordert. Mit Hilfe des Feingusses lassen sich komplex geformte
Bauteile mit kleinen und kleinsten Strukturen, die im Bereich von Zentelmillimeter liegen,
nicht mehr mit Sicherheit reproduzieren. Darüber hinaus reagiert aufgrund der Temperatur
des flüssigen Gusses in der Regel die Oberfläche des hergestellten komplex geformten Bau
teils mit der Wandfläche der Gußform. Die so entstandene Reaktionsschicht auf der Ober
fläche des komplex geformten Bauteils muß zur Herstellung einer einwandfreien Oberflä
che beispielsweise abgebeizt werden. Dieses Abbeizen führt wiederum dazu, daß enge
Toleranzen nicht mehr eingehalten werden können. Ferner sind die mechanischen Eigen
schaften des Gußgefüges, die mittels Feinguß hergestellt werden, den mechanischen Ei
genschaften unterlegen, wenn das komplex geformte Bauteil mit Hilfe der Schmiedetech
nik hergestellt worden ist.
Es ist ferner bekannt, komplex geformte Bauteile auf dem Wege der Funkenerosion herzu
stellen. Die Herstellung von Bauteilen mit der Funkenerosion geht nur langsam und zeit
aufwendig vor sich und ist auch mit erheblichen Kosten verbunden. Beschränkungen bei
der Herstellung von komplex geformten Bauteilen durch Funkenerosion ergeben sich auch
dadurch, daß nicht alle Geometrien des Bauteils mittels Funkenerosion hergestellt werden
können. Darüber hinaus ist naturgemäß der Materialverlust bei der Herstellung eines Bau
teils auf dem Wege der Funkenerosion hoch. Zwangsweise wird durch die Herstellung ei
nes Bauteils auf dem Wege der Funkenerosion auch die Oberflächenschicht des für das
komplex geformte Bauteil verwendete Materials unbrauchbar und muß mit entsprechen
den Verfahren entfernt und geglättet werden. Die Herstellung einer Oberfläche mit gerin
ger Rauhigkeit erfordert nicht nur einen zusätzlichen Arbeitsgang, sondern wirkt sich auch
negativ auf die Einhaltung einer hohen Reproduziergenauigkeit und Maßhaltigkeit aus.
Ein weiteres Verfahren zur Herstellung von komplex geformten Bauteilen mit geringer Di
mension ist in der elektrochemischen Bearbeitung für die Herstellung solcher Bauteile ge
geben. Die elektrochemische Bearbeitung hat den Nachteil, daß manche Bauteilgeometrien
nicht gestaltet werden können und daß grundsätzlich keine scharfen Kanten erzeugt wer
den können. Auch bei elektrochemischer Bearbeitung wird bei dem hochwertigen Material
für die Herstellung von komplex geformten Bauteilen ein hoher Anteil abgetragen und
damit ist der Materialverlust erheblich.
Lassen sich komplex geformte Bauteile aufgrund ihrer speziellen Anforderungen an die
Bauteilgeometrie mit den geschilderten Verfahren nach dem Stand der Technik, wie Frä
sen, Drehen, Schleifen, Feinguß, Funkerosion und elektrochemischen Bearbeitung nicht
herstellen, so wird in der Regel auf einen anderen Werkstoff ausgewichen oder man wählt
ein anderes Design, um dennoch eine Fertigung des komplex geformten Bauteiles zu errei
chen. Wählt man deshalb ein anderes Design des komplex geformten Bauteiles, das mit
einer der geschilderten Techniken nach dem Stand der Technik dann doch gefertigt wer
den kann, so erzwingt dies einen Verzicht auf die für den jeweiligen Zweck des komplex
geformten Bauteiles erforderliche optimale Geometrie des Bauteils. Weicht man zur Ferti
gung des komplex geformten Bauteils auf einen für die Fertigung nach dem Stand der
Technik besser geeigneten Werkstoff aus, so handelt man sich den Nachteil ein, daß we
gen der veränderten und teilweise mangelhaften Werkstoffeigenschaften des geänderten
Werkstoffes das Bauteil beispielsweise größer dimensioniert werden muß, als dies für seine
optimale Eigenschaft erforderlich wäre, gegebenenfalls müssen Einschränkungen bezüglich
der funktionellen Eigenschaften des Bauteils hingenommen werden oder es müssen bei
spielsweise im Fall von Bauteilen, die für die Medizintechnik vorgesehen sind, Materialei
genschaften eines Werkstoffes akzeptiert werden, die beispielsweise eine schlechtere Bio
kompatilität des Bauteils bei einem Implantat bedeutet, wie dies bei dem Ersatz eines gut
verträglichen Titanwerkstoffes durch einen anderen bei einem Implantat der Fall ist. Jede
einzelne der vorstehend genannten Einschränkungen bei der Wahl eines anderen Designs
oder eines anderen Werkstoffes kann für den jeweiligen Anwendungsfall für sich allein
bereits unakzeptabel sein.
Seit langem ist es bekannt, das Spritzgießverfahren für Bauteile mit komplizierten Geome
trien aus den unterschiedlichsten Kunststoffen anzuwenden, um solche Teile herzustellen.
Für höhere Eigenschaften, wie sie beispielsweise beim Maschinenbau, in der Medizintech
nik und anderen Gebieten erforderlich sind, ließen sich die im Spritzgießverfahren verwen
deten thermo- und/oder duroplastischen Materialien praktisch nicht anwenden, da sie kei
ne ausreichenden mechanischen Eigenschaften aufwiesen. Eine Verbesserung der mecha
nischen Eigenschaften wurde dadurch erzielt, daß man pulverförmige Füllstoffe, beispiels
weise aus Metall beim Spritzgießverfahren verwendet hatte und den Metallanteil in der
Spritzgießmasse so groß wie möglich ausgeführt hat, so daß nun ein Metallbauteil erzeugt
wurde, bei dem der pulverförmige Binder durch Mischen die Metallpulverteile umschließt
und durch diesen Binder zunächst zusammengehalten wird, wobei das geschilderte Ver
fahren als Metallpulverspritzgußverfahren bezeichnet wird. Das mit Binder versehene Me
tallpulver wird mit einer Spritzgußmaschine in eine Form gespritzt, danach wird zumindest
teilweise der Binder aus dem erhaltenen Bauteilgrünling entfernt und einem Sintern unter
zogen. Um mit dem Metallpulverspritzgußverfahren eine extrem hohe Reproduziergenau
igkeit und Maßhaltigkeit zu erreichen, ferner mechanische Eigenschaften der Bauteile, die
denen von geschmiedeten Bauteilen vergleichbar sind, und
um ein homogenes Gefüge beim Werkstoff des Bauteils zu erzielen und damit bei der nachfolgender Wärmebehandlung des Bauteils kein Verzug stattfindet, wurden bereits Titanpulver zum Erzeugen von hochbeanspruchbaren Bauteilen, wie beispielsweise im Kraftfahrzeugbau usw. verwendet. Besonders vorteilhaft ist als Werkstoff Titan für kompli ziert geformte Bauteile mit geringer Dimension auf dem Gebiet der Medizintechnik, da derartige Bauteile als Implantat eine besonders gute Biokompatibilität aufweisen. Mit Ti tanpulver lassen sich zwar die erforderlichen Festigkeitswerte von Bauteilen mit komplex geformeter Struktur erreichen, jedoch fehlt beispielsweise im sicherheitsrelevanten Berei chen sowohl bei Maschinen wie auch bei Implantaten eine Sicherheitsreserve des aus Ti tanpulver hergestellten Bauteils bezüglich der Funktionsfähigkeit und gegen irreparable Schäden bei Überbelastung und gegen Bruch. Komplex geformte aus Titanpulver und mit dem Metallpulverspritzgußverfahren hergestellte Bauteile, brechen bei Erreichen der Fe stigkeitsgrenze ohne vorherige plastische Verformung sofort (Sprödbruch), was jedoch im überwiegenden Teil der Anwendungsfälle nicht toleriert werden kann. Dieser wesentliche Nachteil der nach dem Stand der Technik aus Titanpulver hergestellten komplex geformten Bauteile resultiert im wesentlichen daher, daß während der Herstellung dieser Bauteile er hebliche Mengen von Verunreinigungsstoffen, wie Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und dergleichen in den Werkstoff des Titanbauteils aufgenommen werden. Damit erlangen aus Titanpulver hergestellte komplex geformte Bauteile bei Anwendung des Metallpulver spritzgußverfahrens nicht die Eigenschaften, die das gleiche Bauteil hat, wenn es auf dem Wege des Schmiedeverfahrens hergestellt worden ist.
um ein homogenes Gefüge beim Werkstoff des Bauteils zu erzielen und damit bei der nachfolgender Wärmebehandlung des Bauteils kein Verzug stattfindet, wurden bereits Titanpulver zum Erzeugen von hochbeanspruchbaren Bauteilen, wie beispielsweise im Kraftfahrzeugbau usw. verwendet. Besonders vorteilhaft ist als Werkstoff Titan für kompli ziert geformte Bauteile mit geringer Dimension auf dem Gebiet der Medizintechnik, da derartige Bauteile als Implantat eine besonders gute Biokompatibilität aufweisen. Mit Ti tanpulver lassen sich zwar die erforderlichen Festigkeitswerte von Bauteilen mit komplex geformeter Struktur erreichen, jedoch fehlt beispielsweise im sicherheitsrelevanten Berei chen sowohl bei Maschinen wie auch bei Implantaten eine Sicherheitsreserve des aus Ti tanpulver hergestellten Bauteils bezüglich der Funktionsfähigkeit und gegen irreparable Schäden bei Überbelastung und gegen Bruch. Komplex geformte aus Titanpulver und mit dem Metallpulverspritzgußverfahren hergestellte Bauteile, brechen bei Erreichen der Fe stigkeitsgrenze ohne vorherige plastische Verformung sofort (Sprödbruch), was jedoch im überwiegenden Teil der Anwendungsfälle nicht toleriert werden kann. Dieser wesentliche Nachteil der nach dem Stand der Technik aus Titanpulver hergestellten komplex geformten Bauteile resultiert im wesentlichen daher, daß während der Herstellung dieser Bauteile er hebliche Mengen von Verunreinigungsstoffen, wie Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und dergleichen in den Werkstoff des Titanbauteils aufgenommen werden. Damit erlangen aus Titanpulver hergestellte komplex geformte Bauteile bei Anwendung des Metallpulver spritzgußverfahrens nicht die Eigenschaften, die das gleiche Bauteil hat, wenn es auf dem Wege des Schmiedeverfahrens hergestellt worden ist.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein preiswertes und für die Massenfer
tigung geeignetes Verfahren zur Herstellung von komplex geformten Bauteilen zu schaf
fen, das insbesondere eine Sicherheitsreserve des gesinterten Bauteils vor Funktionsunfä
higkeit und gegen irreparable Schäden bei Überbelastung und gegen Bruch ermöglicht,
das eine Minimierung der Aufnahme von Verunreinigungsstoffen in das Material der Bau
teile während der Herstellung der Bauteile bis zur Fertigstellung zuläßt, das für das vorge
fertigte Bauteil ein homogenes Gefüge, eine extrem hohe Reproduziergenauigkeit und
Maßhaltigkeit aufweist, das eine Nachbearbeitung der hergestellten Bauteile vermeidet,
das eine geringe Oberflächenrauhigkeit des fertigen Bauteils ermöglicht, und das während
der Herstellung der komplex geformten einen Verzug der Bauteile ausschließt.
Die Vorteile der Erfindung liegen insbesondere darin, daß einzelne der Abschnitte des Ver
fahrens nach der Erfindung zur Herstellung von komplex geformten Bauteilen unter strik
tem Einhalten einer hoch reinen Schutzatmosphäre aus Schutzgas und/oder Luftausschluß
und/oder Vakuum stattfindet. Auf diese Weise wird verhindert, daß während des Herstell
prozesses der komplex geformten Bauteile Verunreinigungsstoffe in bezug auf die vorge
gebenen Leistungsdaten des Bauteils in nicht mehr tolerierbarem Umfang von dem Bauteil
aufgenommen werden. Diese einzelnen Herstellabschnitte sind jedoch teilweise nochmals
in Unterabschnitte gegliedert, wobei diese Unterabschnitte ebenfalls dazu beitragen, daß
die Aufnahme von Verunreinigungsstoffen in das Material des Bauteils stets einem Mini
mum zugeführt wird, wie beispielsweise die Metallpulverteile der gewählten Titanlegierung
und die Bestandteile des Binders in ihrer Zusammensetzung derart ausgewählt werden
daß jeder Werkstoffeinzelbestandteil im Ausgangszustand an sich bereits die Eigenschaft
hat, arm an Verunreinigungsstoffen zu sein. Durch diese Auswahl der Bestandteile der Ti
tanlegierung und des Binders wird der Anteil der unerwünschten Verunreinigungsstoffe
auf den denkbar geringsten Ausgangsbasiswert gesetzt, so daß sich die während des Ver
fahrens unvermeidliche Erhöhung der Verunreinigungsstoffe des Material des Bauteils in
der Endsumme ensprechend der gewählten niedrigen Basisverunreinigung der Bestandteile
der Titanlegierung und des Binders verringert. Es findet also die Herstellung der Metallpul
verteile, ferner die Mischung der Metallpulverteile mit den Binderbestandteilen zur Feed
stockherstellung unter dem Einfluß von hochreinem Schutzgas, wie beispielsweise Argon
statt. Die Sinterung selbst erfolgt unter einem Vakuum und die Entbinderung erfolgt in
einem kommerziellen Entbinderbad, beispielsweise mit Hexan und damit unter Ausschluß
der Anwesenheit von Luft und damit von Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und derglei
chen als Verunreinigungsstoffe.
Jeder einzelne Abschnitt des Herstellverfahrens der komplex geformten Bauteile ist dem
Ziel unterworfen, eine geringst mögliche Anreicherung von Verunreinigungsstoffen bei
jedem Herstellschritt zu erreichen, sowie dies bei der Erzeugung der Metallpulverteile ge
mäß der Erfindung erfolgt ist. Für die hochwertige Beanspruchung der erzeugten Bauteile
wurde eine Titanlegierung gewählt, die die Zusammensetzung Ti-6Al-7Nb hat. Die an Ver
unreinigungsstoffen armen Metallpulverteile dieser Titanlegierung können durch zwei Ver
fahren erzeugt werden, nämlich das Electrode Induction Melting Guiding Gasatomization-
Verfahren oder das Plasma Melting Induction Guiding Gasatomazation-Verfahren. Die Er
zeugung der Metallpulverteile für die genannte Titanlegierung erfolgt durch eine Ver
düsungsanlage mit Argoninertgaszerstäubung, in der die inertgasverdüsten Metallpulver
teile in der gasdicht an die Verdüsungsanlage angeflanschten Pulverkanne aufgefangen
werden. Die Pulverkanne selbst ist dabei gasdicht verschließbar ausgeführt und wird in ein
Handschuhboxensystem eingeschleußt, das selbst wiederum mit Argongas betrieben wird,
so daß bei der Herstellung der Metallpulverteile eine absolut geringe Erhöhung der Verun
reinigungsstoffe, wie Sauerstoff, Kohlenstoff, Stickstoff usw. während dieses Herstellungs
abschnittes in den Pulverbestandteilen des Bauteiles erreicht wird.
Für das bei der Feedstockherstellung unter Schutzgaseinfluß erfolgende Mischen der er
zeugten Metallpulverteile mit dem Binder ist ebenfalls eine spezielle Zusammensetzung des
Binders zur Minimierung einerseits der Aufnahmemöglichkeit von Verunreinigungsstoffen
während der Feedstockherstellung und andererseits zur Beeinflussung der verbleibenden
Binderreste in dem gesinterten Bauteil durch die Zusammensetzung der Binderbestandteile
bezüglich ihrer Reaktion auf eine Temperaturerhöhung in dem Bauteil ausgewählt worden.
Zur Durchführung einer Teilentbinderung der komplex geformten Bauteile werden Binder
bestandteile mit niedrigen Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdampfungstemperatur in
einem Anteil dem Binder beigemischt, der größer als die Hälfte der Gesamtbinderanteile
ist. Der Rest des gesamten Gemisches an Binderbestandteilen besteht aus auf höhere
Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdampfungstemperatur reagierende Binderanteile ge
genüber den niedrigschmelzenden Binderanteilen. Die Metallpulveranteile der Titanlegie
rung werden mit Binderbestandteilen aus thermoplastischen oder duroplastischen Polyme
ren, mit thermogelierenden Substanzen, mit Wachsen oder oberflächenaktiven Substanzen
oder daraus erhaltenen Mischungen überzogen. Zur Herstellung der erfindungsgemäßen
Bauteile ist ein spezieller Binder ausgewählt worden, der zur Verringerung des Eintrags
von Verunreinigungsstoffen, wie Sauerstoff und zur Verminderung des Restbinders in dem
Bauteil beiträgt.
Eine weitere Verfahrensmaßnahme bei der Herstellung von hochkompliziert gebauten Bau
teilen besteht darin, daß während der Sinterung diese Bauteile beim Schrumpfen keine
Verbindung mit ihrer Unterlage eingehen dürfen und auch nicht durch Verunreinigungs
stoffe verändert werden sollen, die die Unterlage abscheidet, auf der die Bauteile beim
Sintern liegen, wobei dieselben Bedingungen und Voraussetzungen bei der Unterlage für
das heißisostatische Pressen gelten, das bei den Bauteilen nach der Sinterung noch durch
geführt werden kann. Um zu verhindern, daß eine Reaktion zwischen den komplex ge
formten Bauteilen und der Unterlage stattfindet, ist deshalb die Sinterunterlage für die
Bauteile derart ausgeführt, daß während der Durchführung des Sinterns der Bauteile die
freie Gleitfähigkeit der Oberfläche der Sinterunterlage für die aufliegenden Bauteile unver
ändert erhalten bleibt, was beispielsweise durch Ausgestaltung der Oberfläche der Sin
terunterlage mit einem gegen das Material der Bauteile reduktionsbeständigen Werkstoff
wie z. B. Keramikoxyden geschieht. Gleichzeitig wird der Werkstoff der Oberfläche der
Sinterunterlage so gewählt, daß der Werkstoff bei Sintertemperatur keine Verunreini
gungsstoffe abgibt. Diese Ausgestaltung der Sinterunterlage ist ein besonderer Vorteil der
Erfindung, um zu vermeiden, daß sich die komplex aufgebauten Bauteile mit oft sehr mi
nimaler Struktur auf der Sinterunterlage und auch beim heißisostatischen Pressen nicht
durch Verkleben mit der Oberfläche verziehen oder brechen und auch nicht durch Verun
reinigungsstoffe mit der jeweiligen Unterlage kontaminiert werden.
Ein weiterer Vorteil der vorliegenden Erfindung ist ferner durch das gewählte Herstellver
fahren des Metallpulverspritzgusses gegeben, bei dem das Mischen der Metallpulverteile
mit den Binderbestandteilen zur Feedstockherstellung und auch das Metallformspritzen des
Feedstockes in der Spritzmaschine jeweils bei niedrigen Temperaturen erfolgt, so daß keine
Reaktion des Feedstockes bzw. der Binder- und Metallanteile des Feedstocks mit dem Mi
scher selbst oder insbesondere nicht mit der Spritzform in der Spritzgußmaschine erfolgt,
so daß an den komplex geformten Bauteilen keine Oberflächen entstehen, die mit der
Form bzw. mit Geräteteilen reagieren und deshalb auch nicht nachbehandelt werden müs
sen, das heißt daß sich die Oberfläche bereits in einem einwandfreien Zustand befindet,
wodurch eine extrem hohe Reproduziergenauigkeit und Maßhaltigkeit und damit eine
endformnahe Herstellung eines hochfesten Bauteils ermöglicht wird. Durch die Auswahl
einer Titanlegierung zur Herstellung nach dem Metallpulverspritzgußverfahren für komple
xe Bauteile, wobei die gewählte Titanlegierung Ti-6Al-7Nb mittels ihrer Bestandteile die für
das herzustellende komplex geformte Bauteile erforderlichen Materialeigenschaften auf
weist, gelingt es mit Hilfe des erfindungsgemäßen Verfahrens, diese Legierungseigenschaf
ten während der Herstellung in Abschnitten und Unterabschnitten bis zu Fertigstellung des
Endzustandes des Bauteils nahezu unverändert zu erhalten, während es nach dem Stand
der Technik bei dem Herstellverfahren des Metallpulverspritzgusses in der Regel zu erhebli
cher Aufnahme von Verunreinigungsstoffen kommt und damit zu einer nicht tolerierbaren
Veränderung der Materialeigenschaften des herzustellenden Bauteils im Vergleich zu den
Ursprungseigenschaften des ausgewählten Materials zur Herstellung von Metallpulver.
Nachstehend wird die Erfindung anhand eines Ausführungsbeispiels und von Zeichnungen
noch näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 Schaubildform einer Prinzipdarstellung des Verfahrens zur Herstellung komplex ge
formter Bauteile mit dem Metallpulverspritzgußverfahren,
Fig. 2 die Wiedergabe eines Zugstabes, der nach der Metallpulverspritzgußtechnik herge
stellt ist, vor und nach einem Zugversuch und
Fig. 3 in Tabellenform eine Zusammenstellung von Meßergebnissen von Proben, die einem
Zugversuch unterworfen wurden, insbesondere mit Angabe der Streckgrenze, der
Zugfestigkeit und der Dehnung.
Aus Fig. 1 ist in Form eines Schaubildes lediglich skizzenhaft und in Teildarstellung die
Fertigung eines komplex geformten Bauteiles von der Herstellung der Metallpulverteile
über die Feedstockherstellung, das Metallformpritzen, die Entbinderung und die Sinterung
mit zum fertigen Bauteil dargestellt. In Fig. 1, 2 und auch bei den Ergebnissen in Fig.
3 wurde bewußt auf die Darstellung eines komplex geformten Bauteiles verzichtet, um die
Übersichtlichkeit zu fördern und um eindeutige Meßergebnisse erzielen zu können. Kom
plex geformte Bauteile sind jedoch für ihre Anwendung im Kraftfahrzeugbau, der Luft
fahrt, bei Off-Shore-Anwendungen und in der Medizintechnik, z. B. in Form von Implanta
ten erforderlich. Die Metallpulverteile als Material zur Formung von Bauteilen nach der Er
findung kann auf unterschiedlichen Wegen hergestellt werden. Es kann einmal Pulver ver
wendet werden, das durch mechanisches Legieren oder mechanisches Zerkleinern herge
stellt worden ist. Erforderlich ist jedoch, die Werkstoffeinzelbestandteile der Titanlegierung
in ihrer Zusammensetzung derart auszuwählen, daß jeder Werkstoffeinzelbestandteil im
Ausgangszustand an sich bereits die Eigenschaft besitzt, arm an Verunreinigungen zu sein.
Die geforderte Reinheit von Werkstoffeinzelbestandteilen richtet sich nach den Anforde
rungen, die an das fertiggestellte Endprodukt Bauteil bei seiner Verwendung gestellt wer
den. Jeder Werkstoffeinzelbestandteil der Metallpulverteile muß also die für das herzustel
lende Bauteil erforderlichen Materialeigenschaften bereits aufweisen. Während vorstehend
die direkte Pulvermischung als erste Möglichkeit der Herstellung von Metallpulverteilen
geschildert wurde, geht das Ausführungsbeispiel in Fig. 1 davon aus, daß vorlegiertes
Pulver verwendet wird, also bespielsweise eine in Form eines Stabes ausgeführte Fertigle
gierung. Auch mit dieser Fertiglegierung lassen sich Metallpulverteile zur Herstellung von
komplex gebauten Bauteilen oder einem Prüfkörper durchführen und zwar in einer Ver
düsungsanlage mittels einer Argoninertgaszerstäubung. Es wurde eine Verdüsungsanlage
verwendet, die speziell für die Herstellung hochreiner Titanlegierungspulver konzipiert
worden ist. Die Zerstäubung des in einer Fertiglegierung vorlegierten Titanlegierungspul
vers erfolgt unter strikter Einhaltung einer hoch reinen Schutzatmosphäre aus Schutzgas
wie beispielsweise Argon. Dadurch und durch die spezielle Konstruktion der Verdüsungs
anlage wird die Aufnahme von Verunreinigungsstoffen wie Kohlenstoff, Sauerstoff und
Stickstoff während des Zerstäubungsprozesses sehr gering gehalten. Mit der von der An
melderin verwendeten Anlage wird ein Kohlenstoff- und Sauerstoffgehalt des Titanlegie
rungspulvers mit Kohlenstoff: 0,01 Gew.-%, Sauerstoff: 0,21 Gew.-% erzielt, wobei diese
Werte nur knapp oberhalb derjenigen Werte liegen, die jeder Werkstoffeinzelbestandteil
im Ausgangszustand bereits hatte, nämlich bei Kohlenstoff: 0,01 Gew.-% und bei Sauer
stoff: 0,2 Gew.-%.
Wenn die Erzeugung der Metallpulverteile für die Titanlegierung mittels einer Ver
düsungsanlage mit Argoninertgaszerstäubung erfolgt, so ist es vorteilhaft, daß die in inert
verdüsten Metallpulverteile in einer gasdicht an der Verdüsungsanlage angeflanschten Pul
verkanne aufgefangen werden. Diese Pulverkanne selbst ist dabei gasdicht verschließbar
ausgeführt und die Pulverkanne wird dann in ein Handschuhboxensystem eingeschleust,
das selbst wiederum mit dem Schutzgas Argon betrieben wird. Diese Maßnahmen werden
ergriffen, um eine Minimierung der Aufnahme von Verunreinigungsstoffen in das Metall
pulver bei der Herstellung zu erzielen. Die Reinheit von Verunreinigungsstoffen der benutz
ten Metallpulverteile für die Titanlegierung ist für die Erfüllung der erforderlichen Materia
leigenschaften des fertiggestellten Bauteils sehr wesentlich. Die Pulverbestandteile müssen
weniger verunreinigt sein als das Endprodukt, da im Herstellprozeß des Bauteils zwar eine
Minimierung der aufgenommen Verunreinigungsstoffe in das Bauteil vorgenommen wer
den kann, jedoch eine völlige Vermeidung der Aufnahme von Verunreinigungsstoffen
während des Herstellverfahrens des Bauteils praktisch nicht möglich ist. Um das Ziel hoch
reiner Metallpulverteile zu erreichen, wurden zwei verschiedene Verfahren zur Herstellung
von Metallpulverteilen für die Titanlegierung verwendet. Zum einen wurde das Electrode
Induction Melting Gasatomization-Verfahren angewandt, und zum anderen das Plasma-
Melting Induction Guiding Gasatomization -Verfahren. Unterschiedliche Ergebnisse bezüg
lich der Schadstoffsumme bei der Herstellung der Metallpulverteile werden auch dadurch
verursacht, daß bei Verwendung eines vorlegierten Pulvers in Form eines fertiglegierten
Stabes nach der DIN-Norm der Sauerstoffgehalt mit 2000 µg/g schon im Fertigprodukt
vorgegeben ist, wobei sich auf die vorgegebene Menge der Sauerstoffverunreinigung noch
diejenigen Gew.-% an Sauerstoffverunreinigung und natürlich auch anderer Verunreini
gungsstoffe aufaddieren, die während der Herstellung der Metallpulverteile entstehen.
Aufgrund der bei Fertiglegierung enthaltenen nach der DIN-Norm zulässigen Verschmut
zung mit Verunreinigungsstoffen ist es vorteilhaft, selbst die Werkstoffeinzelbestandteile
der Titanlegierung zusammenzustellen, um so durch besondere Sorgfalt bei der Auswahl
und der Behandlung der Einzelbestandteile im Ausgangszustand ein besseres Ergebnis zu
erzielen, d. h. ein Ergebnis das bereits bei der Herstellung der Metallpulverteile eine Mini
mierung beispielsweise der Sauerstoffkonzentration im Ausgangszustand ermöglicht.
Bei der Anwendung der Inertgaszerstäubung zur Herstellung von Metallpulverteilen ent
stehen Metallpulverteile in ausgeprägter Kugelform. Die Kugelform ist für die Sinterung
vorteilhaft, da eine hohe Packungsdichte der Metallpulverteile aufgrund der Kugelform des
Pulvers erreicht werden kann und damit eine geringe Restporosität des gesinterten kom
plex aufgebauten Bauteils erzielt wird.
Die erzeugte Metallpulvermenge wird dann mittels einer Siebkette nach der Teilchengröße
der Metallpulverteile gesiebt. Für die Herstellung der komplex geformten Bauteile ist die
Verwendung von Metallpulverteilen mit der Teilchengröße < 100 µm geeignet. Besonders
günstige Ergebnisse werden erzielt, wenn man vorzugsweise eine Teilchengröße < 45 µm
verwendet. Der dabei entstehende Materialverlust bei der Metallpulvererzeugung liegt bei
einer Verwendung von Metallpulverteilen mit der Teilchengröße < 45 µm bei etwa 70 bis
75% der hergestellten Metallpulverteile im Gegensatz zu den häufig 90% Materialverlust
bei der Herstellung der komplex geformten Bauteile mittels spanabhebender Verfahren.
Die gesiebten Metallpulverteile mit einer Teilchengröße < 45 µm lassen sich für andere
Zwecke verwenden, so daß sich der Materialverlust noch verringern läßt. Bei dem eigentli
chen Metallpulverspritzgußverfahren und -vorgang wird eine praktisch hundertprozentige
Materialausnutzung erreicht, da dann eventuell anfallende Feedstockreste weiter verwen
det werden können. Die Oberflächenrauhigkeit des fertiggestellten komplex geformten
Bauteils ist von der Pulvergröße abhängig und beträgt bei Verwendung von Metallpulver
teilen mit einer Teilchengröße < 45 µm typischerweise 1 µm. Dies bedeutet, die Oberfläche
des fertiggestellten komplex geformten Bauteils ist grundsätzlich ohne Nachbeabeitung zu
verwenden.
Aus der Fig. 1a) ist beispielhaft die Titanlegierung in Stabform 1 dargestellt, die mittels In
ertgasverdüsung zu Metallpulverteilen 2 verarbeitet wird, wobei bereits geschildert wurde,
daß dies nur eine Möglichkeit der Herstellung der Metallpulverteile darstellt. In Fig. 1b)
folgt die Feedstockherstellung, d. h. das Mischen der Metallpulverteile 2 mit dem Binder 3
in einem Kneter 4 zu dem Feedstock 5. Danach folgt gemäß Fig. 1c) das Metallformsprit
zen des Feedstocks mittels einer hier nur schematisch in Blockdarstellung angedeuteten
Spritzgußmaschine 6, der der Feedstock 5 zugeführt wird und unter Druck in die Spritz
form 7 in die Form des Bauteils 8 eingespritzt wird. Der so entstandene Grünling des Bau
teils 8 wird in der Entbinderung in der Fig. 1d) in einem Entbinderungsbad 9 teilentbindet
und danach gemäß Fig. 1e) in der Kammer 10 des Sinterofens gesintert, bis das fertige
Bauteil 8 entstanden ist, was aus den bereits geschilderten Gründen der Vereinfachung als
Zugstab ausgebildet ist der gleichzeitig für die später noch dargestellten Zugversuche ver
wendet wird. Wie der Übersichtsdarstellung in Fig. 1 zu entnehmen ist, folgt nach der
Herstellung der Metallpulverteile, die Vermischung dieser Metallpulverteile mit einem
Binder 3. Diese beiden Komponenten werden in einem Kneter 4 vermischt und zu einem
Feedstock verarbeitet. Der Feedstock ist also die Mischung aus den Metallpulverteilen und
den Binderbestandteilen, die in dem anschließen Metallformspritzgußprozeß als Spritz
masse verwendet werden. Als Binderbestandteile werden thermoplastische oder duropla
stische Polymere, thermogelierende Substanzen, Wachse oder oberflächenaktive Substan
zen oder daraus erhaltene Mischungen zugegeben. Als Binderbestandteile können dabei
Polyamide, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Styrol-Acrylnitril-Copolymerisat, Polyimid, na
türliche Wachse und Öle, Duroplaste, Cyanate, Polypropylene, Polyacetate, Polyäthylene,
Äthylen-Vinyl-Acetate, Polyvinyl-Alkohole, Polyvinyl-Chloride, Polystyrene, Polymethyl-
Methacrylate, Aniline, Wasser, Mineralöle, Agar, Glycerin, Polyvinyl-Butyryle, Polybutyl-
Methacrylate, Cellulose, Ölsäuren Phtalate, Paraffin-Wachse, Carnauba-Wachs, Ammoni
um-Polyacrylate, Digylcerid-Stearate und -Oleate, Gylceryl-Monostearate, Isopropyl-titanate
Lithlum-Stearate, Monoglyceride, Formaldehyde, Octyl-Säure-Phosphate, Olefin-Sulfonate,
Phosphat-Ester oder Stearinsäure verwendet werden.
Das Mischen der beiden Komponenten des Feedstocks, also der Metallpulverteile 2 und
der Binderbestandteile geschieht bei erhöhter Temperatur, so daß die Binderbestandteile
flüssig werden und die Pulverpartikel umhüllen können. In der Regel müssen auch Gleitmit
tel zugefügt werden, um ein Verkleben der Binderbestandteile und der Metallpulverteile zu
verhindern. Es muß mit dem Kneter 4 für eine ausreichend homogene Vermischung ge
sorgt werden, ohne daß sich die Bestandteile verklumpen. Durch geeignete Auswahl der
Mischtemperatur und der Bestandteile des Binders findet auch keine chemische Reaktion
zwischen Binder und dem Metallpulver während der Vermischung statt. Der Binder 3 muß
auch in seinen Bestandteilen so ausgewählt werden, daß während des Metallspritzgusses
keine Zersetzung des Binders stattfindet. Darüber hinaus muß der Binder auch sehr leicht
aus dem mittels Metallpulverspritzguß hergestellten Bauteils entfernt werden können, da
er nur zum vorübergehenden Zusammenhalt der Metallpulverbestandteile nach dem Me
tallformspritzen dient. Der stets aus mehreren Bestandteilen bestehende Binder muß derart
ausgeführt sein, daß jeder Werkstoffeinzelbestandteil im Ausgangszustand an sich bereits
die Eigenschaft besitzt, arm an Verunreinigungsstoffen wie Sauerstoff, Stickstoff und Koh
lenstoff zu sein. Ganz wesentlich für die Herstellung eines komplex geformten Bauteils ist
auch bezüglich des Binders und seiner Bestandteile, daß diese dazu beitragen, die gefor
derten Materialeigenschaften des Bauteils bis zur Fertigstellung des Bauteils zu erhalten
und nicht durch zusätzliche Aufnahme von Verunreinigungsstoffen zu verändern. Aus die
sem Grunde ist der Kneter und/oder die Knetkammer vorzugsweise mit hoch reinem
Schutzgas wie beispielsweise Argon gefüllt, um eine Kontamination der beiden Kompo
nenten des Feedstocks beispielsweise mit Sauerstoff und Stickstoff aus der Luft zu verhin
dern. Infolge des Zugebens von äußeren Gleitmitteln bildet der Binder eine Hülle um jedes
einzelne Metallpulverteil. Bei der Erzeugung des Feedstocks müssen Schervorgänge sicher
stellen, daß jedes Metallpulverteil mit Binder bedeckt ist. Dies geschieht meistens in soge
nannten Z-Schaufelmischern oder auch in Planetenmischern. Der Feedstock weist meist
einen Anteil von etwa 30 bis 40 Vol.% Binder auf.
Das Mischen der Metallpulverteile der Titanlegierung und der Bestandteile des Binders bei
der Feedstockherstellung wird in einem niedrigen Temperaturbereich durchgeführt. Der
Temperaturbereich bei der Feedstockherstellung liegt dabei zwischen 50 Grad und 200
Grad Celsius. Die Bestandteile des Binders sind mit einer unterschiedlichen Schmelz-, Zer
setzungs- und/oder Verdampfungstemperatur versehen. Es überwiegen dabei diejenigen
Binderbestandteile, die einen niedrigen Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdamp
fungstemperatur haben gegenüber denjenigem Anteil an Binderbestandteilen des Gemi
sches, die eine höhere unterschiedliche Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdamp
fungstemperatur aufweisen. Ein an Verunreinigungsstoffen armer Binder, dessen Werk
stoffeinzelbestandteile im Ausgangszustand an sich bereits die Eigenschaft besitzen, arm
an Verunreinigungsstoffen zu sein, besteht aus Polyäthylen, Stearinsäure, Paraffin- und
Carnauba-Wachs.
Es schließt sich gemäß Fig. 1 c) das Metallformspritzen des Bauteils 8 in einer Spritzguß
maschine 6 in der Spritzform 7 an. Für das Metallformspritzen werden in der Regel die in
der Kunststoffindustrie üblichen Spritzgußmaschinen eingesetzt. Der Feedstock wird in der
Regel pelletiert und als Pellet bei Bedarf in die Spritzgußmaschine eingeführt. Die genauen
Parameter beim Metallformspritzen wie Druck und Temperatur hängen von der Geometrie
des komplex geformten Bauteils und den Fließeigenschaften des Feedstocks ab. Der Druck
bewegt sich in dem Bereich von 30 bis 50 bar. Das Metallformspritzen weist die Vorteile
auf, eine kostengünstige und ausgezeichnete Reproduzierbarkeit der komplex geformten
Bauteile bei geringen Toleranzen zu ermöglichen und ist besonders für mittlere bis hohe
Stückzahlen geeignet. Diese Vorteile sind insbesondere auf die außerordentlich lange Le
bensdauer der Metallspritzgußform zurückzuführen, die nahezu keiner Abnützung unter
liegt, so daß eine Veränderung der Bauteilgeometrie mit der Zeit- und Benutzungsdauer
nicht zu erwarten ist. Die Spritzform wird konventionell hergestellt. Da diese Herstellung
aber nur einmal erforderlich ist, kann der dazu nötige Arbeitsaufwand hoch sein ohne sich
wesentlich auf einen mittleren bis hohen Stückzahlpreis auszuwirken. Eine automatische
Herstellung großer Stückzahlen von Bauteilen mit derartigen Maschinen ist ohne irgendein
Problem leicht durchzuführen. Es lassen sich auch komplexe Formen, wie beispielsweise
Gewinde, Bohrungen und dergleichen nur mit einem einzigen Spritzvorgang herstellen.
Das Metallformspritzen des komplex geformten Bauteils zur Herstellung des Grünlings er
folgt in einem niedrigen Temperaturbereich. Dieser Temperaturbereich liegt beim Metall
formspritzen zwischen 60 Grad und 200 Grad Celsius. Dieser niedrige Temperaturbereich
ermöglicht es, bei der Auswahl der Binderbestandteile zu verhindern, daß die Oberfläche
des gespritzten Grünlings in der Spritzgußmaschine mit der Fläche der Spritzform 7 rea
giert, weshalb die Oberfläche glatt ist und nach der Fertigstellung des Bauteils nicht noch
mals bearbeitet werden muß. Dies gilt auch, wie bereits geschildert, für den in einem ähn
lichen niedrigen Temperaturbereich liegenden Herstellungsprozeß bei der Feedstockher
stellung, der sich zwischen 50 Grad und 200 Grad Celsius bewegt. Auch hier kann es zu
keiner Reaktion der Oberfläche des Kneters mit dem enstehenden Feedstock kommen und
deshalb kommt es auch nicht zu Störungen in der Fertigung. An das Metallformspritzen
schließt sich die Entbinderung des Bauteils 8 an, siehe dazu Fig. 1d). Es wird zunächst
eine Teilentbinderung vorgenommen, z. B. durch thermisches Austreiben oder in einem
kommerziellen Entbinderbad, das beispielsweise mit Hexan unter Luftausschuß bei leicht
erhöhter Temperatur in der Größenordnung von 40 Grad Celsius für einige Stunden
durchgeführt wird. Dabei werden große Anteile des Bindergehalts bei leicht erhöhter Tem
peratur mit Hilfe des Lösungsmittels entfernt. Dieses Aufheizen muß sehr vorsichtig ge
schehen, um Verzug und Zerstörung am komplex geformten Bauteil zu vermeiden. Des
halb ist auch der Binder aus verschiedenen Komponenten zusammengesetzt, die bei unter
schiedlichen Temperaturen verdampfen. Es werden bei der Teilentbinderung unter Einfluß
des Lösungsmittels Hexan etwa 75% des Binders aus dem Grünling herausgelöst, der dann
als teilentbindertes Bauteil Bräunling genannt wird. Das Lösungsmittel Hexan sorgt dafür,
daß die Entbinderung unter völligem Ausschluß von Luft, ferner von Verunreinigungsstof
fen wie Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff stattfindet und so eine Anreicherung von Verun
reinigungsstoffen in dem gespritzten Bauteil verhindert. Eine weitere Entfernung des Rest
binders, der sich erst bei höherer Temperatur entfernen läßt und bisher das Auseinander
halten des Bauteils verhinderte, erfolgt durch thermische Zersetzung. Vorzugsweise erfolgt
die thermische Zersetzung im Hochvakuum, sie kann jedoch auch in einer reinen Schutz
gasatmosphäre wie beispielsweise Argon stattfinden. Nach der Extraktion findet ein Trock
nen in Argongas statt. Die Handhabung der gespritzten Bauteile in Form eines Grünlings
und der teilentbinderten Bauteile in Form eines Bräunlings muß vorsichtig erfolgen, um
einen Verzug oder einen Bruch zu vermeiden. Der Grad und die Homogenität der Entbin
derung sind entscheidend für die weitere Geometrietreue, den erfolgreichen Verlauf der
Sinterung und einer geringen Kontamination des Bauteils mit Restbinderbestandteilen. Zur
Durchführung einer Teilentbinderung des komplex geformten Bauteils werden also zu
nächst diejenigen Binderbestandteile mit niedriger Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Ver
dampfungstemperatur bei leicht erhöhter Temperatur entfernt.
Als nächster Schritt zur Fertigstellung der komplex geformten Bauteile erfolgt die Sinte
rung, wie aus Fig. 1e) ersichtlich ist. Bei dem Sintern erfährt der Bräunling des Bauteils
eine Wärmebehandlung, in der die einzelnen Metallpulverteile metallurgische Kontakte in
Form einer Schweißdiffusion miteinander erhalten. Ein erfolgreicher Sinterprozeß bei Ti
tanlegierungen und die Erzielung einer einwandfreien Materialeigenschaft des Bauteils ist
nur durch die Vermeidung der Aufnahme zusätzlicher Verunreinigungsstoffe wie Sauer
stoff, Kohlenstoff und Stickstoff während des Sinterprozesses in das Metallpulver zu errei
chen. Deshalb muß die Atmosphäre der Kammer des Sinterofens mit einem ausgezeichne
ten Vakuum in der Größenordnung < 10-5 mbar besitzen, wobei die hohen Temperaturen
beim Sintern ungünstig für die Erhaltung guter Materialeigenschaften sind, da bei diesen
hohen Temperaturen eine besonders gute Aufnahme von Verunreinigungen in den Me
tallpulverteilen stattfindet. Der Temperaturintervall beim Sintern liegt zwischen 1100 Grad
und 1400 Grad Celsius. Versuche bei der Herstellung haben gezeigt, daß vorzugsweise die
Temperatur von 1300 Grad Celsius ein optimales Ergebnis bezüglich der Eigenschaften des
gefertigten Bauteils erbringt. Weiter ist es erforderlich, Verunreinigungen durch in dem
Bräunling noch enthaltende Binderrückstände zu vermeiden, was dadurch geschieht, daß
eine der Verdampfungsrate des in dem Bräunling des Bauteils noch enthaltenen Restbin
ders angepaßte Aufheizrate wie z. B. 5 K/min gewählt wird, wodurch während des Auf
heizvorganges in der Sinterkammer der Restbinder thermisch ausgetrieben wird. Das nach
dem Sintern fertiggestellte komplex geformte Bauteil weist eine Dichte nahe der theoreti
schen Dichte auf, nämlich bei 96%. Die mechanischen Eigenschaften des fertiggestellten
Bauteils sind sehr ähnlich denen von geschmiedetem Material mit vergleichbarer Zusam
mensetzung.
Eine wichtige Rolle zur einwandfreien Herstellung der komplex geformten Bauteile hat
während des Sintervorgangs die Sinterunterlage. Die Sinterunterlage für die komplex ge
formten Bauteile ist deshalb derart ausgeführt, daß während der Durchführung des Sin
terns der Bauteile die freie Gleitfähigkeit der Oberfläche der Sinterunterlage für die auflie
genden Bauteile unverändert erhalten bleibt. Der Werkstoff der Sinterunterlage wird des
halb so gewählt, daß bei der Sintertemperatur die Oberfläche der Sinterunterlage aus ge
gen das Material der Bauteile reduktionsbeständigem Werkstoff besteht, wie dies bei
spielsweise bei Keramikoxyden der Fall ist. Darüber hinaus wird ein Werkstoff der Sinterun
terlage verwendet, der bei der Sintertemperatur keine Verunreinigungsstoffe abgibt. Durch
diese Auswahl der Werkstoffe der Sinterunterlage wird bei der Lagerung der komplex ge
formten Bauteile auf der Sinterunterlage und bei dem während des Sinterns auftretenden
Schrumpfungsprozeß ein Verzug der Bauteile und ein eventueller Bruch vermieden.
Nach dem Sintern kann durch eine anschließende heißisostatische Preßbehandlung erreicht
werden, daß die Restporosität des gesinterten Teils auf Null gebracht werden kann, um
damit alle theoretisch möglichen mechanischen Eigenschaften aus dem Werkstoff des Bau
teils herauszuholen. Deshalb werden die gesinterten Bauteile in eine mit hoch reinem
Schutzgas wie beispielsweise Argon ausgestatte Kammer gegeben und bei einer Tempera
tur von etwa 850 Grad Celsius und 2000 bar Gasdruck für einige Stunden heißisostatisch
gepreßt. Das hoch reine Schutzgas Argon ist deshalb erforderlich, weil bei diesen hohen
Temperaturen die Neigung der Titanlegierung groß ist, Fremdstoffe aufzunehmen, was
jedoch verhindert werden muß. Aus dem gleichen Grund ist deshalb auch bei dem Materi
al der Auflagefläche für die Bauteile bei dem isostatischen Pressen darauf zu achten, daß
diese Auflage die freie Gleitfähigkeit durch Ausbildung aus geeignetem Material wie bei
spielsweise Keramikoxyden während des Pressens beibehält und daß das Material der Auf
lagefläche bei der Temperatur des isostatischen Pressens keine Verunreinigungsstoffe in die
Kammer und an die Bauteile abgibt. Der heißisostatische Preßprozeß wird nur dann ausge
führt, wenn entweder das Material im Innern der Bauteile keine Porosität aufweisen darf
oder, wenn die höchstmöglichen Festigkeiten mit einer Dichte von 100% und die best
möglichen Duktilitäten für die jeweilige Anwendung erforderlich sind und deshalb die da
für entstehenden zusätzlichen Kosten in Kauf genommen werden.
Die bisherige Beschreibung der Herstellung des komplex geformten Bauteils gemäß der
Erfindung und die nachstehend noch beschriebenen und in Fig. 3 zusammengefaßten
Werte und Auswertungen von Versuchen an einem als Zugstab ausgebildeten Bauteil zei
gen, daß es mit dem erfindungsgemäßen Verfahren möglich ist nicht nur die hohe Festig
keit des Titans als Bestandteil der Titanlegierung für die Extremanforderungen bei den An
wendungen in der Medizintechnik, z. B. als Implantat, in der Kraftfahrzeug- und Luftfahr
technik und bei Off-shore-Anwendungen von dem Ausgangszustand des Materials für das
Bauteil und seinen Eigenschaften in diesem Ausgangszustand bis zur Fertigstellung des mit
Metallpulverteilen im Sinterverfahren hergestellten komplex geformten Bauteils zu erhal
ten, sondern auch gleichzeitig, was ganz wesentlich ist, die der Ursprungstitanlegierung Ti
6Al-7Nb bereits eigene hohe Duktilität bis zum Erhalt des fertig hergestellten komplex ge
formten Bauteils mittels Sintern zu erhalten. Die Titanlegierung Ti-6Al-7Nb wurde auch
bisher schon anderweitig verwendet, konnte jedoch nicht sinnvoll bei einem Metallpulver
spritzgußverfahren verwendet werden, ohne daß die Eigenschaft der Dehnbarkeit durch
die Aufnahme von Verunreinigungsstoffen während des Herstellungsprozesses wieder
verloren ging, so daß dem gewonnenen Endprodukt die Sicherheitsreserve des gesinterten
Bauteils bezüglich der Funktionsfähigkeit und gegen irreparable Schäden bei einer Über
belastung des Bauteils und gegen Bruch bei dem Stand der Technik fehlte. Das nach dem
Stand der Technik mit Titan hergestellte Bauteil kann zwar hohe Festigkeit aufweisen, ver
hält sich aber bei der Dehnbarkeit nicht wie ein Metall, es ist elastisch nicht aber plastisch
verformbar. Nur durch die erfindungswesentliche Kombination der Merkmale der Auswahl
der Titanlegierung Ti-6Al-7Nb zusammen mit den weiter hier aufgezählten Merkmalen des
Bestehens einer hochreinen Schutzatmosphäre beim Herstellen des Metallpulvers, bei der
Feedstockherstellung, der Entbinderung und der Sinterung mit Hilfe von Schutzgas
und/oder Luftausschluß und/oder Vakuum zusammen mit der Auswahl von Metalllpulver
teilen und Binder, die an Verunreinigungsstoffen arm ausgebildet sind, den Herstellverfah
ren an Verunreinung armen Metallpulverteilen der Titanlegierung durch das Electrode In
duction Melting Gasatomization- oder das Plasma Melting Induction Guiding Gasatomiza
tion-Verfahren, der Anwendung eines niedrigen Temperaturbereiches beim Herstellen der
Mischung des Feedstocks und beim Metallformspritzen und ferner der Beschaffenheit der
Sinterunterlage mit der freien Gleitfähigkeit ihrer Oberfläche und der Erzeugung der Me
tallpulverteile für die Titanlegierung durch eine mit Argon betriebene Verdüsungsanlage
mit der nachgeschalteten Vorrichtung zum Weitertransport der Metallpulverteile in einer
Schutzatmosphäre. Nur durch die Kombination dieser Merkmale läßt sich die beispielswei
se in Fig. 2 dargestellte Duktilität des Zugstabes bis zum Abschluß der Fertigung nach
dem Sintern erhalten. In Fig. 2a) ist der Zugstab 8 nach der Fertigstellung zu sehen. In
Fig. 2b) ist eine Dehnung mit dem Zugstab 8 durchgeführt worden bis er auseinander
brach. Aus der Fig. 2b ist deutlich ersichtlich, daß sich der durch Sintern hergestellte
Zugstab wie normales Metall verhalten hat, indem er sich vor dem Auseinanderbrechen
plastisch verformt hat, d. h. länger geworden ist bevor er auseinanderbrach. Die Fähigkeit,
neben der Elastizität auch eine Plastizität aufzuweisen, schafft die für die Anwendung er
forderliche Sicherheitsreserve beim Einbau von komplex geformten Bauteilen, die nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt sind.
Aus Fig. 3 sind die Meßergebnisse von mechanischen Versuchen bei der Herstellung von
Zugproben des Zugstabes 8 ersichtlich. Bei der Herstellung der Zugproben wurden die Sin
tertemperatur von 1250 Grad Celsius und 1300 Grad Celsius und die Oberflächenbe
handlung geschliffen oder nicht geschliffen variiert. Bei einigen Proben des Zugstabes wur
de zusätzlich noch ein heißisostatischer Prozeß angeschlossen, um eine hundertprozentige
Dichte zu erreichen, bei der anderen Proben lag die Dicht bei etwa 96%. In Fig. 3 sind
Zugproben von Zugstäben zusammengefaßt, die folgende unterschiedliche Behandlung
erfuhren:
- - Sintertemperatur 12500 C, keine weiteren Behandlungen
- - Sintertemperatur 13000 C, ebenfalls keinerlei zusätzliche Behandlungen
- - Sintertemperatur 13000 C, anschließende heißisostatische Preßbehandlung unter Argon, 850°C/2000 bar, keine weitere Oberflächenbehandlung
- - Sintertemperatur 1250°C, heißisostatischer Preßprozeß, Oberfläche geschliffen
- - Sintertemperatur 1300°C, heißisostatischer Preßprozeß, Oberfläche geschliffen
- - Sintertemperatur 1250°C, heißisostatischer Preßprozeß, anschließende Wärmebehand lung bei 900°C /1h/in Wasser abgeschreckt + 540°C / 8h/ unter Schutzgas gekühlt.
Diese Temperung entspricht der üblichen Aushärtebehandlung einer Ti-Al-V-Legierung.
In der Tabelle der Fig. 3 sind die Ergebnisse für die Streckgrenze Rp, 0,2, die Zugfestigkeit
Rm, die Dehnung A, Sauerstoffgehalt und Dichte, geordnet nach Behandlungsvariation
aufgeführt. Die Zugversuche zeigten eine Steigerung der Festigkeit bei steigender Sinter
temperatur und Dichte. Die bei 1300 Grad Celsius gesinterten und anschließend einem
heißisostatischen Preßprozeß unterzogenen Proben zeigten Festigkeitswerte bei Raumtem
peratur vergleichbar zu denen der geschmiedeten oder gewalzten Legierung (Streckgrenze
ca. 1000 Mpa, Zugfestigkeit ca. 1060 Mpa, Dehnung ca. 17%).
Der Sauerstoffgehalt liegt bei ca. 0,25 Gew.-%, der Kohlenstoffgehalt bei etwa 0,06%.
Die Ausgangslegierung, die für die Metallpulvererzeugung verwendet wurde, wies bereits
einen Sauerstoffgehalt von 0,2% bzw. einen Kohlenstoffgehalt von 0,01% auf. Der je
weilige Zuwachs ist durch die Handhabung und vor allem durch den Sinterprozeß bedingt.
Die Gefügeuntersuchungen zeigten ein homogenes, feinlamellares Gefüge aus α- und β-
Phase mit einer mittleren Korngröße von etwa 150 µm. Die Poren haben eine Größe von
maximal 10 µm, im Fall der einem heißisostatischen Preßprozeß unterzogenen Proben sind
keine Poren vorhanden. Zusätzlich sind zum Vergleich Proben mit der Geometrie des
Zugstabes, der nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt wurde, spanabhebend
aus geschmiedeten Material gefertigt worden. Dieses Material diente ebenfalls als Aus
gangslegierung für die Metallpulverherstellung. Bei der Oberflächenbehandlung handelt es
sich nicht um eine Politur, sondern nur um einen Schliff, der eventuelle Oberflächenkerben
beseitigen sollte. Da das Material duktil ist, sollte der Einfluß der Oberflächenqualität bei
den Versuchen keine allzu große Rolle spielen. Auf eine Elektropolitur wurde deshalb ver
zichtet.
Das Gefüge im Fall des geschmiedeten Materials ist feinkörnig globular, während das nach
der Erfindung hergestellte Material des Zugstabes eine feinlamellare Struktur aufweist. Der
Kohlenstoffgehalt liegt jeweils bei ca. 0,06 Gew.-%, die Zunahme gegenüber der Aus
gangslegierung beträgt etwa 0,05 Gew.-%. Der Sauerstoffgehalt nimmt maximal um 0,06
Gew.-% zu, dabei wies die Ausgangslegierung bereits 0,19 Gew.-% auf. Die Ergebnisse der
Zugversuche an dem Zugstab 8 lassen sich wie folgt interpretieren. Alle Proben zeigen eine
hervorragende Festigkeit. Bis auf den Fall der wärmebehandelten Probe ist die gemessene
Dehnung bei den nach der Erfindung hergestellten Proben des Zugstabes deutlich höher
als in der geschmiedeten Ausführung. Die bei 1300 Grad Celsius gesinterten Proben zei
gen im Durchschnitt etwas bessere Resultate als die bei 1250 Grad Celsius gesinterten
Zugstäbe. Eine Ausführung des heißisostatischen Preßprozesses an den Proben verbessert
die Festigkeit nocheinmal über 100 MPa. Die Festigkeitswerte, der einem heißisostatischen
Preßprozeß unterzogenen Proben des Zugstabes sind vergleichbar mit denen des ge
schmiedeten Ausgangsmaterials in Form eines Zugstabes. Die Aushärtungsbehandlung
führt zwar zu deutlich höherer Festigkeit, gleichzeitig aber nur zu einer sehr kleinen Deh
nung. Zusammengefaßt heißt das, daß die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren ange
fertigten Proben des Zugstabes bei geeigneter Auswahl der vorgenommenen Verfahrens
merkmale eine mit den Schmiedeteilen vergleichbare Festigkeit bei gleichzeitig höherer
Duktilität aufweisen.
1
Titanlegierung in Stabform
2
Metallpulverteile
3
Binder
4
Kneter
5
Feedstock
6
Spritzgußmaschine
7
Spritzform
8
Bauteil
9
Entbinderbad
10
Kammer des Sinterofens
Claims (23)
1. Verfahren zur Herstellung von Bauteilen durch Metallpulverspritzguß von mit Binder
überzogenen Metallpulverteilen in einer Spritzform, wobei anschließend eine Entbinde
rung und Sinterung der erzeugten Bauteile erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß die
Metallpulverteile einer Titanlegierung zur Herstellung der komplex geformten Bauteile
dienen, daß jeder der folgenden Abschnitte der Herstellung der Bauteile von der Erzeu
gung der Metallpulverteile für die Titanlegierung, der Feedstockherstellung mit einem
Binder, der Entbinderung, und dem Sintern ausschließlich unter Bestehen einer hochrei
nen Schutzatmosphäre aus Schutzgas und/oder Luftausschluß und/oder Vakuum statt
findet, und daß die Metallpulverteile und der Binder arm an Verunreinigungsstoffen
ausgebildet sind.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Werkstoffeinzelbe
standteile der Titanlegierung und des Binders in ihrer Zusammensetzung derart ausge
wählt werden, daß jeder Werkstoff Einzelbestandteil im Ausgangszustand an sich bereits
die Eigenschaft besitzt, arm an Verunreinigungsstoffen zu sein.
3. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 2, dadurch gekennzeichnet,
daß den Metallpulverteilen als Binderbestandteile thermoplastische oder duroplastische
Polymere, thermogelierende Substanzen, Wachse oder oberflächenaktive Substanzen
oder daraus erhaltene Mischungen zugegeben werden.
4. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß für den Binder Polyamide, Polyoxymethylen, Polycarbonat, Styrol-Acrylnitril-
Copolymerisat, Polyimid, natürliche Wachse und Öle, Duroplaste, Cyanate, Polypropyle
ne, Polyacetate, Polyäthylene, Äthylen-Vinyl-Acetate, Polyvinyl-Alkohole, Polyvinyl-
Chloride, Polystyrene, Polymethyl-Methacrylate, Aniline, Wasser, Mineralöle, Agar, Gly
cerin, Polyvinyl-Butyryle, Polybutyl-Methacrylate, Cellulose, Ölsäuren Phtalate, Paraffin-
Wachse, Carnauba-Wachs, Ammonium-Polyacrylate, Digylcerid-Stearate und
-Oleate, Gylceryl-Monostearate, Isopropyl-titanate, Lithium-Stearate, Monoglyceride,
Formaldehyde, Octyl-Säure-Phospate, Olefin-Sulfonate, Phospat-Ester oder Stearinsäure
verwendet werden.
5. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet,
daß zur Durchführung einer Teilentbinderung der komplex geformten Bauteile diejeni
gen Binderbestandteile mit niedriger Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdamp
fungstemperatur einen überwiegenden Anteil an dem gesamten Gemisch der Binderbe
standteile gegenüber denjenigen Binderbestandteilen des Gemisches haben, die eine
höhere Schmelz-, Zersetzungs- und/oder Verdampfungstemperatur aufweisen.
6. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet,
daß eine Nachverdichtung der komplex geformten Bauteile durch heißisostatisches Pres
sen der gesinterten Bauteile in einer mit Schutzgas gefüllten Kammer durchgeführt
wird, daß die Auflagefläche für die Bauteile während des heißisostatischen Pressens eine
freie Gleitfähigkeit durch Ausbildung aus geeignetem Material beibehält, und daß das
Material der Auflagefläche bei der Temperatur des isostatischen Pressens keine Verun
reinigungsstoffe abgibt.
7. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 6 dadurch gekennzeichnet,
daß der Binder aus Polyäthylene, Stearinsäure, Paraffin und Carnauba-Wachs zusam
mengesetzt ist.
8. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 7 dadurch gekennzeichnet,
daß die an Verunreinigungsstoffen armen Metallpulverteile der Titanlegierung durch das
Electrode-Induction Melting Gasatomization-Verfahren erzeugt werden.
9. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 8 dadurch gekennzeichnet,
daß die an Verunreinigungsstoffen armen Metallpulverteile durch das Plasma Melting
Induction Guiding Gasatomization-Verfahren erzeugt werden.
10. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 9 dadurch gekennzeichnet,
daß die Erzeugung der Metallpulverteile für die Titanlegierung durch eine Verdüsungs
anlage mit Inertgaszerstäubung erfolgt.
11. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß die inertgasverdüsten Metallpulverteile in einer gasdicht an der Ver
düsungsanlage angeflanschten Pulverkanne aufgefangen werden, daß dabei die
Pulverkanne selbst gasdicht verschließbar ausgeführt ist und daß die Pulverkanne in ein
Handschuhboxensystem eingeschleust wird, das mit Argongas betrieben ist.
12. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 11 dadurch gekennzeichnet,
daß die Teilchengröße der Metallpulverteile der Titanlegierung in dem Bereich kleiner als
100 µm ausgeführt ist.
13. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 12 dadurch gekennzeich
net, daß die Teilchengröße der Metallpulverteile der Titanlegierung vorzugsweise kleiner
als 45 µm ausgeführt ist.
14. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 11 dadurch gekennzeichnet,
daß das Metallformspritzen der Bauteile mit Spritzgußmaschinen ausgeführt wird.
5. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 11 dadurch gekennzeichnet,
daß das Mischen der Metallpulverteile der Titanlegierung und des Binders bei der Feed
stockherstellung und das Metallformspritzen des Bauteils jeweils in einem niedrigen
Temperaturbereich durchgeführt wird.
16. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 11, 15 dadurch gekenn
zeichnet, daß der Temperaturbereich bei der Feedstockherstellung sich zwischen 50
Grad und 200 Grad Celsius bewegt.
17. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 11, 14, 15 dadurch gekenn
zeichnet, daß der Temperaturbereich beim Metallformspritzen zwischen 60 Grad und
200 Grad Celsius liegt.
18. Verfahren nach einem oder mehreren Ansprüchen 1 bis 17, dadurch gekennzeich
net, daß die Titanlegierung aus Ti-6Al-7Nb besteht.
19. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 18, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Sinterunterlage für die Bauteile derart ausgeführt ist, daß während
der Durchführung des Sinterns der Bauteile die freie Gleitfähigkeit der Oberfläche der
Sinterunterlage für die aufliegenden Bauteile unverändert erhalten bleibt.
20. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 19 dadurch gekennzeich
net, daß der Werkstoff der Sinterunterlage bei der Sintertemperatur keine Verunreini
gungsstoffe abgibt.
21. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 20 dadurch gekennzeich
net, daß bei der Sintertempatur die Oberfläche der Sinterunterlage aus gegen das Ma
terial der Bauteile reduktionsbeständigem Werkstoff, wie z. B. Keramikoxyden besteht.
22. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 21 dadurch gekennzeich
net, daß die komplex geformten Bauteile der Sinterung in einem Temperaturintervall
von 1100 Grad Celsius bis 1400 Grad Celsius unterzogen werden.
23. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 22 dadurch gekennzeich
net, daß die komplex geformten Bauteile vorzugsweise bei einer Temperatur von 1300
Grad Celsius gesintert werden.
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