Die vorliegende Erfindung betrifft ein Triebwerk mit einer
Brennkammer, einer Isolierung und einer Düse.
Bei einer bekannten Ausführungsform eines derartigen Triebwerks
ist die Brennkammer und die Düse zwischen dem Einspritzkopf und
der Entspannungsdüse angeordnet. Dabei sind die Brennkammer und
die Düse die thermomechanisch am höchsten belasteten Bauteile
des Triebwerks. Während der Einspritzkopf zum Einspritzen der
Treibstoffe (z. B. H2/O2 oder Kerosin/Salpetersäure-MMH und
Oxidator) dient, erfolgt in der Brennkammer mit dem engsten
Düsenquerschnitt die Verbrennung der Treibstoffe bei sehr hohen
Temperaturen und bei sehr hohen Drucken. Dabei treten bei
bestimmten Betriebsbereichen, wie der Zündung und dem
Abschalten erhebliche Druckstösse auf, die deutlich über dem
normalen Betriebszustand liegen. Hinzu kommt eine hohe
Gasgeschwindigkeit im Entspannungsteil der Brennkammer. In der
Entspannungsdüse werden die Verbrennungsgase auf den
Düsenenddruck des Triebwerks entspannt.
Aufgrund der genannten hohen Temperaturen und der hohen Drucke
muss bei der heutigen Auslegung der Brennkammer eine
hochhitzebeständige Stahllegierung mit hoher mechanischer
Festigkeit und hoher Temperaturbeständigkeit verwendet werden.
Diese Stahllegierungen (z. B. die unter der Bezeichnung
Inconnel bekannte Stahllegierung) weisen jedoch noch den
Nachteil auf, dass Sie ab etwa 800°c einen gewissen
Festigkeitsverlust erleiden, so dass zusätzlich aktiv gekühlt
werden muss Diese Kühlung erfolgt über entsprechende Kanäle,
die in die Brennkammerwand eingefräst werden und anschliessend
mittels chemisch aufgebrachten Materials wieder verschlossen
werden. Dies bedeutet eine schwierige und kostenintensive
Herstellung.
Aufgabe der Erfindung ist es, ein Triebwerk bestehend aus einer
Brennkammer, einer Isolierung und einer Düse zu schaffen, das
eine hohe Temperatur-, Druck- und Abbriebfestigkeit aufweist
bei niedriger Dichte, hoher Wärmeleitfähigkeit, niedriger
Wärmeausdehnung und nahezu unbegrenzter Geometrie- und
Formenvielfalt des dafür verwendeten Materials.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt mit den im kennzeichnenden
Teil des Anspruchs 1 angegebenen Merkmalen; vorteilhafte
Ausgestaltungen sind in den Unteransprüchen beschrieben.
Erfindungsgemäss bestehen also die Brennkammer, die Isolierung
und die Düse aus einem keramischen Material, d. h. einem
kohlenstoffaser-verstärktem Siliciumcarbid (C/SiC), die
keramisch oder mechanisch, insbesondere mittels einer
Siliciumschicht miteinander verbunden sind.
Das heisst, dass Brennkammer, Isolation und Düse aus ein und
demselben Werkstoff bestehen und dergestalt eine monolithische
Struktur aufweisen. Insgesamt erhöht sich dadurch die
Temperaturbeständigkeit des Triebwerks bei gleichzeitiger
Gewichtsreduzierung der Brennkammer und der Düse.
Es wurde gefunden, dass C/SiC über hervorragende
Festigkeitseigenschaften bis zu sehr hohen Temperaturen
verfügt, die einen Einsatz auch unter schwierigen Bedingungen
ermöglichen. Hinzu kommt neben einer geringen Dichte eine hohe
Verschleissfestigkeit, eine grosse Oxidationsbeständigkeit
sowie neben der ausgezeichneten Temperaturbeständigkeit eine
hohe Temperaturwechselbeständigkeit bei absoluter Gas- und
Flüssigkeitsdichtigkeit.
Besonders hervorzuheben ist die grosse Geometrie- und
Formenvielfalt, die durch das erfindungsgemässe Material
realisierbar ist sowie die hervorragende Temperaturfestigkeit
und die hohe bzw. einstellbare Wärmeleitfähigkeit, die
entsprechende niedrige Kühlleistungen ermöglichen. Bei
bestimmten Triebwerken kann aufgrund der hohen
Temperaturfestigkeit vollständig auf eine Kühlung verzichtet
werden.
Man unterscheidet C/SiC mit kontinuierlicher Faserverstärkung
sowie kurzfaserverstärktes C/SiC. Das erstgenannte Material,
das laminiert, gepresst oder gewickelt werden kann, zeichnet
sich durch besonders hohe Festigkeit und besonders niedrige
Dichte aus. Zur Erhöhung der Oxidationsbeständigkeit kann das
C/SiC mit einer Oberflächenversiegelung versehen sein. Letztere
ist bei kurzfaserverstärktem C/SiC überflüssig, da das Material
besonders oxidations- und korrosionsbeständig ist. Ferner
verfügt es über eine extrem gute Wärmeleitfähigkeit und
zeichnet sich durch besonders hohe Thermoschockfestigkeit aus.
Es eignet sich vor allen Dingen für eine mechanische
Bearbeitung im Rohzustand. Dabei können aus C/SiC-Rohlingen
Brennkammer- und Düsenquerschnitte beliebiger Geometrie aus
einem Stück oder aber aus verschiedenen Einzelsegmenten zum
Auskleiden der Brennkammer und Düse durch mechanische
Bearbeitung leicht geformt werden.
Vorteilhafterweise sind die Brennkammersegmente, die Isolierung
und die Düse zusammensiliziert, d. h. mittels einer
Siliciumschicht miteinander verbunden, um so die gewünschte
monolithische Struktur zu erhalten. Diese Konstruktion eignet
sich insbesondere für kurzfaserverstärktes C/SiC, wobei die
Brennkammersegmente vor dem Zusammensilizieren bzw.
Infiltrieren mechanische bearbeitet werden. Eine derartige
Brennkammer kann ohne weiteres auch mit einem Flansch,
vorzugsweise ebenfalls aus C/SiC verbunden werden. Ausserdem
können in die Brennkammer und in die Düse durch mechanische
Bearbeitung im Rohzustand Kühlkanäle mit runden, rechteckigen
oder schlitzförmigen Querschnitten eingearbeitet werden.
In Weiterbildung der Erfindung wird die Innenwand der
Brennkammer in geeigneter Weise mit C/SiC-Segmenten
ausgekleidet und mittels Kühlung über Kühlkanäle (z. B. durch
Treibstoffe, wie z. B. Wasserstoff) und/oder mit einem
Isolationsmaterial vorzugsweise aus C/SiC oder aus
Kohlenstoffaser-Filzen oder Graphitfolie oder Kombinationen aus
diesen Materialien im Hinblick auf eine Reduzierung der
Temperatur- und Druckbelastung der metallischen Tragstruktur
versehen und zu einer monolithischen Brennkammer oder Düse
zusammensiliziert. Die Isolationswerkstoffe können auch unter
Zwischenschaltung von Abstandshaltern vorzugsweise aus C/SiC
mit der C/SiC-Brennkammer und der C/SiC-Düse miteinander
verbunden werden, um die gewünschte monolithische Struktur zu
erhalten.
Vorteilhafterweise kann die Dichte und die Porosität des C/SiC-
Materials während der Silizierung durch die Zugabemenge an
Silicium oder Siliciumcarbid eingestellt werden, so dass z. B.
das C/SiC mit hoher Dichte und geringer Porosität als
thermomechanische Struktur und/oder Auskleidung und das C/SiC
mit niedriger Dichte und hoher Porosität als Wärmeisolierung
eingesetzt wird.
Durch diese Isolierung wird entweder über eine Kühlung durch
Kühlkanäle oder Kohlenstoffaser-Filz oder Graphitfolie oder
eine Kombination daraus die Wärme, die von dem C/SiC-
Strukturmaterial der Brennkammer und der Düse ausgeht, gezielt
weitergeleitet und dementsprechend von der metallischen
Struktur ferngehalten. Dadurch kommt es an der metallischen
Tragstruktur zu einer Minimierung der Temperatur- und
Druckbelastung sowie zu einer geringeren Verformung des
Brennkammermaterials, insbesondere im Düsenquerschnitt. Durch
die geringere Belastung kann die metallische Tragstruktur
wesentlich vereinfacht werden. Es kommt zu einer wesentlichen
Fertigungsvereinfachung, da die bisher notwendigen und
aufwendigen chemischen Materialaufträge zum Verschliessen der
eingefrästen Kühlkanäle nicht mehr notwendig sind.
Die Brennkammer aus C/SiC besitzt eine äussere metallische
Tragstruktur, die die statischen und dynamischen Fluglasten
überträgt und die mechanischen Verbindungen zu dem
Einspritzkopf und der Entspannungsdüse bereitstellt. Ausserdem
bildet die Tragstruktur die Verbindung der Kühlungssysteme
zwischen dem Einspritzkopf und der Entspannungsdüse.
Aufgrund der Gas- und Flüssigkeitsdichtigkeit der C/SiC-
Materialien können in die metallische Tragstruktur auch offene
Kühlkanäle eingearbeitet werden, die beim Einsetzen der C/SiC-
Teile geschlossen werden. Die Innenkontur der Brennkammer wird
je nach verwendetem System aus C/SiC-Segmenten gefertigt, die
anschliessend zu einer monolithischen Struktur zusammen
siliziert werden; es ist auch möglich, die Brennkammer
einstückig vorzugsweise durch Bearbeitung eines C/SiC-Rohlings
herzustellen. Die C/SiC-Teile können ggf. auch mit Kühlkanälen
versehen werden, um die Wärme noch besser abzutransportieren.
An der Verbindungsfläche von C/SiC-Teilen und metallischer
Tragstruktur wird die Isolierung aufgebracht. Der C/SiC-Körper
und die Tragstruktur sind mit geeigneten Verbindungselementen
miteinander zu verbinden.
Die Erfindung wird im folgenden anhand der bevorzugten
Ausführungsbeispiele im Zusammenhang mit der beigefügten
Zeichnung näher erläutert; es zeigen
Fig. 1 schematisch den Aufbau eines herkömmlichen Triebwerks;
und
Fig. 2 und 3 schematisch den Aufbau zweier bevorzugter
Ausführungsbeispiele von erfindungsgemässen Triebwerken.
In den Figuren, in denen gleiche Teile mit gleichen
Bezugszeichen versehen sind, bedeutet 1 die Brennkammer des
Triebwerks, 2 die Isolierung, 3 die Düse, 4 geeignete
Verschraubungen, 7 eine Tragstruktur mit eingearbeiteten
Kühlkanälen 8 und 9 einen Einspritzkopf. Bei dem in Fig. 1
schematisch dargestellten herkömmlichen Triebwerk müssen
Werkstoffe mit hoher Temperatur- und Druckbelastung, wie z. B.
Inconnel verwendet werden, die aufgrund ihrer begrenzten
Temperaturfestigkeit gekühlt werden müssen.
Bei dem in Fig. 2 schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiel ist die Brennkammer 1 und die Düse 3 mit
C/SiC-Segmenten 6 ausgekleidet. Die Innenwände der Brennkammer
und der Düse können dabei aus C/SiC-Einzelsegmenten
ausgestaltet sein, wobei die äussere metallische Tragstruktur 7
aus einem Stück besteht. Die C/SiC-Segmente sind derart zu
gestalten, dass die Teilungsschlitze, die unter hohem Druck und
hoher Temperatur stehenden Gase nicht zur metallischen
Tragstruktur durchlassen; da die C/SiC-Segmente die fertige
Innenkontur der Brennkammer und der Düse aufweisen, ermöglichen
sie eine geometrische Vereinfachung der Tragstruktur.
Bei dem in Fig. 3 schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiel ist auch die äussere metallische
Tragstruktur 7 unterteilt. Hierbei werden die C/SiC-Innenwände
der Brennkammer 1 und der Düse 3 einstückig hergestellt. Dieses
einstückige C/SiC-Teil besitzt dabei die fertige Innenkontur
der Brennkammer und der Düse. Die äussere Tragstruktur 7
hingegen kann aus zwei oder mehr Einzelteilen gefertigt sein,
die dann mit dem einstückigen Innenteil aus C/SiC
zusammengesetzt werden. Die äussere Tragstruktur 7 kann aus
mehreren Einzelteilen bestehen, die über Schweissnähte 10
verbunden werden. Der Vorteil dieser Anordnung besteht darin,
dass die Tragstruktur 7 keinerlei komplizierte Konturen besitzt
und dass die C/SiC-Teile keine Trennfugen aufweisen. Dies ist
besonders günstig, um die hohen Drucke und Temperaturen von der
metallischen Tragstruktur 7 fernzuhalten.
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass bei der Tragstruktur 7
keine Formgebung gemäss dem erforderlichen Strömungsprofil
erfolgen muss, so dass diese erhebliche grössere Toleranzen
aufweisen kann und demzufolge einfacher zu bearbeitende
Materialien für die Tragstruktur verwendet werden können,
woraus nicht zuletzt eine erhebliche Gewichtsreduzierung
resultiert.
Es ist ferner auch möglich, dass die C/SiC-Einzelsegmente für
die Brennkammer und die Düse aus C/SiC-Rohlingen durch
mechanische Bearbeitung hergestellt werden und vor dem Einbau
in die Tragstruktur zu einer monolithischen Struktur
zusammensiliziert werden.
In beiden Fällen kann, falls erforderlich, eine Kühlung
wahlweise über das Einarbeiten von Kühlkanälen in die C/SiC-
Struktur oder die Isolation mit Kohlenstoff-Filzen oder
Graphitfolie oder C/SiC oder Kombinationen aus diesen
Materialien erfolgen. Die Kühlung mit Kühlkanälen kann
wahlweise, je nach Anforderung, in der Tragstruktur am Übergang
Metall zu C/SiC oder im C/SiC-Teil selbst erfolgen. Auch eine
Kombination aus den beiden Teilen ist möglich.
Die Isolierung über Isolationswerkstoffe, wie sie mit 2 in
Fig. 2 bezeichnet sind, kann auch mit den Kühlkanälen
kombiniert werden, damit in den Wänden keine ungewünschten
Temperaturgradienten entstehen. Vorteilhafterweise ermöglicht
die Kombination der beiden Isolierungsarten einen besonders
optimierten Wärmeverlauf in der Brennkammerstruktur.