DE19826442A1 - Rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre Verwendung - Google Patents
Rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre VerwendungInfo
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Abstract
Die Erfindung betrifft rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre Verwendung zu biotechnischen, medizintechnischen, diagnostischen und therapeutischen Zwecken. DOLLAR A Das Verfahren zur Generierung von Peptiden, die zur Bindung von Autoantikörpern geeignet sind, ist gekennzeichnet durch DOLLAR A - Identifizierung eines Saatpeptids mit der geeigneten Aktivität, DOLLAR A - Erzeugung einer kleinen Auswahl von Peptidvarianten aus dem physikochemischen Raum um das Saatpeptid herum mit Hilfe eines computergestützten Rechenverfahrens, DOLLAR A - Synthese und Testung der Aktivität dieser Peptidvarianten, DOLLAR A - Modellierung einer quantitativen Sequenz/Aktivitäts-Beziehung mittels eines artifiziellen neuronalen Netzwerks und DOLLAR A - Generierung von Peptiden durch simulierte Evolution im Sequenzraum mittels des trainierten neuronalen Netzwerks. DOLLAR A Insbesondere handelt es sich um das Peptid DRFGDKDIAF.
Description
Die Erfindung betrifft rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre
Verwendung. Anwendungsgebiete der Erfindung sind die Medizin und die
pharmazeutische Industrie.
Die Reindarstellung von Biochemikalien, insbesondere von Immunglobulinen, nimmt
eine zentrale Rolle bei der Bereitstellung von immunologischem Handwerkszeug im
Labor ein. Hierzu gehören insbesondere die Aufreinigung von monoklonalen
Antikörpern, die entweder im Tier oder in der Zellkultur erzeugt wurden. Die
Verwendung solcher immunologischer Biochemikalien hat in den letzten Jahrzehnten
extrem zugenommen, und mit einer weiteren Verbreitung dieser immunologischen
Werkzeuge in Medizin und Forschung ist zu rechnen.
Ähnliches gilt für die Bindung und Elimination von Antikörpern, insbesondere
Autoantikörpern, als therapeutisches Prinzip bei einer Reihe von Krankheiten. Eine
Elimination von Immunglobulinen aus dem Blutplasma und der darin enthaltenen
Autoantikörper aus therapeutischen Zwecken hat sich bei solchen Krankheitsbildern
wie Lupus erythematodes (SLE), idiopathische Thrombozytopenie, Vaskulitiden und
dilatative Cardiomyopathie (DCM) bewährt.
In jüngster Zeit wurden weitere Krankheiten identifiziert, bei denen Autoantikörpern
gegen definierte Rezeptoren eine pathogenetische Bedeutung zukommt. Bei
verschiedenen Krankheiten wurden rezeptoraktive Autoantiköper gefunden (Tab.1).
Als biologisches Signal zum Nachweis der Autoantikörper wurde die Änderung der
spontanen Schlagfrequenz von neonatalen Rattenherzmuskelzellen verwendet.
Der Tabelle 1 sind Krankheiten zu entnehmen, bei denen eine Beteiligung von
Autoantikörpern gegen Rezeptoren diskutiert wird.
zu 1.: Wallukat et al., Biomed. Biochem. Acta 1987, 8193, 634-9;
zu 2.: Wallukat et al., Biomed. Biochem. Acta 1987, 8193, 634-9;
zu 3.: Ferrari et al., J. Exp. Med. 1995, 182: 55-65;
zu 4.: Wallukat et al., noch unveröffentlicht
zu 5.: Ferrari et al., J. Exp. Med. 1995, 182: 55-65;
zu 6.: Fu et al., J. Clin. Invest. 1993,91: 1964-8;
zu 7.: Wallukat et al., J. Allerg. a. Clin. Immunol. 1991,88: 581-7;
zu 8.: Wallukat et al., J. Allerg. a. Clin. Immunol. 1991,88: 581-7;
zu 9.: Fu et al., Lancet 1994, 3440: 1660-3;
zu 10.: Wallukat et al., Congress Abstr., J. Molec. Cell. 1998 im Druck;
zu 11.: Wallukat et al., 1998, im Druck;
zu 12.: Fu et al., 1998, Circulation Abstr. 94: 4046
zu 2.: Wallukat et al., Biomed. Biochem. Acta 1987, 8193, 634-9;
zu 3.: Ferrari et al., J. Exp. Med. 1995, 182: 55-65;
zu 4.: Wallukat et al., noch unveröffentlicht
zu 5.: Ferrari et al., J. Exp. Med. 1995, 182: 55-65;
zu 6.: Fu et al., J. Clin. Invest. 1993,91: 1964-8;
zu 7.: Wallukat et al., J. Allerg. a. Clin. Immunol. 1991,88: 581-7;
zu 8.: Wallukat et al., J. Allerg. a. Clin. Immunol. 1991,88: 581-7;
zu 9.: Fu et al., Lancet 1994, 3440: 1660-3;
zu 10.: Wallukat et al., Congress Abstr., J. Molec. Cell. 1998 im Druck;
zu 11.: Wallukat et al., 1998, im Druck;
zu 12.: Fu et al., 1998, Circulation Abstr. 94: 4046
Obwohl man eine Reihe von Targets der im Blut solcher Patienten vorhandenen
Autoantikörpern kennt, wird derzeit noch das gesamte Immunglobulin der Patienten
aus dem Blutplasma und dem Körper entfernt, mit ihnen also auch die
Autoantikörper.
Nach jüngst veröffentlichten Studien ist diese Elimination von Immunglobulinen und
damit auch von Autoantikörpern effektiv und leistet einen erheblichen Beitrag zur
Regeneration der autoimmunologisch betroffenen und geschädigten Organe und
Gewebe, zur drastischen Reduktion von klinischen Symptomen, mitunter sogar zur
Heilung der Patienten. Besonders gut dokumentiert ist der therapeutische Nutzen der
Elimination von β1-adrenerg wirkenden Autoantikörpem bei der Dilatativen
Cardiomyopathie (DCM).
Das als Immunapherese bezeichnete Verfahren entfernt das gesamte Immunglobulin
aus dem Körper bzw. dem Blutkreislauf. Hingegen könnten für die Entstehung der
Krankheit oft nur kleine Teilmengen vom Immunglobulin des Körpers, sog. Target
spezifischen Autoantikörpern, eine Ursache der Krankheit zuzuschreiben sein.
Dies ist am besten bei der dilatativen Cardiomyopathie (DCM) untersucht.
Forschungsergebnisse der letzten Jahre zeigten, daß insbesondere zwei Epitope auf
extrazellulären Loops des β1-adrenergen Rezeptors von Herzmuskelzellen an der
Entstehung der Krankheit beteiligt sind. Wenn der Organismus gegen diese
Autoantikörper produziert, tragen diese offensichtlich kausal zur Entstehung der
Krankheit bei. Somit ist ein therapeutischer Erfolg durch eine Immunadsorption auch
zu erwarten, wenn spezifisch die daran beteiligten Autoantikörper mit β1-adrenerger
Wirkung entfernt würden.
Der Nachweis der pathologischen Autoantikörper erfolgt dabei in einem
mikroskopischen biologischen Test an kultivierten, neonatalen, spontan
kontrahierenden Rattenherzmuskelzellen. Deren Schlagfrequenz erhöht sich bei
Anwesenheit von bestimmten β1-Rezeptor-spezifischen Autoantikörpern.
Mit den gegenwärtig vorhandenen medizintechnischen Verfahren ist es jedoch noch
nicht möglich, spezifisch die an der Pathogenese der Krankheiten beteiligten
Autoantikörper zu entfernen. Dies ist der Fall, obwohl man in einigen dieser Fälle die
Targets der Autoantikörper kennt bzw. beschrieben hat. Es handelt sich in diesen
speziellen Fällen um Autoantikörper, die sich gegen Rezeptoren auf der Oberfläche
von Zellen bestimmter Organe richten.
Die Erfindung hat das Ziel, neue zur Bindung und Entfernung von pathogenen
Autoantikörpern geeignete Peptide bereitzustellen. Ihr liegt die Aufgabe zugrunde, ein
effektives Verfahren zur Generierung solcher Peptide zu entwickeln.
Die Erfindung wird gemäß den Ansprüchen realisiert, die Unteransprüche sind
Vorzugsvarianten. Das erfindungsgemäße Verfahren zur Generierung von Peptiden,
die zur Bindung von Autoantikörpern geeignet sind, ist
durch die folgenden Schritte gekennzeichnet:
- - Identifizierung eines Saatpeptids mit der geeigneten Aktivität,
- - Erzeugung einer kleinen Auswahl von Peptidvarianten aus dem physikochemischen Raum um das Saatpeptid herum mit Hilfe eines computergestützten Rechenverfahrens,
- - Synthese und Testung der Aktivität dieser Peptidvarianten,
- - Modellierung einer quantitativen Sequenz/Aktivitäts-Beziehung mittels eines artifiziellen neuronalen Netzwerks und
- - Generierung von Peptiden durch simulierte Evolution im Sequenzraum mittels des trainierten neuronalen Netzwerks.
Der physikochemische Raum, der sich in seiner Größe aus der Zahl der Aminosäuren
des Peptids ergibt, repräsentiert nicht nur die Sequenzen "um das Saatpeptid herum",
sondern den gesamten Sequenzraum.
Die Erfindung wird im folgenden am Beispiel der Dilatativen Cardiomyopathie (DCM)
näher erläutert:
Die Aminosäuresequenzen der durch Autoantikörper erkannten Epitope auf den
entsprechenden Rezeptoren sind bei der DCM im Detail bekannt. Es werden die
natürlichen Sequenzen der betreffenden Rezeptorareale verwendet, um diese nach
Festphasenkopplung zur Elimination der Autoantikörper aus dem Blutplasma zu
verwenden.
Es wurde die natürliche Aminosäuresequenz (10 Aminosäuren; pos. 107-116: ARRC
YNDPKC) oder Teilsequenzen davon vom Loop2 des β1-adrenergen Rezeptors als
Ursprungs- oder Saatpeptid ausgewählt. Dieses Epitop enthält die
autoimmunologisch relevante Struktur. Von ihr ist bekannt, daß sie Autoantikörper
bindet, und wenn man in einem entsprechenden biologischen Testsystem dieses
Peptid hinzufügt, kann man die Wirkung der im Testsystem vorhandenen
Autoantikörper aufheben. Dieses Peptid ist auch Festphasen-gekoppelt wirksam, d. h. es erkennt und bindet aus Immunglobulinfraktionen von Patienten die
entsprechenden β1-adrenerg wirkenden Autoantikörper.
Aufgrund der physikochemischen Eigenschaften der Autoantikörper erfüllt das
natürliche Peptid diese Aufgabe nicht in vollem Umfang und hat im biologischen Test
ein geringe Neutralisationskapazität der Autoantikörper.
Das Peptid aus der Loop2-Region des β1-adrenergen humanen Rezeptors war
Ausgangspunkt für die Suchstrategie zur Auffindung eines Peptides mit höherer
Antikörperbindungseffizienz. Überraschenderweise wurde eine Aminosäuresequenz identifiziert, die
in der Natur nicht vorkommt bzw. in den entsprechenden Datenbänken noch nie
beschrieben wurde.
Ausgehend vom Saatpeptid wurden mit Hilfe eines speziellen computergestützten
Rechenverfahrens Varianten von Peptiden entwickelt, die bestimmten
physikochemischen Gesetzmäßigkeiten gehorchen und entsprechend
unterschiedliche Bindungseigenschaften gegenüber Autoantikörpern und
Immunglobulinen haben.
Das Ausmaß der Bindung von Antikörpern an diese vom Computer vorgeschlagenen
Peptide bzw. Aminosäuresequenzen wiederum bilden die Grundlage für die
Berechnung von weiteren Peptiden, die die Bindung der Autoantikörper an die
Peptide stufenweise optimieren.
Die Daten aus diesen Experimenten wurden wiederum nach vorgegebenen
Optimierungskriterien verarbeitet. Im Ergebnis wurde eine Aminosäuresequenz
berechnet, die, im Experiment geprüft, dem natürlichen Peptid überlegene
Neutralisationseigenschaften gegenüber der biologischen, zellphysiologischen
Wirkung von β1-adrenergen Autoantikörpern aufweist.
Erfindungsgemäß wurde das Peptid DRFGDKDIAF identifiziert, welches keinerlei
Sequenzähnlichkeit mehr mit dem natürlichen Epitop (Loop2) hat und in dem
eingesetzten zellbiologischen Test die Wirkung der Autoantikörper auf die
Pulsationsfrequenz der Herzmuskelzellen effizient neutralisiert. Mit der Hilfe dieses
Peptids gelingt die Bindung und Elimination der Loop2-spezifischen, β1-adrenerg
wirkenden Autoantikörper.
Die Erfindung soll nachfolgend durch ein Ausführungsbeispiel näher erläutert werden.
Ausgehend von einem Saatpeptid (im Fall des DCM-Projektes die Sequenz
ARRCYNDPKC) wird eine bestimmte Anzahl von Sequenzvarianten (DCM-Projekt:
90 Varianten) mittels eines festgelegten Algorithmus erzeugt: Jeder Aminosäurerest
wird mit geeigneten physikochemischen Parametern beschrieben. Im Fall des DCM
Saatpeptids waren dies die Eigenschaften 'Volumen' (1) und 'Hydrophobizität'
(Libophobie) (2). Dies führt zu einer mehrdimensionalen numerischen Beschreibung
von Peptiden, also zur Definition eines bestimmten chemischen Raumes. Die zu
erzeugenden Varianten des Saatpeptids werden nun bevorzugt aus der engeren
Umgebung des Saatpeptids im chemischen Raum entnommen, aber umfassen auch
einige weit vom Saatpeptid entfernte Peptide. Die Sequenzen wurden so ausgewählt,
daß deren Abstände zum Saatpeptid im chemischen Raum einer Gaußverteilung
(oder einer anderen lokalisierten Verteilung) angenähert wird. Der rationale Ansatz
dabei ist, daß Peptide mit einer ähnlichen oder sogar höheren Aktivität (Wirkung,
Eigenschaft) in der unmmittelaren Nähe um das Saatpeptid im chemischen Raum
erwarten werden können (3). Zudem ist eine Gaußverteilung von Peptiden sehr
wichtig für den nächsten rechnergestützten Schritt des Designs, der Entwicklung von
Sequenz-Wirkungsbeziehungen.
Die in Schritt 1 erzeugten neuen Peptide werden mit einem geeigneten Testverfahren
auf ihre Aktivität (Wirkung, gewünschte Eigenschaft) untersucht. Im Fall des DCM-
Projekts war dies ein ELISA System, welches die Bindung von Peptiden an humane
Antikörper gegen den β1-adrenergen Rezeptor messen konnte. Abb. 1 zeigt das
Ergebnis: Mit steigendem Abstand (Euklidisches Distanzmaß) vom Saatpeptid sinkt
die mittlere Aktivität der Peptidvarianten. Zwei Besonderheiten sind zu finden, einmal
liegt die mittlere Aktivität der dem Saatpeptid eng benachbarten Peptide über
derjenigen des Saatpeptids, zum anderen gibt es weit entfernt vom Saatpeptid
wiederum signifikante Aktivitäten. Diese Beobachtung bestätigt den wissensbasierten
Ansatz und das Verfahren für die systematische Erzeugung von Peptidbibliotheken:
Mehrere nicht-natürliche Peptide mit einer im Vergleich zum Saatpeptid erhöhten
Fähigkeit, Antikörper zu binden, wurden gefunden.
Um eine weitere systematische Suche im Raum aller möglichen Sequenzen nach
Peptiden mit einer gewünschten Antikörperbindungseigenschaft zu ermöglichen,
werden Sequenz-Wirkungsbeziehungen modelliert. Hierfür werden insbesondere
künstliche neuronale Netze eingesetzt. Die in Schritt 1 erzeugten und in Schritt 2
getesteten Peptide zusammen mit dem Saatpeptid werden dazu mit geeigneten
physikochemischen Parametern numerisch beschrieben (siehe Schritt 1). Mit Hilfe
des neuronalen Netzes wird ein mathematischer Zusammenhang zwischen der
Eigenschaftsbeschreibung der Peptide und deren gemessenen Aktivität hergestellt.
Dies ist ein Optimierungsprozeß, der eingehend in der Literatur beschrieben ist (4, 5).
Die Berücksichtigung sowohl von Peptiden mit hoher Aktivität als auch inaktiver
Peptide in diesen Prozeß ist notwendig für eine sinnvolle Modellierung. Die definierte
Auswahl von Peptiden in Schritt 1 erfüllt diese Voraussetzung. Im DCM-Projekt lag
der Fehler der modellierten Sequenz-Wirkungsbeziehung für die Trainingdaten bei
nur 15%, in der Kreuzvalidierung bei 17%. Diese Werte entsprechen den Meßfehlern
in Schritt 2. Aus diesem Ergebnis kann gefolgert werden, daß das neuronale Netz
einen sinnvollen mathematischen Zusammenahng zwischen einer
Aminosäuresequenz und deren Eigenschaft, Antikörper zu binden, hergestellt hat.
Das in Schritt 3 optimierte neuronale Netz wird als Gütefunktion zur
rechnergestützten systematischen Suche im Sequenzraum (Menge aller möglichen
Peptide einer vorgegebenen Länge) verwendet. Ein evolutionärer Algorithmus wird
als Suchstrategie verwendet (diese Methode ist in der Literatur beschrieben (6)). Das
Prinzip ist folgendes: In einem iterativen Prozeß werden vom Rechnerprogramm
neue Varianten eines Elternpeptids erzeugt, anschließend mit Hilfe des neuronales
Netzes (siehe Schritt 3) alle Varianten hinsichtlich ihrer Fähigkeit, Antikörper zu
binden, bewertet, und die beste(n) Peptidvariante(n) werden als Elternpeptide für den
nächsten Zyklus ausgewählt. Im DCM-Projekt erhielten wir die Sequenz
DRFGDKDIAF als Ausgabe des Rechnerprogramms. Für dieses Peptid berechnete
das neuronale Netz die höchste Aktivität. Die Sequenz weist in nur zwei Positionen
(Arginin-2, Asparaginsäure-7) eine Identität mit dem ursprünglichen Saatpeptid (siehe
Schritt 1) auf. 73% aller potentiell stark an Antikörper bindende Peptide haben den
Asp-7 Rest gemäß der Vorhersage des neuronalen Netzes, 17% haben ein
Asparagin in Position 7. Das System kann auch dazu verwendet werden, Peptide zu
erzeugen, die eine bestimmte Eigenschaft nicht aufweisen, also keine Antikörper
binden. Die Sequenz FVRRTYYPER wurde als eine solche vom Rechnersystem
vorgeschlagen.
Die in Schritt 4 vom Rechner entworfenen Peptide werden bezüglich ihrer
tatsächlichen biochemischen/biologischen Wirkung experimentell untersucht. Im
Beispiel des DCM-Projektes bestand dieser Test in der Messung der Schlagrate von
embryonalen Ratten-Myozyten mit und ohne Peptidzugabe in das Medium. Im
Medium befanden sich die normale Schlagrate erhöhende humane Antikörper gegen
den β1-adrenergen Rezeptor. Das genaue Testverfahren für das DCM-Projekt ist in
der Literatur beschrieben (7). Das Ergebnis entsprach den Erwartungen und den
Vorhersagen des Rechnerprogramms: Das Peptid DRFGDKDIAF war aktiv, d. h. die
durch die pathogenen Antikörper erhöhte Schlagrate der Herzmuskelzellen wurde auf
die normale Frequenz gedrückt, und das als nicht aktiv entworfene Peptid
FVRRTYYPER zeigte keine meßbare Wirkung (Abb. 2). Das Peptid
DRFGDKDIAF wies deutlichere Effekte auf als das natürliche Antigen des β1-
adrenergen Rezeptors bei allen verwendeten Peptidkonzentrationen (10 µg/ml, 1
µg/ml, 0,1 µg/ml). Bei der Konzentration von 0,1 µg/ml hatte das natürliche Antigen
nur noch sehr schwache Wirkung (nur 10% der normalen Aktivität der Myokardzellen
wurde beobachtet), während das erfindungsgemäß designte Peptid in der Lage war,
50% der Normalaktivität der Myokardzellen wiederherzustellen.
- 1. Harpaz, Y., Gerstein, M., Chothia, C. (1994) Struture 2, 641-649
- 2. Engelmann, D. A., Steitz, T. A., Goldman, A. (1986) Annu. Rev. Biosphys. Chem. 15, 321-353.
- 3. Eigen, M., McCaskilly und Schuster, P., (1988) J. Phys. Chem., Vol. 92, 6881.
- 4. Schneider. G., Wrede P. (1993) J. Mol. Evol. 36, 586-595.
- 5. Schneider. G., Wrede P. (1998) Prog. Biophys. Mol. BioL, im Druck.
- 6. Schneider. G., Wrede P. (1994) Biophys. J. 66, 335-344, Schneider. G., Schuchhardt, J., Wrede P. (1995) Biophys. J. 68, 434-447,
- 7. Wallukat, G., Wollenberger, A., Morwinski, R., Pitschner, H.-F. (1995) J. Mol. Cell. Cardiof 27, 397-406.
Claims (18)
1. Verfahren zur Generierung von Peptiden, die zur Bindung von Autoantikörpern
geeignet sind,
gekennzeichnet durch folgende Schritte
- 1. Identifizierung eines Saatpeptids mit der geeigneten Aktivität,
- 2. Erzeugung einer kleinen Auswahl von Peptidvarianten aus dem physikochemischen Raum um das Saatpeptid herum mit Hilfe eines computergestützten Rechenverfahrens,
- 3. Synthese und Testung der Aktivität dieser Peptidvarianten,
- 4. Modellierung einer quantitativen Sequenz/Aktivitäts-Beziehung mittels eines artifiziellen neuronalen Netzwerks und
- 5. Generierung von Peptiden durch simulierte Evolution im Sequenzraum mittels des trainierten neuronalen Netzwerks.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Identifizierung des
Saatpeptides durch Bestimmung von Teilsequenzen der nativen Gesamtsequenz
erfolgt.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Erzeugung der
kleinen Auswahl von Peptidvarianten nach Beschreibung von physikochemischen
Parametern jeder Aminosäure einzeln und in ihrer Wechselwirkung zu den
benachbarten Aminosäuren mittels eines Algorithmus erfolgt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 zur Generierung von Peptiden zur Bindung von
krankheitsspezifischen Autoantikörpern.
5. Verfahren nach Anspruch 1 zur Generierung von Peptiden mit Antikörper
neutralisierender Wirkung in Rezeptor-spezifischen zellbiologischen Tests.
6. Verfahren zur Generierung von Peptiden, die zur Bindung von β1-adrenerg
wirkenden Autoantikörpern geeignet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß
- 1. die natürliche Aminosäuresequenz ARRCYNDPKC vom Loop 2 des β-adrenergen Rezeptors oder Teilsequenzen von ihr als Saatpeptid eingesetzt wird,
- 2. die Eigenschaften 'Volumen' und 'Hydrophobizität' jedes Aminosäurerestes zur Definition des chemischen Raums um das Saatpeptid herum verwendet werden,
- 3. eine Auswahl von 50-120 Peptidvarianten aus diesem Raum analog zu einer Gaußverteilung erfolgt,
- 4. diese Sequenzen synthetisiert und bezüglich ihrer β-adrenergen Aktivität getestet werden, die Modellierung einer quantitativen Sequenz/Aktivitätsbeziehung mittels eines an sich bekannten neuronalen Netzwerks erfolgt,
- 5. mittels einer Suchstrategie mit dem Kriterium Antikörper-Bindungsfähigkeit weitere Sequenzen berechnet,
- 6. ihre β-adrenerge Aktivität bestimmt und die aktivste Sequenz DRFGDKDIAF ermittelt wird.
7. Verwendung der nach Anspruch 1-6 generierten Peptide zu
biotechnischen, medizintechnischen, diagnostischen und therapeutischen Zwecken.
8. Verwendung der gemäß Anspruch 1 bis 6 generierten Peptide zu biotechnischen,
medizintechnischen und therapeutischen Zwecken zur Bindung und Elimination von
Autoantikörpern bei Krankheiten, die mit rezeptor-, gewebs- oder organspezifischen
Autoantikörpern assoziiert sind.
9. Verwendung der gemäß Anspruch 1 bis 6 generierten Peptide zu biotechnischen,
medizintechnischen und therapeutischen Zwecken, zur Bindung und Elimination von
Autoantikörpern bei dilatativer Cardiomyopathie, Myocarditis, Chagas Disease und
Herzarrhythmien.
10. Verwendung der gemäß Anspruch 1 bis 5 generierten Peptide zu biotechnischen,
medizintechnischen und therapeutischen Zwecken, zur Bindung und Elimination von
Autoantikörpern bei allergischem Asthma, allergischer Rhinitis, Hypertonie, Psoriasis
vulgaris Präeklampsie und anderen Autoimmunerkrankungen, an denen
Autoantikörper gegen relevante biologische Targets, wie z. B. Rezeptoren, beteiligt
sind.
11. Verwendung von designten Peptiden gemäß Anspruch 7 bis 10 nach
Matrixkopplung.
12. Verwendung von designten Peptiden gemäß Anspruch 7 bis 11 nach
Derivatisierung und Ligandierung.
13. Verwendung von designten Peptiden gemäß Anspruch 7 bis 12 nach homologer
oder heterologer Zyklisierung.
14. Verwendung von designten Peptiden gemäß Anspruch 7 bis 13 unter Nutzung
von D- oder L- sowie D- und L-Aminosäuren.
15. Verwendung von designten Peptiden gemäß Anspruch 7 bis 14 in Verbindung
bzw. Gemischen mit Peptiden aus natürlich vorkommenden Aminosäuresequenzen.
16. Peptid DRFGDKDIAF.
17. Verwendung des Peptids nach Anspruch 15 und 16 zur Bindung und Elimination
von β1-adrenerg wirkenden Autoantikörpern.
18. Verwendung des Peptids nach Anspruch 16 in Kombination mit weiteren
natürlichen oder designten Peptiden nach Anspruch 15.
Priority Applications (4)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19826442A DE19826442A1 (de) | 1998-06-02 | 1998-06-13 | Rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre Verwendung |
PCT/DE1999/001575 WO1999062933A2 (de) | 1998-06-02 | 1999-05-28 | Rational designte peptide, ihre herstellung und ihre verwendung |
AU51504/99A AU5150499A (en) | 1998-06-02 | 1999-05-28 | Rationally designed peptides, production and use thereof |
EP99936345A EP1082339A2 (de) | 1998-06-02 | 1999-05-28 | Rational designte peptide, ihre herstellung und ihre verwendung |
Applications Claiming Priority (2)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19824641 | 1998-06-02 | ||
DE19826442A DE19826442A1 (de) | 1998-06-02 | 1998-06-13 | Rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre Verwendung |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19826442A1 true DE19826442A1 (de) | 1999-12-09 |
Family
ID=7869677
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19826442A Withdrawn DE19826442A1 (de) | 1998-06-02 | 1998-06-13 | Rational designte Peptide, ihre Herstellung und ihre Verwendung |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE19826442A1 (de) |
Cited By (4)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2000039154A3 (de) * | 1998-12-24 | 2000-09-21 | Max Delbrueck Centrum | Peptide des at1-rezeptors und ihre verwendung bei präeklampsie und maligner hypertonie |
WO2004051280A2 (de) * | 2002-11-29 | 2004-06-17 | Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin | Bestimmung agonistischer autoantikörper |
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US7745139B1 (en) | 1998-12-24 | 2010-06-29 | Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin | Peptides of the AT1 receptor and their uses |
-
1998
- 1998-06-13 DE DE19826442A patent/DE19826442A1/de not_active Withdrawn
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Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
WO2000039154A3 (de) * | 1998-12-24 | 2000-09-21 | Max Delbrueck Centrum | Peptide des at1-rezeptors und ihre verwendung bei präeklampsie und maligner hypertonie |
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WO2004051280A2 (de) * | 2002-11-29 | 2004-06-17 | Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin | Bestimmung agonistischer autoantikörper |
WO2004051280A3 (de) * | 2002-11-29 | 2005-01-06 | Max Delbrueck Centrum | Bestimmung agonistischer autoantikörper |
EP1890150A1 (de) * | 2002-11-29 | 2008-02-20 | Max-Delbrück-Centrum Für Molekulare Medizin | Bestimmung agonistischer, mit der humoralen Nierenabstossung assoziierten Autoantikörper |
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