DE19922368A1 - Polymerzusammensetzung und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents
Polymerzusammensetzung und Verfahren zu deren HerstellungInfo
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Abstract
Es wird eine Polymerzusammensetzung aus wasserlöslichen Polymeren und Siliziumoxidbausteinen beschrieben, die durch Polymerisation verbunden sind. Die wasserlöslichen Polymere sind biokompatible und/oder bioabbaubare Polymere, wie z. B. Polysaccharide, Proteine und/oder Zellulosederivate. Die Polymerzusammensetzung wird durch Polymerisation von polymerisationsfähigen Gruppen enthaltenden wasserlöslichen Polymeren mit polymerisationsfähigen Gruppen enthaltenden Alkoxysilanen, deren Hydrolysaten oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen gebildet und als Trägermaterial, z. B. als Matrix oder Umhüllung für biologisch aktive Agenzien, bevorzugt pharmazeutische Wirkstoffe, die gesteuert freigesetzt werden sollen, verwendet.
Description
Die Erfindung betrifft eine Polymerzusammensetzung oder Hy
bridpolymere, die funktionelle, wasserlösliche Polymere ent
halten, insbesondere eine Polymerzusammensetzung aus biokom
patiblen und/oder bioabbaubaren Polymeren, die mit Siliziu
moxidbausteinen vernetzt sind, ein Verfahren zu deren Her
stellung und Verwendungen der Polymerzusammensetzung als Ma
trix- oder Umhüllungsmaterial für biologisch aktive Agenzien,
vorzugsweise für pharmazeutische Wirkstoffe.
Biologisch abbaubare Polymere werden im Bereich der Medizin
und Tiermedizin bereits seit Jahren in verschiedenen Anwen
dungsformen eingesetzt, so z. B. als resorbierbare chirurgi
sche Nahtmaterialien, als Implantate oder als Trägersubstan
zen in sog. Drug-Delivery-Systemen, bei denen pharmazeutische
Wirkstoffe an polymere Träger gekoppelt und gesteuert freige
setzt werden. Die heute hierfür am häufigsten verwendeten und
wegen ihrer Sicherheit und Unbedenklichkeit einzigen von der
Federal Drug Administration (FDA) der USA zugelassenen, bio
verträglichen und bioabbaubaren Polymere sind die thermopla
stischen Polyester der α-Hydroxycarbonsäuren, wie z. B. Poly-
Milchsäure sowie ihre Co-Polymere mit Glykolsäure (PLA/PLGA).
PLA/PLGA eignet sich jedoch nur eingeschränkt als Matrixmate
rial für wasserlösliche Wirkstoffe, wie z. B. Peptide und
Proteine. Nach Applikation entstehen durch den hydrolytischen
Abbau des Polymers auch innerhalb der Matrix freie Carboxyl
gruppen, die den pH-Wert absenken und so zu einer Denaturie
rung des Peptids/Proteins bzw. zu einem beschleunigten Poly
merabbau von innen führen, so daß der Wirkstoff ungesteuert
freigegeben wird. Desweiteren hat PLA/PLGA lipophile Eigen
schaften, so daß bei größeren hydrophilen Wirkstoffen, wie
z. B. Peptiden/Proteinen, diese bei Einbettung in die lipo
phile Matrix an der Oberfläche ebenfalls denaturieren.
Von Seiten der pharmazeutischen Forschung besteht somit gro
ßer Bedarf an alternativen Polymeren. Die Vielzahl der wis
senschaftlichen Publikationen bzw. die Patentliteratur, die
natürliche, halbsynthetische und synthetische Polymere und
ihre Modifikationen betreffen, beweisen die Intensität der
Forschung auf diesem Gebiet, das auch die partikulären Wirk
stoffträgersysteme umfaßt. Diese sind in Form von Mikroparti
keln als Mikrokapseln oder Mikrosphären (ca. 1-1000 µm) und
Nanopartikeln als Nanokapseln oder Nanosphären (ca. 10-1000 nm)
oder in Form von Mini-Implantaten in der klinischen
Erprobung, erste Gebrauchsformen sind bereits auf dem Markt
bzw. aus der Literatur bekannt (siehe "Microspheres And Drug
Therapy, Pharmaceutical, Immunological And Medical Aspects"
ed. S. S. Davies, et al., Elsevier, Amsterdam 1984; "Pharma
zeutische Technologie: Moderne Arzneiformen "R. H. Müller et
al. Wiss. Ver.-ges., 2. Aufl., 1998; "Pharmazeutische Techno
logie" K. H. Bauer et al. 5. Aufl. 1997; "Microencapsulation,
Methods and Industrial Applications" ed. S. Benita, M. Dek
ker, Inc. N. Y. 1996; "Microencapsulation of Drugs" ed.
T. L. Whateley, Harwood Academic Publishers, 1992). Sie ent
halten ausschließlich PLA/PLGA als Trägermaterial und die
Wirkstoffe Bromocriptin bzw. verschiedene LH-RH Agonisten.
Die wirkstoffbeladenen polymeren Träger werden als Depotin
jektion intramuskulär oder subkutan verabreicht oder werden
teilweise gezielt in Organe, Gewebe und Zellen eingeschleust,
wobei der Arzneistoff gesteuert freigesetzt wird. Durch Va
riation der Trägermatrix und durch hydrophile oder lipophile
Modifikation der Trägeroberflächen ist es möglich, die ziel
gerichtete Medikation im Organismus zu verbessern, so daß ei
nerseits das Zielorgan mit der optimalen therapeutischen Do
sierung versorgt, andererseits die systemische Belastung mit
unnötig hohen Wirkstoffdosen reduziert werden kann.
Auch aus medizinischen Gründen wird im Interesse einer siche
ren, patientenorientierten Therapie angestrebt, die Darrei
chungsformen von Arzneimitteln gezielt zu verändern.
So hat die meist übliche orale Arzneistoffapplikation erheb
liche Nachteile, wie z. B. Einfluß der Nahrung auf die Re
sorption, intra- und interindividuelle Schwankungen der Plas
maspiegel, Beeinträchtigung der Bioverfügbarkeit durch den
"First-Pass-Effekt" sowie Abbau im Gastrointestinaltrakt. Zur
Kompensation dieser Nachteile wird die Wirkstoffdosis häufig
überhöht. Das kann jedoch zu unerwünschten lokalen oder sy
stemischen Wirkungen führen.
Bei parenteraler Applikation erfordern kurze Halbwertszeiten
oftmals eine mehrfach tägliche Injektion, was eine erhebli
che, nur ungern tolerierte Beeinträchtigung für den Patienten
darstellt.
Ein weiteres Problem besteht darin, daß die Anwendung einiger
therapeutisch interessanter und wertvoller Substanzen kli
nisch limitiert ist, da sie wegen ihrer physiko-chemischen
Eigenschaften eine zu häufige Verabreichung erfordern ("Phar
mazeutische Technologie: Moderne Arzneiformen", "Microencap
sulation, Methods and Industrial Applications" siehe oben).
Die Entwicklung neuer und die Verbesserung derzeit gebräuch
licher Arzneimittelsysteme, mit denen auch die individuellen
Erfordernisse des einzelnen Patienten besser berücksichtigt
werden können, wird somit angestrebt.
Beispiele, die dem bisherigen Stand der Forschung, d. h. dem
Einsatz der Polymere als Trägersysteme für Wirkstoffe bspw.
als Mikrokapseln, Mikro- oder Nanopartikel, Mini-Implantate
oder auch als schichtartige Systeme wie transdermale Pflaster
oder als Wundauflagen in Verbänden für die verzögerte Frei
setzung von inkorporierten Wirkstoffen entsprechen, sind im
folgenden genannt. Keines der genannten Beispiele enthält je
doch Hybridpolymere, die aus organischen und anorganischen
Bestandteilen zusammengesetzt sind und der hier beschriebenen
Erfindung entsprechen würde. Die Beispiele umfassen:
- - die Bindung von Arzneistoffen wie Psychopharmaka (z. B. Do pamin) an polymere Nanopartikel, wodurch die für höhermoleku lare Stoffe undurchlässige Blut-Hirn-Schranke überwunden wer den kann,
- - die Verkapselung oder Inkorporierung wasserlöslicher Pepti de, Proteine (z. B. Hormone, Insulin, Impfstoffe) oder Genthe rapeutika in polymere Träger zum Schutz vor vorzeitigem Abbau bzw. zur kontinuierlichen, zeitlich definierten Wirkstoff freigabe (wegen der guten Resorptionsverhältnisse an der Schleimhaut werden bio- bzw. mukoadhäsive Applikationsformen klinisch getestet),
- - die Einbindung endothelialer Wachstumsfaktoren in polymere Wundauflagen der neuartigen feuchten Wundverbände zur be schleunigten Regeneration zerstörten Gewebes,
- - die lokale Therapie von Augenerkrankungen (z. B. Pilocarpin) unter Verwendung von Nanopartikel-Dispersionen, Mikroemulsio nen, Sol-Gel-Umwandlungen von Augentropfen bzw. Trägersystem einsätzen, die für eine kontinuierliche und längerfristige Wirkstoffzufuhr sorgen sollen,
- - die Herstellung von Mini-Implantaten für die subkutane oder intramuskuläre Applikation auf Basis von Polymermatrizen als Wirkstoffträger mit gesteuerter Freisetzung zur Erzielung langfristiger Depotwirkungen z. B. von Hormonen oder Substan zen, die die Hormonproduktion steuern,
- - der zielgerichtete Wirkstofftransport bei der Tumorthera pie, mittels spezifischer, an die Tumorzellen bindender, mit Cytostatika beladener polymerer Träger, wodurch die tumor wirksame Konzentration ohne das Risiko systemischer Nebenwir kungen oder die zellschädigende Wirkung von Cytostatika auf gesunde Zellen erhöht werden kann, oder
- - der Transport von Wirkstoffen sowie ihre spezifische Frei gabe im Colon einerseits zur gezielten Verabreichung von Pep tiden und Proteinen, andererseits zur Behandlung dort lokali sierter Erkrankungen.
Anwendungen polymerer Trägersysteme sind z. B. aus den oben
zitierten Publikationen "Microspheres And Drug Therapy,
Pharmaceutical, Immunological And Medical Aspects", "Pharma
zeutische Technologie: Moderne Arzneiformen", "Pharmazeuti
sche Technologie" "Microencapsulation, Methods and In
dustrial Applications", und "Microencapsulation of Drugs"
(ed. T. L. Whateley, Harwood Academic Publishers, 1992), und
auch aus "Microcapsule Processing and Technology" (A. Kondo
ed. J. Wade Van Valkenburg, M. Dekker, Inc. N. Y 1979), und
"Microencapsulation And Related Drug Processes" (Patrick, B.
Deasy, M. Dekker, Inc. N.Y 1984) bekannt.
Ein genereller Nachteil der bisher verwendeten Trägersysteme
besteht darin, daß diese bislang spezifisch an bestimmte Ap
plikationen oder Wirkstoffe angepaßt sind, daß der Polymerab
bau und damit die Freigabe des gebundenen Wirkstoffes nicht
optimal gesteuert werden kann, bzw. daß Abbauprodukte entste
hen, die die Wirksamkeit des gebundenen biologischen Agens
beeinträchtigen können. Ferner ist nachteilig, wenn ein Trä
gerpolymer selbst reaktive Gruppen aufweist, die geeignet
sind, mit dem Wirkstoff Verbindungen einzugehen.
Trägerpolymere mit einem breiten Anwendungsbereich und defi
nierten Eigenschaften, die die Realisierung selektiver und
nebenwirkungsfreier Systeme ermöglichen, sind bisher nicht
verfügbar.
Ein weiterer Nachteil herkömmlicher Trägerpolymere ist der
Einsatz synthetischer, nicht-biokompatibler Komponenten,
Hilfsstoffe und Chemikalien, die bspw. der Härtung des Pro
duktes dienen und die im Organismus oft unerwünschte Reaktio
nen hervorrufen, so daß deren Gehalt im Endprodukt von Seiten
der Zulassungsbehörden strengen Regulationen unterliegen.
Aus DE 44 16 003 und EP 0680753 ist ein Verfahren bekannt, in
dem organische Flüssigkeiten oder Öle durch einen Sol-Gel-
Verfahren (s. "Sol-Gel-Science", C. J. Brinker, G. W. Scherer
Academic Press Inc., San Diego 1990) in Metalloxide inkorpo
riert werden. Zur Herstellung von Pulvern oder Filmen wird
die zu inkorporierende Flüssigkeit in einem organisch-wäß
rigen Metalloxid-Sol gelöst, das durch saure oder alkalische
Hydrolyse von Metallalkoxiden (Silizium-, Aluminium- oder Ti
tanalkoxid oder deren Gemische) in einem mit Wasser mischba
ren organischen Lösungsmittel erhalten wird. Die mit organi
schen Flüssigkeiten oder Ölen beladenen Metalloxid-Sole wer
den z. B. durch Trocknung in ein Metalloxidpulver, über den
Gel-Zustand nach anschließender Trocknung in ein rieselfähi
ges Pulver oder durch übliche Beschichtungsmethoden auf
Schichtträger aufgebracht. Die Freisetzung der inkorporierten
organischen Flüssigkeiten oder Öle erfolgt durch Zusatz von
speziellen Penetrierungsmitteln oder durch Temperaturerhö
hung. Eine Beschränkung dieser Technik besteht jedoch in der
Bindung an transdermale Systeme.
Der Einsatz von Biopolymeren als Matrixmaterialien für Wirk
stoffapplikationen ist bisher nur eingeschränkt realisierbar,
da die Rohstoffchargen in ihrer Reinheit und Zusammensetzung
stark variieren können. Das führt zu nicht reproduzierbaren
Ergebnissen und Qualitätseinbußen, die insbesondere bei An
wendungen in der Medizin, Tiermedizin und Pharmazie inakzep
tabel sind.
Andererseits sind Trägermaterialien auf Basis von anorgani
schen Substanzen (z. B. Metalloxiden) auch nicht uneinge
schränkt einsetzbar, da diese biologisch nicht abbaubar sind
und gegebenenfalls im Organismus akkumuliert werden oder zu
Problemen bei der Ausscheidung aus dem Körper führen.
Es ist Aufgabe der Erfindung, eine verbesserte Polymerzusam
mensetzung aus organischen und anorganischen Bestandteilen
anzugeben, mit der die genannten Nachteile herkömmlicher Trä
gerpolymere überwunden werden und die einen erweiterten An
wendungsbereich besitzt, wobei insbesondere eine Polymerzu
sammensetzung als Trägermaterial für Wirkstoffe geschaffen
werden soll, dessen Eigenschaften variiert, definiert, evalu
iert und dem Anwendungszweck angepaßt werden können. Die Auf
gabe der Erfindung ist es auch, ein Verfahren zur Herstellung
einer derartigen Polymerzusammensetzung und Verwendungen
hierfür anzugeben.
Diese Aufgabe wird durch eine Polymerzusammensetzung mit den
Merkmalen gemäß Patentanspruch 1 und ein Verfahren mit den
Merkmalen gemäß Patentanspruch 7 gelöst. Vorteilhafte Ausfüh
rungsformen und Verwendungen ergeben sich aus den abhängigen
Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, eine Polymerzusammenset
zung aus wasserlöslichen Polymeren und gebundenen Siliziu
moxid-Bausteinen anzugeben, die durch Polymerisation verbun
den sind. Hierzu besitzen die wasserlöslichen Polymere einer
seits und die Siliziumoxid-Bausteine andererseits jeweils po
lymerisationsfähige, ungesättigte Gruppen. Als wasserlösliche
Polymere werden bevorzugt biologisch abbaubare Polymere, wie
z. B. hydrokolloide Biopolymere, verwendet, in die ungesät
tigte Gruppen eingebaut sind, die die Polymerisationsfähig
keit herstellen. Dies erfolgt beispielsweise durch den Einbau
von Methacryl-, Acryl-, Allyl- oder Vinylgruppen oder Buta
dienen. Die organischen und anorganischen Bestandteilen der
Zusammensetzung sind anwendungsabhängig in vorbestimmterwei
ser gesteuert kombinierbar.
Die Polymerzusammensetzung wird somit durch Polymerisation
von polymerisationsfähigen Gruppen enthaltenden wasserlösli
chen Polymeren mit polymerisationsfähigen Gruppen enthalten
den Alkoxysilanen, deren Hydrolysaten oder den aus Ihnen ge
bildeten Siliziumoxidsolen gebildet.
Eine bevorzugte Anwendung der Erfindung liegt in der Schaf
fung von Trägersystemen für Wirkstoffe in der Medizin und
Tiermedizin bzw. Pharmazie. Hier bieten sich die folgenden
besonderen Vorteile: Es werden biokompatible Polymere mit
biologisch inerten Siliziumoxidmolekülen kombiniert. Damit
werden universell einsetzbare Hybridpolymere geschaffen, mit
denen die vorgenannten wesentlichen Nachteile bei der Appli
kation biologisch aktiver Agenzien in natürlichen Polymeren
beseitigt werden, so werden beispielsweise die Überwindung
der bisherigen Chargenabhängigkeit der Eigenschaften, eine
hohe chemische, physikalische, mechanische und thermische
Stabilität, eine reproduzierbare Veränderung des Freigabever
haltens für inkorporierte Wirkstoffe, das über den intermole
kularen Vernetzungsgrad gezielt gesteuert werden kann, und
eine reproduzierbare Steuerung des Polymerabbaus erzielt.
Die Freigabe des Wirkstoffes erfolgt durch biologische Reak
tionen wie z. B. Bioabbau, Quellung, Erosion des Polymers. Die
SiOX-Komponenten werden unverändert ausgeschieden.
Die Verwendung erfindungsgemäßer Hybridpolymere ist jedoch
nicht auf den Einsatz als Wirkstoffträger in der Medizin,
Tiermedizin bzw. Pharmazie beschränkt. Anwendungen sind auch
in technischen Bereichen (z. B. Herstellung funktionellen
Schichten, Überzüge) möglich, wobei die reproduzierbare und
definierte Einstellung bestimmter Polymereigenschaften und
gegebenenfalls realisierte, biologische Abbaubarkeit genutzt
werden. Desweiteren können die neuartigen Hybridpolymere in
allen Bereichen eingesetzt werden, in denen eine erhöhte Sta
bilität wasserlöslicher Biopolymere erwünscht ist bzw. das
gebundene Agens vor dem umgebenden Medium geschützt oder ge
steuert freigesetzt werden soll.
Die erfindungsgemäße Polymerzusammensetzung besteht aus funk
tionellen, wasserlöslichen Polymeren und gebundenen SiOx-
Molekülen. Die quantitative Zusammensetzung wird anwendungs
spezifisch je nach den gewünschten Hybridpolymereigenschaften
gewählt. Die funktionellen, wasserlöslichen Polymere umfassen
vorzugsweise biokompatible, bioabbaubare Polymere. Es werden
z. B. Polysaccharide, Proteine und/oder Zellulosederivate
eingesetzt, die mit ungesättigten Gruppen versehen sind.
Beispiele für erfindungsgemäß einzeln oder in Kombination
verwendete wasserlösliche Polymere sind:
+ Polysaccharide (z. B. Stärke, Dextrane, Lactosen etc.),
+ Proteine (z. B. Gelatine mittlere Molmasse 20.000-400.000, Albumin, Kollagen etc.),
+ Zellulosederivate (z. B. Hydroxypropylzellulose, Zellulose sulfat, Carboxymethylzellulose, Hydroxyethylzellulose etc.).
+ Polysaccharide (z. B. Stärke, Dextrane, Lactosen etc.),
+ Proteine (z. B. Gelatine mittlere Molmasse 20.000-400.000, Albumin, Kollagen etc.),
+ Zellulosederivate (z. B. Hydroxypropylzellulose, Zellulose sulfat, Carboxymethylzellulose, Hydroxyethylzellulose etc.).
Die erfindungsgemäße Polymerzusammensetzung wird als Fest
stoff (beispielsweise in Partikel- oder Schichtform) oder Lö
sung hergestellt. In Abhängigkeit von den Herstellungsbedin
gungen, besitzt die Polymerzusammensetzung einen bestimmten
Vernetzungsgrad bzw. eine bestimmte Maschenweite oder Poren
größe.
Die Erfindung betrifft auch Verfahren zur Herstellung der
neuartigen Polymerzusammensetzung. Hierzu wird eine Polymer
lösung mit Alkoxysilanen deren Hydrolysaten oder den aus ih
nen gebildeten Siliziumoxidsolen versetzt. Die Polymerlösung
ist eine verdünnte Lösung des wasserlöslichen Polymers. Der
Polymeranteil in der Lösung beträgt 0,1-10 Masseprozent.
Bei den Alkoxysilanen handelt es sich um Verbindungen, die
die allgemeine Formel Si(OR)xR1 yR2 z besitzen, wobei R für eine
Methyl-, Ethyl- oder Propylgruppe steht, R1 für eine polymeri
sationsfähige Gruppe wie z. B. Acryloxypropyl, Methacryloxyme
thyl-, Methacryloxypropyl-, Allyl-, Octenyl- oder Vinyl
steht. R2 stellt eine Methyl- oder Ethyl-Gruppe dar. X steht
für eine Zahl von 1 bis 3 und y für die Zahl 1 und z für eine
Zahl im Bereich von 0 bis 2.
Die Darstellung der Hybridpolymeren erfolgt so, daß in der
Hauptkette und/oder in den Nebenketten der beschriebenen was
serlöslichen Polymeren vorhandene und/oder durch zusätzliche
chemische Modifizierung erzeugte polymerisationsfähige Grup
pen mit den entsprechenden polymerisationsfähigen Gruppen der
Alkoxysilane, deren Hydrolysaten oder den aus ihnen gebilde
ten Siliziumoxidsolen reagieren. Zusätzlich finden Reaktionen
zwischen den Siliziumverbindungen statt, insbesondere Konden
sationsreaktionen, die sowohl im sauren wie auch im basischen
Milieu stattfinden können.
Die Vernetzung der wasserlöslichen Polymere findet durch Po
lymerisation, bevorzugt durch radikalische Suspensionspolyme
risation, statt.
Der Anteil der Alkoxysilane, deren Hydrolysate oder der aus
ihnen gebildeten nichtfunktionellen Siliziumoxidsole beträgt
in Abhängigkeit von dem eingesetzten Ausgangspolymeren 1-20
Masseprozent. Bevorzugt werden 5-10 Masseprozent zur Umset
zung mit den wasserlöslichen Polymeren verwendet.
Für eine Einlagerung von biologisch aktiven Wirkstoffen di
rekt bei der Bildung der Hybridpolymeren werden die biolo
gisch aktiven Agenzien in Gegenwart einer hybridpolymerbil
denden Komponente, vorzugsweise einem biokompatiblen, wasser
löslichen Polymeren, gelöst. Die Vernetzung (Polymerisation)
erfolgt in einem W/O-System. Dazu wird die den Wirkstoff
enthaltene Polymerkomponente in einem unpolaren organischen
Lösungsmittel wie z. B. Hexan, Cyclohexan o. a. dispergiert.
Nach der Vernetzung liegt die den Wirkstoff enthaltende Poly
merzusammensetzung im gelösten Zustand vor.
Zunächst erfolgt eine Phasentrennung in an sich bekannter
schonender Weise z. B. durch Destillation am Dünnschichtver
dampfer. Anschließend wird die den Wirkstoff enthaltende ver
netzte Polymerzusammensetzung isoliert. Die Feststoffisolie
rung erfolgt beispielsweise durch ein an sich bekanntes
Trocknungsverfahren, wie z. B. Wirbelschicht-Trocknung,
Sprühtrocknung, Gefriertrocknung.
Die erfindungsgemäße Polymerzusammensetzung wird vorzugsweise
als Trägermaterial, d. h. als Matrix oder Umhüllung für bio
logisch aktive Agenzien, insbesondere pharmazeutische Wirk
stoffe, die gesteuert freigesetzt werden sollen, verwendet.
Die Verwendung erfolgt insbesondere entsprechend den oben an
gegebenen Beispielen für den Einsatz von Polymeren als Träger
systeme.
Im folgenden werden einige Beispiele für Rezepturen im Rahmen
der Erfindung genannt:
In einem geeigneten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und Heizvor
richtung, Rührer, Dispergiervorrichtung, Temperaturmessung
werden 2000 g Cyclohexan vorgelegt. Unter Rühren bei ca. 500 U/min
werden 5 g eines Emulgators eingebracht. Währenddes
sen werden in einem zweiten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und
Heizvorrichtung, Rührer, Dispergiervorrichtung, Temperatur
messung und pH-Wert-Messung 224 g einer methacrylierten Gela
tine unter Rühren bei ca. 400 U/min und ca. 30°C in 476 ml
destilliertem Wasser gelöst.
Danach werden 78,5 g eines 10%igen methacrylierten Soles der
Gelatinelösung hinzugefügt. Nach ca. 10 Minuten Rührzeit wer
den in diese Lösung 1,25 g FITC-Dextran eingetragen. An
schließend werden nach weiteren 10 Minuten Rührzeit 150 mg
Ammoniumperoxodisulfat der Lösung zugesetzt.
Abschließend wird die den Wirkstoff, das Sol und den Initia
tor enthaltende wäßrige Gelatinelösung unter Rühren bei ca.
500 U/min in das vorbereitete Doppelmantelgefäß mit dem Cy
clohexan eingetragen. Es wird ca. 5 Minuten dispergiert.
Die Temperatur wird auf 50°C-55°C erhöht und unter Beibe
haltung der Rührerdrehzahl etwa 60 Minuten gerührt. Nun wer
den die Phasen durch Destillation am Dünnschichtverdampfer
getrennt. Die wäßrige Phase wird im Sprühtrockner in bekann
ter Weise getrocknet.
Die erhaltenen Mikropartikel werden in geeigneten Gefäßen un
ter Feuchtigkeitsausschluß aufbewahrt.
In einem geeigneten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und Heizvor
richtung, Rührer, Dispergiervorrichtung, Temperaturmessung
werden 2000 g Cyclohexan vorgelegt. Unter Rühren bei ca. 500 U/min
werden 5 g eines Emulgators eingebracht. Währenddes
sen werden in einem zweiten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und
Heizvorrichtung, Rührer, Dispergiervorrichtung, Temperatur
messung und pH-Wert-Messung 224 g einer methacrylierten Gela
tine unter Rühren bei ca. 400 U/min und ca. 30°C in 476 ml
destilliertem Wasser gelöst.
Danach werden 100 g eines 5%igen methacrylierten Soles der
Gelatinelösung hinzugefügt. Nach ca. 10 Minuten Rührzeit wer
den in diese Lösung 1,25 g Leuprorelin eingetragen. Anschlie
ßend werden nach weiteren 10 Minuten Rührzeit 150 mg Ammoni
umperoxodisulfat der Lösung zugesetzt.
Abschließend wird die den Wirkstoff, das Sol und den Initia
tor enthaltende wäßrige Gelatinelösung unter Rühren bei ca.
500 U/min in das vorbereitete Doppelmantelgefäß mit dem Cy
clohexan eingetragen. Es wird ca. 5 Minuten dispergiert.
Die Temperatur wird auf 50°C-55°C erhöht und unter Beibe
haltung der Rührerdrehzahl etwa 60 Minuten gerührt.
Nun werden die Phasen durch Destillation am Dünnschichtver
dampfer getrennt. Die wäßrige Phase wird im Sprühtrockner in
bekannter Weise getrocknet.
Die erhaltenen Mikropartikel werden in geeigneten Gefäßen un
ter Feuchtigkeitsausschluß aufbewahrt.
Claims (18)
1. Polymerzusammensetzung aus wasserlöslichen Polymeren und
Siliziumoxid-Bausteinen, die über polymerisationsfähige
Gruppen miteinander verbunden sind.
2. Polymerzusammensetzung gemäß Anspruch 1, bei der die
wasserlöslichen Polymere biokompatible und/oder bioab
baubare Polymere sind.
3. Polymerzusammensetzung, gemäß Anspruch 2, bei der die
wasserlöslichen Polymere Polysaccharide, Proteine und/
oder Zellulosederivate sind.
4. Polymerzusammensetzung gemäß Anspruch 1, bei der die Si
liziumoxid-Bausteine Alkoxysilane, deren Hydrolysate
oder die aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsole sind.
5. Polymerzusammensetzung gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche, bei der die wasserlöslichen Polymere
Methacryl-, Acryl-, Allyl- oder Vinyl-Gruppen oder Buta
diene enthalten.
6. Polymerzusammensetzung gemäß einem der vorhergehenden
Ansprüche, bei der die polymerisationsfähigen Gruppen
der Siliziumoxid-Bausteine Acryloxypropyl-, Methacry
loxymethyl-, Methacryloxypropyl-, Allyl-, Octenyl- oder
Vinyl-Gruppen umfassen.
7. Verfahren zur Herstellung einer Polymerzusammensetzung,
bei dem eine polymerisationsfähige Gruppen enthaltende
wäßrige Polymerlösung mit ebenfalls polymerisationsfähi
ge Gruppen enthaltenden Alkoxysilanen, deren Hydrolysa
ten oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen ver
setzt wird.
8. Verfahren gemäß Anspruch 7, bei dem die Alkoxysilane die
allgemeine Formel Si(OR)R1 yR2 z besitzen, wobei R für ei
ne Methyl-, Ethyl- oder Propylgruppe, Rlfür eine polyme
risationsfähige Gruppe, und R für eine Methyl- oder
Ethyl-Gruppe steht und x eine Zahl von 1 bis 3 und y
gleich 1 und z eine Zahl von 0 bis 2 ist.
9. Verfahren gemäß Anspruch 8, bei dem die polymerisations
fähige Gruppe R1 eine Acryloxypropyl-, Methacryloxyme
thyl-, Methacryloxypropyl-, Allyl-, Octenyl- oder Vinyl-
Gruppe ist.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 bis 9, bei dem die
Polymerlösung polymerisationsfähige Gruppen enthaltende
Polysaccharide, Proteine und/oder Zellulosederivate ent
hält.
11. Verfahren gemäß einem der Anspruch 10, bei dem die poly
merisationsfähigen Gruppen der Polymerlösung Methacryl-,
Acryl-, Allyl- oder Vinyl-Gruppen oder Butadiene umfas
sen.
12. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 bis 11, bei dem
die Polymerzusammensetzung durch Polymerisation herge
stellt wird.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, bei dem eine radikalische
Polymerisation durchgeführt wird.
14. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 bis 13, bei dem
der Polymerlösung biologisch aktive Agenzien zugesetzt
werden.
15. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 7 bis 14, bei dem
das Hybridpolymer ein Trägersystem für die biologisch
aktiven Agenzien bildet.
16. Verfahren gemäß Anspruch 15, bei dem das Hybridpolymer
als Partikel, Matrix- oder Umhüllungsmaterial herge
stellt wird.
17. Verwendung einer Polymerzusammensetzung gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 6 als Träger für biologisch aktive Agen
zien.
18. Verwendung einer Polymerzusammensetzung gemäß einem der
Ansprüche 1 bis 6 als Träger für pharmazeutische Wirk
stoffe, die gesteuert freigesetzt werden sollen.
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Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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-
1999
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