DE19918627A1 - Biokompatible Polymerzusammensetzung und Verfahren zu deren Herstellung - Google Patents
Biokompatible Polymerzusammensetzung und Verfahren zu deren HerstellungInfo
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Abstract
Es wird eine Zusammensetzung aus biokompatiblen und bioabbaubaren Polymeren, wie Polysacchariden, Proteinen, Zellulosederivaten, die mit organischen Titanaten oder organischen Zirkonaten und Alkoxysilanehydrolysaten oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen vernetzt werden, und ein Verfahren zur Herstellung dieser Zusammensetzung beschrieben. Die neuartigen Hybridpolymere dienen als Trägermaterial, z. B. als Matrix oder Umhüllung für biologisch aktive Agenzien, vorzugsweise für pharmazeutische Wirkstoffe, deren Freisetzung zeitlich oder örtlich gesteuert werden soll.
Description
Die Erfindung betrifft eine Polymerzusammensetzung, die funk
tionelle, wasserlösliche Polymere enthält, insbesondere eine
Polymerzusammensetzung aus biokompatiblen und bioabbaubaren
Polymeren, die mit Siliziumoxidbausteinen vernetzt sind, ein
Verfahren zu deren Herstellung und Verwendungen der Polymer
zusammensetzung.
Biologisch abbaubare Polymere werden im Bereich der Medizin
und Tiermedizin bereits seit Jahren in verschiedenen Anwen
dungsformen eingesetzt, so z. B. als resorbierbare chirurgi
sche Nahtmaterialien, als Implantate oder als Trägersubstan
zen in sog. Drug-Delivery-Systemen, bei denen pharmazeutische
Wirkstoffe an polymere Träger gekoppelt und gesteuert freige
setzt werden. Die heute hierfür am häufigsten verwendeten und
wegen ihrer Sicherheit und Unbedenklichkeit einzigen von der
Federal Drug Administration (FDA) der USA zugelassenen, bio
verträglichen und bioabbaubaren Polymere sind die thermopla
stischen Polyester der α-Hydroxycarbonsäuren, wie z. B. Poly-
Milchsäure sowie ihre Co-Polymere mit Glykolsäure (PLA/PLGA).
PLA/PLGA eignet sich jedoch nur eingeschränkt als Matrixmate
rial für wasserlösliche Wirkstoffe, wie z. B. Peptide und
Proteine. Nach Applikation entstehen durch den hydrolytischen
Abbau des Polymers auch innerhalb der Matrix freie Carboxyl
gruppen, die den pH-Wert absenken und so zu einer Denaturie
rung des Peptids/Proteins bzw. zu einem beschleunigten Poly
merabbau von innen führen, so daß der Wirkstoff ungesteuert
freigegeben wird. Desweiteren hat PLA/PLGA lipophile Eigen
schaften, so daß bei größeren hydrophilen Wirkstoffen, wie
z. B. Peptiden/Proteinen, diese bei Einbettung in die lipo
phile Matrix an der Oberfläche ebenfalls denaturieren.
Von Seiten der pharmazeutischen Forschung besteht somit gro
ßer Bedarf an alternativen Polymeren. Die Vielzahl der wis
senschaftlichen Publikationen bzw. die Patentliteratur, die
natürliche, halbsynthetische und synthetische Polymere und
ihre Modifikationen betreffen, beweisen die Intensität der
Forschung auf diesem Gebiet, das auch die partikulären Wirk
stoffträgersysteme umfaßt. Diese sind in Form von Mikroparti
keln als Mikrokapseln oder Mikrosphären (ca. 1-1000 µm) und
Nanopartikeln als Nanokapseln oder Nanosphären (ca.
10-1000 nm) oder in Form von Mini-Implantaten in der klinischen
Erprobung, erste Gebrauchsformen sind bereits auf dem Markt
bzw. aus der Literatur bekannt (siehe "Microspheres And Drug
Therapy, Pharmaceutical, Immunological And Medical Aspects"
ed. S.S. Davies, et al., Elsevier, Amsterdam 1984; "Pharma
zeutische Technologie: Moderne Arzneiformen" R.H. Müller et
al. Wiss. Ver.-ges., 2. Aufl., 1998; "Pharmazeutische Techno
logie" K.H. Bauer et al. 5. Aufl. 1997; "Microencapsulation,
Methods and Industrial Applications" ed. S. Benita, M. Dekker,
Inc. N.Y. 1996; "Microencapsulation of Drugs" ed. T. L. Whate
ley, Harwood Academic Publishers, 1992). Sie enthalten aus
schließlich PLA/PLGA als Trägermaterial und die Wirkstoffe
Bromocriptin bzw. verschiedene LH-RH Agonisten.
Die wirkstoffbeladenen polymeren Träger werden als Depotin
jektion intramuskulär oder subkutan verabreicht oder werden
teilweise gezielt in Organe, Gewebe und Zellen eingeschleust,
wobei der Arzneistoff gesteuert freigesetzt wird. Durch Va
riation der Trägermatrix und durch hydrophile oder lipophile
Modifikation der Trägeroberflächen ist es möglich, die ziel
gerichtete Medikation im Organismus zu verbessern, so daß ei
nerseits das Zielorgan mit der optimalen therapeutischen Do
sierung versorgt, andererseits die systemische Belastung mit
unnötig hohen Wirkstoffdosen reduziert werden kann.
Auch aus medizinischen Gründen wird im Interesse einer siche
ren, patientenorientierten Therapie angestrebt, die Darrei
chungsformen von Arzneimitteln gezielt zu verändern.
So hat die meist übliche orale Arzneistoffapplikation erheb
liche Nachteile, wie z. B. Einfluß der Nahrung auf die Re
sorption, intra- und interindividuelle Schwankungen der Plas
maspiegel, Beeinträchtigung der Bioverfügbarkeit durch den
"First-Pass-Effekt" sowie Abbau im Gastrointestinaltrakt. Zur
Kompensation dieser Nachteile wird die Wirkstoffdosis häufig
überhöht. Das kann jedoch zu unerwünschten lokalen oder sy
stemischen Wirkungen führen.
Bei parenteraler Applikation erfordern kurze Halbwertszeiten
oftmals eine mehrfach tägliche Injektion, was eine erhebli
che, nur ungern tolerierte Beeinträchtigung für den Patienten
darstellt.
Ein weiteres Problem besteht darin, daß die Anwendung einiger
therapeutisch interessanter und wertvoller Substanzen kli
nisch limitiert ist, da sie wegen ihrer physiko-chemischen
Eigenschaften eine zu häufige Verabreichung erfordern ("Phar
mazeutische Technologie: Moderne Arzneiformen", "Microencap
sulation, Methods and Industrial Applications", siehe oben).
Die Entwicklung neuer und die Verbesserung derzeit gebräuch
licher Arzneimittelsysteme, mit denen auch die individuellen
Erfordernisse des einzelnen Patienten besser berücksichtigt
werden können, wird somit angestrebt.
Beispiele, die dem bisherigen Stand der Forschung, d. h. dem
Einsatz der Polymere als Trägersysteme für Wirkstoffe bspw.
als Mikrokapseln, Mikro- oder Nanopartikel, Mini-Implantate
oder auch als schichtartige Systeme wie transdermale Pflaster
oder als Wundauflagen in Verbänden für die verzögerte Frei
setzung von inkorporierten Wirkstoffen entsprechen, sind im
folgenden genannt. Keines der genannten Beispiele enthält je
doch Hybridpolymere, die aus organischen und anorganischen
Bestandteilen zusammengesetzt sind und der hier beschriebenen
Erfindung entsprechen würde. Die Beispiele umfassen:
- - die Bindung von Arzneistoffen wie Psychopharmaka (z. B. Do pamin) an polymere Nanopartikel, wodurch die für höhermoleku lare Stoffe undurchlässige Blut-Hirn-Schranke überwunden wer den kann,
- - die Verkapselung oder Inkorporierung wasserlöslicher Pepti de, Proteine (z. B. Hormone, Insulin, Impfstoffe) oder Gentherapeutika in polymere Träger zum Schutz vor vorzeitigem Abbau bzw. zur kontinuierlichen, zeitlich definierten Wirk stofffreigabe (wegen der guten Resorptionsverhältnisse an der Schleimhaut werden bio- bzw. mukoadhäsive Applikationsformen klinisch getestet),
- - die Einbindung endothelialer Wachstumsfaktoren in polymere Wundauflagen der neuartigen feuchten Wundverbände zur be schleunigten Regeneration zerstörten Gewebes,
- - die lokale Therapie von Augenerkrankungen (z. B. Pilocarpin) unter Verwendung von Nanopartikel-Dispersionen, Mikroemulsio nen, Sol-Gel-Umwandlungen von Augentropfen bzw. Trägersystem einsätzen, die für eine kontinuierliche und längerfristige Wirkstoffzufuhr sorgen sollen,
- - die Herstellung von Mini-Implantaten für die subkutane oder intramuskuläre Applikation auf Basis von Polymermatrizen als Wirkstoffträger mit gesteuerter Freisetzung zur Erzielung langfristiger Depotwirkungen z. B. von Hormonen oder Substan zen, die die Hormonproduktion steuern,
- - der zielgerichtete Wirkstofftransport bei der Tumorthera pie, mittels spezifischer, an die Tumorzellen bindender, mit Cytostatika beladener polymerer Träger, wodurch die tumor wirksame Konzentration ohne das Risiko systemischer Nebenwir kungen oder die zellschädigende Wirkung von Cytostatika auf gesunde Zellen erhöht werden kann, oder
- - der Transport von Wirkstoffen sowie ihre spezifische Frei gabe im Colon einerseits zur gezielten Verabreichung von Pep tiden und Proteinen, andererseits zur Behandlung dort lokali sierter Erkrankungen.
Anwendungen polymerer Trägersysteme sind z. B. aus den oben
zitierten Publikationen "Microspheres And Drug Therapy,
Pharmaceutical, Immunological And Medical Aspects", "Pharma
zeutische Technologie: Moderne Arzneiformen", "Pharmazeuti
sche Technologie" ",Microencapsulation, Methods and Industri
al Applications", und "Microencapsulation of Drugs" (ed.
T.L. Whateley, Harwood Academic Publishers, 1992), und auch
aus "Microcapsule Processing and Technology" (A. Kondo ed. J.
Wade Van Valkenburg, M. Dekker, Inc. N. Y 1979), und "Microen
capsulation And Related Drug Processes" (Patrick, B. Deasy,
M. Dekker, Inc. N.Y 1984) bekannt.
Ein genereller Nachteil der bisher verwendeten Trägersysteme
besteht darin, daß diese bislang spezifisch an bestimmte Ap
plikationen oder Wirkstoffe angepaßt sind, daß der Polymerab
bau und damit die Freigabe des gebundenen Wirkstoffes nicht
optimal gesteuert werden kann, bzw. daß Abbauprodukte entste
hen, die die Wirksamkeit des gebundenen biologischen Agens
beeinträchtigen können.
Trägerpolymere mit einem breiten Anwendungsbereich und defi
nierten Eigenschaften, die die Realisierung selektiver und
nebenwirkungsfreier Systeme ermöglichen, sind bisher nicht
verfügbar.
Ein weiterer Nachteil herkömmlicher Trägerpolymere ist der
Einsatz synthetischer, nicht-biokompatibler Komponenten,
Hilfsstoffe und Chemikalien, die bspw. der Härtung des Pro
duktes dienen und die im Organismus oft unerwünschte Reaktio
nen hervorrufen, so daß deren Gehalt im Endprodukt von Seiten
der Zulassungsbehörden strengen Regulationen unterliegen.
Aus DE 44 16 003 und EP 0680753 ist ein Verfahren bekannt, in
dem organische Flüssigkeiten oder Öle durch einen Sol-Gel-
Verfahren (s. "Sol-Gel-Science", C.J. Brinker, G.W. Scherer
Academic Press Inc., San Diego 1990) in Metalloxide inkorpo
riert werden. Zur Herstellung von Pulvern oder Filmen wird
die zu inkorporierende Flüssigkeit in einem organisch - wäß
rigen Metalloxid-Sol gelöst, das durch saure oder alkalische
Hydrolyse von Metallalkoxiden (Silizium-, Aluminium- oder Ti
tanalkoxid oder deren Gemische) in einem mit Wasser mischba
ren organischen Lösungsmittel erhalten wird. Die mit organi
schen Flüssigkeiten oder Ölen beladenen Metalloxid-Sole wer
den z. B. durch Trocknung in ein Metalloxidpulver, über den
Gel-Zustand nach anschließender Trocknung in ein rieselfähi
ges Pulver oder durch übliche Beschichtungsmethoden auf
Schichtträger aufgebracht. Die Freisetzung der inkorporierten
organischen Flüssigkeiten oder Öle erfolgt durch Zusatz von
speziellen Penetrierungsmitteln oder durch Temperaturerhö
hung. Eine Beschränkung dieser Technik besteht jedoch in der
Bindung an transdermale Systeme.
Der Einsatz von Biopolymeren als Matrixmaterialien für Wirk
stoffapplikationen ist bisher nur eingeschränkt realisierbar,
da die Rohstoffchargen in ihrer Reinheit und Zusammensetzung
stark variieren können. Das führt zu nicht reproduzierbaren
Ergebnissen und Qualitätseinbußen, die insbesondere bei An
wendungen in der Medizin und Pharmazie inakzeptabel sind.
Andererseits sind Trägermaterialien auf Basis von anorgani
schen Substanzen (z. B. Metalloxiden) auch nicht uneinge
schränkt einsetzbar, da diese biologisch nicht abbaubar sind
und gegebenenfalls im Organismus akkumuliert werden oder zu
Problemen bei der Ausscheidung aus dem Körper führen.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, durch die Kombination von
organischen und anorganischen Bestandteilen eine verbesserte
Polymerzusammensetzung anzugeben, mit der die genannten Nach
teile herkömmlicher Trägersysteme überwunden werden und die
einen erweiterten Anwendungsbereich besitzt, wobei insbeson
dere eine Polymerzusammensetzung als Trägermaterial für Wirk
stoffe geschaffen werden soll, dessen Eigenschaften variiert,
definiert, evaluiert und dem Anwendungszweck angepaßt werden
können. Die Aufgabe der Erfindung ist es auch, ein Verfahren
zur Herstellung einer derartigen Polymerzusammensetzung und
Verwendungen hierfür anzugeben.
Diese Aufgabe wird durch Polymerzusammensetzungen bzw. Ver
fahren mit den Merkmalen gemäß den Patentansprüchen 1, 2, 5
bzw. 12 gelöst. Vorteilhafte Ausführungsformen und Verwendun
gen ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.
Die Grundidee der Erfindung ist es, eine Zusammensetzung aus
wasserlöslichen Polymeren und Siliziumoxid-Bausteinen, die
mit organischen Titanbausteine vernetzt wurden, oder aus was
serlöslichen Polymeren und Siliziumoxid-Bausteinen, die mit
organischen Zirkoniumbausteinen vernetzt wurden, anzugeben.
Als wasserlösliche Polymere werden bevorzugt biologisch ab
baubare Polymere wie z. B. hydrokolloide Biopolymere verwen
det.
Als Titan- oder Zirkoniumbausteine werden vorzugsweise orga
nische Titan- oder Zirkonverbindungen, insbesondere Titanate
oder Zirkonate, verwendet.
Die Erfindung betrifft insbesondere eine Zusammensetzung aus
biokompatiblen und bioabbaubaren Polymeren, wie z. B. Poly
sacchariden, Proteinen, Zellulosederivaten, die mit organi
schen Titanaten oder organischen Zirkonaten und Alkoxysilane
hydrolysaten oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen
vernetzt werden. Die Erfindung betrifft ferner das Verfahren
zur Herstellung dieser Zusammensetzung.
Eine bevorzugte Anwendung der erfindungsgemäßen Hybridpolyme
re liegt in der Schaffung von Trägersystemen für Wirkstoffe
in der Medizin und Tiermedizin. Die Polymere dienen insbeson
dere als Matrix- oder Umhüllungsmaterial vorzugsweise für
pharmazeutische Wirkstoffe, die verzögert oder gesteuert
freigesetzt werden sollen, so z. B. bei den o. a. Fällen zum
Einsatz der Polymere als Trägersysteme.
Die Erfindung liefert die folgenden besonderen Vorteile. Es
werden biokompatible Polymere mit biologisch inerten Sili
ziumoxidmolekülen kombiniert. Damit werden universell ein
setzbare Hybridpolymere geschaffen, mit denen die vorgenann
ten wesentlichen Nachteile bei der Applikation biologisch ak
tiver Agenzien in natürlichen Polymeren beseitigt werden. Die
Vorteile umfassen z. B.:
- - die Überwindung der bisherigen Chargenabhängigkeit der Ei genschaften,
- - eine hohe chemische, physikalische, mechanische und thermi sche Stabilität,
- - eine reproduzierbare Veränderung des Freigabeverhaltens für inkorporierte Wirkstoffe, das über den intermolekularen. Ver netzungsgrad gezielt gesteuert werden kann, und
- - eine reproduzierbare Steuerung des Polymerabbaus.
Die Freigabe des Wirkstoffes erfolgt durch biologische Reak
tionen wie z. B. Bioabbau, Quellung, Erosion des Polymers. Die
Ti/Zr-SiOx-Komponenten werden unverändert ausgeschieden.
Die Verwendung erfindungsgemäßer Hybridpolymere ist jedoch
nicht auf den Einsatz als Wirkstoffträger in der Medizin und
Tiermedizin beschränkt. Anwendungen sind auch in technischen
Bereichen (z. B. Herstellung funktionellen Schichten, Überzü
ge) möglich, wobei die reproduzierbare und definierte Ein
stellung bestimmter Polymereigenschaften und gegebenenfalls
realisierte, biologische Abbaubarkeit genutzt werden. Deswei
teren können die neuartigen Hybridpolymere in allen Bereichen
eingesetzt werden, in denen eine erhöhte Stabilität wasser
löslicher Biopolymere erwünscht ist bzw. das gebundene Agens
vor dem umgebenden Medium geschützt oder gesteuert freige
setzt werden soll.
Die erfindungsgemäße Polymerzusammensetzung besteht aus funk
tionellen, wasserlöslichen Polymeren in Verbindung mit SiOx-
Molekülen, die mit organischen Titanat-Bausteinen vernetzt
wurden, oder funktionellen, wasserlöslichen Polymeren in Ver
bindung mit SiOx-Molekülen, die mit organischen Zirkonat-
Bausteinen vernetzt wurden. Die quantitative Zusammensetzung
wird anwendungsspezifisch je nach den gewünschten Hybridpoly
mereigenschaften gewählt. Die funktionellen, wasserlöslichen
Polymere umfassen vorzugsweise biologisch abbaubare Polymere.
Es werden z. B. Polysaccharide, Proteine und/oder Zellulose
derivate eingesetzt.
Beispiele für wasserlösliche Polymere sind unter anderem:
- - Polysaccharide (z. B. Stärke, Dextrane, Lactosen etc.),
- - Proteine (z. B. Gelatine mittlere Molmasse 20.000-400.000, Albumin, Kollagen etc.), oder
- - Zellulosederivate (z. B. Hydroxypropylzellulose, Zellulose sulfat, Carboxymethylzellulose, Hydroxyethylzellulose etc.).
Die erfindungsgemäße Polymerzusammensetzung wird als Fest
stoff (beispielsweise in Partikel- oder Schichtform) oder Lö
sung hergestellt. In Abhängigkeit von den Herstellungsbedin
gungen besitzt die Polymerzusammensetzung einen bestimmten
Vernetzungsgrad bzw. eine bestimmte Maschenweite oder Poren
größe.
Zur Herstellung erfindungsgemäßer Polymerzusammensetzungen
wird eine Polymerlösung entweder mit organischen Titanaten
oder organischen Zirkonaten und Alkoxysilanehydrolysaten oder
aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen versetzt. Die Polymer
lösung ist eine verdünnte Lösung des wasserlöslichen Poly
mers. Der Polymeranteil in der Lösung beträgt 0,1-10 Masse
prozent.
Bei den organischen Titanaten handelt es sich um Verbindungen
wie z. B. Tetrabutyltitanat, Tetraisobutyltitanat, Acetylace
tonat-Titan-Chelat, Triethanolamin-Titan-Chelat oder dass Am
moniumsalz vom Milchsäure-Titan-Chelat. Als organische Zirko
nate werden Verbindungen wie z. B. Zirkoniumpropionat, Zirko
niumacetat eingesetzt.
Die Siliziumoxidsole werden aus Alkoxysilanen der allgemeinen
Formel Si(OR)xR1 y oder deren Hydrolysaten dargestellt. R kann
gleich oder verschieden sein und bedeutet einen C1-C4-
Alkylrest. R1 eine oder verschiedene C1-C8-Alkylreste, X steht
für eine Zahl von 1 bis 4 und y für eine Zahl von 0 bis 3.
Die Darstellung der Hybridpolymeren erfolgt so, daß in der
Hauptkette und/oder in den Nebenketten der beschriebenen was
serlöslichen Polymeren vorhandene und/oder durch eine zusätz
liche chemische Modifizierung erzeugte funktionelle Gruppe
"-OH" mit den entsprechenden funktionellen Gruppen der Ti
tanorganischen Verbindungen und der Alkoxysilanehydrolysate
oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen reagieren
oder mit den entsprechenden funktionellen Gruppen der Zirko
norganischen Verbindungen und der Alkoxysilanehydrolysate
oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen reagieren.
Zusätzlich finden Reaktionen zwischen den Siliziumverbindun
gen statt, insbesondere Kondensationsreaktionen, die sowohl
im sauren als auch im basischen Milieu stattfinden können.
Zusätzlich können durch intermolekulare Reaktionen der be
schriebenen wasserlöslichen Polymere Vernetzungspunkte gebil
det werden. Die einzelnen Vernetzungs- und gegebenenfalls
Kettenwachstumsreaktionen finden in Abhängigkeit von den Re
aktionsbedingungen zeitlich parallel zueinander oder versetzt
statt.
Der Anteil der metallorganischen Verbindungen (titanorgani
sche oder zirkoniumorganische Verbindung) beträgt in Abhän
gigkeit von dem eingesetzten Ausgangspolymeren 1-25 Masse
prozent. Bevorzugt werden 1-5 Massenprozent zirkoniumorga
nische Verbindungen und 5-25 Masseprozent titanorganische
Verbindungen zur Umsetzung mit den wasserlöslichen Polymeren
verwendet.
Der Anteil der Alkoxysilane, deren Hydrolysate oder die aus
ihnen gebildeten Siliziumoxidsole beträgt in Abhängigkeit von
dem eingesetzten Ausgangspolymeren 1-20 Masseprozent. Be
vorzugt werden 5-10 Masseprozent zur Umsetzung mit den was
serlöslichen Polymeren verwendet.
Nach der Vernetzung liegt die erfindungsgemäße Polymerzusam
mensetzung im gelösten Zustand vor und kann dann nach einem
anwendungsabhängigen Modifizierungsprozeß als Lösung weiter
verarbeitet oder zunächst als Feststoff isoliert werden. Die
Beladung mit Wirkstoff kann entweder durch Eindispergieren
des Feststoffes in die Polymerlösung oder als Zugabe einer
Wirkstofflösung vor der Vernetzungsreaktion erfolgen oder
durch Äquilibrierung nach der Vernetzungsreaktion.
Die Feststoffisolierung erfolgt durch ein an sich bekanntes
Trocknungsverfahren, wie z. B. Wirbelschicht-Trocknung,
Sprühtrocknung, Gefriertrocknung.
Im folgenden werden einige Beispiele für Rezepturen erfin
dungsgemäßer Hybridpolymere genannt.
- - In einem geeigneten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und Heiz vorrichtung, Rührer, Temperaturmessung, pH-Wert-Meßgerät wer den 80 g Gelatine in 2700 ml destilliertes Wasser eingequol len. Die Quellzeit beträgt ca. 2 Stunden bei einer Temperatur ≦ 15°C. Anschließend wird die gequollene Gelatine innerhalb von 30 Minuten unter Rühren bei ca. 200 U/min bei ca. 45°C geschmolzen.
- - Nach dem Schmelzen wird die Rührerdrehzahl auf 400 U/min erhöht und unter weiterem Rühren 2 g Leuprorelin eingetragen. Anschließend werden 74 g eines 10%igen Soles hinzugefügt. Nach etwa 5 Minuten Rührzeit werden abschließend 100 g einer 7,5%igen Titanatlösung eingetragen.
- - Die Temperatur wird auf 50°C erhöht und unter Beibehaltung der Rührerdrehzahl 120 Minuten weitergerührt.
- - Zum Abschluß wird die Lösung am Sprühtrockner in bekannter Weise getrocknet.
Die erhaltenen Mikropartikel werden im Vakuum nachgetrocknet
und in geeigneten Gefäßen unter Feuchtigkeitsausschluß aufbe
wahrt.
- - In einem geeigneten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und Heiz vorrichtung, Rührer, Temperaturmessung, pH-Wert-Meßgerät wer den 80 g Gelatine in 2700 ml destilliertes Wasser eingequol len. Die Quellzeit beträgt ca. 2 Stunden bei einer Temperatur ≦ 15°C. Anschließend wird die gequollene Gelatine innerhalb von 30 Minuten unter Rühren bei ca. 200 U/min bei ca. 45°C geschmolzen.
- - Nach dem Schmelzen wird die Rührerdrehzahl auf 400 U/min erhöht und unter weiterem Rühren 2 g FITC-Dextran eingetra gen.
- - Anschließend werden 74 g eines 10%igen Soles hinzugefügt.
Nach etwa 5 Minuten Rührzeit werden abschließend 40 g einer
20%igen Zirkonatlösung eingetragen.
- - Die Temperatur wird auf 50°C erhöht und unter Beibehaltung der Rührerdrehzahl 120 Minuten weitergerührt.
- - Zum Abschluß wird die Lösung am Sprühtrockner in an sich bekannter Weise getrocknet.
Die erhaltenen Mikropartikel werden im Vakuum nachgetrocknet
und in geeigneten Gefäßen unter Feuchtigkeitsausschluß aufbe
wahrt.
- - In einem geeigneten Doppelmantelgefäß mit Kühl- und Heiz vorrichtung, Rührer, Temperaturmessung, pH-Wert-Meßgerät wer den 80 g Gelatine in 2700 ml destilliertes Wasser eingequol len. Die Quellzeit beträgt ca. 2 Stunden bei einer Temperatur ≦ 15°C. Anschließend wird die gequollene Gelatine innerhalb von 30 Minuten unter Rühren bei ca. 200 U/min bei ca. 45°C geschmolzen.
- - Nach dem Schmelzen wird die Rührerdrehzahl auf 400 U/min erhöht und unter weiterem Rühren 2 g FITC-Albumin eingetra gen.
- - Anschließend werden 30 g eines 10%igen Soles hinzugefügt. Nach etwa 5 Minuten Rührzeit werden abschließend 80 g einer 20%igen Zirkonatlösung eingetragen.
- - Die Temperatur wird auf 50°C erhöht und unter Beibehaltung der Rührerdrehzahl 120 Minuten weitergerührt.
- - Zum Abschluß wird die Lösung am Sprühtrockner in bekannter Weise getrocknet.
Die erhaltenen Mikropartikel werden im Vakuum nachgetrocknet
und in geeigneten Gefäßen unter Feuchtigkeitsausschluß aufbe
wahrt.
Claims (13)
1. Polymerzusammensetzung, die wasserlösliche Polymere und
Siliziumoxid-Bausteine enthält, die mit einer Titanatverbin
dung vernetzt sind.
2. Polymerzusammensetzung, die wasserlösliche Polymere und
Siliziumoxid-Bausteine enthält, die mit einer Zirkonatverbin
dung vernetzt sind.
3. Polymerzusammensetzung, gemäß Anspruch 1 oder 2, bei der
die wasserlöslichen Polymere biokompatible und/oder biolo
gisch abbaubare Polymere sind.
4. Polymerzusammensetzung, gemäß einem der Ansprüche 1 bis
3, bei der die wasserlöslichen Polymere Polysaccharide, Pro
teine und/oder Zellulosederivate sind.
5. Verfahren zur Herstellung einer Polymerzusammensetzung,
bei dem eine wäßrige Polymerlösung mit organischen Titanaten,
organischen Zirkonaten, organischen Titanaten und Alkoxysila
nehydrolysaten oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidso
len, oder organischen Zirkonaten und Alkoxysilanehydrolysaten
oder den aus ihnen gebildeten Siliziumoxidsolen versetzt
wird.
6. Verfahren gemäß Anspruch 5, bei dem als organische Tita
nate - Tetrabutyltitanat, Tetraisobutyltitanat, Acetylaceto
nat-Titan-Chelat, Triethanolamin-Titan-Chelat oder das Ammo
niumsalz vom Milchsäure-Titan-Chelat verwendet werden.
7. Verfahren gemäß Anspruch 5 oder 6, bei dem als organische
Zirkonate - Zirkoniumpropionat, Zirkoniumacetat verwendet
werden.
8. Verfahren gemäß Anspruch 5, bei dem Alkoxysilane, mit der
allgemeinen Formel Si(OR)xR1 y, wobei R einen oder verschiedene
C1-C4-Alkylreste, R1 einen oder verschiedene C1-C8-Alkylreste
darstellt, eingesetzt werden, wobei x für eine Zahl von 1 bis
4 bzw. y für eine Zahl von 0 bis 3 steht.
9. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 5 bis 8, bei dem die
Polymerlösung Polysaccharide, Proteine und/oder Zellulose
derivate enthält.
10. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 5 bis 9, bei dem der
Polymerlösung biologisch aktive Agenzien, vorzugsweise phar
mazeutische Wirkstoffe zugesetzt werden.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, bei dem der Polymerlösung
pharmazeutische Wirkstoffe zugesetzt werden.
12. Verfahren zur Einlagerung biologisch aktiver Agenzien in
bioverträglichen Medien, bei dem die Einlagerung in einem mit
organischen Titanaten oder organischen Zirkonaten in Anwesen
heit von SiOx-Bausteinen vernetzten Hybridpolymeren erfolgt,
wobei die Hybridpolymere durch Reaktion der wasserlöslichen
Polymere in flüssiger oder fester Phase mit den organischen
Titanaten oder organischen Zirkonaten in Anwesenheit von Al-
koxysilanehydrolysaten oder den aus Ihnen gebildeten Siliziu
moxidsolen gebildet werden.
13. Verfahren gemäß Anspruch 12, bei dem das Hybridpolymer
ein Trägersystem für biologisch aktive Agenzien, vorzugsweise
pharmazeutische Wirkstoffe bildet, die gesteuert freigesetzt
werden sollen.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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Family Applications (1)
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Cited By (5)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
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-
1999
- 1999-04-23 DE DE19918627A patent/DE19918627A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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