Die Entwicklung der Fertigungstechnik in den letzten Jahren zeigt einen Trend zu intelli
genten Lösungen der immer spezifischer werdenden Fertigungsaufgaben. Dementsprechend
steht auch in der Schweißtechnik die Entwicklung neuer Verfahren mit erweiterten Schweiß
möglichkeiten im Mittelpunkt des Interesses. Das Laserstrahl- und das Lichtbogenschweiß
verfahren sind seit langem in der industriellen Fertigung etabliert und besitzen breite Ein
satzfelder. Beide Verfahren haben ihre spezifischen Anwendungen, die durch die physikali
schen Prozesse des jeweiligen Energietransports zum Werkstoff sowie durch die erreichba
ren Energieflüsse charakterisiert werden.
Beim Laserstrahlschweißen erfolgt der Energietransport zwischen Laserstrahlquelle und
Werkstoff durch nahezu kohärente Strahlung. Der Lichtbogen überträgt hingegen die
Schweißwärme durch einen hohen elektrischen Strom, der über einen leitfähigen Plasmazu
stand, auch Lichtbogensäule genannt, zum Werkstück fließt.
Die Laserstrahlung eignet sich für unterschiedliche Bearbeitungsverfahren verschiedener
Werkstoffe. Charakteristisch ist die geringe Einbringung von Energie in den Werkstoff bei
hohen Bearbeitungsgeschwindigkeiten. In Konsequenz führt dies beim Laserstrahlschweißen
zu einer vergleichbar schmalen wärmebeeinflußten Zone mit einem großen Verhältnis von
Einschweißtiefe zu Nahtbreite (Tiefschweißeffekt). Die erzielbare Spaltüberbrückbarkeit ist
aufgrund des kleinen Strahldurchmessers jedoch gering. Der elektrische Wirkungsgrad bei
diesem Verfahren liegt in der Regel unter 10%, was jedoch in vielen Fällen durch die hohe
Schweißgeschwindigkeit aufgrund konzentrierter Wärmeeinbringung aufgewogen wird.
Beim Lichtbogenschweißprozeß kommt es aufgrund der wesentlich kleineren Energiedichte
zu geringeren Bearbeitungsgeschwindigkeiten; der Brennfleck des Lichtbogens an der Ober
fläche des Werkstoffes ist entsprechend größer als beim Laserstrahl. Infolgedessen sind die
Nähte breiter als beim Laserstrahlschweißen, so daß bei einer vergleichbaren Schweißnaht
tiefe die eingebrachte Energie und die Spaltüberbrückbarkeit größer ist. Die Lichtbogentech
nologie bietet den Vorteil eines hohen energetischen Wirkungsgrades bei gleichzeitig niedri
gen Investitionskosten. Da aber die Einschweißtiefe begrenzt ist, zeichnet sich die Naht
durch ein niedriges Verhältnis von Nahthöhe zu Nahtbreite aus. Vor allem aber die niedrige
Schweißgeschwindigkeit in Verbindung mit der hohen thermischen Belastung des Bauteils
begrenzen die Einsatzmöglichkeiten dieses Verfahrens.
In den vergangenen Jahren wurden zunächst durch Laserstrahlquellen hoher Leistung und
hoher Strahlqualität neue Möglichkeiten zur Prozeßgestaltung und fertigungstechnischen
Umsetzung geschaffen. Gleiches gilt für die Entwicklung moderner Lichtbogenquellen, die
eine Vielzahl von steuerungstechnischen Möglichkeiten bieten. Entsprechend diesen Voraus
setzungen waren die Entwicklungen in jüngster Zeit nicht darauf ausgerichtet, technologi
sche Unzulänglichkeiten eines Verfahrens auszugleichen, sondern vielmehr durch die Zu
sammenführung beider Prozesse synergetische Effekte zu erzielen und die Freiheitsgrade zur
Anpassung eines Schweißprozesses zu erhöhen. Hierdurch können qualitäts- und fertigungs
technische Vorteile sowie eine wirtschaftliche Verbesserung erreicht werden.
Die Arbeiten der Erfinder waren deshalb in jüngster Zeit darauf ausgerichtet, eine Verbesse
rung des Prozeßverständnisses zu erreichen, eine erste Adaption von seriellen (kombinierten)
und hybriden (gekoppelten) Schweißprozessen an verschiedenen Werkstoffgruppen durchzu
führen und die notwendigen Komponenten im Technikumsmaßstab zusammenzustellen, da
mit reproduzierbare Ergebnisse ermöglicht werden.
Die Kombination und die Kopplung von Laserstrahlschweißverfahren und Lichtbogen
schweißverfahren ist in Fig. 1 prinzipiell dargestellt.
Bei der Verfahrenskombination wirken Laserstrahl und Lichtbogen zeitlich oder örtlich ge
trennt. Hierbei handelt es sich um den Einsatz zweier oder mehrerer Verfahren ohne Wech
selwirkungen untereinander.
Bei der Verfahrenskopplung hingegen wirken Laserstrahl (CO2-, Nd : YAG-, Diodenlaser
etc.) und Lichtbogen (MSG, WIG oder Plasma) zeitgleich in einer Wechselwirkungszone
(Plasma und Schmelze) und beeinflussen bzw. unterstützen sich gegenseitig. Diese Verfah
renskopplung wird mit dem Begriff "Hybridschweißverfahren" oder "Hybridprozeß" be
zeichnet. Als Ergebnis zahlreicher Untersuchungen konnte gezeigt werden, daß ein Prozeß
möglich ist, bei dem durch die Kopplung der Verfahren Synergieeffekte erzielt und die
Nachteile der jeweiligen Verfahren kompensiert werden können, so daß für eine Vielzahl
von Anwendungsfällen technisch und wirtschaftlich interessante Möglichkeiten eröffnet wer
den.
Beim Hybridprozeß führt der Lichtbogen dem Schweißgut im oberen Nahtbereich zusätzlich
zum Laserstrahl Wärme zu, wodurch die Schweißnaht eine kelchförmige Gestalt erhält. Die
wechselseitige Beeinflussung der Prozesse kann je nach eingesetztem Lichtbogen- oder La
serverfahren und den Prozeßparametern unterschiedliche Stärke und Ausprägung haben. Die
Wärmebelastung des Bauteils durch den Hybridprozeß kann dem Laserverfahren vergleich
bar gering gehalten werden. Je nach dem gewählten Verhältnis der Leistungsbeiträge kann
der Laser- oder der Lichtbogencharakter überwiegen. In Fig. 2 sind die Vorteile durch die
Verfahrenskopplung dargestellt.
Der Hybridprozeß wurde in den letzten Jahren insbesondere in einer Ausbildung als Laser-
MSG-Hybridprozeß untersucht, wobei dessen grundsätzliche Einsatzfähigkeit unter Beweis
gestellt und dabei die jeweils erreichbaren Produktivitätssteigerungen sowie die gegenseitige
Beeinflussung der beiden Schweißwärmequellen aufgezeigt wurden.
In Verbindung mit der geometrischen Anordnung der einzelnen Komponenten zueinander
kann das Lichtbogenschweißverfahren die Spaltüberbrückbarkeit erhöhen, d. h. es erweitert
den Toleranzbereich hinsichtlich der Güte der Kantenvorbereitung erheblich. Der Energie
eintrag des Lichtbogens in das Bearbeitungsvolumen erlaubt darüber hinaus z. B. eine Steue
rung der Abkühlungsbedingungen. Der Laserstrahl bewirkt über das ionisierte Plasma eine
erleichterte Zündung des Lichtbogens, eine Stabilisierung des Lichtbogenschweißprozesses
sowie die Energiedeponierung in der Materialtiefe. Über die Verbesserung der Energieein
kopplung wird so beim Hybridprozeß eine größere Schweißtiefe bzw. -geschwindigkeit er
reicht, als es z. B. beim MSG-Schweißen oder beim Laserstrahlschweißen mit Zusatzdraht
der Fall ist (vgl. Fig. 3). Es ist somit möglich, Leistungsfähigkeit und energetischen Wir
kungsgrad zu steigern, ohne auf die Vorteile des Einsatzes von Zusatzwerkstoff wie z. B. die
metallurgische Gefügebeeinflussung verzichten zu müssen.
Neben der Produktivitätssteigerung bietet der Hybridprozeß weitere, für den gesamten Pro
duktionsprozeß relevante Vorteile. Durch eine deutliche Verringerung der Streckenenergie
gegenüber allen bekannten Schweißverfahren, in denen Zusatzwerkstoff zum Einsatz kommt,
wird die thermische Belastung des Bauteils reduziert. Dies bedeutet, daß der thermisch be
dingte Bauteilverzug und gegebenenfalls die Eigenspannungen im Bauteil nach dem Schwei
ßen deutlich gemindert werden. Im Fertigungsprozeß sind oft die den Schweißprozeß be
gleitenden Arbeitsgänge sehr arbeits- und kostenintensiv. Dies gilt vor allem für die Bauteil
vorbereitung durch mechanische Bearbeitung der Kantengeometrie, durch Spannen und
Heften als auch für den nachfolgenden Arbeitsgang des thermischen Richtens, der zudem
hochqualifiziertes Personal erfordert. Für alle genannten Arbeitsgänge kann der Aufwand
erheblich gesenkt werden.
Trotz seiner vielfach bewährten Vorteile gibt es jedoch zahlreiche Anwendungsfälle, in de
nen der vorstehend erläuterte Hybridprozeß nicht zu dem gewünschten Ergebnis führt. Bei
spielhaft wird in den folgenden Punkten eine vollflächige, stoffschlüssige Verbindung von
mindestens zwei Werkstücken zugrunde gelegt.
So ist zum Beispiel die verschweißbare Blechdicke bei Stumpfstößen mit Spalt (I-, Y-, V-
Naht etc.) oder Kehlnähten mit Spalt (HV-, HY-, DHY-Naht etc.) durch die Laserleistung
und das vorlaufende Schmelzbad des MSG-Prozesses begrenzt. Die Zufuhr von mehr Zu
satzwerkstoff über den vorlaufenden MSG-Prozeß durch Erhöhung der Drahtgeschwindig
keit oder durch den Einsatz der Zweidrahttechnik (Tandem oder Doppeldraht) führt zu kei
ner Vergrößerung der verschweißbaren Blechdicke.
Weiter ist im Falle von Stumpfstößen (I-, V-, Y-Naht) die Spaltüberbrückbarkeit von der
Schmelzbadgröße abhängig. Bei zu großem Schmelzbadvolumen kommt es zu Problemen
wie Nahteinfall, Nahtdurchhang, Einbrandkerben oder Porenzeilen. Die Spaltüberbrückbar
keit ist auch bei Kehlnähten durch die blechdickenabhängige, maximal zulässige Schmelz
badgröße beschränkt.
Der Hybridprozeß erfährt seine Grenzen auch hinsichtlich der Schweißgeschwindigkeit, die
bei gleicher Laserleistung PL durch die zulässige Lichtbogenleistung begrenzt ist, die deut
lich unterhalb der erzeugbaren Stromquellenleistung liegt. Dies gilt sowohl bei Stumpfnähten
als auch bei Kehlnähten.
Schließlich ist auch die Drahtvorschubgeschwindigkeit VD durch die beherrschbare Schmelz
badgröße, die wiederum von der Blechdicke abhängt, beschränkt. Folgen zu hoher Drahtge
schwindigkeit sind z. B. Nahteinfall, Einbrandkerben oder Nahtdurchhang.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, einen Schweißprozeß und eine Vorrich
tung zur Durchführung des Verfahrens zu schaffen, bei der unter Vermeidung bzw. Aus
schaltung der aus dem Stand der Technik bekannten Nachteile erheblich erweiterte Anwen
dungsgebiete erschlossen werden können.
Diese Aufgabe wurde in überraschend effizienter Weise dadurch gelöst, daß mindestens ein
weiterer MSG-Prozeß eingekoppelt wird.
Die Erfindung wird nachstehend anhand bevorzugter Ausführungsformen und mit Bezug auf
die beigefügten Zeichnungsfiguren erläutert, die folgendes zeigen:
Fig. 1 stellt schematisch die Verfahrensvarianten Laser-Lichtbogen-Kombination und
-Kopplung dar;
Fig. 2 zeigt schematisch die Vorteile der Verfahrenskopplung;
Fig. 3 zeigt Abbildungen von Schweißnahtquerschnitten mit charakteristischen Parametern
für einen Laser-MSG-Hybridprozeß und einen Laserstrahlschweißprozeß mit Zu
satzdraht;
Fig. 4 zeigt eine Ausführungsform eines Bearbeitungskopfes in Vorderansicht (linke Fi
gurhälfte) und Seitenansicht (rechte Figurhälfte);
Fig. 5 zeigt die Ausführungsform aus Fig. 1 als Modell;
Fig. 6 zeigt die Ausführungsform aus Fig. 1 als serienreifen Prototypen; und
Fig. 7 zeigt wirtschaftliche Aspekte der Fertigung bei Einsatz des erfindungsgemäßen Ver
fahrens.
Das zur Abkürzung in der Folge "HyDRA" (Hybrid welding with Double Rapid Arc) ge
nannte Schweißverfahren beruht auf der Kopplung des Laserstrahls mit mindestens zwei
MSG-Brennern. Neben den bekannten Vorteilen des Hybridprozesses im Vergleich zum La
serstrahl- bzw. Lichtbogenprozeß ergeben sich weitere Vorteile und damit Lösungsmöglich
keiten für eine Vielzahl anspruchsvoller Schweißaufgaben. Dem größeren maschinellen
Aufwand des HyDRA-Schweißverfahrens durch den Einsatz weiterer MSG-Brenner stehen,
je nach Wahl der Parameter der Einzelprozesse, folgende Vorteile gegenüber:
- - Überbrückung deutlich größerer Spaltweiten gegenüber dem Laser-MSG-Hybridprozeß
und dem Laserstrahlprozeß mit Zusatzdraht;
- - deutliche Erhöhung der Schweißgeschwindigkeit gegenüber dem Laserstrahlprozeß mit
und ohne Zusatzwerkstoff (gleiche Ausgangsleistung PL), dem Laser-MSG-Hybridprozeß
sowie MSG-Lichtbogenprozessen mit und ohne Zweidrahttechnik;
- - Vergrößerung der Einschweißtiefe gegenüber dem Laserstrahlprozeß mit und ohne Zu
satzwerkstoff (gleiche Ausgangsleistung PL), dem Laser-MSG-Hybridprozeß sowie
MSG-Lichtbogenprozessen mit und ohne Zweidrahttechnik;
- - deutliche Reduzierung der Wärmeeinbringung = Minimierung der thermischen Bela
stung des Bauteils durch reduzierte Streckenenergie gegenüber dem Laserstrahlprozeß
mit Zusatzwerkstoff, dem Laser-MSG-Hybridprozeß sowie allen konventionellen Licht
bogenprozessen;
- - deutliche Erhöhung der Abschmelzleistung gegenüber dem Laserstrahlprozeß mit Zu
satzwerkstoff, dem Laser-MSG-Hybridprozeß sowie gegenüber allen konventionellen
Lichtbogenprozessen, wenn keine Badsicherung vorgesehen ist;
- - bessere Beherrschbarkeit der Schmelze und gezielte Beeinflussung der Nahtausbildung
durch variable Anordnung und Einstellung der Einzelprozesse.
Von Bedeutung sind neben der erhöhten Prozeßstabilität und Energieeinkopplung weitere,
die Trennung der Lichtbogenprozesse betreffende Vorteile wie z. B. die Aufteilung des be
nötigten Zusatzwerkstoffes auf zwei MSG-Prozesse. Zum einen wird hierdurch eine Strec
kung bzw. Verlängerung des u. U. sehr breiten Schmelzbades erreicht, wodurch ein Durch
sacken der Schmelze verhindert und die Möglichkeit eröffnet wird, größere Spaltweiten zu
überbrücken. Zum anderen lassen sich durch gezielte Einstellungen aller drei Schweißpro
zesse, und hierzu zählt insbesondere die Abstimmung des vor- und nachlaufenden MSG-
Prozesses, Blechverbindungen mit hohen Geschwindigkeiten bei unterschiedlichen Stoßgeo
metrien (Kehlnaht, Stumpfnaht, etc.) und Fugenvorbereitungen in einer Lage und ohne Bad
sicherung fehlerfrei fügen.
Vergleicht man den HyDRA-Prozeß mit dem Laser-MSG-Hybridprozeß, so ist bei gleicher
Stromstärke die erzielbare Abschmelzleistung zweier dünner Drähte größer als bei einem
einzelnen dicken Draht mit vergleichbarer Querschnittsfläche, da die größere Mantelfläche
bei zwei dünnen Elektroden eine bessere Energieeinkopplung am elektrodenseitigen Licht
bogenansatzpunkt gewährleistet. Aus diesem Grund läßt sich beim Einsatz des Laserstrahl
prozesses mit zwei MSG-Brennern eine größere Schweißgeschwindigkeit bei gleichzeitig
reduzierter Wärmeeinbringung erzielen.
Sind Drahtgeschwindigkeiten von weit über 20 m/min notwendig, wie es z. B. bei größeren
Blechdicken mit entsprechender Fugenvorbereitung der Fall ist, bewegt man sich i.d.R. im
Grenzbereich der Leistungsfähigkeit einzelner Stromquellen. Durch den Einsatz einer zwei
ten Stromquelle lassen sich Drahtgeschwindigkeiten von über 40 m/min erzielen, wodurch
das Einsatzspektrum stark erweitert wird und sich für eine Vielzahl von Schweißaufgaben
ein alternativer Lösungsweg anbietet. Im Vergleich zum Hybridprozeß liegt ein weiterer
Vorteil in der Erhöhung der in einer Lage vollständig verschweißbaren Blechdicke durch
den zweiten, nachlaufenden Lichtbogenprozeß, der mit seinem Zusatzwerkstoffanteil zum
Auffüllen der Fuge beiträgt.
Die Eigenschaften des HyDRA-Prozesses führen zum einen zu einer Erweiterung der tech
nologischen Möglichkeiten. Zum anderen erlaubt aber eine Abbildung der Schweißmöglich
keiten auf ein spezifisches Aufgabenprofil auch eine unmittelbare Verbesserung der Wirt
schaftlichkeit in der Fertigung (vgl. Fig. 7). Es ist zu erwarten, daß die Einsatzmöglich
keiten von Stahl aber auch von anderen Werkstoffen wie z. B. Aluminium und dessen Legie
rungen durch eine Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Bearbeitung erweitert werden.
Wesentliche Randbedingung für den Einsatz des HyDRA-Schweißverfahrens ist die Ent
wicklung und der Aufbau eines Bearbeitungskopfes. Dabei ist die absolut freie Positionie
rung der MSG-Brenner zueinander als auch zur Fokussiereinheit des Laserstrahls zu berück
sichtigen, so daß je nach Anwendungsfall variable Abstände zwischen den Lichtbögen und
dem Brennfleck des Laserstrahls eingestellt werden können. Folgende Randbedingungen sind
bei der Entwicklung und Konstruktion des Bearbeitungskopfes zu berücksichtigen:
- - individuelle Einstellbarkeit der Einzelprozesse
- - freie Positionierung der Prozesse zueinander
- - modularer Aufbau
- - kompakte Abmessungen, gute Zugänglichkeit
- - Drehpunkte der MSG-Brenner im Arbeitspunkt des Strahles
- - Optikschutz durch Crossjet
- - Schutz des Bearbeitungskopfes durch Spritzerblech
- - Prozeßgaszufuhr über Brennerdüsen und/oder Prozeßgasdüse
- - Reproduzierbarkeit durch skalierte Achseneinstellung
Fig. 4 zeigt eine bevorzugte Ausführungsform eines Bearbeitungskopfes für einen Laser
und zwei MSG-Brenner, der alle vorgenannten Randbedingungen erfüllt. In der linken Fi
gurhälfte ist der Bearbeitungskopf in Vorderansicht und in der rechten Figurhälfte in Seiten
ansicht dargestellt.
Die Einstellung der MSG-Brenner zueinander sowie zum Laserstrahl erfolgt über insgesamt
zehn Achsen. Zwei Achsen, eine vertikale rotatorische Achse 1 und eine vertikale translato
rische Achse 2, dienen zur gemeinsamen Positionierung der MSG-Brenner zum Laserstrahl.
So ist es z. B. möglich, mit der Achse 1 einen MSG-Brenner in vorlaufender und den ande
ren MSG-Brenner in nachlaufender Funktion zum Laserstrahl anzuordnen. In dieser Anord
nung läßt sich der Abstand zwischen Drahtspitze und Fokuspunkt in für das Verfahren be
nötigte Bereiche variieren. Eine Drehung der Achse 1 aus dieser Position um 90° führt zu
einer Anordnung der MSG-Brenner senkrecht zur Schweißrichtung und ermöglicht so das
Schweißen mit zwei vor- oder nachlaufenden MSG-Brennern, je nach Schweißrichtung. Mit
der vertikalen Achse 2 ist zunächst eine grobe Positionierung beider MSG-Brenner relativ
zum Fokuspunkt des Laserstrahls entsprechend der eingesetzten Brennweite möglich.
Mit jeweils vier der verbleibenden acht Achsen lassen sich die einzelnen MSG-Brenner exakt
zueinander sowie zum Laserstrahl einstellen. Zwei rotatorische Achsen 4 und 5 bzw. 7 und
8 sowie zwei translatorische Achsen 3 und 9 bzw. 6 und 10 mit entsprechender Skalierung
gewährleisten eine reproduzierbare Einstellung.
Die rotatorischen "Achsen" 4 bzw. 7 dienen der Verstellung des ersten bzw. zweiten MSG-
Brenners entlang eines vertikalen Kreisbogens, der seinen Mittelpunkt im Fokuspunkt des
Laserstrahls hat, d. h. der Drehpunkt der Verstellung fällt mit dem Fokuspunkt des Lasers
zusammen. Mit diesen ist es also möglich, den Eintrittswinkel der MSG-Lichtbögen in das
Werkstück bzw. deren Neigung zum (vertikalen) Laserstrahl zu variieren.
Mit den horizontalen Achsen 5 bzw. 8 zur rotatorischen Verstellung des ersten bzw. zweiten
MSG-Brenners lassen sich die MSG-Brenner, je nach Stellung der Achse 1 seitlich bzw. in
Schweißrichtung vor oder zurück, weiter vom Fokuspunkt des Lasers wegführen oder näher
an diesen heranführen. Die Drehpunkte der Achsen 5 und 8 durchstoßen den Verstellbogen
der Achse 4 senkrecht.
Mit den beiden horizontalen Achsen 9 bzw. 10 lassen sich der erste bzw. zweite MSG-
Brenner außerdem, wiederum je nach Stellung der Achse 1 seitlich bzw. in Schweißrichtung
vor oder zurück, translatorisch weiter vom Fokuspunkt des Lasers wegführen oder näher an
diesen heranführen.
Die einstellbaren Achsen sind in an sich bekannter Weise ausgeführt, z. B. mittels Einstell-
bzw. Feststellschrauben mit Feingewinde, gegebenenfalls Mikrometerschrauben. Selbstver
ständlich ist es auch möglich, aufwendigere Einstellmöglichkeiten wie z. B. numerisch ge
steuerte Schrittmotoren od. dgl. zu verwenden.
Der Bearbeitungskopf erlaubt es somit, in reproduzierbarer Weise beide Schweißbrenner in
nahezu beliebiger Anordnung zum Laserstrahl zu positionieren. Jeder Draht ist an eine eige
ne Stromquelle angeschlossen und wird von einem eigenen Drahtvorschubsystem zum ge
meinsamen Bearbeitungskopf geführt. Die Lichtbögen erzeugen mit dem Laserstrahl bei
kleinem Abstand ein gemeinsames Plasma und Schmelzbad. Bei größerem Abstand sind auch
getrennte Schmelzbäder einstellbar, so daß die Vorrichtung auch für das kombinierte
Schweißen geeignet ist.
Der Bearbeitungskopf verbindet kommerziell erhältliche Komponenten einer Laser- und
Lichtbogenanlage zu einem neuentwickelten HyDRA-Schweißsystem, das einerseits die Ein
satzmöglichkeiten der MSG-Lichtbogentechnik und der Lasertechnik erheblich erweitert und
andererseits Lösungsmöglichkeiten für Schweißaufgaben aufzeigt, die mit konventionellen
Verfahren gar nicht oder nur mit erheblichem Mehraufwand (Spanntechnik, Badsicherung,
Mehrlagentechnik, etc.) lösbar sind.