DE19847421A1 - Pipettier- oder Dosierverfahren und -vorrichtung - Google Patents
Pipettier- oder Dosierverfahren und -vorrichtungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Pipettier- oder Dosierverfahren, bei dem kleine Flüssigkeitströpfchen (4) auf eine Oberfläche (22, 54) eines Feststoffs oder einer Flüssigkeit abgegeben werden, sowie eine Pipettier- oder Dosiervorrichtung zur Durchführung des Verfahrens. Um zum einen eine gezielte Abgabe kleiner Flüssigkeitströpfchen auf eine vorgegebene Stelle auf der Oberfläche (22, 54) zu erleichtern und zum anderen eine Ablösung und genaue Dosierung der Tröpfchen (4) aus einer Austrittsöffnung (30) einer Kapillare (2) oder eines anderen Flüssigkeitsspeichers in einer größeren Entfernung von der Oberfläche (22, 54) zu ermöglichen, wird erfindungsgemäß die Oberfläche (22, 54) auf ein elektrisches Potential aufgeladen, so daß die Tröpfchen (4) leichter von einem Rand der Austrittsöffnung (30) abgelöst und von der Oberfläche (22, 54) angezogen werden.
Description
Die Erfindung betrifft ein Pipettier- oder Dosierverfahren, bei
dem kleine Flüssigkeitströpfchen auf eine Oberfläche eines
Feststoffs oder einer Flüssigkeit abgegeben werden. Die
Erfindung betrifft auch eine Pipettier- oder Dosiervorrichtung,
mit der sich kleine Flüssigkeitströpfchen auf eine Oberfläche
eines Feststoffs oder einer Flüssigkeit abgegeben lassen,
insbesondere zur Durchführung des zuvor genannten Verfahrens.
Die Abgabe kleiner Flüssigkeitströpfchen mit Tropfenvolumina im
unteren µl-Bereich und kleiner, insbesondere aus den
Austrittsöffnungen von Pipetten, dünnen Kapillaren oder anderen
Flüssigkeitsspeichern kann Probleme bereiten, weil sich die
Tröpfchen je nach Tröpfchengröße und Oberflächeneigenschaften
der Tröpfchenflüssigkeit von selbst nur schwer, unvollständig
oder gar nicht vom Rand der Austrittsöffnung ablösen. Die
Ursache dafür sind Oberflächenkräfte, insbesondere
Adhäsionskräfte zwischen dem Tröpfchen und dem Rand der
Austrittsöffnung, sowie Kohäsionskräfte zwischen den Molekülen
der Flüssigkeit innerhalb des Tröpfchens und innerhalb des
Flüssigkeitspeichers, z. B. dem Inneren der Kapillare, die z. B.
beim Pipettieren der Schwerkraft des Tröpfchens entgegenwirken.
Diese Probleme können dadurch vermieden werden, daß man zum
Beispiel beim Pipettieren von Hand die anhaftenden Tröpfchen
abstreift. Das Abstreifen kann jedoch dazu führen, daß das
Tröpfchen etwas zu früh oder zu spät mit der Oberfläche in
Berührung tritt und sich somit nicht genau an der gewünschten
Stelle befindet. Außerdem kann eine Beschädigung der
Kapillaren- oder Pipettenspitze verursacht werden, wenn diese
beim Abstreifen des Tröpfchens die Oberfläche berührt. Weiter
kann beim Pipettieren oder Dosieren von Tröpfchen in
Flüssigkeiten die Spitze der Kapillare oder Pipette zum Abgeben
der Tröpfchen in die Flüssigkeit eingetaucht werden, während
beim Pipettieren oder Dosieren auf feste Oberflächen, wie
beispielsweise beim Pipettieren in die leeren Reaktionsmulden
einer Mikrotiterplatte oder auf einen Sensor zur Bestimmung
eines Flüssigkeitsparameters, die Kapillare oder Pipettenspitze
an die Oberfläche angenähert werden kann, bis das Tröpfchen mit
seiner Unterseite die Oberfläche berührt, so daß die
auftretenden Adhäsionskräfte zwischen der Tröpfchenflüssigkeit
und der Oberfläche in Verbindung mit der Schwerkraft für ein
Ablösen des Tröpfchens sorgen und dadurch die genannten
Probleme überwunden werden. Jedoch ist sowohl beim Pipettieren
oder Dosieren in Flüssigkeit als auch beim Pipettieren oder
Dosieren auf feste Oberflächen auch diese Vorgehensweise mit
Nachteilen verbunden. Im zuerst genannten Fall kommt es durch
das Eintauchen in die Flüssigkeit zu einer Kontamination der
Kapillare oder Pipettenspitze, während im zuletzt genannten
Fall die Kapillare oder Pipettenspitze bis auf weniger als
einen Millimeter an die Oberfläche angenähert werden muß,
wodurch infolge des geringen Sicherheitsabstandes die Gefahr
von Beschädigungen der Spitze ebenfalls verhältnismäßig groß
ist.
Aus der DE 197 36 334 A1 ist bereits ein Pipettierverfahren der
eingangs genannten Art bekannt, bei dem eine Berührung zwischen
einer Kapillare und einer Flüssigkeit, in die aus der Kapillare
kleine Tröpfchen abgegeben werden sollen, vermieden wird, indem
man das freie Ende der Kapillare in unmittelbare Nähe der
Flüssigkeitsoberfläche bringt, d. h. in einen Abstand, der
kleiner als der Tröpfchendurchmesser ist, und anschließend die
Tröpfchen direkt auf die Flüssigkeitsoberfläche pipettiert.
Jedoch kann auch diese Vorgehensweise zu Schwierigkeiten
führen, insbesondere bei Verwendung von Kapillaren, die unter
einem spitzen Winkel zur Flüssigkeitsoberfläche angeschliffen
sind, weil es dort vor einer Berührung zwischen einem an der
Austrittsöffnung anhaftenden Tröpfchen und der Oberfläche der
Flüssigkeit zu einer Berührung zwischen der letzteren und der
Spitze der Kapillare kommt.
Weiter ist es bereits bekannt, zum Pipettieren oder Dosieren
kleiner Flüssigkeitsmengen aus einer Kapillare winzige
Tröpfchen der Flüssigkeit mittels eines in der Nähe des
Austrittsendes der Kapillare angeordneten, die Kapillare
umgebenden Piezokristalls aus der Kapillare auszustoßen. Der
Piezokristall verformt sich beim Anlegen einer Spannung und
bewirkt dadurch eine starke Einschnürung des Innenquerschnitts
der Kapillare, was dazu führt, daß die im Bereich der
Querschnittseinschnürung und/oder zwischen dieser und dem
Austrittsende angeordnete Flüssigkeit ausgestoßen wird. Jedoch
ist dabei die abgegebene Flüssigkeitsmenge stark von der
Viskosität der Flüssigkeit abhängig, so daß zum Beispiel
Veränderungen der Umgebungstemperatur zu Abweichungen der
gewünschten Menge führen können.
Ausgehend hiervon liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, ein
Verfahren und eine Vorrichtung der eingangs genannten Art
dahingehend zu verbessern, daß sich kleine
Flüssigkeitströpfchen gezielt auf eine vorgegebene Stelle auf
der Oberfläche abgeben lassen und sich bei der Abgabe aus einer
Austrittsöffnung eines Flüssigkeitsspeichers bereits in einer
größeren Entfernung von der Oberfläche von der Austrittsöffnung
ablösen und genau dosieren lassen.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß
mindestens die Oberfläche auf ein elektrisches Potential
aufgeladen wird, wobei zur Abgabe der Tröpfchen aus der
Austrittsöffnung eines Flüssigkeitsspeichers zur Unterstützung
auch noch ein Rand der Austrittsöffnung auf ein Potential mit
entgegengesetzter Polarität aufgeladen werden kann, um die
Potentialdifferenz zwischen Oberfläche und Austrittsöffnung und
damit die Anziehungskräfte in Richtung der Oberfläche zu
verstärken.
Der Erfindung liegt der Gedanke zugrunde, daß durch eine
elektrische Aufladung der Oberfläche auf eine vorgegebene
Polarität ein Flüssigkeitströpfchen, das an seiner Unterseite
eine durch Influenz und/oder die elektrische Aufladung des
Randes der Austrittsöffnung hervorgerufene Ansammlung von
Ladungen mit entgegengesetzter Polarität trägt, in Richtung der
Oberfläche angezogen wird, wobei es Feldlinien des elektrischen
Feldes folgt, so daß die Stelle, an der es auf die Oberfläche
auftrifft genau der Stelle entspricht, an der diese Feldlinien
auf die Oberfläche auftreffen. Die Anziehungskräfte zwischen
der Oberfläche und dem Flüssigkeitströpfchen sorgen darüber
hinaus für eine bessere Ablösung des Tröpfchens vom Rand der
Austrittsöffnung indem sie, gewöhnlich in Richtung der
Schwerkraft wirkend, den oben erläuterten Adhäsions- und
Kohäsionskräften entgegenwirken.
Das elektrische Potential der Oberfläche muß so hoch sein, daß
die elektrischen Anziehungskräfte zwischen den elektrischen
Ladungen auf einem am Rand einer Austrittsöffnung anhaftenden
Tröpfchen und den elektrischen Ladungen mit entgegengesetzter
Polarität auf der Oberfläche ausreichend groß sind, um in
Verbindung mit der Schwerkraft eine Ablösung des Tröpfchens zu
bewirken. Andererseits darf die Potentialdifferenz zwischen der
Oberfläche und dem Rand der Austrittsöffnung jedoch nicht zu
groß gewählt werden, um einen Funkenüberschlag durch die
isolierende Luftschicht zu vermeiden.
Durch die erfindungsgemäße Lösung können die kleinen
Flüssigkeitströpfchen bereits in einem Abstand von der
Oberfläche abgelöst werden, der einem Mehrfachen des
Tröpfchendurchmessers entspricht, so daß ein Kontakt mit der
Oberfläche sicher vermieden werden kann. Da im Unterschied zu
dem oben genannten Abgabeverfahren mittels eines
piezoelektrischen Aktuators die Tröpfchenabgabe in zwei
Schritten erfolgen kann, nämlich zuerst Tröpfchenbildung und
dann Tröpfchenablösung, ist es unabhängig von der Viskosität
der Flüssigkeit allein durch eine entsprechend genaue Dosierung
bei der Tröpfchenbildung möglich, hohe Dosiergenauigkeiten zu
erreichen.
Wenn die Oberfläche aus einem elektrischen Isolator besteht,
kann das Potential zum einen durch eine elektrostatische
Aufladung der Oberfläche erzeugt werden, beispielsweise durch
Reibungs- oder Berührungselektrizität, indem man an einer
Unterseite des Isolators ein Katzenfell oder eine andere
Einrichtung entlangbewegt, die für eine elektrostatische
Aufladung des Isolators sorgt. Zum anderen ist es möglich,
unter der Oberfläche, d. h. zumindest unter den Stellen, auf
welchen die Tröpfchen abgegeben werden sollen, einen
elektrischen Leiter anzuordnen, der mit dem einen Pol einer
Spannungsquelle verbunden ist. Der andere Pol der
Spannungsquelle kann mit dem Rand der Austrittsöffnung oder mit
dem Flüssigkeitsspeicher verbunden sein, um die
Potentialdifferenz zu verstärken, jedoch kann er, zum Beispiel
beim Pipettieren von Hand, auch mit einem beliebigen, von der
Oberfläche entfernten Punkt verbunden sein, wobei in diesem
Fall die Ladungstrennung im Tröpfchen allein auf Influenz
beruht. Wenn die Oberfläche aus einem elektrisch leitenden
Material besteht, kann zur Erzeugung des Potentials an der
Oberfläche selbst eine elektrische Spannung angelegt werden.
Eine bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung sieht vor, daß das
Potential der Oberfläche bzw. die Potentialdifferenz oder
Spannung zwischen der Oberfläche und der Austrittsöffnung im
Bereich von 30 bis 3000 V/mm Abstand und vorzugsweise zwischen
80 und 1000 V/mm Abstand zwischen der Oberfläche und der
Austrittsöffnung bzw. dem am Rand derselben anhaftenden
Tröpfchen am Punkt der größten gegenseitigen Annäherung
beträgt.
Eine weitere bevorzugte Ausgestaltung der Erfindung besteht
darin, über der Oberfläche ein starkes elektrisches Feld
aufzubauen, in dem die Feldlinien zu derjenigen Stelle der
Oberfläche verlaufen, auf die ein Tröpfchen abgegeben werden
soll, wobei sich gemäß einer weiteren vorteilhaften
Ausgestaltung der Erfindung die Richtung der Feldlinien
gesteuert verändern läßt, um den Bewegungsweg eines
abzugebenden Tröpfchens zu verändern. Beispielsweise kann das
Feld zwischen zwei horizontalen Platten eines
Plattenkondensators erzeugt werden, auf deren unterer eine
Mikrotiterplatte aufliegt, während die obere eine Bohrung
aufweist, in welche die Kapillare etwas nach unten überstehend
eingesetzt ist. Wenn die untere Platte nach einer Seite hin
horizontal verschoben wird, während die obere Platte und die
Mikrotiterplatte ortsfest bleiben, verändert sich die Richtung
der Feldlinien und damit der Ort, an dem die abgelösten
Tröpfchen in einer Reaktionsmulde der Platte auftreffen,
beispielsweise weg von der Mitte der Mulde hin zu deren Rand.
Alternativ können jedoch auch die Feldlinien selbst umgelenkt
werden, beispielsweise durch Veränderung der Geometrie der
Vorrichtung.
Um insbesondere beim Pipettieren von elektrisch leitenden
Flüssigkeiten oder beim Dosieren in elektrisch leitende
Flüssigkeiten, wie beispielsweise Salzlösungen, einen Stromfluß
zwischen der Austrittsöffnung einer Kapillare oder eines
anderen Flüssigkeitsspeichers und der Oberfläche sicher zu
vermeiden, wenn zwischen diesen eine Spannung angelegt wird,
wird das zur Oberfläche benachbarte freie Ende der Kapillare in
einem Mindestabstand von der Oberfläche gehalten, der
vorzugsweise um ein Mehrfaches größer ist als der Durchmesser
eines abzugebenden Tröpfchens, so daß beim Ablösen des
Tröpfchens die Bildung einer Flüssigkeitsbrücke zwischen dem
noch anhaftenden Tröpfchen und der benachbarten Oberfläche
verhindert wird.
Die Tröpfchen, die mit dem Verfahren und der Vorrichtung der
Erfindung abgegeben werden können, weisen Volumina auf, die in
Abhängigkeit von den genannten Einflußgrößen, wie zum Beispiel
Oberflächeneigenschaften, Potentialdifferenz oder Abstand von
der Oberfläche, in einem großen Bereich liegen können, jedoch
findet die Erfindung vorzugsweise bei Tröpfchenvolumina im
unteren µl-Bereich und im nl- und pl-Bereich Anwendung.
Im folgenden wird die Erfindung anhand zweier in der Zeichnung
dargestellter Ausführungsbeispiele näher erläutert. Es zeigen:
Die Fig. 1a bis c: eine schematische teilweise geschnittene
Seitenansicht einer Kapillare einer erfindungsgemäßen
Pipettiervorrichtung beim Abgeben eines kleinen
Flüssigkeitströpfchens auf die Oberfläche einer Reaktionsmulde
in drei Stadien der Flüssigkeitsabgabe.
Fig. 2: eine schematische Seitenansicht eines
Handpipettiergeräts zum Abgeben von Tröpfchen auf eine Platte
und eine Einrichtung zur elektrostatischen Aufladung der
Plattenoberfläche durch Reibungselektrizität.
Aus der in der Zeichnung dargestellten Kapillare 2 sollen
nacheinander mehrere kleine Flüssigkeitströpfchen 4 mit einem
Volumen von jeweils 2 µl in eine von mehreren Reaktionsmulden 6
(nur eine dargestellt) einer aus Kunststoff bestehenden
Mikrotiterplatte 8 oder einer anderen Aufnahmeplatte abgegeben
werden, die unter dem freien Ende 10 der Kapillare 2 angeordnet
ist und in Bezug zur Kapillare 2 in Richtung des Pfeils A
verschiebbar ist. Die Kapillare 2 kann Teil eines
Handpipettiergeräts oder eines automatisches Pipettiergeräts
sein, das eine oder mehrere Kapillaren 2 aufweist.
Die in Fig. 1a bis c dargestellte Kapillare 2 besteht aus einem
dünnen zylindrischen Rohr 12 das einen als Flüssigkeitsspeicher
dienenden röhrenförmigen Hohlraum mit einem gleichförmigen
Innendurchmesser umgibt. Zum Ansaugen und Abgeben von
Flüssigkeit ist in der Kapillare 2 ein Kolben 14 gesteuert in
Längsrichtung der Kapillare 2 verschiebbar, dessen
Außendurchmesser dem Innendurchmesser des Rohrs 12 entspricht.
Am freien Ende der Kapillare 2 ist das Rohr 12 schräg
angeschliffen, so daß seine Stirnfläche dort unter einem
spitzen Winkel zur Oberseite der Platte 8 ausgerichtet ist und
in einer Spitze 16 endet.
Der Abstand zwischen der Spitze 16 der Kapillare 2 und der
Oberfläche einer Reaktionsmulde 6 in der Mikrotiterplatte 8
beträgt etwa 5 bis 6 mm. Die Mikrotiterplatte 8 und die
Kapillare 2 sind elektrisch voneinander isoliert.
Auf der Unterseite der Mikrotiterplatte 8 befindet sich jeweils
unter der Mitte jeder Reaktionsmulde 6 ein Kupferplättchen 18,
dessen Durchmesser kleiner als der Durchmesser der zugehörigen
Reaktionsmulde 6 ist. Die Kupferplättchen 18 sind jeweils durch
nicht dargestellte elektrische Leiter mit einem negativen
Anschluß - einer Gleichspannungsquelle 20 verbindbar, an der
eine Gleichspannung von 3000 V anliegt. Der andere Anschluß +
der Gleichspannungsquelle 20 kann mit einer Halterung (nicht
dargestellt) der Kapillare 2 verbunden sein, jedoch ist bei dem
dargestellten Ausführungsbeispiel der in einem großen Abstand
von der Platte 8 angeordnete Anschluß + unbesetzt. Die Polung
der Spannungsquelle 20 kann auch umgekehrt sein.
Zum Abgeben eines kleinen Flüssigkeitströpfchens 4 aus einer
Austrittsöffnung 30 in der schrägen Stirnfläche der Kapillare 2
in eine darunterliegende Reaktionsmulde 6 der Mikrotiterplatte
8 wird zuerst der Kolben 14 in der mit Flüssigkeit gefüllten
Kapillare 2 aus der in Fig. 1a dargestellten Ausgangsstellung
um eine vorbestimmte Strecke H (Fig. 1a) in Richtung der
Austrittsöffnung 30 verschoben, wobei die Strecke H so gewählt
ist, daß das Produkt aus der Strecke H und dem kreisförmigen
Innenquerschnitt der Kapillare 2 genau dem abzugebenden
Flüssigkeitsvolumen, im vorliegenden Fall 2 µl, entspricht.
Dadurch tritt ein Flüssigkeitströpfchen 4 mit diesem Volumen
und einem Durchmesser von etwa 1,23 mm aus dem Hohlraum im
Inneren der Kapillare 2 aus, bleibt jedoch an der Stirnfläche
der Kapillare 2 haften, wie in Fig. 1b dargestellt, wenn die
Adhäsionskräfte zwischen dem Rand der Austrittsöffnung 30 und
der Tröpfchenflüssigkeit sowie die Kohäsionskräfte zwischen der
Flüssigkeit innerhalb des Tröpfchens 4 und innerhalb des
angrenzenden Hohlraums im Inneren der Kapillare 2 die auf das
Tröpfchen 4 einwirkende Schwerkraft übersteigen, wie dies bei
Tröpfchen dieser Größe im Allgemeinen der Fall ist.
Um das Tröpfchen 4 von der Stirnfläche der Kapillare 2
abzulösen und in die Reaktionsmulde 6 abzugeben, wird der
negative Anschluß - der Gleichspannungsquelle 20 über den
Leiter 24 mit dem Kupferplättchen 18 unter der unterhalb der
Kapillare 2 befindlichen Reaktionsmulde 6 verbunden. Durch die
angelegte Hochspannung wird über dem Kupferplättchen 18 ein
elektrisches Feld erzeugt, dessen Feldlinien das elektrisch
isolierende Kunststoffmaterial der Platte 8 im Bereich der
Mulde 6 vertikal durchsetzen und über der Mulde 6 nach oben
verlaufen, wo sie dann divergieren und seitlich der Mulde 6 zur
Unterseite des Kupferplättchens 18 zurückkehren. Zwei der
Feldlinien sind in Fig. 1c mit strichpunktierten Linien
schematisch angedeutet.
Im Bereich der Feldlinien wird auf der Oberfläche 22 der
Reaktionsmulde 6 ein negatives Potential erzeugt (durch -
angezeigt), während sich in dem in den Bereich der Feldlinien
eintauchenden Tröpfchen 4 an der Spitze der Kapillare 2 durch
Influenz auf der Unterseite positive Ladungen sammeln (durch +
angezeigt). Zwischen diesen entgegengesetzten Ladungen + und -
wirken elektrische Anziehungskräfte, die in Verbindung mit der
auf das Tröpfchen 4 einwirkenden Schwerkraft bewirken, daß
dieses sich von der Spitze der Kapillare 2 löst und sich
entlang der Feldlinien nach unten zur Oberfläche 22 der
Reaktionsmulde 6 bewegt, wo es selbst dann oberhalb des
Plättchens 18 auftrifft, wenn die Kapillare 2 versehentlich
nach einer Seite zu versetzt ist.
Wenn an Stelle eines einzigen Tröpfchens 4 mehrere kleine
Tröpfchen nacheinander aus der Kapillare 2 in die Mulde 6
dosiert werden sollen, wird die Flüssigkeit durch eine stetige
Abwärtsbewegung des Kolbens 14 kontinuierlich aus der Kapillare
2 ausgestoßen, während die Spannung aufrechterhalten wird.
Dadurch lösen sich nacheinander einzelne Tröpfchen mit einem
kleineren Volumen von der Kapillare 2, wobei die Größe dieses
Volumens von der angelegten Spannung und vom Abstand zwischen
der Austrittsöffnung der Kapillare und der Oberfläche 22
abhängt und bei gleichbleibenden Bedingungen mit hoher
Reproduzierbarkeit konstant bleibt.
Wenn sich bereits eine Flüssigkeitsprobe in der Reaktionsmulde
6 befindet, findet beim Verbinden des Kupferplättchens 18 mit
der Spannungsquelle 20 an der Oberfläche der Probe ebenfalls
eine Ladungstrennung statt, die wiederum durch Influenz eine
Ladungstrennung auf der Unterseite des an der Kapillare 2
anhaftenden Tröpfchens bewirkt, so daß die elektrischen
Anziehungskräfte auch hier für ein Ablösen des Tröpfchens 4 von
der Kapillare 2 und für dessen Abgabe auf die Oberfläche
sorgen.
Nach dem Abgeben des Flüssigkeitströpfchens 4 wird die
Verbindung zwischen dem Kupferplättchen 18 und der
Spannungsquelle 20 unterbrochen und die Kapillare 2 zur
nächsten Reaktionsmulde 6 weiterbewegt, wo dann an dem unter
dieser Mulde 6 angeordneten Kupferplättchen 18 die
Gleichspannung angelegt wird.
Im Unterschied zu dem zuvor beschriebenen Ausführungsbeispiel
werden die Tröpfchen 4 bei der Pipettiervorrichtung aus Fig. 2
aus einer Kapillare 2 eines Handpipettiergeräts 40 mit einer
geraden Kapillarenspitze auf eine ebene Kunststoffplatte 42
abgegeben, auf deren Oberseite 44 mehrere Sensoren 46 zur
Bestimmung von Flüssigkeitsparametern in Form von Mikrochips in
einem Array angeordnet sind. Gegen die Unterseite 48 der Platte
42 liegt eine mit Katzenfell 50 oder einem anderen geeigneten
Material überzogene drehbare Walze 52 an, so daß die Platte 40
und damit deren Oberseite 44 beim Drehen der Walze 52 durch
Reibungselektrizität elektrostatisch aufgeladen wird, wobei die
Feldlinien in einem im Abstand vom Rand der Platte 42
angeordneten Bereich senkrecht nach oben aus der
Plattenoberseite 44 und den dort abgelegten Sensoren 46
austreten.
Um ein Tröpfchen 4 mit einem vorgegebenen Volumen aus der
Kapillare 2 an eine vorgegebene Stelle auf die Oberseite 54 von
einem der Sensoren 46 abzugeben, wird zuerst der Kolben 14 in
der Kapillare 2 so weit nach unten gedrückt, bis das Tröpfchen
4 das gewünschte Volumen besitzt, und dann die Spitze der
Kapillare 2 über der Mitte des Sensors 46 abgesenkt, bis sich
das Tröpfchen 4 von der Kapillare 2 löst und senkrecht nach
unten auf den Sensor 46 fällt. Das Ablösen des Tröpfchens 4
erfolgt dabei jeweils in einem Abstand, in dem die Schwerkraft
und die elektrischen Anziehungskräfte die Adhäsions- und
Kohäsionskräfte übersteigen.
Für andere Anwendungszwecke kann andererseits die Kapillare 2
unter gleichzeitigem stetigem Absenken des Kolbens 14 in der
Kapillare 2 schnell und gleichförmig in seitlicher Richtung
über die Oberseite einer Platte 42 bewegt werden, wodurch eine
dosierte Abgabe sehr kleiner Flüssigkeitströpfchen 4 mit einem
Volumen von wenigen nl ermöglicht wird, die entlang des
Bewegungspfades der Kapillare 2 wie Perlen auf einer Schnur
nebeneinander aufgereiht sind.
Mit dem erfindungsgemäßen Verfahren und der erfindungsgemäßen
Vorrichtung ist somit eine Abgabe von Flüssigkeitströpfchen und
eine sehr genaue Dosierung der Flüssigkeit ohne die Gefahr
einer Kontamination oder Beschädigung der Kapillaren möglich.
Claims (24)
1. Pipettier- oder Dosierverfahren, bei dem kleine
Flüssigkeitströpfchen auf eine Oberfläche eines Feststoffs oder
einer Flüssigkeit abgegeben werden, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche auf ein elektrisches Potential aufgeladen wird,
so daß die Tröpfchen (4) von der Oberfläche (22, 54) angezogen
werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
über der Oberfläche ein elektrisches Feld erzeugt wird, dessen
Feldlinien mindestens teilweise zu den Stellen der Oberfläche
(22, 54) verlaufen, auf welche die Tröpfchen (4) abgegeben
werden sollen.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche (54) elektrostatisch aufgeladen wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Flüssigkeitströpfchen (4) aus einer
Austrittsöffnung (30) eines Flüssigkeitsspeichers (2) abgegeben
werden, und daß zwischen der Austrittsöffnung (30) und der
Oberfläche (22, 54) eine Potentialdifferenz hergestellt wird,
die ein Ablösen der Flüssigkeitströpfchen (4) von der
Austrittsöffnung (30) bewirkt.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die
Potentialdifferenz und der Abstand der Austrittsöffnung (30)
von der Oberfläche (22, 54) so gewählt werden, daß die auf ein
Flüssigkeitströpfchen (4) einwirkenden elektrischen Kräfte und
die auf das Flüssigkeitströpfchen (4) einwirkende Schwerkraft
Adhäsionskräfte zwischen dem Flüssigkeitströpfchen (4) und
einem Rand der Austrittsöffnung (30) und Kohäsionskräfte
zwischen den Molekülen der Flüssigkeit im Tröpfchen (4) und im
Speicher (2) übersteigen.
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die Potentialdifferenz zwischen der Oberfläche (22, 54) und
der Austrittsöffnung (30) zwischen 30 und 3000 V pro mm
Abstand, vorzugsweise zwischen 80 und 1000 V pro mm Abstand
beträgt.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 6, dadurch
gekennzeichnet, daß die Potentialdifferenz hergestellt wird,
indem die Oberfläche (22, 54) auf ein elektrisches Potential
aufgeladen und die Austrittsöffnung (30) so weit an die
Oberfläche (22, 54) angenähert wird, daß in einem an ihrem Rand
anhaftenden Tröpfchen durch Influenz eine Ladungstrennung
stattfindet.
8. Verfahren nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche (54) durch Reibungs- oder
Berührungselektrizität elektrisch aufgeladen wird.
9. Verfahren nach Anspruch 1 oder 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die Oberfläche (22) durch Anlegen einer Spannung zwischen
der Oberfläche (22) oder einem unterhalb der Oberfläche (22)
angeordneten elektrischen Leiter (18) und einem Rand der
Austrittsöffnung (30) oder einem entfernt von der Oberfläche
angeordneten elektrischen Leiter elektrisch aufgeladen wird.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 4 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß zwischen der Oberfläche (22, 54) und der
Austrittsöffnung (30) ein elektrisches Feld erzeugt wird,
dessen Feldlinien mindestens teilweise von der Austrittsöffnung
(30) zur Oberfläche (22, 54) verlaufen.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß
der Bewegungsweg der Tröpfchen (4) zur Oberfläche (22, 54)
durch die Richtung der elektrischen Feldlinien gesteuert wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß
die Richtung der elektrischen Feldlinien verändert wird, um den
Bewegungsweg der Tröpfchen (4) zur Oberfläche (22) zu
verändern.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch
gekennzeichnet, daß die Austrittsöffnung (30) in einem
Mindestabstand von der Oberfläche (18) gehalten wird, der
größer ist als der Durchmesser der abgegebenen Tröpfchen (4).
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß
der Mindestabstand ein Mehrfaches des Tröpfchendurchmessers
beträgt.
15. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß das Volumen eines abzugebenden
Flüssigkeitströpfchens (4) durch Ausstoßen einer vorgegebenen
Flüssigkeitsmenge aus der Austrittsöffnung (2) vordosiert wird.
16. Verfahren nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß
das Tröpfchen (4) mit vordosiertem Volumen aus der
Austrittsöffnung (30) ausgestoßen wird, bevor eine
Potentialdifferenz zwischen der Austrittsöffnung (30) und der
Oberfläche (22, 54) hergestellt wird, durch die das Tröpfchen
(4) von einem Rand der Austrittsöffnung (30) abgelöst wird.
17. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß Flüssigkeit aus der Austrittsöffnung (30)
in das elektrische Feld ausgestoßen wird, wobei ein
Flüssigkeitströpfchen (4) von einem Rand der Austrittsöffnung
(30) abgelöst wird, wenn die auf das Flüssigkeitströpfchen (4)
einwirkenden elektrischen Kräfte und die auf das
Flüssigkeitströpfchen (4) einwirkende Schwerkraft
Adhäsionskräfte zwischen dem Flüssigkeitströpfchen (4) und
einem Rand der Austrittsöffnung (30) und Kohäsionskräfte
zwischen den Molekülen der Flüssigkeit im Tröpfchen (4) und im
Speicher (2) übersteigen.
18. Pipettier- oder Dosiervorrichtung, mit der sich kleine
Flüssigkeitströpfchen auf eine Oberfläche eines Feststoffs oder
einer Flüssigkeit abgegeben lassen, insbesondere zur
Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 17,
gekennzeichnet durch eine Einrichtung (20; 50, 52) zum Aufladen
der Oberfläche (22, 54) auf ein elektrisches Potential, das die
Tröpfchen (4) zur Oberfläche (22, 54) hin anzieht.
19. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß
die Einrichtung eine elektrische Spannungsquelle (20) umfaßt.
20. Vorrichtung nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß
die Spannungsquelle (20) mit der Oberfläche (22) oder einem
unterhalb der Oberfläche (22) angeordneten elektrischen Leiter
(18) sowie einem Rand der Austrittsöffnung (30) oder einem
entfernt von der Oberfläche (22) angeordneten elektrischen
Leiter verbunden ist.
21. Vorrichtung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß
die Einrichtung eine Einrichtung (50, 52) zur Erzeugung von
Reibungs- oder Berührungselektrizität umfaßt.
22. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 bis 21, dadurch
gekennzeichnet, daß die Oberfläche (22, 54) aus einem
elektrisch isolierenden Material besteht.
23. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 18 bis 22,
gekennzeichnet durch einen Flüssigkeitsspeicher (2) mit einer
Austrittsöffnung (30) zum Abgeben der Tröpfchen (4) und eine
Einrichtung (20; 22, 54) zum Herstellen einer
Potentialdifferenz zwischen der Austrittsöffnung (30) und der
Oberfläche (22, 54).
24. Vorrichtung nach Anspruch 23, dadurch gekennzeichnet, daß
der Flüssigkeitsspeicher eine Pipette oder Kapillare (2) ist.
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