DE19858073A1 - Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter Tiefziehfähigkeit - Google Patents
Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter TiefziehfähigkeitInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter Tiefziehbarkeit, bei dem Brammen oder Dünnbrammen zunächst im Austenitgebiet vorgewalzt und nach einer Abkühlung bis zur vollständigen Umwandlung in ferritisches Gefüge fertiggewalzt werden, danach gehaspelt und rekristallisierend geglüht werden. Kennzeichen der Erfindung ist, daß die Bänder mit einer Endwalztemperatur unter 760 DEG C fertiggewalzt und danach gehaspelt werden. Die Coils werden unmittelbar anschließend an das Haspeln in noch warmem Zustand in einen Glühofen eingesetzt, darin auf Rekristallisationstemperatur erwärmt und rekristallisierend geglüht.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erzeugung von
dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter
Tiefziehfähigkeit. Brammen oder Dünnbrammen werden
zunächst im Austenitgebiet vorgewalzt und nach einer
Abkühlung bis zur vollständigen Umwandlung in
ferritisches Gefüge fertiggewalzt. Danach werden die
Bänder gehaspelt und rekristallisierend geglüht.
Neuzeitliche Tiefziehstähle haben einen stark abgesenkten
Kohlenstoff- und Mangangehalt. Hierdurch soll die
Tiefziehfähigkeit durch niedrige Dehngrenze, hohe
Gleichmaßdehnung, hohe r- und n-Werte und Δr = 0
verbessert werden.
Infolge des niedrigen Kohlenstoffgehaltes liegt die
Ar3-Umwandlungstemperatur mit rd. 900°C verhältnismäßig
hoch. Demzufolge können dünne Warmbänder mit Dicken unter
2 mm im Austenitgebiet nicht ausgewalzt werden. Abhilfe
schafft hier das sog. Ferritwalzen. Bei diesem erfolgt
zunächst ein Vorwalzen im Austenitgebiet, gefolgt von
einer gesteuerten Abkühlung bis zur vollständigen
Umwandlung des austenitischen Gefüges in ferritisches
Gefüge, und das anschließende Fertigwalzen im
Ferritgebiet. Da der Ferrit weicher ist als der Austenit,
sind die Walzkräfte kaum höher als beim Walzen im
Austenit.
Die erzielbare Tiefziehfähigkeit resultiert im
wesentlichen aus der Textur des Tiefziehbleches, bei der
die Orientierungen der einzelnen Körner nicht statistisch
gleich verteilt sind, sondern eine {111}-Vorzugsrichtung
aufweisen. Notwendige Voraussetzung zur Einstellung einer
solchen finalen Textur im Warmband sind eine günstige
Walztextur, die ebenfalls eine starke {111}-Komponente
beinhaltet und eine nachfolgende vollständige
Rekristallisation. Eine günstige Walztextur ist
erreichbar, wenn die Endwalztemperatur im Ferrit
möglichst niedrig liegt.
Probleme bereitet dabei jedoch die nach dem Warmwalzen
erforderliche Rekristallisationsglühung. Eine
vollständige Rekristallisation erfordert eine
entsprechend hohe Temperatur und eine ausreichend lange
Haltezeit. In der Regel erfolgt das Rekristallisations
glühen im Coil, zu dem das fertig gewalzte Warmband
gehaspelt wird. Dabei begrenzt aber die notwendige
Rekristallisationstemperatur die Höhe der
Endwalztemperatur. Letztere muß je nach Länge des
Auslaufrollgangs mindestens 50°C höher liegen.
Der Erfindung liegt nun die Aufgabe zugrunde, die
Abhängigkeit der Warmwalzendtemperatur von der
Rekristallisationstemperatur zu entkoppeln und damit
einen zusätzlichen Freiheitsgrad zu schaffen, der es
ermöglicht, durch stärkere Absenkung der Warmwalzend
temperatur eine bessere Walztextur mit einer erhöhten
Anzahl von Körnern in der günstigen {111}-Vorzugsrichtung
zu erreichen. Diese Aufgabe soll erreicht werden ohne
zusätzlichen Aufwand durch Ausnutzung vorhandener
Aggregate.
Warmbänder lassen sich kostengünstiger herstellen als
Kaltbänder, einfach deshalb, weil das zusätzliche
Kaltwalzen der Warmbänder entfällt. Voraussetzung für den
direkten Einsatz der Warmbänder ist allerdings, daß sie
in der für die Praxis erforderlichen Dicke bis unter 2 mm
mit guten Tiefzieheigenschaften erzeugt werden können.
Zur Lösung der gestellten Aufgabe wird bei dem gattungs
gemäßen Verfahren erfindungsgemäß vorgeschlagen, daß die
Bänder mit einer Endwalztemperatur unter 760°C,
bevorzugt auch unter 710°C, fertiggewalzt und danach
gehaspelt werden. Die Coils werden unmittelbar
anschließend an das Haspeln in noch warmem Zustand in
einen Glühofen eingesetzt, darin auf Rekristallisations
temperatur erwärmt und rekristallisierend geglüht. Je
niedriger die Warmwalzendtemperatur bis auf etwa 600°C
liegt, um so günstiger ist die Walztextur. Mittels des
erfindungsgemäßen Verfahrens sollen Bänder bis auf eine
Enddicke von 2 mm oder dünner erzeugt werden können.
Das erfindungsgemäße Verfahren löst die gestellte
Aufgabe, indem es unter Verwendung von in
Kaltbandbetrieben zur Verfügung stehenden Aggregaten,
hier: Glühöfen (Hauben- oder Durchlaufglühöfen)
warmgewalzte Bänder ohne großen Temperaturverlust und
damit ohne großen zusätzlichen Energieaufwand
rekristallisierend zu glühen. Bedingung ist, daß die
fertiggewalzten und zu Coils gehaspelten Warmbänder ohne
große Zeitverzögerung im noch warmen Zustand in die
Glühöfen eingesetzt werden. Dabei geht man von einem
verhältnismäßig niedrigen Temperaturverlust während des
Transports von ca. 30 K/h aus. Selbst wenn man bei dem
erfindungsgemäßen Verfahren den Vorteil einer möglichst
niedrigen Endwalztemperatur beim Warmwalzen ausnutzt, ist
der Zeit- und Energieaufwand gering, um die Coils im
Glühofen auf die Rekristallisationstemperatur wieder
aufzuheizen.
Der durch das erfindungsgemäße Verfahren metallurgisch
erzielbare Vorteil ist, daß die Warmbänder mit optimaler
Walztextur erzeugt werden können, indem sie bis auf eine
niedrigere Endwalztemperatur fertiggewalzt werden können,
als dies bisher mit Rücksicht auf die Rekristallisations
temperatur erfolgte. Infolge der Entkoppelung der beiden
Temperaturen voneinander kann nun die Endwalztemperatur
niedriger liegen als die Rekristallisationstemperatur.
Der geringe dadurch eintretende Temperaturverlust läßt
sich verhältnismäßig kostengünstig ausgleichen.
Entscheidend ist dabei letztlich, daß eine optimale
Walztextur erzeugt werden kann, die in Verbindung mit dem
rekristallisierenden Glühen beste Tiefziehfähigkeit
garantiert. Ein Kompromiß zwischen Walzen und
rekristallisierendem Glühen muß bei Durchführung des
erfindungsgemäßen Verfahrens nicht geschlossen werden.
Das Warmwalzen kann auf allen vorhandenen Warmwalzstraßen
ohne Rücksicht auf die Länge des Auslaufrollgangs bis zur
Haspelanlage durchgeführt werden. Öfen zur Durchführung
des rekristallisierenden Glühens der Wärmbänder, seien es
Haubenglühöfen oder Durchlaufglühöfen, sind in jedem
Walzwerk vorhanden und können entsprechend bei der
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens genutzt
werden. Dabei kann die im Coil gespeicherte Wärmeenergie
aus dem Warmwalzprozeß genutzt werden, so daß sich die
Erwärmung im nachfolgenden Rekristallisationsglühofen auf
eine Temperaturerhöhung um 100 bis 200°C beschränkt.
Ein sofortiges Erwärmen der Warmband-Coils ist ein
wesentlicher Aspekt der Erfindung. Eine langsame
Abkühlung, etwa auf Raumtemperatur und erst dann eine
erneute Erwärmung zur Rekristallisation würde eine
Entschärfung der {111}-Textur verursachen. Ursache dafür
sind verstärkte Erholungsprozesse im gewalzten Ferrit,
welche die gewünschte bevorzugte Bildung von
{111}-Körnern während der Rekristallisation
beeinträchtigen.
Die Diagramme in den Bildteilen a) und b) der Fig. 1
zeigen die Abhängigkeit der Intensitätsdichte der
Orientierungen innerhalb von zwei für Tiefziehstähle
wichtigen Richtungen (Fasern) α und γ von der
Warmwalzendtemperatur im rekristallisierten Warmband.
Bei niedrigen Warmwalzendtemperaturen im Bereich von
760 bis 660°C ist die Belegung mit Körnern in der
{111}-Vorzugsrichtung (Bildteil b) und damit die
Rekristallisationstextur schärfer als bei höheren
Warmwalzendtemperaturen. Gleichzeitig fällt die
Intensitätsdichte von {001}-Orientierung (Fig. 1,
Bildteil a), die für die Tiefziehbarkeit äußerst
ungünstig ist, mit niedrigeren Warmwalzendtemperaturen
ab. Damit ist die Tiefziehfähigkeit erfindungsgemäß
erzeugter Bänder günstiger als die herkömmlich erzeugter.
Claims (3)
1. Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern
aus Stahl mit verbesserter Tiefziehbarkeit, bei dem
Brammen oder Dünnbrammen zunächst im Austenitgebiet
vorgewalzt und nach einer Abkühlung bis zur vollständigen
Umwandlung in ferritisches Gefüge fertiggewalzt werden,
danach gehaspelt und rekristallisierend geglüht werden,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Bänder mit einer Endwalztemperatur unter 760°C
fertiggewalzt und danach gehaspelt werden, und daß die
Coils unmittelbar anschließend an das Haspeln in noch
warmem Zustand in einen Glühofen eingesetzt, darin auf
Rekristallisationstemperatur erwärmt und
rekristallisierend geglüht werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Bänder mit einer Endwalztemperatur von unter 710°C
warmgewalzt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Bänder auf eine Enddicke von 2 mm oder dünner warm
fertiggewalzt werden.
Priority Applications (3)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998158073 DE19858073C2 (de) | 1998-12-16 | 1998-12-16 | Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter Tiefziehfähigkeit |
PCT/EP1999/009836 WO2000036162A1 (de) | 1998-12-16 | 1999-12-11 | Verfahren zur erzeugung von dünnen warmbändern aus stahl mit verbesserter tiefziehfähigkeit |
AU19776/00A AU1977600A (en) | 1998-12-16 | 1999-12-11 | Method for producing thin hot-rolled steel strips with improved deep-drawing qualities |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1998158073 DE19858073C2 (de) | 1998-12-16 | 1998-12-16 | Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter Tiefziehfähigkeit |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19858073A1 true DE19858073A1 (de) | 2000-06-29 |
DE19858073C2 DE19858073C2 (de) | 2003-04-24 |
Family
ID=7891305
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1998158073 Revoked DE19858073C2 (de) | 1998-12-16 | 1998-12-16 | Verfahren zur Erzeugung von dünnen Warmbändern aus Stahl mit verbesserter Tiefziehfähigkeit |
Country Status (3)
Country | Link |
---|---|
AU (1) | AU1977600A (de) |
DE (1) | DE19858073C2 (de) |
WO (1) | WO2000036162A1 (de) |
Cited By (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
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BE799635A (fr) * | 1973-05-16 | 1973-11-16 | Centre Rech Metallurgique | Procede pour la fabrication de toles pour emboutissage |
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CA2097900C (en) * | 1992-06-08 | 1997-09-16 | Saiji Matsuoka | High-strength cold-rolled steel sheet excelling in deep drawability and method of producing the same |
DE19600990C2 (de) * | 1996-01-14 | 1997-12-18 | Thyssen Stahl Ag | Verfahren zum Warmwalzen von Stahlbändern |
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1998
- 1998-12-16 DE DE1998158073 patent/DE19858073C2/de not_active Revoked
-
1999
- 1999-12-11 AU AU19776/00A patent/AU1977600A/en not_active Abandoned
- 1999-12-11 WO PCT/EP1999/009836 patent/WO2000036162A1/de active Application Filing
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Also Published As
Publication number | Publication date |
---|---|
AU1977600A (en) | 2000-07-03 |
DE19858073C2 (de) | 2003-04-24 |
WO2000036162A1 (de) | 2000-06-22 |
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