DE19814690C2 - Reifen-Kontaktlast-Steuersystem - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Reifenkontaktlast-Steuer/Regel-
System sowie ein Verfahren zum bedarfsweisen Erhöhen des
Radkontaktdrucks auf der Straßenoberfläche durch Betätigung
eines Stellglieds, das zwischen der gefederten Masse und
der ungefederten Masse des Fahrzeugs angeordnet ist, mit
einer bestimmten Beschleunigung.
Die Griffkraft F eines Reifens läßt sich angeben durch das
Produkt des Reibkoeffizienten µ zwischen dem Reifen und der
Straßenoberfläche und der auf die Reifenkontaktfläche wir
kenden vertikalen Kontaktlast (F = µW). Anders gesagt ist
die Griffkraft, die für die Fahreigenschaften des Fahrzeugs
eine wichtige Rolle spielt, bei einem gegebenen Straßenzu
stand proportional zur Höhe der Reifenkontaktlast.
In einem bekannten aktiven Radaufhängungssystem ist ein
lineares Stellglied, das aktiv ausgefahren und eingefahren
werden kann, typischerweise zwischen der Fahrzeugkarosserie
und jedem Rad angebracht, so daß die Verteilung der Reifen
kontaktlast auf die vier verschiedenen Räder entsprechend
einem vorbestimmten Steuermodus verteilt werden kann. Bei
spielsweise offenbart das US-Patent Nr. 4 625 993, ausgege
ben am 2. Dezember 1986, von Williams et al., ein aktives
Radaufhängungssystem, welches den Hub des hydraulischen
Stellglieds steuert, das an jedem Fahrzeugrad vorgesehen
ist, so daß die Höhe der Fahrzeugkarosserie bei fahrendem
Fahrzeug in geeigneter Weise gesteuert werden kann.
Wenn das Fahrzeug geradeaus fährt, folgen die Reifen der
unregelmäßigen Kontur der Straßenoberfläche, so daß der
Schwerpunkt der gefederten Masse gesteuert werden kann oder
auf einer relativ fixierten Höhe bleiben kann. Wenn das
Fahrzeug beschleunigt oder verzögert, wird die Lastvertei
lung zwischen der Vorderachse und der Hinterachse geeignet
geändert, so daß die Nickbewegung des Fahrzeugs gesteuert
werden kann. Wenn das Fahrzeug um eine Kurve fährt, wird
die Lastverteilung zwischen den linken und rechten Rädern
geeignet geändert, so daß die Rollbewegung des Fahrzeugs
gesteuert werden kann.
Bei einem solchen herkömmlichen aktiven Radaufhängungssy
stem wird das Gewicht der Fahrzeugkarosserie lediglich zwi
schen den verschiedenen Rädern verteilt, und die Summe der
Kontaktdrücke der vier Räder ist im wesentlichen konstant.
Daher ist ein solches herkömmliches aktives Radaufhängungs
system nicht in der Lage, die Traktion oder Bremskraft des
Fahrzeugs insgesamt zu erhöhen.
Aus der DE 41 40 270 A1 sind ein Verfahren und eine Vor
richtung zur Fahrwerkregelung in dynamischen Fahrsituatio
nen bekannt, in denen ein Fahrzeug durch Straßenunebenhei
ten in Schwingungen versetzt wird. Im Verlauf aufeinander
folgender Schwingungsphasen wird ein Dämpfungssystem eines
Radaufhängungssystems zwischen unterschiedlichen Dämpfer
kennlinien umgeschaltet, die unterschiedlichen Härten des
Dämpfungssystems entsprechen. Auf diese Weise kann die Kon
taktlast eines Rades in der Nähe des für statische Verhält
nisse bestimmbaren Wertes gehalten werden, wenn die Fre
quenz der Anregung durch die Straßenunebenheiten in einem
geeigneten Bereich liegt.
Aus der DE 40 17 222 A1 sind ein Verfahren und ein System
zur Steuerung aktiver Radaufhängungen bekannt. Die Radauf
hängungen sind höhenverstellbar und, werden bei einer Kur
venfahrt des Fahrzeugs derart betätigt, dass die Reifenkon
taktlast eines Vorderrads erhöht wird, wohingegen die Reifen
kontaktlast des anderen Vorderrads erniedrigt wird, und daß
gleichzeitig die Reifenkontaktlast des dem letztgenannten
Vorderrad diagonal gegenüberliegenden Hinterrads erhöht
wird, wohingegen die Reifenkontaktlast des anderen Hinter
rads erniedrigt wird. Das Lenkverhalten des Fahrzeugs bei
Kurvenfahrt kann hierdurch in der gewünschten Weise einge
stellt werden.
Die DE 40 17 222 A1 befaßt sich jedoch nicht
mit anderen dynamischen Fahrsituationen, beispielsweise
Bremssituationen. Außerdem wird auch bei diesem Verfahren
und System im wesentlichen das Gewicht des Fahrzeugs zwi
schen den verschiedenen Rädern verteilt, die Summe der Rei
fen-Kontaktlasten bleibt hierbei im wesentlichen konstant.
Daher ist auch dieses System nicht in der. Lage, die gesamte
Traktion oder Bremskraft des Fahrzeugs zu erhöhen.
Wenn ein zwischen einem Rad und der Fahrzeugkarosserie an
geordnetes lineares Stellglied mit einer bestimmten Be
schleunigung entweder ausgefahren oder eingefahren wird,
stützt sich die ungefederte Masse des Rades an der größeren
gefederten Masse des Fahrzeugrumpfes ab, und es wird gegen
über der Fahrbahn eine entsprechende Trägheitskraft er
zeugt. Die Reaktion dieser Trägheitskraft erhöht den Kon
taktdruck eines Fahrzeugrads gegenüber der Fahrbahn. Da
jedoch der verfügbare Hub des für das herkömmliche aktive
Aufhängungssystem verwendeten linearen Stellglieds be
schränkt ist, ist jede erzielbare Kontaktdruckerhöhung zu
kurzlebig, um in irgendeiner nutzbaren Weise verwendet wer
den zu können.
Hauptziel der Erfindung ist es daher, ein Fahrzeug-Reifen
kontaktlast-Steuer/Regel-System und -Verfahren anzugeben,
das die Reifenkontaktlast jedes Rads über eine gewünschte
Zeitdauer erhöhen kann.
Ein zweites Ziel ist es, ein Fahrzeug-Reifenkontaktlast-
Steuer/Regel-System und -Verfahren anzugeben, mit dem das
Fahrzeug auf einem minimalen Bremsweg anhalten kann.
Ein drittes Ziel ist es, ein Fahrzeug-Reifenkontaktlast-
Steuer/Regel-System und -Verfahren anzugeben, das den Rei
fenschlupf minimieren und die Seitenführungskraft des Fahr
zeugs erhöhen kann.
Erfindungsgemäß werden diese Ziele durch ein Verfahren nach
dem Patentanspruch 1 bzw. ein System nach Patentanspruch 3
erreicht.
Da die zusätzliche Kontaktlast an den Reifen zyklisch über
eine gewünschte Zeitdauer angelegt wird, kann die Griff
kraft des Reifens über eine gewünschte Zeitdauer erhöht
werden. Obwohl die Zunahme der Reifenkontaktlast und die
Minderung der Reifenkontaktlast abwechselnd erfolgt, läßt
sich beispielsweise bei der Minderung des Bremswegs insgesamt
ein Vorteil erreichen, indem die Reifenkontaktlast der
Hinterräder intermittierend erhöht,
und die Bremswirkung des Fahrzeugs mit einem geeigneten Be
schleunigungssensor oder dergleichen erfasst wird. Insbesondere, indem
man dem Einfahrhub des Stellglieds eine wesentliche längere
Zeitdauer gibt als dem Ausfahrhub des Stellglieds, läßt
sich der Grad der Kontaktlastminderung zwischen jeweils
aufeinanderfolgenden Phasen der Kontaktlastzunahme mindern
und insgesamt ein besseres Gesamtergebnis erzielen.
Um einen ungewünschten Stoß oder Aufschlag am Ende jedes
Hubs zu vermeiden, kann man nahe einem Ende eines Einfahr
hubs und eines Ausfahrhubs eines Stellglieds ein Dämpfin
tervall vorsehen, in dem man die Geschwindigkeit der Aus
fahr- oder Einfahrbewegung der Kolbenstange des Stellglieds
allmählich senkt.
Die Erfindung ist nicht nur bei einem reinen aktiven Auf
hängungssystem anwendbar, das ausschließlich von einem ak
tiven Stellglied für ein Radaufhängungssystem abhängig ist,
sondern auch bei einem Radaufhängungssystem, das ein Auf
hängungsfederelement und/oder einen Dämpfer (Stoßdämpfer)
aufweist. Die Anwendung der Erfindung ist nicht auf die
Minderung des Bremswegs eingeschränkt, sondern ist auch
dazu geeignet, den Schlupf von Reifen bei Beschleunigung
des Fahrzeugs zu vermeiden, indem die Reifenlasten der An
triebsräder erhöht werden, sowie zur Verbesserung der Kur
venfahreigenschaften des Fahrzeugs, indem die Reifenlasten
der kurveninneren Räder erhöht werden.
Die Erfindung wird nun anhand von Ausführungsbeispielen
unter Hinweis auf die beigefügten Zeichnungen beschrieben.
Fig. 1 zeigt schematisch ein erfindungsgemäßes Reifen
kontaktlast-Steuer/Regel-System;
Fig. 2 zeigt ein Flußdiagramm der Steuereinheit des in
Fig. 1 gezeigten Systems;
Fig. 3 zeigt die Reifenkontaktlast-Verteilung während
Bremsung;
Fig. 4 zeigt ein mechanisches Modell eines typischen
Radaufhängungssystems;
Fig. 5 zeigt ein mechanisches Modell eines erfindungs
gemäßen Radaufhängungssystems; und
Fig. 6 zeigt graphisch die zyklische Hubänderung des
erfindungsgemäßen Radaufhängungssystems.
Fig. 1 zeigt schematisch einen wesentlichen Teil eines
aktiven Radaufhängungssystems unter Anwendung der Erfin
dung. Ein Fahrzeugrad 1 ist durch obere und untere Lenker
arme 2, 3 in bezug auf einen Fahrzeugrumpf 4 vertikal be
weglich gelagert. Ein einen Hydraulikzylinder aufweisendes
lineares Stellglied 5 ist zwischen dem unteren Lenkerarm 3
und dem Fahrzeugrumpf 4 angeschlossen. Das lineare Stell
glied 5 enthält einen Kolben 6, der unter Bildung einer
oberen Ölkammer 7 und einer unteren Ölkammer 8 in einem
Zylinder aufgenommen ist. Durch Steuern von Hydraulikdrüc
ken von einer Ölpumpe 9 variabler Kapazität zu diesen Öl
kammern 7 und 8 über ein Servoventil 10 wird in einer Kol
benstange 11 des Stellglieds 5 eine Schubkraft erzeugt.
Hierdurch läßt sich der relative Abstand zwischen der Mitte
(Achse) des Rads 1 und dem Fahrzeugrumpf 4 willkürlich
steuern.
Das von der Pumpe 9 abgegebene Öl wird zunächst in einem
Akkumulator 12 gesammelt, um Pulsationsrippen des Öldrucks
zu beseitigen und um während eines Übergangsprozesses einen
Ölflußmangel zu vermeiden. Der Druck wird dann über das
entsprechende Servoventil 10 zu jedem der Räder 1 übertra
gen. Dieser Ölkreislauf enthält ferner ein Entlastungsven
til 13, einen Ölfilter 14, ein Rückschlagventil 15, ein
Öldruckregelventil 16 sowie einen Ölkühler 17. Diese Kompo
nenten sind jedoch herkömmlich und werden daher im Detail
hier nicht näher erläutert.
Das Servoventil 10 steuert die Größe und die Richtung des
an das hydraulische Stellglied 5 angelegten Hydraulikdrucks
stufenlos entsprechend einem Steuersignal, das von einer
elektronischen Steuereinheit (ECU) 18 einem Solenoid 10a
des Servoventils 10 über einen Servoventiltreiber 19 zu
geführt wird. Die ECU 18 erzeugt das Steuersignal durch
Bearbeitung von Ausgangssignalen von einem Lastsensor 20,
der zwischen dem Fahrzeugrumpf 4 und der Kolbenstangen 11
angeordnet ist, einem Hubsensor 21, der zwischen dem Fahr
zeugrumpf 4 und dem unteren Lenkerarm 3 angeordnet ist,
einem gefederte-Masse-Beschleunigungssensor 22 zum Erfassen
der Vertikalbeschleunigung des Fahrzeugrumpfs sowie einem
ungefederte-Masse-Beschleunigungssensor 23 zum Erfassen der
Vertikalbeschleunigung jedes Rads entsprechend einem in
Fig. 2 dargestellten Steueralgorithmus.
Der Steuerfluß der ECU 18 wird im folgenden anhand Fig. 2
beschrieben. Ein Ausgangssignal von einem Längsbeschleuni
gungssensor 27 wird einer Bremsbestimmungseinheit 28 zu
geführt (Schritt 1), und es wird bestimmt, ob eine Brems
wirkung, die zu einem vorbestimmten Verzögerungspegel oder
mehr führt, erfaßt wurde (Schritt 2). Wenn eine Bremswir
kung in dieser Höhe erfaßt wurde, wird eine vorläufige
Soll-Last entsprechend den Ausgangssignalen von dem gefe
derte-Masse-Beschleunigungssensor 22 und dem ungefederte-
Masse-Beschleunigungssensor 23 berechnet, die einer Soll-
Last-Berechnungseinheit 24 zugeführt werden (Schritt 3). Es
wird eine Abweichung dieses Werts von der tatsächlichen
Last oder des Eingangssignals von dem Lastsensor 20 berech
net (Schritt 4), und wird ferner durch eine
Stabilisierungs-Berechnungseinheit 25 bearbeitet, die bei
spielsweise aus einer Integrationseinheit bestehen kann.
Das von der Stabilisierungs-Berechnungseinheit 25 zu dem
Servoventiltreiber 19 zugeführte Befehlssignal wird in ei
ner Hubbegrenzungs-Berechnungseinheit 26 unter Berücksich
tigung des Ausgangssignals von dem Hubsensor 21 korrigiert,
so daß der Hub des Stellglieds 5 den maximal möglichen Hub
nicht überschreitet (Schritt 5). Das Servoventil 10 wird
dann durch das korrigierte Befehlssignal angesteuert, um
das Stellglied 5 geeignet zu betätigen, so daß die tatsäch
liche Last mit der Soll-Last übereinstimmt. Somit wird in
der gefederten Masse oder/und der ungefederten Masse eine
Vertikalbeschleunigung erzeugt, um die Radkontaktlast zu
erhöhen (Schritt 6). Dies erhöht vorübergehend die Griff
kraft des Reifens und mindert den Bremsweg durch Anheben
der Blockiergrenze des Rades.
Fig. 3 zeigt schematisch die Verteilung der Reifenkontakt
last (= Griffkraft). Die statische Kontaktlast ist mit
durchgehenden Kreisen dargestellt, und die dynamische Kon
taktlast oder die durch den Hub des Stellglieds 5 erzeugte
Kontaktlast ist mit Doppelpunkt-Strich-Linien dargestellt.
Wenn beispielsweise die Bremse betätigt wird, nimmt die
statische Kontaktlast der Vorderräder zu, wie mit den größeren
durchgehend gezeichneten Kreisen gezeigt, im Ver
gleich zu den durchgehend gezeichneten Kreisen um die Hin
terräder. Diese Tendenz nimmt weiter zu, wenn das Fahrzeug
ein Gefälle bergab fährt. Wegen der relativ geringen Kon
taktlast der Hinterräder ist die Blockiertendenz der Hin
terräder groß. Wenn die Kontaktlast der Hinterräder durch
den Ausfahrhub des Stellglieds erhöht wird, wie in Fig. 3
mit der Doppelpunkt-Strich-Linie dargestellt, wird die
Blockiertendenz der Hinterräder gesenkt, wodurch die Hin
terräder eine stärkere Bremskraft erzeugen können. Dies
ergibt einen verkürzten Bremsweg.
Das Arbeitsprinzip dieser Erfindung wird im folgenden an
hand Fig. 4 beschrieben, worin folgende Abkürzungen ver
wendet werden:
M2: gefederte Masse
M1: ungefederte Masse
Z2: Position der gefederten Masse
Z1: Position der ungefederten Masse
Kt: Federkonstante des Reifens
Fz: Schubkraft des Stellglieds
M2: gefederte Masse
M1: ungefederte Masse
Z2: Position der gefederten Masse
Z1: Position der ungefederten Masse
Kt: Federkonstante des Reifens
Fz: Schubkraft des Stellglieds
Angenommen sei, daß die Abwärtsrichtung einer positiven
Richtung entspricht. Dann sind die Bewegungsgleichungen für
die gefederte Masse M2 und die ungefederte Masse M1 wie
folgt:
M2 . (d2Z2/dt2) = -Fz
M1 . (d2Z1/dt2) + Kt . Z1 = Fz
Daher erhält man die Reifenkontaktlast W gemäß folgender
Gleichung:
W = -Kt . Z1 = -Fz + M1 . (d2Z1/dt2)
= M2 . (d2Z2/dt2) + M1 . (d2Z1/dt2)
Anders gesagt, erhält man die Reifenkontaktlast W als Summe
der Trägheitskräfte der gefederten Masse und der ungefeder
ten Masse. Daher kann die Reifenkontaktlast W beeinflußt
werden durch Steuerung der Beschleunigung des Ausfahrens
und Einfahrens des Stellglieds, um hierdurch die Trägheits
kraft zumindest einer der gefederten und ungefederten Mas
sen zu ändern. Insbesondere ist es durch Steuerung des ein
zelnen Stellglieds 5 für jedes der Räder möglich, die Kon
taktlast W jedes Reifens mit einer gewünschten Zeitgebung
zu erhöhen. Wenn beispielsweise der Federweg der Aufhängung
200 mm beträgt und das Stellglied 5 eine Schubkraft von
einer Tonne oder eine Beschleunigung von angenähert 1 G
erzeugen kann, beträgt die maximale Zeitdauer dieser Träg
heitskraft angenähert 0,2 Sekunden.
Mit dem Ziel, den Energieverbrauch jedes Stellglieds zu
minimieren, verwendet hier das vorgeschlagene aktive Rad
aufhängungssystem eine Aufhängungsfeder zum Stützen des
Gewichts des Fahrzeugrumpfs sowie einen Dämpfer zum Erzeu
gen einer Dämpfkraft (siehe Fig. 5). Wenn in diesem Fall
Ks die Federkonstante der Aufhängungsfeder und C der Dämpf
koeffizient des Dämpfers, sind die Bewegungsgleichungen für
die gefederte Masse M2 ist und die ungefederte Masse M1 wie
folgt:
M2 . (d2Z2/dt2) + C . (dZ2/dt - dZ1/dt) + Ks . (Z2 - Z1) = -Fz
M1 . (d2Z1/dt2) + C . (dZ1/dt - dZ2/dt) + Ks . (Z1 - Z2) + Kt . Z1 = Fz
Daher erhält man die Reifenkontaktlast W durch folgende
Gleichung:
W = -Kt . Z1 = -Fz + M1 . (d2Z1/dt2) + C . (dZ1/dt - dZ2/dt) + Ks . (Z1 - Z2)
= M2 . (d2Z2/dt2) + M1 . (d2Z1/dt2)
Anders gesagt, die Reifenkontaktlast W kann gleichermaßen
gesteuert werden, indem man die Beschleunigung des Ausfah
rens und Einfahrens des Stellglieds steuert.
Die durch Beschleunigung des Ausfahrens des Stellglieds 5
erzeugte dynamische Last dauert nur so lange, bis die Kol
benstange 11 des Stellglieds 5 ein Hubende erreicht. Sobald
die Kolbenstange 11 das Ende des Ausfahrhubs erreicht, wird
bei der Erfindung diese sofort wieder eingefahren, und es
kann ein neuer Zyklus des Ausfahrens der Kolbenstange be
ginnen. Daher kann die dynamische Radlast, welche die Kon
taktlast des Reifens erhöht, unbegrenzt oder über eine ge
wünschte Zeitdauer beibehalten werden, indem wiederholt das
Stellglied zyklisch ausgefahren und wieder eingefahren wird
(siehe Fig. 6).
Angenommen sei ein Fall, in dem die Reifenkontaktlast er
höht werden soll, wenn sich die Fahrzeughöhe angenähert in
einer neutralen Position befindet. Der Ausgangspunkt der
Dämpfsteuerung (später beschrieben) wird gemäß einem Signal
von dem Hubsensor 21 und dem Maximalhub des Stellglieds 5
definiert. Das Stellglied 5 wird mit einer Beschleunigung
ausgefahren, die zum Erreichen einer gewünschten dynami
schen Last ausreicht, jedoch unter dem maximal möglichen
Pegel liegt, der durch die Kapazität des Stellglieds und
das Komfortbedürfnis der Fahrzeuginsassen definiert ist.
Normalerweise ist die gefederte Masse viel größer als die
ungefederte Masse. Daher wird die von dem Stellglied er
zeugte Kraft auf die Reifenkontaktfläche im wesentlichen
als Reaktion zur Trägheit der gefederten Masse angelegt.
Wenn man ohne jede Maßnahme dem Stellglied gestattet, sein
mechanisches Hubende zu erreichen, wird am plötzlichen Ende
des Hubs eine unakzeptabel starke Aufschlagkraft erzeugt.
Bevorzugt wird die durch die Dämpfsteuerung/regelung ver
mieden, die die Geschwindigkeit der Kolbenstange allmählich
senkt, wenn diese angenähert ihr Hubende erreicht. Verwen
det man dies bei einem aktiven Radaufhängungssystem, wel
ches eine Aufhängungsfeder verwendet, kann die Federreak
tion reduziert werden. Ferner läßt sich eine ungewünschte
Prellbewegung der Feder vermeiden.
Wenn die Grenze des Ausfahrhubs erreicht ist, beginnt das
Stellglied sofort mit einer Einfahrbewegung. Weil an dieser
Stelle die ungefederte Masse viel kleiner ist als die gefe
derte Masse, wenn die Beschleunigung oder die Einfahrbewe
gung des Stellglieds übermäßig ist, kann die Kontaktlast um
ein entsprechendes Maß abfallen. Um ein übermäßiges Abfal
len der Kontaktlast zu vermeiden, wird die Zeitdauer der
Einfahrbewegung jedes Zyklus wesentlich größer gemacht als
während der Ausfahrbewegung (Td < Ts), wie in Fig. 6 ge
zeigt. Auch bei der Einfahrbewegung wird eine Dämpfsteue
rung durchgeführt, bevor das Ende des Einfahrhubs erreicht
ist. Durch dieses Wiederholen zyklischer Ausfahr- und Ein
fahrbewegungen des Stellglieds läßt sich die wirksame Rei
fenkontaktlast über eine gewünschte Zeitdauer erhöhen. Die
zyklische Bewegung läßt sich auch entweder mit einer festen
Frequenz oder einer variablen Frequenz durchführen, ohne
vom Sinn der Erfindung abzuweichen. Auch läßt sich die Am
plitude der zyklischen Bewegung in Abhängigkeit von den
jeweiligen Erfordernissen verändern.
Die oben beschriebene Ausführung ist auf den Fall gerich
tet, bei dem während eines Bremsvorgangs die Kontaktlast
der Hinterräder erhöht wird. Jedoch können die Stellglieder
für die vier unterschiedlichen Räder auch individuell un
terschiedlich angesteuert werden, so daß der Bremsweg für
jeden vorbestimmten Satz von Zuständen des Fahrzeugs und
der Straßenoberfläche minimiert werden kann. Auch sorgt die
Erfindung nicht nur für eine Senkung der Radblockiertendenz
während eines Bremsvorgangs, sondern auch für die Erhöhung
der Radtraktion bei der Beschleunigung und der Erhöhung der
Seitenführungskraft während einer Kurvenfahrt. Wenn bei
spielsweise der Beschleunigungssensor einen Be
schleunigungsvorgang des Fahrzeugs erfaßt, kann die ECU 18
selektiv die Reifenlasten der Antriebsräder erhöhen, so daß
der Schlupf der Antriebsräder vermieden werden kann. Auch
wenn eine Kurvenfahrt des Fahrzeugs durch einen geeigneten
Sensor erfaßt wird, wie etwa einen Querbeschleunigungssensor
oder einen Lenkwinkelsensor in Kombination mit einem
Fahrgeschwindigkeitssensor, kann die ECU 18 selektiv die
Reifenlasten der Kurveninnenräder erhöhen.
In der oben beschriebenen Ausführung wurden für die Stell
glieder Hydraulikzylinder verwendet, aber es lassen sich
auch andere Stellglieder verwenden. Solche Stellglieder
können, jedoch nicht ausschließlich, Elektromotoren, wie
etwa Linearmotoren oder Tauchspulen enthalten, sowie mecha
nische Anordnungen wie etwa Nockenmechanismen und Feder
elemente. Auch können die verschiedenen Sensoren verein
facht werden, ohne vom Sinn der Erfindung abzuweichen. Bei
spielsweise kann der Hubsensor 21 weggelassen werden, weil
der Hub auch durch Integrieren der Differenz zwischen den
Ausgängen der Beschleunigungssensoren für die gefederte
Masse und die ungefederte Masse 22 und 23 berechnet werden
kann. Der Lastsensor 20 kann auch weggelassen werden, weil
die Ausgangskraft des Stellglieds 5 auch aus den tatsächli
chen Werten der gefederten Masse und der ungefederten Masse
sowie den Ausgängen von den Beschleunigungssensoren für die
gefederte Masse und die ungefederte Masse 22 und 23 berech
net werden kann. Auch können die Beschleunigungen der gefe
derten Masse und der ungefederten Masse aus den Ausgängen
des Lastsensors und des Hubsensors indirekt berechnet wer
den, indem eine Zustandsschätzeinheit vorgesehen wird. Die
ECU 18 kann einen Digitalcomputer, einen Analogcomputer
oder einen Hybridcomputer aufweisen.
Bei der oben beschriebenen Ausführung wird die Beschleuni
gung der ungefederten Masse oder/und die Beschleunigung der
gefederten Masse direkt durch die Schubkraft des Stell
glieds gesteuert, und es wird in einer der Massen oder bei
den dieser Massen eine Trägheitskraft erzeugt, so daß die
sich ergebende Reaktion zur Erhöhung der Reifenkontaktlast
verwendet werden kann. Durch wiederholte Ausfahr- und Ein
fahrbewegungen des Stellglieds läßt sich die Erhöhung der
Reifenkontaktlast über eine gewünschte Zeitdauer beibehalten.
Die Erhöhung der Reifenkontaktlast begünstigt eine
Minderung des Bremswegs, vermeidet Schlupf des Reifens und
verbessert die Kurvenfahreigenschaften des Fahrzeugs.
Ein aktives Stellglied 5 ist zwischen der ungefederten Mas
se 1 und der gefederten Masse 4 des Fahrzeugs angeordnet
und wird zyklisch eingefahren und ausgefahren, um während
eines Ausfahrhubs des Stellglieds 5 der ungefederten Masse
1 eine vorbestimmte Reaktion zu verleihen. Somit wirkt auf
den Reifen zyklisch über eine gewünschte Zeitdauer eine
zusätzliche Kontaktlast, so daß die Griffkraft des Reifens
über eine gewünschte Zeitdauer erhöht werden kann. Obwohl
die Zunahme der Reifenkontaktlast und die Minderung der
Reifenkontaktlast abwechselnd erfolgt, läßt sich ein Ge
samtvorteil erreichen, beispielsweise beim Mindern des
Bremswegs durch intermittierendes Erhöhen der Reifenkon
taktlast der Hinterräder, durch Erfassen des Bremsvorgangs
des Fahrzeugs mit einem geeigneten Beschleunigungssensor 27
oder dergleichen. Insbesondere, indem man einem Einfahrhub
des Stellglieds 5 eine wesentlich längere Zeitdauer gibt
als einem Ausfahrhub des Stellglieds 5, läßt sich der Grad
der Kontaktlastminderung zwischen jeweils aufeinanderfol
genden Phasen des Kontaktlastanstiegs mindern, wodurch sich
ein noch besseres Gesamtergebnis erzielen läßt.
Claims (9)
1. Verfahren zur momentanen Erhöhung der Traktion und/
oder Bremskraft wenigstens eines Rades (1) eines
Kraftfahrzeugs in wenigstens einem vorbestimmten Fahr
zustand, welches Rad (1) über ein federndes Radaufhän
gungssystem (2, 3) am Fahrzeugrumpf (4) aufgehängt und
über ein zwischen Rad (1) und Fahrzeugrumpf (4) geord
netes aktives Stellglied (5) gegenüber dem Fahrzeug
rumpf (4) höhenverstellbar ist, wobei dann, wenn der vor
bestimmte Fahrzustand eingetreten ist, das aktive
Stellglied (5) mit gesteuerter Beschleunigung zyklisch
ausfährt und einfährt, um während eines Ausfahrhubs
des Stellglieds (5) momentan das Rad mit einer zusätz
lichen Kontaktlast zu belasten.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
eine zusätzliche Kontaktlast bei denjenigen Rädern (1)
des Fahrzeugs aufgebracht wird, die bei dynamischen
Fahrzuständen entlastet werden.
3. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System, umfas
send:
ein Radaufhängungssystem (2, 3) zum Halten einer ein Rad (1) enthaltenden ungefederten Masse an einer einen Fahrzeugrumpf (4)enthaltenden gefederten Masse;
ein aktives Stellglied (5), das zwischen der ungefe derten Masse (1) und der gefederten Masse (4) angeord net ist; und
eine Steuer/Regel-Einrichtung (18) zum zyklischen Aus fahren und Einfahren des Stellglieds (5) mit gesteu erter Beschleunigung, um während eines Ausfahrhubs des Stellglieds (5) der ungefederten Masse (1) eine vor bestimmte Reaktion zu verleihen.
ein Radaufhängungssystem (2, 3) zum Halten einer ein Rad (1) enthaltenden ungefederten Masse an einer einen Fahrzeugrumpf (4)enthaltenden gefederten Masse;
ein aktives Stellglied (5), das zwischen der ungefe derten Masse (1) und der gefederten Masse (4) angeord net ist; und
eine Steuer/Regel-Einrichtung (18) zum zyklischen Aus fahren und Einfahren des Stellglieds (5) mit gesteu erter Beschleunigung, um während eines Ausfahrhubs des Stellglieds (5) der ungefederten Masse (1) eine vor bestimmte Reaktion zu verleihen.
4. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß ein Einfahrhub
des Stellglieds (5) über eine wesentlich längere Zeit
andauert als ein Ausfahrhub des Stellglieds (5).
5. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
einem der Ansprüche 3 und 4, dadurch gekennzeichnet,
daß nahe einem Ende eines Einfahrhubs oder/und eines
Ausfahrhubs des Stellglieds (5) ein Dämpfintervall
vorgesehen ist.
6. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß das Radaufhängungssystem (2, 3) ein Federelement
umfaßt und das Stellglied (5) ein lineares Hydraulik
stellglied aufweist, das parallel zu dem Federelement
angeschlossen ist.
7. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
einem der Ansprüche 3 bis 6, ferner gekennzeichnet
durch einen Beschleunigungssensor (27) zum Erfassen
eines Bremsvorgangs des Fahrzeugs, wodurch die Steu
er/Regel-Einrichtung die Kontaktlast der Hinterräder
selektiv erhöht, wenn ein Bremsvorgang erfaßt wird.
8. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
einem der Ansprüche 3 bis 7, ferner gekennzeichnet
durch einen Beschleunigungssensor (27) zum Erfassen
eines Beschleunigungsvorgangs des Fahrzeugs, wodurch
die Steuer/Regel-Einrichtung die Kontaktlast von An
triebsrädern selektiv erhöht, wenn ein Beschleuni
gungsvorgang erfaßt wird.
9. Fahrzeugreifen-Kontaktlast-Steuer/Regel-System nach
einem der Ansprüche 3 bis 8, ferner gekennzeichnet
durch einen Sensor zum Erfassen einer Kurvenfahrt des
Fahrzeugs, wodurch die Steuer/Regel-Einrichtung die
Kontaktlasten der Kurveninnenräder selektiv erhöht,
wenn eine Kurvenfahrt erfaßt wird.
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