DE19807778C2 - Verfahren und Vorrichtung zum netzsynchronen Schalten eines Leistungsschalters - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zum netzsynchronen Schalten eines LeistungsschaltersInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum netzsynchronen
Schalten eines Leistungsschalters, insbesondere an einem
Hochspannungsnetz, bei Verwendung eines elektronischen Steu
ergerätes, das nach Vorliegen eines Schaltbefehls das Ein-
oder Ausschalten unter Berechnung der Eigenzeit des Lei
stungsschalters, die unter Berücksichtigung äußerer, die
Eigenzeit beeinflussender Parameter erfolgt, zum nächsten,
für die Ein- oder Ausschaltung in Frage kommenden Stromnull
durchgang oder in dessen Nähe veranlaßt sowie ein elektroni
sches Steuergerät zur Durchführung des vorgenannten Verfah
rens.
Es ist seit langem bekannt, daß Schalthandlungen in Hochspan
nungsnetzen zu den geringsten Schaltüberspannungen und zur
geringsten Belastung der Schaltkontakte führen dann, wenn die
Schalthandlungen so gesteuert werden, daß sich nur sehr kurz
zeitig ein Schaltlichtbogen ausbilden kann. Beim Ausschalten
von Leistungsschaltern bedeutet das, den Zeitpunkt des Öff
nens der Schaltkontakte auf bzw. in die Nähe des Stromnull
durchgangs der jeweiligen Phase zu legen. Die Steuerung muß
dann in der Lage sein, die Eigenzeit des Schalters zwischen
dem Auslösebefehl und dem Beginn der Kontakttrennung exakt
vorauszuberechnen, um nach einem Ausschaltbefehl rechtzeitig
vor dem nächsten Stromnulldurchgang das Ausschalten auszu
lösen. Die Eigenzeit ist abhäbgig vom Schaltertyp (Antrieb
durch Druckluft, Federspeicher oder Hydraulik) sowie von Um
gebungsparametern wie z. B. Temperatur, Öldruck und Höhe der
Steuerspannung.
Auch die Standzeit des Schalters kann je nach Schaltertyp
eine mehr oder weniger große Beeinflussung der Eigenzeit zur
Folge haben. Aus der DE-A 39 05 822 ist dazu bereits ein Ver
fahren bekanntgeworden, nach welchem die tatsächliche Eigen
zeit des Schalters bei einem Schaltvorgang gemessen und als
Korrekturgröße bei der nächstfolgenden Schaltung berücksich
tigt wird.
Ein ähnliches Verfahren ist auch aus der US 5 629 869 be
kannt, nach dem aus der Temperatur, der Steuerspannung und
gegebenenfalls weiteren Parametern sowie aus den Vergangen
heitswerten der Eigenzeit ständig eine aktuelle Eigenzeit
prognostiziert wird. Weiterhin ist aus der DE 38 12 734 A1
ein Verfahren zum netzsynchronen Ausschalten eines Leistungs
schalters bekannt, das nach Vorliegen eines Schaltbefehls das
Ein- oder Ausschalten unter Berechnung der Eigenzeit des
Leistungsschalters, die unter Berücksichtigung äußerer, die
Eigenzeit beeinflussender Parameter erfolgt, zum nächsten für
die Ein- oder Ausschaltung in Frage kommenden Stromnulldurch
gang oder in dessen Nähe veranlasst.
Für normale Ein- und Ausschaltungen ist die exakte Vorausbe
stimmung der Eigenzeit eines Schalters bereits ausreichend,
um netzsynchron zu schalten. Bei Ausschaltungen in Folge von
Fehlervorgängen im Netz tritt der nächste Stromnulldurchgang
jedoch nicht zum Zeitpunkt des als nächsten zu erwartenden
Sinus-Nulldurchgangs auf. Vielmehr verschiebt sich der Strom
nulldurchgang aufgrund transienter Vorgänge im Netz in Abhän
gigkeit von der Fehlerart, dem Fehlerort und den beteiligten
Impedanzen. Neben der Eigenzeit des Schalters ist für den
Fehlerfall somit für die Vorhaltezeit des Auslösebefehls auch
die Verschiebung des oder der nächsten Nulldurchgänge zu be
rücksichtigen.
Verfahren zur Berechnung der Stromnulldurchgänge im Fehler
fall, die die Stromgrößen zu bestimmten Zeitpunkten oder aus
den Stromgrößen abgeleitete Differentiale verwerten, sind
beispielsweise aus der DE-B 15 65 995 oder DE-A 21 18 427 be
kannt.
Bisherige Bemühungen zum netzsynchronen Ausschalten im Feh
lerfall blieben dennoch nur in Ansätzen stecken, da die ver
wendeten Schutzgeräte, die die von den Meßwandlern empfan
genen Meßsignale auswerten, ca. 10-25 ms, d. h. unter Um
ständen mehr als eine ganze Netzperiode, benötigen, um einen
Neztfehler eindeutig zu identifizieren, ehe sie einen Befehl
zum Ausschalten an die Leistungsschaltersteuerung weiter
geben. Eine anschließende Synchronisierung des Schaltvorgangs
würde das Ausschalten dann weiter verzögern, weshalb in sol
chen Fällen von einer Synchronisierung abgesehen und der Aus
schaltbefehl sofort an den Schalter weitergegeben wird.
Das netzsynchrone Schalten blieb deshalb bisher auf Ein
schaltvorgänge sowie Ausschaltvorgänge bei ungestörtem Netz
betrieb beschränkt.
Der Erfindung liegt deshalb die Aufgabe zugrunde, ein Ver
fahren der eingangs genannten Art und ein zu dessen Durchfüh
rung geeignetes Steuergerät anzugeben, mit dem ein netzsyn
chrones Ausschalten auch beim Auftreten von Netzfehlern mög
lich wird.
Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch die Maßnahmen
im kennzeichnenden Teil der Ansprüche 1 und 3 im Zusammenwir
ken mit den Merkmalen im Oberbegriff, indem durch einen mög
lichen Netzfehler, der durch Erfassen eines transienten Vor
gangs im Netz durch das Steuergerät des Leistungsschalters
selbst detektiert wird, die Berechnung der Eigenzeit des
Leistungsschalters sowie die Berechnung der nächsten Strom
nulldurchgänge ausgelöst wird und diese berechneten Werte bei
einem innerhalb einer vorwählbaren Wartezeit folgenden Aus
schaltbefehl eines übergeordneten Schutzgerätes verarbeitet
werden, so daß kein Zeitverzug zwischen Fehlererfassung und
der netzsynchronen Ausschaltung des Leistungsschalters resul
tiert. Zweckmäßige Ausgestaltungen der Erfindung sind in den
Unteransprüchen enthalten.
Ein Steuergerät zur Durchführung des Verfahren ist erfin
dungsgemäß so aufgebaut, daß es direkt mit einem oder mehre
ren, die Netzparameter erfassenden Meßwandlern verbunden ist
und über eine Einrichtung zum Detektieren transienter Netz
vorgänge verfügt, die mit der Berechnungseinheit zum Berech
nen der Vorhaltezeit verbunden ist.
Bei dem oder den Meßwandlern kann es sich um die ohnehin für
Schutzzwecke vorhandene oder um separate Wandler für das
Steuergerät handeln.
Die Einrichtung zu Detektieren transienter Netzvorgänge kann
zweckmäßig mit einem Hochpaßfilter ausgerüstet sein, der
transiente Vorgänge von dem 50 Hz-Energiesignal trennt.
Das Verfahren hat den Vorteil, daß die Leistungsschalter
steuerung bereits rechtzeitig eine Information über eine
etwaige Schalthandlung bekommt und gleichzeitig mit der Feh
leranalyse im Schutzgerät mit der Berechnung des optimalen
Auslösezeitpunktes durch Bestimmung der Eigenzeit des Schal
ters sowie der Bestimmung des nächsten Stromnulldurchgangs
beginnen kann.
Kommt dann wirklich von einem übergeordneten Schutzgerät der
Befehl zur Schutzausschaltung, so ist die Leistungsschalter
steuerung bereits vorbereitet und kann somit wesentlich
schneller durchgeführt werden.
Muß der betroffene Leistungsschalter nicht schalten, z. B.
weil ein im Netz übergeordneter Leistungsschalter bereits ge
schaltet hat, dann wird die "Schaltbereitschaft" nach einer
vorbestimmten Wartezeit wieder aufgehoben.
Die Erfindung soll nachstehend anhand eines Ausführungsbei
spiels näher erläutert werden. Die zugehörige Zeichnung zeigt
das erfindungsgemäße Verfahren schematisch anhand eines
Blockschaltbildes.
Einem Hochspannungs-Leistungsschalter 1 ist ein digital
arbeitendes Steuergerät 2 zur Steuerung, d. h. unter anderem
zum synchronen Schalten des Hochspannungs-Leistungsschalters
1, vorgeordnet.
Im normalen Netzbetrieb kann der Hochspannungs-Leistungs
schalter 1 von einer Schaltwarte 3 aus mit einem Befehl an
das Steurgerät 2 ein- oder ausgeschaltet werden. Die für das
netzsynchrone Schalten nötige Information über den Netzstrom
und die Netzspannung erfogt durch Wandler 4, die mit dem
Steuergerät 2 verbunden sind.
Ebenfalls mit dem Steuergerät 2 verbunden ist ein Schutzgerät
5, das bei Abweichungen von den normalen Strom- oder
Spannungswerten eine Identifikation des Fehlers vornimmt und
je nach der identifizierten Fehlerart ein ein- oder mehrpoli
ges Ausschalten des Hochspannungs-Leistungsschalters 1 aus
löst.
Das Steuergerät 2 besitzt einen eigenen Detektionsalgorithmus
für den Fehlerfall, z. B. einen Hochpaßfilter, der transiente
Vorgänge vom 50 Hz-Energiesignal separiert. Bei Berücksichti
gung des transienten Fehlerstroms ist das Steuergerät 2 in
der Lage, selbsttätig den nächsten Stromnulldurchgang und zum
anderen auch die aktuelle Eigenzeit des Hochspannungs-
Leistungsschalter 1 unter Berücksichtigung z. B. von Öldruck
oder SF6-Gasdruck und Temperatur zu ermitteln, ohne dazu
einen Auslösebefehl vom Schutzgerät 5 abwarten zu müssen. Die
ansonsten auftretende Verzögerung zwischen den Punkten A und
B wird somit vermieden.
Gibt das Schutzgerät 5 dann tatsächlich einen Auslösebefehl
für eine Ausschaltung, so verfügt das Steuergerät 2 bereits
über alle nötigen Informationen für ein neztsynchrones Schal
ten.
Erfolgt trotz des Fehlers kein Auslösebefehl durch das
Schutzgerät 5, weil z. B. ein übergeordneter Leistungsschal
ter bereits die Fehlerstelle vom Netz getrennt hat, so werden
die berechneten Werte für die Eigenzeit und den prognosti
zierten Stromnulldurchgang nach einer vorgegebenen Zeit wie
der verworfen.
Die Erfindung ist nicht beschränkt auf das hier dargestellte
Ausführungsbeispiel. Vielmehr ist es möglich, durch Kombina
tion und Modifikation der genannten Mittel und Merkmale wei
tere Ausführungsvarianten zu realisieren, ohne den Rahmen der
Erfindung zu verlassen.
Claims (5)
1. Verfahren zum netzsynchronen Schalten eines
Leistungsschalters, insbesondere an einem Hochspannungsnetz,
bei Verwendung eines elektronischen Steuergerätes, das nach
Vorliegen eines Schaltbefehls das Ein- oder Ausschalten unter
Berechnung der Eigenzeit des Leistungsschalters, die unter
Berücksichtigung äußerer, die Eigenzeit beeinflussender
Parameter erfolgt, zum nächsten, für die Ein- oder
Ausschaltung in Frage kommenden Stromnulldurchgang oder in
dessen Nähe veranlasst,
dadurch gekennzeichnet, dass
ein transienter Vorgang im Netz durch das Steuergerät des Leistungsschalters als Anzeichen für einen möglichen Netzfehler erfasst wird,
die Berechnung der Eigenzeit des Leistungsschalters sowie die Berechnung mindestens des nächsten Stromnulldurchgangs ausgelöst werden und
diese berechneten Werte bei einem innerhalb eines vorwählbaren Zeitintervalls folgenden Ausschaltbefehl eines übergeordneten Schutzgerätes bei der weiteren Verarbeitung des Ausschaltbefehls berücksichtigt werden, so dass kein Zeitverzug zwischen der Fehlererfassung und der netzsynchronen Ausschaltung des Leistungsschalters resultiert.
ein transienter Vorgang im Netz durch das Steuergerät des Leistungsschalters als Anzeichen für einen möglichen Netzfehler erfasst wird,
die Berechnung der Eigenzeit des Leistungsschalters sowie die Berechnung mindestens des nächsten Stromnulldurchgangs ausgelöst werden und
diese berechneten Werte bei einem innerhalb eines vorwählbaren Zeitintervalls folgenden Ausschaltbefehl eines übergeordneten Schutzgerätes bei der weiteren Verarbeitung des Ausschaltbefehls berücksichtigt werden, so dass kein Zeitverzug zwischen der Fehlererfassung und der netzsynchronen Ausschaltung des Leistungsschalters resultiert.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Ermittlung der aktuellen Eigenzeit des Leistungsschalters
unter Berücksichtigung von Druck und/oder Temperatur der
Hydraulikflüssigkeit erfolgt.
3. Elektronisches Steuergerät für das netzsynchrone Schalten
eines Leistungsschalters, insbesondere an einem
Hochspannungsnetz, das nach Vorliegen eines äußeren
Schaltbefehls einen internen Auslösebefehl für den
Leistungsschalter abgibt, bei welchem eine von der in
Abhängigkeit von äußeren Bedingungen in einer
Berechnungseinheit berechneten Eigenzeit des
Leistungsschalters und dem nächsten Stromnulldurchgang
abhängige Vorhaltezeit berücksichtigt ist,
dadurch gekennzeichnet, dass
das Steuergerät (2) direkt mit mindestens einem, die
Netzparameter erfassenden Messwandler (4) verbunden ist und
über eine Einrichtung zum Detektieren transienter
Netzvorgänge verfügt, die mit der Berechnungseinheit zum
Berechnen der Vorhaltezeit verbunden ist.
4. Elektronisches Steuergerät nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
die Einrichtung zum Detektieren transienter Netzvorgänge mit
einem Hochpassfilter ausgerüstet ist, der transiente Vorgänge
von dem 50 Hz-Energiesignal trennt.
5. Elektronisches Steuergerät nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet, dass
der mindestens eine Messwandler (4) ein für Schutzzwecke
vorhandener Messwandler (4) oder ein im Steuergerät (2)
eingesetzter Messwandler (4) ist.
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