DE19915276A1 - Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung durch Strangpressen und Verwendung der stranggepreßten Halbzeuge und Bauteile - Google Patents
Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung durch Strangpressen und Verwendung der stranggepreßten Halbzeuge und BauteileInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch Strangpressen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Magnesiumlegierung mit einem Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an Li im Bereich von 0,5 bis 20 Gew.-% enthält, daß sie neben den Gehalten an Mg und Li sowie ggf. Al oder/und Si einen Gehalt an mindestens einem weiteren chemischen Element von mindestens 0,1 Gew.-% enthält und daß sie nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 20%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 70 J aufweist. DOLLAR A Sie betrifft ferner auch entsprechende Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen bestimmter Zusammensetzungen und Werkstoffeigenschaften.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher
Duktilität u. a. durch Strangpressen sowie die Verwendung der stranggepreßten Halbzeuge
bzw. Bauteile.
Magnesiumlegierungen sind aufgrund ihrer sehr geringen Dichte etwa im Bereich von 1, 2 bis
1,9 g/cm3, vereinzelt auch, vor allem bei besonders Lithium-reichen Magnesiumlegierungen,
bis hinab zu etwa 0,9 g/cm3, als metallische Konstruktionsmaterialien vor allem für den
Fahrzeug- und Flugzeugbau von hohem Interesse. Sie werden zukünftig für den Leichtbau
von Kraftfahrzeugen und Flugzeugen immer mehr eingesetzt werden, um das Gewicht von
zusätzlichen Elementen aufgrund steigender Komfort- und Sicherheitsstandards
insbesondere bei neuen schadstoffärmeren Automobilen ausgleichen zu können. Sie sind
auch für transportable oder aus anderem Grund besonders leicht gebaute Geräte und
Anlagen von Interesse. Der Leichtbau ermöglicht dabei in besonderem Maße die
Konstruktion von energiesparenden Fahr- und Flugzeugen wie z. B. des 3-Liter-
Kraftfahrzeugs. Unter den Herstellungsverfahren kommt beim Urformen dem Druckgießen
und beim Umformen dem Strangpressen, Schmieden, Walzen und ggf. nachfolgendem
Umformen wie dem Streck- bzw. Tiefziehen zukünftig eine stark wachsende Bedeutung zu,
da mit diesen Verfahren Leichtbauteile herstellbar sind, wie z. B. Sitz-, Fenster- und
Türrahmen, Elemente von Fahrzeugzellen und Fahrzeugaußenhäuten, Gehäuse,
Bodenelemente, Deckel, Tankelemente, Tankklappen, Halterungen, Stützen, Träger,
Winkel, Crashelemente, Pralldämpfer, Prallschilde und Prallträger, Kleinteile bzw.
entsprechende Bauteile für Flugzeuge, für die zusehends steigender Bedarf besteht.
Die Kaltverformbarkeit der kommerziell gebräuchlichen Magnesiumlegierungen ist aufgrund
der hexagonalen Kristallstruktur und der damit zusammenhängenden geringen Duktilität
begrenzt. Polykristallines Magnesium sowie die meisten Magnesiumlegierungen verhalten
sich bei Raumtemperatur spröde. Für etliche Anwendungen bzw. für bestimmte
Herstellverfahren von Halbzeugen aus Magnesiumlegierungen ist neben guten
mechanischen Eigenschaften wie hoher Zugfestigkeit ein duktiles Verhalten notwendig. Ein
verbessertes Umform-, Energieaufnahme- und Deformationsverhalten bedingt eine höhere
Duktilität und ggf. auch eine höhere Festigkeit und Zähigkeit. Hierfür sind
Magnesiumlegierungen mit diesen Eigenschaften zu entwickeln bzw. deren
Herstellverfahren weiterzuentwickeln, weil viele Werkstoffvarianten mit dem Herstellzustand
stark variierende Werkstoffeigenschaften aufweisen.
Als Duktilität wird das Vermögen eines Werkstoffes zu bleibender Formänderung
bezeichnet, das beim einachsigen Zustand nach dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm im
Idealfall völlig ohne elastischen Anteil ist. Dieses Vermögen wird durch den Eintritt des
Bruches begrenzt. Im allgemeinen gilt die im Zugversuch bis zum Bruch erreichte bleibende
Dehnung als Duktilität. Als Maß für die Duktilität können ferner auch die Brucheinschnürung,
Schlagarbeit und Kerbschlagarbeit mit jeweils etwas anderer Aussage angesehen werden.
Diese Eigenschaften lassen sich gemäß EN 10 002, Teil 1, bzw. gemäß DIN 50115 und
50116 ermitteln. Die Bruchdehnung A = Aplast kennzeichnet die Formänderung mit ihrem
plastischen Anteil bei einer weitgehend einachsigen Belastung, zusätzlich kann
entsprechend dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm der elastische Anteil der Dehnung Aelast
sowie die Summe des elastischen und plastischen Anteils D = ΣA = Aelast + Aplast ermittelt
werden. Ein hochplastischer Werkstoff wird als duktil bezeichnet.
Bei Angaben der Bruchdehnung und der Zugfestigkeit zu verschiedenen
Magnesiumlegierungen wird deutlich, daß die Bruchdehnung oft umso höhere Werte
einnehmen kann, wenn nur mittelhohe Werte der Zugfestigkeit erreicht werden und daß
umgekehrt nur mittelhohe Werte der Bruchdehnung bei hohen Werten der Zugfestigkeit
erzielt werden. Sehr hohe Werte der Zugfestigkeit lassen sich nur bei vergleichsweise
geringen Werten der Bruchdehnung erreichen.
Die Elastizität bezeichnet den elastischen Anteil des Spannungs-Dehnungs-Diagrammes
entsprechend dem Hook'schen Gesetz, wo bei idealen linear-elastischen Verhältnissen noch
keine bleibende Formänderung auftritt.
Weiterhin kann das Streckgrenzen-Verhältnis V als Verhältnis der Fließspannung F = RP02
zur Zugslpannung Z = Rm angegeben werden. Somit ergeben sich zwei die Elastizität, zwei
die Plastizität sowie zwei deren Verhältnis zueinander kennzeichnende Werte für die
weitgehend einachsige Belastung. Hierbei ergibt das Verhältnis des elastischen mit dem
plastischen Anteil der Dehnung die beste Annäherung an die Realität.
Die Schlagarbeit ist vor allem ein Maß für die Energieaufnahme eines Halbzeuges und für
plastisches Verhalten, also für die Verformbarkeit und Verformungsgeschwindigkeit. Eine
hohe Schlagarbeit ist daher wesentlich für den Einsatz von Deformationselementen wie z. B.
Crashelementen, Pralldämpfern, Prallschilden und Prallträgern. Die Schlagarbeit -
gemessen an ungekerbten Proben - ist u. a. aufgrund höherer Absolutwerte für
Magnesiumlegierungen aussagekräftiger als die Kerbschlagarbeit und betrifft eine
weitgehend einachsige Belastung. Die Kerbschlagarbeit, die immer an gekerbten Proben
bestimmt wird, kennzeichnet auch die Fehleranfälligkeit eines Werkstoffes bei dreiachsiger
Belastung. Ihre Aussagekraft ist insbesondere dann geringer, wenn die Ausführung der
Kerbe die Werte der Kerbschlagarbeit wesentlich beeinflußt. Die Schlagarbeit und die
Kerbschlagarbeit werden bei dynamischer Belastung gemessen und können einen Hinweis
auf die Energieaufnahme und Verformbarkeit geben. Zug- und Druckversuche erfolgen im
Vergleich hierzu unter quasistatischen Belastungen. Ein Schluß von einachsigen auf
mehrachsige Eigenschaften bzw. Verhältnisse ist nur teilweise möglich.
Die im folgenden aufgeführten Werte gemessen an Proben in einem bestimmten
Herstellungszustand geben daher die aktuellen Werkstoffeigenschaften wieder. Sie
gewähren einen Hinweis auf das Umformverhalten, das vorher beim Umformen aufgetreten
war. Es ist in diesem Zustand ein Schluß auf die Eigenschaften und das Verhalten eines
Halbzeuges oder sogar eines Bauteiles mit diesem ggf. weiter veredelten Halbzeug im
späteren Einsatz gut möglich. Weiterhin ist ein Schluß von den Werkstoffeigenschaften
umgeformter Legierungen möglich, die z. B. durch Biegen, Drücken, Drückwalzen,
Streckziehen, Tiefziehen, Innenhochdruckumformen oder Walzprofilieren zu
weiterverarbeiteten Halbzeugen geformt werden sollen. Da die Veränderung der
Werkstoffeigenschaften vom gegossenen zum stranggepreßten Zustand ähnlich der
Veränderung der Werkstoffeigenschaften vom gegossenen zum geschmiedeten, gewalzten
oder einem ähnlichen umgeformten Zustand ist, ist daher auch ein Schluß auf einen
anderen Umformzustand möglich.
Für der Einsatz von Leichtbauelementen wird üblicherweise auf die elastischen
Eigenschaften (Steifigkeit) abgehoben, soweit es nicht wie z. B. bei einem Unfall auf die
Verformungseigenschaften und damit auf die Energieaufnahme des Elementes und auf das
plastische Verhalten ankommt. Daher spielen bezüglich der u. U. mehrfachen Umformung
insbesondere die plastischen und für den Einsatz die plastischen oder/und elastischen
Eigenschaften eine Rolle. Diese Eigenschaften sind für den Einsatz in der Regel auf die
jeweilige Umgebungstemperatur, also im Extremfall im Bereich von -40°C bis +90°C, an
einzelner Stellen im Fahr- oder Flugzeug jedoch auf die örtlich noch tieferen oder höheren
Temperaturen abzustellen. Der Belastungszustand ist jedoch meistens mehrachsig. Der
Schluß von einachsigen auf mehrachsige Belastungszustände ist umso eher möglich, je
mehr ein eher isotropes Gefüge vorliegt.
Für die Herstellung derartiger Automobilelemente bietet sich insbesondere die Herstellung
durch Druckgießen bzw. Strangpressen, Schmieden oder/und Walzen an. Voraussetzung für
den Einsatz von Halbzeugen aus Magnesiumlegierungen bzw. von daraus oder damit
hergestellten Bauteilen im Automobil kann die Erfüllung bestimmter Eigenschaftsprofile je
nach Anwendung sein wie z. B. bei Deformationselementen, Sitz- und. Türrahmen eine
Zugfestigkeit des Leichtwerkstoffs von mindestens 100 MPa, vorzugsweise von mindestens
130 MPa, zusammen mit einer Bruchdehnung gemessen bei Raumtemperatur von
mindestens 10%, vorzugsweise von mindestens 15%. Je höher die Zugfestigkeit,
Bruchdehnung und weitere Eigenschaften, die auf hohe Duktilität und Energieaufnahme
hinweisen, sind, umso geeigneter sind diese Halbzeuge bzw. Bauteile in der Regel für den
Einsatz. Ferner sind höhere Festigkeitswerte und eine höhere Duktilität auch eine
Erleichterung und teilweise auch Voraussetzung für die Umformung gegossener Rohlinge
bzw. für die weitere Umformung bereits umgeformter Rohlinge oder Halbzeuge. Je höher
diese Eigenschaften im gegossenen Zustand sind, desto höher sind diese üblicherweise
auch im umgeformten Zustand. Eine höhere Duktilität kann das Umformen bzw. das erneute
Umformen, insbesondere das Strangpressen, erleichtern. Daher ist eine Bruchdehnung von
mindestens 10% auch für die nachfolgenden Herstellungsschritte zu Elementen aus
Magnesiumlegierungen hilfreich. Daher wird aus mehreren Gründen eine Zugfestigkeit von
mindestens 150 MPa gemessen bei Raumtemperatur, vorzugsweise von mindestens 180
MPa, bzw. eine Bruchdehnung von mindestens 18%, vorzugsweise von mindestens 20%,
besonders bevorzugt von mindestens 25%, empfohlen. Üblicherweise beträgt die
Bruchdehnung bei den kommerziell gebräuchlichen Magnesiumlegierungen gemessen bei
Raumtemperatur weniger als 12%.
Bei stärkerer Substitution von anderen Legierungen durch Magnesiumlegierungen, um durch
Gewichtsersparnis Treibstoff einzusparen bzw. den Einbau zusätzlicher Elemente ohne
Gewichtszunahme zu ermöglichen, ist die Weiterentwicklung der Technologie der bekannten
Magnesiumlegierungen und die Erforschung weiterer Magnesiumlegierungen notwendig,
insbesondere bezüglich der Eigenschaftskombination Duktilität-Festigkeit.
Es ergeben sich grundsätzlich verschiedene Möglichkeiten zur Steigerung der Duktilität und
somit der Bruchdehnung bei Magnesiumlegierungen und verwandten Leichtwerkstoffen:
- 1. Eine recht begrenzte Möglichkeit dieser Steigerung ergibt sich durch Optimierung des Herstellungsprozesses in Verbindung mit Wärmebehandlungsverfahren oder/und über optimierte Herstellparameter z. B. beim Strangpressen. Wichtig ist jedoch beim Umformen z. B. durch Strangpressen, daß die auftretende dynamische Rekristallisation nicht zur Grobkornbildung führt. Denn die Energieaufnahme und die mechanischen Eigenschaften einer Legierung sollten in der Regel umso größer sein, je kleiner die mittlere Korngröße ist. Ziel einer Legierungsentwicklung kann dabei eine Modifikation des Gefügeaufbaus durch Einformen von temperaturstabilen Ausscheidungen oder/und eine Stabilisierung des Gefüges durch Beeinflussung des Kornwachstums sein, um möglichst feines Korn und eine möglichst geringe Porosität zu erzeugen.
- 2. Beim Übergang der Kristallstruktur der Mg-Hauptphase von der hexagonal dichtesten Kugelpackung auf die kubisch raumzentrierte Kristallstruktur z. B. aufgrund einer höheren Zugabe eines Dotierungselementes wie z. B. mindestens 10,8 Gew.-% Li, um ohne weitere Dotierungselemente einen homogenen β-Lithium-Magnesium-Mischkristall zu erzeugen, tritt eine verbesserte Bruchdehnung und eine bessere Umformbarkeit bei Raumtemperatur aufgrund einer erhöhten Anzahl von Gleitsystemen auf. Allerdings können sich dabei Festigkeit und Korrosionsbeständigkeit verschlechtern.
- 3. Da Korngrenzen und andere Gefügeinhomogenitäten bzw. Gefügefehler wie z. B. Einschlüsse, Poren, grobe Ausscheidungen, Oxidschlieren und Seigerungen bei der Bewegung von Versetzungen als Barrieren wirken, kann eine Verfeinerung des Gefüges, eine Verkleinerung von Gefügeinhomogenitäten/-fehlern bzw. eine Vermeidung bestimmter Gefügeinhomogenitäten/-fehler zu einer Steigerung der Festigkeit, der Bruchdehnung und der Energieaufnahme führen. Die Zusammenhänge sind jedoch im Einzelfall sehr komplex. Die Kornfeinung ist ein wichtiges Hilfsmittel, um weitere Verformungssysteme zu aktivieren, die ein Korngrenzengleiten und neue Fließprozesse bei Raumtemperatur erlauben und somit die Duktilität verbessern. Dies kann durch die Zugabe kornfeinender Zusätze oder/und durch heterogene Keimbildung beim Erstarren von Gußwerkstoffen aus Legierungen mit bestimmten Zusätzen erfolgen.
Selbst die handelsüblichen Mg-Gußlegierungen bzw. Mg-Knetlegierungen sind im
gegossenen und ggf. danach umgeformten, insbesondere stranggepreßten, gepreßten,
gewalzten oder/und geschmiedeten und ggf. danach wärmebehandelten Zustand
üblicherweise bisher von relativ geringer Duktilität und geringem
Energieaufnahmevermögen. Für die preiswerte Herstellung von Halbzeugen, insbesondere
für Fahrzeuge und Flugzeuge, besteht Bedarf an geeigneten Legierungen und einfachen
Verfahren zur Herstellung von Magnesiumlegierungen mit etwas erhöhter Festigkeit und
stark erhöhter Duktilität.
Da das Interesse an Mg-Knetlegierungen erst in den letzten Jahren etwas größer geworden
ist, steht bisher nur eine begrenzte Anzahl an Legierungen für den großtechnischen Einsatz
zur Verfügung. Das sind Legierungen auf Basis Mg-Al-Zn wie z. B. AZ31, AZ61, AZ80 und
AZ81, auf Basis Mg-Zn-Zr wie z. B. ZK40 und ZK60 oder auf wird das Strangpressen von
Magnesiumlegierungen kaum angewandt.
Haferkamp, Bach, Bohling & Juchmann (Proc. 3rd Int. Magnesium Conf. Manchester April
10-12, 1996, The Institute of Materials, London 1997, ed.: G.W. Lorimer) bzw. Haferkamp,
Bach & Juchmann ("Stand und Entwicklungstendenzen dichtereduzierter Magnesium-
Werkstoffe", Vortrag bei der Fortbildungsveranstaltung Magnesium - Eigenschaften,
Anwendungen, Potentiale" der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde Clausthal-
Zellerfeld 1997) beschreiben Lithium-haltige Magnesiumlegierungen auf Basis MgLi ohne
und mit Al, AlZn, Ca, Si, SiCa, AlCa, CaAlZn bzw. SiAlZn. Hierbei werden für die
Bruchdehnung bzw. Zugfestigkeit Werte für MgLi40at%Al6at% z. B. von 19% bzw. etwa 260
MPa sowie für MgLi40at% 42% bzw. etwa 134 MPa angegeben. Aufgrund der für jene
Versuche verwendeten kleinen Laborstrangpresse sind jedoch die Umformgeschwindigkeit
und der Umformgrad gering gewesen.
Ferner wurden von Haferkamp, Bach, Bohling & Juchmann bei der Magnesium-Konferenz in
Garmisch-Partenkirchen 1992 (Magnesium Alloys and Their Applications, Eds.: B. L.
Mordike & F. Hehmann, Oberursel 1992, 243-250) Werte der Bruchdehnung und
Zugfestigkeit vorgetragen, die bei MgLiAl, ggf. mit Zn, zu Werten bis 25% und 239 MPa
führten.
Der NASA-Report N67-22072, SP-5068, Properties and current applications of magnesium
lithium alloys, 1967, deutet zwar Möglichkeiten zur Festigkeitssteigerung bei Lithium-haltigen
Magnesiumlegierungen an und berichtet über singuläre Werte hoher Bruchdehnung bzw.
hoher Zugfestigkeit, doch ist davon auszugehen, daß bei den damals üblichen
Herstellverfahren und zur Verfügung stehenden Ausgangsmaterialien hohe
Verunreinigungen auftraten, die das Ergebnis diesbezüglich stark beeinflußten und die
Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu den heute herstellbaren hochreinen Legierungen
wesentlich beeinträchtigten.
Die Druckschrift der Dow Chemical Company Magnesium Wrought Products vom August
1994 gibt eine Übersicht über handelsübliche stranggepreßte Magnesiumlegierungen. Die
größte Bruchdehnung wird hier für AZ61 angegeben mit typischerweise 17%.
Neite beschreibt in Materials Science and Technology, Vol. 8, ED.: K. H. Matucha, 199?, in
Kapitel 4.3.2 Herstellverfahren und mechanische Eigenschaften von typischen
Magnesiuimlegierungen. Für stranggepreßte Magnesiumlegierungen auf Basis AZ in Form
von Stäben werden - vor allem mit dem Aluminiumgehalt steigend - Zugfestigkeiten von 204
bis 340 MPa und Bruchdehnungen von 9 bis 17% angegeben, die durch eine künstliche
Alterung bis zu einer Zugfestigkeit von 380 MPa gesteigert werden konnten, wobei aber die
Bruchdehnung auf 6 bis 8% sank. Für AZ31 werden 250 MPa und 14 bis 15% angeführt.
Die Legierung M1 wies im stranggepreßten Zustand typischerweise eine Zugfestigkeit von
225 MPa und eine Bruchdehnung von 12% auf.
GB 2,296,256 A führt Werte der Bruchdehnung von 17,2 und 18% für Legierungen
MgAl0.5-1.1MnO.10-0.12 an, die jedoch eine recht geringe Biegefestigkeit aufwiesen.
Kamado et al. beschreiben in Proc. 3rd Int. Magnesium Conference April 10-12 1996,
Manchester/UK, Ed.: G. W. Lorimer, für die Legierung Al10Si1Ca0.5 Werte von etwa 170
MPa Zugfestigkeit und 2% Bruchdehnung für den preßgeformten Zustand.
Von J. Becker, G. Fischer und K. Schemme, Ught weight construction using extruded and
forged somi-finished products made of magnesium alloys, Vortrag Wolfsburg 1998, wurden
für die Magnesiumlegierung AZ31 im stranggepreßten Zustand Werte von 250 MPa
Zugfestigkeit und 14% Bruchdehnung mitgeteilt, für die Legierung M2 von 250 MPa für die
Zugfestigkeit, aber nur von 4% für die Bruchdehnung. Die Proben waren daher nicht auf
duktile Werkstoffeigenschaften optimiert.
In US 3,419,385 wird die Zugfestigkeit für einzelne stranggepreßte Magnesiumlegierungen
mit Gehalten an Y, Zn und Zr mit 248 bis 352 MPa und die Bruchdehnung mit 14 bis 26% je
nach Zusammensetzung angegeben. Die chemisch der Legierung ZE10Zr0.7 am nächsten
kommende Legierung Zn2.1Y1.9Zr0.9 wies im gegossenen Zustand nur eine Bruchdehnung
von 8% auf. Es ist davon auszugehen, daß bei den damals üblichen Herstellverfahren und
zur Verfügung stehenden Ausgangsmaterialien hohe Verunreinigungen auftraten, die das
Ergebnis diesbezüglich stark beeinflußten und die Korrosionsbeständigkeit im Vergleich zu
den heute herstellbaren hochreinen Legierungen wesentlich beeinträchtigten.
Es bestand daher die Aufgabe, ein Verfahren zum Strangpressen von
Magnesiumlegierungen erhöhter Duktilität und möglichst auch erhöhter Energieaufnahme,
Druck- bzw. Zugfestigkeit und Zähigkeit unter Auswahl der für diese Einsatzzwecke am
ehesten wirkenden Parameter vorzuschlagen, die eine möglichst geringe Dichte aufweisen
und darüber hinaus auch möglichst einfach und kostengünstig hergestellt werden können.
Die Aufgabe wird gelöst mit einem Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung
hoher Duktilität u. a. durch Strangpressen, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die
Legierung mit einem Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze
oder Spuren an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu
0,05 Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an Li im
Bereich von 0,5 bis 20 Gew.-% enthält, daß sie neben den Gehalten an Mg und Li sowie ggf.
Al oder/Lind Si einen Gehalt an mindestens einem weiteren chemischen Element von
mindestens 0,1 Gew.-% enthält und daß sie nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung
von mindestens 20%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit
gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 70 J aufweist. Dieses weitere chemische
Element ist vorzugsweise Mn, Zn oder/und mindestens ein Seltenerdelement SE
einschließlich La und Y. Die Magnesiumlegierung weist bevorzugt einen Li-Gehalt im
Bereich von 3 bis 18 Gew.-% Li auf, vorzugsweise von 6 bis 14 Gew.-% Li. Dieser breite
Bereich des Lithium-Gehalts deckt sowohl den bezüglich der Werkstoffeigenschaften
interessanten 2-Phasen-Bereich mit der hexagonalen und kubischen Phase, als auch den
krz-Phase-Bereich ab, indem im wesentlichen nur die kubische Phase als U-haltige Phase
auftritt. Eine Zugfestigkeit von mindestens 150 MPa ist besonders vorteilhaft.
Die Aufgabe wird weiterhin gelöst mit einer Verfahren zum Herstellen einer
Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch Strangpressen, bei dem die Legierung mit
einem Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, wobei sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe
und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, wobei sie einen Gehalt an Ca im Bereich von
0,1 bis 6 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 16%,
eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an
ungekerbten Proben von mindestens 50 J aufweist. Bei einer Variante vorteilhafter
Ausführungsformen ist der Gewichtsanteil des enthaltenen Ca im Bereich von 2 bis 30%,
vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20% des Gewichtsanteils an enthaltenem Aluminium
oder wenn kein Aluminium auftritt an Mangan. Der Gehalt an Ca beträgt insbesondere 0,15
bis 4 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 1,5 Gew.-%. Der Anteil an Ca kann teilweise durch Sr
ersetzt sein, auch wenn sich Sr üblicherweise anders verhält als Ca.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung einen Gehalt an Sr im Bereich von 0,1 bis 6 Gew.-% und nach dem
Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 17,5% und eine Schlagarbeit gemessen
an ungekerbten Proben von mindestens 50 J aufweist. Bei einer Variante vorteilhafter
Ausführungsformen ist der Gewichtsanteil des enthaltenen Sr im Bereich von 2 bis 30%,
vorzugsweise im Bereich von 5 bis 20% des Gewichtsanteils an enthaltenem Aluminium
oder wenn kein Aluminium auftritt an Mangan. Der Gehalt an Sr beträgt insbesondere 0,15
bis 4 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 1,5 Gew.-%. Der Anteil an Sr kann teilweise durch Ca
ersetzt sein.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung einen Gehalt an Zr im Bereich von 0,1 bis 10 Gew.-% und nach dem
Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 18%, eine Druckfestigkeit von
mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 20 J aufweist. Der Gehalt an Zr beträgt insbesondere 0,15 bis 6 Gew.-%,
bevorzugt 0,2 bis 3 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,3 bis 1,5 Gew.-%.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung einen Gehalt an mindestens einem Seltenerdelement SE einschließlich
La und Y im Bereich von insgesamt 0,1 bis 10 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 18%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa und
eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 50 J aufweist, wobei
der Gesamtgehalt an Seltenerdelementen bei mit Lithium versetzten Legierungen nur bis zu
1 Gew.-% beträgt. Der Gesamtgehalt an SE beträgt bei mit Lithium versetzten Legierungen
insbesondere 0,15 bis 0,9 Gew.-%, bevorzugt 0,2 bis 0,8 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,3
bis 0,75 Gew.-%. Bei Magnesiumlegierungen ohne Lithium-Zusatz beträgt der Gesamtgehalt
an Seltenerdelementen insbesondere 0,15 bis 8 Gew.-%, vorzugsweise 0,2 bis 6 Gew.-%,
besonders bevorzugt 0,3 bis 4 Gew.-%, ganz besonders bevorzugt 0,4 bis 3 Gew.-%.
Es hat sich gezeigt, daß die Modifizierung von Korngrößen und Phasenverteilungen über
das Zulegieren von Begleitelementen wie Lithium, Zirkonium, Seltenerdelementen SE wie
z. B. Cer, Praseodym, Neodym, Samarium, Gadolinium, Ytterbium, Yttrium und Lanthan bzw.
deren Gemischen oder den Erdalkalimetallen - insbesondere Ca, Sr, Ba - hilfreich ist unter
Erzeugung von deutlich festeren oder/und duktileren Magnesiumlegierungen. Vor allem ein
Zusatz von Lithium, Calcium, Strontium, Zirkonium bzw. von mindestens einem
Seltenerdelement einschließlich Yttrium und Lanthan hat sich als günstig zur
Weiterentwicklung von Magnesiumlegierungen erwiesen.
Die Aufgabe wird ferner gelöst mit einem Verfahren zum Herstellen einer
Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch Strangpressen, das dadurch
gekennzeichnet ist, daß die Legierung beim Strangpressen dynamisch rekristallisiert wird,
daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-%
Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie eine
Magnesiumlegierung auf Basis AM, AS, EM, EZ, MA, ME, SA, ZA oder ZE ist und daß sie
nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 17,5%, eine Druckfestigkeit
von mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 45 J aufweist.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung auf Basis AZ mit mindestens einem Zusatz von Ca, Sr, Li, SE oder/und
Zr von jeweils mindestens 0,1 Gew.-% ist und bei dem sie nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 17,5%, eine Druckfestigkeit von mindestens 350 MPa und
eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 50 J aufweist. Der
Gewichtsanteil des jeweiligen Zusatzes kann insbesondere 0,15 bis 6 Gew.-%,
vorzugsweise 0,2 bis 4 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,25 bis 2 Gew.-% betragen.
Daneben können weitere Zusätze auftreten, vorzugsweise solche, die das dynamische
Rekristallisationsverhalten und die Feinkörnigkeit beeinflussen.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung auf Basis MN mit mindestens 1 Gew.-% Mn und mit einem Zusatz von
Ca, Sr, Li, SE oder/und Zr von jeweils mindestens 0,1 Gew.-% ist und bei dem sie nach dem
Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 15%, eine Druckfestigkeit von
mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 20 J aufweist. Der Gehalt an Mn beträgt vorzugsweise mindestens 1,3 Gew.-%.
Der Gewichtsanteil des jeweiligen Zusatzes kann insbesondere 0,15 bis 6 Gew.-%,
vorzugsweise 0,2 bis 4 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,25 bis 2 Gew.-% betragen.
Daneben können weitere Zusätze auftreten, vorzugsweise solche, die das dynamische
Rekristallisationsverhalten beeinflussen.
Die Aufgabe wird auch mit einem entsprechenden Verfahren gelöst, bei dem die
Magnesiumlegierung auf Basis MZ oder ZM ist, die einen Zusatz insbesondere von Ca, Sr,
Li, SE oder/und Zr von jeweils mindestens 0,1 Gew.-% enthalten kann, und bei dem sie nach
dem Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 15%, eine Druckfestigkeit von
mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 40 J aufweist. Vorzugsweise weist die Legierung nach dem Strangpressen einen
plastischen Anteil der Spannung bestimmt im Zugversuch nach dem Spannungs-Dehnungs-
Diagramm aus der Differenz von Zugspannung und Fließspannung von mindestens 40 MPa
auf.
Die restlichen Gehalte der angeführten chemischen Zusammensetzung bestehen
vorwiegend oder im wesentlichen aus Magnesium. Gehalte an Cadmium stören bei der
Verarbeitung nur wegen ihrer Giftigkeit, sind sonst aber insbesondere bezüglich der
Umformbarkeit eher von Vorteil. Spurengehalte an Kupfer, Eisen und Nickel sollen möglichst
gering sein, da sie sich auf die Verarbeitung oder/und die Werkstoffeigenschaften negativ
auswirken.
Es hat sich gezeigt, daß üblicherweise mit den duktilen Magnesiumlegierungen hohe
Strangpreßgeschwindigkeiten erzielt werden können. Dabei sind bei den Versuchen noch
keine Anstrengungen gemacht worden, die höchsten Strangpreßgeschwindigkeiten zu
erreichen, sondern vielmehr besteht ein deutliches Potential, noch deutlich höhere
Geschwindigkeiten erreichen zu können. Der Umformgrad kennzeichnet den Grad der
Querschnittsverringerung beim Umformen und wird als natürlicher Logarythmus des
Verhältnisses von Ausgangsquerschnitt zu Querschnitt nach dem Umformen angegeben. Er
ist daher auch oft mit dem Grad der dynamischen Rekristallisation korreliert, wobei möglichst
noch kein stärkeres Wachstum einzelner Körner auftreten sollte, sondern ein möglichst
feinkörniges Gefüge angestrebt wird, das bei manchen Magnesiumlegierungen eine hohe
Duktilität bedingt. Je stabiler das Gefüge einer Magnesiumlegierung ist, desto feinkörniger
wird bzw. bleibt das Gefüge beim Umformen. Ferner hat sich erwiesen, daß der Umformgrad
vorteilhafterweise mindestens 1,5 beträgt, bevorzugt mindestens 2, besonders bevorzugt
mindestens 2,5. Bei einem Umformgrad von weniger als 1,5 ist die dynamische
Rekristallisation beim Umformen recht gering. Es hätte auch ein Umformgrad von 3,5 oder
mehr bei den Versuchen gewählt werden können. Die Strangpreßgeschwindigkeit liegt
vorteilhafterweise bei mindestens 1,5 m/min. vorzugsweise bei mindestens 2,5 m/min.
besonders bevorzugt bei mindestens 5 m/min. ganz besonders bevorzugt bei mindestens
7,5 m/min. Sie wird nach oben vor allem durch die wieder abnehmende Qualität der
stranggepreßten Profile begrenzt.
Dabei ist es erforderlich, daß die Magnesiumlegierung ausgewählt ist aus der Gruppe von
Magnesiumlegierungen, die aufgrund der dynamischen Rekristallisation und Feinkörnigkeit
eine höhere Duktilität erhalten. Die dynamische Rekristallisation und Gefügeveränderung
vom urgeformten oder kompaktierten Formkörper an bis zum fertigen Halbzeug, Bauteil oder
Verbund wird oft nicht allein durch das Strangpressen und die hiermit verbundenen
thermischen bzw. mechanischen Einflüsse bedingt sein, sie werden aber vorzugsweise
wesentlich oder sogar hauptsächlich beim Strangpressen ausgeführt.
Die Aufgabe wird schließlich gelöst mit einem Halbzeug aus einer Magnesiumlegierung oder
mit einem daraus oder damit hergestellten Bauteil oder mit einem Verbund mit einem
solchen Halbzeug oder Bauteil, das/der erfindungsgemäß hergestellt wurde.
Das erfindungsgemäße Halbzeug oder Bauteil besteht vorzugsweise im wesentlichen aus
einer Magnesiumlegierung, die ausgewählt ist aus der Gruppe von Legierungen auf Basis
AM, AS, AZ, EZ, MA, SA, ZA oder ZE mit Lithiumzusatz, EM, EZ, ME, MN, MZ, ZE und ZM
mit einem Gehalt an mindestens einem Seltenerdelement AM, AS, AZ, MA, MN, MZ, SA, ZA
oder ZM mit Calcium- oder/und Strontiumzusatz oder EZ, MN oder ZE mit Zirkoniumzusatz.
Als Halbzeuge im Sinne dieser Anmeldung werden Formkörper verstanden, die noch nicht
für ihren jeweiligen Anwendungszweck fertiggestellt und einsatzfähig sind. Als Bauteile
werden dagegen die für den beabsichtigten Einsatzzweck geeigneten Formkörper
bezeichnet. Beide Begriffe gehen jedoch fließend ineinander über, da es sich bei dem
gleichen Formkörper für den einen Einsatzzweck um ein Halbzeug, für den anderen aber
bereits um ein Bauteil handeln kann. Ferner wird aus Gründen der sprachlichen
Vereinfachung nicht überall im Text streng zwischen Halbzeug und Bauteil unterschieden
bzw. beides gleichzeitig angeführt oder nur von Magnesiumlegierung gesprochen, obwohl
beides gemeint sein kann.
Die Halbzeuge aus erfindungsgemäßen Magnesiumlegierungen bzw. die daraus oder damit
hergestellten Bauteile bzw. Verbunde können verwendet werden als Rahmenelemente,
Elemente von Fahrzeugzelle oder Fahrzeugaußenhaut, als Fahrzeugzelle oder
Fahrzeugaußenhaut, Cockpitträger, Cockpithaut, Gehäuse, Bodenelement, Böden, Deckel,
Tankelemente, Tankklappen, Halterungen, Stützen, Träger, Winkel, Hohlprofile, Rohre,
Deformationselemente, Crashelemente, Crashabsorber, Pralldämpfer, Prallschilde,
Prallträger, Kleinteile, als geschweißte Profilkonstruktion, für die Fahrzeugkarosserie, für
Sitz-, Fenster- oder/und Türrahmen, als Halbzeuge, Bauteile oder Verbunde am oder im
Automobil oder Flugzeug.
Die Magnesiumlegierungen, insbesondere die Lithium- bzw. die Calcium-, Strontium-,
Zirkonium oder/und mindestens ein Seltenerdelement enthaltenden Magnesiumlegierungen,
die durch Strangpressen erfindungsgemäß umgeformt werden können, werden in zwei am
gleichen Tag vom gleichen Anmelder eingereichten Patentanmeldungen im Detail
beschrieben; jene Anmeldungen gelten durch ihre Benennung als in vollem Umfang in diese
Anmeldung einbezogen.
Es wird vorzugsweise von hochreinen, kommerziell erhältlichen Legierungen ausgegangen.
Ggf. werden diese Legierungen durch Zusätze auflegiert. Dabei können die hochreinen
auflegierten Legierungen beim Schmelzprozeß geringe Mengen an Verunreinigungen aus
dem Tiegel aufnehmen. Die Legierungen können beispielsweise in einem Nickel- und
Chromfreien Stahltiegel unter einer Schutzgasatmosphäre, z. B. Ar oder/und SF6,
erschmolzen werden. Anstelle eines Gießverfahrens kann auch die pulvermetallurgische
Herstellung von Grünlingen ggf. mit nachfolgender Glühung eingesetzt werden. Die
Verfahrensschritte sind grundsätzlich bekannt, bedingen aber je nach Legierung eine
unterschiedliche Abänderung bzw. Optimierung.
Voraussetzung für die Weiterverarbeitung von Magnesiumlegierungen durch Strangpressen,
Walzen oder/und Schmieden ist die Herstellung geeigneter Vormaterialien z. B. in Form von
Blöcken, Bolzen oder Brammen. Für die Herstellung von Bolzen zum Strangpressen gibt es
vor allem zwei Möglichkeiten:
Beim ersten Verfahren kann ein Bolzen mit einem sehr großen Durchmesser gegossen
werden, der dann anschließend mit Hilfe einer Hochleistungsstrangpresse zu Rundbolzen
mit einem Durchmesser verpreßt werden kann, der dem Rezipientendurchmesser entspricht.
Hierbei wird die Seigerung durch die thermomechanische Behandlung verringert.
Ein weniger aufwendiges Verfahren als dieses Doppelstrangpressen ist die Herstellung der
Bolzen durch Sand-, Kokillen- oder Strangguß mit einer ausreichend großen
Bearbeitungszugabe. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, daß keine stärkere Seigerungen
auftreten, die auch durch lange Homogenisierungszeiten nicht oder nur unzureichend
ausgeglichen werden. Die Folgen könnten sonst eine schlechte Verpreßbarkeit und eine
größere Streuung der mechanischen Eigenschaften, insbesondere der Duktilität, sein.
Die gegossenen Bolzen können zunächst durch Wärmebehandlung in Abhängigkeit von der
Legierungszusammensetzung bei z. B. 350°C im Bereich von 6 h bis 12 h homogenisiert
werden, um Seigerungen im Gefüge zu beseitigen, das z. T. heterogene Gefüge zu
verbessern und die Preßbarkeit zu erhöhen. Danach können die homogenisierten Bolzen
mechanisch auf die erforderlichen Abmessungen bearbeitet werden.
Seigerungen können zu einer ungleichmäßigen Verformung und bei kritischen
Strangpreßbedingungen zu Rissen bzw. zu lokalen Aufschmelzungen führen, was schlechte
Oberflächenqualitäten bedingen kann. Bei weniger gut homogenisierten Bolzen ist ein
unnötig hoher Preßdruck beim Strangpressen erforderlich. Die homogenisierten Bolzen sind
dann für das Strangpressen vorbereitet.
Das Strangpressen der Magnesiumlegierungen kann in den gleichen Strangpreßanlagen
erfolgen, die für das Strangpressen von Aluminiumlegierungen eingesetzt werden, sowohl
über das direkte, als auch über das indirekte Strangpressen. Nur bei der
Werkzeuggestaltung (Matrize) ist das Verformungsverhalten spezifisch zu berücksichtigen.
Scharfkantige Einläufe, wie sie bei Aluminiumlegierungen zum Einsatz kommen, sind bei
Magnesiumlegierungen zu vermeiden, da sonst die Gefahr von Oberflächenrissen auftritt. In
vielen Fällen wird z. B. für Matrizen von Rundprofilen ein Einlaufwinkel von ca. 50° für
Magnesiumlegierungen verwendet. Bei den Versuchen wurde ein Rundprofil verwendet.
Der wichtigste Parameter neben der Strangpreßtemperatur ist die Strangpreß
geschwindigkeit, weil sie die Eigenschaften und die Oberflächenqualität der
Strangpreßprofile maßgeblich beeinflußt. Ein hoher Preßdruck bedingt dabei auch eine hohe
Strangpreßgeschwindigkeit, die aus wirtschaftlichen Gründen angestrebt wird. Eine hohe
Strangpreßgeschwindigkeit ist üblicherweise mit einer noch besseren Oberflächenqualität
verbunden. Die Strangpreßgeschwindigkeit ist sehr von der Geometrie des Stranges
abhängig. Die Preßbarkeit der Magnesiumlegierungen ist vergleichbar mit denen
schwerpreßbarer Aluminiumlegierungen. Eine hohe Strangpreßgeschwindigkeit wird zwar
aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten angestrebt, ist aber bei Magnesiumlegierungen nicht
immer realisierbar. Es darf außerdem bei besonders hohen Strangpreßgeschwindigkeiten
nicht zu Rissen und zum Brennen der Magnesiumlegierung kommen. Außerdem ist der
Umformgrad von großer Bedeutung. Er geht mit der Veränderung des Gefüges einher. Von
daher ist ein hoher Umformgrad von Vorteil. Es darf bei hohen Umformgraden jedoch nicht
zu lokalen Aufschmelzungen kommen. Trotz gewisser Kenntnisse zum Strangpressen von
Magnesiumlegierungen müssen üblicherweise die Parameter zum Strangpressen im Detail
erarbeitet werden, da hier ein großes Optimierungspotential verborgen ist.
Dem Strangpressen kann sich vorteilhafterweise eine Wärmebehandlung anschließen.
Diese Wärmebehandlung ist insbesondere für die Lithium-haltigen Legierungen von
Interesse, während die übrigen erfindungsgemäßen stranggepreßten modifizierten
Legierungen durch diese Wärmebehandlung nicht stark verbessert werden. Die Halbzeuge
können ggf. gerichtet, z. B. durch Biegen, Drücken, Drückwalzen, Streckziehen, Tiefziehen,
Innenhochdruckumformen oder Walzprofilieren weiter verformt, z. B. durch Trennen, Bohren,
Fräsen, Schleifen, Läppen, Polieren bearbeitet, gefügt oder/und z. B. durch Ätzen, Beizen,
Lackieren oder sonstiges Beschichten oberflächenbehandelt werden. Mit den
erfindungsgemäßen Legierungen können Voll- und Strangprofile in einfachen oder
komplizierten Querschnitten ohne Probleme stranggepreßt werden. Hierbei können
Halbzeuge verbessert bzw. daraus oder damit ggf. auch Bauteile hergestellt werden.
Beim Fügen kann das Halbzeug oder das daraus oder damit hergestellte Bauteil durch
mindestens ein wärmearmes Fügeverfahren wie z. B. Kleben, Nieten, Stecken, Anpressen,
Einpressen, Clinchen, Falzen, Schrumpfen oder Schrauben oder/und mindestens ein
wärmeeinbringendes Fügeverfahren wie z. B. Verbundgießen, Verbundschmieden,
Verbundstrangpressen, Verbundwalzen, Löten oder Schweißen, insbesondere
Strahlschweißen oder Schmelzschweißen, mit einem gleichartigen oder andersartigen
Halbzeug oder Bauteil verbunden werden. Das andersartige Halbzeug oder Bauteil kann
ebenfalls im wesentlichen aus einer Magnesiumlegierung oder aus einer anderen Legierung
oder auch aus einem nichtmetallischen Werkstoff bestehen. Es kann die gleiche oder eine
andere Geometrie aufweisen wie das erfindungsgemäße Halbzeug oder Bauteil. Das
Fügeverfahren kann insbesondere dazu dienen, aus mehreren Elementen ein Gehäuse,
einen Apparat, eine Anlage, eine Profilkonstruktion oder/und eine Verkleidung herzustellen.
Die folgenden erfindungsgemäßen Beispiele steilen ausgewählte Ausführungsformen dar,
ohne die Erfindung einzuschränken.
Bei den benutzten Legierungsbezeichnungen kennzeichnet A Al, E mindestens ein
Seltenerdelement SE, wobei auch Y zu den Seltenerdelementen gerechnet wird, M oder MN
Mn, S Si und Z Zn - üblicherweise mit Gehaltsangaben in Gew.-%, soweit nichts anderes
vermerkt ist. Bei allgemein gebräuchlichen Legierungsangaben wie z. B. AZ31 werden durch
die Zahlen wie für die jeweilige Legierung üblich nur größenordnungsmäßige Gehalte
angegeben, die branchenüblich in relativ breitem Maß variieren können. Zusätzlich kann bei
der in den Beispielen verwendeten Ausgangslegierung und den damit hergestellten
modifizierten Legierungen auf Basis AZ ein geringer Mangangehalt vorhanden sein. Alle
Beispiele wiesen Spuren von weniger als 0,1 Gew.-% Cd, von weniger als 0,05 Gew.-% Cu,
von weniger als 0,04 Gew.-% Fe und von weniger als 0,003 Gew.-% Ni auf.
Die Legierungen wurden als hochreine kommerziell erhältliche Legierungen oder
üblicherweise aus hochreinen Ausgangslegierungen wie z. B. AM-, AS- oder AZ-Legierungen
bzw. durch Zugabe von Reinstmagnesium HP-Mg, einer Seltenerdelement-haltigen
Vorlegierung mit einem Verhältnis von Nd zu weiteren Seltenen Erden einschließlich Yttrium
von 0,92, einer Zirkoniumhaltigen Vorlegierung oder/und von Calcium bzw. Strontium
auflegiert. Die Standardlegierungen enthielten einen Mn-Gehalt von bis zu etwa 0,2 Gew.-%.
Die Legierungen wurden in einem Stahltiegel unter der Schutzgasatmosphäre eines Ar-SF6-
Gemisches erschmolzen. Der Abguß der für das nachfolgende Strangpressen erforderlichen
Rohlinge erfolgte in eine zylindrische Stahlkokille mit Bearbeitungszugabe. Die erzielten
Elementgehalte wurden spektroskopisch überprüft. Bei allen Legierungen wurde darauf
geachtet, daß das Gefüge der Gußkörper möglichst homogen und frei von Verunreinigungen
ist, da dies die Duktilität empfindlich beeinflussen kann. Alle Legierungen ließen sich ohne
Probleme erschmelzen, abgießen und zu Bolzen verarbeiten.
Danach wurden die Bolzen auf 70 mm Durchmesser abgedreht und auf 120 mm Länge
gebracht. Die Bolzen wurden anschließend einer Homogenisierungsbehandlung bei z. B. 350°C
über 4 h oder 12 h ausgesetzt, um Seigerungen im Gefüge zu beseitigen und die
Preßbarkeit zu erhöhen. Seigerungen können zu einer ungleichmäßigen Verformung und bei
kritischen Strangpreßbedingungen zu Rissen bzw. zu lokalen Aufschmelzungen führen, was
schlechte Oberflächenqualitäten bedingen kann. Bei weniger gut homogenisierten Bolzen ist
ein unnötig hoher Preßdruck beim Strangpressen erforderlich. Die homogenisierten Bolzen
waren dann für das Strangpressen gut vorbereitet.
Danach wurden die homogenisierten Bolzen auf die jeweilige Strangpreßtemperatur
aufgeheizt, durchgewärmt und in einer 400 t-Horizontalpresse im direkten
Strangpreßverfahren stranggepreßt. Die Temperatur des Bolzens ist dabei jene Temperatur,
die der Bolzen bei Eintritt in die Strangpresse aufweist.
In systematischen Vorversuchen an der Referenzlegierung AZ31 wurden die geeigneten
Strangpreßparameter ausgewählt; an den stranggepreßten Proben wurden die
mechanischen Eigenschaften und die mittleren Korngrößen bestimmt (Tabellen 1 und 2).
Die Ergebnisse der Vorversuche bestimmten wesentlich die Versuchsparameter der
nachfolgenden Versuche.
Bei den eigentlichen Versuchen wurden etliche der Herstellparameter systematisch variiert
(Tabellen 3e/f und 4e/f). Einerseits wurde der Matrizendurchmesser variiert und wurden
hierbei die Preßstempelgeschwindigkeit und Strangpreßtemperatur konstant gehalten,
andererseits wurde die Matrizengeometrie konstant gehalten und wurde hierbei die
Preßstempelgeschwindigkeit variiert und schließlich wurde die Strangpreßtemperatur
legierungsabhängig variiert. Die Preßstempelgeschwindigkeit und das Strangpreßverhältnis
ergaben dabei die Strangpreßgeschwindigkeit. Mit Hilfe einer derartigen Parametermatrix
war eine Bewertung des Einflusses unterschiedlicher Umformbedingungen möglich.
Alle Legierungen, sowohl die Ausgangslegierungen, als auch die durch Zusätze
modifizierten Legierungen ließen sich problemlos in einem breiten Temperatur-,
Strangpreßgeschwindigkeits- und Strangpreßverhältnisbereich umformen. Die Bolzen
zeigten eine gute Verpreßbarkeit mit einem großen Spielraum bezüglich Preßkraft und
Preßgeschwindigkeit. Die Strangpreßgeschwindigkeit wurde bei den Versuchen noch nicht
bis zu den höchsten möglichen Geschwindigkeiten ausgereizt und kann daher generell noch
deutlich gesteigert werden. Die untere Strangpreßtemperatur ist durch die unzureichende
plastische Verformbarkeit unterhalb einer Temperatur im Bereich von etwa 200 bis 220°C
bedingt, die obere Strangpreßtemperatur findet ihre Grenzen durch die Nähe zur
eutektischen Temperatur und möglicherweise durch die erste Ausbildung von Anteilen einer
schmelzflüssigen Phase.
Je nach den Strangpreßbedingungen ergaben sich trotz gleicher
Legierungszusammensetzung Unterschiede im Gefüge der Proben. Die aufgetretenen
Strangpreßdrücke variierten je nach verwendeter Legierung und eingestellten
Strangpreßparametern. Generell trat während des Strangpressens eine dynamische
Rekristallisation auf, die in Abhängigkeit von den Strangpreßparametern und der
Legierungszusammensetzung zu unterschiedlichen mittleren Korngrößen führte. Die
Zusammensetzung der Magnesiumlegierungen variierte nur geringfügig oder fast gar nicht
von der Zusammensetzung der Schmelze zur Zusammensetzung vor bzw. nach dem
Strangpressen bis zur Zusammensetzung des daraus hergestellten Halbzeugs. Das
erfindungsgemäße Halbzeug oder Bauteil besteht vorzugsweise im wesentlichen aus einer
Magnesiumlegierung, die ausgewählt ist aus der Gruppe von Legierungen auf Basis AM, AS,
AZ, EZ, MA, SA, ZA oder ZE mit Lithiumzusatz, EM, EZ, ME, MN, MZ, ZE und ZM mit einem
Gehalt an mindestens einem Seltenerdelement AM, AZ, MA, MN, MZ, ZA oder ZM mit
Calcium- oder/und Strontiumzusatz oder EZ, MN oder ZE mit Zirkoniumzusatz.
Die an den gegossenen und stranggepreßten Proben ermittelten Festigkeitswerte waren
weitaus höher als erwartet. Überraschenderweise war auch das Verformungsvermögen
dieser Legierungen sehr hoch. Ferner war es überraschend, daß die Werkstoffeigenschaften
der modifizierten Legierungen erstaunlich wenig in Abhängigkeit von den
Strangpreßbedingungen variierten, was für eine Fertigung vorteilhaft ist. Ferner war es
überraschend, daß die Schlagarbeit der Legierung ZE10 derart hoch lag.
Schließlich variierte der Strangpreßverlauf, der den Ablauf des Strangpressens im Kraft-
Weg-Diagramm charakterisiert, bei den Legierungen AZ, AZLi3.6 und AZLi6.8 mit
zunehmendem Lithium-Gehalt anders als erwartet: Es zeigte sich bei geringem Lithium-
Zusatz ein schlechteres Verhalten als ohne oder mit höherem Lithium-Gehalt. Manche der
Lithium-haltigen Legierungen ergaben bei hohem Lithium-Gehalt eine unerwartet starke
Abhängigkeit der Werkstoffeigenschaften von der Art der Wärmebehandlung.
Die stranggepreßten Rundprofile wurden durch Fräsen und Drehen bearbeitet zu
Rundzugproben (d0 = 5 mm, I0 = 5.d0, kleiner Proportionalitätsstab, nach DIN 50 125),
Druckproben (d0 = 10 mm, I0 = 2.d0, nach DIN 50 106), Schlagbiegeproben (10 × 10 × 55
mm, nach DIN 50 116) und Kerbschlagbiegeproben (nach DIN 50 l f 5). Pro Legierung und
Versuch wurden jeweils 5 dieser Proben hergestellt und getestet. Bei allen Proben wurde die
Längsrichtung so gewählt, daß sie mit der Richtung des Strangpressens übereinstimmt.
Beim Zugversuch wurden Zugfestigkeit Rm, Dehngrenze = Streckgrenze RP0,2 und
Bruchdehnung A bzw. z. T. auch die Brucheinschnürung beim Zugversuch bei einer
Zuggeschwindigkeit von 0,5 mm/min bestimmt. Beim Druckversuch wurden Werte der
Druckfestigkeit RDm, Stauchgrenze RD0,2 und Stauchung AD bei einer Druckgeschwindigkeit
von 0,5 mm/min gewonnen. Der Beginn der plastischen Verformung (Dehn- bzw.
Stauchgrenze) wurde graphisch ermittelt. Außerdem wurden Brinellhärte-Messungen nach
DIN 50351 durchgeführt. Alle Messungen fanden bei Raumtemperatur statt. Die Ergebnisse
der mechanischen Bestimmungen sind in den Tabellen 3a-c und 4a-c und die der
Gefügeuntersuchungen in den Tabellen 3d und 4d zusammengestellt.
An ausgewählten Proben wurden Anschliffe hergestellt, die bezüglich mittlerer Korngröße,
Gefügeinhomogenitäten sowie Art und Verteilung der enthaltenen ausgeschiedenen Phasen
beurteilt wurden. Anhand dieser Bewertung erfolgte eine weitere Optimierung der
Herstellungs- und Verarbeitungsparameter.
Die Variation der Strangpreßparameter hatte einen unterschiedlichen Einfluß auf das
Eigenschaftsprofil der stranggepreßten Magnesiumwerkstoffe. Tendenzen der
Werkstoffeigenschaften der verschiedenen Legierungen je nach den Herstellparametern
lassen sich aus den Tabellen 3e/f und 4e/f entnehmen.
Die Meßergebnisse der Brinellhärte-Bestimmungen ermöglichten keine besonderen
Aussagen. Die Brinellhärte der stranggepreßten Proben erwies sich um 7 bis 22% größer
als bei den Proben im Gußzustand. Die Härte nahm mit dem Aluminium-Gehalt zu.
Herstellung der Bolzen: Gießen in Rohrkokillen bei einer Gußtemperatur von 680 bis 720°C
auf größeren Durchmesser und Abdrehen auf in der Regel 70 mm Durchmesser. Die
abgedrehten Bolzen wurden bei 350°C 4 h wärmebehandelt (= homogenisiert).
Strangpressen: Je nach Probe wurde eine Strangpreßtemperatur im Bereich von 150 bis
300°C und für das Aufheizen und Durchwärmen des Bolzens eine Zeit im Bereich von 50
bis 110 min eingestellt. Vorversuche wurden mit der Referenzlegierung AZ31 ausgeführt
(Tabellen 1 und 2). Die Vorversuche erlaubten die Vorauswahl der Versuchsparameter.
Bei den spezifischen Strangpreßversuchen wurde in einer 400-t-Strangpresse bei direktem
Strangpressen gearbeitet. Je nach Probe wurde bei einem Rezipientendurchmesser von 74
mm eine Rezipiententemperatur im Bereich von 180 bis 259°C, ein Matrizendurchmesser im
Bereich von 15 bis 18 mm, ein Preßverhältnis A/A0 im Bereich von 16,9 bis 24,3, ein
Umformgrad ϕ = In(A0/A) im Bereich von 2,8 bis 3,2, eine Stempelgeschwindigkeit im
Bereich von 191 bis 419 mm/min. eine Strangpreßgeschwindigkeit im Bereich von 3,2 bis
9,0 m/min. ein Preßdruck zu Beginn des Strangpressens im Bereich von 15,2 bis 24,3 MPa
und ein Preßdruck zum Ende des Strangpressens im Bereich von 10,0 bis 14,8 MPa
gewählt. Stur ein kleiner Teil der Versuche wird in Tabelle 3f wiedergegeben.
Der Einfluß der Strangpreßparameter auf die Werkstoffeigenschaften der Lithium-haltigen
Legierungen und deren undotierten Ausgangslegierungen war begrenzt. Er war bei der
Zugfestigkeit besonders gering und nahm über die Bruchdehnung und Druckfestigkeit bis
zur Schlagarbeit etwas zu.
Die stranggepreßte Legierung AM20Li3.6 wies im Vergleich zur stranggepreßten Legierung
AM20 teilweise höhere mechanische Eigenschaften auf (Tabellen 3a/c). Wie bei den
anderen stranggepreßten Legierungen führte der Lithium-Zusatz zu einem sehr starken
Anstieg der Schlagarbeit. Die stranggepreßte Legierung AM20 wies einen sehr hohen
elastischen und einen vergleichsweise sehr geringen plastischen Anteil der Spannung im
stranggezogenen Zustand auf (Tabelle 3b). Durch den Lithium-Zusatz verdoppelte sich der
entsprechende plastische Anteil.
Die Legierung AZ31Li3.6 wurde im gegossenen Zustand nicht im Zugversuch
charakterisiert, da die Porosität der Proben noch etwas zu hoch war, um charakteristische
Aussagen zu gewähren. Im stranggepreßten Zustand wies diese Legierung die höchsten
Werte der Druckfestigkeit auf. Bei dem mit Lithium auflegierten Werkstoff AZ31 wurden
deutlich höhere Zähigkeiten an ungekerbten Schlagproben sowie deutlich höhere
Bruchdehnungen ermittelt als an den zugehörigen nicht mit Lithium auflegierten Proben,
wobei die höchsten Werte bei der im wesentlichen zweiphasigen Legierung AZ31Li12.3
auftraten. Dagegen fiel die Zugfestigkeit mit dem Lithium-Gehalt ab. Die Druckfestigkeit war
bei den Proben im Gußzustand proportional zum Lithium-Gehalt, bei stranggepreßten
Proben jedoch bei mittleren Lithium-Gehalten am höchsten. Unter den Legierungen im
Gußzustand wies die Legierung AZ31Li6.8 einen mit 122 MPa erstaunlich hohen Mittelwert
der Dehngrenze auf. Die Verformbarkeit des Basisgitters der AZ31 wurde durch den Lithium-
Zusatz und die möglicherweise modifizierte Ausscheidungsphase erhöht. Die Legierung
AZ31Li6.8 wies im Vergleich zur Legierung AZ31 Li3.6 zwar eine verringerte Zug- und
Druckfestigkeit auf, aber dafür eine hohe Stauchgrenze und hohe Bruchdehnung. Der
Lithium-Zusatz verbesserte die Verformbarkeit.
Bei den Lithium-haltigen Legierungen und ihren Ausgangslegierungen wirkte sich die
Beanspruchung unter Druck anders aus als die unter Zug: Anders als bei der Zugfestigkeit
nahm die Druckfestigkeit und teilweise auch die Stauchgrenze ausgehend von AZ31 mit
dem Lithium-Gehalt zur Legierung AZ31Li3.6 zu. Die Legierung AZ31Li6.8 wies aufgrund
ihres hohen Lithium-Gehalts die unter allen Proben dieser Serie bezogen auf gemittelte
Mittelwerte (Tabelle 3a) die höchste Stauchgrenze und Bruchstauchung und eine sehr hohe
Druckfestigkeit auf. Bei dieser Serie war die Bruchstauchung der Proben im gegossenen
Zustand höher als die der stranggepreßten Proben.
Die gegossene Legierung ZE10 wies einen sehr geringen elastischen Anteil, aber fast
durchschnittlich hohen plastischen Anteil der Spannung auf. Durch einen Lithium-Zusatz ließ
sich der elastische Anteil deutlich steigern. Andererseits gewann die Legierung ZE10 beim
Strangpressen einen außerordentlich hohen elastischen Anteil der Spannung, während der
plastische Anteil etwa konstant erhalten blieb. Bei den Legierungen ZE10 und ZE10Li3.7
stiegen alle mechanischen Eigenschaften bei Proben im Gußzustand mit dem Lithium-
Gehalt drastisch an. Bei den entsprechenden stranggepreßten Proben nahmen die
mechanischen Eigenschaften mit Ausnahme von Zugfestigkeit und Streckgrenze deutlich mit
dem Lithium-Gehalt zu. Die Legierung ZE10Li3.7 zeigte unter den untersuchten Lithium
haltigen Magnesiumlegierungen die höchsten Werte der Schlagarbeit, wobei aufgrund von
Crashversuchen an Deformationselementen aus erfindungsgemäßen
Magnesiumlegierungen davon ausgegangen wird, daß die Legierung MgLi15.5Al2.5Zn0.8
noch höhere Werte der Schlagarbeit und Kerbschlagarbeit aufweisen sollte als die
Legierung ZE10Li3.7. An einzelnen Proben der Legierung ZE10Li3.7 wurden bis zu 140 J
gemessen; andere Proben wurden durch das Widerlager der Prüfmaschine gezogen, ohne
komplett zu brechen, so daß dann kein Meßwert der Schlagarbeit ermittelt werden konnte.
Die maximal anwendbare Schlagenergie betrug 150 J.
Der Umformgrad hatte einen erheblichen Einfluß auf die Schlagarbeit der Lithium-haltigen
Proben. Die Schlagarbeit war bei den Lithium-haltigen Magnesiumlegierungen bei einem
Umformgrad ϕ von 2,83 oft um etwa 30 bis 65% höher als bei ϕ = 3,06 (Tabelle 3f). Bei
geringeren Umformgraden und somit bei kleineren Verpressungsverhältnissen ergaben sich
viel höhere Werte der Schlagarbeit. Diese Tendenz trat bei den Proben aus unmodifizierten
Ausgangslegierungen und bei den mit Ca oder Zr auflegierten Proben nicht oder nur
schwach auf. Bei den Lithium-haltigen Proben wurden die besten Schlagarbeiten bei
Umformtemperaturen von 200 bis 250°C erzielt. Die Umformgeschwindigkeit
(= Strangpreßgeschwindigkeit) wirkte sich nur wenig auf Zugfestigkeit und Bruchdehnung aus.
Die Preßdruck-Weg-Verläufe beim Strangpressen der Lithium-haltigen Legierungen bei 200
°C zeigten, daß bei der Legierung AZ31+12at%Li ebenso wie AZ31 erst bei einem höheren
Preßdruck, etwa bei 16 MPa, ein Fließen des Materials des Bolzens eintrat im Vergleich zu
den Legierungen AM20+12at%Li, AZ31+21at%Li und ZE10+12at%Li, bei denen das Fließen
bereits bei etwa 12,5 MPa eintrat, aber auch ein günstigerer, niedrigerer Preßdruck nach
einem längeren Wegverlauf ermittelt wurde.
Gießen der Bolzen: Die Schmelze wurde bei einer Temperatur im Bereich von 780 bis 820°C,
einmalig auch bei 750°C, gehalten und vergossen. Die Form wies je nach Versuch
einen Durchmesser von 90 bzw. 110 mm und eine Formtemperatur im Bereich von 80 bis
320°C auf. Die erzielten Elementgehalte wurden spektroskopisch überprüft.
Die Gießkörper wurden über 12 h bei 350°C homogenisiert. Durch Drehen wurden Bolzen
von in der Regel 70 mm Durchmesser und 120 mm Länge hergestellt; bei 6 Proben der
Legierung AZ31Ca0,3 wurde jedoch ein Durchmesser von 74 mm gewählt. Je nach Probe
wurde eine Strangpreßtemperatur im Bereich von 200 bis 450°C und eine Zeit zum
Aufheizen und Durchwärmen im Bereich von 60 bis 150 min eingestellt.
Strangpressen: Vorversuche wurden mit der Legierung AZ31 in einer 400-t-Strangpresse bei
direktem Strangpressen durchgeführt (Tabellen 1 und 2). Mit einem
Rezipientendurchmesser von 74 mm konnte ein breites Parameterfeld erfolgreich untersucht
werden. Die Vorversuche erlaubten die Festlegung der Versuchsparameter.
Bei den spezifischen Strangpreßversuchen wurde in einer 400-t-Strangpresse bei direktem
Strangpressen gearbeitet. Strangpreßtemperatur: 340°C, 365°C bzw. 390°C jeweils nach
1 h Zeit des Aufheizens und Durchwärmens des Bolzens. Es wurden vorwiegend
Preßmatrizen mit einem Durchmesser von 15, 16 bzw. 18 mm und entsprechend einem
Verpressungsverhältnis von 1 : 24,3, 1 : 21,4 und 1 : 16,9 eingesetzt. Die
Preßgeschwindigkeit betrug 3,8-4, 5, 5,0-5, 5, 5,8-6,5 bzw. 9,5-10 m/min. Nur ein kleiner
Teil der Strangpreßversuche wird in Tabelle 4f wiedergegeben. Je nach Probe wurde bei
einem Rezipientendurchmesser von 74 mm eine Rezipiententemperatur im Bereich von 250
bis 380°C, ein Matrizendurchmesser im Bereich von 14 bis 18 mm, ein Preßverhältnis A/A0
im Bereich von 16,9 bis 27,9, ein Umformgrad ϕ = In(A0/A) im Bereich von 2,8 bis 3,3, eine
Stempelgeschwindigkeit im Bereich von 145 bis 508 mm/min. eine
Strangpreßgeschwindigkeit im Bereich von 3,2 bis 10,8 m/min. ein Preßdruck zu Beginn des
Strangpressens im Bereich von 8,7 bis 23,5 MPa und ein Preßdruck zum Ende des
Strangpressens im Bereich von 7,2 bis 16,5 MPa und einmalig von 23,3 MPa eingestellt.
Das Parameterspektrum zeigte eine gute Verpreßbarkeit mit einem großen Spielraum
bezüglich Preßkraft und Preßgeschwindigkeit. Die Gefügeausbildung und die erreichte
Bruchdehnung korrelierten mit den Verformungsparametern. Es wurden vergleichsweise
hohe Festigkeitswerte erreicht.
Die aufgetretenen Strangpreßdrücke variierten je nach verwendeter Legierung und
eingestellten Parametern in einem breiten Spektrum. Die erreichten Enddrücke lagen für
Legierungen ohne Ca-, Sr-, SE- oder Zr-Zusatz im Bereich um 10 ± 2 MPa bei
Strangpreßtemperaturen größer 300°C und bei Ca-, Sr-, SE- oder Zr-haltigen Legierungen
um bis zu 4 MPa höher. Ursache für die höheren Strangpreßdrücke und somit für den
erhöhten Formänderungswiderstand von Magnesiumlegierungen mit Ca-, Sr-, SE- oder Zr-
Zusatz ist ein höherer Anteil an stabilen Ausscheidungen als bei Magnesiumlegierungen
ohne diesen Zusatz. Für geringere Temperaturen wurden generell etwas höhere
Strangpreßdrücke ermittelt.
Bei der stranggepreßten (= extrudierten) Legierung AM50 lag die Zugfestigkeit bei Werten
bis zu 287 MPa, die Druckfestigkeit bei Werten bis zu 365 MPa, die Bruchdehnung bei
Werten bis zu 21,6% und die Schlagarbeit ungekerbter Proben bei Werten bis zu 85 J
(Tabellen 4a/c). Alle diese Werkstoffeigenschaften lagen daher signifikant über denen, die
an Proben im gegossenen Zustand ermittelt wurden.
Bei der stranggepreßten Legierung AM20Ca0.2 bzw. AM50Ca0,5 traten im Vergleich zur
stranggepreßten Legierung AM20 bzw. AM50 bei den Druck- und Schlagversuchen höhere
mechanische Eigenschaften bei einer vergleichbar hohen Duktilität auf, bei den geringer
Aluminium-haltigen Legierungen auch bei den Zugversuchen. Da die untersuchten
stranggepreßten Proben noch nicht die beste Gefügehomogenität aufwiesen, können hier
noch deutlich bessere Eigenschaften erzielt werden. Bei der stranggepreßten Legierung
AZ31Ca0.3 bzw. AS41Ca0.4 lagen die Ergebnisse der Druckfestigkeit höher als bei der
stranggepreßten Legierung AZ31 bzw. AS41. Bei diesen Ca-modifizierten Legierungen
traten die höchsten ermittelten Druckfestigkeiten auf. Bei den stranggepreßten Legierungen
AM50 bzw. AZ31 nahmen die mittleren Korngrößen im Trend mit der Strangpreßtemperatur
z. B. im Bereich von 6 bis 12 µm bzw. 3,5 bis 10 µm zu. Bei der Legierung AM50Ca0,5 lag
die mittlere Korngröße im Bereich von 4, 5 bis 9 µm und somit aufgrund des Ca-Zusatzes
geringer, wobei die mittleren Korngrößen proportional zur Strangpreßtemperatur ebenfalls
etwas zunahmen.
Bei der stranggepreßten Legierung ME10 lagen die höchsten Werte der Zugversuche mit
der mittleren Zugfestigkeit bei Werten bis zu 336 MPa und der mittleren Streckgrenze bei
Werten bis zu 327 MPa. Die gegossene Legierung ME10 zeigte einen sehr hohen
plastischen Anteil der Spannung, während sich das Verhältnis des elastischen zum
plastischen Anteils beim Strangpressen umkehrte und zu umgekehrten Extremwerten führte
(Tabelle 4b). Es traten sehr kleine mittlere Korngrößen im Bereich von 3 bis 5 µm auf.
Bei der stranggepreßten Legierung MN150Ca0.2 trat eine sehr starke Steigerung der
meisten mechanischen Eigenschaften im Vergleich zur stranggepreßten Legierung MN150
auf. Ein Zusatz von Zr0.7 zur stranggepreßten Ausgangslegierung MN150 wirkte sich nur
wenig aus.
Bei der stranggepreßten Legierung ZE10 wurden zwar geringere mechanische
Eigenschaften ermittelt, doch variierten diese sehr stark mit der Temperatur, so daß noch
bessere mechanische Eigenschaften mit noch höherer Temperatur erzielt werden können:
Die Eigenschaften der Legierung ZE10 werden wesentlich von den Seltenen Erden
beeinflußt und können bei der Variation der Seltenerdelemente einschließlich Yttrium bzw.
ihrer Gehalte noch weiter optimiert werden. Bei der Legierung ZE10 traten mittlere
Korngrößen im Bereich von 6,5 bis 13 µm auf, die wieder mit der Strangpreßtemperatur eher
zunahmen; diese Legierung erwärmte sich jedoch mit zunehmender
Strangpreßgeschwindigkeit relativ stark, was bei höherer Strangpreßgeschwindigkeit
ebenfalls zu etwas größeren mittleren Korngrößen führte. Bei der stranggepreßten
modifizierten Legierung ZE10Zr0,7 ergaben sich aufgrund des Zirkonium-Zusatzes sehr viel
höhere Festigkeiten als bei der stranggepreßten Ausgangslegierung ZE10. Sie wies wie die
zusätzlich Zr0.7 enthaltende stranggepreßte Legierung sehr hohe Werte der Bruchdehnung
und der Kerbschlagarbeit auf. So konnte beim Abkühlen von Aluminiumfreien Zirkonium
haltigen Schmelzen eine heterogene Keimbildung einsetzen, die aufgrund eines
Korngrenzen-Pinnings zu einem besonders feinen Gefüge führte. Die Schlagarbeit an
ungekerbten Proben war jedoch aufgrund der inhomogenen Verteilung der Zirkonium
haltigen Phase im Vergleich zu den Proben der Legierung ZE10 teilweise geringfügig
gesunken. Bei der stranggepreßten Legierung ZE10Zr0,7 stabilisierte der Zirkonium-Zusatz
das Gefüge. Es entstanden beim Strangpressen Gefüge mit mittleren Korngrößen im
Bereich von 2,2 bis 4,5 µm. Diese geringen Korngrößen entstanden über einen weiten
Strangpreßparameterbereich. Bei dieser Legierung war die geringe Variation der
Korngrößen in Abhängigkeit von den Strangpreßparametern auffällig.
Ein Zusatz von RE0.7 zur stranggepreßten Legierung ZM21 wirkte sich nur wenig auf die
mechanischen Eigenschaften aus.
Es wurde gefunden, daß die Hall-Petch-Beziehung auch für die erfindungsgemäßen
Magnesiumlegierungen im Trend gültig ist, nach der die mechanischen Eigenschaften mit
kleineren Korngrößen verbessert werden. Das gilt in vielen Fällen vor allem für die Zug- und
Druckfestigkeit, aber auch grundsätzlich für die Bruchdehnung und Schlagarbeit.
Hierbei wurden insbesondere Magnesiumlegierungen als geeignet ermittelt, bei denen je
vorhandenem 1 Gew.-% Al ein Gehalt an Ca im Bereich von etwa 0,05 bis 0,2 Gew.-% Ca
zugesetzt wurde, um eine Ausscheidung der Al2Ca-Phase zu ermöglichen. Die Phase Al2Ca
erwies sich als temperaturstabiler als die Phase Mg17Al12 und konnte daher das
Kornwachstum beim Strangpressen besser behindern als die Phase Mg17Al12. Auch die
Ausscheidungsphase Mg2Si behinderte das Kornwachstum beim Strangpressen besser als
die Phase Mg17Al12. Eine Zugabe von Ca zu Al-freien Legierungen führte zur Bildung von
Mg2Ca- bzw. Ca5Zn2-Ausscheidungen. Es zeigte sich, daß die normalerweise bei Al-haltigen
Magnesiumlegierungen erscheinende Phase Mg17Al12 zwar eine etwas erhöhte Festigkeit
verursacht, aber auch für eine geringere Bruchdehnung verantwortlich ist. Da diese Phase
noch spröder ist als als die reine hexagonale Mg-Phase, sollten größere Gehalte von
Mg17Al12 vermieden werden.
Bei den Tabellen 3 und 4 bedeuten "Guß" = Material im Gußzustand und "extr." =
Gußmaterial, das anschließend durch Homogenisieren und Strangpressen (Extrudieren)
umgeformt wurde, "B" = erfindungsgemäßes Beispiel und "VB" = Vergleichsbeispiel nach
dem Stand der Technik.
Claims (22)
1. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit einem
Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05
Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an Li
im Bereich von 0,5 bis 20 Gew.-% enthält, daß sie neben den Gehalten an Mg und
Li sowie ggf. Al oder/und Si einen Gehalt an mindestens einem weiteren
chemischen Element von mindestens 0,1 Gew.-% enthält und daß sie nach dem
Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 20%, eine Druckfestigkeit von
mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 70 J aufweist.
2. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit einem
Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05
Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an
Ca im Bereich von 0,1 bis 6 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 16%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300
MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 50
J aufweist.
3. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit einem
Unformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05
Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an Sr
im Bereich von 0,1 bis 6 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung
von mindestens 17,5% und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben
von mindestens 50 J aufweist.
4. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit einem
Umformgrad von mindestens 1, 5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05
Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an Zr
im Bereich von 0,1 bis 10 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 18%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300
MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 20
J aufweist.
5. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung mit einem
Umformgrad von mindestens 1,5 stranggepreßt wird, daß sie Zusätze oder Spuren
an Cd kleiner als 1,8 Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05
Gew.-% Fe und bis zu 0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie einen Gehalt an
mindestens einem Seltenerdelement SE einschließlich La und Y im Bereich von
insgesamt 0,1 bis 10 Gew.-% und nach dem Strangpressen eine Bruchdehnung
von mindestens 18%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa und eine
Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 50 J aufweist,
wobei der Gesamtgehalt an Seltenerdelementen bei Lithium-haltigen Legierungen
nur bis zu 1 Gew.-% beträgt.
6. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung beim Strangpressen
dynamisch rekristallisiert wird, daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8
Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu
0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie eine Magnesiumlegierung auf Basis AM,
AS, EM, EZ, MA, ME, SA, ZA oder ZE ist und daß sie nach dem Strangpressen
eine Bruchdehnung von mindestens 17,5%, eine Druckfestigkeit von mindestens
300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens
45 J aufweist.
7. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung beim Strangpressen
dynamisch rekristallisiert wird, daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8
Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu
0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie eine Magnesiumlegierung auf Basis AZ
mit mindestens einem Zusatz von Ca, Sr, Li, SE oder/und Zr von jeweils
mindestens 0,1 Gew.-% ist, und daß sie nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 17,5%, eine Druckfestigkeit von mindestens 350
MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 50
J aufweist.
8. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung beim Strangpressen
dynamisch rekristallisiert wird, daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8
Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew.-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu
0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie eine Magnesiumlegierung auf Basis MN
mit mindestens 1 Gew.-% Mn und mit einem Zusatz von Ca, Sr, Li, SE oder/und Zr
von jeweils mindestens 0,1 Gew.-% ist und daß sie nach dem Strangpressen eine
Bruchdehnung von mindestens 15%, eine Druckfestigkeit von mindestens 300
MPa, und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von mindestens 20
J aufweist.
9. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung hoher Duktilität u. a. durch
Strangpressen, dadurch gekennzeichnet, daß die Legierung beim Strangpressen
dynamisch rekristallisiert wird, daß sie Zusätze oder Spuren an Cd kleiner als 1,8
Gew.-% und Spuren von bis zu 0,1 Gew-% Cu, bis zu 0,05 Gew.-% Fe und bis zu
0,005 Gew.-% Ni enthalten kann, daß sie eine Magnesiumlegierung auf Basis MZ
oder ZM ist, die einen Zusatz insbesondere von Ca, Sr, Li, SE oder/und Zr von
jeweils mindestens 0,1 Gew.-% enthalten kann, und daß sie nach dem
Strangpressen eine Bruchdehnung von mindestens 15%, eine Druckfestigkeit von
mindestens 300 MPa und eine Schlagarbeit gemessen an ungekerbten Proben von
mindestens 40 J aufweist.
10. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach dem
Strangpressen eine Zugfestigkeit von mindestens 200 MPa aufweist.
11. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach dem
Strangpressen eine Druckfestigkeit von mindestens 300 MPa aufweist.
12. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach dem
Strangpressen einen plastischen Anteil der Spannung bestimmt im Zugversuch
nach dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm aus der Differenz von Zugspannung
und Fließspannung von mindestens 40 MPa aufweist.
13. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die strangzupressenden
Formkörper, insbesondere Bolzen, bei Temperaturen im Bereich von 330 bis 380°C
über 2 bis 24 h homogenisiert werden.
14. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie bei einem Umformgrad
von mindestens 2 stranggepreßt wird.
15. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie mit einer
Strangpreßgeschwindigkeit im Bereich von 0,5 bis 20 m/min stranggepreßt wird,
vorzugsweise bei 1 bis 18 m/min. besonders bevorzugt bei 3 bis 16 m/min. ganz
besonders bevorzugt bei 5 bis 15 m/min.
16. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie nach dem
Strangpressen bei Temperaturen im Bereich von 80 bis 250°C, vorzugsweise bei
100 bis 150°C, wärmebehandelt bzw. ausgelagert wird.
17. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß sie anschließend ein
weiteres Mal umgeformt wird bzw. anschließend geformt wird.
18. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das hergestellte Halbzeug
bzw. das aus oder mit dem Halbzeug hergestellte Bauteil gerichtet, z. B. durch
Biegen, Drücken, Drückwalzen, Streckziehen, Tiefziehen,
Innenhochdruckumformen oder Walzprofilieren weiter verformt, bearbeitet, gefügt
oder/und oberflächenbehandelt wird.
19. Verfahren zum Herstellen einer Magnesiumlegierung nach mindestens einem der
vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Halbzeug oder das
daraus oder damit hergestellte Bauteil durch mindestens ein wärmearmes
Fügeverfahren wie z. B. Kleben, Nieten, Stecken, Anpressen, Einpressen, Clinchen,
Falzen, Schrumpfen oder Schrauben oder/und mindestens ein
wärmeeinbringendes Fügeverfahren wie z. B. Verbundgießen, Verbundschmieden,
Verbundstrangpressen, Verbundwalzen, Löten oder Schweißen, insbesondere
Strahlschweißen oder Schmelzschweißen, mit einem gleichartigen oder
andersartigen Halbzeug oder Bauteil verbunden wird.
20. Halbzeug aus einer Magnesiumlegierung oder daraus oder damit hergestelltes
Bauteil oder Verbund mit einem solchen Halbzeug oder Bauteil, dadurch
gekennzeichnet, daß es nach mindestens einem der vorstehenden Ansprüche
hergestellt wurde.
21. Verwendung einer Magnesiumlegierung, hergestellt nach mindestens einem der
Ansprüche 1 bis 19 als Rahmenelement, Element von Fahrzeugzelle oder
Fahrzeugaußenhaut, Fahrzeugzelle oder Fahrzeugaußenhaut, Cockpitträger,
Cockpithaut, Gehäuse, Bodenelement, Boden, Deckel, Tankelement, Tankklappe,
Halterung, Stütze, Träger, Winkel, Hohlprofil, Rohr, Deformationselement,
Crashelement, Crashabsorber, Pralldämpfer, Prallschild, Prallträger, Kleinteil, als
geschweißte Profilkonstruktion, für die Fahrzeugkarosserie, für Sitz-, Fenster-
oder/und Türrahmen, als Halbzeug, Bauteil oder Verbund am oder im Automobil
oder Flugzeug.
22. Verwendung eines Halbzeuges aus einer Magnesiumlegierung, eines daraus oder
damit hergestellten Bauteiles oder/und eines Verbundes mit mindestens einem
derartigen Halbzeug oder/und Bauteil als Rahmenelement, Element von
Fahrzeugzelle oder Fahrzeugaußenhaut, als Fahrzeugzelle oder
Fahrzeugaußenhaut, Cockpitträger, Cockpithaut, Gehäuse, Bodenelement, Boden,
Deckel, Tankelement, Tankklappe, Halterung, Stütze, Träger, Winkel, Hohlprofil,
Rohr, Deformationselement, Crashelement, Crashabsorber, Pralldämpfer,
Prallschild, Prallträger, Kleinteil, als geschweißte Profilkonstruktion, für die
Fahrzeugkarosserie, für Sitz-, Fenster- oder/und Türrahmen, als Halbzeug, Bauteil
oder Verbund am oder im Automobil oder Flugzeug.
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