DE4026799A1 - Verfahren zur selektiven erfassung von fehlern der leiter in hoch- und hoechstspannungsnetzen - Google Patents
Verfahren zur selektiven erfassung von fehlern der leiter in hoch- und hoechstspannungsnetzenInfo
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- G01R31/00—Arrangements for testing electric properties; Arrangements for locating electric faults; Arrangements for electrical testing characterised by what is being tested not provided for elsewhere
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- G01R31/58—Testing of lines, cables or conductors
Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur selektiven Feststellung von
Fehlern der Leiter in Hoch- und Höchstspannungsnetzen und auf eine Anordnung
zur Durchführung des Verfahrens.
Distanzschutzeinrichtungen werden nach wie vor für den Schutz von Hoch- und
Höchstspannungsnetzen bevorzugt eingesetzt. Im Falle eines Netzkurzschlusses
werden dabei nur die strom- und spannungsproportionalen Meßgrößen, die aus
der Sekundärseite der am Einbauort befindlichen Meßwandler entnommen sind,
zur einen Impedanzgröße ausgewertet. Die ermittelte Impedanzgröße kann
dann als Kriterium für die Kurzschluß- bzw. Fehlerentfernung im Netz
verwendet werden. Mit Hilfe der zu bestimmenden Richtung der Kurzschluß
leistung läßt sich anschließend die Richtung der Fehlerstelle feststellen.
Anschließend können gezielt Schutzmaßnahmen eingeleitet werden, die z. B.
in der Abschaltung des gestörten Leitungsabschnitts bestehen. Der technische
Aufwand für den Schutz von Hoch- und Höchstspannungsleitungsstrecken ist bei
Verwendung von Distanzschutzeinrichtungen am geringsten.
Da es in Hoch- und Höchstspannungsnetzen verschiedene Fehlerarten gibt, so
ist die Impedanzmessung stets in Abhängigkeit der vom Fehler betroffenen
Außenleiter durchzuführen.
In Mittel- und Hochspannungsnetzen mit Nennspannungen bis 150 kV, die
hauptsächlich der Verteilung von elektrischer Energie dienen, können
auf Grund des einfachen Netzaufbaus die fehlerbetroffenen Außenleiter im
allgemeinen aus der im jeweiligen Außenleiter fließenden Größe des
Kurzschlußstroms ermittelt werden. Nachdem die fehlerhaften Außenleiter
erfaßt worden sind, läßt sich die entsprechende Messung der Fehlerimpedanz
durchführen. Distanzschutzeinrichtungen für Mittel- und Hochspannungsnetze
bis 150 kV werden daher nur mit einer Überstromanregung ausgestattet.
Wenn die Netzverhältnisse komplex werden, dann wird die Überstromanregung
durch zusätzliche Bewertung der spannungsproportionalen Meßgrößen zu einer
sogenannten Unterimpedanzanregung erweitert.
Höchstspannungsnetze mit Nennspannungen über 150 kV sind insbesondere für
die Übertragung elektrischer Energie bestimmt. Die ständige Anpassung der
Netzverhältnisse an den wechselnden Energiebedarf hat zur Folge, daß sich
die Kurzschlußleistung und die Netzausdehnung um mehrere Größenordnungen
ändern können. Daher ist es möglich, daß der maximale Betriebsstrom
größer als der minimale Kurzschlußstrom ist. Unter solchen Betriebsbedin
gungen hat die oben erwähnte Unterimpedanzanregung Schwierigkeiten bei der
selektiven Erfassung der fehlerbehafteten Außenleitern. Darum kann ein
zusätzliches Kriterium, beispielsweise der Phasenwinkel zwischen Spannungs-
und Stromgröße, eingeführt werden, damit eine Unterscheidung zwischen
Kurzschlußstrom und Betriebsstrom möglich ist.
Trotz dieser Funktionserweiterung ist es jedoch nicht immer sicherzustellen,
daß mit der Unterimpedanzanregung die fehlerbehafteten Außenleiter bei
allen Netzkurzschlüssen selektiv erfaßt werden können. Mit nur einem
Meßsystem für Impedanz- und Richtungsbestimmung können daher Fehlfunktionen
von Distanzschutzeinrichtungen nicht ausgeschlossen werden. Für Höchstspan
nungsnetze müssen deshalb Distanzschutzeinrichtungen mit mindestens drei
Meßsystemen eingesetzt werden. Die Meßsysteme in mehrsystemigen Distanz
schutzeinrichtungen sind damit auch zur Erhaltung der Selektivität bei der
Fehlererfassung erforderlich.
Hier setzt die Erfindung ein, der die Aufgabe zugrunde liegt, ein Verfahren
und eine Anordnung zur selektiven Feststellung von Fehlern der Leiter von
Hoch- und Höchstspannungsnetzen zu entwickeln, mit denen auf einfache Weise
und in möglichst kurzer Zeit zumindest Erdkurzschlüsse und zweipolige
Kurzschlüsse mit und ohne Erdberührung festgestellt werden können.
Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die drei Leiterströme
und der Erdstrom sowie die drei Phasenspannungen und die Sternpunkt-
Erdspannung gemessen werden, daß die Differenzen der Leiterströme und des
Erdstroms und/oder die Differenzen der Leiterspannungen und der Sternpunkt-
Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme und des Erdstroms
und/oder die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen und/oder die
Differenzen der Spannungen jeweils zweier Phasen gebildet werden, und daß
bei Fehlern, die auf der einer Einspeisungsstelle abgewandten Seite der
Meßeinrichtung auftreten, einerseits auf die größte Differenz der Leiter
ströme und des Erdstroms und/oder kleinste Differenz der Spannungen und
der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen einpoligen Erdkurzschluß
im jeweiligen Außenleiter und andererseits auf die größte Differenz der
Ströme zweier Leiter und/oder auf die kleinste Differenz der Spannungen
zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird,
der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung
erkannt wird.
Bei Fehlern, die auf der einer reinen Last abgewandten Seite einer Meßein
richtung für die Leiterströme und die verketteten Spannungen auftreten, wird
die Aufgabe erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Differenzen der
Leiterströme und des Erdstroms und/oder die Differenzen der Leiterspannungen
und der Sternpunkt-Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme und
des Erdstroms jeweils zweier Phasen und/oder die Differenzen der Spannungen
jeweils zweier Phasen gebildet werden, und daß einerseits auf die kleinste
Differenz der Leiterströme und des Erdstroms und/oder die größte Differenz
der Spannungen und der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen
einpoligen Erdkurzschluß und andererseits auf die kleinste Differenz oder
Ströme zweier Leiter und/oder auf die größte Differenz der Spannungen
zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird,
der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung
erkannt wird. Die Betriebsweise des Netzes, für die die vorstehend erwähnte
Fehlererfassung eingesetzt wird, ist als Stichleitungs- oder Richtleitungs
betrieb bekannt.
Wenn die vorstehend erwähnte Fehlerprüfung durchgeführt wird, muß also eine
zusätzliche Information zu den Meßwerten an einer Stelle des Netzes
vorhanden sein, die sich auf den Stichleitungs- oder Richtleitungsbetrieb
bezieht. Falls diese Information nicht vorhanden ist, wird die oben
beschriebene Prüfung durchgeführt, die voraussetzt, daß die Meßstelle
zwischen einer Einspeisestelle und dem Fehlerort liegt. Der Stichleitungs-
oder Richtleitungsbetrieb in einem Netz wird gewöhnlich zu bestimmten Zeiten
verwendet.
Zu Schwachlastzeiten kommt es häufiger vor, daß das Hoch- bzw. Höchstspan
nungsnetz im Richtbetrieb betrieben wird. In diesem Fall wird der Verbrau
cher unter Umständen über eine relativ lange Leitungsstrecke nur von einem
verfügbaren Netz oder Generator eingespeist. Eine weitere Einspeisung ist
dabei nicht vorgesehen. Ähnliche Verhältnisse können auch auf einer
Leitungsstrecke auftreten, wenn aus betrieblichen Gründen die entsprechende
Leitung aus einer Netzmasche zu einer Stichleitung herausgenommen wird. In
diesem Fall wird also in die am Leitungsende befindliche Last auch wie beim
Richtbetrieb nur einseitig eingespeist.
Die oben beschriebenen Arten der selektiven Fehlererkennung benötigen keine
Multiplikationen oder Divisionen von Meßgrößen. Abgesehen von den
Differenzen der Meßgrößen, die bei entsprechender Schaltung der Meßwand
ler sofort verfügbar sind, werden für die Fehlererkennung nur Vergleichs
operationen durchgeführt.
Vergleichsoperationen benötigen sehr wenig Zeit. Das oben beschriebene
Verfahren ermöglicht deshalb die selektive Erkennung von Erdkurzschlüssen
sowie zweipoligen Kurzschlüssen mit und ohne Erdberührung in sehr kurzer
Zeit.
Vorzugsweise wird ein dem oder den jeweils fehlerbehafteten Leitern und der
jeweiligen Fehlerart zugeordnetes Signal zur Auswahl von Meßwerten für eine
einsystemige Distanzschutzeinrichtung verwendet, die als Schutz oder
Reserveschutz für einen Netzabschnitt vorgesehen ist. Da nur eine einsy
stemige Distanzschutzeinrichtung benötigt wird, reduziert sich der Aufwand
für den Distanzschutz auf ein Minimum.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform werden die Spannungen jedes Phasen
leiters auf Unterschreitung eines vorgebbaren Bruchteils der Phasenspannun
gen als erstes Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht,
wobei die Phasenwinkel der strom- und spannungsproportionalen Meßgrößen in
allen Leitern auf Überschreiten eines vorgegebenen Werts als zweites
Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht werden, bei dessen
Feststellung die Distanzschutzeinrichtung angeregt wird. Bei symmetrischen
Netzfehlern handelt es sich im allgemeinen um dreipolige Kurzschlüsse ohne
oder mit Erdberührung.
In den meisten Hoch- und Höchstspannungsnetzen kommt es vor, daß der
maximale Laststrom größer als der minimale Kurzschlußstrom ist. Damit
reicht es nicht aus, allein auf Überströme zu überwachen. Die Stromgröße
ist kein Kriterium für die Fehlererkennung im Netz. Als ein geeignetes
Kriterium zur Unterscheidung zwischen einem Laststrom und Kurzschlußstrom
hat sich die Phasenwinkelanregung bewährt.
Die Phasenwinkelanregung hat die Aufgabe, den Phasenwinkel zwischen den
Meßgrößen, die für die Impedanzbestimmung verwendet werden, zu überwachen.
In einem fehlerfreien Netz wird beispielsweise der Phasenwinkel der Impedanzen
zwischen den Außenleitern - zwischen Dreieckstrom und Dreieckspannung -
zunächst überwacht. Wenn sich dabei ergibt, daß der Phasenwinkel einer der
Impedanz der drei Außenleitern größer als der Einstellwert ist, so hat
die Phasenwinkelanregung dann die Schutzeinrichtung anzuregen.
Wenn aus dem zeitlichen Spannungsverlauf keine Spannungsdifferenz festge
stellt wird, beispielsweise eine fest eingestellte Spannungsdifferenz von
delta U/UN = 0,15, dann wird erst eine dreipolige Phasenwinkelanregung
gebildet, wenn der Phasenwinkel zwischen strom- und spannungsproportionalen
Meßgrößen in allen Außenleitern größer als ein Lastwinkel, beispiels
weise 45°, ist. Außerdem wird die dreipolige Anregung erst freigegeben
werden, wenn die unsymmetrische Fehlererfassung keinen unsymmetrischen
Fehler tatsächlich festgestellt hat. Falls auch Kurzschlüsse in Rück
wärtsrichtung erfaßt werden sollen, ist auch der entsprechende Lastwinkel
der drei Pole im dritten Quadranten zu überwachen.
Mit der Phasenwinkelanregung werden also nur symmetrische, dreipolige Fehler
erfaßt. Daher braucht die Phasenwinkelanregung also nur die drei Phasen
winkel zwischen den Dreieckspannungen und den entsprechenden Dreieckströmen
zu überwachen.
Auf die Phasenwinkelanregung kann dann verzichtet werden, wenn eine
Spannungsdifferenz bei einer der Außenleiterspannungen auftritt. Die
Spannungsdifferenzanregung wird hier vorzugsweise angewendet, da in manchen
Gebieten - beispielsweise bei Freileitungsnetzen an Küstengebieten nach
einem Salzsturm - im fehlerfreien Netz wegen der beeinträchtigten Isola
tionsfähigkeit die Betriebsspannung bis auf 0,75 UN abgesenkt werden könnte.
Mit Hilfe der Spannungsdifferenzanregung haben Änderungen der Netzspannung
keinen Einfluß auf die gesamte Fehlerfeststellung.
Eine Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens besteht erfindungsgemäß
darin, daß Stromwandler für die Leiterströme und den Erdstrom und/oder
Spannungswandler für die Leiterspannungen und die Sternpunkt-Erdspannung
sowie Spannungswandler für die verketteten Spannungen mit Analog/Digital-
Umsetzern verbunden sind, an die Abtast- und Haltschaltungen angeschlossen
sind, denen ein Mikrorechner nachgeschaltet ist. Insbesondere hat der
Mikrorechner einen Prozessor mit mindestens 16 Bit Datenbreite. Ein 16-Bit-
Mikrorechner kann aus den spannungs- und stromproportionalen Meßgrößen die
oben beschriebenen Fehler in kurzer Zeit selektiv feststellen und im
Fehlerfalle einen Distanzschutz anregen, der vorwiegend ebenfalls im
Mikrorechner gespeichert ist. Der Mikrorechner gibt lediglich ein Schaltkom
mando im Fehlerfall an nachgeschaltete Schaltgeräte.
Der Software- und Hardwareaufwand ist demnach gering. Die Rechenzeit für die
Feststellung der Art des Fehlers ist kurz, da vorwiegend Vergleichsoperatio
nen ausgeführt werden. Deshalb ergibt sich eine kurze Reaktionszeit von
nicht mehr als 15-25 ms.
Die Erfindung wird im folgenden an Hand eines in einer Zeichnung darge
stellten Ausführungsbeispiels näher beschrieben, aus dem sich weitere
Einzelheiten, Merkmale und Vorteile ergeben.
Es zeigt
Fig. 1 ein Schaltbild einer Anordnung zur selektiven Feststellung von
Fehlern der Leiter in Hoch- und Höchstspannungsnetzen,
Fig. 2 ein Ersatzschaltbild für einen Erdkurzschluß auf einem Leiter,
Fig. 3 ein Ersatzschaltbild für einen zweipoligen Kurzschluß ohne
Erdberührung,
Fig. 4 ein Ersatzschaltbild für einen zweipoligen Kurzschluß mit
Erdberührung,
Fig. 5 ein Schaltbild eines Netzes im Stichleitungs- bzw. Richtbetrieb,
Fig. 6 ein Ersatzschaltbild für einen Erdkurzschluß im Stich- oder
Richtleitungsbetrieb,
Fig. 7 ein Ersatzschaltbild für einen zweipoligen Kurzschluß ohne
Erdberührung im Stich- bzw. Richtleitungsbetrieb,
Fig. 8 ein Ersatzschaltbild für einen zweipoligen Kurzschluß mit
Erdberührung im Stich- oder Richtleitungsbetrieb,
Fig. 9 ein Flußdiagramm der Verfahrensschritte zur selektiven Feh
lererkennung in einem Hoch- oder Höchstspannungsnetz,
Fig. 10 ein Schaltbild eines Netzes im Stichleitungsbetrieb, für das
verschiedene Fehlerfälle angenommen und rechnerisch ausgewertet
werden.
In einem Hoch- und Höchstspannungsnetz sind an einer Meßstelle 1 in den
drei Phasenleitern 2, 3, 4 und im Nulleiter 5 Stromwandler 6, 7, 8, 9
angeordnet, weiterhin sind Spannungswandler 10, 11, 12 für die Messung der
verketteten Spannungen vorgesehen. Ein weiterer Spannungswandler 13 wird zur
Messung der Sternpunkt-Erdspannung verwendet.
Die Stromwandler 6-9 und die Spannungswandler 10-13 sind mit ihren Sekundär
wicklungen an Analog-Digital-Wandler 14 angeschlossen, denen Abtast- und
Halteschaltungen 15 nachgeschaltet sind, die ausgangsseitig mit einem
Mikrocomputer verbunden sind, der einen Prozessor von 16 Bit Datenbreite
enthält. Der Mikrocomputer 16 steuert die Analog-Digital-Wandler 14 und die
Abtast- und Halteschaltungen. Je nach der Schnelligkeit der Verwandlung der
Analog-Digital-Umsetzung können alle Strom- und Spannungswandler je mit
einem Analog-Digital-Umsetzer oder mehrere gemeinsam über Multipleser mit
einem Analog-Digital-Umsetzer verbunden sein. Die Auswahl der Analog-
Digital-Umsetzer richtet sich auch nach der Arbeitsgeschwindigkeit des
Mikrocomputers 16.
In Hoch- und Höchstspannungsnetzen sind verschiedene Fehlerarten möglich. Es
können sowohl unsymmetrische als auch symmetrische Fehlerarten auftreten.
Die verschiedenen Fehlerarten sind im wesentlichen wie folgt:
- - Erdkurzschluß
- - Zweipoliger Kurzschluß mit Erdberührung
- - Zweipoliger Kurzschluß ohne Erdberührung
- - Dreipoliger Kurzschluß
Da in Hoch- und Höchstspannungsnetzen mehrere Stromkreise von einem oder
auch von unterschiedlichen Systemen auf einem Hochspannungsmast unter
gebracht sind, so können bei einem Netzfehler noch folgende Anomalien
auftreten:
- - Zwei Erdkurzschlüsse auf Doppelleitung
- - Zwischensystemfehler
Für den Schutz der Hoch- und Höchstspannungsnetze werden bevorzugt Distanz
schutzeinrichtungen eingesetzt. Im Falle eines Netzkurzschlusses brauchen
dabei nur die strom- und spannungsproportionalen Meßgrößen, die aus der
Sekundärseite der am Einbauort befindlichen Meßwandler entnommen sind, zur
einen Impedanzgröße ausgewertet werden. Die ermittelte Impedanzgröße kann
dann als Kriterium für die Kurzschluß- bzw. Fehlerentfernung im Netz
verwendet werden. Mit Hilfe der zu bestimmenden Richtung der Kurzschlußlei
stung läßt sich anschließend die Richtung der Fehlerstelle feststellen.
Daher ist der technische Aufwand für den Schutz von Hoch- und Höchstspan
nungsstrecken mit Distanzschutzeinrichtungen am geringsten.
Da es in Hoch- und Höchstspannungsnetzen verschiedene Fehlerarten gibt, ist
die Impedanzmessung stets in Abhängigkeit der vom Fehler betroffenen
Außenleiter durchzuführen. Für die Erfassung der fehlerbehafteten Außen
leiter wird im folgenden auch der Begriff "Anregung" gebraucht, unter der
verschiedene die einzelnen Fehler nach Art und Phase kennzeichnende
Meldungen zu verstehen sind, die zur Anregung des Distanzschutzes ausgenutzt
werden können. Die "Anregung" hat daher für Distanzschutzeinrichtungen die
wichtigste Aufgabe, die vom Fehler betroffenen Außenleiter möglichst
selektiv zu erfassen. Wenn diese Anforderung bei der Konzeption der Funktion
"Anregung" zu erfüllen ist, so können prinzipiell Distanzschutzeinrichtungen
mit nur einem Meßsystem zur Impedanz- und Richtungsbestimmung in allen Hoch-
und Höchstspannungsnetzen verwendet werden.
Für die Erfassung und Abschaltung von Zwischensystemfehlern werden keine
Distanzschutzeinrichtungen, sondern andere Schutzeinrichtungen, z. B.
Leistungs-Differentialschutzeinrichtungen, verwendet. Bei derartigen Fehlern
ist demnach eine Anregung für einen Distanzschutz nicht notwendig.
Wenn man zu einem beliebigen Generator-, Transformator- oder Leitungsschutz
eine Distanzschutzeinrichtung als Reserveschutz redundant aufbaut, so wird
an die Funktion "Anregung" außerdem die Forderung gestellt, daß bei den
obengenannten Fehlerfällen keine Überfunktion auftreten darf.
Im folgenden wird die selektive Erfassung der verschiedenen Fehlerarten auf
einem Stromkreis behandelt. Die Selektivität bei der Erfassung von zwei
Erdkurzschlüssen auf Doppel- bzw. Parallelleitung ist ebenfalls gegeben.
Bei unsymmetrischen Kurzschlüssen lassen sich die Größe der Außenleiter
ströme und Außenleitererdspannung mit Hilfe von symmetrischen Komponenten
bestimmen. Das Ersatzschaltbild für den Erdkurzschluß ist in Fig. 2, für
den zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung in Fig. 3 und für den zweipo
ligen Kurzschluß ohne Erdberührung in Fig. 4 dargestellt.
Die Ersatzschaltungen für das Mitsystem, Gegensystem und Nullsystem sind in
Fig. 2 jeweils mit 17, 18 und 19 bezeichnet. Das Mitsystem 17 enthält eine
Mitimpedanz 20, die sich auf die Daten der Betriebsmittel bezieht. Im
Gegensystem 18 ist die Gegenimpedanz 21 vorhanden. Das Nullsystem 19 weist
die Nullimpedanzen 22, 23 auf. Die drei einpoligen Ersatzschaltungen sind
gegeneinander entkoppelt und treten erst an der jeweiligen Fehlerstelle
miteinander in Verbindung. Zur Nachbildung eines unsymmetrischen Fehlers,
z. B. eines einpoligen Kurzschlusses oder eines zweipoligen Kurzschlusses,
werden die Ersatzschaltungen so miteinander verbunden, daß sich aus den
Komponentenspannungen und Komponentenströmen die wirklichen Spannungen und
Ströme des Drehstromnetzes ergeben.
Wie sich aus den Ersatzschaltbildern von Fig. 2 und 3 ergibt, sind die
einzelnen Komponenten - Mitsystem, Gegensystem und Nullsystem - bei einem
Erdkurzschluß in Reihe und bei einem zweipoligen Kurzschluß mit Erdberüh
rung parallel geschaltet. Dadurch haben bei einem Erdkurzschluß die Ströme
und die Spannungen im Mit- und im Gegensystem unterschiedliche Richtungen.
Bei einem zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung haben dagegen die Ströme
und die Spannungen im Mit- und im Gegensystem die gleiche Richtung.
Das Ersatzschaltbild in Fig. 3 für zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung
und im Bild 4 für zweipoligen Kurzschluß ohne Erdberührung unterscheidet
sich wiederum nur in der Berücksichtigung des Nullsystems.
Hieraus ist zu erkennen, daß für die Erfassung eines zweipoligen Kurz
schlusses mit oder ohne Erdberührung im Prinzip auf das Nullsystem verzich
tet werden kann. Die Unterscheidung eines zweipoligen Kurzschlusses vom
Erdkurzschluß läßt sich dann aus der Richtung der Ströme und der Spannung
im Mit- und im Gegensystem vornehmen. Die für die Unterscheidung geeigneten
strom- und gegebenenfalls spannungsproportionalen Meßgrößen sind aus den
gemäß Fig. 1 gemessenen Strömen und Spannungen des Drehstrommoments zu
gewinnen.
Zur Berechnung der resultierenden Außenleiterströme und der Außenleiter
erdspannungen bei verschiedenen, unsymmetrischen Fehlerarten werden
symmetrische Komponenten zur Hilfe genommen. Mit dem Bezugsleiter R, der für
die Beschreibung des Erdkurzschlusses in Außenleiter R und des zweipoligen
Kurzschlusses in den Außenleitern S und T geeignet ist, lassen sich für die
Außenleiterströme folgende Beziehungen aufstellen:
IR = Im + Ig + I0 (1.1)
IS = a²Im + aIg + I0 (1.2)
IT = aIm + a²Ig + I0 (1.3)
IS = a²Im + aIg + I0 (1.2)
IT = aIm + a²Ig + I0 (1.3)
Dabei ist I mit den Indizes R, S oder T der Strom in dem entsprechenden
Außenleiter R, S oder T und I mit den Indizes m, g oder 0 der entsprechende
Komponentenstrom im Mitsystem, Gegensystem oder Nullsystem.
Der Strom im Nullsystem I₀ kann hierbei durch den Erdstrom IE wie folgt:
I0 = (IR + IS + IT)√/3 = IE/3 (2)
ersetzt werden. In gleicher Weise lassen sich dann die Außenleitererdspan
nungen mit Hilfe der symmetrischen Komponenten behandeln.
Wenn die Abkürzungen:
a = e+j120° (3.1)
a² = e-j120° (3.2)
a² = e-j120° (3.2)
und die Gleichung (2) in Gleichung (1.1 . . . 1.3) eingesetzt werden, so
ergeben sich nach entsprechender Umstellung folgende Beziehungen:
IR - (IE/3) = Im + Ig (4.1)
IS - (IE/3) = Im e-j120° + Ig e+j120° (4.2)
IT - (IE/3) = Im e+j120° + Ig e-j120° (4.3)
IS - (IE/3) = Im e-j120° + Ig e+j120° (4.2)
IT - (IE/3) = Im e+j120° + Ig e-j120° (4.3)
Aus Gleichung (4.1) ist zu entnehmen, daß für den zugehörigen Bezugsleiter
R eine Summe der Ströme aus dem Mit- und Gegensystem gebildet wird.
Wenn aus den Gleichungen (1.1 . . . 1.3) die Dreieckströme gebildet werden, so
ergeben sich nach der Division mit den entsprechenden Verkettungsfaktoren
dann folgende Beziehungen:
(IS - IT)/√3 = Im e-j90° + Ig e+j90° (5.1)
(IT - IR)/√3 = Im e+j150° + Ig e-j150° (5.2)
(IR - IS)/√3 = Im e+j30° + Ig e-j30° (5.3)
(IT - IR)/√3 = Im e+j150° + Ig e-j150° (5.2)
(IR - IS)/√3 = Im e+j30° + Ig e-j30° (5.3)
In Gleichung (5.1) ist zu erkennen, daß für den zugehörigen Bezugsleiter R
bei angenommenem gleichem Phasenwinkel eine Differenz der Ströme aus dem
Mit- und Gegensystem entsteht. Mit Hilfe der beiden Gleichungen (4.1) und
(5.1) läßt sich ein Richtungs-Vergleich für die Strom- bzw. Spannungsgrößen
im Mitsystem und im Gegensystem vornehmen.
Im Falle eines Erdkurzschlusses im Außenleiter R - der Strom im Mit- und im
Gegensystem sind gleichgerichtet - ist gemäß der obigen Betrachtung die
für die Funktion "Anregung" zu verwendende, stromproportionale Meßgröße
IR - (IE/3) am größten. Da die Spannung im Mit- und im Gegensystem hierbei
ungleiche Richtung aufweist, so wird die für die Funktion "Anregung" zu
bewertende, spannungsproportionale Meßgröße UR - (UNE/3) den kleinsten
Wert haben. Dabei ist UNE die bei dem Erdkurzschluß auftretende Sternpunkt
spannung.
Bei einem zweipoligen Kurzschluß zwischen den Außenleitern S und T mit
oder ohne Erdberührung ist nach obiger Betrachtung die stromproportionale
Meßgröße (IS-IT)/√3 am größten, weil der Strom im Mit- und Gegensystem
entgegengesetzt gerichtet sind. Die spannungsproportionale Meßgröße
(IS-IT)/√3 hat dagegen den minimalen Wert. Als Kriterium für die
Unterscheidung eines Fehlers mit Erdberührung kann insbesondere das
Auftreten der Erdstromgröße IE oder der Sternpunktspannungsgröße UNE
benutzt werden.
Hieraus ist zu erkennen, daß bei Verwendung der obigen Meßgrößen für die
Funktion "Anregung" eine selektive Erfassung der vom Fehler betroffenen
Außenleiter möglich ist. Da bei diesem Verfahren, das im nachfolgenden als
"Komponentenanregung" bezeichnet wird, nur das Maximum bzw. das Minimum der
Meßgrößen abgesucht wird, kann die Funktion "Anregung" nur mit Ver
gleichsoperation schnell zu einem Entscheid kommen.
Zu Schwachlastzeiten kommt es häufiger vor, daß ein Hoch- bzw. Höchst
spannungsnetz im Richtbetrieb betrieben wird. In diesem Fall wird der
Verbraucher unter Umständen über eine relativ lange Leitungsstrecke nur von
einem verfügbaren Netz oder Generator gespeist. Eine weitere Einspeisung
wird dabei nicht vorgesehen. Ähnliche Verhältnisse können auch auf einer
Leitungsstrecke auftreten, wenn aus betrieblichen Gründen die entsprechende
Leitung aus einer Netzmaschine zu einer Stichleitung herausgenommen wird. In
diesem Fall wird also der am Leitungsende befindlichen Last auch wie beim
Richtbetrieb nur einseitig eingespeist.
In Fig. 4 ist das prinzipielle Schaltbild dargestellt. Ein Netz 24 speist
über den Transformator 25 eine Leitungsstrecke 26 und 27 sowie einen
Transformator 28, Last 29. An den Enden der Leitungsstrecken 26 und 27
befinden sich die Stationen A, B und C, an denen jeweils die Distanzschutz
einrichtung - DAB, DBA, DBC und DCB - für den Leitungsschutz eingebaut
sind.
Wenn beispielsweise ein Fehler auf der Leitungsstrecke 26 auftritt, so darf
die Funktion "Anregung" in den jeweiligen Distanzschutzeinrichtungen DBA,
DBC und DCB nicht in Wirkstellung gehen. Wenn nämlich auf Grund der Funktion
"Anregung" die obengenannten Distanzschutzeinrichtungen eine Impedanz- und
Richtungsbestimmung ausführen würden, so könnten wegen der fehlenden
Einspeisung an der Station C nur falsche Impedanzwerte ermittelt werden. Die
hieraus gebildete Auslösung würde dann zur unselektiven Abschaltung der
Leitungsstrecken führen.
Die Funktion "Anregung" hat also auch die Aufgabe, die Enden der Leitungs
strecken, an denen wegen des Richtbetriebes oder Stichleitungsbetriebes
keine Einspeisung mehr vorhanden ist, zu erkennen und wahlweise eine
Auslösung der Distanzschutzeinrichtung zu verhindern. Besonders günstig ist
es, daß mit Hilfe der Meßgrößen für oben beschriebene Komponentenanregung
dieser Zustand festgestellt werden kann.
In Fig. 6 ist das Komponenten-Ersatzschaltbild für den Richt- oder Stichlei
tungsbetrieb bei einem Erdkurzschluß dargestellt. Das Mitsystem 30 enthält
die Mitimpedanz 31 und die Lastimpedanz 32. Das Gegensystem 33 enthält die
Gegenimpedanz 34 und die Lastimpedanz 32. Das Nullsystem 35 enthält die
Nullimpedanz 36, 37, 38. Die Fig. 7 zeigt das Komponenten-Ersatzschaltbild
für einen zweipoligen Fehler mit Erdberührung. Aus den Komponenten-Er
satzschaltbildern ist die Richtung der Ströme Im, Ig und I0 in Mit-, Gegen-
und Nullsystem ersichtlich.
Bei einem Erdkurzschluß auf dem Außenleiter R wird wegen der ungleichen
Richtung der Ströme im Mit- und im Gegensystem die stromproportionale
Meßgröße (IS - IT)/√3 am größten. Die zugehörige stromproportionale
Meßgröße IR - (IE/3) wird dabei ein Minimum. Dagegen ist bei zweipoligen
Fehlern ohne oder mit Erdberührung die stromproportionale Meßgröße
(IS - IT)/√3 am kleinsten.
Also besteht hier genau der umgekehrte Zusammenhang wie bei der Erfassung
von unsymmetrischen Fehlern an den Leitungsenden, an denen die Einspeisung
angeordnet ist. Beim Richtbetrieb kann also davon ausgegangen werden, daß
die zugehörige stromproportionale Meßgröße der entsprechenden spannungs
proportionalen Meßgröße immer am kleinsten ist. Im nachfolgenden wird das
hier konzipierte Verfahren zur Erkennung von Richtbetrieb und Stichleitungs
betrieb als "Richtbetriebanregung" genannt.
Die oben beschriebene Funktion "Anregung" kann zur Erfassung symmetrischer
Netzfehler vervollständigt werden. Bei symmetrischen Netzfehlern handelt es
sich im allgemeinen um dreipolige Kurzschlüsse ohne oder mit Erdberührung.
Der Kurzschlußstrom besteht ebenso wie der Laststrom nur aus einem
Strom Im des Mitsystems. Dies wird für die Funktion "Anregung" ausgenutzt,
die allerdings zwischen großen Betriebsströmen und kleinen Kurzschlußströ
men unterscheiden muß. Zweckmäßigerweise wird für die Erfassung von
dreipoligen Fehlern eine Phasenwinkelanregung verwendet.
Die Phasenwinkelanregung hat die Aufgabe, den Phasenwinkel zwischen den
Meßgrößen, die für die Impedanzbestimmung verwendet werden, zu überwachen.
In einem fehlerfreien Netz wird beispielsweise der Phasenwinkel der Impedanz
zwischen den Außenleitern - zwischen Dreieckstrom und Dreieckspannung -
zunächst überwacht. Wenn sich dabei ergibt, daß der Phasenwinkel einer der
Impedanzen der drei Außenleitern größer als der Einstellwert ist, so hat
die Phasenwinkelanregung ein entsprechendes Signal zu bilden.
Der Einstellwert für die Phasenwinkelanregung ist insbesondere im Bereich
zwischen 35° . . . 60° einstellbar. Dabei ist die Möglichkeit vorzusehen, daß
man richtungsabhängig, also nur Vorwärtsrichtung, oder richtungsunabhängig
einstellen kann. Bei der Einstellung der Richtungsunabhängigkeit ist also
der Phasenwinkel der entsprechenden Meßgrößen im ersten und im dritten
Quadranten zu überwachen.
Es ist günstig, wenn die Phasenwinkelanregung ohne eine Kombination mit der
Spannungsdifferenzanregung modifiziert wird. Eine Spannungsdifferenzan
regung ist an sich bekannt. Es wird hierzu auf die DE-PS 27 01 989 hin
gewiesen.
Wenn aus dem zeitlichen Spannungsverlauf keine Spannungsdifferenz festge
stellt wird, beispielsweise eine fest eingestellte Spannungsdifferenz von
delta U/UN = 0,15, so wird erst dann eine dreipolige Phasenwinkelanregung
gebildet, wenn der Phasenwinkel zwischen strom- und spannungsproportionalen
Meßgrößen in allen Außenleitern größer als ein vorgegebener Lastwinkel,
beispielsweise 45°, beträgt. Außerdem wird die dreipolige Anregung erst
freigegeben werden, wenn die unsymmetrische Fehlererfassung keinen unsym
metrischen Fehler tatsächlich festgestellt hat. Falls auch Kurzschlüsse in
Rückwärtsrichtung erfaßt werden sollen, so ist auch der entsprechende
Lastwinkel im dritten Quadranten zu überwachen.
Mit der Phasenwinkelanregung sollen also nur symmetrische, dreipolige Fehler
erfaßt werden. Daher braucht die Phasenwinkelanregung nur die drei
Phasenwinkel zwischen den Dreieckspannungen und den entsprechenden Dreieck
strömen zu überwachen.
Auf die Phasenwinkelanregung kann dann verzichtet werden, wenn eine
Spannungsdifferenz bei einer der Außenleiterspannungen auftritt. Die
Spannungsdifferenzanregung wird hier vorzugsweise angewendet werden, da in
manchen Gebieten, beispielsweise bei Freileitungsnetzen in Küstengebieten
nach einem Salzsturm - im fehlerfreien Netz wegen der beeinträchtigten
Isolationsfähigkeit die Betriebsspannung bis auf 0,75 UN herabgesetzt
werden könnte. Erst mit Hilfe der Spannungsdifferenzanregung haben Änderun
gen der Netzspannung während des Betriebes keinen Einfluß auf die gesamte
Wirkungsweise der Funktion "Anregung".
Die Fig. 8 zeigt die Verfahrensschritte, die zur Funktion "Anregung"
gehören. Die Funktion "Anregung" setzt sich aus den folgenden Teilfunktionen
zusammen:
- - Phasenwinkelanregung
- - Überstromanregung
- - Spannungsdifferenzanregung
- - Erdfehleranregung
- - Komponentenanregung
- - Richtbetriebanregung
In einem ersten Schritt 35 wird geprüft, ob die Spannungsdifferenzanregung
angesprochen hat. Trifft dies zu, dann wird ein Schritt 36 "Generalanregung"
erzeugt. Wenn keine Anregung durch die Spannungsdifferenzüberwachung
vorliegt, wird in einem Schritt 37 das Vorliegen einer Phasenwinkelanregung
geprüft.
Zur Erkennung eines dreipoligen Fehlers werden alle Phasenwinkel zwischen
den Dreieckspannungen und Dreieckströmen überwacht. Dabei darf zunächst
keine Spannungsdifferenzanregung, mit deren Hilfe der zeitliche Verlauf
sämtlicher Dreieckspannungen überwacht wird, auftreten. Bei einem sym
metrischen, dreipoligen Fehler im Netz müssen alle überwachten Phasenwinkel
den eingestellten Lastwinkel überschreiten. Die Bildung des Signals
"dreipoliger Fehler" wird jedoch erst nach Verarbeitung der Komponentenan
regung gebildet. Für den Fall, daß in einer überwachten Dreieckspannung die
Spannungsdifferenzanregung angesprochen ist, so wird die Phasenwinkelan
regung nicht mehr berücksichtigt.
Wenn die Phasenwinkelanregung angesprochen hat, folgt der Schritt 36. Im
anderen Falle wird auf einen Schritt 38 "Überstromanregung" übergegangen,
die nur für die Erkennung des maximal zulässigen, symmetrischen Laststroms
verwendet wird. Bei Feststellung eines Überstroms wird auf den Schritt 36
übergegangen.
Wenn mit der Phasenwinkel- oder der Spannungsdifferenzanregung festge
stellt wird, daß ein Phasenwinkel oder eine Spannungsdifferenz den
zulässigen Einstellwert überschreitet, so wird grundsätzlich zunächst im
Schritt 36 ein Signal Generalanregung gebildet. Anschließend wird ein
Schritt 39 Erdfehleranregung aktiviert. Damit kann zuerst festgestellt
werden, ob es sich dabei um einen Fehler ohne oder mit Erdberührung handelt.
Die Erdfehleranregung dient als Kriterium zur Erfassung eines Netzfehlers
mit Erdberührung. Hierfür sind die Größen im Nullsystem - der dem Nullstrom
proportionale Erdstrom IE und in der Nullspannung proportionale Sternpunkt
spannung UNE - besonders gut geeignet. Die Verarbeitung der beiden Größen
muß jedoch von der Sternpunktbehandlung im Netz abhängig gemacht werden.
In Netzen mit isoliertem Sternpunkt oder in Netzen mit Erdschlußkompensa
tion soll beispielsweise der Fehler zwischen einem Außenleiter und Erde,
der in diesem Fall mit Erdschluß bezeichnet wird, nicht abgeschaltet
werden. Die Teilfunktion "Anregung" darf also hier nicht in Wirkstellung
gehen bzw. das Signal Generalanregung bilden. Dagegen soll in Netzen mit
niederohmiger Erdung der obengenannte Fehler, der nun mit Erdkurzschluß
bezeichnet wird, sofort zur Abschaltung führen.
Die Erdfehleranregung soll daher mit dem Einstellparameter für die Art der
Sternpunktbehandlung im Netz versehen werden. Für die Nullsystemanregung
sind die Größe des Erdstromes IE< und die Größe der Sternpunktspannung
UNE< bzw. UNE<< zu überwachen. Der Einstellwert für IE< ist mindestens im
Bereich zwischen 0,1 . . . 2 IN, der für UNE< im Bereich zwischen 0,02 . . . 0,2 UN
und der für UNE<< im Bereich zwischen 0,2 . . . 0,85 veränderbar.
Die Empfindlichkeit der Einstellung für IE< wird vorzugsweise auf 0,1 IN
herabgesetzt, weil in einigen Einsatzgebieten auch einmal vorkommen kann,
daß bei einem Fehler mit Erdberührung der Erdübergangswiderstand ver
hältnismäßig hoch sein kann. Die Überwachung der Sternpunktspannung UNE<<
soll dazu dienen, bestimmte Sonderfunktionen in Abhängigkeit von der
Sternpunktbehandlung des Netzes auszuführen.
Wenn der Erdfehleranregung anspricht, wird dies in einem Schritt 40
gespeichert. Bei einem Fehler ohne Erdberührung wird in einem Schritt 41
eine entsprechende Feststellung gespeichert. Danach wird in einem Schritt 42
an Hand der Spannungsdifferenzanregung festgestellt, ob sich in einem Schritt
43 die Richtbetriebanregung oder in einem Schritt 44 die Komponentenanregung
anschließt.
Für die Richtbetrieb- und Komponentenanregung werden zunächst die entspre
chenden Meßgrößen aufbereitet. Bei digitaler Verarbeitung mit Hilfe der
Mikrorechnertechnik lassen sich die erforderlichen Meßgrößen unmittelbar
aus dem zeitlichen Verlauf der strom- und spannungsproportionalen Größen
aus den Meßwandlern berechnen. Falls jedoch mit der Analogtechnik verar
beitet wird, so können die entsprechenden Meßgrößen mittels bereits
bekannter Eingangswandler- oder Trennverstärkerschaltungen gewonnen werden.
Bei der Richtbetrieb- und Komponentenanregung werden dann die minimale
spannungsproportionale Komponentengröße und die minimale bzw. die maximale
stromproportionale Komponentengröße durch Vergleichsoperationen abgesucht.
Auf die minimale Spannungskomponente kann jedoch verzichtet werden, wenn
die Spannungsdifferenzanregung nicht angesprochen hat. In diesem Fall kann
es nur bedeuten, daß an dem entsprechenden Leitungsende eine Einspeisung
mit großer Kurzschlußleistung vorliegen muß.
Daher kann in diesem Fall auf die Richtbetriebanregung verzichtet werden.
An Hand der gefundenen, maximalen stromproportionalen Komponentengröße kann
sofort in den Schritten 45 bzw. 46 auf die Fehlerart - einpolige oder
zweipolige Kurzschlüsse - geschlossen werden.
Bei Ansprechen der Spannungsdifferenzanregung ist dann die entsprechende
spannungsproportionale Komponentengröße in Betracht zu ziehen. In diesem
Fall ist es möglich, daß es sich um einen Richtbetrieb oder um einen
unsymmetrischen Fehler, der von einem Netz mit geringer Kurzschlußleistung
eingespeist wird, handelt. Hier ist also die Kombination der minimalen bzw.
maximalen stromproportionalen Komponentengröße und minimalen spannungspro
portionalen Größe wie oben dargelegt zu prüfen.
Beim erkannten Richtbetrieb wird vorgesehen, daß wahlweise die Impedanz-
und Richtungsmessung der Distanzschutzeinrichtung blockiert werden kann.
Wenn beispielsweise die Distanzschutzeinrichtung als Reserveschutz im
Generatorschutz eingesetzt wird, so wird die Bildung einer verzögerten
Auslösung trotz der Richtbetriebanregung ermöglicht. Die fehlerbehafteten
Außenleiter lassen sich dabei aus der minimalen spannungsproportionalen
Komponentengröße ableiten.
Falls kein Richtbetrieb erkannt wird, so ist für die Erfassung der Fehlerart
auch die minimale spannungsproportionale Komponentengröße maßgebend.
Daraus wird die Fehlerart entsprechend abgeleitet. Bei einem Erdkurzschluß
oder zweipoligen Kurzschluß ohne Erdberührung können dann die geeigneten
Meßgrößen für die Impedanz- und Richtungsbestimmung grundsätzlich direkt
gewählt werden.
Dagegen hat bei einem zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung die Auswahl
der Meßgrößen für die Impedanz- und Richtungsbestimmung in Abhängigkeit
der maximalen spannungsproportionalen Komponentengröße, die aus dem Außen
leiterstrom und dem Erdstrom gebildet worden sind, zu erfolgen. Damit wird
beispielsweise erreicht, daß bei zwei Erdkurzschlüssen mit unterschied
lichen Fußpunkten nach einem rückwärtigen Überschlag die richtigen,
fehlerbehafteten Außenleiter ausgewählt werden.
Die Selektivität der Funktion "Anregung" wird in folgenden an Hand angenom
mener Netzverhältnisse erörtert.
Die Fig. 10 zeigt ein Ersatzschaltbild eines untersuchten Netzes - lange
Leitung im Richtbetrieb mit einer Einspeisung großer Kurzschlußleistung.
Bei dieser Netzkonfiguration haben die bekannten Fehlererfassungsfunktionen
im Hinblick auf die Selektivität große Schwierigkeiten.
Die Entfernung zwischen Station A und Station B wird hierbei ca. 200 km
angenommen. Die Leitungsimpedanz beträgt 80 Ω und der Leitungswinkel 84°.
Auf der Unterspannungsseite des Transformators TB auf Station B wird eine
Last L angeordnet. Zur Untersuchung der schwierigen Anregebedingungen wird
eine große Kurzschlußleistung gewählt. Die Kurzschlußleistung der
Einspeisung beträgt dabei 50 GVA. Zur Erschwerung der selektiven Erfassung
der fehlerhaften Außenleiter werden Transformatoren mit außergewöhnlicher
Nennleistung von 10 GVA bei einer Kurzschlußspannung von 25% angenommen.
Die Last weist auch eine außergewöhnliche Scheinleistung von 500 MVA mit
einem Leistungsfaktor von 0,85 auf.
Die Untersuchungsergebnisse sind in nachfolgenden Tabellen 1 bis 12
zusammengestellt. Dabei sind IK der Kurzschlußstrom in KA und UK die
Kurzschlußspannung in kV im Drehstrom RSTE-System. Mit dem Index E wird
dabei der Erdstrom IE bzw. Sternpunktspannung UNE bezeichnet. Für die
Untersuchung der Selektivität der hier beschriebenen Funktion "Anregung"
sind die Ergebnisse ILO, ILL, ULO, ULL und ϕ(LL) wichtig. Dabei sind mit ILO
und ULO die strom- bzw. die spannungsproportionalen Komponentengrößen
bezeichnet, die jeweils aus der Differenz des Außenleiterstromes und des
Erdstromes bzw. der Außenleitererdspannung und der Sternpunktspannung
gebildet werden. Mit ILL und ULL sind die strom- bzw. die spannungspropor
tionale Komponentengröße, die dem jeweiligen Dreieckstrom bzw. der
jeweiligen Dreieckspannung proportional sind, bezeichnet. Der Winkel α(LL)
gibt den jeweiligen Phasenwinkel zwischen den entsprechenden Dreieckströmen
und -spannungen für die Phasenwinkelanregung an.
In der folgenden Tabelle 1 sind die errechneten Größen für die Distanz
schutzeinrichtung in Station A bei einem Erdkurzschluß des Außenleiters R
auf der Sammelschiene in Station A. Auf Grund der fehlenden Einspeisung in
Station B muß also die Funktion "Anregung" hier den Richtbetrieb feststel
len können. Der Tabelle ist zu entnehmen, daß die Spannungsdifferenzan
regung ULL (R-S) bzw. ULL (R-T) angesprochen ist. Demzufolge erfolgt die
Verarbeitung der Richtbetrieb- bzw. der Komponentenanregung. Dabei wird
erkannt, daß die Spannungskomponenten ULO (R-O) und die zugehörige
Stromkomponente ILO (R-O) am kleinsten sind. Damit ist die Bedingung für die
Richtbetriebanregung erfüllt. Die Funktion "Anregung" kann hier also
wahlweise zur Blockierung oder zur Freigabe der weiteren Impedanz- und
Richtungsbestimmung benutzt werden.
Die nachstehend angegebenen Tabellen 2 bzw. 3 zeigen jeweils die errechne
ten Größen für die Distanzschutzeinrichtung in Station A bei einem
zweipoligen Kurzschluß der Außenleiter S und T ohne bzw. mit Erdberührung
aus der Sammelschiene in Station A. Auch in diesen Fällen kann der Richtbe
trieb an Hand der minimalen Spannungskomponente ULL (S-T) und der zugehöri
gen Stromkomponente ILL (S-T) erkannt werden.
Die errechneten Größen für die Distanzschutzeinrichtung in Station A bei
einem weiten Fehler auf der Sammelschiene in Station B sind in den folgenden
Tabellen 4, 5 und 6 zu finden. Die Tabellen 4 geben die Größen bei einem
Erdkurzschluß des Außenleiters R und die Tabellen 5 bzw. 6 bei einem
zweipoligen Kurzschluß wieder. Auf Grund der Einspeisung mit der großen
Kurzschlußleistung spricht hier die Spannungsdifferenzanregung nicht an.
Durch das gebildete Signal Generalanregung erfolgt nun die direkte Verar
beitung der Komponentenanregung. Aus den jeweiligen, maximalen Komponen
tenströmen läßt sich die Fehlerart auch hier jedesmal richtig ermitteln.
Beim Erdkurzschluß ist laut Tabelle 4 die Stromkomponente ILO(R-O) ein
Maximum. Auch wenn die Erdfehleranregung nicht ansprechen sollte, so kann
durch die Fehlerart doch auf den Erdkurzschluß geschlossen werden. Nur in
Hochspannungsnetzen mit Erdschlußkompensation darf ein Erdschluß nicht
abgeschaltet werden. Wegen der hier vorgenommenen Überwachung der Dreieck
spannungen und -ströme kann automatisch ausgeschlossen werden, daß
Erdschlüsse zu einer Generalanregung bzw. Überfunktion führen.
Der zweipolige Kurzschluß ohne oder mit Erdberührung wird an Hand der
maximalen Stromkomponente ILL (S-T) nach Tabellen 5 und 6 erfaßt. Die
Unterscheidung zwischen einem Fehler ohne oder mit Erdberührung hat hier
über die Erdfehleranregung - Erdstrom IE oder Sternpunktspannung UNE - zu
erfolgen. Bei einem zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung ist anschließend
die Auswahl der Meßgrößen für die Impedanz- und Richtungsbestimmung
von den beiden Stromkomponenten ILO (S-O) oder ILO (T-O) abhängig. Die
größte Stromkomponente bestimmt dann die zu messende Impedanzschleife.
Für die Distanzschutzeinrichtung in Station B sind die errechneten Größen
in den weiteren, nachfolgenden Tabellen zu finden. Die Tabellen 7, 8 und 9
zeigen zunächst die Größen bei einem Erdkurzschluß (R), zweipoligen
Kurzschluß (S-T) ohne bzw. mit Erdberührung auf der Sammelschiene in
Station A. Die Funktion Anregung hat also auch hier wieder den Richtbetrieb
zu erkennen. Den Tabellen ist zu entnehmen, daß infolge der angesprochenen
Spannungsdifferenzanregung die Richtbetrieb- bzw. Komponentenanregung
verarbeitet wird. Da zu den entsprechenden Spannungskomponenten jeweils die
zugehörige Stromkomponente ein Minimum ist, so spricht in diesem Fall die
Richtbetriebanregung an. Damit kann die weitere Impedanz- und Richtungsbe
triebanregung wahlweise gesperrt oder freigegeben werden.
In den Tabellen 10, 11 und 12 sind die errechneten Größen für die Distanz
schutzeinrichtung in Station B bei einem Erdkurzschluß (R), zweipoligen
Kurzschluß (S-T) ohne bzw. mit Erdberührung auf der Sammelschiene in
Station B zusammengestellt. Es handelt sich hier also um einen Nahfehler in
Rückwärtsrichtung. Bei allen Kurzschlüssen ist zu erkennen, daß wegen des
Nahfehlers jeweils die Spannungsdifferenzanregung angesprochen ist. Damit
wird die Richtbetrieb- bzw. Komponentenanregung aktiviert.
Den Tabellen 10, 11, 12 ist zu entnehmen, daß zu den entsprechenden
Spannungskomponenten jeweils die zugehörige Stromkomponente ein Maximum
ist. Damit ist die Bedingung für die Komponentenanregung hier erfüllt.
Anhand der minimalen Spannungskomponente kann die entsprechende Fehlerart
dann ermittelt werden. Bei dem Erdkurzschluß ist die Spannungskomponente
ULO (R-O), bei den zweipoligen Kurzschlüssen jeweils die Spannungskomponente
ULL (S-T) ein Minimum. Bei dem zweipoligen Kurzschluß mit Erdberührung
hängt anschließend die Auswahl der Meßgrößen für die weitere Impedanz-
und Richtungsbestimmung aus der Stromkomponente ILO (S-O) oder ILO (T-O).
Die größte Stromkomponente gibt dann die zu messende Impedanzschleife an.
Wie oben dargelegt, arbeitet die Funktion "Anregung" selektiv. Infolge der
nur erforderlichen Vergleichsoperationen kann bei der Realisierung mit der
Digitaltechnik der Software- und Hardwareaufwand auf ein Minimum reduziert
werden. Die beschriebene Funktion "Anregung" kann aber auch mit der Analog
technik realisiert werden.
Der Mikrorechner 16 benötigt für die Vergleichsoperation nur wenig Zeit.
Die Reaktionszeit für die Bildung des Aus-Kommandos für einen Leistungs
schalter, der über das in Fig. 1 dargestellte Schaltelement 47 angesteuert
wird, beträgt daher nicht mehr als 15-20 ms. Es kann für verschiedene Netze
mit unterschiedlichen Nennspannungen stets die gleiche einsystemige
Distanzschutzeinrichtung eingesetzt werden.
Claims (8)
1. Verfahren zur selektiven Feststellung von Fehler der Leiter in Hoch-
und Höchtspannungsnetzen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die drei Leiterströme und der Erdstrom sowie die drei Phasenspannungen und die Sternpunkt-Erdspannung gemessen werden,
daß die Differenzen der Leiterströme und des Erdstromes und/oder die Differenzen der Leiterspannungen und der Sternpunkt-Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen und/oder die Differenzen der Spannungen jeweils zweier Phasen gebildet werden, und
daß bei Fehlern, die auf der einer Einspeisungsstelle abgewandten Seite der Meßeinrichtung auftreten, einerseits auf die größte Differenz der Leiterströme und des Erdstroms und/oder die kleinste Differenz der Spannungen und der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen einpoligen Erdkurzschluß im jeweiligen Außenleiter und andererseits auf die größte Differenz der Ströme zweier Leiter und/oder auf die kleinste Differenz der Spannungen zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird, der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung erkannt wird.
daß die drei Leiterströme und der Erdstrom sowie die drei Phasenspannungen und die Sternpunkt-Erdspannung gemessen werden,
daß die Differenzen der Leiterströme und des Erdstromes und/oder die Differenzen der Leiterspannungen und der Sternpunkt-Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen und/oder die Differenzen der Spannungen jeweils zweier Phasen gebildet werden, und
daß bei Fehlern, die auf der einer Einspeisungsstelle abgewandten Seite der Meßeinrichtung auftreten, einerseits auf die größte Differenz der Leiterströme und des Erdstroms und/oder die kleinste Differenz der Spannungen und der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen einpoligen Erdkurzschluß im jeweiligen Außenleiter und andererseits auf die größte Differenz der Ströme zweier Leiter und/oder auf die kleinste Differenz der Spannungen zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird, der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung erkannt wird.
2. Verfahren zur selektiven Feststellung von Fehlern der Leiter in Hoch-
oder Höchstspannungsnetzen, insbesondere nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die drei Leiterströme und der Erdstrom sowie die drei Phasenspannungen und die Sternpunkt-Erdspannung gemessen werden,
daß die Differenzen der Leiterströme und des Erdstromes und/oder die Differenzen der Leiterspannungen und der Sternpunkt-Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen und/oder die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen gebildet werden, und
daß bei Fehlern, die auf der einer reinen Last abgewandten Seite einer Meßeinrichtung auftreten, einerseits auf die kleinste Differenz der Leiterströme und des Erdstroms und/oder die größte Differenz der Spannungen und der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen einpoligen Kurzschluß und andererseits auf die kleinste Differenz der Ströme zweier Leiter und/oder auf die größte Differenz der Spannungen zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird, der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung erkannt wird.
daß die drei Leiterströme und der Erdstrom sowie die drei Phasenspannungen und die Sternpunkt-Erdspannung gemessen werden,
daß die Differenzen der Leiterströme und des Erdstromes und/oder die Differenzen der Leiterspannungen und der Sternpunkt-Erdspannung sowie die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen und/oder die Differenzen der Leiterströme jeweils zweier Phasen gebildet werden, und
daß bei Fehlern, die auf der einer reinen Last abgewandten Seite einer Meßeinrichtung auftreten, einerseits auf die kleinste Differenz der Leiterströme und des Erdstroms und/oder die größte Differenz der Spannungen und der Sternpunkt-Erdspannung als Kriterium für einen einpoligen Kurzschluß und andererseits auf die kleinste Differenz der Ströme zweier Leiter und/oder auf die größte Differenz der Spannungen zweier Leiter als Kriterium für einen zweipoligen Kurzschluß geprüft wird, der zusätzlich bei Auftreten eines Erdstroms als Fehler mit Erdberührung erkannt wird.
3. Verfahren nach einem der mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein dem oder den jeweils fehlerbehafteten Leitern und der
jeweiligen Fehlerart zugeordnetes Signal zur Auswahl von Meßwerten für
eine einsystemige Distanzschutzeinrichtung verwendet wird, die als
Schutz oder Reserveschutz für einen Netzabschnitt vorgesehen ist.
4. Verfahren nach einem oder mehreren der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Spannungen aller Phasenleiter auf Unterschreitung eines vorgebbaren Bruchteils der Phasennennspannung als erstes Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht werden, und
daß die Phasenwinkel der strom- und spannungsproportionalen Meßgrößen in allen Leitern auf Überschreiten eines vorgegebenen Werts als zweites Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht werden.
daß die Spannungen aller Phasenleiter auf Unterschreitung eines vorgebbaren Bruchteils der Phasennennspannung als erstes Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht werden, und
daß die Phasenwinkel der strom- und spannungsproportionalen Meßgrößen in allen Leitern auf Überschreiten eines vorgegebenen Werts als zweites Kriterium für einen symmetrischen Netzfehler überwacht werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Ströme der Leiter auf Überschreiten eines maximal zulässigen
Laststroms als Kriterium für einen Fehler im Netz geprüft werden.
6. Verfahren nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß bei Erfüllung des Fehlerkriteriums die Anregung der
Distanzschutzeinrichtung verhindert wird.
7. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren
der vorhergehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß Stromwandler (6, 7, 8, 9) für die Leiterströme und den Erdstrom
und/oder Spannungswandler für die Leiterspannungen und die Sternpunkt-
Erdspannung sowie Spannungswandler für die Leiterspannungen und die Sternpunkt-
Erdspannung sowie Spannungswandler (10, 11, 12) für die verketteten
Spannungen mit Analog/Digital-Umsetzer (14) verbunden sind, an die
Abtast- und Halteschaltungen (15) angeschlossen sind, denen ein
Mikrorechner (16) mit einem Ausgang für einen Leistungsschalter
nachgeschaltet ist.
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Mikrorechner (16) mindestens einen Prozessor mit wenigstens 16
Bit Datenbreite enthält.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4026799A DE4026799A1 (de) | 1990-08-24 | 1990-08-24 | Verfahren zur selektiven erfassung von fehlern der leiter in hoch- und hoechstspannungsnetzen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE4026799A DE4026799A1 (de) | 1990-08-24 | 1990-08-24 | Verfahren zur selektiven erfassung von fehlern der leiter in hoch- und hoechstspannungsnetzen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE4026799A1 true DE4026799A1 (de) | 1992-02-27 |
Family
ID=6412842
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE4026799A Withdrawn DE4026799A1 (de) | 1990-08-24 | 1990-08-24 | Verfahren zur selektiven erfassung von fehlern der leiter in hoch- und hoechstspannungsnetzen |
Country Status (1)
Country | Link |
---|---|
DE (1) | DE4026799A1 (de) |
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