DE19756894A1 - Gassensor und Verfahren zur Messung von Sauerstoff in Gasgemischen - Google Patents
Gassensor und Verfahren zur Messung von Sauerstoff in GasgemischenInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft einen Gassensor mit Ceroxid
als auf Sauerstoff in Gasgemischen ansprechendem Halbleiterma
terial sowie ein Verfahren zur Messung von Sauerstoff in Gasge
mischen.
Die Messung von Sauerstoff in Gasgemischen ist allgemein dann
erforderlich, wenn Verbrennungsprozesse überwacht und gesteuert
werden müssen. Dies kann bei (Klein-)Feuerungsanlagen genauso
der Fall sein wie bei Automobilmotoren, wo die Verbrennung des
Treibstoffs im Motor auf eine Weise geregelt werden muß, die
einen optimalen Einsatz eines Katalysators zur Reduzierung von
Schadstoffen im Abgas erlaubt. Dazu wird die Abgaszusammenset
zung mit sogenannten Lambda-Sonden überwacht. Der Gassensor der
vorliegenden Erfindung ist insbesondere für den derartigen Ein
satz geeignet, d. h. bei der Einregelung einer bestimmten Ver
brennungs-Stöchiometrie verwendbar.
Gassensoren zur Überwachung von Verbrennungsanlagen, Motoren
usw. sind hohen, aber häufig schwankenden Temperaturen ausge
setzt. Der Gassensor muß daher für dauerhaften Betrieb bestän
dig sein gegen die verschiedenen Spurengase im Abgas wie Chlor,
Schwefeldioxid, Stickstoffmonoxid, Kohlenwasserstoffe, Kohlen
monoxid, Wasserstoff, Wasserdampf usw. Die neben Sauerstoff in
den Verbrennungsabgasen regelmäßig auftretenden anderen Gase
verursachen oft störende Signale, d. h. Querempfindlichkeiten.
Es ist erwünscht, daß der Gassensor keine oder allenfalls ver
nachlässigbare Querempfindlichkeiten gegen von Sauerstoff ver
schiedene Gase aufweist, d. h., daß andere Gase als Sauerstoff
das Ausgangssignal des Gassensors möglichst nicht verändern
sollen.
Die Auswertung des Sensorsignals soll zudem einfach sein und
der Gassensor selbst soll mit geringem Aufwand in der Massen
produktion preiswert herzustellen sein. Auch ist es erforder
lich, insbesondere beim Einsatz in Automobilen, wo unter Last
wechsel sich auch die Zusammensetzung der Verbrennungsabgase
schnell in großem Maß ändern kann, ein schnelles Ansprechen des
Gassensors zu erzielen. Diese Vorgaben werden mit den im Stand
der Technik bekannten Sauerstoffsensoren nicht vollumfänglich
erreicht.
Bislang werden halbleitende Metalloxide wie Strontiumtitanat
(SrTiO3), Galliumoxid (Ga2O3), Titanoxid (TiO2), Wolframoxid
(WO3), Aluminiumvanadiumoxid (AlVO4), Zinnoxid (SnO2), Ceroxid
(CeO2) usw. zum Sauerstoffnachweis eingesetzt. Diese Materiali
en werden als siebgedruckte Dickschichten oder hochfrequenz
gesputterte Dünnschichten des Materials bei Temperaturen ober
halb von 500°C dem Gasgemisch ausgesetzt. Der vermutete Mecha
nismus des Nachweises ist wie folgt: Sauerstoff aus dem Gasge
misch wird an der Oberfläche angelagert, d. h. adsorbiert. Dann
wird das Sauerstoffmolekül in Atome dissoziieren. Bei den hohen
Temperaturen können nun Sauerstoffleerstellen im Kristallgitter
des Metalloxid-Materials vom Volumeninneren an die Oberfläche
diffundieren und dort mit den Sauerstoffatomen rekombinieren
(mit anderen Worten werden Sauerstoffleerstellen im Metalloxid-
Volumeninneren aufgefüllt mit Sauerstoff aus Gitterplätzen,
welche näher an der Oberfläche des Metalloxids liegen; diesen
Vorgang bezeichnet man als Diffusion von Leerstellen.). Damit
ist die Konzentration an Sauerstoffleerstellen im Halbleitervo
lumen abhängig von der Konzentration adsorbierten Sauerstoffs
und somit von der Konzentration des Sauerstoffs im zu messenden
Gasgemisch. Da Sauerstoffatome im Gitter zumindest partiell io
nisiert sind, ändert dies die Ladungsverteilung im Gitter und
stellt gegebenenfalls Elektronen für die Leitung zur Verfügung.
Die Einlagerung von Sauerstoff verändert somit die elektrischen
Eigenschaften des Materials und kann über die Leitfähigkeit
oder amperometrisch gemessen werden. Der Vorgang ist reversi
bel, so daß die Änderung des Signals für die Konzentration von
Sauerstoff in der Gasphase repräsentativ ist.
Problematisch ist bei den bekannten Sensoren vor allem das Vor
handensein der oben erwähnten Querempfindlichkeit. Ein Ver
ständnis der die Querempfindlichkeiten erzeugenden Mechanismen
auf mikroskopischer Ebene ist allenfalls teilweise vorhanden,
wobei vermutet wird, daß sich die Querempfindlichkeiten durch
Chemisorption der reduzierenden Gaskomponente unter
(partiellem) Ladungstransfer bzw. durch Oberflächenreaktionen,
die Sauerstoffleerstellen erzeugen oder vernichten, erklären
lassen.
Der übliche Ansatz zur Gewinnung eines nur für Sauerstoff re
präsentativen Signals ist daher, mehrere, bezüglich Material,
Betriebstemperatur usw. unterschiedliche Sensoren zu Sensorfel
dern zusammenzufassen. Die einzelnen Felder werden jeweils un
terschiedliche Sauerstoff- und Querempfindlichkeiten aufweisen.
Die jeweils erhaltenen Signale können dann etwa durch künstli
che neuronale Netzwerke, mittels unscharfer Logik usw. ausge
wertet werden, was aber einen hohen Aufwand für die Auswer
teelektronik erfordert und die Sensorkosten erhöht.
Eine weitere, gängige Methode zur Unterdrückung von Queremp
findlichkeiten besteht im temperaturtransienten Betrieb von
Einzelsensoren. Hier wird die Sensortemperatur z. B. zyklisch
verändert, wobei aufgrund der unterschiedlichen Querempfind
lichkeiten bei verschiedenen Temperaturen eine Aussage über die
Signalanteile gewonnen werden kann, die nicht von Sauerstoff
stammen. Auch dies erfordert jedoch einen hohen Aufwand für die
Signalauswertung und macht den Sensor zudem langsam.
Weiter ist versucht worden, die sensitive Schicht derart zu mo
difizieren, daß sie eine erhöhte Selektivität aufweist, also
gesteigerte Signaländerungen bei Schwankung der Sauerstoffkon
zentration unter gleichzeitiger Verringerung der Signalvariati
on bei Variationen von Fremdgasen erreicht werden. Dies erfor
dert Änderungen der empfindlichen Schicht und der eingesetzten
Materialien, das Vorsehen einer katalytisch aktiven Schicht
oder Dispersion über der sensitiven Schicht usw. Auch hier kann
ein hoher Aufwand für die Herstellung erforderlich sein.
Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung besteht darin, Neues für
die gewerbliche Anwendung bereitzustellen.
Dieses Ziel wird durch die unabhängigen Ansprüche gelöst, wobei
bevorzugte Ausführungsformen hierzu in den jeweiligen Unteran
sprüchen angegeben sind.
Ein wesentlicher Aspekt der vorliegenden Erfindung besteht also
darin, einen Gassensor auf der Basis von Ceroxid, CeO2, für ei
ne Betriebstemperatur von über 950° Celsius auszulegen. Dazu
müssen alle Materialien des Sensors, die dicht an der CeO2-Schicht
liegen, also etwa das Trägersubstrat, die Elektroden,
usw. hinreichend stabil sein. Auch muß die Heizungsstruktur
entsprechend dimensioniert werden, sofern nicht eine ausrei
chende Fremdheizung durch heiße Abgase usw. vorhanden ist. Das
CeO2 selbst darf nicht in einer Weise dotiert oder legiert wer
den, die seinen Schmelzpunkt senkt bzw. signifikant senkt.
Es wurde erkannt, daß Ceroxid, welches bei einer derart hohen
Temperatur eingesetzt wird, eine Reihe von Vorteilen gegenüber
herkömmlichen Materialien besitzt. So ist seine Sauerstoff-
Kennlinie eindeutig, d. h. es besteht ein klarer, leicht auszu
wertender Zusammenhang zwischen der Sauerstoff-Um
gebungskonzentration und dem erfaßten elektrischen Parameter,
wie dem elektrischen Widerstand bei Gleich- oder Wechselstrom
messung. Die Kristallstruktur des Ceroxids ist, bei Abwesenheit
störender Beimengungen, stabil genug, um auch über die übliche
Betriebstemperatur hinausgehende Temperaturspitzen bis zumin
dest 1500°C auszuhalten, ohne daß der Sensor zerstört wird,
und das Material selbst ist in hohem Maß beständig gegen korro
sive und reduzierende Gase. Diese hohe Kristall- und Korrosi
onsbeständigkeit von Ceroxid ermöglicht den Betrieb bei außer
gewöhnlich hohen Temperaturen, der wiederum extrem hohe Diffu
sionskoeffizienten für die Sauerstoffleerstellen bedingt. Hier
durch lassen sich bei Auslegung des Gassensors mit einer Cer
oxid-Dünnschicht sehr gute Ansprechgeschwindigkeiten erzielen,
so daß die Sensoren auch und gerade in Verbindung mit Verbren
nungsmotoren gut einsetzbar werden.
Der erfindungsgemäße Gassensor wird auch wenig durch Tempera
turschwankungen beeinflußt, da die thermische Aktivierungsener
gie von Ceroxid mit 1,6 eV nur gering ist, was eine geringere
Temperaturvariation der zu messenden elektrischen Parameter mit
sich bringt. Durch die zugleich eindeutige Sauerstoff-Kennlinie
ist ein klarer Zusammenhang zwischen Meßsignal und Sauerstoff-Kon
zentration sichergestellt.
Bevorzugt weist das Ceroxid-Halbleitermaterial eine zumindest
im wesentlichen durchgehend konstante, vorzugsweise verschwin
dende Konzentration an Dotierungsstoffen auf. Anders als bei
bekannten Sensoren, welche Felder mit unterschiedlichem Materi
al usw. aufweisen, ist der Ceroxid-Gassensor damit besonders
einfach herzustellen. Dies gilt auch deshalb, weil die Sen
soreigenschaften unempfindlich auf geringfügige Variationen der
Herstellungsparameter sind. Es ist besonders bevorzugt, wenn
die Konzentration an Dotierungsstoffen verschwindend gering ist,
also undotiertes Ceroxid als auf Sauerstoff- und Gasgemischen
ansprechendes Halbleitermaterial eingesetzt wird.
Der erfindungsgemäße Gassensor kann ohne Beeinträchtigung der
selektiven Detektion von Sauerstoff wahlweise in Dünn- oder
Dickschichttechnik zur Aufbringung der sensitiven Ceroxid-
Schicht gebildet werden. Dabei kommen als geeignete Dünn
schichttechniken besonders das Sputtern, die Elektronenstrahl
verdampfung oder Molekularstrahlverfahren in Frage. Während
dünne Schichten noch weiter verbesserte Ansprechzeiten vorse
hen, kann der Gassensor auch mit Dickschichten, etwa in ge
bräuchlicher Weise durch Siebdruckverfahren oder einen Sol-Gel-
Prozeß, erzeugt werden.
Bevorzugt wird der Gassensor vor seiner Benutzung vorgealtert.
Dies garantiert die thermische Stabilität der sauerstoffsensi
tiven Ceroxid-Schicht auf Betriebstemperatur und es kann zu
gleich die stark bevorzugte dendritische Struktur mit einer ty
pischen Kristallitgröße von zwei- bis dreihundert Nanometern
erzeugt werden, die dem Sensor eine hohe effektive Oberfläche
verleiht. Sensoren mit einer solchen Oberfläche haben sich als
zum querempfindlichkeitsfreien Sauerstoff-Nachweis besonders
geeignet erwiesen. Es wird angenommen, daß mit ihrer besonders
großen Oberfläche einerseits ein schnelles Anlagern von Sauer
stoff und andererseits eine schnelle Umsetzung von Störstoffen
einhergeht.
Es hat sich als ausreichend erwiesen, die Schichten zur Ausbil
dung der gewünschten Struktur fünf Stunden bei 1200°C zu tem
pern.
Bevorzugt wird die sauerstoffsensitive Ceroxid-Schicht durch
elektrische Widerstandsheizung auf die Betriebstemperatur ge
bracht. Dazu kann bevorzugt ein Heizelement vorgesehen sein,
welches etwa aus Platin bzw. dessen Legierungen, etwa mit 30%igem
Rhodiumanteil, gebildet sein kann.
Bei Vorsehen einer Platin- bzw. Platinlegierungs
heizungsstruktur, die insbesondere auf der Rückseite des Sen
sors, gegenüberliegend der Ceroxid-Schicht, angeordnet werden
kann, ist es vorteilhaft, eine Abdeckschicht zumindest in Dünn
schichttechnik über der Heizungsstruktur vorzusehen. So wird
bei Betrieb des Sensors bei Temperaturen oberhalb von 950°C
der Abtrag der Heizungsstruktur durch Bildung flüchtiger Pla
tinoxide verringert. Als Abdeckschichten sind insbesondere Cer
oxid oder Aluminiumoxid, Al2O3, geeignet, die als Dünnschicht
aufgetragen sind. Obwohl bei Vorsehen einer Ceroxid-Deckschicht
für die Platin-Heizungsstruktur ein weiterer Ceroxid-Bereich
auf dem Gassensor vorhanden ist, versteht sich ohne weiteres,
daß dieser eine grundlegende andere Funktion hat als die für
den eigentlichen Sauerstoff-Nachweis vorgesehene. Da die Ab
deckschicht nicht für eine Signalgewinnung herangezogen werden
muß, ist es insbesondere nicht erforderlich, an dieser Schicht
elektrische Anschlüsse zur Messung des Widerstandes vorzusehen,
die Schicht zu tempern, um eine besondere Oberflächenstruktur
zu erreichen usw.
Die Erfindung wird im folgenden nur beispielsweise anhand der
Zeichnung erläutert. In dieser zeigt:
Fig. 1 einen Querschnitt durch einen erfindungsgemäßen Gas
sensor;
Fig. 2 eine Ansicht der zur Widerstandsmessung verwendeten
interdigitalen Elektrodenstruktur;
Fig. 3 eine Ansicht der Heizstruktur für den erfindungsgemä
ßen Gassensor.
Nach Fig. 1 besteht ein allgemein mit 1 bezeichneter Gassensor
aus einem Substrat 2, welches aus einem hinreichend temperatur
stabilen, elektrisch auch bei hohen Temperaturen nicht oder al
lenfalls wenig leitendem Material wie Aluminiumoxid, Al2O3, be
steht. Auf der Oberseite des Substrates 2 ist eine in Fig. 2
näher veranschaulichte Platin-Elektrodenstruktur 3 vorgesehen,
welche von einer sauerstoffempfindlichen Ceroxid-Schicht 4 be
deckt ist. Auf der Unterseite des Substrates 2 ist eine in Fig.
3 näher veranschaulichte Platin-Heizstruktur 5 vorgesehen,
welche unter einer Abdeckschicht 6 aus Ceroxid, CeO2, liegt.
Nach Fig. 2 ist die Platin-Elektrodenstruktur 3 aus zwei elek
trisch voneinander getrennten und beabstandeten Elektroden
strukturen 3a und 3b gebildet. Jede Elektrode weist ein An
schlußfeld 7a, 7b auf, an welche externe Leitungen anschließbar
sind. Die Anschlußfelder 7a, 7b sind über jeweilige, einander
parallele Verbindungsstege 8a, 8b mit einer Mehrzahl von Elek
trodenfingern 9a, 9b verbunden, welche sich von ihrem Verbin
dungssteg bis dicht an den gegenüberliegenden Verbindungssteg
erstrecken, ohne direkten elektrischen Kontakt zu diesem aufzu
weisen. Es sind eine Vielzahl von Elektrodenfingern vorgesehen,
wobei zwischen zwei mit dem ersten Verbindungssteg 8a verbunde
nen Elektrodenfingern 9a jeweils ein mit dem zweiten Verbin
dungssteg 8b verbundener Elektrodenfinger angeordnet ist und
umgekehrt. Die Abstände zwischen den Elektrodenfingern sind
vorzugsweise jeweils identisch. Auf diese Weise wird eine in
terdigitale Elektrodenstruktur erhalten.
Die beschriebene interdigitale Elektrodenstruktur 3 kann in
Dünnschichttechnik durch Sputtern, Strukturierung durch Litho
graphie und Ätzen usw., oder in Dickschichttechnik, beispiels
weise durch Siebdruck hergestellt werden. Anstelle von reinem
Platin können für die interdigitale Elektrodenstruktur auch Le
gierungen aus Platinmetallen wie Platin mit 30%igem Rhodium
anteil usw. verwendet werden, oder beliebige andere geeignete
Materialien, welche eine hinreichend hohe thermische Stabilität
besitzen.
Über der Elektrodenschicht 3 und in elektrischem Kontakt mit
dieser befindet sich die sauerstoffempfindliche Halbleiter
schicht 4 aus undotiertem Ceroxid, welches in herkömmlicher
Weise in Dünnschichttechnik, insbesondere durch Sputtern, Elek
tronenstrahlverdampfung oder Molekularstrahlverfahren aufge
bracht sein kann, oder in herkömmlicher Dickschichttechnik ge
bildet sein kann, wobei insbesondere Siebdruckverfahren und der
Sol-Gel- Prozeß zur Herstellung erwähnt seien, ohne die mögli
chen Herstellungsverfahren zu beschränken.
Nach Fig. 3 umfaßt das Platin-Heizelement 5 zwei Anschlußfel
der 5a, 5b, welche über eine Mehrzahl von dünnen, gegenüberlie
gend den Elektrodenfingern angeordneten Heizleitern 10a, 10b
verbunden sind. Die Heizleiter 10a, 10b können erforderlichen
falls zur Erzielung einer gewünschten, z. B. in etwa gleichmä
ßigen Erwärmung mäanderförmig oder in Schleifen über das
Substrat geführt sein, wie bei 10c angedeutet. Die Heizung ist
so auszulegen, daß die bei der zu erwartenden Heizspannung und
Energiezufuhr/abfuhr durch das Abgasgemisch die für den Sauer
stoffnachweis herangezogenen Teile der Ceroxid-Schicht eine
Temperatur von zumindest 950°C und vorzugsweise zumindest
1000°C erreichen.
Das Heizelement kann wie die interdigitale Elektrodenstruktur
gebildet sein oder nach Wahl auch anders oder mit anderen Mate
rialien aufgebaut sein.
Die sauerstoffempfindliche Ceroxid-Schicht ist nach dem Auf
bringen durch Tempern bei 1200°C für fünf Stunden vorgealtert.
So ist die thermische Stabilität der Ceroxid-Schicht bzw.
-Schichten bei der erfindungsgemäßen Betriebstemperatur garan
tiert und zugleich für eine dendritische Struktur der Ceroxid-
Schicht mit hoher effektiver Oberfläche bei Kristallitgrößen
von 200 bis 300 Nanometern gesorgt, wie bei Bezugszahl 11 unter
extremer Überhöhung von Oberflächenrauhigkeiten angedeutet.
Die über der Platin-Heizungsstruktur befindliche Ceroxid-
Schicht 6 kann erforderlichenfalls nach dem Tempern der sauer
stoffempfindlichen Ceroxid-Schicht 4 aufgebracht werden. Da die
Ceroxid-Abdeckschicht 6 lediglich das Abdampfen der Heizelek
trode bei hohen Betriebstemperaturen, insbesondere durch die
Entstehung flüchtiger Platinoxide oberhalb von 950°C verhin
dern soll, ist die bevorzugte große effektive Oberfläche hier
nämlich nicht erforderlich. Einleuchtenderweise wäre es aber
auch möglich, zunächst beide Ceroxid-Schichten 4 und 6 auf zu
tragen und dann gemeinsam zu tempern, falls dies aus prozeß
technischen Gründen vorteilhaft ist. Im übrigen kann die Ab
deckschicht 6 über der Heizelektrode 5 auch aus einem anderen,
hinreichend temperaturbeständigen Material wie Aluminiumoxid,
Al2O3, hergestellt werden, ohne die Funktionalität des Heizele
mentes bzw. des Gassensors zu beeinträchtigen.
Im Betrieb des Gassensors wird zunächst eine Verbindung der An
schlußflächen 3a, 3b der Elektrodenstruktur des Gassensors mit
einer Gleich- oder Wechselstrom-Widerstandsmeßeinrichtung bzw.
einer Leitfähigkeitsmeßeinrichtung vorgesehen und die Heizele
mente an den hierfür vorgesehenen Anschlüssen 5a, 5b mit einer
geeigneten Spannungsquelle, vorzugsweise einer Gleichspannungs
quelle verbunden.
Dann wird ein elektrischer Strom durch das Heizelement 5 vorge
sehen, der ausreichend ist, um die Ceroxid-Schicht 4 auf eine
Temperatur oberhalb von 950°C und bevorzugt zumindest 1000°C
zu erwärmen. Falls gewünscht, kann auch eine höhere Temperatur
als 1000°C gewählt werden, was insbesondere deshalb möglich
ist, da die Struktur des Ceroxids (Fluorit-Struktur) bis minde
stens 1500°C stabil ist.
Nachdem der Sensor bzw. die sauerstoffempfindliche Ceroxid-
Schicht auf die hohe Betriebstemperatur erwärmt worden ist,
kann erforderlichenfalls der Sensor zunächst vor Beginn des
Verbrennungsprozesses kalibriert werden. Erforderlichenfalls
kann dazu etwa der Brenner vor dem Start mit Luft durchspült
werden, um so Restgase von einem früheren Verbrennungsvorgang
aus den Abgasleitungen und der Nähe des Gassensors zu entfer
nen.
Es wird dann der Verbrennungsprozeß in Gang gesetzt, worauf die
Verbrennungsabgase am Gassensor vorbei streichen. Auf etwaige
Feuchteschwankungen, etwa durch allmähliche Erwärmung der Ab
gasleitungen mit einhergehender Verdampfung von darauf vorhan
denem Kondenswasser, spricht der erfindungsgemäße Gassensor
nicht an, da die hohe Betriebstemperatur von 1000°C oder dar
über die Adsorption von Wassermolekülen an der Oberfläche ver
hindert. Reduzierende Gase, insbesondere Kohlenmonoxid, Wasser
stoff und Kohlenwasserstoffe verursachen bei der gewählten Be
triebstemperatur ebenfalls keine Querempfindlichkeit mehr. Dies
wird auf die bei hohen Temperaturen besonders starke katalyti
sche Aktivität von Ceroxid zurückgeführt; bei hoher effektiver
Oberfläche der Schichten, wie sie durch die Voralterung beim
Tempern und die damit einhergehende Ausbildung der denditri
schen Struktur mit Mikrokristalliten der Größe von 200 bis 300
Nanometern verursacht wird, sind keine praktisch signifikanten
Querempfindlichkeiten mehr zu beobachten.
Zugleich ist der erfindungsgemäße Gassensor bei der gewählten
hohen Betriebstemperatur sehr empfindlich auf Sauerstoff, d. h.
es tritt eine gut meßbare Änderung elektrischer Parameter bei
Änderung der Sauerstoffkonzentration auf. Hierfür wird folgen
der Mechanismus vermutet.
Bei Vorhandensein von Sauerstoff im Abgasstrom wird dieser an
die hohe effektive Oberfläche absorbiert, und dissoziiert in
Atome. Diese rekombinieren mit Sauerstoffleerstellen. So nimmt
die Dichte an Sauerstoffleerstellen an der Oberfläche zunächst
ab. Wegen des Bestrebens der im Ceroxid vorhandenen Sauer
stoffleerstellen, eine gleichmäßige Verteilung im Halbleiter
einzunehmen, führt dies zu einer Diffusion von Sauerstoffleer
stellen vom Volumeninneren an die Oberfläche der Ceroxid-
Schicht, sofern dort Sauerstoff absorbiert ist.
Der Sauerstoff ist im Ceroxid-Kristallgitter zumindest partiell
ionisiert. Werden Sauerstoffleerstellen durch Sauerstoffatome
aufgefüllt, die an der Oberfläche zunächst adsorbiert werden
und dort mit Leerstellen rekombinieren, werden daher Elektronen
aus dem Leitungsband eingefangen, was die Leitfähigkeit senkt.
Bei (Rück-)Bildung von Leerstellen werden Elektronen, mit wel
chen Sauerstoff sonst im Gitter gebunden ist, hingegen durch
thermische Aktivierung ins Leitungsband angehoben. Im Tempera
turbereich von 600°C bis 1100°C und bei einem Sauerstoff-
Partialdruck von 10-20 bar bis 1 bar sind die Sauerstoffleer
stellen dabei überwiegend zweifach ionisiert, d. h., daß beide
einer Sauerstoffleerstelle zugeordnete Elektronen ins Leitungs
band gelangen. Die Sauerstoffkennlinie ist daher im genannten
Bereich eindeutig.
So verändert die Sauerstoff-Leerstellen-Rekombination die elek
tronischen Eigenschaften des Ceroxids auf eindeutige Weise. Die
Anlagerung von Sauerstoff an der Oberfläche bedingt also eine
Veränderung der elektronischen Eigenschaften der Ceroxid-
Halbleiterschicht, die durch eine Messung des Widerstandes zwi
schen den beiden nur über die Ceroxid-Schicht in elektrischer
Verbindung miteinander stehenden Platin-Elektroden 3a, 3b er
faßt werden kann und für die Sauerstoffkonzentration repräsen
tativ ist.
Da die Sauerstoffleerstellen im Ceroxid bei den hohen Tempera
turen sehr schnell wandern können, ergibt sich ein hoher Diffu
sionskoeffizient, so daß die oben beschriebenen Vorgänge bei
Änderungen des Sauerstofpartial-Druckes im Abgasstrom schnell
ablaufen; dies führt zu guten Ansprechzeiten. So wurde bei ei
ner Dünnschichtprobe bei 1000°C eine Sprungzeit t90 von 30
Millisekunden erreicht. (Die Sprungzeit t90 ist jene Zeit, wel
che ein Signalhub für die Änderung von 10% des Hubs auf 90%
des Hubs benötigt).
Die Widerstands- bzw. Leitfähigkeitsänderung in Abhängigkeit
von der Sauerstoffkonzentration des Abgasstromes bzw. in Abhän
gigkeit von dem Sauerstoff-Mischungsverhältnis ist wegen der
geringen thermischen Aktivierungsenergie von Ceroxid von 1,6 eV
für hochfrequenz-gesputterte Dünnschichten nur in geringem Maße
auf Temperaturschwankungen empfindlich. Dies stellt geringe An
forderungen an die Heizungsstromversorgung.
Trotz der hohen Temperatur ist die erfindungsgemäße Anordnung
stabil und insbesondere in hohem Maße beständig gegen sowohl
korrosive als auch reduzierende Gase wie Chlor, Cl2, Schwefel
dioxid, SO2, Stickstoffmonoxid, NO, Kohlenmonoxid, CO, oder
Wasserstoff.
In Laborexperimenten wurde unter Verwendung einer Ceroxid-Probe
mit hoher effektiver Oberfläche festgestellt, daß die Queremp
findlichkeit auf verschiedene Fremdgase wie Propan, Stickstoff
monoxid, Kohlenmonoxid, Metan, Kohlendioxid, Wasserstoff, Ammo
niak und Wasserdampf für alle genannten Gase bei einer Tempera
tur von 1000°C praktisch vernachlässigbar ist. Es hat sich je
doch erwiesen, daß unterhalb von etwa 1000°C Querempfindlich
keiten auftreten können noch, die deutlich unter 1000°C auch
durchaus beachtlich sein können, wobei ein und dasselbe
Fremdgas bei unterschiedlichen Temperaturen, z. B. 600 oder
800°C, sowohl eine Widerstandserhöhung als auch, bei der ande
ren Temperatur, eine Widerstandserniedrigung erzeugen kann.
Während also bei zu geringen Temperaturen eine wechselnde und
große Querempfindlichkeit vorhanden ist, erwies sich bei Ein
satztemperaturen von über 1000°C eine selektive Sauerstoffde
tektion als problemfrei mit Proben möglich, die eine hohe ef
fektive Oberfläche aufweisen. Der Vorteil hoher effektiver
Oberflächen wird darauf zurückgeführt, daß bei effektiver Ober
fläche auch die katalytische Aktivität von Ceroxid größer ist.
Es wird einzuschätzen sein, daß der erfindungsgemäße selektive
Sauerstoffsensor insbesondere auch einsetzbar ist in Verbindung
mit einem Querschnittssensor, der sowohl auf im Abgas enthalte
nen Sauerstoff wie auch auf noch vorhandene Kohlenwasserstoffe
als Verbrennungsrückstand anspricht. Mit einem derartigen Sen
sor kann die Katalysatorfunktionalität überprüft werden, und es
können besonders geeignete Lambda-Sonden gebaut werden, die im
Automobilbereich einsetzbar sind.
Während beschrieben wurde, daß die hohe effektive Oberfläche
beispielsweise durch Tempern unter Ausbildung einer dendritri
schen Struktur mit einer Kristallitgröße von 200 bis 300 Nano
metern erzielt werden kann, versteht sich, daß eine hohe effek
tive Oberfläche auch auf andere Weise erreicht werden kann, et
wa durch Ätzen einer Mikrostruktur auf der Oberfläche oder der
gleichen.
1
Gassensor
2
Substrat
3
interdigitale Meß-Elektrodenstruktur
4
sauerstoffempfindliche Ceroxid-Schicht
5
Heizungsstruktur
5
a, b Anschlußfelder hierfür
6
Abdeckschicht für Heizungsstruktur
7
a, b Anschlußfelder für interdigitale Meß-Elektrodenstruktur
8
Verbindungssteg
9
Elektrodenfinger
10
Heizleiter
11
Oberflächenrauhigkeit
Claims (14)
1. Gassensor mit Ceroxid als auf Sauerstoff in Gasgemischen
ansprechendem Halbleitermaterial,
gekennzeichnet durch
die Auslegung des Gassensors für eine Betriebstemperatur
von über 950° und insbesondere über 1000°C Celsius.
2. Gassensor nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das
Ceroxid-Halbleitermaterial eine zumindest im wesentlichen
durchgehend konstante, vorzugsweise verschwindende Konzen
tration an Dotierungsstoffen aufweist.
3. Gassensor nach Anspruch 1 oder Anspruch 2, worin das Cer
oxid-Halbleitermaterial als Dünn- oder Dickschicht aufge
bracht ist.
4. Gassensor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, mit ei
ner Trägerschicht und nach dem Aufbringen auf dieser bei
einer Temperatur oberhalb der Betriebstemperatur zur
Voralterung getempertem Ceroxid-Halbleitermaterial.
5. Gassensor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin
zumindest das zum Sauerstoffnachweis vorgesehene Ceroxid-
Halbleitermaterial eine dentritische Struktur mit einer
Kristallit-Größe von 200 bis 300 nm aufweist.
6. Gassensor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin
ein Heizelement zum Aufheizen des sauerstoffempfindlichen
Ceroxid-Halbleitermaterials auf die Betriebstemperatur
vorgesehen ist.
7. Gassensor nach Anspruch 6, worin das Heizelement mittels
einer Struktur aus Platin oder einer Platinlegierung ge
bildet ist.
8. Gassensor nach Anspruch 6 oder Anspruch 7, worin das Hei
zelement mit einer hoch temperaturresistenten Abdeck
schicht versehen ist.
9. Gassensor nach Anspruch 8, worin die Deckschicht aus Alu
miniumoxid oder Ceroxid besteht.
10. Gassensor nach einem der vorhergehenden Ansprüche, worin
die sauerstoffempfindliche Ceroxid-Schicht Anschlüsse für
eine Widerstandsmessung aufweist.
11. Verfahren zur zumindest im wesentlichen querempfindlich
keitsfreien Messung von Sauerstoff in Gasgemischen, da
durch gekennzeichnet, daß eine halbleitende Ceroxid-
Schicht auf eine Temperatur von zumindest 950° Celsius er
wärmt wird, die erwärmte Ceroxid-Schicht in Kontakt mit
dem Gasgemisch gebracht wird, eine Widerstandsänderung der
Ceroxid-Schicht erfaßt wird und aus dem einen Widerstand
sänderungswert ein für den Sauerstoffgehalt des Gasgemi
sches repräsentatives Signal hergeleitet wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, worin die halbleitende Cer
oxid-Schicht auf eine Temperatur von etwa 1000° Celsius
erwärmt wird.
13. Verfahren nach Anspruch 11 oder Anspruch 12, worin die
sauerstoffempfindliche, undotierte Ceroxid-Schicht vor dem
Erwärmen auf die Nachweis-Betriebstemperatur wenigstens
einmal durch Tempern auf 1200°C für fünf Stunden vorgeal
tert wird.
14. Verfahren nach einem der Ansprüche 11 bis 13, worin die
halbleitende Ceroxid-Schicht elektrisch auf die Nachweis-
Betriebstemperatur erwärmt wird.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997156894 DE19756894A1 (de) | 1997-12-19 | 1997-12-19 | Gassensor und Verfahren zur Messung von Sauerstoff in Gasgemischen |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997156894 DE19756894A1 (de) | 1997-12-19 | 1997-12-19 | Gassensor und Verfahren zur Messung von Sauerstoff in Gasgemischen |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
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Cited By (3)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
DE102004034192A1 (de) * | 2004-07-14 | 2006-02-09 | Heraeus Sensor Technology Gmbh | Hochtemperaturstabiler Sensor |
EP1855105A1 (de) * | 2006-05-12 | 2007-11-14 | Yamaha Hatsudoki Kabushiki Kaisha | Gassensor, und Verbrennungsmotor und Transportvorrichtung diesen enthaltend |
WO2008070560A2 (en) * | 2006-12-04 | 2008-06-12 | Honeywell International Inc. | Nanocrystalline doped ce02 nox-sensor for high temperature applications |
-
1997
- 1997-12-19 DE DE1997156894 patent/DE19756894A1/de not_active Withdrawn
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WO2008070560A3 (en) * | 2006-12-04 | 2008-07-31 | Honeywell Int Inc | Nanocrystalline doped ce02 nox-sensor for high temperature applications |
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