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Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Durchführung chemischer Prozesse
gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1. Die Erfindung bezieht sich
auch auf eine Vorrichtung zur Durchführung chemischer Prozesse gemäß dem
Oberbegriff des Patentanspruchs 19.
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Es ist bekannt, daß die Güte einer Vermischung und der Einfluß der
Mischvorrichtung auf die Ausbeute an erwünschtem Produkt in großem Maße
vom Verhältnis der durch die Reaktionskinetik gegebenen chemischen
Reaktionsgeschwindigkeit zur Mischgeschwindigkeit abhängt. Handelt es sich
bei den chemischen Reaktionen um langsame Reaktionen, so ist die chemische
Reaktion in der Regel wesentlich langsamer als die Vermischung. Die
Bruttoreaktionsgeschwindigkeit und die Ausbeute an erwünschtem Produkt
wird dann durch den langsamsten Schritt, nämlich die Kinetiken der
ablaufenden chemischen Reaktionen, und dazu durch das globale
Vermischungsverhalten des verwendeten chemischen Reaktors bestimmt.
Liegen die chemischen Reaktionsgeschwindigkeiten und die
Vermischungsgeschwindigkeiten in der gleichen Größenordnung, so kommt es
zu komplexen Wechselwirkungen zwischen den Kinetiken der Reaktionen und
dem lokalen, durch die Turbulenz bestimmten Vermischungsverhalten im
verwendeten Reaktor. Tritt der Fall ein, daß die chemischen
Reaktionsgeschwindigkeiten wesentlich schneller sind als die
Mischgeschwindigkeit, so werden die Bruttogeschwindigkeiten der ablaufenden
Reaktionen und die Ausbeuten im wesentlichen durch die Vermischung
bestimmt.
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Mikrovermischer erlauben aufgrund der Regelmäßigkeit, Schnelligkeit und
Vorhersagbarkeit ihrer Mischung Reaktionen für alle drei der oben genannten
Fälle positiv zu beeinflussen.
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Wenn es sich um schnelle Reaktionen zwischen zwei oder mehr Fluiden
handelt, bei dem zusätzlich Niederschläge, z. B. in Form von Pulvern, oder
allgemeiner in Form von Suspensionen auftreten, verstopfen herkömmliche
Mikrovermischer sehr schnell, oft sogar innerhalb weniger als einer Sekunde,
und werden dadurch unbrauchbar. Dies trifft insbesondere auf viele organische
Reaktionen zu, und hier gerade auf metallorganische Prozesse, die oft zur
Bildung ionischer Spezies in wenig polaren oder unpolaren Lösungsmittel
führen, mit der Konsequenz einer Ausfällung dieser Spezies. In einigen
wenigen Fällen läßt sich der Prozeß zwar durchführen, verlangt aber
aufwendige Reinigungsprozeduren mit hohen Ausfallzeiten.
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Solch problematische Ausfällungen in einem Interdigitalmikrovermischer
wurden für Reaktionen aus dem Bereich der anorganischen Chemie, z. B. in
"Suitability of Various Types of Micromixers for the Forced Precipitation of
Calcium Carbonate" von R. Schenk et al. in Proceedings of the "5th
International Conference on Microreaction Technology, IMRET 5", 27-30
May, 2001, Strasbourg, France, beschrieben. Der Interdigitalmischer konnte
nur im Sekunden- oder Minutenbereich betrieben werden.
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In den meisten Fällen allerdings verhindert die Ausfällung überhaupt einen
Einsatz von Mikrovermischern. Bedenkt man die hohe Zahl von Reaktionen
mit Ausfällungen, bedeutet dies, daß der Anwendungsbereich von
Mikromischern wesentlich eingeschränkt ist. Um diesem Problem zu begegnen,
wurde daher von Mikrovermischern auf größere Vermischer, sogenannte
Minimischer übergegangen, die aber nur teilweise die für Mikrovermischer
typischen, vorteilhaften Eigenschaften - Regelmäßigkeit, Schnelligkeit und
Vorhersagbarkeit - der Mischung aufweisen. Damit ist die Leistungsfähigkeit
der Minimischer gemäß der oben aufgezeigten Anwendungsfälle eingeschränkt.
Außerdem müssen größere Mengen an Fluiden eingesetzt werden, was gerade
für Screening- oder Prozeßoptimierungsaufgaben zu unnötigem Abfall führt
und z. T. teure Chemikalien in großer Menge verbraucht.
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Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Durchführung von
chemischen Prozessen bereitzustellen, das eine Verstopfung von
Mikrovermischern, z. B. an den Austrittsöffnungen zur Mischkammer oder in
der Mischkammer selbst, beim Zusammenführen von mindestens zwei
miteinander reagierenden Fluiden durch die sich hierbei bildenden
Niederschläge oder Suspensionen vermeidet. Es ist auch Aufgabe der
Erfindung, eine Vorrichtung zur Durchführung derartiger chemischer Prozesse
bereitzustellen, die beim Betrieb mit derart reagierenden Fluiden nicht
verstopft.
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Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren gelöst, bei dem die mindestens zwei
Fluide F1, F2 durch ein Trennfiuid T getrennt voneinander in eine
Mischerkammer des Mikrovermischers oder eine Reaktionsstrecke eingeleitet
werden.
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Unter dem Begriff Mikrovermischer werden Vorrichtungen verstanden, die
Zuleitungen für die zu vermischenden Fluide aufweisen, wobei mindestens
zwei Mikrokanäle in einer bestimmten vorgegebenen Anordnung in eine
Mischerkammer münden. Die Abmessungen der Mikrokanäle liegen im
Bereich von 1 µm bis 1 mm. Die zu verarbeitenden Mengen liegen im Bereich
von 1 ml/h bis 10 000 l/h, wobei Durchsatzgeschwindigkeiten bzw.
Fließgeschwindigkeiten von 1 mm/s bis 100 m/s erreicht werden.
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Mikrovermischer sind zu unterscheiden von den Minimischern, bei denen der
Durchsatz in der Größenordnung von 100 l/h bis 100 000 l/h liegt.
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Der Erfindung liegt die Erkenntnis zugrunde, daß bei Reaktionen, insbesondere
schnell ablaufenden Reaktionen, die mit Niederschlägen oder Suspensionen
verbunden sind, der Kontakt der miteinander reagierenden Fluide zunächst
über eine gewisse Zeit verzögert wird, bis die zusammengeführten Fluide in
einen Bereich des Mikrovermischers eingetreten sind, in dem der Niederschlag
oder die Suspensionen nicht in gleicher Weise schädlich ist, wie im
Mischelement selbst, d. h. im Bereich der Austrittsöffnungen der Mikrokanäle
und in der Mischerkammer selbst.
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Dies gilt insbesondere für die in der Chemietechnik häufig verwendete
Anlagenkombination Mischer - Reaktor. Hier verstopft vor allem der Mischer,
während die Dimension des nachfolgenden (Rohr-)Reaktors viel flexibler an
die Bedürfnisse einer Reaktion mit Niederschlägen angepaßt werden können.
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Dadurch, daß die mindestens zwei miteinander reagierenden Fluide F1 und F2
durch das mit den Fluiden F1, F2 vorzugsweise mischbare Trennfluid T
voneinander getrennt in die Mischerkammer eingeleitet werden, kommt es im
Bereich der Austrittsöffnungen der Mikrokanäle, die in die Mischerkammer
münden, noch nicht zu einem Kontakt der Fluide, so daß eine Reaktion
zwischen den Fluiden und ein Ausfallen von Niederschlag oder Suspension
noch nicht stattfinden kann. Es ist daher von Vorteil, wenn in unmittelbarer
Nähe der Austrittsöffnung die Fluide als laminare Strömungen austreten, so
daß keine Turbulenzen in diesem Bereich auftreten, die zu einer vorzeitigen
Vermischung und Auflösung der Trennschicht führen könnten.
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In der unmittelbaren Nähe der Austrittsöffnungen kann allenfalls eine
Quervermischung nur aufgrund von Diffusionseffekten stattfinden, die so
langsam ablaufen, daß es noch nicht zu einer unmittelbaren Kontaktierung der
miteinander reagierenden Fluide kommen kann. Bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren kommt es darauf an, daß die Reaktion und die Vermischung der
Fluide verzögert wird und in einen anderen Bereich der Vorrichtung verlagert
wird.
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Die Erfindung umfaßt im wesentlichen zwei Varianten, ohne jedoch auf diese
beiden Verfahrensvarianten beschränkt zu sein.
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Vorzugsweise werden die Fluide F1, F2 und T als konzentrische Fluidströme
ausgetragen, wobei der Fluidstrom des mit den Fluiden F1 und F2 mischbaren
Trennfluids T sich zwischen den Fluidströmen der Fluide F1 und F2 befindet.
Je nach Anwendungsfall ist die Strömungsgeschwindigkeit der Fluidströme
unterschiedlich.
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Die zweite bevorzugte Verfahrensvariante sieht vor, daß die Fluide F1, F2 und
T als Fluidlamellen in die Mischerkammer eingeleitet werden, wobei die
Fluidlamellen ebenso wie die konzentrischen Fluidströme der Fluide F1, F2
alternierend angeordnet und jeweils durch eine Fluidlamelle des Trennfluids T
voneinander getrennt sind.
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Aufgrund einer über den gesamten Mischbereich laminaren Strömung in den
Mikrokanälen bzw. Ringkanälen wird ein turbulenzfreier Austritt aus den
Austrittsöffnungen gewährleistet. Fluidlamellen sind Flüssigkeitsströme mit im
wesentlichen rechteckigem oder quadratischem Querschnitt.
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In einer bevorzugten Ausführungsform dieser Ausführungsvariante wird somit
in der Mischerkammer ein Fluidlamellenpaket gebildet, das im einfachsten Fall
aus drei Fluidlamellen bestehen kann, nämlich den Fluidlamellen F1, T und
F2. Vorzugsweise werden auch die äußeren Fluidlamellen F1 und F2 von einer
Trennfluidlamelle T umgeben, so daß der bevorzugte einfachste Fall aus fünf
Fluidlamellen besteht. In der praktischen Durchführung wird man jedoch zu
einer Vielzahl von Fluidlamellen übergehen, um den Durchsatz der
Mischvorrichtung zu erhöhen. Zwischen den Fluidlamellen kann allenfalls eine
Vermischung aufgrund von Diffusionseffekten stattfinden. Wichtig ist auch bei
dieser Ausführungsvariante, daß im Bereich der Austrittsöffnungen noch keine
direkte Kontaktierung der miteinander reagierenden Fluide stattfinden kann,
was dort zu einer Verstopfung der Austrittsöffnungen durch die sich bildenden
Niederschläge führen könnte.
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Die Dicke D der konzentrischen Fluidströme oder der Fluidlamellen der Fluide
F1, F2 und T wird beim Einleiten der Fluide derart gewählt, daß bis auf
Diffusionseffekte keine Vermischung der Fluide F1, F2 und T stattfindet.
Vorzugsweise wird die Dicke D im Bereich zwischen 1 µm und 1000 µm
gewählt. Die Dicke hängt im wesentlichen davon ab, wie reaktiv die beteiligten
Fluide F1, F2 sind und wie stark Diffusionseffekte im Bereich der
Austrittsöffnung bereits zu einer Niederschlagsbildung führen können.
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Bei beiden Verfahrensvarianten können beim Einleiten der Fluide F1, F2 und
T Tropfen oder kontinuierliche Fluidstrahlen als Fluid-Ringstrahlen oder Fluid-
Lamellenstrahlen gebildet werden. Vorzugsweise werden die Tropfen oder
Fluidstrahlen in ein mit den Fluiden F1, F2 nicht mischbares Aufnahmefluid A
ausgetragen, das ein Gas, also auch Luft, oder eine andere Flüssigkeit sein
kann. Vorzugsweise ist das Aufnahmefluid A im Fall von wäßrigen oder
alkoholischen Lösungen F1, F2 ein unpolares organisches Lösungsmittel.
Besonders bevorzugt ist als Aufnahmefluid A ein flüssiges Alkan, wie z. B.
Cycloalkan, n-Alkan, Hexan, Oktan, Dekan, Dodekan usw.. Im umgekehrten
Fall, in dem unpolare Flüssigkeiten F1 und F2 miteinander vermischt werden
sollen, ist das Aufnahmefluid vorzugsweise ein polares mit den Flüssigkeiten
F1 und F2 nicht mischbares Fluid, beispielsweise Wasser oder ein Alkohol.
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Vorzugsweise wird eine senkrechte Anordnung gewählt, was bedeutet, daß die
Tropfen oder Fluidstrahlen senkrecht nach unten aus den Austrittsöffnungen
abgegeben werden. Das Aufnahmefluid dient zur Führung der zu mischenden
Fluide, indem es eine Phasengrenzfläche flüssig/flüssig oder gas/flüssig mit
den zu mischenden Fluiden bildet, und gegebenenfalls zu ihrer Temperierung.
Es verhindert so den Kontakt der zu mischenden Fluide mit der Oberfläche des
Mikromischers bzw. einer Mischerstrecke, z. B. eines Rohrreaktors, wobei der
Wärmetransport (durch vorgewärmte Flüssigkeit/ Luft) erwünscht ist, nicht
jedoch der Stofftransport. Insbesondere ein Transport vorhandener Partikel
durch Konvektion oder von gelösten Keimen durch Diffusion und/oder
Konvektion an die Wände wird so verhindert.
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Die Mischerkammer ist vorzugsweise mit dem Aufnahmefluid A gefüllt, das
vorzugsweise bis an die Austrittsöffnungen der Mikrokanäle des
Mikrovermischers heranreicht. Dies bedeutet, daß die Tropfen oder
Fluidstrahlen unmittelbar bei ihrer Bildung in das Aufnahmefluid A
ausgetragen werden. Dadurch, daß das Aufnahmefluid A mit den Fluiden F1,
F2 und T nicht mischbar ist, bleibt die Tropfenform oder die Fluidstrahlen in
dem Aufnahmefluid zunächst erhalten.
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Für Reaktionen mit sehr schneller, problematischer Niederschlagsbildung ist in
einer bevorzugten Ausführungsform die Strömungsgeschwindigkeit des
Trennfluids T größer als die Strömungsgeschwindigkeit der Fluide F1 und F2.
Dadurch wird es möglich, eine relativ große Menge an Trennfluid zwischen
den Fluiden F1 und F2 auszutragen, so daß eine größere Diffusionsbarriere
aufgebaut wird und dies insbesondere und unmittelbar an den
Austrittsöffnungen zur Mischkammer.
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Bei der Bildung der Tropfen bedeutet dies, daß sich die reaktiven Fluide F1
und F2 möglichst in der Tropfenspitze ansammeln und die Austrittsöffnung im
wesentlichen von dem Trennfluid T umspült wird.
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Wie die Strömungsgeschwindigkeiten zu wählen sind, hängt von der Reaktivität
und den physikalischen Eigenschaften der Fluide F1 und F2 und den
Abmessungen der Austrittsöffnungen sowie den Konzentrationen ab.
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Vorzugsweise liegen die Strömungsgeschwindigkeiten der Fluide F1, F2 und T
zwischen 1 und 1000 ml/h.
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Bei der Wahl des geeigneten Verhältnisses der Strömungsgeschwindigkeiten
kommt es darauf an, daß eine möglichst turbulenzfreie und wirbelfreie
Strömung im Bereich der Austrittsöffnungen vorliegt, wobei Turbulenzen und
Wirbel vor allem im Tropfenspitzenbereich nicht immer ganz vermieden
werden können. Größere Geschwindigkeiten des Trennfluids bewirken, daß die
miteinander reagierenden Fluide F1 und F2 möglichst schnell von der
Austrittsöffnung weggetragen werden und in der Tropfenspitze konzentriert
werden. Zudem erhöht sich die Geschwindigkeit der Tropfenbildung und des
Tropfenabrisses.
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Die gebildeten Tropfen werden zusammen mit dem Aufnahmefluid abgeführt
und es ist von Vorteil, wenn die Tropfen einer Reaktionsstrecke zugeführt
werden, die beispielsweise ein sogenannter Rohrreaktor sein kann. Hier handelt
es sich im wesentlichen um eine im Querschnitt an die Tropfengröße angepaßte
Rohrstrecke, deren Länge mehrere Meter betragen kann. Wenn nacheinander
Tropfen in das Aufnahmefluid ausgetragen werden, bildet sich eine
Tropfenreihe, wobei die Tropfen durch das Aufnahmefluid getrennt sind.
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Vorzugsweise werden die Tropfen in einer solchen Reaktionsstrecke so lange
geführt, bis die Reaktion zwischen den Fluiden F1 und F2 weitgehend beendet
ist. Unter weitgehend wird hier eine Umsetzung von mindestens 80% des
Gleichgewichtswerts einer vergleichbaren Batch-Reaktion der Fluide
verstanden, so daß der Großteil des dadurch erzeugten Niederschlags im
Rohrreaktor anfällt und aufgrund der Strömung im Rohrreaktor mit
ausgetragen wird. Die Niederschlagsbildung im Rohrreaktor stört insofern
nicht, als in den meisten Fällen die Lauflänge aufgrund der großen
Reaktionsgeschwindigkeit kurz gehalten werden kann oder allgemein es keine
Bereiche gibt, in denen sich der Niederschlag ablagern könnte und zu einer
Verstopfung führen könnte. Der günstigste Fall tritt dann ein, wenn die
Reaktionsstrecke so lang gewählt ist, daß die Umsetzung der Reaktion
zwischen den Fluiden F1 und F2 vollständig beendet ist. Dann liegt auch die
gesamte Niederschlagsmenge bereits im Rohrreaktor vor. Durch geeignete
Auffangmaßnahmen kann der Niederschlag am Austritt der Reaktionsstrecke
von dem angestrebten Reaktionsprodukt abgetrennt werden.
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Auch bei der Verfahrensvariante, die Fluidstrahlen vorsieht, wird der
Fluidlamellenstrahl, und zwar das gesamte Fluidlamellenpaket, in eine
Reaktionsstrecke eingeführt, in der die Fluidstrahlen so lange geführt werden,
bis die Reaktion zwischen den Fluiden F1, F2 unter Auflösung der
Fluidlamellen oder konzentrischen Fluidströme des Trennfluids T weitgehend
beendet ist. Auch bei dieser Ausführungsform ist es wichtig, daß die
Niederschlagsbildung erst in der Reaktionsstrecke auftritt, die ebenso wie bei
der ersten Verfahrensvariante ein sogenannter Rohrreaktor sein kann.
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Vorzugsweise vermischen sich in der Reaktionsstrecke durch fortschreitende
Diffusion quer zur Strömungsrichtung die Lamellen oder Ringströme des
Trennfluids und der beiden Fluide F1 und F2, so daß es in der
Reaktionsstrecke zu einer Kontaktierung der Fluide F1 und F2 miteinander
kommt.
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Vorzugsweise wird als Reaktionselement ein Rohr verwendet, das
vorzugsweise einen rechteckigen Querschnitt aufweist, so daß das Rohr im
wesentlichen an die Rechteckkontur des Fluidlamellenpakets angepaßt ist.
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Am Ende der Mischstrecke wird das Reaktionsprodukt, der Niederschlag
und/oder die Suspension aufgefangen und das Reaktionsprodukt vom
Niederschlag und/oder den festen Bestandteilen der Suspension abgetrennt.
Die Vorrichtung zur Durchführung chemischer Prozesse sieht vor, daß der
Mikrovermischer mindestens drei Fluidanschlüsse mit mindestens drei
Mikrokanälen für die Fluide F1, F2 und für ein Trennfluid T aufweist, wobei
zwischen den Austrittsöffnungen der Mikrokanäle für die Fluide F1, F2 jeweils
eine Austrittsöffnung für das Trennfluid T angeordnet ist.
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Da herkömmliche Mikrovermischer die Möglichkeit nicht vorsehen, daß
zwischen zwei miteinander reagierenden Fluiden ein Trennfluid eingeleitet
werden kann, ist eine Neukonstruktion von Mikrovermischern erforderlich, bei
der auch hinsichtlich der Abmessungen und hier insbesondere der Dicke der
Trennschicht des Trennfluids T und den Diffusionseffekten durch das
Trennfluid Rechnung getragen muß.
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Gemäß einer ersten Ausführungsform der Vorrichtung, die der ersten
Verfahrensvariante entspricht, sind die Austrittsöffnungen konzentrisch
angeordnet. Konzentrische Austrittöffnungen können so verstanden werden,
daß alle Austrittsöffnungen ringförmig sind. Es besteht aber auch die
Möglichkeit, im Zentrum eine kreisförmige Öffnung vorzusehen, die von
ringförmigen weiteren Austrittsöffnungen umgeben ist. Die letztere
Ausführungsform ist bevorzugt hinsichtlich der Ausbildung von Tropfen, die
gemäß der ersten Verfahrensvariante vorgesehen ist.
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Die zentrale Austrittsöffnung kann von mindestens zwei ringförmigen
Austrittsöffnungen umgeben sein.
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Vorzugsweise sind die ringförmigen Austrittsöffnungen gegenüber der
kreisförmigen Austrittsöffnung zurückversetzt angeordnet.
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Vorteilhafterweise sind alle Austrittsöffnungen beginnend mit der inneren
Austrittsöffnung zueinander stufenweise zurückversetzt. Diese Anordnung von
Austrittsöffnungen hat den Vorteil, daß die Tropfenbildung begünstigt wird.
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Gemäß der zweiten Ausführungsform der Vorrichtung ist der Mikrovermischer
ein Interdigitalmischer mit mindestens drei Mikrokanalgruppen, wobei die
Mikrokanäle der drei Gruppen alternierend nebeneinander angeordnet sind.
Das Kennzeichen eines Interdigitalmischers ist das kammartige
Ineinandergreifen der Mikrokanalgruppen. Ein typischer Interdigitalmischer
wird beispielsweise in
- - Ehrfeld, W et al. "Characterization of mixing in micromixers by a test
reaction . . .", Ind. Eng. Chem. Res. 38, 3 (1999), S. 1075 ff
- - Herweck, T. et al. "Visualisation of flow patterns and . . ." Proceedings
of the 5th International Conference on Microreaction Technology,
IMRET 5, May 2001, Strasbourg, France,
beschrieben.
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Im Gegensatz zu diesem bekannten Interdigitalmischer sind insgesamt drei
Gruppen von Mikrokanälen für die Fluide F1, F2 und T vorhanden, wobei die
Mikrokanäle der drei Gruppen alternierend nebeneinander angeordnet sind.
Vorzugsweise entspricht die Anzahl der Mikrokanäle für das Trennfluid T der
Anzahl der Summe der Fluidkanäle für die Fluide F1 und F2 plus 1.
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Vorzugsweise ist die Mischerkammer direkt an einen Rohrreaktor gekoppelt.
Dies bedeutet, daß die Tropfen bzw. die Fluidlamellen unmittelbar nach ihrer
Bildung in der Mischerkammer in die Reaktionsstrecke eingeleitet werden.
Besonders bevorzugt treten die Fluide direkt aus den Austrittsöffnungen in
einen Rohrreaktor ein, so daß keine Mischkammer benötigt wird.
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Am Ausgang des Rohrreaktors ist vorzugsweise ein Separator vorgesehen, in
dem die einzelnen Komponenten wie Reaktionsprodukt und Niederschläge usw.
voneinander abgetrennt werden können.
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Der Rohrreaktor kann mit einer Heizeinrichtung versehen sein, um
beispielsweise die Reaktion zwischen den Fluiden zu begünstigen. Bei
exothermen Reaktionen ist es von Vorteil, wenn anstelle einer Heizeinrichtung
eine Kühleinrichtung vorgesehen ist. Die Heiz- bzw. Kühleinrichtungen
umgeben den Rohrreaktor beispielsweise in Form von Heiz- oder
Kühlschlangen.
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Darüber hinaus ist es möglich, Abschnitte des Rohrreaktors mit
unterschiedlichen Querschnittsformen und/oder unterschiedlichen
Querschnittsgrößen zu versehen, um beispielsweise auf diese Art und Weise
eine Störung der Strömung innerhalb des Rohrreaktors zu beeinflussen und
dadurch eventuell die Fluide vorzeitig in Reaktion miteinander zu bringen. Es
wird dadurch möglich, die Reaktionstrecke insgesamt zu verkürzen.
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Beispielhafte Ausführungsformen der Erfindung werden nachfolgend anhand
der Zeichnungen näher erläutert.
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Es zeigen:
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Fig. 1a + 1b schematische Darstellungen der Verfahrensvarianten,
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Fig. 2 eine perspektivische Darstellung teilweise im Schnitt eines
Mikrovermischers gemäß einer ersten Ausführungsform,
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Fig. 3 einen Querschnitt durch die Fluidstromanordnung gemäß des
Mikrovermischers der Fig. 2,
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Fig. 4a + 4b vergrößerte Darstellungen der Austrittsöffnungen und der sie
bildenden Rohre in einer perspektivischen Darstellung und in
einer seitlichen Ansicht,
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Fig. 5a-5d Beispiele für die Tropfenbildung am Ausgang der in den Fig.
4a und 4b gezeigten Rohre für unterschiedliche
Strömungsgeschwindigkeiten und Konzentrationen der Fluide F1
und F2,
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Fig. 6 eine perspektivische Darstellung eines Mikrovermischers gemäß
einer weiteren Ausführungsform,
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Fig. 7 ein von dem in Fig. 6 gezeigten Mikrovermischers erzeugtes
Fluidlamellenpaket im Schnitt,
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Fig. 8 die den Mikrovermischer bildenden Mischerplatten in
Explosionsdarstellung,
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Fig. 9 eine vergrößerte Darstellung der Interdigitalstruktur und der
Mischerkammer des in Fig. 6 dargestellten Mikrovermischers,
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Fig. 10 ein Extinktionsspektrum,
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Fig. 11 ein Transmissionsspektrum.
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In den Fig. 1a und 1b sind die verschiedenen Verfahrensvarianten
schematisch dargestellt. Wenn die Fluide F1, F2 und T in Form von
konzentrischen Fluidströmen ausgetragen werden, sogenannte
Ringstrommischung, kann einerseits eine Tropfenbildung und andererseits eine
Ringstrahlbildung vorgesehen werden. Wenn Tropfen gebildet werden, können
diese in eine Mischkammer mit einem Aufnahmefluid ausgetragen werden, an
die sich ein Rohrreaktor anschließt. Die Tropfenaustragung kann aber auch
direkt in den Rohrreaktor erfolgen. Bei der Ringstrahlbildung bestehen
ebenfalls zwei Möglichkeiten. Der Ringstrahl kann in eine Mischkammer mit
einem Aufnahmefluid ausgetragen werden. Es kann aber auch unmittelbar eine
Austragung in den Rohrreaktor erfolgen.
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Bei der Austragung der Fluidströme in Form von Fluidlamellen kann ebenfalls
eine Tropfenbildung oder eine Lamellenstrahlbildung erfolgen. Bei der
Tropfenbildung ist ein Austragen in eine Mischkammer mit oder ohne
Aufnahmefluid möglich, wobei anschließend die Tropfen in einen Rohrreaktor
eingeleitet werden. Die Tropfen können aber auch direkt in den Rohrreaktor
abgegeben werden.
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Bei der Lamellenstrahlbildung sind ebenfalls beide Varianten möglich.
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In der Fig. 2 ist ein Mikrovermischer 22 in perspektivischer Darstellung
teilweise auch im Schnitt zu sehen. Dieser Mikrovermischer besteht aus
insgesamt vier Platten 28a, 28b, 28c, 28d, die übereinander unter
Zwischenlegung von Graphitschichten angeordnet sind. Die einzelnen Platten
werden gegeneinander verschraubt, was nicht im einzelnen dargestellt ist.
Senkrecht zur Plattenebene ist ein Zentralkanal 29 angeordnet, der am oberen
Ende mit einem Rohrstück den Fluidanschluß 24 für das Fluid F2 bildet.
Senkrecht zu diesem Zentralkanal ist in der Platte 28c ein Fluidanschluß 23 für
das Fluid F1 und in der Platte 28b ein Fluidanschluß 25 für das Trennfluid T
angeordnet. Diese Anschlüsse setzen sich im Innern der Platte über
entsprechende Mikrokanäle bis zum Zentrum der Platten fort und münden dort
in die Ringkanäle 30 bzw. 31, die zum Auslaß 38 führen. Aufgrund der
Anordnung von Zentralkanal 29 und der Ringkanäle 30 und 31 werden
Fluidströme gebildet, die im Querschnitt in der Fig. 3 dargestellt sind.
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Im Zentrum befindet sich die kreisförmige Austrittsöffnung 32, die von den
ringförmigen Austrittsöffnungen 33 und 34 umgeben ist. Da in den
Zentralkanal 32 das Fluid F1 eingeleitet wird und in die Ringkanäle 30 und 31
das Trennfluid T bzw. das Fluid F2, ergibt sich eine Fluidstromanordnung, bei
der die beiden Fluide F1 und F2 von dem Trennfiuid T getrennt sind. Es wird
dadurch am Auslaß 38 vermieden, daß es bereits zu einem Kontakt der Fluide
F1, F2 und somit zur Niederschlagsbildung kommt, der die Austrittsöffnungen
32, 33 und 34 verstopfen könnte.
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In der Fig. 4a ist eine vergrößerte Darstellung der den Zentral- und die
Ringkanäle bildenden Rohre 35, 36 und 37 mit den dazugehörigen
Austrittsöffnungen 32, 33 und 34 zu sehen. Hierbei steht das innere Rohr 37
gegenüber dem mittleren Rohr 36 und dem äußeren Rohr 35 nach außen vor.
In der Fig. 4b ist dies schematisch in Seitenansicht noch einmal dargestellt. Es
ergibt sich somit eine gestufte Anordnung der Enden der Rohre 35, 36 und 37.
Typische Rohrabmessungen sind wie folgt: Rohrinnendurchmesser von 0,5 mm
bis 5 mm, Versatz V der Rohre von 0 bis + 2 mm.
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Diese Anordnung begünstigt die Tropfenbildung, die in der Fig. 5 im
einzelnen dargestellt ist. Die Fig. 5a bis 5d verdeutlichen die Tropfenbildung
bei unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten der Fluide F1, F2 und T
und bei unterschiedlichen Konzentrationen der Fluide F1, F2, bezogen auf die
Menge des Trennfluides.
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In der Fig. 5a beträgt die Konzentration der Fluide F1 (F1: Ca2+(H2O) und F2
(F2: CO3 2-(H2O)) 2 g/l, bezogen auf die Menge des Trennfluides T. Die
Strömungsgeschwindigkeit für die beiden Fluide F1 und F2 beträgt jeweils
10 ml/h. Die Strömungsgeschwindigkeit des Trennfluides T liegt doppelt so
hoch und beträgt 20 ml/h. Wie in der Fig. 5a zu sehen ist, entsteht ein Kontakt
zwischen den Fluiden F1 und F2 erst in der Tropfenspitze des Tropfens im
Reaktionsbereich. Der Kontakt führt zur sofortigen Reaktion der Fluide F1 und
F2 miteinander. Im Bereich der Austrittsöffnungen dagegen findet durch das
zwischen den Fluiden F1 und F2 vorhandene Trennfluid T noch keine Reaktion
statt. Dadurch wird eine Verstopfung der Austrittsöffnungen wirksam
verhindert.
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Wenn, wie in der Fig. 5b gezeigt ist, bei gleicher Strömungsgeschwindigkeit
die Konzentration verdoppelt wird, dehnt sich der Reaktionsbereich 2 in
Richtung der Austrittsöffnungen aus, wobei allerdings immer noch der Bereich
3 um die Austrittsöffnungen im wesentlichen durch die noch nicht vermischten
Fluide F1, F2 und T gebildet wird. Insofern wird auch bei dieser
Ausführungsform eine Verstopfung noch wirksam verhindert.
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In der Fig. 5c wurden die Strömungsgeschwindigkeiten deutlich erhöht. Dies
führt zu einer Wirbelbildung, wie im Reaktionsbereich 2 zu sehen ist. Der
Bereich 3 wird nach wie vor durch die noch nicht vermischten Fluide F1, F2
und T gebildet. Durch den durch die Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit
schnelleren Tropfenabriß ist die sichtbare Niederschlagsmenge geringer.
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In der Fig. 5d wurde gegenüber den Bedingungen in Fig. 5b lediglich die
Strömungsgeschwindigkeit des Trennfluids T vergrößert, was zu einer
gestreckteren Tropfenform und einem vergrößerten Bereich 3 für das
Trennfluid T führt. Im Vergleich zu Fig. 5b zeigt sich bei dieser
Ausführungsform, daß der Bereich der Austrittsöffnungen stärker von dem
Trennfluid T umspült wird und somit eine Verstopfung durch Niederschläge
aus den Reaktionen der Fluide F1 und F2 verhindert wird.
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In der Fig. 6 ist ein Interdigitalmischer 200 dargestellt, der aus einem
Mischergrundkörper 201, einem Gehäuse 202 für die Mischerkammer 206 und
einem Verteilerblock 207 besteht, in dem die Anschlußrohre 203, 204, 205 für
die Fluide F1, F2 und T vorgesehen sind. Im Innern des Mischergrundkörpers
201 befindet sich die Interdigitalstruktur, die derart ausgebildet ist, daß am
Ausgang der Mikrokanäle der Interdigitalstruktur in der Mischerkammer 206
ein Lamellenbild vorliegt, wie dies in der Fig. 7 gezeigt ist. Die Fluidlamellen
5, 6,7, die im Querschnitt rechteckig ausgebildet sind, liegen nebeneinander in
der hier beispielhaften Reihenfolge F1, T, F2, T, F1, T, F2T. Die Breite bzw.
Dicke D der Fluidlamellen 6 des Trennfluids T beträgt beispielsweise 1 µm bis
1 mm, vorzugsweise 10 bis 20 µm und ist mit der Lamellendicke der Lamellen
5 und 7 identisch. Die Dicke D der Lamellen 6 ist auf die Reaktionsfreudigkeit
der Fluide F1 und F2 bzw. der damit verbundenen Diffusionseffekte
abgestimmt.
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In der Fig. 8 ist der Mischergrundkörper 201 vergrößert dargestellt, wobei
dieser Grundkörper durch insgesamt neun Mischerplatten 210, 220, 230 . . . bis
290 gebildet wird, die übereinander angeordnet sind und eine entsprechende
Strukturierung aufweisen, damit in der Platte 280 eine Interdigitalstruktur 285
gebildet werden kann.
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In der oberen Platte 210 befinden sich die Einlässe bzw. Zuführöffnungen
211, 212, 213 für die beiden Fluide F1, F2 und T. In der darunterliegenden
Mischerplatte 220 befinden sich die Zuführöffnungen 222 und 223 und die
erste Verteilerkammer 221, die mit der Zuführöffnung 211 in Verbindung
steht. In dieser Verteilerkammer 221 wird das zugeführte Fluid über einen
breiteren Bereich verteilt, so daß das Fluid in der darunterliegenden
Mischerplatte 230 in die Reihe der Verbindungsöffnungen 231 einströmen
kann. Die Mischerplatte 230 besitzt die Zuführöffnung 232 und 233, die mit
den Zuführöffnungen 222 und 223 in Verbindung stehen.
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In der darunterliegenden Mischerplatte 240 mit der Zuführöffnung 243 mündet
die Zuführöffnung 232 in die zweite Verteilerkammer 242 für das zweite
Fluid. Die Verbindungsöffnungen 241 stehen in Verbindung mit den
Verbindungsöffnungen 231 der Mischerplatte 230.
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In der darunterliegenden Mischerplatte 250 sind Verbindungsöffnungen 252 für
das zweite Fluid, die mit dem verbreiterten Bereich der zweiten
Verteilerkammer 242 kommunizieren, sowie Verbindungsöffnungen 251
vorgesehen. Die Zuführöffnung 243 steht mit der Zuführöffnung 253 der
Mischerplatte 250 in Verbindung und mündet in die darunterliegende dritte
Verteilerkammer 263 der Mischerplatte 260. Dort sind neben der dritten
Verteilerkammer 263 zwei Reihen von Verbindungsöffnungen 261, 262 für die
übrigen Fluide vorgesehen.
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Die darunterliegende Mischerplatte 270 weist drei Reihen von
Verbindungsöffnungen 271, 272 und 273 auf, die mit den entsprechenden
Mikrokanälen 281, 282, 283, die die Interdigitalstruktur 285 bilden, in der
Mischerplatte 280 verbunden ist. Am Austrittsende der Interdigitalstruktur 285
befindet sich die Mischerkammer 206. Darunter ist die Abschlußplatte 290
angeordnet, die keinerlei Strukturen aufweist.
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In der Fig. 9 ist diese Interdigitalstruktur 285 vergrößert dargestellt. Es sind
Kanäle 281 für das Fluid F1, Kanäle 282 für das Fluid F2 und Kanäle 283 für
das Trennfluid T vorgesehen. Die jeweiligen Enden dieser Kanäle stehen mit
den entsprechenden Verbindungsöffnungen 271, 272 und 273 der
darüberliegenden Mischerplatte 270 in Verbindung. Die Mikrokanäle 283 sind
jeweils zwischen den Mikrokanälen 281 und 282 der Fluide F1 und F2
angeordnet, so daß in der Mischerkammer 208 Lamellen gebildet werden, die
jeweils zwischen den Fluidlamellen F1 und F2 Trennlamellen des Trennfluids
T vorsehen. Typische Mikrokanalbreiten sind 20 µm bis 500 µm.
Klassen von organischen Reaktionen mit Niederschlägen
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Viele organische Reaktionen führen zur Ausbildung von Niederschlägen,
entweder als Neben- oder Hauptprodukt oder oftmals in Form von Zusätzen,
wie z. B. Hilfsbasen, die die Reaktion beschleunigen. Vor allem in letztem Fall
wird hierbei oftmals eine ionische Spezies gebildet, die in den häufig
verwendeten wenig polaren oder unpolaren Lösungsmitteln ausfällt. Ebenfalls
zur Bildung von Niederschlägen führt die Existenz ionischer Spezies bei
metallorganischen Reaktionen, die entweder als Edukt eingesetzt werden oder
als Zwischenstufe während einer Reaktion gebildet werden.
Testreaktionen für Fouling-Anfälligkeit von Mikromischern
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Es wurden zur Austestung der Fouling-Anfälligkeit des Mikrovermischers drei
Reaktionen ausgewählt. Die erste Reaktion, die Quaternisierung eines
Bypridyl-Derivats, führt zu nahezu vollständiger Ausfällung, allerdings mit
einer gewissen Induktionszeit, je nach Lösungsmittel und Temperatur. Eine
Reaktionsführung in konventionellen Mikromischern/-reaktoren verbietet sich
daher. Die zweite Reaktion, die Amidierung von Acetylchlorid mit n-
Butylamin in Gegenwart von Triethylamin, führt unmittelbar nach Kontakt der
Fluide, im Bereich weniger Millisekunden bei effizienter Mischung, zu
vollständiger Ausfällung. Im letzteren Fall wurde eine bewußt hohe, nahezu 1
molare Lösung gewählt (technisch und im Labor üblich sind Konzentrationen
im Bereich 10-2-1 mol/l). Übliche Mikromischer, wie z. B. der Interdigital-
Mikromischer, verstopfen unter diesen Bedingungen unmittelbar nach
Anschalten des Prozesses, d. h. in weniger als einer Sekunde. Die dritte
Reaktion, die Bildung von Calciumcarbonat, ist bekanntermaßen ein schnell
ablaufender Prozeß, der erfahrungsgemäß zu Verstopfungen in Mikromischern
führt.
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Alle Versuche wurden jeweils, soweit nicht anders spezifiziert, mit und ohne
Gegenwart eines Rohrreaktors gemacht. Der Rohrreaktor war ein (nicht
temperiertes) Glasrohr von 15 cm Länge und einem trichterförmigen Einlaß am
Reaktoreingang. Das Rohrende befand sich unmittelbar (ca. 2 cm) über einem
Auffangkolben, der die Reaktionslösung sammelte.
Quaternisierung von 4,4'-Bipyridyl mit Ethylbromoacetat
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4,4'-Bipyridyl (c = 0,6 mol/l in Aceton) (Fluid 1), Ethylbromoacetat (c = 1,4 mol/l
in Aceton) (Fluid F2) und ein Trennfluid aus Aceton (Fluid T) werden in
einen Mikrovermischer gemäß der Fig. 2 kontaktiert (konzentrische
Ringströme, 3-Fluid-Düse mit drei ineinander gestellten Rohren mit
Durchmessern von 1,5, 3 und 4 mm, respektive Ringströmen einer Stärke von
jeweils 200 µm und einem Kernstrom mit Durchmesser 1,5 mm). Die
Reaktionstemperatur betrug 22°C. Die Reaktionslösung wurde nach dem
Kontaktieren entweder als Tropfen oder als Strahl in einen Kolben (mit oder
ohne Glasrohr-Verbindung, wie oben spezifiziert) fallengelassen (Distanz
Mischer-Kolben: 20 cm; Distanz Rohrkolben 2 cm). Der dort erhaltene
Niederschlag des quaternisierten Reaktionsprodukts wird abgesaugt und mit
etwas Aceton nachgespült. Der so erhaltene Niederschlag wird im
Trockenschrank getrocknet und die Ausbeute durch Wiegen bestimmt. Das
Produkt wird mittels NMR identifiziert.
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Die Volumenströme aller drei Fluide wurden variiert. Dabei wurden folgende
Kombinationen untersucht:
Vol.-Strom F1 (Bipyridyl): Vol.-Strom T (Trennschicht): Vol.-Strom F2
(Ethylbromoacetat):
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In jeweils allen Fällen konnte eine stabile Operation des Mikromischers von
mindestens acht Stunden erreicht werden. Die dabei erreichten Ausbeuten
betrugen zwischen 65% und 70%.
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Normalerweise wird die Reaktion bei 60°C gefahren und die Reaktionszeit
beträgt mehrere Stunden. Infolgedessen ist bei einer Versuchsdurchführung mit
dem erfindungsgemäßen Mischer bei 60°C aber ohne Reaktionszeiten von
mehreren Stunden eine noch höhere Ausbeute als oben angegeben zu erwarten.
Amidierung von Acetylchlorid (F1) mit n-Butylamin (F2) in Gegenwart von
Triethylamin (T)
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In einem ersten Versuch wird Acetylchlorid (c = 0,79 mol/l in THF; Fluka
p. a.) mit n-Butylamin (c = 0, 80 mol/l in THF; Acros, 99, 8%) in Gegenwart
von Triethylamin (c = 0, 80 mol/l in THF; Aldrich, 99%) in einem
Mikrovermischer gemäß Fig. 2 kontaktiert (konzentrische Ringströme, 3-Fluid-
Düse mit drei ineinander gestellten Rohren mit Durchmessern 1,5, 3 und 4 mm,
respektive Ringströmen einer Stärke von jeweils 200 µm und einem
Kernstrom mit Durchmesser 1,5 mm).
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Als Trennfluid wurde Tetrahydrofuran verwendet.
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Die Reaktionstemperatur betrug 22°C. Die Reaktionslösung wird nach dem
Kontaktieren entweder als Tropfen oder als Strahl in einen Kolben
fallengelassen. Im Kolben ist Wasser vorgelegt, um durch Hydrolyse das Edukt
Acetylchlorid in die nicht mehr reaktive Essigsäure umzuwandeln und damit
die Reaktion zu stoppen. Die Phasen werden anschließend getrennt, die
Wasserphase nochmals mit THF extrahiert (da sie teilweise Produkt enthält).
Die vereinigten THF-Phasen werden über Na2SO4 getrocknet, abgesaugt und
unter Vakuum (zuletzt 25 mbar) einrotiert. Dabei ausfallende Reste von
Triethylammoniumchlorid werden abgesaugt und das Filtrat wird noch mal
einrotiert. Eine FTIR Messung (Nicolet) dient zur Bestimmung der Ausbeute
des so erhaltenen flüssigen Produkts. Hierfür wird das Produkt zwischen zwei
NaCl-Scheiben gebracht und in einem FTIR-Spektrometer Magna-IRTM 750 der
Firma Nicolet gemessen (Software-Programm Omnic E.S.P Version 5.2).
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In einem zweiten Versuch wurde die gleiche Prozedur mit veränderter
Eduktkonzentration durchgeführt: c (Acetylchlorid) = 0,198 mol/l, c (n-
Butylamin) = 0,200 mol/l, c (Triethylamin) = 0,200 mol/l.
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Sowohl beim ersten wie auch beim zweiten Versuch wurden die
Volumenströme aller drei Fluide variiert. Dabei wurden folgende
Kombinationen untersucht:
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Vol.-Strom (Acetylchlorid): Vol.-Strom (Trennschicht): Vol.-Strom (n-
Butylamin):
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In jeweils allen Fällen konnte eine stabile Operation des Mikrovermischers von
mindestens einer Stunde erreicht werden. Als besonders vorteilhaft erwies sich
die Kombination 5 : 250 : 5, die drei Stunden lang betrieben werden konnte. Die
dabei erreichten Ausbeuten betrugen zwischen 87% und 100%. Das in Fig. 10
gezeigte Diagramm zeigt ein IR-Spektrum von Essigsäuren-butylamid, aus
dem zu entnehmen ist, wie die Banden den zugehörigen funktionellen Gruppen
zuzuordnen sind. Diese qualitative Auswertung zeigt, daß diese Zuordnung im
Einklang mit der zu erwartenden Molekülformel des Produkts, des Essigsäure-
n-butylamids, ist. Das in Fig. 11 gezeigte Diagramm zeigt das Ergebnis eines
Langzeitversuchs bei Volumenströmen von 5 : 250 : 5. Eine quantitative
Auswertung dieses Spektrums ergibt eine Ausbeute von nahezu 100%.
Niedrige Ausbeuten wurden vor allem bei den hohen Volumenströmen
erhalten. Durch eine weitere Optimierung der Mischgeometrie und der
Prozeßbedingungen (vor allem der Eduktkonzentration) ist ein ganztägiger
Betrieb wahrscheinlich. Damit sind Grundvoraussetzungen geschaffen, um
diese Reaktion auch im Labor untersuchen zu können.
Bildung von Calciumcarbonat
Ca2+ + CO3 2- → Ca2CO3
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Calciumnitrat (c = 40 mmol/l in Wasser; CaNO3 × 4 H2O, Fluka Chemie AG)
wird mit Kaliumcarbonat (c = 40 mmol/l in Wasser; anhydr., Fluka Chemie
Ag) und einer Trennschicht aus Wasser im Mikrovermischer kontaktiert
(konzentrische Ringströme, 3-Fluid-Düse mit drei ineinander gestellten Rohren
mit Durchmessern von 1,5, 3 und 4 mm, respektive Ringströmen einer Stärke
von jeweils 200 µm und einem Kernstrom mit Durchmesser 1,5 mm). Die
Reaktionstemperatur betrug 22°C. Die Reaktionslösung wurde nach dem
Kontaktieren als Tropfen in ein Aufnahmefluid, Dodekan, gegeben. Von
diesem Aufnahmefluid wurden die Tropfen mit dem Dodekan in einen
Rohrreaktor geleitet.
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Ein stabiler Betrieb konnte für 8 Stunden erreicht werden.
Bezugszeichen
1 Tropfen
2 Reaktionsbereich
3 Trennfluidbereich
5 Lamelle
6 Lamelle
7 Lamelle
20 Mikrovermischer
21 Mischergrundkörper
22 Gehäuse der Mischerkammer
23 Fluidanschluß
24 Fluidanschluß
25 Fluidanschluß
26 Mischerkammer
27 Einlaß für Aufnahmefluid A
28a-d Platte
29 Zentralkanal
30 Ringkanal
31 Ringkanal
32 kreisförmige Austrittsöffnung
33 ringförmige Austrittsöffnung
34 ringförmige Austrittsöffnung
35 Rohr
36 Rohr
37 Rohr
38 Auslaß
200 Interdigitalvermischer
201 Mischergrundkörper
202 Gehäuse für Mischerkammer
203 Anschlußrohr für Fluid F1
204 Anschlußrohr für Fluid F2
205 Anschlußrohr für Fluid T
206 Mischerkammer
207 Verteilerblock
210 Mischerplatte
211 Zuführöffnung
212 Zuführöffnung
213 Zuführöffnung
220 Mischerplatte
221 erste Verteilerkammer
222 Zuführöffnung
223 Zuführöffnung
230 Mischerplatte
231 Verbindungsöffnung
232 Zuführöffnung
233 Zuführöffnung
240 Mischerplatte
241 Verbindungsöffnung
242 zweite Verteilerkammer
243 Zuführöffnung
250 Mischerplatte
251 Verbindungsöffnung
252 Verbindungsöffnung
253 Zuführöffnung
260 Mischerplatte
261 Verbindungsöffnung
262 Verbindungsöffnung
263 dritte Verteilerkammer
270 Mischerplatte
271 Verbindungsöffnung
272 Verbindungsöffnung
273 Verbindungsöffnung
280 Mischerplatte
281 Mikrokanäle für Fluid F1
282 Mikrokanäle für Fluid F2
283 Mikrokanäle für Fluid T
285 Interdigitalstruktur
290 Mischerplatte