DE19917398C2 - Modulares chemisches Mikrosystem - Google Patents
Modulares chemisches MikrosystemInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein modulares Mikrosystem
zur Durchführung vorzugsweise chemischer Prozesse.
Im Rahmen der technologischen Entwicklung werden auch an die
Materialien für neuartige Produkte neue Anforderungen
gestellt. Um neue Materialien zu entwickeln oder an sich
bekannten Materialien neue Eigenschaften zu geben, ist es im
Bereich der Chemie häufig erforderlich umfangreiche Versuchs
reihen zu fahren, bei denen verschiedene Ausgangssubstanzen
in verschiedensten Verfahrensschritten miteinander chemische
Reaktionen ausführen. Derartige Versuchsreihen werden übli
cherweise in den Laboren der Industrie oder Forschung durch
geführt, wobei manuell verschiedene Versuchsaufbauten zum
Testen unterschiedlicher Prozeßabläufe erstellt werden
müssen. Die daraus resultierenden Personalkosten bei der
Entwicklung neuartiger Materialien bzw. Substanzen sind hoch.
Außerdem besteht die Gefahr, daß die Prozesse fehlerbehaftet
und nicht exakt nachvollziehbar sind, da viele subjektive
Fehlerquellen vorhanden sind.
Die Herstellung bestimmter Stoffe bzw. Stoffgemische bereitet
auch dort Schwierigkeiten, wo nur geringe Mengen der
gewünschten Substanz benötigt werden oder wo mit gefährlichen
Basissubstanzen gearbeitet wird. Chemische Prozesse, die in
industriellen Großanlagen durchgeführt werden, können relativ
gut gesteuert werden. Derartige Anlagen können aber nicht
effizient eingesetzt werden, wenn nur geringe Mengen an
Basissubstanzen verarbeitet werden sollen. Der Aufwand für
den Aufbau einer geeigneten Industrieanlage wäre zu hoch,
solange nicht über einen längeren Zeitraum die kontinuierliche
Produktion größerer Mengen des gewünschten Substrats
sichergestellt wird. Von industriellen Großanlagen können bei
der Verarbeitung gefährlicher Substanzen auch Risiken für die
Bediener der Anlagen oder die Umwelt ausgehen. Diese Risiken
werden um so höher, je größer die Mengen der gefährlichen
Substanzen sind.
In der Europäischen Patentschrift EP 0 688 242 B1 ist eine
integrierte Vorrichtung für chemische Verfahrensschritte
beschrieben, die dazu bestimmt ist, innerhalb eines Mikrore
aktors eine oder mehrere Operationen mit Sensoren und Steu
erelementen für eine spezifische chemische Reaktion auszufüh
ren. Dazu werden mehrere als Reaktionszellen ausgestaltete
Plättchen unter Ausbildung mindestens eines dreidimensional
gewundenen durchgehenden Kanals hermetisch miteinander
verbunden. Dieser Reaktor ist aber nur für die eine vorbe
stimmte chemische Reaktion verwendbar, da Abwandlungen im
Reaktionsablauf nicht vorgenommen werden können. Ebenso wird
der Reaktor unbrauchbar, wenn eine einzelne Reaktionszelle im
Reaktor defekt ist.
In der DE 195 45 130 A1 ist ein chemisches Mikrosystem
beschrieben, dessen Einsatz für die Durchführung von chemi
schen Schnell-Analysen vorgesehen ist. Bei diesem Mikrosystem
werden einzelne Verfahrensschritte einer bestimmten Funk
tionseinheit zugewiesen. Die spezifische Gestaltung der
einzelnen Funktionseinheiten gestattet nur einen begrenzten
Anwendungsbereich des gesamten Systems und ermöglicht ledig
lich eine Durchführung unterschiedlicher Meßanalysen.
Gemäß der WO 98/10857 wird eine Matrix aus einer Vielzahl von
Reaktionsbehältern zur Festphasensynthese gebildet, wobei
jede aus mehreren Behältern gebildete Linie einen "Modul"
darstellt. Der modulare Charakter des Systems besteht ledig
lich darin, daß diese Module unabhängig voneinander, aber nur
innerhalb einer vorbestimmten Parameterbandbreite betrieben
werden können.
Der Artikel "Automatischer Mikroreaktor in CAV 1988, Dezem
ber, S. 15-16 bezieht sich auf einen Mikroreaktor zur Unter
suchung von Katalysatoren, welcher für diesen bestimmten
Zweck eine begrenzte Zahl von Bauelementen vorsieht. Jede
Modifikation des Systems verursacht jedoch Eingriffe in die
Infrastruktur des Systems, so daß der Anwender mit den
vorhandenen Strukturen selbst kein verändertes System
aufbauen kann. Es ist generell nur eine feste Reihenfolge der
Anordnung der einzelnen Module vorgesehen.
Schließlich ist aus dem Artikel "MINIPLANT-Technik - ausge
wählte Aspekte der apparativen Gestaltung" in Chemie Inge
nieur Technik 69 (1997), S. 623-631 ein System bekannt, durch
welches eine Vielzahl an Apparaturen zur Realisierung viel
fältiger Verfahrensabläufe bereitgestellt werden soll.
Nachteilig ist dabei der erhebliche Aufwand zur Errichtung
der erforderlichen Infrastruktur für eine solche MINIPLANT-
Anlage. Außerdem erweisen sich technische Elemente für große
Stoffströme oftmals aufgrund der geringen umzusetzenden
Mengen als ungeeignet zum Einsatz in Mikrosystemen.
Die Hauptaufgabe der vorliegenden Erfindung besteht somit
darin, eine Anordnung zur Verfügung zu stellen, in welcher
chemische, physikalische oder chemisch/physikalische Prozesse
ablaufen können, wobei diese Anordnung auf einfache Weise an
den gewünschten Prozeßablauf angepaßt und durch ein flexibles
Steuerungssystem unterstützt werden kann. Eine weitere
Aufgabe besteht darin, ein Mikrosystem zum Zwecke der
Herstellung sehr geringer Mengen verschiedenster Substanzen
bereitzustellen, wobei die Umrüstung des Mikrosystems abgese
hen von dem einfachen Austausch von Modulen keine Installa
tionsarbeiten erfordern soll.
Diese und weitere Aufgaben werden durch ein modulares Mikro
system gelöst, welches mindestens eine Kopplungsschiene und
eine Vielzahl von Modulen umfaßt. Erfindungsgemäß besitzt die
Kopplungsschiene eine Vielzahl von Steueranschlüssen, die dem
Anschluß des Mikrosystems an eine Steuereinheit dienen; einen
Systembus, der mit der Vielzahl der Steueranschlüsse kommuni
ziert und der Übertragung von Steuersignalen innerhalb des
Mikrosystems dient; eine Vielzahl von Stoffanschlüssen, die
dem Anschluß des Mikrosystems an Vorrats- und/oder Sammelbe
hälter dienen; ein Stoffkanalsystem, welches mit der Vielzahl
der Stoffanschlüsse kommuniziert und der Stoffübertragung
innerhalb des Mikrosystems dient; und eine Vielzahl von
gleichartigen, geometrisch und elektrisch definierten Modul
schnittstellen, die mit dem Systembus und dem Stoffkanal
system in Verbindung stehen. Erfindungsgemäß besitzt jedes
aus der Vielzahl der Module einen zu den Modulschnittstellen
komplementären Anschlußbereich, so daß jedes Modul in belie
biger Reihenfolge auf der mindestens einen Kopplungsschiene
angeordnet werden kann, wobei die Module über den Systembus
und das Stoffkanalsystem miteinander in Verbindung stehen und
von der Steuereinheit oder anderen Modulen Steuersignale
empfangen oder an diese senden und von den Vorrats- oder
Sammelbehältern oder anderen Modulen Stoffe empfangen oder an
diese abgeben, und wobei zumindest einige der Module durch
Steuersignale des Systembusses aktivierbare Schaltelemente
zur Beeinflussung des Stoffflusses innerhalb dieser Module
aufweisen.
Mit diesem modularen Mikrosystem steht ein Gerät zur Reali
sierung chemischer und physikalischer Reaktionen bzw. Prozes
se bereit, dessen Aufbau flexibel ist und damit die einfache
Anpassung an verschiedene Prozeßabläufe ermöglicht. Durch die
Definition einer einheitlichen Schnittstelle zwischen
verschiedenen Modulen und der Kopplungsschiene ist es
möglich, beliebige Modulkombinationen aufzubauen, und bei der
Abwandlung des gewünschten Prozesses einzelne Komponenten
einfach auszutauschen. Dazu stellt jedes Modul eine in sich
abgeschlossene mehr oder weniger komplizierte Prozeßeinheit
dar, in der die zugeführten Stoffe einem gesteuerten Prozeß
unterzogen werden. Solche Prozesse können chemische Reaktio
nen oder auch physikalische Vorgänge sein, wie beispielsweise
eine Oxydation bzw. eine Verdampfung.
Der spezifische interne Aufbau eines beliebigen Moduls ist
für die Erfindung nicht von Bedeutung. Es kommt lediglich
darauf an, daß alle Module standardisierte Schnittstellen
haben, die eine Anordnung in der Kopplungsschiene und eine
zentrale Steuerung ermöglichen. Dies bringt auch den Vorteil
mit sich, daß die einzelnen Module jederzeit ausgetauscht
bzw. ersetzt werden können. Die einzelnen Module sind mit
Mikrostrukturen ausgestattet, die beispielsweise durch Ätz
techniken in Siliziumscheiben ausgebildet werden können. Aus
der Halbleiterindustrie sind die Techniken zur Herstellung
solcher Strukturen gut bekannt.
Eine vorteilhafte Ausführungsform des modularen Mikrosystems
zeichnet sich dadurch aus, daß jedes Modul im Anschlußbereich
Stoffeingänge, Stoffausgänge, Steuersignaleingänge und Steu
ersignalausgänge besitzt. Dadurch können die einzelnen Module
sowohl Stoffe empfangen, als auch die Ergebnisse der im Modul
abgelaufenen Prozesse in stofflicher Form abgeben. Außerdem
lassen sich über die Steuereingänge die Module und die dort
ablaufenden Prozesse steuern, und die Steuerausgänge ermögli
chen die Datenübermittlung an andere Module oder an die
zentrale Steuereinheit. So können beispielsweise die Meßer
gebnisse von in den Modulen angeordneten Sensoren an die
Steuereinheit übermittelt werden, wo sie zur weiteren Daten
verarbeitung zur Verfügung stehen.
Vorzugsweise werden als Steuersignale elektrische oder opti
sche Signale verwendet, da diesbezüglich ausgereifte Übertra
gungstechniken zur Verfügung stehen. Es können bei abgewandelten
Ausführungsformen aber auch Informationen durch
hydraulische oder pneumatische Signale übertragen werden.
Eine besonders zweckmäßige Ausführungsform des modularen
Mikrosystems besitzt ein Stoffkanalsystem, welches für die
Leitung von fluidischen Stoffen ausgelegt ist. Bei einer
abgewandelten Ausführungsform können auch gasförmige Stoffe
verarbeitet werden.
Für den dezentralen Einsatz des erfindungsgemäßen Mikro
systems ist es vorteilhaft, wenn die Steuereinheit ein Perso
nalcomputer ist. Solche Mikrosysteme können beispielsweise in
Laboren oder auch in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern
zur Erzeugung kleiner Mengen pharmazeutischer Produkte
genutzt werden. Durch den Einsatz fertig konfektionierter
Module und die komplikationsfreie Anordnung der Module auf
der Kopplungsschiene ist kein spezielles Know-how erforder
lich, um chemische Prozeßanlagen aufzubauen, mit denen die
gewünschten Produkte erzeugt werden können. Die modularen
Mikrosysteme können daher direkt dort zum Einsatz kommen, wo
das gewünschte Produkt benötigt wird. Bei verderblichen Stof
fen ist damit sichergestellt, daß die Herstellung des Stoffes
erst zum Zeitpunkt des tatsächlichen Bedarfs erfolgen muß, es
ist sogar denkbar, daß derartige Mikrosysteme von bestimmten
Benutzergruppen im Wohnbereich eingesetzt werden, beispiels
weise um benötigte Medikamente jederzeit frisch zuzubereiten.
Wenn in diesen Fällen die Steuerung über einen gewöhnlichen
Personalcomputer erfolgt, der an den meisten denkbaren
Einsatzpunkten des erfindungsgemäßen Mikrosystems zur Verfü
gung steht, reduziert sich der notwendige Aufwand für die
Gesamtanlage weiter.
Bei einer abgewandelten Ausführungsform können in dem Mikro
system kontinuierliche chemische Reaktionen ablaufen. Die
einzelnen dabei erforderlichen Prozeßschritte werden in den
jeweiligen. Modulen ausgeführt. Die Modulzusammenstellung auf
der Kopplungsschiene erfolgt im Baukastenprinzip, wobei die
einzelnen Schritte einer gewünschten Reaktion nacheinander in
einzelnen Modulen ablaufen. Somit ist es mit dem erfindungs
gemäßen Mikrosystem möglich, beliebige chemische Reaktionen
im Mikromaßstab ablaufen zu lassen. Die Kontrolle dieser
Reaktionen erfolgt wiederum vermittelt über die Kontrolle der
Einzelmodule durch eine zentrale Steuereinheit.
Vorzugsweise sind in den Modulen Schaltelemente enthalten,
die in Reaktion auf Steuersignale vom Systembus den Stofffluß
innerhalb des Moduls beeinflussen. Solche Schaltelemente
können Ventile oder schaltbare Kanalsysteme innerhalb der
Module sein.
Bei abgewandelten Ausführungsformen des modularen Mikro
systems können auch mehrere Kopplungsschienen eingesetzt
werden, wobei vorzugsweise gleichartige Kopplungsschienen
verwendet werden. Die Modulschnittstellen setzen besondere
Stecksysteme ein, wie sie aus dem Stand der Technik für den
Aufbau von Kanalsystemen an sich bekannt sind.
Als Module für das Mikrosystem kommen beispielsweise Mikromi
scher, Mikropumpen, Mikroventile, Mikroreaktoren, Mikrover
weiler, Mikroheizer, Mikrokühler, Mikroseparatoren, Mikroex
traktoren, Mikroverzweiger, Mikroverdunster, Mikroverdampfer
und/oder Mikrosensoren zum Einsatz. Durch die Anwendung von
Technologien der Mikrosystemtechnik innerhalb der einzelnen
Module ist es mit dem modularen Mikrosystem auch möglich,
kleinste Mengen von Chemikalien zu behandeln und zu neuen
Stoffen bzw. Stoffgemischen zusammenzusetzen. Die Möglich
keit, mit sehr kleinen Stoffmengen zu arbeiten, bringt außer
dem den Vorteil mit sich, daß überlicherweise schwer
beherrschbare chemische Reaktionen besser kontrollierbar
werden und ein mögliches Gefahrenpotential deutlich reduziert
wird. Nicht zuletzt reduzieren sich die Abfallmengen und die
daraus entstehenden Fertigungskosten.
Das erfindungsgemäße modulare Mikrosystem eröffnet die
Möglichkeit, mit geringem Aufwand Prozeßparameter in defi
nierten Reaktionen zu optimieren, da die einzelnen Parameter
durch die zentrale Steuereinheit innerhalb einer vorgegebenen
Versuchsreihe automatisch verändert bzw. angepaßt werden
können. Theoretisch prognostizierte Reaktionen können mit dem
Mikrosystem im kontinuierlichen Betrieb verifiziert werden.
Vor dem Aufbau industrieller Großanlagen können mit dem modu
laren Mikrosystem alle Reaktionen in einer miniaturisierten
Anlage getestet werden, so daß zum Beispiel auch Skalierungs
regeln für Massenprodukte entwickelt werden können. Da die
Steuerung des modularen Mikrosystems von einer zentralen
Steuereinheit erfolgt und die Datenübertragung zwischen der
Steuereinheit und den einzelnen Modulen durch elektrische
Signale vorgenommen werden kann, kann die Steuereinheit auch
räumlich getrennt von dem eigentlichen Mikrosystem positio
niert werden. Ebenso können die Steuerdaten zwischen
verschiedenen Steuereinheiten ausgetauscht werden.
Weitere Vorteile, Einzelheiten und Weiterbildungen der
vorliegenden Erfindung ergeben sich aus der nachfolgenden
Beschreibung bevorzugter Ausführungsformen, unter Bezugnahme
auf die Zeichnungen. Es zeigen:
Fig. 1 eine Prinzipdarstellung eines modularen. Mikrosystems
mit einem Personalcomputer als Steuereinheit;
Fig. 2 eine Prinzipdarstellung vernetzter Labore, jeweils
mit einem modularen Mikrosystem;
Figur. 3 eine Prinzipdarstellung eines weltweiten Netzwerkes,
bestehend aus mehreren modularen Mikrosystemen.
Fig. 1 zeigt eine Prinzipdarstellung eines modularen Mikro
systems, welches eine Kopplungsschiene 1 und eine Vielzahl
von Modulen 2 (hier dargestellt Module 2a-2f) umfaßt. Die
Kopplungsschiene 1 besitzt eine Vielzahl elektrischer
Anschlüsse 3 und eine Vielzahl von Stoffanschlüssen 4. Außer
dem stellt die Kopplungsschiene 1 einen mechanischen Rahmen
zur Verfügung, in welchem eine Vielzahl von gleichartigen,
geometrisch und elektrisch definierten Modulschnittstellen 5
vorgesehen sind.
Die Module 2 besitzen im gezeigten Beispiel an ihrer Unter
seite jeweils einen Anschlußbereich 6 der komplementär zu den
Modulschnittstellen 5 ausgebildet ist. Es kommen spezielle
Stecksysteme zum Einsatz, die als solche aber bekannt sind
und daher nicht näher erläutert werden. Bei anderen Ausfüh
rungsformen kann der Anschlußbereich auch an einer beliebigen
anderen Stelle des Moduls angeordnet werden, wenn dies für
den speziellen Einsatzfall zweckmäßig ist. Die Steueran
schlüsse 3 können als elektrische Anschlüsse oder auch als
Anschlüsse für die Übertragung optischer Signale ausgebildet
sein. Die Steueranschlüsse 3 sind mit einem Systembus verbun
den, der die anliegen Steuersignale zu den Modulschnittstel
len. 5 und von dort aus in die eingesteckten Module 2 in deren
Anschlußbereich 6 überträgt. Der Anschlußbereich 6 der Module
stellt auch einen Übergangsbereich für vorzugsweise fluidi
sche Stoffe bereit, so daß die an den Stoffanschlüssen 4
zugeführten Basissubstanzen über ein Stoffkanalsystem inner
halb der Kopplungsschiene 1, vermittelt über die Modul
schnittstellen 5, in die einzelnen Module 2 einströmen
können. Das entsprechende Stoffkanalsystem kann in einem
einfachen Fall durch Schläuche oder Rohre gebildet sein. Die
zu verwendenden Materialien hängen von den zu transportieren
den Substanzen ab. Da eine Vielzahl von Stoffanschlüssen 4
zur Verfügung steht, können auf einzelnen Abschnitten des
Stoffkanalsystems die Basissubstanzen transportiert werden,
während auf anderen Abschnitten des Kanalsystems die
Zwischenprodukte von einem Modul zu einem nachfolgenden Modul
transportiert werden und auf einem dritten Abschnitt des
Kanalsystems die gewünschten Endprodukte wiederum zu den
Stoffanschlüssen 4 geführt werden. Sämtliche chemische und
physikalische Reaktionen und Prozeßschritte werden innerhalb
eines oder mehrerer an den speziellen Prozeßschritt angepaß
ten Module ausgeführt.
Als Module kommen Mikrosysteme zum Einsatz, wie sie beispiel
haft in der Beschreibungseinleitung aufgeführt wurden. Zum
besseren Verständnis eines solchen Mikromoduls wird ergänzend
auf die Deutsche Patentanmeldung DE 198 55 256 A1 verwiesen,
in der ein Mikroseparator beschrieben ist, der in seinem
äußerem Aufbau ohne weitere Schwierigkeiten in Form eines
solchen Moduls konfektioniert werden könnte.
In der Fig. 1 ist weiterhin ein Personalcomputer 10 darge
stellt, der als zentrale Steuereinheit für das Mikrosystem
arbeitet. Der Personalcomputer 10 ist über eine geeignete
Verbindungsleitung 11 mit den Steueranschlüssen 3 verbunden.
Über die Steueranschlüsse werden sämtliche Steuerinformatio
nen an die einzelnen Module 2 übermittelt, so daß der Prozeß
ablauf allein durch Änderung der entsprechenden Steuerinfor
mationen beeinflußbar ist. Größere Änderungen in der
gewünschten. Reaktionsfolge können durch Umsortierung oder
Austausch der einzelnen Module erreicht werden.
Es sind auch Stofftransportleitungen 12 vorgesehen, die die
Stoffanschlüsse 4 mit entsprechenden Vorrats- oder Sammelbe
hältern 13 verbinden. Über die Stofftransportleitungen 12
strömen die fluidischen Ausgangssubstanzen zu den Modulen. 2
und die Endsubstanzen werden von den Modulen über die Stoff
transportleitungen 12 in die Sammelbehälter 13 eingespeist.
In einer Prinzipdarstellung ist in Fig. 2 eine Verknüpfung
von zwei modularen Mikrosystemen zu einem Labornetzwerk
gezeigt. In einem ersten Labor ist wiederum ein aus der Kopp
lungsschiene 1 und einer Vielzahl von Modulen 2 bestehendes
Mikrosystem aufgebaut. Dieses Mikrosystem wird von dem Perso
nalcomputer 10 gesteuert. In einem zweiten Labor befindet
sich eine zweite Kopplungsschiene 101 mit zweiten Modulen
102. Das so aufgebaute zweite Mikrosystem wird von einem
zweiten Personalcomputer 110 gesteuert. Die beiden Personal
computer 10 und 110, die die Steuereinheiten für die beiden
Mikrosysteme darstellen, sind über ein internes Datennetz 20
verbunden. Auf diese Weise können beispielsweise in verschie
denen Laboren parallele Versuchsreihen durchgeführt werden,
die eine sofortige Verifizierung von Versuchsergebnissen
ermöglichen. Es ist auch möglich, nach Abschluß einer
entsprechenden Reaktion im ersten Labor, die Daten zur Steue
rung des Mikrosystems an das zweite Labor zu übertragen, um
dort gegebenenfalls mit anderen Ausgangssubstanzen, die im
ersten Labor nicht zur Verfügung stehen, den Prozeß in abge
wandelter Weise zu wiederholen.
Fig. 3 zeigt in einer Prinzipdarstellung ein globales Netz
werk, in welchem mehrere modulare Mikrosysteme integriert
sind. Jede Einheit umfaßt ein modulares Mikrosystem, wiederum
aus der Kopplungsschiene 1 und den Modulen 2 bestehend, die
von der Steuereinheit 10 gesteuert werden. Der Datenaustausch
erfolgt wiederum zwischen den einzelnen Steuereinheiten,
wobei es auf die Art und Weise der Datenübertragung nicht
ankommt. Einmal erfolgreich durchgeführte chemische Reaktio
nen können auf diese Weise innerhalb kürzester Zeit an
entfernten Orten nachvollzogen werden. Dafür ist es ausrei
chend, wenn dieselben Ausgangssubstanzen zur Verfügung
stehen, gleichartige Module verwendet werden und von der
jeweiligen Steuereinheit ein und dasselbe Steuerprogramm
abgearbeitet wird.
Die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des erfindungsgemäßen
modularen Mikrosystems sind letztlich nur durch die zur
Verfügung stehenden Einzelmodule mit ihren speziellen Gestal
tungen begrenzt. Solche Einzelmodule können auch von
verschiedenen spezialisierten Herstellern bereitgestellt
werden, solange sie die standardisierten Anforderungen an die
Modulschnittstellen und die komplementären Anschlußbereiche
erfüllen. Auch die Steuerung dieser Module läßt sich weitge
hend vereinfachen, wenn zu jedem einzelnen Modul eine
bestimmt Routine zur Verfügung steht, mit welcher sämtliche
Funktionen des Moduls angesteuert werden können und die sich
in eine komplexes Steuerprogramm ohne weiteres integrieren
läßt. Es ist wiederum ausreichend, wenn die Schnittstellen
zwischen diesen Steuerroutinen standardisiert sind.
Claims (9)
1. Modulares Mikrosystem zur Durchführung vorzugsweise chemi
scher Prozesse, umfassend
- - mindestens eine Kopplungsschiene (1) mit;
- - einer Vielzahl von Steueranschlüssen (3), die dem Anschluß des Mikrosystems an eine Steuereinheit (10) dienen;
- - einem Systembus, der mit der Vielzahl der Steueran schlüsse (3) kommuniziert und der Übertragung von Steuersignalen innerhalb des Mikrosystems dient;
- - einer Vielzahl von Stoffanschlüssen (4), die dem Anschluß des Mikrosystems an Vorrats- und/oder Sammel behälter (13) dienen;
- - einem Stoffkanalsystem, welches mit der Vielzahl der Stoffanschlüsse (4) kommuniziert und der Stoffübertra gung innerhalb des Mikrosystems dient; und
- - einer Vielzahl von gleichartigen, geometrisch und elektrisch definierten Modulschnittstellen (5), die mit dem Systembus und dem Stoffkanalsystem in Verbin dung stehen; und
- - eine Vielzahl von Modulen (2), in denen die Stoffe gesteuerten Prozessen unterliegen, wobei die Module einen zu den Modulschnittstellen (5) komplementären Anschlußbereich (6) besitzen und in beliebig wählbarer Reihenfolge und entsprechend des gewünschten Prozeßab laufs auf der mindestens einen Kopplungsschiene (1) anordenbar sind, so daß sie über den Systembus und das Stoffkanalsystem miteinander in Verbindung stehen und von der Steuereinheit (10) oder anderen Modulen (2) Steuersignale empfangen oder an diese senden und von den Vorrats- oder Sammelbehältern (12) oder anderen Modulen (2) Stoffe empfangen oder an diese abgeben, und wobei zumindest einige der Module (2) durch Steuersignale des Systembusses aktivierbare Schaltelemente zur Beeinflus sung des Stoffflusses innerhalb dieser Module aufweisen.
2. Modulares Mikrosystem nach Anspruch 1, dadurch gekenn
zeichnet, daß jedes Modul (2) im Anschlußbereich (6)
Stoffeingänge, Stoffausgänge, Steuersignaleingänge und
Steuersignalausgänge besitzt.
3. Modulares Mikrosystem nach Anspruch 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß das Stoffkanalsystem für die Leitung
von fluidischen Stoffen ausgelegt ist.
4. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3,
dadurch gekennzeichnet, daß die Steuereinheit (10) ein
Personalcomputer ist.
5. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet, daß in dem Mikrosystem kontinuier
liche chemische Reaktionen ablaufen.
6. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Steuersignale elektrische
Signale sind.
7. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet, daß die Steuersignale optische
Signale sind.
8. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 7,
dadurch gekennzeichnet, daß es mehrere Kopplungsschienen
(1) umfaßt.
9. Modulares Mikrosystem nach einem der Ansprüche 1 bis 8,
dadurch gekennzeichnet, daß es eines oder mehrere der
folgenden Module (2) umfaßt:
- - Mikromischer,
- - Mikropumpen,
- - Mikroventile,
- - Mikroreaktoren,
- - Mikroverweiler,
- - Mikroheizer,
- - Mikrokühler,
- - Mikroseparatoren,
- - Mikroextraktoren,
- - Mikroverzweiger,
- - Mikroverdunster,
- - Mikroverdampfer und
- - Mikrosensoren.
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