DE19826448A1 - Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug - Google Patents
Fahrwerk für ein SchienenfahrzeugInfo
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Abstract
Ein Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug weist einen Fahrwerkrahmen 1, 2, 3 mit vier Einzelrädern 8 auf, die um horizontale Achsen 7 drehbar gelagert sind und wobei mindestens ein Radpaar 8, 8 angetrieben ist. Um bei minimalem Verschleiß, hoher Sicherheit und geringem konstruktivem Aufwand sowohl enge Gleisbögen durchfahren als auch höhere Geschwindigkeiten im geraden Gleis erzielen zu können, ist das angetriebene Radpaar 8, 8 um eine gemeinsame Hochachse 18 in Abhängigkeit von einem durch Sensorik ermittelten Sollwert bogenradial lenkbar, während die nicht angetriebenen Einzelräder 8, 8 als selbstregelndes Einzelradmodul jeweils um eine eigene Hochachse 14, 14 schwenkbar gelagert und mittels einer Lenkvorrichtung 15, 16) gleichlaufend miteinander lenkgekoppelt sind.
Description
Die Erfindung betrifft ein Fahrwerk gemäß dem Oberbegriff des ersten Anspruchs.
Ein Fahrwerk dieser Art (DE 38 08 593, A1), wie es insbesondere für Niederflur-Straßen
bahnen zur Anwendung gelangt, weist einen Fahrwerkrahmen und vier Einzel
räder, also 2 Radpaare auf, die jeweils an einem um eine horizontale Achse schwenk
bar am Fahrwerkrahmen gelagerten Radträger um horizontale Achsen drehbar gela
gert sind. Die Radträger untergreifen dabei die freien Enden von Längsträgern des
Fahrwerkrahmens, wobei benachbart zu jedem Einzelrad eine Primärfeder vorgesehen
ist, die zwischen den Radträger und den darüber befindlichen Längsträger eingesetzt
ist. Die Achsen der Einzelräder sind starr mit dem jeweils zugehörigen Radträger ver
bunden. Ein achsengleiches Radpaar ist dabei angetrieben, wozu jedes betreffende
Einzelrad mit einem Getriebe gekuppelt ist. Beide Getriebe werden gemeinschaftlich
von einem Antriebsmotor über ein Koppelgetriebe angetrieben.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein gemäß dem Oberbegriff des ersten An
spruchs ausgestaltetes Fahrwerk zu schaffen, welches bei minimalem Verschleiß, ho
her Sicherheit und geringem konstruktiven Aufwand sowohl enge Gleisbögen durchfah
ren als auch höhere Geschwindigkeiten im geraden Gleis erzielen kann.
Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt gemäß der Erfindung durch die kennzeichnenden
Merkmale des ersten Anspruchs.
Bei einer Ausgestaltung eines Fahrwerks gemäß der Erfindung können sich die in der
Regel in Fahrtrichtung des Schienenfahrzeugs vorlaufenden nicht angetriebenen Räder
aufgrund ihrer um je eine Hochachse schwenkbaren Lagerung und ihrer freien Dreh
barkeit aufgrund der Rad-Schiene-Geometrie selbsttätig radial zum Gleis und insbe
sondere zum Gleisbogen einstellen, wobei die diesem Radpaar zugeordnete Lenkein
richtung die gleichlaufende Lenkung beider Räder erzwingt. Die nicht angetriebenen
Räder des vorlaufenden Radsatzes können so als selbstregelndes Einzelradmodul den
Verschleiß insbesondere in engen Gleisbögen verringern. Zusätzlich ist aber auch das
angetriebene, weitere Rad paar um eine hier gemeinsame Hochachse gegenüber dem
Fahrwerkrahmen schwenkbar gelagert. Dabei erfolgt die Schwenkung des angetriebe
nen Radpaares mittels eines aktiv gesteuerten Aktuators, der abhängig vom Radius
des aktuell befahrenen Gleisabschnittes den Schwenkwinkel dieses Radpaares be
stimmt, wobei dieser Schwenkwinkel entgegen der Schwenkrichtung des nicht ange
triebenen Radpaares ist. Die Schwenkung erfolgt dabei in der Weise, daß die Radach
sen radial zum befahrenen Gleisabschnitt bzw. die Radebenen tangential dazu ausge
richtet sind. Der gemeinsame Radträger ist hierbei um eine horizontale Achse
schwenkbar am Fahrwerksrahmen angelenkt und andererseits mittels Primärfedern
gegen die Unterseite des Fahrwerkrahmens abgestützt. Die Einzelräder des nicht an
getriebenen Radpaares werden dagegen vorzugsweise an Einzelradträgern gelagert,
die ihrerseits ebenfalls an einem gemeinsamen, am Fahrwerksrahmen um eine hori
zontale Achse schwenkbar gehaltenen Radträger um je eine Hochachse schwenkbar
gelagert sind. Dabei ist auch dieser Radträger mittels Primärfedern gegen die Untersei
te des Fahrwerkrahmens gestützt, um den erforderlichen Fahrkomfort bereit zu stellen.
Um ein definiertes Fahrverhalten eines erfindungsgemäß ausgebildeten Fahrwerkes
auch dann zu erzielen, wenn betriebliche Steuermittel zur Lenkung des angetriebenen
Radpaares ausfallen, ist zweckmäßigerweise wenigstens einem Radpaar, und hier
bevorzugt dem angetriebenen Radpaar, eine steuerbare Rückstellvorrichtung zugeord
net. Diese Rückstellvorrichtung wird wahlweise dann wirksam, wenn ein Steuerungs
fehler registriert wird. In diesem Falle wird die betriebsmäßige Lenkungssteuerung au
ßer Funktion gesetzt und dafür die Rückstellvorrichtung aktiviert, die das oder die
Radpaare unabhängig vom Radius des aktuell befahrenen Gleisabschnittes selbsttätig
in eine einem geraden Gleis zugeordnete Grundstellung schwenkt. Vorzugsweise wird
dabei zugleich ein Bremsvorgang zur Verminderung der Geschwindigkeit des Fahr
zeugs angefordert oder automatisch eingeleitet, falls die Geschwindigkeit über einem
vorbestimmten Wert liegt und der Radius der Gleisbogenkrümmung einen vorbestimm
ten Wert unterschreitet. Dabei kann die dann zulässige Geschwindigkeit abhängig vom
Gleisbogenradius gesteuert sein. Aber auch im normalen, ungestörten Betrieb ist es
zweckmäßig, mittels einer vorzugsweise der Rückstellvorrichtung zugeordneten Arre
tiervorrichtung den oder die lenkbaren Radträger in der Geradeausposition festzuset
zen, wenn der Bogenradius ab einem bestimmten Grenzwert größere Radiuswerte
annimmt. Dadurch wird die Lenkung von Traktionskräften und Einflüssen von Gleisla
gestörungen entlastet.
Um das Lenkverhalten und damit den Fahrkomfort bei geringem Verschleiß zwischen
Schienenrädern und Gleis zu optimieren, ist vorzugsweise der Aktuator des angetrie
benen Radsatzes abhängig vom Lenkwinkel wenigstens eines der nicht angetriebenen,
vorlaufenden Einzelräder winkelbezogen gegengleich gesteuert. Insbesondere beim
Ein- oder Auslaufen von einem geraden Gleis in einen Übergangsbogen und aus ei
nem Übergangsbogen in ein gerades Gleis wird dadurch der Verschleiß sowie die Ge
räuschbelastung auf minimale Werte abgesenkt. Vorteilhaft kann der Aktuator des an
getriebenen Radsatzes auch abhängig von der gemessenen Kurvenkrümmung ge
steuert werden, die aus der gemessenen Gierwinkelgeschwindigkeit des Fahrwer
krahmens oder Radträgers sowie der gemessenen Fahrgeschwindigkeit ermittelt wird.
Daneben ist es auch möglich, den Aktuator des angetriebenen Radsatzes abhängig
von gemessenen Relativwinkeln zwischen den Wagenkästen eines mehrgliedrigen
Schienenfahrzeuges zu steuern.
Die Lenkvorrichtung für die nicht angetriebenen Schienenräder ist vorzugsweise mit
einem Lenkgestänge ausgestattet, das zusammen mit dem zugehörigen gemeinsamen
Radträger eine Parallelogrammführung bildet. Die für sich freilaufenden Einzelräder
bilden so einen Radsatz, der sich selbsttätig entsprechend den aus der Rad-Schienen-Geo
metrie resultierenden Kräften radial zum aktuell befahrenen Gleis ausrichtet. Diese
vorteilhafte Wirkung stellt sich dabei insbesondere auch im konstanten Gleisbogen ein.
Zwischen das Lenkgestänge und den zugehörigen Radträger oder den Fahrwerkrah
men kann ein Dämpfer mit regelbarem Federungs- und Dämpfungsverhalten einge
setzt werden. Es gehen dann Einflüsse aus Gleislagestörungen oder dergleichen nicht
in voller Höhe in das Steuerungsverhalten der nicht angetriebenen Räder ein. Dabei
kann das Dämpfungsverhalten abhängig von der Gleiskrümmung gesteuert sein und
auf dem geraden Gleis sehr hohe Werte annehmen. Es kann dabei auch das vorer
wähnte Arretieren gesteuert werden. Der Dämpfer kann demnach zugleich als Arretier
vorrichtung ausgebildet sein, die nicht nur im geraden Gleis sondern auch im konstan
ten Gleisbogen Störeinflüsse auf das Lenkverhalten unterdrückt. Dabei ist es auch
zweckmäßig, wenigstens einem Dämpfer und/oder einen dem angetriebenen Radpaar
zugeordneten Aktuator oder auch der gegebenenfalls eigenständigen Rückstellvorrich
tung eine Wegmeßeinrichtung zuzuordnen, deren Längenänderungen ein Maß für den
aktuellen Lenkwinkel der damit gekoppelten Einzelräder oder Radpaare ist.
Daneben ist es auch möglich, anstelle eines mechanischen Lenkgestänges eine hy
draulische Kupplung zur gleichlaufenden Lenkung der nicht angetriebenen Räder vor
zusehen, die eine winkelgleiche Drehung der Einzelräder um ihre Hochachse erzwingt.
Im mehrgliedrigen Schienenfahrzeug mit nur je einem in Wagenkastenlängsmitte an
geordneten Fahrwerk ist es zweckmäßig, gemäß der Erfindung ausgebildete Fahrwer
ke so anzuordnen, daß bei Fahrzeugen mit nur einer Fahrtrichtung alle nicht angetrie
benen Radpaare den angetriebenen Radpaaren des betreffenden Fahrwerks vorlau
fen. Bei in zwei Richtungen zu betreibenden mehrgliedrigen Schienenfahrzeugen sind
dagegen die Fahrwerke so angeordnet, daß jedenfalls die nicht angetriebenen
Radpaare der endständigen Laufwerke gegenüber dem zugehörigen angetriebenen
Radpaar des betreffenden Fahrwerks zum benachbarten freien Schienenzugende hin
liegen. Bei dazwischen angeordneten Fahrwerken ist die Anordnung soweit als möglich
in der Weise getroffen, daß einem angetriebenen Radsatz ein weiterer angetriebener
Radsatz des Nachbarfahrwerks folgt.
Die Erfindung ist nachfolgend anhand der Prinzipskizzen von Ausführungsbeispielen
näher erläutert.
Es zeigen:
Fig. 1 eine Draufsicht auf ein Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug,
Fig. 2 eine Seitenansicht des Fahrwerks,
Fig. 3 eine Frontdarstellung eines abgeänderten Fahrwerks mit Sicht auf ein nur eine
gemeinsame Antriebswelle aufweisendes Getriebe für einen angetriebenen
Radsatz,
Fig. 4 eine Draufsicht auf das Fahrwerk nach Fig. 3,
Fig. 5 eine Anordnung von Fahrwerken bei einem zweigliedrigen, in zwei Fahrtrich
tungen zu betreibenden Schienenfahrzeug,
Fig. 6 eine Anordnung von Fahrwerken bei einem dreigliedrigen, in zwei Fahrtrich
tungen betreibbaren Schienenfahrzeug,
Fig. 7 die Anordnung von Fahrwerken bei einem dreigliedrigen, nur in einer Fahrtrich
tung zu betreibenden Schienenfahrzeug und
Fig. 8 eine Anordnung von Fahrwerken bei einem viergliedrigen, in zwei Fahrtrich
tungen zu betreibenden Schienenfahrzeug.
Fig. 9 ein abgeändertes Fahrwerk in der Draufsicht, bei dem alle 4 Einzelräder paar
weise mit den Komponenten des Fahrwerks aus Fig. 1 angetrieben sind.
Ein Fahrwerk, insbesondere ein Drehgestell für Niederflur-Straßenbahnen weist einen
Fahrwerkrahmen aus zwei parallel zur in Fahrtrichtung verlaufenden Längsachse ge
richteten Langträgern 1 und zwei im längsmittigen Bereich senkrechter dazu stehenden
Querträgern 2 und 3 auf. An den Querträgern 2, 3 ist jeweils ein zweiarmiger Radträger
4 bzw. 5 um ein horizontale Achse schwenkbar in verschleißarmen Elastomehrbuchsen
6 mittels der Arme gelagert. Die brückenförmigen Radträger 4, 5 untergreifen die je
weils nach oben abgekröpften Enden der Langträger 1 die im Bereich der Querträger 2,
3 gegenüber den horizontalen Achsen von Schienenräder 8 einen abgesenkten Mittel
teil aufweisen. Dabei sind die Radträger 4, 5 über Primärfederelemente 9 gegen die
Unterseite der freien Enden 10 der Langträger 1 elastisch abgestützt. Zwei Schienen
räder 8 sind dabei seitlich außen neben den freien Enden 10 der Langträger 1 am
Radträger 4 und 2 weitere Schienenräder 8 am spiegelbildlich gegenüberliegenden
Radträger 5 um die horizontalen Achsen 7 drehbar gelagert. Dabei sind die Schienen
räder 8, 8 am vorlaufenden Radträger 4 antriebslos, während das Radpaar 8, 8 am zu
geordneten Radträger 5 mittels einer Getriebeanordnung 11 über Antriebswellen 12 mit
nicht dargestellten, getrennten Antriebsmotoren gekuppelt sind. Die Schienenräder 8
sind dabei am Radträger 5 auf fest damit verbundenen Achsen 7 gelagert. Dem gegen
über sind die Achsen 7 des unangetriebenen Radpaares 8 an Einzelradträgern 13
festgesetzt, die ihrerseits um je eine vertikale Hochachse 14 schwenkbar am zugehöri
gen Radträger 4 gelagert sind. Um eine aus den Kräften der Rad-Schiene-Geometrie
resultierende Lenkung der nicht angetriebenen Einzelräder 8, 8 um ihre Hochachsen 14
sicherzustellen, sind die zugehörigen Achsen 7 über parallel zu den Langträgern ge
richtete, einendig an den zugehörigen Achsen 7 festgesetzte Lenkhebel 15 mit einer
quer zu den Langträgern 1 verlaufenden gemeinsamen Lenkerstange 16 über Gelenke
17 gelenkig verbunden. Die Lenkvorrichtung 15, 16, 17 bildet dabei zusammen mit dem
zugehörigen Radträger 4, den Einzelradträgern 13 und dem Lenkgestänge 16 zwi
schen dem Radträger 4 und den Einzelradträgern 13 eine Parallelogrammführung. Die
nicht angetriebenen Schienenräder 8, 8 stellen somit hinsichtlich der Lenkung selbstre
gelnde Einzelradmodule dar, die sich durch die Kräfte der Rad-Schiene-Geometrie
selbsttätig bogenabhängig so lenken, daß die Radebenen jeweils tangential zum befah
renen Gleisabschnitt stehen.
Der Radträger 5 des anderen, angetriebenen Radpaares 8, 8 ist um eine gemeinsame,
längsmittige Hochachse um eine dort angeordnete Drehzapfenanordnung 18 in einer
horizontalen Ebene parallel zu einer die Querträger 2, 3 aufnehmenden Ebene
schwenkbar. Hierzu ist der Radträger 5 längsmittig über einen Koppellenker 19 mit dem
benachbarten Querträger 3 gekuppelt und anderenends im Bereich der Drehzapfenan
ordnung 18 mit der Quertraverse des Radträgers 5 gelenkig verbunden. Dabei sind zu
Ermöglichung einer Schwenkbewegung des Radträgers 5 seine von der Quertraverse
zum Querträger 3 gerichteten Arme über die dort vorgesehenen Lager 6 längs des
Querträgers 3 in Gleitführungen schwenkbar gehalten. Die Drehzapfenanordnung 18
weist dabei beispielsweise einen mit dem Fahrwerkrahmen 1 verbundenen Drehzapfen
auf, der zwischen seitlich angeordneten, am zugehörigen Radträger 5 festgesetzten
Haltewangen drehbar festgesetzt ist.
Um eine aktive Lenkung des angetriebenen Radpaares 8, 8 bewerkstelligen zu können,
ist ein steuerbares Stellelement 20 vorgesehen, das an einer Stützauflage 21 angelenkt
ist, die ihrerseits fest mit einem Langträger 1 verbunden ist und für die Auflagerung
einer Primärfederung bestimmt ist. Das Stellelement 20 ist dabei anderenends mit der
Achse 7 eines der angetriebenen Räder 8 gekuppelt. Das Stellelement 20 ist längen
veränderbar und kann als Aktuator mit hydraulischem, pneumatischem oder elektromo
torischem Spindel-Antrieb ausgestattet sein. Die Längenveränderung dieses Stellele
ments 20 wird dabei abhängig vom Krümmungsradius des aktuell befahrenen Schie
nenabschnittes gesteuert. Hierzu ist es zweckmäßig, wenigstens einem Einzelradträger
13 des nicht angetriebenen Radsatzes 8, 8 einen Drehwinkelsensor zuzuordnen, in
dessen Abhängigkeit das Stellelement 20 gesteuert wird. Bei einer Längenveränderung
des Stellelements wird der Radträger 5 mit den angetriebenen Rädern 8, 8 um die
Schwenkzapfenanordnung 18 geschwenkt, so daß auch die Achsen 7 dieses Radpaa
res radial zum Gleisabschnitt sowohl bei Geradeausfahrt wie bei Kurvenfahrt stehen.
Die Schwenkrichtung der angetriebenen Schienenräder 8 ist dabei der Schwenkrich
tung nicht angetriebenen Einzelräder 8 entgegengesetzt, so daß die Ausrichtung beider
Radsätze radial zum aktuell befahrenen Gleisabschnitt 7 hergestellt ist.
Dem angetriebenen Radpaar 8, 8 ist zusätzlich eine steuerbare Rückstellvorrichtung 22
zugeordnet, die wie das Stellelement 20 an einer dem zweiten Langträger 1 zugeordne
ten Stützauflage 21 für ein Primärfederelement angelenkt und anderenends mit der
Achse 7 des Schienenrades 8 gelenkig verbunden ist, dem nicht das steuerbare Stell
element 20 zugeordnet ist. Dabei ist es möglich, diese Rückstellvorrichtung 22 auch
parallel zum Stellelement 20 anzuordnen oder die beiden Elemente 21, 22 in einer Ein
heit zu integrieren und ggf. beiden Achsen 7 zuzuordnen. Die Rückstellvorrichtung 22
ist ebenfalls längenveränderbar und folgt im normalen Lenkbetrieb mittels des Aktua
tors 20 den Lenkbewegungen der zugehörigen Achse 7 ohne Gegenkraft. Wenn jedoch
der Aktuator 20 oder die zugehörigen Steuermittel im Fehlerfalle oder auch gezielt un
wirksam werden, dann wird die Rückstellvorrichtung selbsttätig so gesteuert, daß ein
integrierter Energiespeicher bei für die Lenkung wirkungslosem Aktuator 20 den Rad
träger 5 selbsttätig in eine Grundstellung schwenkt, die der Fahrt auf einem geraden
Gleis zugeordnet ist. Hierbei ist es unerheblich, ob sich das Fahrwerk im geraden Gleis
oder in einem gekrümmten Gleisabschnitt befindet. Dabei ist es zweckmäßig, der
Rückstellvorrichtung auch eine Arretiervorrichtung zuzuordnen, die in diesem Betriebs
fall die Grundstellung verriegelt. Ein Lösen ist dann wieder vorzusehen, wenn der ord
nungsgemäße Lenkbetrieb über das Stellelement 20 gegeben ist. Dabei kann es
zweckmäßig sein, auch dem nicht angetriebenen Radpaar 8, 8 eine derartige Rückstell
vorrichtung zuzuordnen, um stabile Fahrverhältnisse zu gewährleisten. Ein weiterer,
erheblicher Vorteil der Erfindung besteht darin, wenn wie in DE 195 38 379 beschrie
ben die Differenztraktionskräfte der auf dem Radträger 5 angeordneten und über An
triebswellen 12 und Getriebe 11 einzeln angetriebenen Räder 8, 8 als natürliche Stel
leinrichtung den Lenkvorgang energiearm steuern.
In dieser kostensparenden Ausführung kann dann auf die Stellelemente 20 verzichtet
werden.
Bei dem Fahrwerk nach Fig. 3 ist dem angetriebenen Radpaar 8, 8 eine Getriebeanord
nung zugeordnet, bei der die beiden den einzelnen Rädern 8 zugeordneten Getriebe
11 über ein gemeinsames Sperrdifferentialgetriebe 23 und eine Querwelle 24 mit einer
einzigen Antriebswelle 12 für nur einen Antriebsmotor gekuppelt sind. Bei diesem
Fahrwerk ist der als Stellelement zur aktiven Lenkung des angetriebenen Radsatzes
dienende Aktuator 20 in Fahrwerklängsmitte an die Stelle des Koppellenkers 19 nach
Fig. 1 gesetzt, während den Achsen der beiden angetriebenen Räder 8 jeweils eine
Rückstellvorrichtung 22 zugeordnet ist, die anderenends mit der jeweiligen Stützaufla
ge 21 schwenkbar gekuppelt ist. Dabei ist der zugehörige Radträger 5 nicht mehr über
eine Drehzapfenanordnung 18 sondern über einen Querlenker 25 am Fahrwerkrahmen
gegen Querverstellung gehalten. Zudem sind die Rückstellvorrichtung 22 noch mit in
tegrierten Arretiervorrichtungen ausgestattet, die so lange arretiert sind, eine Längen
veränderung der Rückstellelemente also nicht zulassen, so lange bei ordnungsgemä
ßer Funktion der Lenkungssteuerung kein eine Änderung des Lenkwinkels forderndes
Steuersignal an den Aktuator 20 geliefert wird. Sofern demnach von den zumindest
einem der nicht angetriebenen Schienenräder 8 zugeordneten Lenksensor kein Signal
generiert wird, das eine Änderung des Lenkwinkels erfordert, bleiben beide Arretiervor
richtungen in den Rückstellelementen 22 blockiert. Wird jedoch ein Lenksignal gene
riert, das eine Änderung des Lenkwinkels fordert, dann wird nicht nur eine Längenän
derung am Aktuator 20 gesteuert, sondern zusätzlich auch von der Lenkwinkelrichtung
eine der Arretiervorrichtungen gelöst und die andere freigegeben. Der Anlenkpunkt
zwischen der Radachse 7 und der gesperrten Arretiervorrichtung bildet dann einen
Drehpunkt, um welchen der zugehörige Radträger 5 bei einer Längenänderung des
Aktuators 20 geschwenkt wird. Dabei dienen auch hier die im Querträger 3 verschieb
bar geführten Arme des Radträger 5 mit ihren Lagern 6 als horizontale Schwenkachse
für den Radträger 5 und als Drehmomentstütze. Aufbau und Funktion des nicht ange
triebenen Radsatzes mit der Steuervorrichtung ist hierbei unverändert gegenüber dem
Ausführungsbeispiel nach Fig. 1.
Um beispielsweise von Gleisstörungen ausgelöste Störschwingungen am selbstregeln
den Einzelradmodul zumindest weitgehend zu unterdrücken, ist einerseits an das
Lenkgestänge 15, 16 und andererseits mit dem Radträger 4 oder gegebenenfalls auch
mit dem Fahrwerksrahmen ein Dämpfer 27 gem. Fig. 1 eingefügt, der ein regelbares
Federungs- und Dämpfungsverhalten aufweist. Dabei kann das Federungs- und
Dämpfungsverhalten abhängig vom befahrenen Gleisbogenradius und gegebenenfalls
auch von der Fahrgeschwindigkeit gesteuert sein. Dabei ist es zweckmäßig, das
Dämpfungsverhalten bei auftretenden großen Störungen so zu erhöhen, daß eine
kurzzeitige, auf den Störeinfluß abgestimmte Arretierung des Dämpfers eintritt. Da
durch werden Fehllenkbewegungen unterbunden und daraus resultierende Schwin
gungen über die elastische Lagerung des Radträgers 4 in der Primärfederung 9 und
den elastischen Lagern 6 aufgenommen. Dabei kann dem Dämpfer 27 auch eine
Wegmeßeinrichtung zugeordnet werden, die im ungestörten Laufbetrieb des Fahrwerks
die sich aus der Radschiene-Geometrie ergebende Lenkbewegung dieses selbstre
gelnden Radpaares 8 erfaßt und dadurch ein Signal generiert, daß für den aktuellen
Lenkwinkel ausgewertet werden kann. Sofern der Dämpfer 27 nicht selbstsperrend
ausgebildet wird, ist es auch möglich, das Lenkgestänge gegenüber dem Radträger
mittels einer eigenen, steuerbaren Arretiervorrichtung im Bedarfsfall zu verriegeln.
Werden einem bei 26 schematisch angedeuteten, beidendig stark verkürzten Wagen
kasten gemäß der Erfindung ausgebildete Fahrwerke den einzelnen Wagenkästen 26
eines mehrgliedrigen Schienenfahrzeugs zugeordnet, dann erfolgt ihre Ausrichtung in
Bezug auf die Anordnung der angetriebenen und der nicht angetriebenen Radpaare
abhängig von der im Betrieb vorgesehenen Laufrichtung.
In Fig. 5 ist ein zweigliedriges Schienenfahrzeug dargestellt, bei dem die nicht ange
triebenen Radpaare 8 den benachbarten freien Enden des jeweiligen Wagenkastens
näher zugeordnet sind als die durch die Getriebe 11 angetriebenen Radpaare 8. In
dieser gegenseitigen Zuordnung ist das Schienenfahrzeug für Zweirichtungsbetrieb
geeignet.
Gemäß Fig. 6 ist zwischen die Anordnung nach Fig. 5 ein dritter Wagenkasten 26 ein
gefügt, bei dem das zugeordnete Fahrwerk die gleiche richtungsbezogene Anordnung
der Radsätze aufweist, wie eines der benachbarten Fahrwerke. Auch dieses dreiglie
drige Schienenfahrzeug ist für Zweirichtungsbetrieb geeignet, nachdem in jeder Fahrt
richtung das erste Radpaar des vordersten Wagenkastens als vorlaufendes, nicht an
getriebenes Radpaar ausgebildet ist und als selbstlenkendes vorlaufendes Radpaar
den Lenkvorgang beim Einfahren in eine Kurve wie beim Kurvenlauf selbst als auch
beim Ausfahren in die Gerade einleitet.
Bei der Anordnung der Fahrwerke gemäß Fig. 7 sind alle nicht angetriebenen Radpaa
re 8 in einer Fahrtrichtung vor den nachfolgenden angetriebenen Radpaaren angeord
net. Diese Zusammenstellung ist für Einrichtungsbetrieb ausgebildet und gestattet ein
Rückwärtsfahren nur mit wesentlich verminderter Geschwindigkeit.
Bei der Zusammenstellung gem. Fig. 8 sind zwei Einheiten gem. Fig. 5 aneinanderge
koppelt, und bilden so ein viergliedriges Schienenfahrzeug, das für den Zweirichtungs
betrieb mit jeweils einem in Fahrtrichtung vorlaufenden unangetriebenen Radpaar an
den Zugenden ausgestattet ist. Auch hier erlaubt die Selbstlenkung des ersten, ande
ren Radsätzen vorlaufenden Radsatzes nicht angetriebener Räder die Fahrt mit hoher
Geschwindigkeit auf geraden wie gekrümmten Gleisen bei geringem Verschleiß und
hohem Fahrkomfort.
Bei dem Fahrwerk nach Fig. 9 sind alle achsengleichen Radpaare 8, 8 angetrieben,
wobei die Ausführung der Komponenten zum Antreiben, lenken, Arretieren und Rück
stellen der angetriebenen Räder nach Fig. 1 in der Fahrzeugquerachse symmetrischer
Anordnung erhalten bleibt. Eine Vorrichtung 28 zur Messung der Gierwinkelgeschwin
digkeit ist hier am Fahrwerkrahmen befestigt. Die gemäß dieser Ausprägung ausgebil
deten Fahrwerke können ebenfalls wie in der Fig. 5, der Fig. 6, der Fig. 7 und der Fig. 8
dargestellt in mehrgliedrigen Fahrzeugen angeordnet werden.
Claims (12)
1. Fahrwerk für ein Schienenfahrzeug mit einem Fahrwerkrahmen und vier Einzelrä
dern, die um horizontale Achsen drehbar gelagert sind, wobei mindestens ein
Radpaar angetrieben ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß das angetriebene Radpaar (8, 8) um eine gemeinsame Hochachse (18) und
die nicht angetriebenen Einzelräder (8, 8) jeweils um eine eigene Hochachse (14,
14) schwenkbar gelagert sind und daß die nicht angetriebenen Einzelräder (8, 8)
mittels einer Lenkvorrichtung (15, 16, 17) für ein gemeinsames gleichlaufenden
Schwenken um ihre Hochachsen (14, 14) gekoppelt sind.
2. Fahrwerk nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß das angetriebene Radpaar (8, 8) an einem gemeinsamen Radträger (5) gela
gert und mit einem Aktuator (20) gekuppelt ist, der abhängig vom aktuell befahre
nen Gleisbogenradius gesteuert ist und den gemeinsamen Radträger (5) radi
usabhängig schwenkt, wobei der Radträger (5) einerseits um die horizontale Ach
se am Fahrwerksrahmen (1, 3) angelenkt und andererseits mittels Primärfedern (9)
gegenüber der Unterseite des Fahrwerkrahmens (1) abgestützt ist.
3. Fahrwerk nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß mit wenigstens einem Radpaar (8, 8) eine steuerbare Rückstellvorrichtung
(22) gekuppelt ist, die wahlweise den zugeordneten Radsatz (8, 8) unabhängig
vom Radius des aktuell befahrenen Gleisabschnittes selbsttätig in eine einem ge
raden Gleis zugeordnete Grundstellung schwenkt.
4. Fahrwerk nach Anspruch 1, 2 oder 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einzelräder (8, 8) des nicht angetriebenen Radpaares an Einzelradträgern
(13) um horizontale Achsen (7) frei drehbar gelagert sind, daß die Einzelradträger
(13) einzeln an einem gemeinsamen, am Fahrwerkrahmen (1, 2) um eine horizon
tale Achse (14) schwenkbar gehaltenen Radträger schwenkbar gelagert sind, auf
dem mittels Primärfedern (9) der Fahrwerkrahmen (1) endseitig abgestützt ist.
5. Fahrwerk nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Aktuator (20) des angetriebenen Radsatzes (8, 8) abhängig vom Lenkwin
kel wenigstens eines der nicht angetriebenen Einzelräder (8, 8) winkelbezogen in
Gegenrichtung gesteuert ist.
6. Fahrwerk nach wenigstens einem der Ansprüche 1 bis 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Lenkvorrichtung ein Lenkgestänge (15, 16, 17) aufweist, das zusammen
mit dem zugehörigen gemeinsamen Radträger (4) eine Parallelogrammführung
bildet.
7. Fahrwerk nach Anspruch 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß zwischen das Lenkgestänge (15, 16, 17) und den zugehörigen Radträger (4)
oder den Fahrwerkrahmen wenigstens ein Dämpfer (27) mit regelbarem Fede
rungs- und Dämpfungsverhalten eingesetzt ist.
8. Fahrwerk nach wenigstens einem der Ansprüche 2 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß mindestens einem Dämpfer (27) und/oder einem Aktuator (20) und/oder einer
Rückstellvorrichtung (22) eine Wegmeßeinrichtung zugeordnet ist, deren Länge
nänderungen ein Maß für den jeweiligen aktuellen Lenkwinkel der damit gekoppel
ten Einzelräder oder Radpaare ist.
9. Fahrwerk nach Anspruch 7 oder 8,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Dämpfer (27) arretierbar ist.
10. Fahrwerk nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Arretierung des Dämpfers fahrgeschwindigkeits- und/oder gleisbogenab
hängig gesteuert ist.
11. Fahrwerk nach wenigstens einem der Ansprüche 4 bis 10,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Einzelradträger (13) des nicht angetriebenen Radpaares (8, 8) mittels ei
ner hydraulischen Kupplung gekoppelt sind, die eine winkelgleiche Drehung der
Einzelradträger (13) um ihre Hochachse (14) steuern.
12. Fahrwerk insbesondere nach Ansprüchen 1, 2 oder 3
dadurch gekennzeichnet,
daß im Fahrwerk zwei angetriebene Radpaare (8, 8) um eine Hochachse (18) pro
Radpaar schwenkbar gelagert sind.
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Owner name: DAIMLERCHRYSLER AG, 70567 STUTTGART, DE |
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Owner name: BOMBARDIER TRANSPORTATION GMBH, 13627 BERLIN, DE |
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