DE19860893C1 - Verfahren und Vorrichtung zum Entsticken von Stahlschmelzen - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum Entsticken von StahlschmelzenInfo
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Abstract
Bei einem Verfahren zum Entschwefeln und Entsticken von Stahlschmelzen in einer Vakuumanlage werden teilentschwefelte Teilmengen des Stahls aus einer Pfanne in ein Vakuumgefäß gesaugt, beispielsweise über den Einlaufrüssel eines RH-Umlaufentgasungsgefäßes, sodann vakuumentstickt und, beispielsweise über den Auslaufrüssel des Umlaufentgasungsgefäßes, wieder in die Pfanne gegeben. Im Bereich der Austrittsstelle bzw. des Auslaufrüssels werden pulverförmige Entschwefelungsmittel in die Pfannenschmelze geblasen und dort intensiv mit dem aus dem Vakuumgefäß ausströmenden, vakuumbehandelten Stahl vermischt. Auf diese Weise ist es möglich, das Vakuumentsticken und das Entschwefeln bei Atmosphärendruck auf eine sehr effektive Weise gleichzeitig durchzuführen.
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zum Entschwefeln und Ent
sticken von Stahlschmelzen, bei dem das Entsticken im Vakuum und das
Entschwefeln bei Atmosphärendruck stattfindet.
Hochwertige Stähle, beispielsweise Tiefziehstähle oder hochfeste Stähle mit
weitestgehend isotropen mechanischen Eigenschaften erfordern niedrige
Schwefel- und/oder Stickstoffgehalte von beispielsweise höchstens 10 ppm
Schwefel und höchstens 20 ppm Stickstoff, die sich im allgemeinen nur bei
der Verwendung entsprechend schwefelarmer Einsatzstoffe oder mit Zeit-
und kostenaufwendigen Entschwefelungs- und Entstickungsverfahren errei
chen lassen.
So beschreibt die deutsche Offenlegungsschrift 196 50 498 ein Verfahren
zum Herstellen eines schwefel- und stickstoffarmen Stahls, bei dem im Elek
troofen vorreduziertes Erz mit einem Stickstoffgehalt von 40 bis 50 ppm ein
geschmolzen und der Stahl sodann zunächst im Wege einer Standentga
sung im Vakuum entkohlt, desoxidiert und schließlich mit Hilfe einer Abdeck
schlacke in der Entgasungspfanne entschwefelt und entstickt wird. Die
Vakuumbehandlung der Schmelze und die sich anschließende
Bad/Schlacke-Reaktion zur Verringerung des Schwefel- und des Stickstoff
gehalts sind sehr zeitaufwendig und daher begleitet mit einer erheblichen
Temperaturverringerung von beispielsweise 70°C bei einer 100 t-Pfanne. Ein
solcher Temperaturverlust erfordert entweder ein Überhitzen der zu
behandelnden Schmelze oder ein Aufheizen während oder nach der Vaku
umbehandlung. Mit dem Wärmeverlust und der Kapazitätseinbuße infolge
der verhältnismäßig langen Verfahrensdauer sind erhebliche Kosten ver
bunden.
Außer der zuvor beschriebenen Standentgasung einer Pfannenschmelze in
einem Vakuumkessel gehört auch das Entschwefeln und Entsticken beim
Umlaufentgasen von Stahlschmelzen in einem RH-Entgasungsgefäß zum
Stande der Technik. Dabei wird die vakuumentkohlte Schmelze zunächst mit
Aluminium desoxidiert und mit einer synthetischen Kalk/Flußspatschlacke
entschwefelt und entstickt, die zusätzlich noch Tonerde enthalten kann. Wird
das Entschwefelungsmittel über das Legierungssystem in das Vakuumgefäß
gegeben, dann schwimmt es infolge seines geringen spezifischen Gewichts
überwiegend auf der im Vakuumgefäß befindlichen Teilmenge der
Schmelze. Um dies zu vermeiden, ist es bekannt, das Entschwefelungsmittel
über Seitenwanddüsen unterhalb der Badoberfläche in die im Vakuumgefäß
befindliche Teilmenge der Pfannenschmelze einzublasen. Dies erfordert
jedoch das ständige Einblasen eines Gases, beispielsweise Argon oder
Stickstoff auch außerhalb der Entschwefelungsbehandlung, um die Düsen
während der Vakuumbehandlung freizuhalten und während der Behand
lungspausen zu kühlen. Diese Verfahrensweise ist angesichts der notwen
digen Installationen am Entgasungsgefäß und des hohen Gasverbrauchs
sowie der Wärmeverluste über das die Schmelze verlassende Gas ebenfalls
mit hohen Kosten verbunden.
Nicht viel günstiger liegen die Verhältnisse, wenn das Entschwefelungsmittel
mit Hilfe einer Lanze in das Umlaufentgasungsgefäß und somit nur auf die
dort befindliche Teilmenge geblasen wird, weil der spezifische Verbrauch an
Entschwefelungsmittel nach wie vor hoch ist.
Zu den mit dem Einblasen eines Gases verbundenen Wärmeverlusten kom
men die durch das Aufheizen und Verflüssigen des Entschwefelungsmittels
bedingten, naturgemäß mengenabhängigen Wärmeverluste hinzu. So erfor
dert beispielsweise ein Entschwefeln von 100 ppm auf 30 ppm Schwefel
etwa 11,4 kg Entschwefelungsmittel/t Stahl, womit allein ein Temperatur
verlust von 35°C/t Stahl verbunden ist.
Hinzu kommt bei allen in einem Vakuumgefäß stattfindenden Entschwefe
lungsverfahren die starke und zu einem vorzeitigen Verschleiß führende Beanspruchung
der hochwertigen feuerfesten Gefäßauskleidung durch den
üblichen Flußmittelanteil (z. B. Flußspat) in der Entschwefelungsschlacke.
Andererseits geht beim Arbeiten ohne Flußmittel die Wirkung des Ent
schwefelungsmittels (CaO) zurück. In diesem Falle verbleibt es teilweise im
Vakuumgefäß und setzt sich dort an der Gefäßwandung ab, womit zwangs
läufig eine merkliche Verringerung des nutzbaren Gefäßinhalts verbunden
ist. In beiden Fällen müssen die Gefäße häufig gewechselt werden, wodurch
die Verfügbarkeit der Anlage stark vermindert wird.
Bei einem aus der japanischen Offenlegungsschrift 09087732 bekannten
Verfahren wird das Entschwefelungsmittel direkt in ein Vakuumgefäß ein
getragen oder mit Hilfe einer Lanze zum Einblasen eines Liftgases, deren
Öffnung sich unmittelbar unterhalb der Einlaßöffnung des Vakuumgefäßes
befindet. Ein Entschwefeln unter Atmosphärendruck ist daher bei diesem
Verfahren nicht möglich, weil das Entschwefelungsmittel, selbst wenn es
über eine Lanze eingeblasen wird, ausschließlich im Vakuum zur Wirkung
kommt; denn erst dort kann es hinreichend flüssig sein, um mit dem
Schwefel der Schmelze zu reagieren.
Bei einem in der europäischen Offenlegungsschrift 0 665 295 beschriebe
nen Verfahren findet die Entschwefelung ausschließlich im Vakuum statt,
und zwar mit Hilfe einer Entschwefelungsschlacke, die zusammen mit der
Schmelze in das Vakuumgefäß eingebracht wird. Ein aus "Steel Time", März
1988, Seiten 142 und 146 bekanntes Verfahren bedient sich zum Eintragen
des Entschwefelungsmittels ebenfalls eines verfahrensnotwendigen
Liftgases. Demgemäß befindet sich auch hier die Einblasstelle unterhalb der
Eintrittsöffnung des Vakuumgefäßes; dies allerdings in der Nähe des
Pfannenbodens.
Von diesem Stand der Technik ausgehend liegt der Erfindung das Problem
zugrunde, ein Verfahren zum Vakuumbehandeln von Stahl zu schaffen, das
ein wirksames und kostengünstiges Entschwefeln und Entsticken gestattet.
Die Lösung dieses Problems besteht in einem Verfahren, bei dem das Ent
schwefeln und Entsticken zwar gleichzeitig, jedoch das Entschwefeln unter
Atmosphärendruck und das Entsticken im Vakuum geschieht. Dabei werden
Teilmengen einer in einer Pfanne befindlichen Schmelze mit einem Ent
schwefelungsmittel behandelt, im Kreislauf durch ein Vakuumgefäß geführt,
dort vakuumentstickt, sodann wieder in die Pfanne zurückgegeben und dort
erneut entschwefelt. Somit findet im Wechsel ein Entschwefeln und ein Ent
sticken von Teilmengen der Pfannenschmelze statt, bis die vorgegebenen
Gehalte an Schwefel und Stickstoff erreicht sind.
Dies ermöglicht ein Verfahren, bei dem beispielsweise im Bereich des Aus
laufrüssels eines RH-Umlaufentgasungsgefäßes das Entschwefelungsmittel
in die Pfanne gegeben wird, dann Teilmengen der zu behandelnden
Schmelze aus der Pfanne in ein Vakuumgefäß angesaugt und dort unter
Vakuum entstickt werden. Auf diese Weise wird gleichzeitig jeweils eine
Teilmenge der Schmelze im Vakuumgefäß entstickt und eine andere Teil
menge in der Pfanne entschwefelt. Die Entschwefelung findet daher in Teil
mengen und in mehreren Schritten statt.
Das Entschwefelungsmittel wird vorzugsweise mit Hilfe einer Lanze in der
Nähe des Auslaufrüssels eines RH-Umlaufentgasungsgefäßes in die Pfan
nenschmelze eingetragen. Die Eintauchtiefe der Lanze kann 5 bis 80 cm
betragen; vorzugsweise liegt die Eintauchtiefe bei etwa 15 cm. Besonders
vorteilhaft ist es, wenn die Eintauchtiefe des Auslaufrüssels und der Lanze in
etwa gleich sind, weil sich dann das Entschwefelungsmittel besonders gut in
der den Auslaufrüssel verlassenden Stahlschmelze (Teilmenge) verteilt und
demzufolge die Entschwefelungsreaktion in einer lokalen Stahl/Entschwefe
lungsmittel/Gas-Emulsion rasch abläuft.
Neben der Lanze gibt es auch andere Entschwefelungstechniken, z. B. das
Einspulen von Fülldraht in die Schmelze.
Als Entschwefelungsmittel kommt in erster Linie Kalk, vorzugsweise im Ge
misch mit CaFe, CaSi, CaF2 und Al2O3 einzeln oder nebeneinander in Frage.
Das Entschwefelungsmittel kann jedoch zur Desoxidation bzw. zum lokalen
Aufheizen der Schmelze auch Aluminium enthalten.
Als Trägergas für das Entschwefelungsmittel kommen in erster Linie Inert
gase, insbesondere Argon gegebenenfalls im Gemisch mit Sauerstoff, einem
sauerstoffhaltigen oder -abspaltenden Gas in Frage. Dabei beträgt der Inert
gasanteil im Gasgemisch vorzugsweise 50%. Enthält das Entschwefe
lungsmittel Aluminium, dann entspricht der Sauerstoffanteil im Trägergas
gemisch vorzugsweise der Menge des Aluminiums.
Die Einblaslanze für das Entschwefelungsmittel besitzt vorzugsweise zwei
bis fünf Austrittsöffnungen, durch die das Entschwefelungsmittel direkt in die
Mischzone vor dem Auslaufrüssel eines RH-Umlaufentgasungsgefäßes ein
getragen wird. Beim Drahtspulen können mehradrige Maschinen eingesetzt
werden.
Das erfindungsgemäße Verfahren bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich;
es kommt insbesondere mit einer verhältnismäßig geringen Trägergasmenge
aus, die sich zudem mit abnehmender Eintauchtiefe der Einblaslanze infolge
des gleichzeitig abnehmenden ferrostatischen Drucks noch verringert. Ein
nicht unerheblicher Teil des Trägergases verteilt sich in der Pfan
nenschmelze, gelangt so über den Einlaufrüssel in das Vakuumgefäß und
wird dort abgesaugt. Demgemäß steigt nur wenig Trägergas zur Badoberflä
che der Pfannenschmelze auf. Es besteht daher dort nicht die Gefahr, daß
die die Pfannenschmelze bedeckende Schlackenschicht aufgerissen wird
und dadurch Luftsauerstoff und -stickstoff in die Pfannenschmelze gelangen.
Die aus dem Entgasungsgefäß zusätzlich abzusaugende Inertgasmenge
führt zu keinen Problemen, weil sie im Vergleich zu dem beim RH-Um
laufentgasen als Liftgas in den Einlaufrüssel eingeblasenen Inertgasvolumen
nur gering ist.
Des weiteren ergeben sich sehr günstige Entschwefelungsbedingungen, weil
die Partikel des Entschwefelungsmittels mit dem aus dem Auslaufrüssel
strömenden Stahl in die Tiefe der Pfannenschmelze gelangen und von dort
zur Badoberfläche aufsteigen, so daß sich ein langer Reaktionsweg ergibt.
Dies ist dadurch bedingt, daß die Strömungsenergie des den Auslaufrüssel
verlassenden Stahls wesentlich größer ist als die Energie mit der die Träger
gas/Entschwefelungsmittel-Suspension in die Schmelze eintritt. Es kommt
daher zu einer intensiven, die Kinetik der Entschwefelungsreaktion verstär
kenden Wirbelbildung. Die Entschwefelung findet daher in einer Schmel
ze/Entschwefelungsmittel/Trägergas-Emulsion statt.
Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich insbesondere zum Herstellen
von Tiefziehstählen; denn der Stickstoffgehalt muß bei Tiefziehstählen sehr
niedrig liegen, da er sich anders als Schwefel im Eisengitter ablagert und die
Verformbarkeit wesentlich erschwert.
Die notwendige Menge an Entschwefelungsmittel wird konventionell ermit
telt. Das Argonfördergas bestimmt die Umlaufgeschwindigkeit und auch die
Entschwefelungsgeschwindigkeit in der Pfanne. Sobald eine entschwefelte
Teilmenge aus der Pfanne in das Vakuumgefäß gelangt, wird diese Teil
menge entstickt. Die intensive Entschwefelung in der Pfanne führt zu einer
raschen Entstickung im Vakuumgefäß, da der Stoffübergangskoeffizient des
Stickstoffs mit abnehmendem Schwefelgehalt stark zunimmt. Erfindungsge
mäß sind die metallurgischen Daten so, daß sich ein Verhältnis der Reakti
onskonstanten wie folgt einstellt: KS : KN = 4 : 3. K ist die Konstante der
Exponentialfunktion des natürlichen Abbaus von Schwefel und Stickstoff; sie
berücksichtigt die Umlaufrate, die ihrerseits von den Rüsseldurchmessern
und der eingeleiteten Argonmenge abhängt.
Mittels des obigen Verhältnisses läßt sich bei einem bestimmten Ausgangs
schwefelgehalt, der bei kleiner 100 ppm S vorzugsweise bei kleiner 50 ppm
liegt, die notwendige Umlaufgeschwindkeit und somit die notwendige
Argonmenge für einen bestimmten Endstickstoffgehalt ermitteln.
Dieser Zusammenhang wird genutzt für die Prozeßvorhersage bezüglich des
Temperaturverlustes der Schmelze und somit für die Einstellung der bei Pro
zeßende geforderten Gießtemperatur.
Im Vergleich zum Stand der Technik ergibt sich eine wesentliche Verkürzung
der Behandlungszeit und eine Verminderung der Temperaturverluste, die
beim erfindungsgemäßen Verfahren in der Größenordnung von nur 10°C
Stahl liegen.
Die Erfindung wird nachfolgend unter Bezugnahme auf die Zeichnung an
hand von Ausführungsbeispielen des näheren erläutert.
In der Zeichnung ist eine Pfanne 1 mit einer Stahlschmelze 2 dargestellt, in
die der Einlaufrüssel 3 und der Auslaufrüssel 4 eines RH-Umlaufentgasungsgefäßes
5 ragen. Eine Entschwefelungslanze 6 durchragt die
Schlackenschicht 7 bis knapp unterhalb des Auslaufrüssels 4.
Für das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich eine im Sauerstoffkonver
ter oder im Elektroofen hergestellte Stahlschmelze mit zum Beispiel:
150 bis 500 ppm Kohlenstoff
20 bis 300 ppm Schwefel
15 bis 100 ppm Stickstoff.
150 bis 500 ppm Kohlenstoff
20 bis 300 ppm Schwefel
15 bis 100 ppm Stickstoff.
Der Stahl kann dann im Vakuum mit oder ohne Aufblasen von Sauerstoff
entkohlt und dabei auf einen Sauerstoffgehalt von 500 ppm gebracht wer
den, um die Schmelze im Wege einer Eisenoxidation chemisch aufzuheizen.
Die Abstichtemperatur der Schmelze nach der Vakuumbehandlung sollte bei
1670°C und nach einer vollständigen Desoxidation mit Aluminium bei
1605°C liegen. Bei zu niedriger Temperatur kann die Schmelze alumi
nothermisch mit Hilfe gasförmigen Sauerstoffs aufgeheizt werden.
Beim Herstellen eines ULC-Tiefziehstahls (Sondertiefziehstahl) mit 10 ppm
Kohlenstoff, 10 ppm Schwefel und 20 ppm Stickstoff nach dem erfindungs
gemäßen Verfahren lag die Ausgangsanalyse vor dem Entschwefeln und
Vakuum-Entsticken bei
11 ppm Kohlenstoff
60 ppm Schwefel
45 ppm Stickstoff.
11 ppm Kohlenstoff
60 ppm Schwefel
45 ppm Stickstoff.
Unmittelbar nach der Aluminiumdesoxidation des vakuumentkohlten Stahls
wurde die übliche Rüsseleintauchtiefe von etwa 0,5 m um etwa 0,15 m ver
ringert und die Einblaslanze in der aus der zeichnerischen Darstellung er
sichtlichen Weise mit einer Neigung unter 10° durch die Schlackenschicht
auf eine Eintauchtiefe des Rüssels gebracht.
Infolge der Lanzenneigung ergab sich unterhalb des Auslaufrüssels 4 rasch
eine Zone mit einer Schmelze/Entschwefelungsmittel/Trägergas-Emulsion
unter Beteiligung der den Auslaufrüssel verlassenden Teilmenge und der
Pfannenschmelze. Dabei wurde eine 100 t-Pfannenschmelze unter folgen
den Bedingungen behandelt:
40 Nm3Argon/h als Liftgas
1 kg CaO/t Stahl
75 kg CaO/min
0,1 Nm3 Ar/min.
40 Nm3Argon/h als Liftgas
1 kg CaO/t Stahl
75 kg CaO/min
0,1 Nm3 Ar/min.
Der Kalk steigt aufgrund des geringeren Gewichtes in der Schmelze auf und
bildet eine Trennschicht zwischen der FeO-reichen Schlacke mit 2 bis 15%
(FeO + MnO) und der Schmelze.
Nach ca. 1 Min. wurde die Umlaufrate der Schmelze durch Erhöhung der
Argonmenge auf 60 Nm3 Ar/h gesteigert. Gleichzeitig wurde durch die Ein
blaslanze erfindungsgemäß das Entschwefelungsmittel (Kalk) eingeblasen.
Gleichzeitig mit dem Einblasen des Entschwefelungsmittels wurde im Vaku
umgefäß Ferromangan in die Schmelze gegeben.
Die Kalkmenge war so eingestellt, daß sich zusammen mit der aus der Desoxi
dation der Schmelze stammenden Tonerde eine Schlacke mit annähernd
eutektischer Zusammensetzung ergab.
Bei den Versuchen wurden etwa zwei Minuten nach Abschluß der Alumini
umdesoxidation bei einer von 1500 NI auf 2500 NI Argon/min erhöhten Lift
gasmenge folgende Entschwefelungsgemische in die Pfannenschmelze
geblasen:
- 1. CaO + CaF2
- 2. CaO + CaF2 + Al2O3
- 3. CaO + CaF2 + Al met (Al : O2 = 1 : 1)
- 4. CaO + Al met (Al : O2 = 1 : 1)
- 5. CaO + CaFe met
- 6. CaO + A2O3.
Anstelle von CaFe met können auch andere Materialien wie z. B. CaSi, CaC2
oder Ca-Al-Verbindungen verwendet werden.
Bei den Versuchen mit den Entschwefelungsgemischen 3 und 4 ergab sich
eine besonders rasche Entschwefelung. Dies dürfte darauf zurückzuführen
sein, daß aufgrund der stark exothermen Reaktion des Sauerstoffs mit dem
Aluminium lokal kurzfristig eine starke Temperaturerhöhung stattfindet und
das dabei in statu nascendi befindliche Al2O3 rasch mit dem eingeblasenen
Kalk reagiert, vorübergehend eine flüssige Schlacke bildet und so die Ent
schwefelung beschleunigt.
Die unter dem Auslaufrüssel vorentschwefelte Schmelze gelangt unter dem
Einfluß der Auslaufströmung zunächst in Richtung Pfannenboden und von
dort zum Einlaufrüssel. Aufgrund der starken Badströmung unter dem Aus
laufrüssel wird das die Lanze verlassende Trägergas mit dem Entschwefe
lungsmittel in die Tiefe des Bades gerissen. Von dort steigt das Entschwe
felungsmittel in der Schmelze bei gleichzeitiger infolge des abnehmenden
ferrostatischen Drucks starker Vergrößerung des Volumens der einzelnen
Trägergasblasen auf. Dies führt zu einer Stickstoffaufnahme durch die Bla
sen und demgemäß bereits in der Pfannenschmelze zu einer gewissen Ent
stickung, wie sich mit Hilfe einer Probennahme im Bereich unterhalb des
Einlaufrüssels feststellen ließ.
Die Versuchsschmelzen ließen sich bei einem Entschwefelungsmittelver
brauch von 3 kg/t Stahl (CaO + CaF2 + Al) innerhalb von drei bis fünf Minu
ten im Mittel innerhalb von 3,5 Minuten von 60 auf 20 ppm Schwefel bringen.
Gleichzeitig verringerte sich der Stickstoffgehalt von 60 auf 35 ppm. Durch
eine Fortführung der Behandlung konnten die Zielwerte erreicht werden.
Nach dem Einbringen des Entschwefelungsmittels wurde die Entschwefe
lungslanze aus der Schmelze genommen und die Schmelze 3 bis 5 Minuten
zum Abscheiden des Kalziumsulfids bei einer Liftgasmenge von 1000 NI/min
Argon weiterbehandelt. Für die Entschwefelungsbehandlung wurden auf
grund des vergleichsweisen geringen Bedarfs an Entschwefelungsmittel und
der hohen verfahrenstechnischen Wirksamkeit nur 10°C zusätzlich benötigt.
Sehr gute Ergebnisse wurden mit dem Entschwefelungsmittelgemisch 5
erzielt, wenn die Entschwefelungslanze nur 15 cm eintauchte.
Die Analyse einer Probe ergab:
10 ppm Kohlenstoff
9 ppm Schwefel
19 ppm Stickstoff.
10 ppm Kohlenstoff
9 ppm Schwefel
19 ppm Stickstoff.
Bei den Versuchen ergab sich des weiteren, daß die Entschwefelungsge
schwindigkeit von der Eintauchtiefe der Entschwefelungsmittellanze abhän
gig ist; als optimal erwies sich eine Eintauchtiefe von 15 cm.
Insgesamt führt das erfindungsgemäße Verfahren infolge des raschen Ent
stehens hochbasischer Schlackentropfen in der Schmelze und deren fein
disperser Verteilung zu einem schnellen Abbau des Schwefelgehalts und
damit zu günstigen Voraussetzungen für die Entstickung.
Claims (11)
1. Verfahren zum Entschwefeln und Entsticken von Stahlschmelzen, bei
dem
- - Teilmengen einer in einer Pfanne befindlichen Schmelze mit ei nem Entschwefelungsmittel behandelt werden, das
- - im Bereich der Austrittsstelle eines Vakuumgefäßes, in die Pfannenschmelze gegeben wird,
- - im Kreislauf in ein Vakuumgefäß geführt, dort vakuumentstickt, sodann
- - wieder in die Pfanne zurückgegeben und
- - dort erneut mit dem Entschwefelungsmittel behandelt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Stahl
zunächst vakuumentkohlt und desoxidiert wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch
gekennzeichnet, daß ein pulverförmiges Entschwefelungsmittel in die
Pfannenschmelze geblasen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeich
net, daß das Entschwefelungsmittel im Bereich des Auslaufrüssels ei
nes Umlaufentgasungsgefäßes in die Pfannenschmelze eingebracht
wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Entschwefelungsmittel mit Hilfe einer Lanze in ei
ner Badtiefe von 5 bis 80 cm in die Pfannenschmelze eingetragen
wird.
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Ein
tauchtiefe des Auslaufrüssels und der Entschwefelungslanze gleich ist.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeich
net, daß mit Hilfe eines inerten Trägergases Kalziumoxid in die
Schmelze eingetragen wird.
8. Verfahren nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß mit dem
Kalziumoxid Kalziumferrit, Aluminum und Flußspat einzeln oder ne
beneinander in die Schmelze eingetragen werden.
9. Verfahren nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß
mit dem Trägergas Sauerstoff in die Pfannenschmelze eingebracht
wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß Inertgas
und ein sauerstoffabgebendes Gas im Verhältnis 1 : 1 in die
Schmelze eingeblasen werden.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekenn
zeichnet, daß ein Inertgas mit einem Sauerstoffanteil in die Schmelze
geblasen wird, der dem Sauerstoffbedarf bei der Oxidation von in die
Schmelze gegebenem Aluminium entspricht.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998160893 DE19860893C1 (de) | 1998-12-31 | 1998-12-31 | Verfahren und Vorrichtung zum Entsticken von Stahlschmelzen |
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---|---|---|---|
DE1998160893 DE19860893C1 (de) | 1998-12-31 | 1998-12-31 | Verfahren und Vorrichtung zum Entsticken von Stahlschmelzen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
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ID=7893221
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DE1998160893 Expired - Fee Related DE19860893C1 (de) | 1998-12-31 | 1998-12-31 | Verfahren und Vorrichtung zum Entsticken von Stahlschmelzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19860893C1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2014009327A1 (de) * | 2012-07-10 | 2014-01-16 | DÖRING-FREISSMUTH, Mechthilde | Fülldraht und verfahren zur behandlung von eisen- oder stahlschmelzen |
Citations (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
EP0665295A1 (de) * | 1994-01-26 | 1995-08-02 | LTV Steel Company, Inc. | Verfahren zum Herstellen von kohlenstoff- und schwefelarmen Stählen |
JPH0987732A (ja) * | 1995-09-25 | 1997-03-31 | Nkk Corp | 溶鋼の精錬方法 |
DE19650498A1 (de) * | 1996-09-27 | 1998-04-09 | Vacmetal Gmbh | Verfahren zum Vakuumbehandeln von Stahlschmelzen |
-
1998
- 1998-12-31 DE DE1998160893 patent/DE19860893C1/de not_active Expired - Fee Related
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8100 | Publication of the examined application without publication of unexamined application | ||
D1 | Grant (no unexamined application published) patent law 81 | ||
8364 | No opposition during term of opposition | ||
R119 | Application deemed withdrawn, or ip right lapsed, due to non-payment of renewal fee |
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