DE19838490A1 - Lenksystem mit hydraulischer Rückfallebene - Google Patents
Lenksystem mit hydraulischer RückfallebeneInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft ein Lenksystem für Kraftfahrzeuge mit wenigstens einem am Lenkgetriebe (20) der gelenkten Räder (13, 14) angebrachten elektromotorischen Lenksteller (17), einem mit dem Lenksteller (17) über ein Regelsystem verbundenen, den Lenkwunsch des Fahrers erfassenden Geber, der am Lenkrad (1) angebracht ist, und einem Notlenkkreis (5-11, 15), der bei sicherheitsrelevanten Störungen oder einem Ausfall des Lenkstellers (17) und/oder des Gebers oder des Regelsystems einen diese Komponenten überbrückenden oder außer Funktion setzenden Notlenkbetrieb ermöglicht, der sich durch einen geschlossenen Hydraulikkreis, bestehend aus einer ersten Hydraulikkolbeneinheit (5, 6) mit einem mit der Lenkradbewegung verschiebbaren Kolben, wenigstens einer mit der ersten Hydraulikkolbeneinheit (5, 6) durch Hydraulikleitungen verbundenen radseitigen zweiten Hydraulikkolbeneinheit (15), die eine die Lenkstellung der Räder (13, 14) stellenden verschiebbaren Kolben hat, und Schaltmittel (3; 9) auszeichnet, die im Notlenkbetrieb die Wirkverbindung oder den Kraftschluß des hydraulischen Notlenkkreises zwischen dem Lenkrad (1) und der gelenkten Achse bzw. den Rädern ein- und im Normalbetrieb abschalten.
Description
Die Erfindung betrifft ein Lenksystem für Kraftfahrzeuge mit
wenigstens einem am Lenkgetriebe eines gelenkten Rades bzw. an
den Lenkgestängen der gelenkten Räder angebrachten
elektromotorischen Lenksteller, einem mit dem Lenksteller über
ein Regelsystem verbundenen, den Lenkwunsch des Fahrers
erfassenden Geber, der am Lenkrad angebracht ist, und einem
Notlenkkreis, der bei sicherheitsrelevanten Störungen oder einem
Ausfall des oder der Lenksteller und/oder des Gebers oder des
Regelsystems einen diese Komponenten überbrückenden oder außer
Funktion setzenden Notlenkbetrieb ermöglicht.
Ein derartiges Lenksystem ist aus DE 195 40 956 C1 bekannt. Ein
Lenksystem dieser Art wird allgemein als ein SBW-Lenksystem
(steer-by-wire) bezeichnet. Die Lenkung der gelenkten Räder
geschieht dabei ohne eine definierte mechanische Kopplung
zwischen dem Lenkrad und den gelenkten Rädern durch einen
elektromotorischen Lenksteller, der am Lenkgetriebe der
Vorderachse oder an beiden Vorderrädern angebracht ist. Der
Fahrerlenkwunsch wird am Lenkrad durch einen Geber abgegriffen.
Die Rückwirkungen der Straße können dem Fahrer durch einen am
Lenkrad angebrachten Simulator bzw. Rückstellmotor übermittelt
werden.
Sicherheitstechnisch ist ein solches SBW-System als kritisch
anzusehen, wenn keine beim Ausfall seine Funktion einfach
abschaltenden Mittel vorgesehen sind. Für diesen Fehlerfall muß
also eine zusätzliche "Rückfallebene" vorgesehen sein, die es
erlaubt, das Fahrzeug im Notbetrieb weiterzulenken. Dabei können
Einbußen des Lenkkomforts in Kauf genommen werden.
Die Rückfallebene des in der oben genannten DE 195 40 956 C1
beschriebenen Lenksystems ist mit einer mechanischen
Antriebsverbindung zwischen dem Lenkrad und einer
Lenkgetriebeanordnung zur Lenkbetätigung der Fahrzeugräder
versehen. Diese mechanische Antriebsverbindung läßt sich durch
Öffnen einer Kupplung auftrennen, wobei in diesem Fall die
Lenkhandhabe lediglich mit der Lenkgetriebeanordnung gekoppelt
ist, und erlaubt, daß in Abhängigkeit von einem Stellhub- und/oder
einer Stellgeschwindigkeit der Lenkhandhabe Sollwerte
für den Lenkwinkel der Fahrzeuglenkräder vorgegeben werden
können. Dem Sicherheitsaspekt ist bei dem bekannten Lenksystem
dadurch Rechnung getragen, daß sich die Kupplung ohne weiteres
in ihren geschlossenen Zustand versetzen läßt, womit der
mechanische Durchtrieb zwischen der Lenkhandhabe, d. h. dem
Lenkrad, und den gelenkten Fahrzeugrädern, sobald Fehler in der
Regelstrecke auftreten, wiederherstellbar ist.
Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Lenksystem mit einem
flexibleren Notlenkkreis durch den Einsatz einer hydraulischen
Rückfallebene zu ermöglichen.
Gemäß einem wesentlichen Aspekt der Erfindung dient als
Rückfallebene, d. h. als Notlenkkreis, ein geschlossener
Hydraulikkreis, der aus einer ersten Hydraulikkolbeneinheit
besteht, die einen mit der Lenkradbewegung verschiebbaren Kolben
hat, und die durch Hydraulikleitungen mit wenigstens einer
zweiten radseitigen Hydraulikkolbeneinheit verbunden ist, die
einen die Lenkstellung der Räder bzw. des zugehörigen Rades
einstellenden verschiebbaren Kolben haben bzw. hat. Der
Notlenkkreis weist ferner Schaltmittel auf, die im
Notlenkbetrieb den Kraftschluß des hydraulischen Notlenkkreises
zwischen dem Lenkrad und der gelenkten Achse bzw. den gelenkten
Rädern ein- und im Normalbetrieb abschalten. Somit sind beide
Seiten dieser Hydraulikkolbeneinheiten durch Hydraulikleitungen
miteinander verbunden.
Gemäß einer ersten Ausführungsform ist eine der beiden
Hydraulikkolbeneinheiten im Normalbetrieb durch ein Bypassventil
überbrückt. Dieses Bypassventil wird im Fehler- oder
Störungsfall durch ein elektrisches Ventil abgeschaltet. Dieses
Ventil muß stromlos geschlossen sein, um bei Ausfall des
Bordnetzes die Rückfallebene starten zu können.
Gemäß einer zweiten alternativen Ausführungsform weisen die
Schaltmittel eine zwischen dem Lenkrad und der hydraulischen
Notlenkeinheit liegende Kupplung auf. Im Normalbetrieb des
Lenksystems ist der gesamte Notlenk-Hydraulikkreis vom Lenkrad
abgetrennt. Die Kupplung ist somit im Normalbetrieb offen und
wird im Fehlerfall geschlossen. Auch hier muß das Schließen der
Kupplung stromlos erfolgen, um auch bei Ausfall des Bordnetzes
die Rückfallebene aktivieren zu können.
Die Schaltmittel, d. h. das Bypassventil oder die Kupplung können
funktionell mit einer elektronischen Steuereinheit verbunden
sein, die Signale, die Störungen oder den Ausfall der
Komponenten des Regelsystems, des Lenkstellers und/oder des
Gebers betreffen, erkennt oder erzeugt und die ein Schaltsignal
erzeugt, mit dem das Bypassventil für den Notlenkbetrieb
geschlossen oder die Kupplung geschlossen wird.
Durch gezielte Auslegung der Kolbenquerschnitte der ersten und
zweiten Hydraulikkolbeneinheit kann eine Lenkübersetzung
hergestellt werden, die es dem Fahrer erlaubt, trotz Ausfall der
Servounterstützung das Fahrzeug zu lenken.
Überwachungsmittel, die den geschlossenen, d. h. nicht defekten,
Zustand des hydraulischen Notlenkkreises überwachen, können
mittels eines kleinen Federspeichers realisiert werden, der
einen definierten Druck im Hydraulikkreis herstellt. Dieser
definierte Druck läßt sich mit einem Sensor überwachen und damit
eine evtl. Leckage erkennen.
Bei einer erweiterten Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Lenksystems wird jedes Rad durch einen separaten
elektromotorischen Lenksteller gelenkt. Dementsprechend besitzt
auch jedes Rad eine eigene Hydraulikkolbeneinheit des
Notlenkkreises, die konstruktiv mit dem Elektromotor des
Lenkstellers so gekoppelt ist, daß bei Ausfall der
Elektromotoren die Räder über die Hydraulikkolbeneinheit des
Notlenkkreises gelenkt werden können.
Die beiden Elektromotoren, die zur Lenkung der gelenkten Räder
dienen, sind so ausgelegt, daß sie diese Räder bei
Fahrzeugstillstand bewegen können. Bewegt sich das Fahrzeug,
nehmen die Radkräfte stark ab, so daß jeweils einer der beiden
Elektromotoren beide Räder, im Regelfall die Vorderräder, lenken
kann. Durch den geschlossenen Hydraulikkreis ist automatisch
eine Kopplung der beiden Räder sichergestellt, so daß das Rad,
bei dem der Elektromotor ausgefallen ist, automatisch durch den
anderen Elektromotor über den hydraulischen Notlenkkreis
mitgelenkt wird. Dabei ist das Bypassventil weiterhin offen (auf
Durchgang). Somit können die Räder weiterhin unabhängig von der
Lenkradstellung gelenkt werden. Erst wenn beide Elektromotoren
ausgefallen sind, wird das Bypassventil geschlossen (hydraulisch
unterbrochen), und damit sind die Räder über die ihnen
zugeordneten Hydraulikkolbeneinheiten lenkbar. Auf diese Weise
stehen zwei Rückfallebenen zur Verfügung:
- 1. Bei Ausfall eines Elektromotors werden beide Räder durch den verbleibenden funktionierenden Elektromotor gelenkt. Die Kopplung der Räder erfolgt automatisch durch die hydraulische Rückfallebene.
- 2. Bei Ausfall beider Elektromotoren wird durch Schließen des Bypassventils oder der Kupplung der direkte Zugriff des Lenkrads auf die zweiten Hydraulikkolbeneinheiten hergestellt.
Insgesamt erzielt das erfindungsgemäße Lenksystem die Vorteile,
daß keine starre mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und
Lenksteller notwendig ist. Das bedeutet eine weitgehende
Freiheit bei der Konstruktion und der Auslegung des
Sicherheitssystems. Weiterhin ist für den Notlenkbetrieb durch
gezielte Auslegung der Kolbenquerschnitte der
Hydraulikkolbeneinheiten eine variable Lenkübersetzung möglich.
Bei einem derartigen SBW-Lenksystem (steer-by-wire) mit einer
hydraulischen Rückfallebene, die mit einem geschlossenen
Hydraulikkreis und mit Hydraulikkolbeneinheiten arbeitet, wird
bei einem Ausfall des elektrischen Systems abrupt auf den
hydraulischen Notlenkkreis umgeschaltet. Dabei kann der Fahrer
zwar durch eine Anzeige gewarnt werden; aber die
Lenkunterstützung fällt aus und es müssen die gesamten
Lenkkräfte schlagartig vom Fahrer aufgebracht werden. Um diesen
schlagartigen Übergang des Handkraftverlaufs abzumildern und ihn
nicht sprunghaft sondern allmählich beziehungsweise nur begrenzt
ansteigen zu lassen, so daß sich der Fahrer auf das
Rückfallsystem besser einstellen kann, ist es vorteilhaft, wenn
das Lenksystem gemäß Anspruch 12 mit einer Einrichtung zur
Handkraftunterstützung ausgerüstet wird. Somit ist die
Übergangsphase vom Normalbetrieb auf die Rückfallebene für den
Fahrer besser beherrschbar, da anstelle eines abrupten Übergangs
des Handkraftverlaufs dieser erheblich abgemildert
beziehungsweise begrenzt wird; vor allem in Fahrsituationen, wie
starke Kurvenfahrt oder langsame Fahrt, wo eine hohe Lenkkraft
erforderlich ist, macht sich dies besonders vorteilhaft
bemerkbar.
Besonders günstig ist es, wenn dabei die Einrichtung zur
Lenkkraftunterstützung gemäß Anspruch 13 hydraulisch ausgeführt
wird; die hydraulische Einrichtung läßt sich vorteilhaft an den
geschlossenen Hydraulikkreis anschließen und stellt dabei
ausreichend Energie zur Verfügung, so daß Handkraftbedarf und
Handkraftunterstützung zumindest zeitweise aneinander
angeglichen werden können.
Es ist aber auch zweckmäßig, wenn zur Unterstützung der
Handkraft gemäß Anspruch 21 der ohnedies vorhandene
Rückstellmotor verwendet wird, der nun anstelle seines
Rückstellbetriebs durch ein geeignetes Reglerprogramm der
elektronischen Steuereinheit auf einen Unterstützungsbetrieb
umgeschaltet wird; auch wenn sich hierbei der Handkraftbedarf
beim Umschalten auf den Notfall erhöht, weil der verfügbare
Rückstellmotor in der Regel nicht den gesamten Energiebedarf
ausgleichen kann, so ergibt sich doch für den Fahrer ein so
stark abgemilderter Sprung, daß er leicht und ohne Gefahr von
ihm beherrschbar ist.
Vorteilhafte Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Lenksystems
sind in den Unteransprüchen gekennzeichnet.
Die Erfindung wird nachstehend anhand der Zeichnung erläutert,
die vier grundsätzliche Ausführungsbeispiele darstellt.
Die Fig. 1 zeigt schematisch ein erstes Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Lenksystems, wobei ein elektromotorischer
Lenksteller mit hydraulischer Kopplung und eine erste und zweite
alternative Ausführungsform A und B für die Aktivierung des
Notlenkkreises dargestellt sind; und
Fig. 2 zeigt schematisch ein zweites Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Lenksystems mit zwei gekoppelten
elektromotorischen Lenkstellern, ebenfalls mit beiden
Alternativen A und B der Aktivierung des hydraulischen
Notlenkkreises.
Fig. 3 zeigt in vereinfachter Form ein drittes
Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lenksystems, wobei das
Lenksystem nach Fig. 1 zusätzlich mit einer hydraulischen
Handkraftunterstützung im Notlenkkreis ausgebildet ist,
Fig. 4 zeigt ein Diagramm, in dem der Handkraftbedarf beim
Übergang auf die hydraulische Rückfallebene bei dem dritten
Ausführungsbeispiel nach Fig. 3 dargestellt ist;
Fig. 5 zeigt einen Teil der dritten Ausführungsform nach Fig. 3
mit einer anderen kontinuierlichen Energieversorgung zur
Handkraftunterstützung;
Fig. 6 zeigt in vereinfachter Form ein viertes
Ausführungsbeispiel des erfindungsgemäßen Lenksystems, wobei das
Lenksystem nach Fig. 1 zusätzlich eine elektromechanische
Handkraftunterstützung im Notlenkkreis aufweist;
Fig. 7 zeigt ein Diagramm, in dem der Handkraftbedarf beim
Übergang auf die hydraulische Rückfallebene bei dem vierten
Ausführungsbeispiel nach Fig. 6 dargestellt ist.
Das in Fig. 1 schematisch gezeigte Ausführungsbeispiel des
erfindungsgemäßen Lenksystems zeigt ein sogenanntes SBW-
Lenksystem (steer-by-wire), bei dem keine direkte mechanische
Kopplung zwischen einem Lenkrad 1 und (nicht dargestellten)
gelenkten Rädern 13, 14 besteht. Statt dessen wird der
Fahrerlenkwunsch am Lenkrad 1 durch einen (nicht gezeigten)
Geber abgegriffen. Die Rückwirkungen der Straße werden durch
einen am Lenkrad 1 angebrachten Simulator 2 an den Fahrer
übermittelt. Ein elektromotorischer Lenksteller 17 greift am
Lenkgetriebe der Vorderachse 20 an. Der am Lenkrad 1 angebrachte
(nicht gezeigte) Geber sowie und der elektromotorische
Lenksteller 17 stehen über ein (gleichfalls nicht dargestelltes)
Regelsystem miteinander in Wirkverbindung, wobei dem Regelsystem
außer dem Fahrerlenkwunsch auch noch weitere (nicht gezeigte),
die Lenkung beeinflussende Größen zugeführt werden können. Der
Simulator 2 weist ein eigenes, zweites (nicht dargestelltes)
Regelsystem auf.
Sicherheitstechnisch ist das beschriebene reine SBW-System als
kritisch anzusehen, da es keine Fail-Safe-Funktion ermöglicht.
D.h., daß bei Ausfall nicht, wie z. B. bei einem
Antiblockiersystem, die Funktion einfach abgeschaltet werden
kann.
Erfindungsgemäß ist deshalb eine einen Notlenkkreis bildende
Rückfallebene vorgesehen, die aus einem geschlossenen
Hydraulikkreis aus einer ersten Hydraulikkolbeneinheit 5, 6 mit
einem mit der Lenkbewegung über ein beispielhaft als Ritzel, das
in einer Zahnstange kämmt, dargestelltes Getriebe 4
verschiebbaren Kolben und, gem. Fig. 1, einer mit der ersten
Hydraulikeinheit 5, 6 durch Hydraulikleitungen 11 verbundenen
zweiten Hydraulikkolbeneinheit 15 besteht, die einen die
Lenkstellung der Räder einstellenden verschiebbaren Kolben hat.
Hierbei sei darauf hingewiesen, daß nicht unbedingt zwei
Hydraulikkolbeneinheiten erforderlich sind. Weiterhin weist der
Hydraulikkreis Schaltmittel auf, die im Notlenkbetrieb den
Kraftschluß des hydraulischen Notlenkkreises zwischen dem
Lenkrad 1 und der gelenkten Achse 20 bzw. den Räder 13, 14
herstellen und im Normalbetrieb abschalten.
Diese Schaltmittel sind in Fig. 1 in zwei alternativen
Ausführungsbeispielen dargestellt. Eine erste mit A bezeichnete
Alternative weist einen im Notlenkbetrieb durch ein
Umschaltventil abschaltbaren Bypass 9 auf, der, wie gezeigt, die
zweite Hydraulikkolbeneinheit 15 überbrückt. Im Fehler- bzw.
Störungsfall des SBW-Lenksystems wird deshalb der Bypass 9 durch
das Umschaltventil abgeschaltet. Dieses Ventil muß stromlos
geschlossen sein, um bei Ausfall des Bordnetzes des Fahrzeugs
die Rückfallebene aktivieren zu können. Somit ist bei
geschlossenem Bypassventil, d. h. offenem Bypassweg 9, ein
hydraulischer Kraftschluß zwischen der ersten
Hydraulikkolbeneinheit 5, 6 und der zweiten
Hydraulikkolbeneinheit 15 zur Lenkung der gelenkten Achse 20
bzw. der Räder 13, 14 hergestellt.
Durch gezielte Auslegung der Kolbenquerschnitte der ersten und
zweiten Hydraulikkolbeneinheit 5, 6 und 15 kann eine
Lenkübersetzung realisiert werden, die es dem Fahrer erlaubt,
trotz Ausfall der Servounterstützung das Fahrzeug zu lenken.
Die Überwachung des geschlossenen Hydraulikkreises erfolgt
mittels eines kleinen Federspeichers 8 über ein Rückschlagventil
7. Der Federspeicher 8 stellt den definierten Druck im
Hydraulikkreis her. Dieser definierte Druck läßt sich mit einem
Sensor überwachen und damit eine Leckage des Hydrauliksystems
erkennen.
Bei der zweiten in Fig. 1 dargestellten, mit B bezeichneten
Alternative ist der Bypass 9 bzw. das Bypassventil durch eine
Kupplung 3 ersetzt, die zwischen dem Lenkrad 1 bzw. dem
Simulator 2 und dem Getriebe 4 des hydraulischen Notlenkkreises
liegt. Der Unterschied der Alternative B besteht darin, daß im
normalen SBW-Lenkbetrieb der gesamte hydraulischen Notlenkkreis
vom Lenkrad 1 abgetrennt ist. Die Kupplung 3 ist im
Normalbetrieb offen und wird im Fehlerfall geschlossen. Das
Schließen muß stromlos erfolgen, um auch bei Ausfall des
Bordnetzes die Rückfallebene, d. h. den hydraulischen
Notlenkkreis, aktivieren zu können.
Gestrichelt dargestellt ist eine elektronische Steuereinheit 10
zur Erzeugung der Schaltsignale entweder für das Ventil zum
Öffnen des Bypasses 9 im normalen Lenkbetrieb bzw. zum Schließen
des Bypasses für den Notlenkbetrieb oder zum Öffnen der Kupplung
3 im Normalbetrieb und zum Schließen derselben im Fehler- oder
Störungsfall.
Die Steuereinheit 10 kann ihrerseits Signale, die Störungen oder
Ausfall von Komponenten im Regelsystem, des Lenkstellers
und/oder des Gebers betreffen, empfangen, verarbeiten und
Signale zur Beaufschlagung des Bypassventils oder der Kupplung 3
ausgeben.
Das in Fig. 2 gezeigte zweite Ausführungsbeispiel unterscheidet
sich von dem in Fig. 1 dargestellten dadurch, daß im normalen
SBW-Lenkbetrieb jedes gelenkte Rad 13, 14 oder dessen Lenkachse
21, 22 durch einen separaten elektromotorischen Lenksteller 17,
18 gelenkt wird. Dementsprechend besitzt auch jedes Rad 13, 14
eine eigene Hydraulikkolbeneinheit 15, 16 des hydraulischen
Notlenkkreises. Jede der zuletzt genannten
Hydraulikkolbeneinheiten 15, 16 ist konstruktiv mit dem
elektromotorischen Lenksteller 17, 18 so gekoppelt, daß bei
Ausfall dieser elektromotorischen Lenksteller 17, 18 die Räder
13, 14 über die Hydraulikkolbeneinheit 15, 16 des hydraulischen
Notlenkkreises gelenkt werden können.
Die beiden elektromotorischen Lenksteller 17, 18, die zur
Lenkung der gelenkten Vorderräder 13, 14 im normalen SBW-
Lenkbetrieb dienen, sind so ausgelegt, daß sie die Räder 13, 14
bei Fahrzeugstillstand bewegen können. Bewegt sich das Fahrzeug,
nehmen die Radkräfte stark ab, so daß jeweils einer der beiden
elektromotorischen Lenksteller 17, 18 beide Vorderräder 13, 14
lenken kann.
Über die Rückfallebene des hydraulischen Notlenkkreises ist
durch den geschlossenen Hydraulikkreis 11, 12 automatisch eine
Kopplung der beiden Räder 13, 14 sichergestellt, so daß das Rad,
bei welchem der elektromotorische Lenksteller 17, 18 ausgefallen
ist, automatisch durch den anderen elektromotorischen
Lenksteller über die Rückfallebene des hydraulischen
Notlenkkreises mitgelenkt wird. Dabei ist das Bypassventil 9
gemäß Alternative A oder die Kupplung 3 gemäß Alternative B
weiterhin offen. Somit können auch in diesem Fehlerfall, d. h.
bei Ausfall eines der elektromotorischen Lenksteller 17, 18, die
Räder 13, 14 weiterhin unabhängig von der Stellung des Lenkrads
1 gelenkt werden.
Erst wenn beide elektromotorischen Lenksteller 17, 18 ausfallen,
wird das Bypassventil 9 geschlossen, d. h. die Bypassleitung
hydraulisch unterbrochen, oder die Kupplung 3 geschlossen, und
damit werden die Räder 13, 14 durch die Hydraulikkolbeneinheit
5, 6 am Lenkrad 1 lenkbar. Auf diese Weise stehen zwei
Rückfallebenen zur Verfügung:
- 1. Bei Ausfall eines elektromotorischen Lenkstellers 17, 18 werden beide Räder 13, 14 durch den verbleibenden funktionierenden Elektromotor gelenkt. Die Kopplung der Räder 13, 14 erfolgt dabei automatisch durch die hydraulische Rückfallebene.
- 2. Bei Ausfall beider elektromotorischen Lenksteller 17, 18 wird durch Schließen des Bypassventils 9 bzw. der Kupplung 3 der direkte Zugriff des Lenkrads über die Hydraulikkolbeneinheit 5, 6 hergestellt.
Die weiteren Merkmale des in Fig. 2 gezeigten
Ausführungsbeispiels, d. h. die Überwachung des Drucks im
Hydraulikkreis 11 durch den Federspeicher 8 und die beiden
Schaltmittel, d. h. das Bypassventil oder die Kupplung 3 gemäß
Alternativen A und B sind mit den in Fig. 1 gezeigten identisch
und müssen deshalb hier nicht noch einmal erläutert werden.
Die Fig. 3 zeigt in vereinfachter Form ein drittes
Ausführungsbeispiel des Lenksystems, das sich vom Lenksystem
nach Fig. 1 wie folgt unterscheidet, wobei gleiche Bauelemente
mit gleichen Bezugszeichen versehen sind. Das dritte Lenksystem
30 unterscheidet sich primär durch eine Einrichtung 31 zur
Handkraftunterstützung, die hier hydraulisch ausgebildet ist. Zu
diesem Zweck weist die Einrichtung 31 ein hydraulisches
Lenksteuerventil 32 auf, dessen Zulaufanschluß 33 von einem als
Energiequelle dienenden Druckspeicher 34 mit Druckmittel
versorgbar ist. In die vom Druckspeicher 34 zum Zulaufanschluß
33 führende Zulaufleitung 35 ist ein zweites Rückschlagventil 36
sowie ein zweites Umschaltventil 37 geschaltet. Von einem
Rücklaufanschluß 38 des Lenksteuerventils 32 führt eine
Ablaufleitung 39 über ein drittes Umschaltventil 41 zu einem
Tank 42. Das Lenksteuerventil 32 weist ferner zwei
Verbraucheranschlüsse 43, 44 auf, die mit einem Hydraulikmodul
45 hydraulisch verbunden sind. In diesem Hydraulikmodul 45 sind
im wesentlichen die Funktionen des Getriebes 4 nach Fig. 1
sowie der beiden Hydraulikkolbeneinheiten 5 und 6 untergebracht,
so daß von ihm Hydraulikleitungen 11 auf beiden Seiten zur
Hydraulikkolbeneinheit 15 abgehen. Mit dem Getriebe 4 und damit
mit dem Lenkrad 1 steht ein Meßglied 46 in Wirkverbindung,
welches das Handmoment am Lenkrad 1 erfaßt und davon abhängig
das Lenksteuerventil 32 steuert. In die Wirkverbindung zwischen
Lenkrad 1 und Meßglied 46 ist der Simulator 2 geschaltet, der
auch als Rückstellmotor bezeichnet wird.
Wenn bei dem dritten Lenksystem 30 das elektrische System
abgeschaltet wird, wird gleichzeitig die Einrichtung 31 zur
Handkraftunterstützung eingeschaltet, indem zugleich das erste
Umschaltventil 9 und das zweite Umschaltventil 37 durch eine
gemeinsame Ansteuerung umgeschaltet werden. Dabei wird die
hydraulische Rückfallebene im Fall des stromlosen Zustandes der
Ansteuerkreise der Umschaltventile 9 und 37 aktiviert, wobei die
beiden Umschaltventile 9 und 37 vorteilhaft in einem gemeinsamen
Ventilblock untergebracht sein können. Aus dem Druckspeicher 34
wird dann Hochdruck über das zweite Rückschlagventil 36 und das
geöffnete zweite Umschaltventil 37 über den Zulaufanschluß 33 in
das Lenksteuerventil 32 geführt. Abhängig von der Drehung, also
von der Richtung und Höhe des Handmomentes am Lenkrad 1, wird
nun die Stellung des Steuerglieds im Lenksteuerventil 32 so
verändert, daß der Differenzdruck am Arbeitszylinder 15 so
eingestellt wird, daß die gewünschte Unterstützung an der
Spurstange 20 erfolgt. So wird zum Beispiel beim Lenken nach
rechts das Druckmittel aus dem Druckspeicher 34 vom
Lenksteuerventil 32 über den ersten Verbraucheranschluß 43 zum
Hydraulikmodul 45 durchgelassen und dieser steuert den Hochdruck
an seinem Anschluß R aus, so daß er auf die in der Fig. 3
rechte Kammer des Arbeitszylinders 15 geführt wird. Gleichzeitig
wird vom Kolben im Arbeitszylinders 15 an der Spurstange 20
Druckmittel über den Anschluß L im Hydraulikmodul 45 und dem
zweiten Verbraucheranschluß 44 am Lenksteuerventil 32 zum
Rücklaufanschluß 38 und weiter zum Tank 42 geführt.
In der Fig. 4 ist ein Diagramm dargestellt, das den
Handkraftbedarf über der Zeit veranschaulicht. Wenn hierbei in
einem Zeitpunkt 47 ein Abschalten des elektrischen Systems und
dabei eine Warnung des Fahrers erfolgt, so veranschaulicht die
sprungförmige Kennlinie 48 den Handkraftbedarf in einem
Lenksystem ohne Handkraftunterstützung. Demgegenüber zeigt die
zweite Kennlinie 49 den Verlauf des Handkraftbedarfs wie er mit
einer Einrichtung 31 zur Handkraftunterstützung erreichbar ist.
Somit ergibt sich ein allmählicher Handkraftanstieg, wie er vom
Fahrer besser beherrschbar ist. Der Anstieg des Handkraftbedarfs
ist um so steiler, je mehr Unterstützung in der Übergangsphase
gebraucht wird, das heißt je größer der erforderliche Lenkwinkel
nach Abschalten des elektrischen Systems ist. Die hydraulische
Unterstützung für das Handmoment wird über der Zeit
zurückgenommen, dadurch daß der Hochdruck im Druckspeicher 34
abgebaut wird. Durch die vorgeschlagene Verschaltung von
Hydraulikmodul 45 und Arbeitszylinder 15 wird das Gegenmoment
zum Handmoment am Lenkrad 1 durch die hydraulische Rückwirkung
des Differenzdruckes am Arbeitszylinder 15 gebildet. Bei dem
geschilderten Notfallbetrieb des Lenksystems 30 befindet sich das
dritte Umschaltventil 41 in seiner Durchlaß-Stellung, solange
der hohe Druck im Druckspeicher 34 vorhanden ist. Wenn
schließlich der Druck im Druckspeicher 34 erschöpft ist, wird
die Verbindung zum Tank 42 durch das dritte Umschaltventil 41
unterbrochen, damit es nach dem unterstützten Betrieb nicht zum
Verlust vom Druckmittel aus dem hydraulischen Rückfallsystem
kommt.
Die Fig. 5 zeigt einen Teil des dritten Lenksystems 30 mit einer
anderen Einrichtung 51 zur Handkraftunterstützung, wobei der
Hydraulikdruck zur Unterstützung des Handmoments durch eine
Hydropumpe 52 erzeugt wird, die elektrisch oder vom
Verbrennungsmotor oder vom Antriebsstrang des Fahrzeugs
angetrieben wird. Beim Abschalten des elektrischen SBW-
Lenksystems ist somit dafür gesorgt, daß eine kontinuierliche
Unterstützung der Handkraft erfolgt. Dabei muß die Einrichtung
51 so ausgelegt sein, daß bei einem elektrischen Antrieb der
Hydropumpe 52 in der Notfallsituation noch elektrische Energie
zum Betrieb der Hydropumpe verfügbar ist.
Ferner lassen sich in einer nicht dargestellten Variante die
Einrichtungen 31 und 51 so kombinieren, daß der Druckspeicher
über eine Pumpe kontinuierlich auf hohem Druck aufgeladen wird.
Dabei wird über ein Überdruckventil der Überdruck vom Speicher
zum Tank entlastet. Damit die Pumpe nicht ständig arbeiten muß
kann dabei über einen Drucksensor oder Wegsensor (Schalter)
erreicht werden, daß die Pumpe nur dann eingeschaltet wird, wenn
ein Mindestdruck im Druckspeicher unterschritten wird.
Bei dem dritten Lenksystem 30 kann mit Hilfe der Einrichtungen
31, 51 zur Handkraftunterstützung erreicht werden, daß der
abrupte Übergang des Handkraftverlaufs abgemildert wird. Wie
besonders deutlich Fig. 4 zeigt, steigt der Handkraftverlauf
nicht sprunghaft sondern allmählich an, so daß sich der Fahrer
auf das hydraulische Rückfallsystem einstellen kann und nicht
nur auf die Warnanzeige beim Abschalten des elektrischen Systems
angewiesen ist. Somit ist die Übergangsphase vom Normalbetrieb
auf die Rückfallebene für den Fahrer besser beherrschbar.
Die Fig. 6 zeigt in vereinfachter Form ein erfindungsgemäßes
Ausführungsbeispiel eines vierten Lenksystems 60, das sich von
demjenigen nach Fig. 1 vor allem wie folgt unterscheidet, wobei
gleiche Bauelemente mit gleichen Bezugszeichen versehen sind.
Das vierte Lenksystem 60 unterscheidet sich vor allem durch eine
Einrichtung 61 zur Handkraftunterstützung, die hier
elektromechanisch ausgebildet ist, indem hier unmittelbar der
ohnedies vorhandene Rückstellmotor 2 für diesen Zweck verwendet
wird. Das Lenksystem 60 weist ferner eine elektronische
Steuereinheit 62 auf, der an einem ersten Eingang 63 Signale für
das Handmoment am Lenkrad 1 zugeführt werden, während es an
einem zweiten Eingang 64 Signale für das Radmoment am
elektromotorischen Lenkstellers 17 erhält. Ferner sind an dieser
Steuereinheit 62 Eingänge 65 für Betriebsspannungen, wie
Batteriespannung und Zündspannung, 66 für Steuersignale, wie
Zündschlüssel und Generatorenkontrolle und Türschloß, sowie 67
für die Drucküberwachung des Druckspeichers 8 vorgesehen. Ein
Steueranschluß 68 dient zur Steuerung des den Bypass steuernden
Umschaltventils 9. Mit den Steueranschlüssen 69 und 71 der
elektronischen Steuereinheit 62 werden der Rückstellmotor 2
beziehungsweise der Lenksteller 17 angesteuert. Für die
Ansteuerung dieser Motoren sind der elektronischen Steuereinheit
62 ein erstes Motorrelais 72 für den Rückstellmotor 2 und ein
zweites Motorrelais 73 für den Lenksteller 17 zugeordnet.
Die Motorrelais 72 und 73 dienen als Abschaltpfade für die
beiden Motoren. Die elektronische Steuereinheit 62 kann durch
entsprechende Ansteuerung der beiden Motorrelais 72 und 73 einen
unerwünschten Stromfluß durch den Rückstellmotor 2 bzw. durch
den Lenksteller 17 unterbrechen, der durch elektrische Fehler in
den Motoren oder in der Motoransteuerung hervorgerufen wurde.
An einem Steuerausgang 74 werden Signale abgegeben, um eine
optische Warnung, eine akustische Warnung, einen Motoreingriff
oder zum Beispiel eine Bremsanforderung zu aktivieren.
Entsprechend den beiden Motorrelais 72, 73 weist die
Steuereinheit 62 auch zwei Motorendstufen auf.
Die Wirkungsweise des vierten Lenksystems 60 wird wie folgt
erläutert, wobei die Funktionen der Lenksysteme nach Fig. 1 bis
5 als bekannt vorausgesetzt werden. Wenn in einem der Module des
Lenksystems 60 ein Fehler auftritt und die hydraulische
Rückfallebene noch fehlerfrei ist, wird das System von der
elektronischen Steuereinheit 62 in die hydraulische
Rückfallebene geschaltet. Der Fahrer erhält eine Warninformation
und das Fahrzeug wird auf eine vorgegebene Höchstgeschwindigkeit
für die Rückfallebene abgebremst. In der hydraulischen
Rückfallebene ist der elektromotorische Lenksteller 17
abgeschaltet und dadurch steigt der Handkraftbedarf am Lenkrad 1
wie bereits früher erläutert schlagartig an, wobei dieser Sprung
wie bereits früher erläutert schlagartig an, wobei dieser Sprung
zum Beispiel den zehnfachen Ausgangswert erreichen kann. In dem
Diagramm nach Fig. 7 ist dieser Sachverhalt beispielsweise
durch die Kennlinie 75 dargestellt, welche den Handkraftbedarf
ohne Unterstützung nach dem Umschaltzeitpunkt 47 darstellt.
Solange der Fehler nur im Radmodul oder dessen
Elektronikkomponenten wie Sensoren, Motorrelais oder
Motorendstufen liegt, kann in der hydraulischen Rückfallebene
der Rückstellmotor 2 als Handkraftunterstützung für den Fahrer
benutzt werden. Zu diesem Zweck wird von der elektronischen
Steuereinheit 62 das Reglerprogramm des Rückstellmotors 2 von
seinem Rückstellbetrieb im Normalfall auf einen
Unterstützungsbetrieb im Notfall umgeschaltet. Der
Handkraftbedarf am Lenkrad 1 steigt in diesem Notfall für den
Fahrer beispielsweise auf einen doppelt so großen Wert an, wie
dies durch die Kennlinie 76 in Fig. 7 näher veranschaulicht
ist. Eine solche Verdoppelung des Handkraftbedarfs wird aber für
den Fahrer noch als beherrschbar angesehen, da keine sprunghafte
Steigerung auf einen Maximalwert erfolgt und sich der Fahrer auf
das Rückfallsystem einstellen kann.
Bei dem vierten Lenksystem 60 läßt sich somit mit der den
Rückstellmotor 2 aufweisenden Einrichtung 61 eine
Handkraftunterstützung erreichen, sofern das elektrische System
fehlerfrei ist und der Fehler, der zum Abschalten des
Stellantriebes geführt hat, nur im elektrischen System des
Stellantriebs liegt. Dies wird durch eine entsprechende
Abschaltstrategie des steer-by-wire-Lenksystems erreicht, die
nur diejenigen Systemteile abschaltet, die fehlerhaft sind und
die verbleibenden Systemteile so konfiguriert, daß bezüglich
Sicherheit und Fahrerunterstützung ein optimales Systemverhalten
erzielt wird. Auch wenn der Rückstellmotor 2 nur einen Teil des
erforderlichen Lenkmoments aufbringen kann, so wird doch dadurch
ein für den Fahrer gefährlicher Sprung auf einen Maximalwert
verhindert und eine erheblich verbesserte Notfallsituation
erreicht.
Selbstverständlich sind an den gezeigten Ausführungsformen
Änderungen möglich, ohne vom Gedanken der Erfindung abzuweichen.
Claims (23)
1. Lenksystem für Kraftfahrzeuge mit wenigstens einem am
Lenkgetriebe (20) eines gelenkten Rades (13, 14) bzw. an den
Lenkgestängen (21, 22) der gelenkten Räder (13, 14) angebrachten
elektromotorischen Lenksteller (17; 17, 18), einem mit dem
Lenksteller (17; 17, 18) über ein Regelsystem verbundenen, den
Lenkwunsch des Fahrers erfassenden Geber, der am Lenkrad (1)
angebracht ist, und einem Notlenkkreis (5-11, 15, 16), der bei
sicherheitsrelevanten Störungen oder einem Ausfall des oder der
Lenksteller (17; 17, 18) und/oder des Gebers oder des
Regelsystems einen diese Komponenten überbrückenden oder außer
Funktion setzenden Notlenkbetrieb ermöglicht, dadurch
gekennzeichnet, daß der Notlenkkreis (5-11, 15, 16) einen
geschlossenen Hydraulikkreis (11), bestehend aus einer ersten
Hydraulikkolbeneinheit (5, 6) mit einem mit der Lenkradbewegung
verschiebbaren Kolben, wenigstens einer mit der ersten
Hydraulikkolbeneinheit (5, 6) durch Hydraulikleitungen
verbundenen radseitigen zweiten Hydraulikkolbeneinheit (15; 15,
16), die eine die Lenkstellung der Räder (13, 14) stellenden
verschiebbaren Kolben hat, und Schaltmittel (3; 9) aufweist, die
im Notlenkbetrieb die Wirkverbindung oder den Kraftschluß des
hydraulischen Notlenkkreises zwischen dem Lenkrad (1) und der
gelenkten Achse bzw. den Rädern ein- und im Normalbetrieb
abschalten.
2. Lenksystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schaltmittel einen im Notlenkbetrieb durch ein elektrisches
Umschaltventil abschaltbaren hydraulischen Bypass (9) aufweisen,
der die erste und/oder zweite Hydraulikkolbeneinheit (15; 15,
16) im Normalbetrieb überbrückt.
3. Lenksystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schaltmittel eine zwischen dem Lenkrad (1) und dem hydraulischen
Notlenkkreis liegende Kupplung (3) aufweisen.
4. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Schaltmittel (3; 9) funktionell mit
einer elektronischen Steuereinheit (10) verbunden sind, die
Signale über Störungen und/oder den Ausfall der Komponenten des
Regelsystems, des oder der Lenksteller und/oder des Gebers
erkennt bzw. erzeugt und damit die Schaltmittel beaufschlagt.
5. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch
gekennzeichnet, daß die Schaltmittel (3; 9) zur Aktivierung des
Notlenkbetriebs durch Abschalten eines Stroms geschaltet werden.
6. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 5, gekennzeichnet
durch eine Lenkübersetzung durch eine gezielte Auslegung der
Kolbenquerschnitte der Kolben der beiden
Hydraulikkolbeneinheiten (5, 6, 15; 5, 6, 15, 16).
7. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 6, gekennzeichnet
durch Überwachungsmittel (7, 8) zur Überwachung des
geschlossenen Zustands des hydraulischen Notlenkkreises.
8. Lenksystem nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die
Überwachungsmittel einen definierten Druck im Hydraulikkreis
einstellenden Federspeicher (8) und einen diesen Druck
erfassenden Sensor aufweisen.
9. Lenksystem nach Anspruch 7 oder 8, dadurch gekennzeichnet, daß
der Federspeicher mit dem Hydraulikkreis durch ein
Rückschlagventil (7) verbunden ist.
10. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß jedes gelenkte Rad (13, 14) einen eigenen
elektrischen Lenkstellmotor (17, 18) aufweist, die jeweils so
ausgelegt sind, daß sie die Räder (13, 14) bei
Fahrzeugstillstand lenken können, daß jeweils einer der
Lenkstellmotoren (17, 18) beide Räder (13, 14) bei bewegtem
Fahrzeug lenken kann, und daß auch jedes gelenkte Rad (13, 14)
eine eigene zweite Hydraulikeinheit (15, 16) aufweist, die
jeweils mit dem zugehörigen Lenkstellmotor (17, 18) so gekoppelt
ist, daß sie bei Ausfall beider Lenkstellmotoren (17, 18) die
Räder lenken können.
11. Lenksystem nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
beiden zweiten Hydraulikkolbeneinheiten (15, 16) auch bei
geöffnetem Bypassventil (9) hydraulisch gekoppelt sind oder
bleiben, so daß durch diese hydraulische Kopplung (12) beider
Räder, das Rad, dessen Lenkstellmotor (17, 18) ausgefallen ist,
durch den intakten Lenkstellmotor (17, 18) des anderen Rades
über diese hydraulische Kopplung (12) mitgelenkt wird.
12. Lenksystem nach einem der Ansprüche 1-11 dadurch
gekennzeichnet, daß der Notlenkkreis eine Einrichtung (31, 51,
61) zur Handkraftunterstützung aufweist, die in Abhängigkeit von
der Drehung des Lenkrads (1) steuerbar ist.
13. Lenksystem nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Einrichtung (31, 51) zur Handkraftunterstützung hydraulisch
ausgebildet ist und an den geschlossenen Hydraulikkreis (11, 12)
des Notlenksystems anschließbar ist.
14. Lenksystem nach Anspruch 12 oder 13, dadurch gekennzeichnet,
daß die Einrichtung (31, 51) zur Handkraftunterstützung ein
hydraulisches Lenksteuerventil (32) aufweist, das mit einer
hydraulischen Energiequelle (34, 52) und einem Rücklauf (38)
verbunden ist und mit seinen beiden Verbraucheranschlüssen (43,
44) mit den beiden hydraulischen Seiten des geschlossenen
Hydraulikkreises (11, 12) Verbindung hat, und daß das
Lenksteuerventil (32) abhängig von der Richtung und Größe des
Handmoments am Lenkrad (1) so steuerbar ist, daß es eine dazu
proportionale Druckdifferenz zur Unterstützung der Handkraft in
dem geschlossenen Hydraulikkreis (11, 12) steuert.
15. Lenksystem nach einem der Ansprüche 12 bis 14, dadurch
gekennzeichnet, daß Mittel (37) vorgesehen sind, die beim
Umschalten auf die hydraulische Notfallebene die hydraulische
Energiequelle (34, 52) zuschalten.
16. Lenksystem nach Anspruch 15, dadurch gekennzeichnet, daß die
Mittel ein Umschaltventil (37) aufweisen, das in die Verbindung
zwischen Energiequelle (34) und Zulaufanschluß (33) des
hydraulischen Lenksteuerventils (32) geschaltet ist und das die
im Normalfall hydraulisch blockierte Verbindung im Notfall
aufsteuert.
17. Lenksystem nach einem der Ansprüche 13-16, dadurch
gekennzeichnet, daß die Energiequelle ein hydraulischer
Druckspeicher (34) ist.
18. Lenksystem nach Anspruch 15 oder 16, dadurch gekennzeichnet,
daß als Energiequelle eine Hydropumpe (52) vorgesehen ist.
19. Lenksystem nach Anspruch 17 oder 18, dadurch gekennzeichnet,
daß in die vom Rücklaufanschluß (38) des Lenksteuerventils (32)
zum Tank (42) geführte Rücklaufleitung (39) ein drittes
Umschaltventil (41) geschaltet ist, das diese Verbindung
abhängig vom Druck im Druckspeicher (34) steuert.
20. Lenksystem nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Einrichtung zur Handkraftunterstützung elektromechanisch
ausgebildet ist und in die mechanische Wirkverbindung zwischen
Lenkrad (1) und Lenkradgetriebe (4) eingreift.
21. Lenksystem nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß als
Einrichtung zur Handkraftunterstützung der Rückstellmotor (2)
verwendet wird, der über eine elektronische Steuereinheit (62)
so ansteuerbar ist, daß er ein unterstützendes Moment in
Abhängigkeit von der Drehung des Lenkrads (1) bewirkt.
22. Lenksystem nach Anspruch 21, dadurch gekennzeichnet, daß der
elektronischen Steuereinheit (62) zumindest vom Lenkradmoment
des Lenkrades (1) und vom Radmoment der elektromotorischen
Lenksteller (17) abhängige Signale (63, 64) zugeführt werden und
davon abhängig der Rückstellmotor (2) und der Lenksteller (17)
gesteuert werden, wozu der elektronischen Steuereinheit (62)
wenigstens zwei Motorendstufen und zwei Motorrelais (72, 73)
zugeordnet sind.
23. Lenksystem nach Anspruch 21 oder 22, dadurch gekennzeichnet,
daß die elektronische Steuereinheit (62) mindestens einen
Steuerausgang (74) aufweist, an dem Signale für eine optische
und/oder eine akustische Warnung und/oder für einen
Motoreingriff und/oder für eine Bremsanforderung abgreifbar
sind.
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Legal Events
Date | Code | Title | Description |
---|---|---|---|
8139 | Disposal/non-payment of the annual fee |